Geschichte von Bosnien und Herzegowina

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Antike

Die Illyrer

Die Illyrer waren die frühesten Bewohner des Gebiets des heutigen Bosnien und Herzegowina, über die historische Informationen vorliegen. Sie besiedelten die westliche Hälfte der Balkanhalbinsel und damit auch Bosnien in der Bronzezeit (ca. 1200 - 1100 v. Chr.). Archäologische Forschungen haben gezeigt, dass die Stämme vor allem Viehzucht und weniger Ackerbau betrieben. Auch Bergbau (Silber) wurde in Bosnien schon von den Illyrern betrieben.

Aus der schriftlichen Überlieferung der Griechen (seit dem 6. Jhdt. v. Chr.) sind nur wenige Stämme des Binnenlandes namentlich bekannt. Das Gebiet der an der Küste beheimateten Liburner und Delmaten reichte im Landesinneren aber vermutlich bis in das bosnische Bergland.

Im 4. Jahrhundert v. Chr. bildete sich im Norden des heutigen Serbien das Volk der Skordisker. Sowohl die schriftlichen antiken Quellen als auch die ausgegrabenen archäologischen Artefakte haben erwiesen, dass die Skordisker sowohl keltische als auch illyrische und dakische Vorfahren hatten. Sie bildeten ein Bindeglied zwischen den eisenzeitlichen Kulturen des Balkans und der La-Tène-Kultur. Ihr Gebiet reichte bis in den Nordosten Bosniens, das schon seit der Hallstattzeit eine kulturelle Übergangszone zwischen dem mitteleuropäischen Ost-Hallstattkreis und den illyrischen Kulturen bildete.

Westlich der Skordisker siedelten an der Save die illyrischen Breuker und in Mittelbosnien die Daesitaten. Nur diese beiden binnenländischen Stämme sind schriftlich belegt. Illyrische Siedlungen und Gräberfelder haben Archäologen aber in allen Teilen Bosniens entdeckt. Es scheint, dass im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. der keltische Einfluss in der Region zurückging, denn die Funde aus dieser Zeit (Schmuck, Waffen und Keramik) gehören vornehmlich zum illyrischen Formenkreis. Daneben nehmen griechische Importe zu.

Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gelangte die illyrische Küste der Adria ins Blickfeld der Römer. Nach den römisch-illyrischen Kriegen (229-219 v. Chr.) stand die Küste unter dem Protektorat der römischen Republik, während die Völker im Binnenland ihre Freiheit behielten.


Die Römer

Unter Kaiser Augustus wurden die illyrischen Gebiete 12 - 9 v. Chr. in das Römische Reich eingegliedert und die Grenze des Imperiums schließlich bis an die Donau vorverlegt. Zunächst waren die neuen Territorien in einem einzigen Verwaltungsbezirk Illyricum zusammengefasst. Die Organisation einer umfassenden Provinzialverwaltung erfolgte noch nicht. Im Jahr 6 n. Chr. kam es zu einem letzten großen illyrischen Aufstand gegen die Römerherrschaft und das Imperium verlor vorübergehend die Kontrolle über das Landesinnere (in etwa Bosnien und Slawonien), weil zur selben Zeit die Auseinandersetzungen mit den Germanen am Rhein eskalierten. Der spätere Kaiser Tiberius konnte die Breuker, Daesitatenden und ihre Verbündeten 9 n. Chr. an der Save endgültig schlagen. Danach wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen, die beide jeweils auch einen Teil des heutigen Bosnien umfassten. Zur Provinz Pannonia gehörten die nördlichen Gebiete an der Save, zu Dalmatia der größere Teil des Landes inklusive der Herzegowina.

Seitdem unterstanden alle illyrischen Gebiete römischer Herrschaft, und in der Folgezeit entstand ein Netz von römischen Straßen und Siedlungen, darunter einigen wohlhabenden Handelsstädten. Militärposten wurden nur im Norden an der Save zum Schutz der Reichsgrenze errichtet. In Dalmatia waren keine Truppen stationiert, denn die Provinz galt als befriedet und sicher. In Ostbosnien wurden bereits damals Gold, Silber und Blei abgebaut. Von der römischen Präsenz zeugen heute noch viele Ausgrabungsfunde und Befestigungsanlagen. Letztere wurden seit dem 3. Jahrhundert angelegt, als die Bedrohung durch die Völkerwanderung zunahm.

Römische Städte auf bosnischem Gebiet waren in Dalmatia: die Kolonien Delminum (vorher Hauptort der Delmaten), und Bistue Nova, ferner die alten Siedlungen Argentaria, Ad Salinas, Bigeste und Raetinum. Für den pannonischen Teil ist Servitium an der Save zu nennen. Das von den Römern im bosnischen Raum angelegte Straßennetz diente vor allem der schnellen Verlegung von Truppen vom Adriahafen Salona an die pannonische Grenze. Strahlenförmig führten mehrere Routen von Salona Richtung Norden: die kürzeste Verbindung ging durch Mittelbosnien nach Servitium, eine weitere Straße führte weiter westlich über Raetinum an die Save, zwei Routen verliefen in nordöstlicher Richtung nach Sirmium und weiter nach Mösien. Dabei hatte die später so genannte Via Argentaria (Silberstraße) auch wirtschaftliche Bedeutung, weil sie die Verbindung der Bergbauregion um Srebrenica mit der Küste herstellte.

Dalmatia gehörte zu den südosteuropäischen Provinzen, in denen sich das Lateinische als wichtigste Sprache schnell durchsetzte. Das Griechische spielte nur in den Küstenstädten an der Adria eine Rolle.

Bei der Neueinteilung der Provinzen unter Kaiser Diokletian wurde Pannonien geteilt. Die späteren bosnischen Gebiete wurden dabei Pannonia Savia zugeteilt, deren Hauptstadt Siscia war.

Das Christentum fand frühzeitig Eingang in Dalmatia und Pannonia. Bereits im 3. Jahrhundert sind in diesen Regionen Märtyrer der Christenverfolgungen bezeugt. Wann sich die neue Religion aber im Inneren Bosniens durchsetzen konnte, ist weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass Delminum bereits im 4. Jahrhundert Bischofssitz gewesen ist. Vermutlich ist dieses frühe Bistum in den Wirren der Völkerwanderung untergegangen. Schon in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts erfolgte aber die Neugründung. Ein wichtiges Zentrum des frühen Christentums war das pannonische Sirmium, dessen Erzbischof im 4. Jahrhundert wohl auch Gebiete im nördlichen Bosnien unterstanden.

Völkerwanderungszeit

Im Jahr 376 überschritten die Westgoten die Donaugenze. Nach einem fehlgeschlagenen Versuch Kaiser Valens' sie in Thrakien als Föderaten anzusiedeln, kam es 378 zur Schlacht von Adrianopel, in der die Goten siegten und das römische Heer auf dem Balkan völlig aufrieben. In den folgenden zwei Jahrzehnten blieben die Westgoten ein ständiger Unsicherheitsfaktor in den Balkanprovinzen. Nachdem sie Griechenland verwüstet hatten, zogen die Goten 401 nordwärts und verheerten auf ihrem Weg nach Italien auch die Provinz Dalmatia.

Nach einigen Jahrzehnten verhältnismäßiger Ruhe fielen die Hunnen unter Attila zwischen 441 und 447 in die römischen Balkanprovinzen ein. In den sechziger Jahren des 5. Jahrhunderts konnte der spätere Kaiser Zenon als Feldherr Leos I. die Vandalen, Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau vertreiben. Nach dem Ende des weströmischen Reiches (476) hatte es Zenon, der nunmehr Kaiser war, auf dem Balkan noch mit den Ostgoten unter Theoderich zu tun. Es gelang ihm 488, Theoderich gegen Odoaker, den Herrscher Italiens, zu lenken. Die Verlagerung der ostgotischen Hauptmacht nach Italien bildete die Voraussetzung, dass Kaiser Justinian I. das Gebiet des späteren Bosnien, das bei der Reichsteilung von 395 an Westrom gefallen war, unter die byzantinische Herrschaft bringen konnte. Allerdings dauerten die Auseinadersetzungen mit den Ostgoten in Dalmatia noch bis in die 520er jahre an. Unter Justinian verlief die Nordgrenze des Römischen Reiches durch Bosnien. Nördlich davon hielten sich in dieser Zeit die Langobarden und Gepiden auf, und ab 555 tauchte als neue Bedrohung das Steppenvolk der Awaren in der pannonischen Ebene auf. Die Awaren wurden 558 als Föderaten auf dem Reichsboden angesiedelt. Dies ebenete ihnen und den unter ihrer Oberherrschaft stehenden slawischen Stämmen den Weg auf den Balkan.

Mittelalter

Die slawische Besiedlung Dalmatiens und Pannoniens

Der genaue Verlauf der slawischen Landnahme auf dem Balkan seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts lässt sich im Detail nicht rekonstruieren. Fest steht, dass sie sich unter der Oberherrschaft der weit wenier zahlreichen Awaren vollzog und ungefähr mit dem Tod Justinians I. 565 begann, als sich abzeichnete, dass die Renovatio Imperii gescheitert war.

Um 620 waren die Slawen vermutlich in den größten Teil Bosniens vorgedrungen. In diese Zeit zu Anfang des 7. Jahrhunderts werden die ältesten slawischen Siedlungsfunde in Bosnien-Herzegowina datiert. Nur an der dalmatinischen Küste und auf den vorgelagerten Inseln konnten sich einige befestigte römische Städte halten. Die kroatische Forschung geht davon aus, dass in einer zweiten Welle der slawischen Einwanderung die Kroaten als eigenständige Volksgruppe nach Kroatien und Bosnien vordrangen. Dies lässt sich aber weder durch schriftliche noch durch archäologische Quellen mit Sicherheit belegen. In jedem Falle war Bosnien ein Teil jener Region, in der sich die Ethnogenese sowohl der Kroaten als auch der Serben vollzog. Irgendwelche Grenzen zwischen den beiden Völkern lassen sich bis zur Entstehung der ersten slawischen Fürstentümer nicht ziehen. Und auch danach bleiben die Grenzen verschwommen und sind aufgrund wechselnder Machtverhältnisse sehr variabel. Nach einer viel späteren Beschreibung in De administrando imperii von Konstantin VII. Porphyrogennetos (10. Jhdt.), sollen die Kroaten von Kaiser Herakleios in ihre späteren Siedlungsgebiete gerufen worden sein, zu denen auch die westliche Hälfte des heutigen Bosnien gehörte.

Die Slawen waren in Großfamilien, Sippen und Stämmen (Plemena) organisiert. Oberhaupt eines Stammes war der Župan. Die soziale Differenzierung nahm in der neuen Heimat bald zu und mit der Zeit bildete sich der Adel heraus. Diese neue Oberschicht war besonders bei den Kroaten und den Bosniern zahlenmäßig stark. Damit zusammenhängend waren aber die Besitzungen der meisten Adligen sehr klein und viele von ihnen hatten so wenig Knechte, dass sie sich selbst an der Feldarbeit beteiligen mussten. Dieser Kleinadel hat die Geschichte Bosniens bis zur osmanischen Eroberung entscheidend mitgeprägt. In Kroatien blieb er sogar bis ins 19. jahrhundert hienein erhalten.

Bereits im 7. Jahrhundert begann die Christianisierung der slawischen Bevölkerung Bosniens. Neben den Bischofsitzen an der dalmatinischen Küste als Missionszentren gab es in der Herzegovina das bereits erwähnte Bistum Duvno. Im 7. Jahrhundert soll noch ein weiteres Bistum in Mittelbosnien errichtet worden sein, das der katholischen Tradition nach in der heutigen Erzdiözese Vrhbosna (Sarajewo) fortlebt.

Im 8. und 9. Jahrhundert lebten die slawischen Stämme in Bosnien und Kroatien an den Rändern der großen Reiche jener Zeit. Neben Byzanz trat das Bulgarenreich als neue Großmacht auf dem Balkan. Zeitweise reichte der bulgarische Einfluss bis nach Bosnien hinein. Zur Zeit Karls des Großen wurden die Awaren von den Franken besiegt und der fränkische Einfluss erstreckte sich zeitweise bis in die kroatischen Siedlungsgebiete. Allerdings waren die Kroaten so weit von den Machtzentren der großen Reiche entfernt, dass sie nach der Zerschlagung der Awarenherrschaft weitgehend unabhängig waren.

Frühmittelalterliche serbische und kroatische Fürstentümer

So bildeten sich im 9. Jahrhundert die ersten kroatischen und serbischen Fürstentümer, die jeweils auch Teile Bosniens einschlossen. Unter dem ersten kroatischen Köng Tomislav (910-928), gehörte fast das ganze Land zu Kroatien, während ein kleiner Teil im Osten unter bulgarischer Herrschaft stand. Allerdings war das kroatische Königreich kein straff organisierter Staat, wie das mit ihm verbündete Byzantinische Reich. Unter der Anerkennung der Oberherrschaft des Köngs waren die einzelenen Stämme und ihre Župane weitgehend selbstständig. Nach dem Tod Tomislavs wurde der größte Teil Bosniens vom vorübergehend erstarkten serbischen Fürstentum Raszien eingenommen, das wiederum selbst die Oberherrschaft des byzantinischen Kaiserreichs anerkannte. Aus dieser Zeit stammt die erste überlieferte Erwähnung Bosniens als einer gesonderten Landschaft. Jedoch meinte man damit nur ein kleines Gebiet am Oberlauf des namensgebenden Flusses Bosna. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts fiel diese Region wieder unter kroatische Herrschaft.

Kaiser Basileios II. (985-1025) konnte den direkten Einfluss von Byzanz noch einmal bis an die Donau (Sirmium) und nach Bosnien hinein ausdehnen. Bald danach verloren die Griechen aber endgültig die Kontrolle über die weit im Nordwesten gelegenen Gebiete. In dieser Zeit entstand das serbische Fürstentum Doclea, zu dem ebenso wie zum benachbarten Fürstentm Hum (Zahlumije) auch Teile der Herzegowina ghörten. Nach 1080 waren Mittel- und Ostbosnien unter König Konstantin Bodin wiederum Teil des serbischen Raszien.

Vgl. dazu auch Geschichte Kroatiens und Geschichte Serbiens


Das bosnische Fürstentum zwischen Ungarn und Serbien

Auch nachdem Kroatien 1102 durch Personalunion an die Könige von Ungarn gekommen war blieb Bosnien ein umstrittenes Land. Weder die Kroaten und Ungarn noch die Serben konnten ihre Herrschaft dort stabilisieren. Und im 12. Jahrhundert entstand in diesem Machtvakuum ein mehr oder weniger eigenständiges Fürstentum.


Burg in der Nähe des Ortes Srebrenik. Sie ist eines der ältesten Bauwerke Bosnien und Herzegowinas und spielte bei der Verteidigung gegen osmanische Angriffe im Mittelalter eine grosse Rolle.

Osmanische Herrschaft

1463 wurde Sarajewo von den Osmanen eingenommen. Nach mehreren Jahren des Krieges fielen auch die letzten Städte im Süden, so das die letzte Königin Katarina Kosac(a-Kotromanic' ins Exil gehen musste. Am 25. Oktober 1478 starb sie in Rom. Sie wurde durch einen Venezianischen Auftragsmörder erstochen. Bosnien wurde damit zu einem osmanischen Wilajet (Provinz).

Infolge der Reconquista in Spanien siedelten sich von dort vertriebene sephardische Juden in Bosnien an, da sie von den Osmanen nicht verfolgt wurden.

Bosnien und die Herzegowina (Rama) vor den osmanischen Eroberungen

Mit der Rückeroberung Südungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land zur Grenzzone. Österreichische Truppen versuchten mehrmals, auch unter anderem mit überflüssigen Söldnerherren aus anderen Kriegen, auch Bosnien zu erobern, was aber scheiterte, so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte. Allerdings zerstörte Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajewo. In den Gebieten um Bihac' und entlang der Save wurden Befestigungen und Wehrdörfer eingerichtet. In diesem Grenzgebiet wurden auch Serben (als Vlachen bezeichnet) angesiedelt.

1878 wurde Bosnien österreichisch-ungarischer Verwaltung unterstellt (Kondominium), während es bis 1908 formell weiterhin dem Sultan unterstand. In dieser Zeit wurde der Begriff Bosnien-Herzegowina (Bosna i Hercegovina) geprägt.

Der mittelalterliche Staat Bosnien war zum grossen Teil katholisch. Zeitweilig war die aus Bulgarien kommende Bogomilen-Bewegung, hier auch als bosnische Kirche bekannt stark. Sie konnte sich in Bosnien länger halten als in Bulgarien selbst. Die slawischen Bosnier haben sich sowohl dem katholischen wie auch dem byzantinischen Glauben verweigert und stattdessen nach der osmanischen Besetzung lieber den Islam angenommen (Bogomilen). Die Osmanen hatten eine relative Religionsfreiheit, Adel der bestehen bleiben wollte oder Bauern die besseres Land oder ähnliche Privilegien haben wollten, mussten jedoch den Glauben aufgeben und zum Islam wechseln. In bestimmten Gebieten, wie die Hercegovina, mit Bevölkerung die nicht den Glauben wechselte, wurde auch später die Kindessteuer eingeführt, wo den Familien jedes 5 Kind geraubt und diese dann ausführlich geschult und zu Elite Kämpfern und Anführern an Sultans Hof ausgebildet wurden.

Zeittafel

Österreichisch-ungarische Zeit

  • 1878 sprach der Berliner Kongreß Österreich-Ungarn die türkischen Provinzen Bosnien, die Herzegowina sowie den Sandschak von Novipazar zur Verwaltung zu. Die Verwaltung wurde vom k.u.k. Finanzministerium ausgeübt. Dies alles geschah in Einvernehmen mit dem Sultan, welcher formal noch bis 1908 (Annexion) Regent war. In österreichischer Zeit beginnt die industrielle Ausbeutung der Bodenschätze und Wälder Bosnien-Herzegowinas, wobei jedoch mit Augenmaß vorgegangen wurde (Aufforstungsprojekte und dergl.) Wichtige Eisenbahnlinien und Fernstraßen werden errichtet.

Siehe auch: Bosnische Annexionskrise

Jugoslawische Zeit

Bosnien-Herzegowina während des 2. Weltkrieges

Jugoslawien war während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz mehrerer miteinander verwobener Kriege: des von Deutschland und Italien gegen Jugoslawien geführten Krieges, der Kriegsanstrengungen der "Achse" gegen die Alliierten, des Krieges der Besatzungsmächte gegen jugoslawische Widerstandsbewegungen, des Bürgerkriegs kroatischer Extremisten gegen die serbische Bevölkerung in Kroatien und Bosnien und des Kriegs der wichtigsten Widerstandsbewegungen (Tschetniks und kommunistische Partisanen) gegeneinander. (siehe auch: Jugoslawischer Bürgerkrieg)

Insgesamt wurden in Jugoslawien während dieser Zeit mindestens eine Million Menschen getötet; darunter waren wahrscheinlich die Mehrzahl von Jugoslawen getötete Jugoslawen.

Nach dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 hatten die Achsenmächte unter Führung Deutschlands am 10. April den "Unabhängigen Staat Kroatien" (Nezavisna država Hrvatska, NDH) proklamiert. Der war entgegen seiner Bezeichnung alles andere als unabhängig. Er umfasste ganz Bosnien und die Herzegowina und wurde in eine deutsche und eine italienische Einflusszone eingeteilt. Die Trennungslinie verlief diagonal durch Bosnien. Der Ustascha-Führer Ante Pavelić wurde aufgefordert, diesen "Staat" als Poglavnik ("Führer") zu regieren.

Am 16. April 1941 marschierten deutsche Truppen in Sarajevo ein und verwüsteten die dortigen Synagogen. Im Juni begann die Masseninternierung von Juden. Nach Kriegsende schätzte man, dass von 14.000 Juden in Bosnien fast 12.000 getötet worden waren. Einheimische waren daran beteiligt. Das Hauptziel der Ustascha-Bewegung war jedoch, die große serbische Minderheit (1,9 von insgesamt 6,3 Millionen Einwohnern) zu vertreiben. Terrorakte gegen Serben begannen im Mai 1941 und weiteten sich in den folgenden Monaten aus, mindestens mehrere hundert Serben wurden dabei ermordet. Im Juni 1941 vertrieben daraufhin serbische Bauern in der Region Nevesinje die Ustascha-Milizen und etablierten für kurze Zeit ein "befreites Gebiet". Dann wandten sie sich gegen kroatische und muslimische Dorfbewohner, die sie als Kollaborateure ansahen. Im Bezirk Bileća im Süden der Herzegowina wurden mehr als 600 Muslime umgebracht, im Juli/August weitere rund 500 in der Gegend um Višegrad. Tausende von bosnischen Serben schlossen sich einer der organisierten Widerstandsbewegungen an. Diese hatten jedoch unterschiedliche Merkmale und Ziele, so dass der beginnende Bürgerkrieg zwischen Tschetniks und kommunistischen Partisanen schon im Oktober 1941 sichtbar war. Ein Aspekt ihrer Konkurrenz war auch ihre Haltung gegenüber den Muslimen und dem Status Bosniens. Einige führende Tschetniks waren fanatische serbische Nationalisten, die Bosnien, Dalmatien, Montenegro, Teile Kroatiens, Slawonien und Nordalbanien Serbien zuschlagen wollten. Stevan Moljević, ab 1943 politischer Leiter der Bewegung, schrieb im Februar 1942, dass dann „die Säuberung des Landes von allen nichtserbischen Elementen“ folgen müsse. Die Haltung der Kommunisten war während des Krieges vieldeutig und widersprüchlich. Milovan Djilas legte einen Plan vor, nach dem Bosnien autonome Provinz, aber keine „Nationalrepublik“ werden sollte.

Beide Widerstandsbewegungen kämpften gegen die Achsenmächte, häufiger aber gegeneinander. Tito war Ende 1941 aus Serbien in die Region Foča in Bosnien geflohen. Im Sommer 1942 marschierte er mit seinen Partisanen nach Nordwesten in die Gegend um Bihać. Anfang 1943 beschloss die deutsche Führung, Titos Truppen von dort zu vertreiben. Sie wollte die Kontrolle über das wichtige Hinterland verstärken, weil sie befürchtete, die Alliierten könnten an der Küste Dalmatiens landen. Aus dem gleichen Grund plante sie eine Offensive gegen Tschetniks in der Herzegowina und in Montenegro. Der Tschetnik-Führer Draža Mihailović wollte seinerseits die Partisanen vertreiben, um einem raschen Vormarsch der Alliierten landeinwärts zur Vereinigung mit seinen eigenen Truppen den Weg frei zu machen. Tito befürchtete dagegen, dass eine alliierte Besetzung die Wiedereinsetzung des jugoslawischen Königs bedeuten würde und erklärte der deutschen Seite seine Bereitschaft, gemeinsam mit deren in Kroatien stehenden Divisionen gegen die an Land gesetzten Truppen der Westmächte vorzugehen.

Solche widerstreitenden Interessen führten 1943 zu wechselnden taktischen Bündnissen. Letztlich wurden die Partisanen Anfang 1943 in Richtung Herzegowina zurückgedrängt. Tito hatte aber ohnehin den Plan, dort und in Montenegro gegen Tschetnik-Truppen vorzugehen.

Im Mai 1943 entwaffneten deutsche Truppen auch mehrere Tausend montenegrinische Tschetniks. Anschließend wandten sie sich gegen die Partisanen und schlossen sie auf dem Berg Durmitor in Nordmontenegro fast ein. In heftigen Auseinandersetzungen durchbrachen die Partisanen jedoch den Ring und zogen durch Südostbosnien westwärts. Schließlich errichtete Tito sein Hauptquartier im Bezirk Jajce.

Berichte von britischen Offizieren, die die Partisanen besucht hatten, veranlassten die Allierten, ihre Unterstützung von Mihailović abzuziehen und Tito zuzuwenden. Dessen Partisanen gewannen einen weiteren Vorteil gegenüber den Tschetniks, als ihnen nach der Kapitulation der italienischen Armee im September 1943 große Mengen an Ausrüstung in die Hände fielen. Nun begannen Tschetnik-Kommandeure erstmals, direkt mit der deutschen Seite zu kollaborieren.

Die alliierte Unterstützung Titos wurde 1944 verstärkt; außerdem gewann Tito kroatische und muslimische Kämpfer, die nach dem allgemeinen Zusammenbruch der Ustascha-Herrschaft unzufrieden waren. Aber auch weitere Serben schlossen sich den Partisanen an. Im Sommer 1944 begann der Rückzug der deutschen Besatzer. Tito bekam neue Waffenvorräte geschickt, um diesen Abzug zu verhindern, zielte aber viel mehr auf die Vollendung seines Sieges im Bürgerkrieg. Ende des Jahres hatten sowjetische und verbündete bulgarische Streitkräfte den Osten des Landes zu einem großen Teil eingenommen. Am 6. April 1945 befreiten Titos Partisanen Sarajevo. Innerhalb weniger Wochen kontrollierten sie ganz Bosnien. Am 28. April wurde eine „Volksregierung“ eingesetzt.

Die Bosnier selbst waren auf unterschiedliche Weise an den Kämpfen in den Jahren 1941 bis 1945 beteiligt. Eine Minderheit der bosnischen Kroaten unterstützte aktiv die Ustascha. Die Mehrheit begrüßte zunächst die Ausrufung des NDH, wurde aber zunehmend desillusioniert und schloss sich 1943/44 in großer Zahl den Partisanen an. Die bosnischen Serben gerieten schnell in Opposition zum Ustaschastaat und zu den Besatzungsmächten. Sie schlossen sich teilweise den Partisanen an, aber auch den Tschetniks. Am unübersichtlichsten war die Situation der bosnischen Muslime. Ante Pavelić hatte ihnen wenige Tage nach Beginn seiner "Amtszeit" Schul- und Religionsautonomie zugesagt und versichert, sie könnten sich "frei, gleichberechtigt und zufrieden fühlen". Elf frühere Politiker der Jugoslawischen Muslimischen Organisation wurden aufgefordert, in das Zagreber Pseudoparlament einzutreten. Die zugesagte Rechtssicherheit ging aber im NDH schnell verloren; schon im Sommer und Herbst 1941 protestierten muslimische Geistliche öffentlich an vielen Orten vor allem gegen die Gewalt gegen Juden und Serben. Die Gewalttaten serbischer Dorfbewohner, besonders in der Herzegowina, gegen Muslime, machten es diesen aber unmöglich, sich dem serbischen Widerstand gegen die Ustascha anzuschließen. An anderen Orten hatten Tschetniks und andere serbische Streitkräfte im Winter 1941/42, im Sommer 1942 und im Februar 1943 Tausende von Muslimen getötet. Einige Muslime traten den Ustaschamilizen bei; eine größere Zahl schloss sich Titos Partisanen an. Die erste muslimische Partisaneneinheit, die Mujina četa, wurde ab August 1941 aufgestellt. Im Laufe des Jahres 1942 entstanden weitere muslimische Einheiten, im Dezember die 8. Regionale (Muslimische) Brigade.

Insgesamt blieb die Zahl muslimischer Rekruten zunächst jedoch relativ klein. Es gab auch Muslime, die sich für eine Kooperation mit Tschetniks einsetzten. Im Dezember 1943 wurde geschätzt, dass bis zu acht Prozent der Soldaten Mihailovićs Muslime seien. Zeitweise stellten Muslime lokale eigene Einheiten auf, die z.T. als „grüne Kader“ bekannt wurden. Im Oktober 1942 gab es eine „Muslimische Freiwilligenlegion“ von rund 4000 Mann, die direkt mit der deutschen Seite zu verhandeln versuchte. Eine ähnliche Truppe, die im Sommer 1943 in der Region Cazin entstand, brachte es auf acht Bataillone. Viele muslimische politische Führer sahen in einer Art Autonomie für Bosnien die einzige Lösung. Aus dieser Haltung entstand das berühmte „Memorandum“ bosnischer Muslime an Hitler vom November 1942. Abgesehen davon, dass sie sich der „gotischen Abstammung“ rühmten, beschwerten sich die Autoren bitterlich über die Morde der Ustascha an Muslimen, forderten einen Stop dieser Aktivitäten und baten um die Genehmigung, die muslimische Freiwilligenlegion zu vergrößern. Sie wären im Gegenzug bereit, diese direkter deutscher Kontrolle zu unterstellen. Die Forderung nach einer Autonomie Bosniens war für die deutsche Führung mit Rücksicht auf ihre Verbindungen nach Zagreb nicht annehmbar. An der Rekrutierung weiterer Soldaten hatte sie jedoch starkes Interesse. Gegen heftige Einwände aus Zagreb wurde 1943 die SS-Division Handschar gegründet. Bosnische SS-Einheiten kämpften auf Seiten der deutschen SS und der Ustascha gegen Serben, Juden und Roma, die in den Partisanen-Verbänden kämpften. Zudem wurden Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung ausgeübt, so im Frühjahr und Sommer 1944 in Nord- und Ostbosnien (Tuzla, Gradačac, Brčko, Bijeljina und Zvornik) mit Hunderten, vielleicht Tausenden Opfern.

Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1995

Datei:Croatia corps boundaries Jan 95.jpg
Territoriale Kräfteverteilung in Kroatien und Bosnien und Herzegowina vor der Militäroperation Oluja. Januar 1995.
Politische Gliederung (Dayton 1995)

Im Jahr 1992 erfolgte die Erklärung der Unabhängigkeit. Daraufhin brach ein Krieg zwischen den Volksgruppen aus. Es erfolgte die Proklamation der Republika Srpska, Soldaten bzw. Paramilitärs aller beteiligten Kriegsparteien verüben so genannte „ethnische Säuberungen“(zu 90% jedoch die Serben - Quelle UN) Es beginnt die Belagerung von Sarajewo.

[1993]] wurde Srebrenica zur UN-Schutzzone erklärt. 1995 erfolgte der Friedensschluss von Dayton, wobei das Land in zwei Entitäten aufgetielt wird: Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska unter einem gemeinsamen Dach, dem Staat Bosnien und Herzegowina.

Siehe auch

Bosnien, Herzegowina, Geschichte Jugoslawiens, Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens.

Literatur

1. Allgemeine Darstellungen

  • Salih Muvekkit Hadžihuseinović: Povijest Bosne. Sarajevo, 1999
  • Agilolf Kesselring (Hrsg., im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamts): Wegweiser zur Geschichte. Bosnien-Herzegowina. Paderborn 2005 ISBN 3-506-72976-4
  • Noel Malcolm: Bosnia. A Short History, London 1994. (deutsch: Geschichte Bosniens Frankfurt/Main 1996, ISBN 3-10-029202-2).

2. Antike und Völkerwanderungszeit

3. Mittelalter

  • Ćirković Sima: Istorija srednjovekovne bosanske države. Beograd 1964.
  • Nada Klaić: Srednjovjekovna Bosna. Zagreb 1994.

4. Osmanische Zeit

  • Markus Koller: Bosnien an der Schwelle zur Neuzeit. Eine Kulturgeschichte der Gewalt (1747 - 1798). (=Südosteuropäische Arbeiten. 121). München 2004. ISBN 3-486-57639-9

5. Österreichische und jugoslawische Zeit

  • Holm Sundhaussen: Geschichte Jugoslawiens 1918-1980, Stuttgart 1982
  • Petar Vranki´c: Religion und Politik in Bosnien und der Herzegowina (1878 - 1918). Paderborn u.a. 1998. ISBN 3-506-79511-2

6. Neueste Zeit seit 1991