Kollegiatstift Wurzen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Juli 2012 um 22:13 Uhr durch JWBE (Diskussion | Beiträge) (SORTIERUNG). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stiftsdom St. Marien

Das Kollegiatstift Wurzen ist ein Kollegiatstift in der sächsischen Stadt Wurzen. Es wurde 1114 von Bischof Herwig von Meißen gegründet und besteht seit der Reformation außerhalb der katholischen Kirche als lutherisches Stift (Domkapitel). Mitglieder sind lutherische Laien und Geistliche. Bis zum Ende des Königreichs Sachsen 1918 entsandte das Stift Vertreter in die I. Kammer des Sächsischen Landtags.

Geschichte

Vor der Reformation

Herwig von Meißen stattete das Stift bei seiner Gründung 1114 mit Einkünften aus dem Burgwart Pouch, dem Zoll zu Wurzen und verschiedenen Grundstücken aus.[1] Das Stift war weltlicher Besitz des Bistums Meißen. Zentrales Bauwerk der Gemeinschaft der Säkularkanoniker wurde der im gleichen Jahr geweihte Dom St. Marien Wurzen[2], der im Laufe der Jahre mehrfach erheblich umgebaut und durch Anbauten erweitert wurde.

Das Stift verwaltete bis 1581 das Archidiakonat Wurzen, das sich als westlicher Teil des Bistums Meißen von Jeßnitz und Pouch bei Bitterfeld im Norden bis Colditz und Geringswalde im Süden erstreckte. Die Grenze zwischen dem Bistum Meißen und dem benachbarten Bistum Merseburg bildete die Mulde.[3]

Altarbild im Dom, Auftragsarbeit von 1820 des Domdechanten Immanuel Christian Leberecht von Ampach

Die Wurzener Fehde nahm Johann Friedrich im Jahr 1542 zum Anlass, in die Befugnisse des Stifts Wurzen einzugreifen, um die Reformation durchzusetzen. In der Fehde zwischen dem ernestinischen und albertinischen Teil des Kurfürstentums Sachsen ging es vordergründig um die Eintreibung von Geldern für die Finanzierung der Türkenkriege (Türkensteuer) und um die Verwendung von Steuergeldern des gemeinsam verwalteten Stiftsgebiets. Das Stift wollte die von Johann Friedrich geforderte Türkensteuer nicht zahlen. Zwar rückte Herzog Moritz, der selbst eine rigorose Machtpolitik betrieb und bereits mit der Kurwürde liebäugelte, dem ungeliebten Vetter mit einer Streitmacht entgegen, letztlich wurde der Konflikt jedoch durch die Schlichtung des Landgrafen Philipp von Hessen mit Unterstützung Luthers unblutig beigelegt. Im 16. Jahrhundert wurde das Stift protestantisch.[4]

Nach der Reformation

Nach der Reformation wurde das Stift als lutherisches Domkapitel geführt. Der Stifts-Regierungsrat, Domherr in Naumburg und Dechant des Stiftskapitels Immanuel Christian Leberecht von Ampach spendete dem Wurzener Dom 1820 als Auftragsarbeit das Altarbild Verkündigung, gemalt von Julius Schnorr von Carolsfeld. Bis zum Ende des Königreichs Sachsen 1918 entsandte das Stift einen Vertreter in die I. Kammer des Sächsischen Landtags.

Zu den Deputierten des Stifts im Landtag zählten unter anderem

Commons: Dom St. Marien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eduard Machatschek: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge […]. Dresden 1884, S. 94-103.
  2. Domkantorei Wurzen, Dom St. Marien
  3. Tourismus in Sachsen, Klöster in Sachsen.
  4. Burkhardt: Die Wurzener Fehde, in: Karl von Weber (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Band 4, Heft 1, Leipzig 1865, S. 57-81 Digitalisat der gesamten Ausgabe (pdf, 14.4MB)

Koordinaten: 51° 22′ 9,4″ N, 12° 43′ 58″ O