Römisch-irische Beziehungen

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Die Römisch-irischen Beziehungen, auch Hiberno-römischen Beziehungen sind charakterisiert durch den kulturellen Austausch zwischen dem Römisches Reich und einzelnen irischen Clans. Die irische Insel war eine der wenigen Regionen Westeuropas, die nicht von Rom erobert worden waren. Irland, wurde im römischen Schrifttum als „Hibernia“ bezeichnet (auch „Ivernia“). Der nicht systematische Handel und kulturelle Austausch kam gegen Ende der römischen Besatzungszeit in England und Wales zum erliegen und irische Clanchefs überfielen auch Britannien.

Das römische Imperium zu Trajans Zeit; er war von Januar 98 n. Chr. bis 117 n. Chr. römischer Kaiser. Die grüne Fläche zeigt das römische Reich, rosa und hellblau stellen Gebiete dar die zeitweise aufgesucht wurden, gelbe Linien zeigen Grenzbefestigungen

Dennoch ist ein gewisser römischer Einfluss auf die irische Lokalkultur belegbar. Er zeigte sich auf drei verschiedenen Arten, nämlich kommerziell, kulturell und religiös sowie militärisch.

Das Verhältnis zwischen Rom und Hibernia war zumeist von kommerzieller Natur. Richard B. Warner schrieb im Jahr 1995, dass nach dem Kaiser Claudius zur Invasion des südlichen Britanniens aufbrach, sich als Ergebnis die Handelswege zwischen dem Mittelmeer und römischen Britannia ausbauten und eben auch die zur Insel Hibernia. Der aktuelle Anlass zur Invasion nach Britannien waren Unruhen im Süden der Insel, wo die Catuvellauni mehrere Nachbarstämme attackierten und den Atrebaten-Fürsten Verica veranlassten, bei den Römern Schutz zu suchen. Als andere Ursache könnte auch Claudius Bedarf nach politischer Anerkennung in Rom gewesen sein, denn durch eine außergewöhnliche militärische Aktion konnte er sein Ansehen beim römischen Heer. Neben diesen Gründen könnten auch vage Vorstellungen von Topographie, Bodenschätzen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Insel eine Rolle gespielt haben.[1] Außerdem war Britannien ein sicheres Rückzugsgebiet für gallische Rebellen. Im Jahr 43 n. Chr. wurde Aulus Plautius von Claudius mit vier römischen Legionen nach Britannien gesandt. Claudius selbst brachte nach der Beendigung der Anfangsoffensive Verstärkung und Elefanten mit. Nach 16 Tagen auf der Insel und der Eroberung von Camulodunum verließ Claudius die neue Provinz.

Der Geograph Claudius Ptolemäus der in seiner Karte aus dem 1. Jahrhunderts die Britannien vorgelagerte Insel als Hibernia identifizierte, führte Küstensiedlungen auf und benannte irische Stämme; ein Wissen, das nur Händler oder auch andere Informanten besitzen konnten, die in dieser Zeit die Insel besucht hatten. Darüber hinaus wurden viele römische archäologische Objekte in den Regionen des zentralen und südlichen Irland gefunden, die eine Beziehung zur römischen Kultur nahelegen. Römische Münzen wurden ebenfalls in Newgrange gefunden worden.

Es gibt einige Hinweise von möglichen Entdeckungsreisen in der Zeit des Gnaeus Iulius Agricola. Im Jahr 79 stieß Agricola weiter nach Norden vor als jemals ein Römer vor ihm. Er drang bis zum Tanaus (oder Taus; unbekannter Lage, vielleicht der Firth of Tay) vor und erbaute dabei erneut einige feste Kastelle, die strategisch besonders günstig lagen. Diese Forts konnten, da in ihnen Vorräte für ein ganzes Jahr lagerten, langen Belagerungen, auch im Winter, standhalten. Agricola schritt im folgenden Sommer des Jahres 80 an die Absicherung seiner Eroberungen und legte an einer Landenge, wo die von Tacitus als Clota (Firth of Clyde) und Bodotria (Firth of Forth) bezeichneten Meeresarme tief in die Insel einschneiden, eine Reihe von Kastellen als Verteidigungswerke an.[2]

Der weitere Vormarsch nach Norden erfolgte im Jahr 81 n. Chr., als Agricola anscheinend an der Westküste Britanniens über den Firth of Clyde siegreich gegen bisher unbekannte Stämme vordrang. Er dachte damals sogar an die Eroberung von Hibernia (Irland) und zog zu diesem Zweck Truppen an der dieser Insel gerade gegenüber gelegenen Küste zusammen. Die Erreichung seines Ziels erschien ihm relativ leicht machbar, wobei er die internen Zwistigkeiten der Adligen Irlands ausnützen wollte. Daher hatte er auch einen Häuptling, der aus Irland hatte flüchten müssen, freundlich empfangen, um sich bei Gelegenheit seiner bedienen zu können.[3] Er dürfte dann mangels erforderlicher Truppen doch nicht nach Irland übergesetzt sein,[4] was indessen manche Historiker dennoch annehmen und dabei an eine in kleinem Maßstab durchgeführte Probe- oder Strafexpedition denken. Tacitus erwähnt aber nichts davon und die Insel blieb jedenfalls auch weiterhin außerhalb des römischen Einflussbereiches.

In den Orten wie Drumanagh und Lambay Island, fand man einige römisch-militärische Funde die einen Hinweis auf eine Form von römischer Präsenz geben. Der am häufigsten vertretene Standpunkt hierzu ist, dass die militärische Präsenz aufgeboten wurde, um die Sicherheit für (römische) Händler zu schaffen, oder aber Marktplätze zu sichern, um den romano-britischen bzw. -irischen Warenaustausch florieren zu lassen. Andere Interpretationen jedoch legen nahe, das es sich nur um römische Handelsaußenposten oder lediglich eine einheimische irische Siedlungen gehandelt haben könnte, die mit dem römischen Britannien in Handelsbeziehungen standen.

Literatur

  • Richard B. Warner: Tuathal Techtmar: a myth or ancient literary evidence for a Roman invasion? 1995
  • Richard B. Warner: Yes, the Romans did invade Ireland. In: British Archaeology 14, 1996.
  • R.A.G. Carson, Claire O'Kelly: A catalogue of the Roman coins from Newgrange, Co. Meath and notes on the coins and related finds. Proceedings of the Royal Irish Academy, volume 77, section C, S. 35-55.
  • Tim Cahill: How the Irish Saved Civilization. Anchor Books. London, 1996. ISBN 0-385-41849-3
  • Thomas Charles-Edwards: Early Christian Ireland. Cambridge University Press. Cambridge, 2000.
  • Gabriel Cooney: Ireland, the Romans and all that from Archaeology Ireland, Spring 1996.
  • Vittorio di Martino: Roman Ireland, The Collins Press. London, 2003.
  • Philip Freeman: Ireland and the Classical World. University of Texas Press. Houston, 2001
  • C. Swift: Ogam Stones and the Earliest Irish Christians. Maynooth: Dept. of Old and Middle Irish, St. Patrick's College, 1997. ISBN 0-901519-98-7

Einzelnachweise

  1. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 6. Auflage, München 2009, S. 217f.
  2. Tacitus, Agricola 22f.
  3. Tacitus: Agricola 24.
  4. Diesen Standpunkt vertritt etwa Alexander Gaheis: Iulius 49. (RE X,1, Sp. 135) In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,1, Stuttgart 1918, S. 125–143.