Lupinen

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Lupinen

Gelbe Lupine (Lupinus luteus), Illustration.

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Genisteae
Gattung: Lupinen
Wissenschaftlicher Name
Lupinus
L.
Lupinen in verschiedenen Farbvarianten

Die Lupinen (Lupinus; von ahd. luvina, zu lat. lupus „Wolf“), selten auch Wolfsbohne oder Feigbohne genannt, sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Zur gleichen Familie gehören beispielsweise Erbse, Kichererbse und Erdnuss. In Mitteleuropa trifft man am häufigsten die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) an. Lupinen gibt es als Gemüsepflanze, Futterpflanze, Zierpflanze und Wildpflanze.

Nutzung

Als Gründüngung

Lupinen reichern den Boden mit bis zu 100 kg Stickstoff pro Hektar[1] an, was in der Landwirtschaft zur Gründüngung erwünscht sein kann. Die Stickstoffbindung erfolgt mittels Knöllchenbakterien an den bis zu 1,5 Meter langen Wurzeln. Die kräftigen Wurzeln können auch verdichteten Boden durchdringen und so die Durchwurzelbarkeit des Bodens für Folgekulturen verbessern.[2] Die Symbionten binden den Stickstoff aus der Luft und lösen zudem einen Teil des Phosphats im Boden. Der erhebliche Gründüngungseffekt der Lupine kann jedoch abseits des gezielten landwirtschaftlichen Anbaues an neu besiedelten Orten häufig zu nachhaltigen und damit problematischen Vegetationsveränderungen führen.

Nahrungs- und Futtermittel

Lupinensamen

Lupinensamen enthalten hochwertiges Eiweiß, das sowohl als Ersatz für importiertes Soja im Viehfutter (nicht für Pferde) als auch in der menschlichen Ernährung (nur ungiftige Zuchtsorten) eingesetzt wird. Die Nutzung der Lupine wurde durch die Züchtung von Sorten mit wesentlich geringeren Anteilen an Bitterstoffen und Giftstoffen (sogenannten Süßlupinen) ab Anfang der 1930er Jahre erheblich erleichtert.[3] Süßlupinen sind durch die Bitterstoffarmut aber anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.

Für den Anbau sind die Weiße Lupine (Lupinus albus), die Blaue oder Schmalblättrige Lupine (Lupinus angustifolius), die Gelbe Lupine (Lupinus luteus) und in Südamerika die Anden-Lupine (tarwi, L. mutabilis) interessant. Durch das Aufkommen von Pflanzenkrankheiten wie Anthraknose waren die Anbauflächen zunächst stark rückläufig, was sich erst mit der Einführung der resistenten Blauen Süßlupine 1997 geändert hat.

Lupinensamen können in unterschiedlicher Form verwendet werden. So sind die eingelegten Samen (it. Lupini, pt. Tremoços, sp. Altramuces) im Mittelmeerraum ein beliebter Bier-Snack in Gaststätten. Sie werden aber auch zu Lopino, einem Tofu-ähnlichen Produkt, Lupinenmehl sowie zu Lupinenmilch weiterverarbeitet und sind so Bestandteil vegetarischer Ernährungsformen. Außerdem kann aus den gerösteten Früchten ein kaffeeähnliches Getränk gewonnen werden (z. B. Altreier Kaffee). Getrocknete Lupinen-Samen sind unter der Bezeichnung Tirmis im Handel erhältlich.

Für die Entwicklung und die praktische Umsetzung eines Verfahrens, mit dem Lupinensamen von unangenehmen Geschmacksstoffen gereinigt und zu hochwertigen veganen Lebensmitteln verarbeitet werden können, wurden das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung sowie die Prolupin GmbH, ein Spin-off des Instituts, mit dem Deutschen Zukunftspreis 2014 ausgezeichnet.[4][5]

Toxizität

Die Samen insbesondere wilder und Gartenlupinen enthalten giftige Bitterstoffe, wie das Lupinin, deren Gehalt angeblich durch Einlegen in Salzwasser verringert werden kann.

Für Allergiker mit einer Überempfindlichkeit gegen Hülsenfrüchtler kann die zunehmende Nutzung von Lupinen-Protein in der Nahrungsmittelindustrie problematisch sein, da Lupinen bzw. Lupinenprodukte zu den 14 häufigsten Verursachern von Nahrungsmittelallergien zählen. Von großem Vorteil für Allergiker ist daher die am 26. November 2007 in Kraft getretene EU-Richtlinie 2007/68/EG über die Etikettierung verpackter Lebensmittel, die vorschreibt, dass Lupinenprodukte als Zutat auf dem Etikett von Lebensmitteln aufgeführt werden müssen.[6][7]

Eine Sensibilisierung gegen Lupinenbestandteile – es handelt sich vor allem um bestimmte Proteine (Conglutine) – kann isoliert auftreten oder als Kreuzallergie bei vorheriger Sensibilisierung gegen andere Hülsenfrüchte, insbesondere Erdnüsse.[8][9][10] So zeigten bei einer Studie mit 5.366 Teilnehmern rund 17 % der Patienten mit einer primären Erdnussallergie auch eine Kreuzreaktion mit Lupinen (Lupinenmehl).[11] Betroffen von einer Kreuzallergie gegen Lupinen können darüber hinaus Menschen mit einer Allergie gegen eine (oder mehrere) der folgenden Allergenquellen sein: Bohnen, Linsen, Sojabohne, Klee, Luzerne, Lakritze, Johannisbrot, Gummi arabicum, Tamarinde, Traganth.

Der zuverlässige Nachweis von Conglutinen in Lebensmitteln gelingt durch den Einsatz chromatographischer Verfahren in Kopplung mit der Massenspektrometrie, z. B. der HPLC-MS-Kopplung.[12]

Systematik

Die Gattung Lupinen (Lupinus) wird in zwei Untergattungen gegliedert.[13] Je nach Autor gibt es hundert bis mehrere hundert Arten:

  • Untergattung Platycarpos (Wats.) Kurl.: Die Hülsenfrüchte sind meist flach. Natürliche Vorkommen haben sie nur in der Neuen Welt. Mit mehreren hundert Arten (Auswahl):

Einzelnachweise

  1. Stefanie Goldschneider: Eiweißpflanze mit Zukunft - die Lupine. Abgerufen am 21. August 2013.
  2. Klaus-Ulrich Heyland (Herausgeber): Spezieller Pflanzenbau. 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1952/1996, ISBN 3-8001-1080-6, S. 130
  3. Klaus-Ulrich Heyland (Herausgeber): Spezieller Pflanzenbau. 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1952/1996, ISBN 3-8001-1080-6, S. 130
  4. Bundespräsident Joachim Gauck verleiht Deutschen Zukunftspreis 2014 auf www.deutscher-zukunftspreis.de
  5. Deutscher Zukunftspreis verliehen - Lebensmittel aus Lupinensamen auf www.tagesschau.de
  6. RICHTLINIE 2007/68/EG DER KOMMISSION vom 27. November 2007. Die Kommission der europäischen Gemeinschaften, abgerufen am 29. Oktober 2009.
  7. Nahrungsmittelallergien – Allergene / Kennzeichnung. Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz, abgerufen am 29. Oktober 2009.
  8. Allergie durch Lupineneiweiß in Lebensmitteln. Bundesinstitut für Risikobewertung, abgerufen am 16. Oktober 2009.
  9. Dooper, M. M. et al.: Immunoglobulin E cross-reactivity between lupine conglutins and peanut allergens in serum of lupine-allergic individuals. In: J Investig Allergol Clin Immunol. 19. Jahrgang, Nr. 4, 2009, S. 283–291, PMID 19639724.
  10. Ballabio C, Peñas E, Uberti F, Fiocchi A, Duranti M, Magni C, Restani P: Characterization of the sensitization profile to lupin in peanut-allergic children and assessment of cross-reactivity risk., Pediatr Allergy Immunol. 2013 May;24(3):270-5, PMID 23551124
  11. Gayraud, J. et al.: The prevalence of sensitization to lupin flour in France and Belgium: a prospective study in 5,366 patients, by the Allergy Vigilance Network. In: Eur Ann Allergy Clin Immunol. 41. Jahrgang, Nr. 1, 2009, S. 17–21, PMID 19496348.
  12. Mattarozzi M, Bignardi C, Elviri L, Careri M: Rapid shotgun proteomic liquid chromatography-electrospray ionization-tandem mass spectrometry-based method for the lupin ( Lupinus albus L.) multi-allergen determination in foods., J Agric Food Chem. 2012 Jun 13;60(23):5841-6, PMID 22612429
  13. Zur Systematik der Gattung.
Commons: Lupinus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien