Podgórki (Świerzawa)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Podgórki
?
Podgórki (Polen)
Podgórki (Polen)
Podgórki
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Złotoryjski
Gmina: Świerzawa
Geographische Lage: 50° 57′ N, 15° 51′ OKoordinaten: 50° 57′ 24″ N, 15° 51′ 12″ O
Höhe: 400–520[1] m n.p.m.
Einwohner: 458 (31. Dezember 2011[2])
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DZL



Podgórki (deutsch: Tiefhartmannsdorf, vormals auch Hartmannsdorf) ist ein Ort in der Stadt- und Landgemeinde Świerzawa im Powiat Złotoryjski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Podgórki liegt an der Woiwodschaftsstraße 365 im Bober-Katzbach-Gebirge, etwa elf Kilometer nordöstlich von Jelenia Góra (Hirschberg) und acht Kilometer südsüdwestlich von Świerzawa (Schönau an der Katzbach) in einem Tal, das von einem Bach durchflossen wird.

Ortsansicht 2010
Sanierte Kirchenruine heute

„Hartmanni villa“, das am Rand des Grenzhags entstanden war, wurde erstmals um das Jahr 1300 erwähnt. Es gehörte zum piastischen Herzogtum Schweidnitz-Jauer, das nach dem Tod des Herzogs Bolko II. von Schweidnitz 1368 erbrechtlich an die Krone Böhmen fiel, wobei Bolkos II. Witwe Agnes von Habsburg bis zu ihrem Tod 1392 ein Nießbrauch zustand.

Im 14. Jahrhundert war Hartmannsdorf zum Besitz der reichsgräflichen Familie Schaffgotsch; 1595 wurde Tief Hartmannsdorf den Brüdern Georg und Heinz von Elbel verkauft,[3] die es an Johann von Zedlitz und Balzer Reder verpfändeten. Letzterer veräußerte seinen Anteil am 25. August 1597 an Bernhard von Zedlitz. Tiefhartmannsdorf war damit einer der ältesten Besitze des in Schlesien seit dem 13. Jahrhundert angesessenen Familienzweigs der Herren von Zedlitz. Zu Tiefhartmannsdorf gehörten auch ein Marmorbruch sowie Kalköfen und mehrere Wassermühlen.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Tiefhartmannsdorf zusammen mit Schlesien an Preußen. Nachfolgend wurde es dem Kreis Schönau eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Am Anfang des Jahres 1874 wurde als Besitzer des Ritterguts Tiefhartmannsdorf der königliche Schlosshauptmann von Liegnitz, Hugo Freiherr von Zedlitz und Neukirch (1816–1893) angegeben.[4][5]

Besitzer des Ritterguts Tiefhartmannsdorf war nach 1874 der Kunstmaler und Hochschullehrer Ferdinand Graf von Harrach, der es nach einer Erbschaft gekauft hatte[6]. Er baute das barocke Schloss um und erweiterte es zugleich. 1874 wurde der Amtsbezirk Tief-Hartmannsdorf gebildet, dem die Landgemeinden Ratschin und Tiefhartmannsdorf sowie der Gutsbezirk Tiefhartmannsdorf eingegliedert wurden.[7] Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts 467 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 87 Einwohner.[8]

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Tiefhartmannsdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es durch die polnische Administration in Podgórki umbenannt. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht vorher geflohen war, vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.

1959 wurde Podgórki nach Wojcieszów (Kauffung) eingemeindet.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schloss Podgórki
Das Schloss in Tiefhartmannsdorf nach Duncker
  • Die vormalige Dorfkirche, die Anfang des 19. Jahrhunderts ausgebrannt war, wurde als Ruine saniert; der Kirchturm wird als Aussichtsturm genutzt. An der Ruine befinden sich Grabmäler vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
  • Das Schloss in Tiefhartmannsdorf wurde 1728 von Carl Gottlieb von Zedlitz erbaut. Die Herren von Zedlitz und Neukirch waren noch bis zum Jahre 1874 Besitzer von Tiefhartmannsdorf. Erst der königliche Zeremonienmeister Freiherr Hugo Konrad von Zedlitz und Neukirch (er war der Letzte seines Geschlechts), der das alte Familiengut 1849 übernommen hatte, veräußerte es nach 25 Jahren an den Grafen Ferdinand von Harrach. Dieser ließ das in dem Dorf gelegene Schloss durch den Berliner Architekten Martin Gropius grundlegend umbauen.[9] Nach Harrachs Tod war dessen Schwiegersohn Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1863–1944), 1909 bis 1918 sächsischer Innen- und Außenminister, Besitzer des Schlosses. Nach dem Tod seines Sohnes ging das Schloss auf Ursula Gräfin Vitzthum von Eckstädt über, die bis zur Vertreibung in den 1940er Jahren im Schloss wohnte. In den 1960er Jahren brannte das Schloss teilweise aus. Es wurde später privatisiert.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 1152 Dorf mit Mutter- und Tochterkirche, Filiale von Kühnhausen, adlige Besitzung[10]
1825 1231 darunter eine katholische Person; Dorf mit 229 Häusern, einem herrschaftlichen Schloss, drei Vorwerken, einer evangelischen Kirche (Bethaus), zwei evangelischen Schulen und einer katholischen Mutterkirche, im Besitz des Otto von Zedlitz befindlich[11]
1840 1350 darunter 27 Katholiken; Dorf mit 224 Häusern, einem Schloss, drei Vorwerken, einer evangelischen Pfarrkirche, gestiftet 1743, und einer evangelischen Haupt- und Nebenschule, im Besitz des Landschaftsdirektors Otto von Zedlitz befindlich[12][13]
1852 1333 [14]
1855 1300 [15]
1867 1096 am 3. Dezember; davon 1038 in der Landgemeinde und 58 im Gutsbezirk[16]
1871 1049 am 1. Dezember; davon 990 in der Landgemeinde (941 Evangelische, 49 Katholiken) und 59 im Gutsbezirk (Evangelische, Katholiken)[16]
1905 947 am 1. Dezember; davon 877 in der Landgemeinde, darunter 830 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 47 Katholiken (30 mit deutscher Muttersprache, sieben mit polnischer Muttersprache, zehn Katholiken sprechen eine andere Sprache), sowie 70 im Gutsbezirk, darunter 55 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 15 Katholiken (acht mit deutscher Muttersprache und sieben mit polnischer Muttersprache)[17]
1910 979 am 1. Dezember, davon 898 in der Landgemeinde und 81 im Gutsbezirk[18]
1933 1115 [19]
1939 1083 [19]

In Hartmannsdorf bzw. Tiefhartmannsdorf geboren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 536.
  • Tiefhartmannsdorf, Dorf und Rittergut, Kreis Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von TiefhartmannsdorT (meyersgaz.org).
  • Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Teil III, Erster Hauptabschnitt, Pappäsche, Liegnitz 1783, S. 336–349 (Google Books).
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, Seite 336, Ziffer 2991 (Google Books).
Commons: Podgórki – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Website der Gemeinde Świerzawa, Sołectwa (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swierzawa.pl, abgerufen am 7. August 2013
  2. Website der Gemeinde Świerzawa, Świerzawa w liczbach, abgerufen am 7. August 2013
  3. Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Teil III, Erster Hauptabschnitt, Pappäsche, Liegnitz 1783, S. 336–349 (Google Books).
  4. Außerordentliche Beilage zu Nr. 5 des Amtsblattes der Königlichen Regierung zu Liegnitz, ausgegeben am 31. Januar 1874, S. 10 (Google Books).
  5. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Fünfzigster Jahrgang, Perthes, Gotha 1900, S. 878 (Google Books).
  6. Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, Seite 336, Ziffer 2991 (Google Books).
  7. http://www.territorial.de/ndschles/goldberg/tiefhart.htm Amtsbezirk Tiefhartmannsdorf
  8. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 420 (Google Books).
  9. J. E. Jacobsthal: Martin Gropius (Schluss). In: Deutsche Bauzeitung, No. 57, Berlin, 16. Juli 1881, S. 323–325 (Google Books).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 23, Ziffer 822 (Google Books).
  11. Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 783 (Google Books).
  12. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 685 (Google Books).
  13. Messow: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Barusch, Magdeburg 1854, S. 357 (Google Books).
  14. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 626 (Google Books).
  15. Tiefhartmannsdorf (Hartendorf), Lexikoneintrag in: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17, Altenburg 1863, S. 591 (Zeno.org).
  16. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 238–239, Ziffer 11 (Google Books), und S. 240–241, Ziffer 47 (Google Books).
  17. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 326–327, Ziffer 35 (Google Books), und S. 326–327, Ziffer 69 (Google Books).
  18. Kreis Schönau (Schlesien) - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  19. a b Michael Rademacher: Goldberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.