Secobarbital

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Secobarbital
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Freiname Secobarbital
Andere Namen

(RS)-5-(1-Methylbutyl)-5-(2-propenyl)-(1H,3H,5H)-pyrimidin-2,4,6-trion

Summenformel C12H18N2O3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 200-982-2
ECHA-InfoCard 100.000.894
PubChem 5193
ChemSpider 5005
DrugBank DB00418
Wikidata Q414788
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05CA06

Wirkstoffklasse

Barbiturat

Eigenschaften
Molare Masse
  • 238,28 g·mol−1
  • 260,26 g·mol−1 (Mononatriumsalz)
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

100 °C[1]

pKS-Wert
Löslichkeit

schlecht in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​301+310​‐​305+351+338[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Secobarbital ist ein Schlafmittel der Gruppe der Barbiturate, genauer: ein kurzwirksames Oxybarbiturat.

Die Wirkung ist dosisabhängig narkotisierend, beruhigend, angstlösend, krampflösend, atmungsdepressiv und blutdrucksenkend. Sie beruht auf einer Reaktionsverstärkung der GABA-Rezeptoren an inhibitorischen Neuronen im Gehirn (GABA = γ-Aminobuttersäure, ein Neurotransmitter). Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Magenschmerzen und paradoxe Erregung. Wegen des hohen Suchtpotentials (Gewöhnung, körperliche Abhängigkeit, Entzugserscheinungen) und der Gefahr von schweren Nebenwirkungen bis hin zu tödlichen Atemstillständen sind die Barbiturate nur noch selten im medizinischen Gebrauch; insbesondere als Schlafmittel sind sie von den Benzodiazepinen abgelöst worden. Dennoch werden sie (wenn auch ungern und selten) an Patienten mit starken Schlafstörungen (chronischer Insomnie) ausgegeben. Grund dafür ist, dass die Wirkung nicht nur schlafanstoßend, sondern schlaferzwingend ist (narkotisierend).

Das Mono-Natriumsalz von Secobarbital ist ein wasserlösliches Pulver bzw. Tablette mit leicht bitterem Geschmack. Die Wirkung hält nur ca. 1–2 Stunden lang an. Secobarbital wird in der Leber verstoffwechselt, die Abbauprodukte mit dem Urin ausgeschieden.

Die Einnahme dieses Arzneimittels in Kombination mit übermäßigem Alkoholkonsum führte in den meisten Fällen zu Kammerflimmern oder tödlichem Atemstillstand, deshalb wird von dem Konsum generell abgeraten.

Ein bekanntes Opfer einer tödlichen Secobarbital-Überdosis ist Judy Garland, welche am 22. Juni 1969, zwölf Tage nach ihrem 47. Geburtstag, an einer versehentlich eingenommenen Überdosis von zehn Kapseln Secobarbital starb.

Secobarbital, das früher auch zur sogenannten Prämedikation vor chirurgischen Eingriffen[3] verwendet wurde, ist in Europa nicht mehr als Fertigarzneimittel erhältlich. In den USA wird es unter dem Handelsnamen Seconal verkauft. Auf dem Schwarzmarkt werden echte und gefälschte Tabletten („Seggies“) illegal gehandelt.

Secobarbital ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 3 BtMG ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis oder Verschreibung ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

In der Schweiz gelten ähnliche Regelungen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Eintrag zu Secobarbital. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. Dezember 2014.
  2. a b c d Datenblatt Secobarbital bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 22. Oktober 2016 (PDF).
  3. B. Root, J. P. Loveland: A comparative evaluation of chlorprothixene and secobarbital for pediatric premedication. In: Journal of Clinical Pharmacology. Band 11, 1971, S. 56 ff.