Kolpingwerk

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Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes
Logo des Kolpingwerkes

Das Kolpingwerk ist ein internationaler katholischer Sozialverband mit Sitz in Köln in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Des Weiteren gibt es mehrere Unternehmen, die hierzu gehören. 1850 schlossen sich die ersten dieser Vereine zu einem Verband zusammen, der 1935 in „Kolpingwerk“ umbenannt wurde. Es zählt zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche.

Kernstück und Schwerpunkt der verbandlichen Arbeit des Kolpingwerkes ist das Engagement mit und für die Familie, als deren Anwalt sich das Werk versteht. Die Internationalität des Verbandes gewinnt immer mehr an Bedeutung. Davon zeugen das Entstehen und Wachsen der Nationalverbände sowie die kontinentalen und interkontinentalen verbandlichen Partnerschaften (Vernetzung).

Das Kolpingwerk in Deutschland hat aufgrund seiner Geschichte und mit einer Zahl von rund 230.000 Mitgliedern (Stand 2018)[1] weltweit die größte Bedeutung. Hier sind etwa 26.000 ehrenamtliche Vorstandsmitglieder in rund 2400 Kolpingsfamilien tätig. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es 230 Kolpinghäuser (Stand: 2018),[2] 200 Einrichtungen der Kolping-Bildungswerke und mehr als 810 öffentliche Straßen und Plätze mit Namen „Adolph Kolping“.

Aufbau

Das Kolpingwerk ist in 61 Ländern der Erde vertreten und hat rund 450.000 Mitglieder. Diese sind in 5.800 „Kolpingsfamilien“ weltweit organisiert.[3]

Ferner gibt es:

  • Kolpingwerk Europa, mit 21 Nationalverbänden
  • Kolpingwerk Deutschland, Sitz in Köln, Bundesverband mit 230.000 Mitgliedern
  • Landes- und Regionalverbände
  • 27 Diözesanverbände in Deutschland
  • Bezirksverbände
  • 2.400 Kolpingsfamilien bundesweit (Stand 2018)[2]

Geschichte

Das Kolpingwerk begann als katholische Gemeinschaft für wandernde Handwerksgesellen. 1847 wurde Kolping zweiter Präses des 1846 von Johann Gregor Breuer gegründeten katholischen Gesellenvereins, 20 Jahre später waren es bereits über 200 Gesellenvereine, die auf Kolping zurückgehen. Bald wurden eigene Spar- und Krankenkassen gebildet und Gesellenheime gebaut. 1864 bezeichnete Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (Mainz) die Gesellenvereine als „einen katholischen Beitrag zur Lösung der Arbeiterfrage“. Als den sozialen Wirkungsfaktor dieser Vereine stellte er das „genossenschaftliche Prinzip“, getragen vom „Geiste des Christentums“ heraus.[4] 1871 war die Bezeichnung „Kolpingsfamilie“ erstmals in einer kirchlichen Ansprache zu hören.[5] Es entstand ein ganz Deutschland umspannendes Netzwerk.

In der Weimarer Republik öffneten sich auch politische Möglichkeiten für den demokratisch organisierten Verein, 1922 wurde der erste Gesellentag in Köln abgehalten. Als Reaktion auf den Erfolg in Deutschland bildeten sich in ganz Europa und auch auf anderen Kontinenten weitere Nationalverbände. In der Zeit des Nationalsozialismus erfuhren die Gesellenvereine erhebliche Beeinträchtigungen. Um einem Verbot zu entgehen, änderten die Katholischen Gesellenvereine 1935 ihre Bezeichnung in „Kolpingsfamilien“. Das Kolpingwerk wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zwar in seiner Tätigkeit eingeschränkt, aber nicht verboten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Kolpingarbeit in den drei westlichen Besatzungszonen wieder aufgenommen werden. In der ehemaligen Sowjetzone, der späteren DDR, konnte die Kolpingarbeit nur im engen kirchlichen Bereich fortgeführt werden. Die einzelnen Kolpingsfamilien waren während der Existenz der DDR zwar nicht verboten, ihre Arbeit war aber erheblich eingeschränkt.

Seit Ende der 1960er Jahre konnten auch Frauen und Mädchen Mitglied der einzelnen Kolpingsfamilien werden.

Mit den ersten Gesellenvereinen und deren Fortbildungsmöglichkeiten und Freizeitgestaltung war in Deutschland die Keimzelle der katholischen Sozialbewegung entstanden, deren Wirkung sich auch im säkularen Raum der Sozialpädagogik bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fortsetzte.[6]

Gegenwart

Heute engagieren sich das Kolpingwerk und die örtlichen Kolpingsfamilien unter anderem in der Jugend- und Erwachsenenbildung, für humanitäre Projekte in der Dritten Welt und in der katholischen Jugend- und Seniorenarbeit. Die Kolpingjugend wird von allen Mitgliedern bis 29 Jahre gebildet und hat in Deutschland rund 50.000 Mitglieder.

Von 1986 bis 2004 war Heinz Schemken Vorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland, von 2004 bis 2018 Thomas Dörflinger, seit 2018 ist es Ursula Groden-Kranich.[7] Im November 2012 wurde Josef Holtkotte zum Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland gewählt. Bundespräses des Kolpingwerkes Österreich ist seit 2007 Gerald Gump, Nationalpräses des Schweizer Kolpingwerkes ist seit 2010 Jean-Marc Chanton. Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes ist seit Oktober 2011 Ottmar Dillenburg. Er ist zugleich Vorsitzender des Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e. V. (SEK), der Fachorganisation für Entwicklungszusammenarbeit von Kolping International. Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes ist seit September 2012 Markus Demele.

Der Kolpinggruß lautet „Treu Kolping“ mit der Antwort „Kolping treu“.[8] Zum Abschluss der Versammlungen wird gemeinsam das Kolping-Grablied[9] gesungen.

Kolpinghäuser, Kolping-Bildungswerke und weitere Einrichtungen

Kolping Jugendwohnen gGmbH

Die Kolping-Jugendwohnen gGmbH unterhält 23 Jugendwohnheime (Stand 2018).[2] Sie bietet Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz fern der Heimat annehmen möchten, die Möglichkeit der Unterkunft, Verpflegung und sozialpädagogischen Begleitung. Das Kolping-Jugendwohnen vermittelt hierbei Aspekte des Lebens in Gemeinschaft, was angesichts zunehmender Individualisierung und wachsender Mobilität auf Grunde des demografischen Wandels ein immer wichtiger werdender Baustein im Bereich der sozialen Kompetenzvermittlung sein wird.

Durch die gleichzeitige Erbringung von Unterkunft, Verpflegung und sozialpädagogischer Begleitung ergeben sich für das Jugendwohnen bzw. die unterschiedlich akzentuierten Bedarfslagen der jungen Menschen entsprechend Zugänge aus verschiedenen Sozialleistungsgesetzen (SGB II, III, VIII, IX, XII, BAföG). Damit verbunden sind unterschiedliche Zielsetzungen und fachliche Anforderungen an die zu erbringende Leistung. Eine zentrale Stellung kommt hierbei der Kinder- und Jugendhilfe zu, die nicht nur zur Verwirklichung des Rechts aller jungen Menschen auf die Förderung ihrer Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit beitragen, sondern auch junge Menschen vor Gefahren für ihr Wohl schützen soll (§ 1 Abs. 3, Nr. 1 und 3 SGB VIII). Entsprechend ist es ihre Aufgabe, über Betriebserlaubnisverfahren nach § 45 SGB VIII sowie Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarungen nach §§ 78a ff SGB VIII – insbesondere auch für Minderjährige – eine entsprechende Ausstattung von Einrichtungen des Jugendwohnens zu gewährleisten.

Die Kolping Jugendwohnen gGmbH gründet auf dem Leitbild von Adolph Kolping und arbeitet auf der Grundlage von Standards, die sich aus den Leitlinien der Kolpinghäuser im Verband der Kolpinghäuser sowie aus den 13 Qualitätsversprechen der Jugendwohnheime in Deutschland ergeben, die sich im Rahmen der Initiative Auswärts Zuhause zusammengeschlossen haben.

Die Kolping Jugendwohnen gGmbH wurde im Jahre 2009 in Köln gegründet. Ziel ist es, das Jugendwohnen bei Kolping inhaltlich und strukturell professionell in die Zukunft zu führen. Dabei geht es darum, den Trägern von Kolping Jugendwohnheimen bundesweit das Angebot zu machen, dass die Kolping Jugendwohnen gGmbH den Betrieb dieses Jugendwohnheims übernimmt, sodass die Verwaltung des Vermögens (hier: Immobilie Kolpinghaus) und der Betrieb (hier Jugendwohnen im Kolpinghaus) voneinander getrennt werden. Unternehmerisches Ziel der Kolping Jugendwohnen gGmbH ist es, als bundesweiter Akteur und Betreiber von Kolping-Jugendwohnheimen, diese zukunftsfest zu machen, Synergien zu schaffen und damit das Jugendwohnen bei Kolping langfristig und nachhaltig zu sichern.

Jugendgemeinschaftsdienste

Aus der internationalen Arbeit wurden die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste 1953 gegründet. Kern ist die ursprüngliche Aktion „Versöhnung über den Gräbern“, die mit dem Ziel der Wiederannäherung deutscher und französischer Jugendlicher in der Nachkriegszeit begann. Die Idee der Völkerverständigung hat durch Begegnung und gemeinsame Arbeit an gemeinnützigen Projekten eine Ausweitung erfahren. Heute bezieht sich dieser Gedanke der Völkerverständigung auf alle Völker, Nationen, Religionen und Kulturen und ist extra breit auf der Grundlage der Aktivitäten des Internationalen Kolpingwerkes angelegt.

Beim Kontakt mit anderen Kulturen und Gesellschaftsordnungen sollen Toleranz und Verständnis gestärkt werden. Begegnung und Austausch sollen auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen.

Als Teil eines katholischen Sozialverbandes sehen die JGD es auch als ihren Auftrag, durch internationale Verständigung zur Konkretisierung christlicher Anliegen beizutragen und ihre Arbeit im Sinne der Programme des Kolpingwerkes Deutschland und des Internationalen Kolpingwerkes zu gestalten.

Kolping-Familienferienstätten

Kolping-Familienferienstätte Ferienparadies Pferdeberg bei Duderstadt

Die Kolping-Familienferienstätten sind ein Verbund von neun Ferienanlagen für Familien in Deutschland. Die Kolping-Familienferienstätten und deren regionale Träger verstehen sich als Einrichtungen und Teil des Kolpingwerkes. Sie sind dem Leitbild und der Zielsetzung gemeinnütziger Familienerholung sowie dem christlichen Menschenbild des Kolpingwerks und dessen Begründer Adolph Kolping verpflichtet.

Die Zielsetzung der Ferienstätten ist die Förderung von Familien, insbesondere solchen in wirtschaftlich oder sozial problematischen Lebenslagen. Auch zur Orientierung und Lebenshilfe in persönlichen Problemphasen sollen sie den Menschen im Sinne Adolph Kolpings nützen. Dafür werden Angebote geistlicher und spiritueller Art bereitgehalten. Die Ferienanlagen sind in einem Rahmen gestaltet, der den christlicher Glauben erlebbar und erfahrbar werden lässt. Dazu dienen unter anderem die jedem Haus angegliederte Kapelle und regelmäßige Gottesdienste.

Die Ferienanlagen stehen, trotz eindeutig katholischer Prägung, allen Familien unabhängig von der Mitgliedschaft im Kolpingwerk, ihrer konfessionellen Gebundenheit oder Religionszugehörigkeit offen. In ihrem Selbstverständnis wollen sie sich dem zusammenwachsenden Europa nähern und sehen sich als Träger der kulturellen Vielfalt und als Forum für interkulturelle und interreligiöse Begegnung.

Die Familienferienstätten des Kolpingwerkes sind in der bundesweiten „Arbeitsgemeinschaft der Kolping-Familienferienstätten“ mit Sitz in Köln zusammengeschlossen.

Sonstiges

Das Kolpingwerk ist neben seinem sozialen und missionarischen Engagement auch für den Einfluss der katholischen Kirche in der Politik von großer Bedeutung. Tausende von Abgeordneten wirken in den Parlamenten der Bundesländer sowie der Städte und Gemeinden. 38 Mitglieder des Bundestages[10] gehören dem Kolpingwerk an.

Darüber hinaus ist das Kolpingwerk Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung.

Die Publizistin Petra Heinicker hat im Rahmen der Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Band 139 im Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn über die Kolpingsarbeit in der SBZ und DDR zwischen 1945 und 1990 ein Buch veröffentlicht (ISBN 978-3-506-70286-9).

Siehe auch

Commons: Kolpingwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Idee & Tat (Zeitschrift für Leitungskräfte im Kolpingwerk Deutschland), Jg. 2018, Heft 4, S. 39.
  2. a b c Idee & Tat (Zeitschrift für Leitungskräfte im Kolpingwerk Deutschland), Jg. 2018, Heft 4, S. 40.
  3. Kolpingwerk Deutschland In: kolping.de, abgerufen am 10. Januar 2018.
  4. Wilhelm Emmanuel von Ketteler, Bischof von Mainz: Die Arbeiterfrage und das Christentum. Mainz 1864. In: Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) (Hrsg.): Texte zur katholischen Soziallehre II 1. Halbband. (Kevelaer) 1976, S. 202.
  5. Hubert Göbels: Adolph Kolping – der Volkserzieher. In: Kolping, ausgewählte pädagogische Schriften. Besorgt von H. Göbels. Schöningh, Paderborn 1964, S. 231; erschienen in: Schöninghs Sammlung pädagogischer Schriften, Quellen zur Geschichte der Pädagogik. Hrsg. von Theodor Rutt.
  6. Friedhelm Vahsen: Einführung in die Sozialpädagogik. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1975, S. 56.
  7. Wechsel an der Spitze des Kolpingwerkes. In: kolping.de, 17. November 2018, abgerufen am 19. November 2018
  8. Kolping Gruß. In: kolpingfamilie-havixbeck.de, abgerufen am 10. Januar 2018.
  9. Den Originaltext dichtete Otto Josef Lohmann in seiner Zeit als Präses in Barmen (Nachruf in der Dürener Zeitung).
  10. Selbstdarstellung auf kolping.de (Memento vom 25. Mai 2007 im Internet Archive).