Stephan Herminghaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Stephan Herminghaus (* 23. Juni 1959 in Wiesbaden) ist ein deutscher Physiker. Von 2003 bis 2023 war Herminghaus Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen.[1]

Stephan Herminghaus besuchte das Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz. Er studierte an der Universität Mainz zunächst Physik und Bildende Kunst, erhielt 1985 das Diplom in Physik und wurde 1989 zum Dr. rer. nat. promoviert.[2] Darauf folgte eine Tätigkeit als Postdoktorand am IBM Almaden Research Center in San José, USA. Er wurde an der Universität Konstanz 1994 habilitiert und erhielt 1995 ein Heisenberg-Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1996 wurde er Leiter einer unabhängigen Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Berlin. 1999 erhielt er Rufe an die Université de Fribourg (CH) und an die Universität Ulm, dem letzteren folgte er. 2003 wurde er zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (Göttingen) berufen. Seit 2005 hält er zudem eine Honorarprofessur für Physik an der Universität Göttingen.

Arbeitsschwerpunkte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herminghaus trug wesentlich zum Verständnis fundamentaler Mechanismen der Benetzung und Entnetzung bei. So initiierte und koordinierte er das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Schwerpunktprogramm 1052: Benetzung und Strukturbildung an Grenzflächen.[3] Anschließend wandte er sich der Physik granularer Medien und geophysikalischer Systeme,[4] später dem Studium aktiver Materie und sozialer Systeme zu. Er war gemeinsam mit seinen Mitarbeitern federführend bei der Entwicklung des EcoBus-Projektes, eines Ridepooling-Systems, das 2018 im Harz mit zehn Bussen getestet worden ist.[5][6] Der Test erfolgte in den Regionen Clausthal-Zellerfeld, Goslar und Osterode am Harz. Mit seiner Gruppe entwickelte er das System später zu einem bimodalen Tür-zu-Tür-Transportsystem weiter, welches unter dem Namen „Flexa“ seit Oktober 2019 in einer wachsenden Zahl von Vorstadtbereichen Leipzigs und inzwischen im Regelbetrieb verkehrt. Sein Engagement für das Verständnis sozialer Systeme, zu dem er mit Arbeiten zu Spieltheorie, Epidemiologie und Verkehrswissenschaft beitrug, treibt er seit seiner Emeritierung 2023 in Form gesellschaftlich engagierter Belletristik[7] weiter voran.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Geschichte des Instituts. In: Internetpräsenz des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation. Abgerufen am 30. Juli 2024.
  2. Stephan Herminghaus: Oberflächenplasmonen: eine empfindliche Sonde für zeitauflösende Grenzflächenphysik. Dissertation Universität Mainz 1989 (dnb.de [abgerufen am 30. Juli 2024]).
  3. DFG - GEPRIS - SPP 1052: Benetzung und Strukturbildung an Grenzflächen. In: Internetpräsenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Abgerufen am 30. Juli 2024.
  4. Stephan Herminghaus: Wet Granular Matter - a truly complex fluid. In: Soft Matter Series. 2., überarbeitete Auflage. Band 8. World Scientific, Singapore Oktober 2023.
  5. Tim Schröder: Bus auf Bestellung, in: MaxPlanckForschung 1/2019 Online, PDF (zum EcoBus-Projekt)
  6. Seite des Regionalverbandes Braunschweig zum Ecobus-Projekt
  7. Stephan Herminghaus: Oberes Anthropozän - lustvoll aussterben (im Druck beim August von Goethe Literaturverlag).