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Klettern/ Psyche

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Nachfolgend werden psychische Einflussfaktoren auf das Klettern betrachtet. Dabei wird zwischen postiven wie negativen Faktoren unterschieden. Bei den negativen Faktoren werden zu Problemen passende Lösungsstrategien besprochen, die in das Klettertraining einfließen können oder in problematischen Situationen direkt Hilfestellung bieten können.

Positiv empfundene Faktoren

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Der Reiz des Kletterns

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Warum klettert Mensch gern? Was ist der Reiz des Kletterns? Klettern dient der Fortbewegung, speziell der (möglichst) vertikalen oder genauer gesagt der Überwindung steiler Hindernisse. Der Mensch als Lebewesen auf diesem Planeten ist für die (Fort-)bewegung geschaffen, er hat einen Körper dessen natürlicher Drang es ist, sich zu bewegen und Leistung zu vollbringen. Die Oberfläche unserer Erde hat bekanntermaßen in vielen Gegenden Täler und Berge, beide bieten dem Menschen jeweils diverse Vorteile in verschiedenen Lebensbereichen. Abgesehen von dem Vorteil, einen Aussichtspunkt beispielsweise eine Burg auf einer Erhöhung zu bauen, soll hier speziell der Reiz angesprochen werden, auf den höchsten Punkt der Umgebung zu gelangen, der sehr stark zur Entwicklung der Kletterei beigetragen hat.

Den Anschauungen hier zugrunde gelegt ist natürlich eine gesunde, neugierige Einstellung zur Umwelt, ein gewisser Forscherdrang gepaart mit gutem Vertrauen in sich und die Welt (oder auch dem eigenen Glauben), die in den Gemeinschaften der Menschen in der Geschichte immer jeweils ein gewisser Teil der Menschen hatte, wogegen andere, meist die neophoben (ängstlich gegenüber Neuerungen) lieber im Tal blieben. Der forschende Typ Mensch jedoch, der seine Umwelt mit freiem Geist und mit seinen Körperkräften erkundet, hat beim Anblick einer Erhöhung den spontanen Wunsch, auf deren Gipfel zu stehen. Das Stehen auf dem höchsten Punkt, das Bewusstsein, alles unter sich zu haben, bringt den Menschen in einen Zustand eines erweiterten Bewusstseins, der bis zum Einssein mit der Natur (oder spiritueller: mit Gott) reichen kann.

Mensch will also auf diesen Berg bzw. Felsen steigen und greift diese an. Er geht dies an und nähert sich dem Felsen, noch ist er auf zwei Gliedmaßen unterwegs. Vorausschauend wird im präfrontalen Kortex der Weg, der hoffentlich zum Erfolg führt, geplant. Dieser Vorgang ist ein automatischer und die Bewegungsabläufe werden (vorerst) nicht bewusst gesteuert. Der Weg wird steiler und steiler und die Anforderung an die Bewegung wird höher, schließlich werden die Hände zusätzlich gebraucht, erst nur zur Sicherung des Gleichgewichts, später auch zur Mithilfe bei der Überwindung der Schwerkraft. Schließlich sind Hände und Füße vollständig eingebunden in die Bewegung nach oben, der Körper wird ganz eingesetzt und es gibt kein Zurück mehr.

Pausen sind nur noch als kurzes Innehalten möglich. Man kommt in eine Situation, in der man an die körperliche Leistungsgrenze kommt, hinzu kommt die Angst vor der Gefahr des Absturzes, was die Psyche in einen Extremzustand bringt. In diesem Zustand kann der oben bereits erwähnte Drang des Nach-oben-Wollens in seiner reinsten Natur erfahren werden. Es handelt sich hier um einen archetypischen Trieb.

Das Klettern in der Natur und ohne Sicherung hat für den Typ Mensch, der diesen Trieb verspürt, einen wesentlich höheren Reiz als reines Sportklettern.

Flow und Kick

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Einer der möglichen Reize des Kletterns liegt in der Anforderung kontinuierlicher Konzentration unter erhöhtem Körper-, Geistes- und Krafteinsatz. Bei wiederholten Reizen dieser Art durch längere Kletterrouten oder der andauernden Konzentration und Körper-, Geistes- und Krafteinsatz bei wiederholtem Wechsel zwischen Klettern und Sichern wird der Körper des Sportlers in Ausdauersituationen gebracht. Man kann dies erkennen, wenn der sogenannte Flow-Zustand einsetzt, in dem alles automatisch, jedoch trotzdem bewusst abläuft und man zu außerordentlicher Leistung fähig ist.

Als typische Flow-Sportart sind Ausdauersportarten wie Langstreckenschwimmen, Marathon, Triathlon, Radfahren, aber auch anstrengende Märsche, Fernwanderungen anerkannt. Der Körper wird in einen Eustress, einem euphorischen Stresszustand versetzt. Der Flow-Zustand wird im Körper durch die kontinuierliche langsame Ausschüttung von Hormonen wie etwa das körpereigene Opiat Endorphin, Adrenalin, Noradrenalin und das Stresshormon Cortisol begleitet. Übersteigt diese einen Schwellwert, so kommt es zu extremen positiven Empfindungen.

Im Gegensatz zum Distress, dem negativen Stresserlebnis, empfindet man beim Flow-Zustand verstärkt Freude, Genuss, Spaß, Selbstkontrolle, innere Harmonie und Zufriedenheit in einem Rauschzustand und kontinuierlichen Bewegungsfluss.

Es gibt aber beim Klettern auch noch einen weiteren spürbaren Effekt, der bei vielen anderen Flow-Sportarten, wie den oben genannten Sportarten, nicht ohne Weiteres erreicht wird. Dieser Effekt wird mit Risikoempfindungen, plötzlichen Gefahrensituationen, der Suche nach dem Risiko und der Gefahr als Möglichkeit, dem intensiven, schnellen, ekstatischen Empfinden verbunden.

In Klettersituationen kommt man in Situationen plötzlicher Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung hinein. Neben tatsächlichen Gefahren wie dem Ausbruch eines Klettergriffes, dem Abrutschen oder Stürzen, sogar dem kontrollierten Sturz ins Seil mit teils nur 30 Zentimeter Sturzhöhe, gibt es plötzliche Überraschungen wie das plötzliche Überwinden einer Schlüsselstelle, dem Knacken eines Boulderproblems, dem Einsatz von einer gezielten fokusierten Kletterbewegung wie dem Deadpointen oder anderen dynamischen Klettertechniken. Man kann es sich eventuell so vorstellen, dass man in einer solchen Situation im Gegensatz zum Flow-Erlebnis hier eher plötzlich Begeisterung, Jubel, Freude, ein ekstatisches Aufschreien geschieht.

Man erlebt einen Thrill oder Kick. Von Kick-Erfahrungen oder Kick-Erlebnissen.

Typisch ist dies etwa bei Sportarten wie dem Bungee-Jumping, Rope-Jumps, Gewichtheben, Kugelstoßen, Hammer- und Diskuswurf.

Seltsam wirkt es dann, wenn jemand eine objektiv gefährliche Kick-Erfahrung wie den 15 bis 30 Meter Sturz, mit oder ohne Verletzungen als geiles Erlebnis bezeichnet. Speziell dann, wenn kaum über die Minderung der objektiv gefährlichen Situation nachgedacht wird und man sich gleichen Situationen erneut aussetzen würde. Dies kommt aber durchaus vor. Daher sollte man hier seinem Seilpartner Vertrauen schenken können und von der eigenen Einstellung zum Klettersport ähnlich mit solchen Situationen umgehen und umgehen wollen. Ist dies nicht der Fall, so setzt man sich selbst ungewollt einer hohen Gefahr aus. Dies zählt dann nicht mehr zu den positiv empfundenen Kick-Erlebnissen.

Klettern verbindet beides. Es hat also Elemente von Flow-Zuständen wie auch Kick-Erlebnisse in sich. Diese positiven Reize werden auch bei langjähriger Beschäftigung mit der Sportart weiterempfunden.

Psyche und Vorsicht

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Im Gegensatz zu Angstsituationen gibt es auch positive Warnungsempfindungen. Die Psyche signalisiert hier, dass man vorsichtig sein sollte. Man geht kontrolliert an eine als Grenzsituation empfunde Situation heran und tastet sich an die Grenze heran. Aus einem Fundus von Methoden und Strategien wählt man hier die entsprechende für geeignet empfundene Methode aus. Der daraus gewonnene Spaß ist abhängig von der Menge der zur Verfügung stehenden Strategien, Methoden und bislang gesammelten Erfahrungen. Trainierte Situationen und positive Erfahrungen werden hier wieder in positive Erfahrungen umgesetzt. Daraus ergibt sich ein spielerischer Umgang mit der Situation, wenn Bewegungsabläufe immer automatisierter erfolgen und die Vorsicht nicht in unkontrollierbarere Ängste umschlagen.

Begrenzende negative Faktoren

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Psyche und Angst

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Psychische Belastungen und Ängste, sowie deren Beherrschung, spielen beim Klettern eine bedeutende Rolle. Ein Teil der Befriedigung vom Klettern kommt schließlich davon, dass der Kletterer an seine persönlichen Grenzen geht und diese bewusst immer weiter ausdehnt.

Nur zu oft treten jedoch bei aktiven Klettersportlern in Phasen gesteigerter Leistungsfähigkeit und kurz nach größeren Fortschritten psychische Nebeneffekte auf, welche sich leistungsbegrenzend und störend auswirken können: In Anspannungssituationen schüttet der Körper Adrenalin aus und ermöglicht so im Normalfall eine gesteigerte Aktivität. Dies erlaubt es, in kniffligen Situationen auch die letzten Reserven zu aktivieren.

Wenn jedoch zum Klettern an der persönlichen Leistungsgrenze Alltags-Stress, beruflicher Druck und Beziehungsprobleme zusammenkommen, dann wird der Körper quasi ständig in Alarmbereitschaft versetzt und kann auch in der Nacht keine Ruhe finden. Gereiztheit, Unkonzentriertheit, Stimmungsschwankungen und verschiedene Schlafstörungen können die Folge sein. Diese an und für sich harmlosen Nebeneffekte können sich zusammen mit Schlafmankos zu eigentlichen Krisen aufschaukeln.

Hier kann nicht genügend darauf hingewiesen werden, wie wichtig es für aktive Kletterer ist, diese ersten Anzeichen zu beachten und - genauso wie Anzeichen von Übertraining - ernst zu nehmen und ihnen durch geeignete Maßnahmen zu begegnen.

Eine persönliche, maßgeschneiderte Psychohygiene ist hier der Schlüssel, und weil das Adrenalin am einfachsten durch körperliche Aktivitäten abgebaut wird, eignen sich Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren, Schwimmen etc. zum Ausgleich. Schon nach ein, zwei Tagen sind die ersten positiven Ergebnisse festellbar.

Ergänzend können auch Meditationstechniken, wie z.B. das Atemzügezählen, zum Auffinden von destruktiven "Schleifen" im Unterbewusstsein eingesetzt werden und die physische "Entspannung" unterstützen.


Probleme und Lösungsstrategien

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Leistungsgrenze

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Sichtfelderweiterung

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Variantenerweiterung

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Kontakt zu Seilpartnern

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Blockierung des Kletterflusses

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Nutzung von Ruhepositionen

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Rückzugsmöglichkeiten

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Sturzvorbereitung

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Sturztraining

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Gewöhnung

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Automatismus durch Training

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Objektivierung der Angstsituation

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Aus unbegründeter Angst wird Vorsicht!

Handlungsentscheidung

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Psychische Belastung beim Sichern

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Professionelle Unterstützung

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