Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik

Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 1908

Bei den IV. Olympischen Spielen 1908 in London fanden 26 Wettkämpfe in der Leichtathletik statt. Austragungsort war das White City Stadium, der Marathonlauf wurde am Windsor Castle gestartet.

Leichtathletik bei den
Olympischen Spielen 1908
Information
Austragungsort White City Stadium
Wettkampfstätte Vereinigtes Konigreich 1801 London
Athleten 431
Datum 13. bis 25. Juli 1908
Entscheidungen 26
St. Louis 1904
Programmheft der Olympischen Spiele 1908
Olympische Spiele 1908
Medaillenspiegel Leichtathletik
Platz Mannschaft Goldmedaillen Silbermedaillen Bronzemedaillen Total
1 Vereinigte Staaten 46 USA 16 10 8 34
2 Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 7 7 3 17
3 Schweden Schweden 2 3 5
4 Kanada 1868 Kanada 1 1 4 6
5 Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika 1 1 2
6 Königreich Griechenland Griechenland 3 3
7 Norwegen Norwegen 1 2 3
8 Deutsches Reich Deutschland 1 1 2
Dritte Französische Republik Frankreich 1 1 2
Ungarn 1867 Ungarn 1 1 2
11 Italien 1861 Königreich Italien 1 1
12 Australasien Australasien 1 1
Finnland Großfurstentum 1883 Finnland 1 1

Besonderheiten bei der Medaillenvergabe

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Im Stabhochsprung wurden zwei Gold-, keine Silber- und drei Bronzemedaillen vergeben, im 400-Meter-Lauf alleine eine Goldmedaille und kein weiteres Edelmetall. Im Hochsprung gab es drei Silber-, im Standhochsprung zwei Silbermedaillen und jeweils keine Bronzemedaille. Insgesamt wurden 79 Medaillen vergeben, 27-mal Gold, 27-mal Silber und 25-mal Bronze.

Teilnehmer

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In den meisten Wettkämpfen konnte jede Nation bis zu zwölf Teilnehmer anmelden. In der Staffel und beim 3-Meilen-Mannschaftsrennen wurde pro Land jeweils eine Mannschaft zugelassen, beim Staffellauf waren bis zu vier Ersatzläufer gestattet. Im Teamrennen über die Langstrecke gingen je fünf Athleten pro Nation an den Start, wobei nur die ersten drei gewertet wurden.

Zugelassen waren wie schon bei den drei Spielen zuvor nur Männer. Frauen konnten erst ab 1928 teilnehmen.

Wettbewerbe

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Im Wettkampfangebot gab es wieder eine Reihe von Änderungen.

Die Wettkämpfe standen ausschließlich Amateuren offen und wurden gemäß den Bestimmungen der Amateur Athletic Association, dem damaligen britischen Leichtathletikverband, durchgeführt. Zu diesen Bestimmungen gehörte das Verbot, einen anderen Läufer zu behindern – eine Regel, die beim 400-Meter-Lauf eine wichtige Rolle spielen sollte.

Sportliche Erfolge

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Die Nationenwertung nahm nach dem völlig einseitigen Ausgang bei den Olympischen Spielen 1904 wieder ein schon etwas gewohntes Bild an. Mit sechzehn Goldmedaillen lag die USA sehr deutlich vorn. Aber immerhin konnten die Briten sieben Olympiasiege erringen. Goldmedaillen gab es darüber hinaus nur noch für Schweden (2), Kanada (1) und Südafrika (1).

  • Erfolgreichster Teilnehmer war der US-Amerikaner Mel Sheppard. Er gewann beide Mittelstrecken und war Schlussläufer der siegreichen olympischen Staffel.
  • Vier zweifache Olympiasieger gab es in London:
  • Mit Raymond Ewry beendete ein herausragender Sportler seine olympische Karriere als Spezialist für alle Standsprungwettbewerbe. Er gewann hier in London seine insgesamt siebte und achte Goldmedaille, die er bei drei Olympischen Spielen seit 1900 errungen hatte. Er entschied sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich. In seiner Jugend war er von Kinderlähmung betroffen, war auf einen Rollstuhl angewiesen und hatte zur Überwindung dieser Erkrankung seine Beinmuskulatur trainiert, was schließlich mit zu seinen großen Erfolgen beitrug.
  • Der US-Amerikaner John Flanagan errang seine dritte Hammerwurfgoldmedaille hintereinander und hatte damit sämtliche olympische Hammerwurfkonkurrenzen gewonnen, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Resultate

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Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Reggie Walker Vereinigtes Konigreich 1801  RSA 010,8 ORe000000
2 James Rector Vereinigte Staaten 46  USA 10,8 (geschätzt)
3 Robert Kerr Kanada 1868  CAN 11,0 (geschätzt)
4 Nate Cartmell Vereinigte Staaten 46  USA 11,2 (geschätzt)

Datum: 20. bis 22. Juli

Am Start waren sechzig Läufer aus sechzehn Ländern. In siebzehn Vorläufen wurden die Teilnehmer der Zwischenläufe ermittelt. Dabei schied unter anderem der schwedische Weltrekordhalter Knut Lindberg aus. Die jeweiligen Sieger der vier Zwischenläufe qualifizierten sich für das Finale.
Dort legte der Südafrikaner Reggie Walker einen Blitzstart hin. Der US-Amerikaner James Rector konnte bei Hälfte der Distanz zu ihm aufschließen und es schien, als könne er Walker überholen. Doch Walker konterte diesen Angriff, zog davon und gewann mit einer Zehntelsekunde Vorsprung – Walkers eigentliche Zeit betrug 10,7 s, wurde nach den damaligen Bestimmungen jedoch offiziell auf 10,8 s aufgerundet. Eine ähnlich knappe Entscheidung gab es beim Kampf um die Bronzemedaille, den der Kanadier Robert Kerr mit wenigen Zentimetern Vorsprung vor dem US-Amerikaner Nate Cartmell für sich entschied.

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Kerr Kanada 1868  CAN 22,6
2 Robert Cloughen Vereinigte Staaten 46  USA 22,6
3 Nate Cartmell Vereinigte Staaten 46  USA 22,7
4 George Hawkins Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 22,8

Datum: 21. bis 23. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 43 Läufer aus fünfzehn Ländern teil. Vorgesehen waren fünfzehn Vorläufe, in zweien davon gab es jeweils nur einen einzigen Läufer, da die anderen ihre Anmeldung zurückgezogen hatten. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, deren Gewinner sich für das Finale qualifizierten.
Der Kanadier Robert Kerr konnte nach einem schnellen Kurvenlauf seinen knappen Vorsprung bis ins Ziel retten und gewann überraschend die Goldmedaille. Der US-Amerikaner Cloughen hatte sich mit einem Hechtsprung über die Ziellinie geworfen, verfehlte den Sieg jedoch um wenige Zentimeter.

 
Olympiasieger im Alleingang: Wyndham Halswelle
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Wyndham Halswelle Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 50,0
DSQ John Carpenter Vereinigte Staaten 46  USA Behinderung seines Kontrahenten
DNS William Robbins Vereinigte Staaten 46  USA
John Taylor Vereinigte Staaten 46  USA

Datum: 20. bis 23. und 25. Juli

Es traten 36 Läufer aus elf Ländern zu diesem Wettbewerb an. Vorgesehen waren sechzehn Vorläufe; in einem von ihnen war überhaupt kein Läufer erschienen und in einem zweiten war nur ein Athlet am Start. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, bei denen jeweils der Schnellste sich für das Finale qualifizierte.

Das Finale des 400-Meter-Laufs am 23. Juli gehört zu den umstrittensten Ereignissen der olympischen Geschichte. Eingangs der Zielgerade führte der US-Amerikaner William Robbins, wurde aber von seinem Landsmann John Carpenter und vom Briten Wyndham Halswelle überholt. Carpenter drängte Halswelle nun heftig nach außen und kam als Erster ins Ziel. Nach amerikanischen Regeln war dies erlaubt, doch die maßgeblichen britischen Regeln sahen ein striktes Behinderungsverbot vor. Nach heftigen Diskussionen und einer Verhandlung am Abend wurde Carpenter disqualifiziert.

Das Finale wurde zwei Tage später neu angesetzt, diesmal war die Strecke mit vier einzelnen Bahnen markiert. Doch die beiden US-Amerikaner William Robbins und John Taylor solidarisierten sich mit ihrem disqualifizierten Landsmann Carpenter und verzichteten auf den Start, um gegen den Entscheid der Jury zu protestieren. Somit war Halswelle der einzige Teilnehmer, lief in lockeren 50,0 s ins Ziel und erhielt die Goldmedaille. Die Silber- und Bronzemedaille wurde nicht vergeben.

Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Mel Sheppard Vereinigte Staaten 46  USA 1:52,8 WR
2 Emilio Lunghi Italien 1861  ITA 1:54,2000
3 Hanns Braun Deutsches Reich  GER 1:55,2000
4 Ödön Bodor Ungarn 1867  HUN 1:55,4000
5 Theodore Just Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:56,4000
6 John Halstead Vereinigte Staaten 46  USA k. A.000
Clarke Beard Vereinigte Staaten 46  USA DNF000
Ivo Fairbairn-Crawford Vereinigtes Konigreich 1801  GBR

Datum: 20. und 21. Juli

Für diesen Wettbewerb hatten sich 38 oder 39 Läufer aus elf Ländern gemeldet. Es gab acht Vorläufe, deren Sieger sich direkt für das Finale qualifizierten. Die US-amerikanische Delegation hatte erfolgreich dagegen protestiert, dass ihre stärksten Läufer – Mel Sheppard und John Halstead – bereits im Vorlauf aufeinander trafen.
Im Finale führte zunächst der Brite Ivo Fairbairn-Crawford; er hatte sich dabei aber so verausgabt, dass er das Rennen am Ende der ersten Runde aufgeben musste. Sheppard ging an die Spitze, schüttelte seine Verfolger ab und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Er gewann die Goldmedaille und unterbot James Lightbodys olympischen Rekord um 3,2 Sekunden. Gleichzeitig war dies ein neuer Weltrekord. Im Kampf um Platz drei fing Hanns Braun den stark abbauenden Theodore Just ab und wehrte den Schlussangriff durch Ödön Bodor ab.

 
Finaleinlauf mit Melvin Sheppard an der Spitze als Olympiasieger
Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Mel Sheppard Vereinigte Staaten 46  USA 4:03,4 ORe
2 Harold Wilson Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 4:03,60000
3 Norman Hallows Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 4:04,00000
4 John Tait Kanada 1868  CAN 4:06,80000
5 Ivo Fairbairn-Crawford Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 4:07,60000
6 Joe Deakin Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 4:07,90000
DNF James Sullivan Vereinigte Staaten 46  USA
Ernest Loney Vereinigtes Konigreich 1801  GBR

Datum: 13. und 14. Juli

44 Läufer aus fünfzehn Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. In den Vorläufen qualifizierten sich jeweils die Sieger für das Finale. Diese Regelung hatte zur Folge, dass der Italiener Emilio Lunghi mit 4:03,8 min ausschied. Seine Zeit hätte im Finale für eine Medaille gereicht, doch Lunghi war in seinem Halbfinale lediglich Zweiter hinter Norman Hallows gewesen. Für seine Leistung erhielt Lunghi immerhin ein Ehrendiplom und gewann eine Woche später über 800 Meter die Silbermedaille.
Auf den ersten fünfhundert Metern des Finallaufs führte Ivo Fairbairn-Crawford, der jedoch zurückfiel. Eine Dreiergruppe, bestehend aus Harold Wilson, Norman Hallows und Mel Sheppard, übernahm die Spitze. Bis wenige Meter vor dem Ziel führte Weltrekordler Wilson, bevor ihn Sheppard mit seinem Schlussspurt noch abfing. Auch Hallows hatte nur geringen Rückstand auf Wilson und setzte sich gegenüber einer zweiten Dreiergruppe, in der außer ihm noch der Kanadier John Tait und Ivo Fairbairn-Crawford liefen, im Kampf um Bronze klar durch. Mel Sheppard egalisierte den von Hallows im Halbfinale aufgestellten olympischen Rekord und gewann seine erste Goldmedaille dieser Spiele.

5 Meilen (8047 m)

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Olympiasieger Emil Voigt
Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Emil Voigt Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 25:11,2 OR
2 Edward Owen Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 25:24,0000
3 John Svanberg Schweden  SWE 25:37,2000
4 Charles Hefferon Vereinigtes Konigreich 1801  RSA 25:44,0000
5 Archie Robertson Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 26:13,0000
6 Frederick Meadows Kanada 1868  CAN k. A.000
7 John Fitzgerald Kanada 1868  CAN
8 Frederick Bellars Vereinigte Staaten 46  USA

Datum: 15. und 18. Juli

Für diesen Wettbewerb waren 35 Läufer aus vierzehn Ländern gemeldet. Die Qualifikation für das Finale erfolgte in sechs Halbfinalläufen. Deren Sieger sowie die vier schnellsten Zweitplatzierten kamen ins Finale.
Während des Finallaufs gab es mehrmals Wechsel an der Spitze. Nach der ersten Meile führte Edward Owen mit einer Zwischenzeit von 4:46,2 min. Danach übernahm der Südafrikaner Charles Hefferon die Führung. Er passierte die 2-Meilen-Marke in 9:54,2 min und die 3-Meilen-Marke nach 15:05,6 min. Nach vier Meilen lag der Schwede John Svanberg mit einer Zeit von 20:19,2 min vorne. Der Brite Emil Voigt hatte sich bis dahin taktisch geschickt im Hintergrund gehalten, sprintete siebenhundert Meter vor dem Ziel jedoch nach vorne, überholte seine Konkurrenten und gewann schließlich mit über zwölf Sekunden Vorsprung.

Marathon

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Platz Athlet Land Zeit (h)
1 John Hayes Vereinigte Staaten 46  USA 2:55:18,4 OR
2 Charles Hefferon Vereinigtes Konigreich 1801  RSA 2:56:06,0000
3 Joseph Forshaw Vereinigte Staaten 46  USA 2:57:10,4000
4 Alton Welton Vereinigte Staaten 46  USA 2:59:44,4000
5 William Wood Kanada 1868  CAN 3:01:44,0000
6 Frederick Simpson Kanada 1868  CAN 3:04:28,2000
7 Harry Lawson Kanada 1868  CAN 3:06:47,2000
8 John Svanberg Schweden  SWE 3:07:50,8000

Datum: 24. Juli

 
Der völlig entkräftete Dorando Pietri wurde von Ärzten und Kampfrichtern über die Ziellinie geschoben

Zum Marathonlauf hatten sich 56 Läufer aus sechzehn Ländern angemeldet. Es war die erste Veranstaltung über die heute übliche Distanz von 42,195 Kilometern. In den Jahren zuvor waren die Läufe in der Regel über 25 Meilen oder 40 km ausgetragen worden. So wurde zunächst auch vom White City Stadium eine Strecke von 25 Meilen Länge vermessen. Diese reichte aber nur bis zur Barnespool-Brücke in Eton. Da aber schon zuvor das Schloss Windsor als Startpunkt festgelegt worden war, musste die Distanz um exakt eine Meile verlängert werden. So wäre unter Beibehaltung der Streckenlänge das Rennen allerdings am Stadioneingang zu Ende gewesen. Bis zum Ziel vor der königlichen Loge mussten deshalb noch 385 Yards hinzugefügt werden. Daraus ergaben sich 42,195 km. Als sich in den Folgejahren immer mehr Marathonveranstaltungen die Londoner Streckenlänge übernommen hatten, beschloss die IAAF im Mai 1921, diese offiziell in den Regeln festzuschreiben.

Auf ein Zeichen von Kronprinzessin Maria von Teck hin feuerte OK-Präsident Lord Desborough um 14:30 Uhr den Startschuss ab. Der Lauf fand bei Sonnenschein und hohen Temperaturen statt. Nach der fünften Meile führte eine Sechsergruppe mit vier Briten, dem Italiener Dorando Pietri und dem Südafrikaner Charles Hefferon. Doch diese Gruppe war das Rennen viel zu schnell angegangen und fiel nach und nach auseinander. An der Spitze baute Hefferon seinen Vorsprung kontinuierlich aus und lag nach zwanzig Meilen (32,2 km) 3:52 min vor Pietri. Doch Pietri beschleunigte plötzlich – was den Verdacht aufkommen lässt, dass er mit Strychninsulfat gedopt war. Hefferon brach nach 22 Meilen (35,4 km) unerwartet ein, wurde von Pietri bei Meile 25 und wenig später auch von John Hayes überholt. Mit großem Vorsprung kam Pietri im vollbesetzten White City Stadium an, nur noch eine halbe Stadionrunde trennte ihn vom sicheren Olympiasieg. Aber er hatte sich völlig verausgabt, war benommen und bog zunächst in die falsche Richtung ab. Als die Kampfrichter ihm den richtigen Weg zum Ziel wiesen, brach Pietri völlig entkräftet zusammen. Er konnte sich wieder aufrappeln, fiel jedoch auf den letzten 350 Metern weitere dreimal zu Boden. Zehn Meter vor dem Ziel brach er zum fünften Mal zusammen, woraufhin er von einigen Mitleid empfindenden Ärzten und Kampfrichtern über die Ziellinie geschoben wurde. 32 Sekunden nach Pietri traf auch Hayes im Ziel ein.
Pietri musste aufgrund der unerlaubten Hilfestellung disqualifiziert werden, erhielt aber am darauf folgenden Tag von Königin Alexandra von Dänemark für seine Leistung einen Goldpokal. Olympiasieger John Hayes, dem weitaus weniger Aufmerksamkeit zuteilgeworden war, wurde von seinen amerikanischen Teamkollegen auf einen Tisch gesetzt und jubelnd um das Stadion getragen.

Der Sherlock-Holmes-Autor Arthur Conan Doyle schrieb für die Zeitung Daily Mail einen ausführlichen und emotionalen Bericht über dieses Ereignis, der viel dazu beitrug, die Geschichte von Dorando Pietri bekannt zu machen. Gleichzeitig rief Doyle zu Spenden für den Italiener auf. Doyles großes Engagement ist wahrscheinlich der Grund für die weit verbreitete Legende, er selbst habe Pietri über die Ziellinie geholfen.

110 m Hürden

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Olympiasieger Forrest Smithson – hier in einem gestellten Foto mit Buch in der Hand
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Forrest Smithson Vereinigte Staaten 46  USA 15,0 WR
2 John Garrels Vereinigte Staaten 46  USA 15,7000
3 Arthur Shaw Vereinigte Staaten 46  USA 15,8000
4 William Rand Vereinigte Staaten 46  USA 16,0000

Datum: 23. bis 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 25 Läufer aus zehn Ländern teil. Die Sieger der vierzehn Vorläufe bestritten die vier Halbfinalläufe. In diesen wurden die vier Finalplätze vergeben. Sämtliche Rennen wurden nicht wie heute üblich auf der Bahn ausgetragen, sondern auf Gras. Die Anzahl der Hürden sowie deren Höhe und Abstände entsprachen jedoch dem heutigen Regelwerk.
Überlegener Sieger des Finallaufs wurde Forrest Smithson, der den bisherigen Weltrekord der drei US-Amerikaner Alvin Kraenzlein, John Garrels und Arthur Shaw deutlich unterbot. Die später weit verbreitete Legende, er habe das Rennen mit einer Bibel in der linken Hand bestritten, um gegen die Austragung an einem Sonntag zu protestieren, ist nachweislich falsch. Erstens gab es am Sonntag überhaupt keine Wettkämpfe, und zweitens zeigt das im offiziellen Bericht abgebildete Foto eine nach dem Rennen gestellte Szene.

400 m Hürden

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Charles Bacon und Harry Hillman kurz vor dem Zieleinlauf des 400-m-Hürden-Finales
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Charles Bacon Vereinigte Staaten 46  USA 55,0 WR
2 Harry Hillman Vereinigte Staaten 46  USA 55,3000
3 Jimmy Tremeer Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 57,0000
4 Leslie Burton Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 58,0000

Datum: 20. bis 22. Juli

Wie unsinnig die Praxis war, bereits nach Eingang der Anmeldungen die Auslosung der Vorläufe vorzunehmen, zeigt sich bei diesem Wettbewerb. Vorgesehen waren vierzehn Vorläufe, doch es waren nur fünfzehn Läufer aus sechs Ländern am Start. In sieben Läufen gab es nur einen einzigen Teilnehmer, zu einem Lauf war sogar überhaupt niemand erschienen. Echte Ausscheidungen gab es deshalb nur in vier Vorläufen.
Die Vorlaufsieger ermittelten in vier Halbfinalrennen die vier Finalteilnehmer. Dort trafen zwei Briten und zwei US-Amerikaner aufeinander. Nach etwa der Hälfte der Distanz war klar, dass die Amerikaner den Sieg unter sich ausmachen würden. Auf der Zielgeraden zog Charles Bacon davon und gewann den Lauf mit neuem Weltrekord vor seinem Vorgänger Harry Hillman. Nach heute geltenden Regeln wäre er eigentlich disqualifiziert worden, da er eine Hürde auf einer falschen Bahn überquert hatte. Allerdings stellten die Kampfrichter fest, dass er dadurch sogar eine längere Strecke zurückgelegt hatte und so keinen Vorteil hatte.

3200 m Hindernis

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Die Hindernisläufer beim Überqueren des Wassergrabens
Platz Athlet Land Zeit (min)
1 Arthur Russell Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 10:47,8 WBL
2 Arthur Robertson Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 10:48,40000
3 John Eisele Vereinigte Staaten 46  USA 11:00,80000
4 Guy Holdaway Vereinigtes Konigreich 1801  GBR k. A.0000
5 Harry Sewell Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
6 William Galbraith Kanada 1868  CAN

Datum: 17. und 18. Juli

Zwar steht der Hindernislauf bereits seit 1900 mit unterschiedlichen Streckenlängen und verschiedenen Hindernissen auf dem olympischen Programm, doch die heute übliche Länge von 3000 Metern wurde erst 1920 als Standard eingeführt. In London ging das Rennen erst- und auch letztmals über eine Distanz von 3200 Metern, was ungefähr den damals in Großbritannien üblichen 2-Meilen-Rennen entsprach. Für diesen Wettbewerb waren 24 Läufer aus sechs Ländern gemeldet. In sechs Vorläufen wurden die Finalteilnehmer ermittelt.
Im Finale führte zunächst Guy Holdaway, musste aber bald William Galbraith und Arthur Russell ziehen lassen. Nach der Hälfte der Distanz fiel Galbraith zurück, während John Eisele zu dem an der Spitze liegenden Russell aufschließen konnte. Zu Beginn der letzten Runde zog Arthur Robertson an Eisele vorbei, doch er erreichte Russell nicht mehr.

Olympische Staffel

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Die siegreiche US-Staffel, von links nach rechts: Nate Cartmell, John Taylor, Mel Sheppard, William Hamilton
Platz Land Athleten Zeit (min)
1 Vereinigte Staaten 46  USA William Hamilton
Nate Cartmell
John Taylor
Mel Sheppard
3:29,4
2 Deutsches Reich  Deutsches Reich Arthur Hoffmann
Hans Eicke
Otto Trieloff
Hanns Braun
3:32,4
3 Ungarn 1867  Ungarn Pál Simon
Frigyes Mezei
József Nagy
Ödön Bodor
im Vorlauf außerdem:
Vilmos Rácz
3:32,5

Datum: 25. Juli

Zu diesem Wettbewerb hatten sich sieben Staffeln mit insgesamt 29 Läufern angemeldet. Es war die erste Staffel überhaupt in der olympischen Geschichte, wurde in dieser Form aber nur ein einziges Mal ausgetragen. Gelaufen wurde in der Reihenfolge 200 m – 200 m – 400 m – 800 m. Es gab drei Vorläufe, deren Sieger sich für das Finale qualifizierten.
William Hamilton brachte die US-Staffel gleich in Führung und wechselte mit ca. sechs Metern Vorsprung auf Ungarn, knapp dahinter Deutschland. Mit dem nächsten Läufer baute die USA ihre Führung aus, auf den Plätzen zwei und drei änderte sich nichts. John Taylor war der weitaus Schnellste auf seinem 400-Meter-Part, die USA war uneinholbar vorn. József Nagy erarbeitete für den ungarischen Schlussläufer nach zunächst hartem Kampf mit Otto Trieloff ca. fünf Meter Vorsprung. Der deutsche Schlussläufer Hanns Braun, vorher bereits 800-Meter-Dritter, holte den Rückstand gegen den 800-Meter-Vierten Ödön Bodor sukzessive auf und sicherte mit seinem Schlussspurt Silber für die deutsche Staffel. Die Siegerzeit war schwächer als die Leistung des US-Teams aus dem im Vorlauf.

3-Meilen-Mannschaftslauf (4828 m)

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Das siegreiche britische Team, von links nach rechts: Norman Hallows, Harold Wilson, Joe Deakin, Archie Robertson, Wilfred Coales
Platz Land Athleten Punkte
1 Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien Joe Deakin 14:35,6 (1.)
Arthur Robertson 14:41,0 (2.)
William Coales 14:41,6 (3.)
außerhalb der Wertung:
Harold Wilson 14:57,0 (5.)
Norman Hallows 15:08,0 (7.)
06
2 Vereinigte Staaten 46  USA John Eisele 14:41,8 (4.)
George Bonhag 15:05,0 (6.)
Herbert Trube 15:11,0 (9.)
außerhalb der Wertung:
Gayle Dull 15:27,0 (10.)
Harvey Cohn 15:40,2 (12.)
19
3 Dritte Französische Republik  Frankreich Louis Bonniot de Fleurac 15:08,4 (8.)
Joseph Dreher 15:40,0 (11.)
Paul Lizandier 16:03,0 (13.)
außerhalb der Wertung:
Jean Bouin DNF
Alexandre Fayollat DNF
32

Datum: 14. und 15. Juli

Gemeldet waren sechs Mannschaften mit drei bis maximal fünf Läufern – insgesamt 28. Gewertet wurde nach Platzziffern, d. h. die Platzierungswerte wurden addiert, die Reihenfolge ergab sich aus den aufwärts sortierten Summen. Für die Wertung zählte die Leistung der drei besten Läufer einer Mannschaft.
Die Qualifikation für das Finale erfolgte in zwei Halbfinalläufen. Weiter kamen die jeweils beste Mannschaft sowie die bessere der beiden zweitplatzierten Mannschaften. Im Finale belegten die Briten Joe Deakin, Archie Robertson und William Coales die drei ersten Plätze, was die bestmögliche Punktzahl von 6 (1 + 2 + 3) ergab. Deakins Siegerzeit wurde zunächst mit 14:39,6 min gelistet, betrug jedoch tatsächlich 14:35,6 min.[1]

3500 m Gehen

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Start des ersten Gehwettbewerbs bei Olympischen Spielen
Platz Athlet Land Zeit (min)
1 George Larner Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 14:55,0 OR
2 Ernest Webb Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 15:07,4000
3 Harry Kerr Australasien  ANZ 15:43,4000
4 George Goulding Kanada 1868  CAN 15:49,8000
5 Albert Rowland Australasien  ANZ 16:07,0000
6 Charles Vestergaard Danemark  DEN 17:21,8000
7 Einar Rothman Schweden  SWE 17:50,0000
DNF Ralph Harrison Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
William Palmer Vereinigtes Konigreich 1801  GBR

Datum: 14. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 23 Geher aus sieben Ländern teil. Die Disziplin wurde auf der Rundbahn im Stadion ausgetragen, es handelte sich also um einen Wettbewerb im Bahngehen. Es gab drei Vorausscheidungen, bei denen sich jeweils die drei Schnellsten für das Finale qualifizierten. Dieses gewann der Brite George Larner vor seinem Landsmann Ernest Webb und dem für das Team Australien/Neuseeland startenden Harry Kerr.

Es war der erste Gehwettbewerb bei Olympischen Spielen überhaupt. Eine erste Vorpremiere hatte es zwei Jahre zuvor bei den Athener Zwischenspielen gegeben.

10 Meilen Gehen (16.093 m)

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Platz Athlet Land Zeit (h)
1 George Larner Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:15:57,4 WR
2 Ernest Webb Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:17:31,0000
3 Edward Spencer Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:21:20,2000
4 Frank Carter Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:21:20,2000
5 Ernest Larner Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1:24:26,2000
DNF William Palmer Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
DNS Ralph Harrison Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Harry Kerr Australasien  ANZ

Datum: 16. und 17. Juli

Auch dieser Gehwettbewerb wurde in Form des Bahngehens ausgetragen. Es nahmen 25 Geher aus acht Ländern teil. Diese ermittelten in zwei Vorausscheidungen die Finalteilnehmer, wobei sich die jeweils vier Schnellsten qualifizierten. Zum Finale traten ausschließlich Briten an, da der für Australasien startende Harry Kerr – Dritter über 3500 Meter – neben dem Briten Ralph Harrison auf einen Start verzichtete. George Larner war seinen Konkurrenten deutlich überlegen und gewann damit seine zweite Goldmedaille. Dabei stellte er einen Weltrekord auf.

Hochsprung

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Olympiasieger Harry Porter auf einer Werbekarte aus dem Jahr 1910
Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Harry Porter Vereinigte Staaten 46  USA 1,905 OR
2 Con Leahy Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1,880000
István Somodi Ungarn 1867  HUN
Géo André Dritte Französische Republik  FRA
5 Herbert Gidney Vereinigte Staaten 46  USA 1,853000
Tom Moffitt Vereinigte Staaten 46  USA
7 Neil Patterson Vereinigte Staaten 46  USA 1,830000

Datum: 21. Juli

Es nahmen 22 Springer aus zehn Ländern an diesem Wettbewerb teil. Die sieben Besten der Qualifikation erreichten das Finale. Es gewann der US-Amerikaner Harry Porter, der nach gefallener Entscheidung dreimal erfolglos versuchte, den Weltrekord seines Landsmanns Mike Sweeney – aufgestellt im Jahr 1895 mit 1,97 m – zu verbessern. Drei Springer teilten sich den zweiten Platz. Im Gegensatz zu heute hatte die Anzahl der Fehlversuche keinen Einfluss auf das Endergebnis, es gab noch keine Fehlversuchs- oder Mehrversuchsregel und nachdem sich in einem Stechen um Platz zwei Somodi, Leahy und André nicht mehr hatten verbessern können, wurden sie gemeinsam zu Gewinnern der Silbermedaille erklärt.

Stabhochsprung

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Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Edward Cook Vereinigte Staaten 46  USA 3,71 ORe
Alfred Gilbert Vereinigte Staaten 46  USA 3,71 ORe
3 Edward Archibald Kanada 1868  CAN 3,580000
Charles Jacobs Vereinigte Staaten 46  USA
Bruno Söderström Schweden  SWE
6 Georgios Banikas Königreich Griechenland  GRE 3,500000
Samuel Bellah Vereinigte Staaten 46  USA
8 Kálmán Szathmáry Ungarn 1867  HUN 3,350000

Datum: 24. Juli

Vierzehn Springer aus sieben Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Nicht anwesend war Walter Dray, Weltrekordhalter mit 3,80 m. Angeblich hatte er auf Anraten seiner Mutter auf die Reise nach London verzichtet, da sie fürchtete, ihr Sohn könnte sich verletzen. Die acht Besten der Qualifikation kamen ins Finale. Als der Wettkampf in die entscheidende Phase kam, konzentrierten sich die Zuschauer nur auf das dramatische Ende des Marathonlaufs. Die Kampfrichter verzichteten auf ein Stechen, weshalb wegen Höhengleichheit zwei Gold- und drei Bronzemedaillen verliehen wurden. Es gewannen die beiden US-Amerikaner Edward Cook, mit achtzehn Jahren einer der jüngsten Olympiasieger von 1908, und der 24-jährige Alfred Gilbert. Beide stellten dabei Cooks olympischen Rekord aus der Qualifikation ein. Den geteilten dritten Platz belegten der US-Amerikaner Clare Jacobs, der Schwede Bruno Söderström und der Kanadier Edward Archibald.

Weitsprung

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Olympiasieger Frank Irons
Platz Athlet Land Weite (m)
1 Frank Irons Vereinigte Staaten 46  USA 7,48 OR
2 Daniel Kelly Vereinigte Staaten 46  USA 7,09000
3 Calvin Bricker Kanada 1868  CAN 7,08000
4 Edward Cook Vereinigte Staaten 46  USA 6,97000
5 John Brennan Vereinigte Staaten 46  USA 6,86000
6 Frank Mount Pleasant Vereinigte Staaten 46  USA 6,82000
7 Albert Weinstein Deutsches Reich  GER 6,77000
8 Tim Ahearne Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 6,72000

Datum: 22. Juli

Zu diesem Wettbewerb traten 31 Springer aus neun Ländern an. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche. Diese wurden in der Endwertung mitgezählt. Die drei Besten erhielten daraufhin drei weitere Versuche, doch nur der spätere Sieger Frank Irons konnte sich noch verbessern. Sein Landsmann Daniel Kelly gewann Silber, der Kanadier Calvin Bricker errang Bronze. Bricker wurde vier Jahre später in Stockholm Olympiazweiter. Stabhochsprungolympiasieger Edward Cook wurde hier im Weitsprung Vierter.

Dreisprung

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Platz Athlet Land Weite (m)
1 Tim Ahearne Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 14,92 OR
2 Garfield MacDonald Kanada 1868  CAN 14,76000
3 Edvard Larsen Norwegen  NOR 14,39000
4 Calvin Bricker Kanada 1868  CAN 14,09000
5 Platt Adams Vereinigte Staaten 46  USA 14,07000
6 Frank Mount Pleasant Vereinigte Staaten 46  USA 13,97000
7 Karl Fryksdahl Schweden  SWE 13,65000
8 John Brennan Vereinigte Staaten 46  USA 13,59000

Datum: 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen zwanzig Springer aus acht Ländern teil. Zum ersten Mal überhaupt war die Abfolge des Beineinsatzes im Reglement in derselben Form wie heute exakt festgehalten, das heißt links – links – rechts oder rechts – rechts – links. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten erhielten drei weitere. Tim Ahearne siegte mit olympischem Rekord, der zunächst auch als Weltrekord ausgerufen wurde. Doch in detaillierten Recherchen stellte sich heraus, dass der Ire John Breshnihan bereits 1906 regelgerechte 15,34 m gesprungen war.

Standhochsprung

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Der achtfache Olympiasieger Raymond Ewry
Platz Athlet Land Höhe (m)
1 Ray Ewry Vereinigte Staaten 46  USA 1,57
2 John Biller Vereinigte Staaten 46  USA 1,55
Konstantinos Tsiklitiras Königreich Griechenland  GRE
4 Frank Holmes Vereinigte Staaten 46  USA 1,52
5 Platt Adams Vereinigte Staaten 46  USA 1,47
Géo André Dritte Französische Republik  FRA
Alfred Motté Dritte Französische Republik  FRA
8 Léon Dupont Belgien  BEL 1,42
Walter Henderson Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 1,42
Wilhelm Blystad Norwegen  NOR
Frank Irons Vereinigte Staaten 46  USA
Arthur Mallwitz Deutsches Reich  GER
Svend Langkjær Danemark  DEN

Datum: 23. Juli

Am Hochsprung aus dem Stand nahmen 22 Springer aus elf Ländern teil. Zu Beginn des Wettkampfs gab es drei Qualifikationssprünge; die besten Acht kamen weiter und hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Auch wenn seine Überlegenheit nicht mehr so deutlich war, gewann wie schon 1900 und 1904 auch hier der Standsprungspezialist Raymond Ewry, der damit seine insgesamt achte Goldmedaille errang. Er hatte sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich entschieden und auch hier in London war er zuvor Sieger im Standweitsprung geworden.

Standweitsprung

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Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ray Ewry Vereinigte Staaten 46  USA 3,33
2 Konstantinos Tsiklitiras Königreich Griechenland  GRE 3,23
3 Martin Sheridan Vereinigte Staaten 46  USA 3,22
4 John Biller Vereinigte Staaten 46  USA 3,21
5 Ragnar Ekberg Schweden  SWE 3,19
6 Platt Adams Vereinigte Staaten 46  USA 3,11
Frank Holmes Vereinigte Staaten 46  USA

Datum: 20. Juli

Es nahmen 25 Springer aus elf Ländern am Weitsprung aus dem Stand teil. Raymond Ewry wurde auch hier seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit zehn Zentimetern Vorsprung vor Kostas Tsiklitiras. Dieser aus Pylos stammende Grieche hatte Ewry zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen gesehen und war so zu diesem Sport gekommen.

Kugelstoßen

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Olympiasieger Ralph Rose. der im Kugelstoßen über Jahre hinweg eine dominante Rolle spielte
Platz Athlet Land Weite (m)
1 Ralph Rose Vereinigte Staaten 46  USA 14,21
2 Denis Horgan Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 13,62
3 John Garrels Vereinigte Staaten 46  USA 13,18
4 Wesley Coe Vereinigte Staaten 46  USA 13,07
5 Edward Barrett Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 12,89
6 Bill Horr Vereinigte Staaten 46  USA 12,83
7 Jalmari Sauli Finnland Großfurstentum 1883  FIN 12,58
8 Lee Talbott Vereinigte Staaten 46  USA 11,63

Datum: 16. Juli

26 Teilnehmer aus acht Ländern waren bei diesem Wettkampf anwesend. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche, die besten Drei danach nochmals drei Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 Ralph Rose galt als haushoher Favorit und erfüllte die Erwartungen. Der Ire Denis Horgan, dem 1900 und 1904 als damaliger Weltrekordler die Teilnahme an den olympischen Wettbewerben verwehrt geblieben war, konnte sich hier endlich der Konkurrenz stellen. Als 39-Jähriger war er nun zwar über seinen Leistungszenit hinaus, konnte aber immerhin eine Silbermedaille mitnehmen. Er startete für Großbritannien.

In der Literatur von zur Megede gibt es Abweichungen, die im Hauptartikel zu dieser Disziplin detailliert dargestellt sind.

Diskuswurf (freier Stil)

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Platz Athlet Land Weite (m)
1 Martin Sheridan Vereinigte Staaten 46  USA 40,89 OR
2 Merritt Giffin Vereinigte Staaten 46  USA 40,70000
3 Bill Horr Vereinigte Staaten 46  USA 39,45000
4 Verner Järvinen Finnland Großfurstentum 1883  FIN 39,43000
5 Arthur Dearborn Vereinigte Staaten 46  USA 38,52000
6 Lee Talbott Vereinigte Staaten 46  USA 38,40000
7 György Luntzer Ungarn 1867  HUN 38,34000
8 André Tison Dritte Französische Republik  FRA 38,30000

Datum: 16. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 42 Werfer aus elf Ländern teil. Der Freistil entspricht der heute üblichen Wurfweise mit Körperdrehung. Der Wurfkreis hatte einen Durchmesser von 2,50 Metern. Jeder Teilnehmer hatte zunächst drei Versuche. Den drei Besten standen anschließend drei weitere Versuche zu. Es gab einen dreifachen US-amerikanischen Sieg, obwohl Weltrekordhalter Arthur Dearborn nur den fünften Platz erreichte.

In den Quellen gibt es einige kleinere und zwei größere Abweichungen, die im ausführlichen Bericht zu dieser Disziplin detailliert beschrieben sind.

Diskuswurf (griechischer Stil)

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Diskuswurf-Doppelolympiasieger von 1908 Martin Sheridan, auch Goldmedaillengewinner von 1904 und bei den Zwischenspielen 1906
Platz Athlet Land Weite (m)
1 Martin Sheridan Vereinigte Staaten 46  USA 38,00
2 Bill Horr Vereinigte Staaten 46  USA 37,32
3 Verner Järvinen Finnland Großfurstentum 1883  FIN 36,48
4 Arthur Dearborn Vereinigte Staaten 46  USA 35,65
5 Michalis Dorizas Königreich Griechenland  GRE 33,34
6 Nikolaos Georgandas Königreich Griechenland  GRE 33,20
7 István Mudin Ungarn 1867  HUN 33,11
8 Wilbur Burroughs Vereinigte Staaten 46  USA 32,81

Datum: 18. Juli

23 Werfer aus acht Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Eingeführt worden war dieser Wettbewerb bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen und verschwand nach 1908 wieder in der Versenkung. Zur Ausführung dieses Werfens gibt es unterschiedliche Darstellungen. Den Quellen zufolge kam dabei ein Podest der Maße 80 × 70 cm zum Einsatz, welches hinten 15 cm und in Wurfrichtung 5 cm hoch war, Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin. Auch die in den Quellen abweichenden Angaben sind dort detailliert beschrieben.

Hier in London siegte wie bereits im freien Stil der US-Amerikaner Martin Sheridan. Marquis Bill Horr, Bronzemedaillengewinner des Diskuswurfs im freien Stil, gewann diesmal Silber. Verner Järvinen, Vater der beiden späteren Weltklasseleichtathleten Matti JärvinenSpeerwerfer und Akilles JärvinenZehnkämpfer, errang die Bronzemedaille, nachdem er mit dem Diskus im freien Stil den vierten Platz belegt hatte.

Hammerwurf

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Platz Athlet Land Weite (m)
1 John Flanagan Vereinigte Staaten 46  USA 51,92 OR
2 Matt McGrath Vereinigte Staaten 46  USA 51,18000
3 Con Walsh Kanada 1868  CAN 48,50000
4 Tom Nicolson Vereinigtes Konigreich 1801  GBR 48,09000
5 Lee Talbott Vereinigte Staaten 46  USA 47,87000
6 Bill Horr Vereinigte Staaten 46  USA 46,95000
7 Simon Gillis Vereinigte Staaten 46  USA 45,59000
8 Eric Lemming Schweden  SWE 43,06000

Datum: 14. Juli

Beteiligt waren neunzehn Werfer aus acht Ländern. Jedem Teilnehmer wurden drei Versuche zugestanden, die drei Besten erhielten drei weitere Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 John Flanagan galt als großer Favorit, doch erst mit seinem letzten Wurf konnte er sich an die Spitze setzen. Damit gewann Flanagan sämtliche olympische Hammerwurfwettbewerbe, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Speerwurf (freier Stil)

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Platz Athlet Land Weite (m)
1 Eric Lemming Schweden  SWE 54,44 OR
2 Michalis Dorizas Königreich Griechenland  GRE 51,36000
3 Arne Halse Norwegen  NOR 49,73000
4 Charalambos Zouras Königreich Griechenland  GRE 48,61000
5 Hugo Wieslander Schweden  SWE 47,55000
6 Armas Pesonen Finnland Großfurstentum 1883  FIN 46,04000
7 Imre Mudin Ungarn 1867  HUN 45,96000
8 Jalmari Sauli Finnland Großfurstentum 1883  FIN 43,30000

Datum: 15. Juli

33 Werfer aus neun Ländern beteiligten sich an diesem Wettbewerb. Bei der Freistilvariante, die wie die Mittelgriffversion schon bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 im Programm gestanden hatte, hielten die Werfer den Speer mit ausgestrecktem Arm am hinteren Ende. Während des Anlaufs wurde das Wurfgerät an die vordere Schulter gelehnt und mit der freien Hand gehalten. Beim Abwurf schleuderte der Athlet den Speer schließlich aus dem weiterhin gestreckten Arm von hinten heraus nach oben vorn. Diese Speerwurfvariante wurde bei Olympischen Spielen hier in London einmalig ausgetragen. Aus der unten genannten Literatur sagt Kluge dazu im Gegensatz zu zur Megede allerdings, dass die Mehrheit der Teilnehmer den heute üblichen "Mittelgriff" anwendete und dass keine besondere Technik vorgeschrieben war.

Eric Lemming siegte überlegen und gewann seine erste Goldmedaille.

Speerwurf (Mittelgriff)

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Der Speerwurf-Doppelolympiasieger von London Eric Lemming
Platz Athlet Land Weite (m)
1 Eric Lemming Schweden  SWE 54,83 OR
2 Arne Halse Norwegen  NOR 50,57000
3 Otto Nilsson Schweden  SWE 47,11000
4 Aarne Salovaara Finnland Großfurstentum 1883  FIN 45,89000
5 Armas Pesonen Finnland Großfurstentum 1883  FIN 45,17000
6 Juho Halme Finnland Großfurstentum 1883  FIN 44,96000
7 Jalmari Sauli Finnland Großfurstentum 1883  FIN k. A.000
Wei-
tere
Teil-
neh-
mer
Carl Bechler Deutsches Reich  GER k. A.000
Evert Jakobsson Finnland Großfurstentum 1883  FIN
John Johansen Norwegen  NOR
Jarl Jakobsson Finnland Großfurstentum 1883  FIN
Charalambos Zouras Königreich Griechenland  GRE
Ernest May Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Henry Leeke Vereinigtes Konigreich 1801  GBR
Hugo Wieslander Schweden  SWE
Jimmy Tremeer Vereinigtes Konigreich 1801  GBR

Datum: 17. Juli

Sechzehn Werfer aus sechs Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Der Speerwurf war 1908 zum ersten Mal Teil des olympischen Programms, nachdem er bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 eine Vorpremiere hatte. Bei der Variante Mittelgriff musste der Werfer den Speer in der Mitte halten und aus dieser Griffposition heraus werfen, was auch dem heute üblichen Wurfstil entspricht. Jeder Werfer hatte in der Qualifikation drei Versuche, in dem ausschließlich von Skandinaviern besetzten Finale gab es nochmals je drei Versuche. Der Schwede Eric Lemming siegte mit deutlichem Vorsprung.

Auch hier finden sich in den Quellen teilweise abweichende Angaben zu den Resultaten und zur Anwendung der Technik – Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin.

Literatur

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Commons: Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 79