Der Kreis Rybnik war von 1818 bis 1926 ein preußischer Landkreis in Oberschlesien. Seine Kreisstadt war die Stadt Rybnik. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Schlesien.

Der Kreis Rybnik auf einer Karte von 1905

Verwaltungsgeschichte

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Gut Baranowitz um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Oppeln der preußischen Provinz Schlesien wurde der neue Kreis Rybnik gebildet. Er entstand aus Teilen der Kreise Pleß (Stadt Loslau und 35 weitere Ortschaften), Ratibor (Städte Rybnik und Sohrau mit 76 weiteren Ortschaften) und Tost (Flecken Pilchowitz und acht weitere Ortschaften).[1][2]

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus dem Regierungsbezirk Oppeln die neue Provinz Oberschlesien gebildet.

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 votierten im Kreis Rybnik 34,8 % der Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 65,2 % für eine Abtretung an Polen. Durch die anschließenden Beschlüsse der Pariser Botschafterkonferenz musste am 3. Juli 1922 der größte Teil des Kreises an Polen abgetreten werden.[2] Der deutsch gebliebene Restteil des Kreises bestand zunächst noch formal als eigener Kreis fort, bis er am 1. Januar 1927 aufgelöst und wie folgt aufgeteilt wurde:

  • Die Landgemeinden bzw. Gutsbezirke Barglowka, Groß Rauden, Gurek, Jankowitz-Rauden, Klein Rauden, Rennersdorf, Stanitz und Stodoll kamen zum Landkreis Ratibor.
  • Die Landgemeinden bzw. Gutsbezirke Nieborowitz, Nieborowitzer Hammer, Niederdorf, Pilchowitz und Wielepole-Pilchowitz kamen zum Kreis Tost-Gleiwitz.

Das an Polen gefallene Kreisgebiet bildete dort den Powiat Rybnicki.

Während der deutschen Besetzung Polens von 1939 bis 1945 war ein Landkreis Rybnik als Teil des Regierungsbezirks Kattowitz eingerichtet.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1819 31.740 [3]
1846 59.464 [4]
1871 74.121 [5]
1885 79.669 [6]
1900 96.248 [7]
1910 131.630 [7]
1925 8.779 [8]

Bei der Volkszählung von 1910 bezeichneten sich 78 % der Einwohner des Kreises Rybnik als rein polnischsprachig und 19 % als rein deutschsprachig.[9] 95 % der Einwohner waren 1910 katholisch und 4 % evangelisch.[8]

Landräte

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  • 1818–183200Friedrich von Wengersky
  • 1832–183400Moritz von Stengel (kommissarisch)
  • 1834–186000Emil von Durant
  • 18600000000Adalbert von der Recke (1791–1878) (kommissarisch)
  • 1860–187300Ludwig von Richthofen (1800–1880)
  • 1873–190100Carl Gemander (1836–1904)
  • 1901–190300Georg Plewig
  • 1903–191900Hans Lentz (1868–1946)
  • 19190000000Hans Lukaschek (1885–1960) (Zentrum)
  • 19200000000Paul Strzoda (kommissarisch)
  • 1920–192200Paulus van Husen (kommissarisch)
  • 1922–192500Artur Finger (1878–??)
  • 1925–192600Alfons Schmidt (kommissarisch)

Kommunalverfassung

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Der Kreis Rybnik gliederte sich in Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke, wobei die Landgemeinden und Gutsbezirke zu Amtsbezirken zusammengefasst waren. Bis 1922 galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

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1908 gehörten drei Städte und 112 Landgemeinden zum Kreis Rybnik.[7][2] Die mit D gekennzeichneten Gemeinden verblieben 1922 im Deutschen Reich.

  • Alt Dubensko
  • Altenstein
  • Baranowitz
  • Barglowka D
  • Belk
  • Birtultau
  • Boguschowitz
  • Brodek
  • Chwallentzitz
  • Chwallowitz
  • Cissowka
  • Czernitz
  • Czerwionka
  • Czirsowitz
  • Czuchow
  • Dyhrngrund
  • Dzimierz
  • Ellguth
  • Friedrichsthal
  • Gaschowitz
  • Godow
  • Gogolau
  • Golkowitz
  • Golleow
  • Gottartowitz
  • Groß Dubensko
  • Groß Rauden D
  • Groß Thurze
  • Gurek D
  • Jankowitz-Rauden D
  • Jedlownik
  • Jeykowitz
  • Klein Rauden D
  • Klein Thurze
  • Klischczow
  • Klokotschin
  • Knizenitz
  • Knurow
  • Kokoschütz
  • Königlich Jankowitz
  • Königlich Radoschau
  • Königlich Wielepole
  • Königlich Zamislau
  • Königsdorff-Jastrzemb
  • Kriewald
  • Krostoschowitz
  • Krzischkowitz
  • Lazisk
  • Leschczin
  • Lissek
  • Lohnitz
  • Loslau, Stadt
  • Lukow
  • Moschczenitz
  • Mschanna
  • Neudorf
  • Nieborowitz D
  • Nieborowitzer Hammer D
  • Nieder Marklowitz
  • Nieder Niewiadom
  • Nieder Radoschau
  • Nieder Rydultau
  • Nieder Schwirklan
  • Nieder Wilcza
  • Niederdorf D
  • Niedobschütz
  • Ober Jastrzemb
  • Ober Marklowitz
  • Ober Niewiadom
  • Ober Radoschau
  • Ober Rydultau
  • Ober Schwirklan
  • Ober Wilcza
  • Ochojetz
  • Orzupowitz
  • Oschin
  • Pallowitz
  • Peterkowitz
  • Pietze
  • Pilchowitz D
  • Pohlom
  • Poppelau
  • Przegendza
  • Pschow
  • Pschower Dollen
  • Pstrzonsna
  • Radlin
  • Rennersdorf D
  • Rogoisna
  • Romanshof
  • Rowin
  • Roy
  • Ruptau
  • Ruptawietz
  • Rybnik, Stadt
  • Rzuchow
  • Schyglowitz
  • Sczeykowitz
  • Sczyrbitz
  • Seibersdorf
  • Skrbenski
  • Skrzischow
  • Sohrau, Stadt
  • Sophienthal
  • Stanitz D
  • Stanowitz
  • Stein
  • Stodoll D
  • Summin
  • Vorbriegen
  • Wielepole-Pilchowitz D
  • Wilchwa
  • Zawada
  • Zwonowitz
  • Zyttna

Vor 1908 wurden die Landgemeinde Alt Loslau nach Loslau und die Landgemeinde Smollna nach Rybnik eingemeindet. Im Jahre 1908 wurden außerdem vier Landgemeinden umbenannt:

  • Dzimierz → Dreilinden
  • Pstrzonsna → Fischgrund
  • Nieder Niewiadom → Nieder Birkenau
  • Rzuchow → Schönburg

Literatur

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  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 84–91, Kreis Rybnik.
  • Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 733–820.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 180–181, Ziffer 12.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 350–359.
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 440–448 (Online).
  • Michael Rademacher: Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
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Commons: Kreis Rybnik – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Amtsblatt Königlichen Oppelnschen Regierung 1817, Nr. XLI. Bekanntmachung der neuen Kreis-Eintheilung des Oppelnschen Regierungs-Bezirks vom 1. Oktober 1817. Oppeln, S. 523 ff. (Digitalisat).
  2. a b c Kreis Rybnik Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 26. Juli 2013.
  3. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 91 (Digitalisat).
  4. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  5. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
  6. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  7. a b c www.gemeindeverzeichnis.de
  8. a b Michael Rademacher: Sch_rybnik. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Jakob Spett: Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des Deutschen Reiches nach dem Ergebnissen der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 entworfen von Ing. Jakob Spett. Justus Perthes, 1. Januar 1910 (bibliotekacyfrowa.pl [abgerufen am 14. März 2017])., siehe auch Schlesien#Die ethnolinguistische Struktur Oberschlesiens (1819–1910)