Schwarze Madonna

das Bild der Gottesmutter Maria, deren Gesicht schwarz ist

Als Schwarze Madonna wird in der religiösen Kunst und Marienverehrung das Bild oder die Statue einer Madonna bezeichnet, deren Gesicht schwarz ist. Dies kann entweder auf eine schwarze Bemalung oder auf die Verwendung von schwarzem Holz oder Stein zurückgeführt werden. Schwarze Madonnen wurden und werden von großen Teilen der Gläubigen als besonders wundertätig verehrt.

Schwarze Madonna von Częstochowa (15. Jh.)
Jungfrau von Candelaria (Teneriffa)

In Brasilien wird die Schwärze mit der dunklen Hautfarbe einheimischer Bevölkerung in Verbindung gebracht und als Mariendarstellung einer schwarzen Bevölkerung interpretiert.

Geschichte

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Ursprung

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Die früher häufiger vertretene Meinung, die dunkle Farbe sei auf nachträgliche Einflüsse wie das hohe Alter des Holzes oder aber auf die Verrußung durch das Anzünden von Kerzen vor dem Andachtsbild zurückzuführen, ist nach derzeitigem Kenntnisstand falsch. Eine selektive Schwärzung, die sich nur auf Gesicht und Hände auswirkt, nicht aber zum Beispiel auf die Kleidung, erscheint wenig plausibel, allenfalls wäre es denkbar, dass die übrigen Teile eines Bildes bzw. einer Skulptur später übermalt und damit wieder hell wurden. In Einzelfällen ist z. B. überliefert, dass die Schwärzung von Silbermontierungen bzw. -fassungen durch Oxidation den Namen „schwarzes Bildchen“ gaben,[1] eine allgemeingültige Erklärung ist dies aber nicht, da es ebenfalls nur Teile eines Marienbildes betraf.

Die biblische Begründung für die schwarze Farbe wurde dem Hohenlied entnommen: „Ich bin dunkel, aber schön“ (Hld 1,5 EU). Die entsprechende Stelle in der Vulgata lautet: „Nigra sum sed formosa“. Dieses Zitat findet sich auch als Inschrift auf einigen Schwarzen Madonnen, wobei es meist nicht klar ist, ob die Inschrift nicht später hinzugefügt wurde. In der griechischen Septuaginta lautet die Stelle: „,melaina eimi ego kai kale“, was mit „Ich bin schwarz und schön“ übersetzt werden kann. Dem Wechsel der Konjunktion von und zu aber galten einige gelehrte Diskussionen. Im hebräischen Text ist die Konjunktion einfach we, aber sowohl kai als auch we können mit „und“ oder auch mit „aber, dennoch“ übersetzt werden. In der christlichen Exegese wurde die Stelle auf die Seele als die Braut Gottes, mithin Maria, bezogen.[2]

Im 20. Jahrhundert wurde versucht, die schwarze Farbe auf die antiken schwarzen Göttinnen als mögliche Vorläuferinnen der Schwarzen Madonna zurückzuführen. Erwiesen ist, dass der Typus der Schwarzen Göttin vielen antiken Kulten zugrunde lag. Seit Jahrtausenden wurden Fruchtbarkeits-, Mutter- und Erdgöttinnen verehrt, die in manchen Fällen schwarz waren (siehe Alma mater, Große Mutter). Im Dreieck Anatolien – Ägypten – Mesopotamien war der Kult der Göttinnen Kybele, Astarte, Isis und Ischtar verbreitet. Von da aus setzte sich die Tradition einerseits in westlicher Richtung fort mit Artemis, Demeter und Ceres, andererseits in östlicher Richtung mit der schwarzen Göttin Kali. Möglicherweise waren auch die in der germanischen und keltischen Welt verehrten Göttinnen Freya und Ana – letztere wird besonders in der Bretagne mit der heiligen Anna in Verbindung gebracht – Vorbilder der Schwarzen Madonnen. Die Forschung betrachtet die christlichen Schwarzen Madonnen wie den Marienkult überhaupt somit letztlich nicht als eigenständige, unabhängige Erscheinung, sondern als in dieser allgemeinen, jahrtausendealten Tradition stehend.

Die gesichert ältesten Darstellungen von Schwarzen Madonnen sind Skulpturen vor allem aus Holz, selten aus Stein, und stammen aus der romanischen Kunstepoche. Sie traten fast schlagartig in großer Zahl an vielen Orten auf. Als Gründe für dieses Phänomen gibt es noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Eine weit verbreitete Hypothese lautet, dass die ersten Schwarzen Madonnen in größerer Zahl möglicherweise im Rahmen der Kreuzzüge aus dem Nahen Osten nach Europa, genauer Frankreich, gebracht worden waren. Eine wichtige Rolle soll dabei der Templerorden gespielt haben. Alle diese Schwarzen Madonnen sind vor dem 13. Jahrhundert entstanden.

 
Schwarze Madonna in der Maria Einsiedelner Kapelle in Rastatt – spätgotischer „Ersatz“ für ein durch Feuer zerstörtes romanisches Gnadenbild (2005)

Sämtliche Schwarzen Madonnen der Romanik besitzen ähnliche Merkmale. Sie sind ca. 70 cm hoch, werden aufrecht sitzend, mit einem aus großen Augen starr in die Ferne gerichteten Blick dargestellt. Ihre Hände bzw. Finger sind oft übermäßig lang. Sie halten ein nach vorne blickendes Kind auf dem Knie. Das Kind vollzieht die Geste des Segnens, oder es hält in einer Hand eine Kugel, bei der es sich um die Weltkugel oder einen Apfel handeln kann. Das Gesicht ist nicht das eines kleinen Kindes, sondern eines erwachsenen Mannes. Die Statuen muten fremdartig an und üben auf viele Betrachter eine große Faszination aus.

Die späteren Schwarzen Madonnen, z. B. diejenigen des Barocks, werden vorwiegend stehend dargestellt, in unterschiedlichen Größen. Von den alten Schwarzen Madonnen wurden viele in den Hugenottenkriegen und während der Französischen Revolution zerstört, so dass heute oft nur noch mehr oder weniger gute Kopien zu sehen sind.

Gegenwart

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Die Schwarzen Madonnen sind gehäuft in Frankreich zu finden, mit Schwerpunkten in Zentralfrankreich (v. a. Auvergne) und in der Provence, mit Ausstrahlungen bis zu den Pyrenäen. Die Schwarzen Madonnen Frankreichs sind die bisher am besten erforschten, so dass die wesentliche Grundlagenliteratur in Frankreich auf Französisch publiziert worden ist (siehe Literatur). Bisher noch kaum erforscht sind die Schwarzen Madonnen Italiens.

Das Phänomen der Schwarzen Madonnen ist nach wie vor nicht vollständig erforscht. Dies und die Faszination, die sie auf viele heutige Betrachter ausstrahlen, macht die Schwarzen Madonnen auch zu einem attraktiven Thema für Grenzwissenschaften und Esoterik.

Eine der am weitesten verbreiteten Darstellungen einer Schwarzen Madonna ist die von Loreto. Sie wurde in zahlreichen sogenannten Loretokapellen nachgeahmt.

Sonstiges

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Siehe auch

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Dokumentarfilm

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  • Wallfahrt zur Schwarzen Madonna. 30 Min. Drehbuch und Regie: Margrit Rosa Schmid. Schweiz 1993.[3]

Literatur

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  • Jean-Pierre Bayard: Déesses mères et vierges noires. Répertoire des Vierges noires par département. Éditions du Rocher, Monaco 2001, ISBN 2-268-04048-8.
  • Ean Begg: Die unheilige Jungfrau. Das Rätsel der Schwarzen Madonna. Ed. Tramontane, Bad Münstereifel 1989, ISBN 3-925828-10-9.
  • Roland Bermann: Réalités et mystères des vierges noires. 2e éd. rev. et augmentée. Éditions Dervy, Paris 2000, ISBN 2-84454-066-X.
  • Jacques Bonvin: Vierges noires. La réponse vient de la terre. Dervy, Paris 2000, ISBN 2-84454-057-0.
  • Sophie Cassagnes-Brouquet: Vierges noires. Éditions du Rouergue, Rodez 2000, ISBN 2-84156-223-9.
  • Daniel Castille: Le mystère des vierges noires. Virgini pariturae (Démons et merveilles). JMG, Agnières 2000, ISBN 2-912507-35-9.
  • Sigrid Früh, Kurt Derungs (Hrsg.): Schwarze Madonna im Märchen. Mythen und Märchen von der Schwarzen Frau (Librino). ed. amalia, Bern 1998, ISBN 3-905581-07-8.
  • Sigrid Früh, Kurt Derungs (Hrsg.): Die Schwarze Frau. Kraft und Mythos der schwarzen Madonna (= Unionsverlag-Taschenbuch 265). Unionsverlag, Zürich 2003, ISBN 3-293-20265-9.
  • Jacques Huynen: L’énigme des vierges noires. 2e éd. Éditions Garnier, Chartres 1994, ISBN 2-908974-01-0.
  • Ursula Kroell: Das Geheimnis der Schwarzen Madonnen. Entdeckungsreisen zu Orten der Kraft. Mit Fotos von Roland Kroell. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-7831-1660-0.
  • Wojciech Kurpik: Częstochowska Hodegetria. Wydawnictwo Konserwatorów Dzieł Sztuki u. a., Łódź-Pelplin 2008, ISBN 978-83-7380-610-8.
  • Raymond W. LeMieux: The black madonnas of France. Carlton Press, New York NY 1991, ISBN 0-8062-4037-7.
  • Małgorzata Oleszkiewicz-Peralba: The Black Madonna in Latin America and Europe. Tradition and Transformation. University of New Mexico Press, Albuquerque NM 2007, ISBN 978-0-8263-4102-0.
  • Brigitte Romankiewicz: Die schwarze Madonna. Hintergründe einer Symbolgestalt. Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-72483-X.
  • Émile Saillens: Nos vierges noires. Leurs origines (= Connaissance de l’homme 1). Les éditions universelles, Paris 1945.
  • Margrit Rosa Schmid: Schwarz bin ich und schön. Das Geheimnis der schwarzen Madonna (= SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk SJW-Nr. 2180). Schweizerisches Jugendschriftenwerk, Zürich 2002, ISBN 3-7269-0512-X.
  • Franz Siepe: Fragen der Marienverehrung. Anfänge, Frühmittelalter, Schwarze Madonnen. Mantis, Gräfelfing 2002, ISBN 3-928852-22-1.
  • Thierry Wirth: Les Vierges noires. Symboles et Réalités (Spiritualités). Éditions Oxus, Escalquens u. a. 2009, ISBN 978-2-84898-119-2.
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Commons: Schwarze Madonnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; Bd. 12, 1). Schwann, Düsseldorf 1927, S. 204.
  2. Andreas Mielke: Nigra sum et formosa: Afrikanerinnen in der deutschen Literatur des Mittelalters. Texte und Kommentare zum Bild des Afrikaners in der literarischen Imagologie. helfant edition, Stuttgart 1992, ISBN 3-929030-11-X.
  3. Wallfahrt zur Schwarzen Madonna. In: MargritRosaSchmid.ch. Abgerufen am 10. Juni 2023.