David Julius

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David Julius mit einem Königspython, 2016

David Jay Julius (* 4. November 1955[1] in Brighton Beach, Brooklyn, New York City) ist ein US-amerikanischer Sinnesphysiologe, Professor an der University of California, San Francisco (UCSF). Ihm wurde im Jahr 2021, zusammen mit Ardem Patapoutian, der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zugesprochen.

Leben

Julius wuchs als Enkel jüdischer Einwanderer aus Russland in Brighton Beach auf, wo viele russischsprachige jüdische Einwanderer leben. Seine Großeltern waren wegen Antisemitismus aus dem zaristischen Russland geflohen. Sein Vater war Elektroingenieur, seine Mutter Grundschullehrerin.[2] Er erwarb 1977 einen Bachelor in Life Sciences (Biowissenschaften) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, Massachusetts, wo er erste Forschungserfahrungen im Labor von Alexander Rich sammeln konnte. 1984 erwarb er bei Jeremy Thorner und dem späteren Nobelpreisträger Randy Schekman einen Ph.D. in Biochemie an der University of California, Berkeley in Berkeley, Kalifornien. Als Postdoktorand arbeitete Julius bei dem späteren Nobelpreisträger Richard Axel an der Columbia University in New York City. 1990 wurde Julius Mitglied des Lehrkörpers der University of California, San Francisco (UCSF) in San Francisco, Kalifornien, wo er heute (Stand 2020) die Abteilung für Physiologie leitet.

Julius’ Frau, Holly Ingraham, ist ebenfalls Professorin für Physiologie an der UCSF. Das Paar hat einen Sohn.

Wirken

Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 2021: Die molekulare Grundlage der Wahrnehmung von Hitze (TRPV1) und Berührung (Piezo2)

Julius konnte grundlegende Erkenntnisse über die molekularen und funktionellen Eigenschaften ionotroper Rezeptoren gewinnen, die auf Serotonin und ATP reagieren, beziehungsweise die für Modalitäten der Schmerz-, Wärme- und Kälte-Rezeptoren verantwortlich sind. Julius’ Entdeckungen sind zentral für das Verständnis der molekularen Grundlagen des Temperaturempfindens, für das Kälte- und Wärmeempfinden integriert werden.

Julius entdeckte, dass der TRPV1-Kanal ein Capsaicin-Rezeptor ist, der die Antwort des Körpers auf unterschiedliche Reize wie Temperatur, Entzündung und andere Formen der Schädigung von Gewebe vermittelt. Dies war eine wichtige Erkenntnis für die Behandlung des chronischen Schmerzsyndroms und anderer Syndrome, die mit neurogener Entzündung, Arthrose, Krebs oder Asthma zusammenhängen. Ebenso wurde das Verständnis der Allodynie und der Hyperalgesie gefördert, einer Schmerzempfindung bei üblicherweise nicht-schmerzauslösenden Reizen beziehungsweise einer überschießenden Schmerzempfindung bei nur geringen Schmerzreizen.

Julius ist u. a. Herausgeber der renommierten Zeitschrift Annual Review of Physiology.

Seit 2014 zählte ihn Thomson Reuters aufgrund der Zahl seiner Zitationen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Thomson Reuters Citation Laureates).[3]

Im Oktober 2021 gab das Nobelkomitee bekannt, dass Julius und Ardem Patapoutian gemeinsam mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet werden.[4]

Auszeichnungen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. 49th Annual Faculty Research Lecture bei ucsf.edu; abgerufen am 27. Mai 2020.
  2. Is David Julius Jewish? Nobel winner's family history is fascinating, Opera News, 4. Oktober 2021. Abgerufen am 5. Oktober 2021.
  3. 2014 Predictions bei Thomson Reuters (sciencewatch.com); abgerufen am 25. September 2014
  4. Nobelpreis Medizin Physiologie Stockholm In: sueddeutsche.de
  5. Book of Members 1780–present, Chapter J. (PDF; 792 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 5. April 2018 (englisch).
  6. Zülch-Preis bei mpg.de; abgerufen am 27. Mai 2020.
  7. recipients of the passano laureate and physician scientist awards. In: passanofoundation.org. Passano Foundation, abgerufen am 27. Mai 2020 (englisch).
  8. The Shaw Prize in Life Science and Medicine 2010 bei shawprize.org; abgerufen am 27. Mai 2020.
  9. Prince of Asturias Awards. Technical & Scientific Research 2010 bei fpa.es; abgerufen am 27. Mai 2020.
  10. Julius, David. In: mta.hu. Abgerufen am 5. April 2018 (ungarisch).