Götz Berger

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Götz Berger (* 26. Januar 1905 in Berlin; † 6. März 1996 in Frankfurt (Oder)[1]) war ein deutscher Jurist. Als langjähriger kommunistischer Aktivist übernahm er zunächst hochrangige Posten in der DDR, geriet dann aber als Kritiker der Justiz, insbesondere als Verteidiger Robert Havemanns, mit der SED-Diktatur in Konflikt.

Berger studierte Jura in Berlin und Freiburg i. Br. und wurde 1929 zum Dr. jur. promoviert. 1923 trat er einer Kommunistischen Studentengruppe, 1925 dem KJVD und 1927 der KPD bei. 1931 wurde er Sozius in der Anwaltskanzlei von Hilde Benjamin im Bezirk Wedding.[2] Seine kommunistische Aktivität, insbesondere sein Engagement für die Rote Hilfe[3], führte 1933 zum Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft. Auf Seiten der Internationalen Brigaden war er 1936–1939 im spanischen Bürgerkrieg als Dolmetscher aktiv. Er wurde gefangengenommen und in Argelès-sur-Mer, Camp de Gurs und Le Vernet interniert.[4] Nach der Befreiung Frankreichs kämpfte er für die Briten in Algerien. Von 1944 bis 1946 lebte er in der Sowjetunion.

Beim Aufbau der DDR war er im SED-Zentralkomitee für die Justiz zuständig. Er wurde Dozent an der Deutschen Verwaltungsakademie in Forst Zinna.[3] Für kurze Zeit war er Sekretär der Vereinigung Demokratischer Juristen. Schließlich war er 1951 bis 1957 Oberrichter in Berlin. 1959 war er im Sekretariat Ulbrichts beim ZK der SED aktiv.[3] Kurt Müller beschuldigte Berger, ihn im Auftrag Erich Mielkes in die DDR gelockt zu haben, wo somit die Verhaftung Müllers ausgeführt werden konnte.[4]

Ab 1958 arbeitete Berger als Rechtsanwalt in Berlin. Er war Verteidiger Robert Havemanns und 1968 von dessen Söhnen. Als er gegen die Verurteilung Havemanns zu Hausarrest Berufung einlegte und gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns in einem Brief, den er persönlich seiner Partei, der SED, überbrachte, protestierte,[5] wurde ihm am 1. Dezember 1976 auf Beschluss des Ministers für Justiz der DDR und unter entscheidener Mitwirkung des Stellvertretes des Minsters, Staatssekretär Dr. Herbert Kern[6], die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen.[7][8] Überdies wurde ein Parteiverfahren gegen Berger eingeleitet und der nunmehr Geächtete mit einer Rüge gemaßregelt, was mit einem Veröffentlichungsverbot einherging.[9] Die Verteidigung Havemanns wurde später von Gregor Gysi übernommen. Nach der Wende wurde Berger rehabilitiert und war Zeuge im Verfahren gegen die Richter und Staatsanwälte, die Havemann verfolgt hatten. Nachdem er seine Zeugenaussage getätigt hatte, verstarb Berger, als 91-Jähriger, noch im Gerichtsgebäude.[10]

1965 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze[11] und 1975 in Silber.[12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karin Flothmann: Havemanns Anwalt. In: die tageszeitung, vom 9. März 1996, S. 12.
  2. Marianne Brentzel: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989. 1997, S. 43.
  3. a b c Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs: Berger, Götz. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  4. a b Konrad Weiß: Träumt von morgen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 107, vom 10. Mai 1997, S. B4 (Berliner Seiten).
  5. NZ-Gespräch mit Dr. jur. Götz Berger in "Neue Zeit" vom 13. Dezember 1989
  6. Neue Zeit vom 13. Dezember 1989, S. 3
  7. Marianne Brentzel: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989. 1997, S. 341–342.
  8. Mechthild Küpper: Havemanns Juristen wissen, was Rechtsbeugung bedeutet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 123 von 27. Mai 2000, S. 3
  9. Neue Zeit vom 13. Dezember 1989, S. 6 (Fortsetzung des NZ-Gesprächs)
  10. Mechthild Küpper: Blumen für die Angeklagten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 38, von 15. Februar 2000, S. BS1 (Berliner Seiten).
  11. Neues Deutschland, 25. März 1965, S. 2.
  12. Berliner Zeitung, 1. Mai 1975, S. 4