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RE:Duris 4

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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attischer Vasenmaler, 6./5. Jahrhundert v. Chr.
Band V,2 (1905) S. 18561859
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GND: 119246430
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4) Duris, attischer Vasenmaler des strengen rotfigurigen Stiles, vielleicht ionischer Herkunft (Dümmler Bonn. Stud. 85), in den ersten Jahrzehnten des 5. Jhdts. und wohl schon am Ende des 6. in Athen thätig, wo er in den Fabriken des Kleophrades, des Python – bei diesem, wie es scheint, zu zwei verschiedenen Zeiten – und des Kalliades arbeitete und dazwischen vorübergehend selbst eine Fabrik besass. Er muss, nach der grossen Zahl schon der mit seiner Signatur erhaltenen Gefässe, zu denen noch viele stilistisch verwandte treten, zu schliessen, ein sehr fruchtbarer Künstler gewesen sein. Vorwiegend malt er grosse Trinkschalen, vereinzelt begegnet daneben der Kantharos (aus seiner eigenen Fabrik), der Psykter, der grosse glockenförmige Krater und die Lekythos. Seine Werke chronologisch zu ordnen ist mehrfach versucht worden, so von Michaelis Arch. Ztg. XXXI 1873, 10. Helbig Ann. d. Inst. 1873, 53. P. J. Meier Arch. Ztg. XLI 1883, 1ff. Klein Griech. Vasen mit Meister-sign.² 150ff. Reisch Röm. Mitt. V 1890, 335ff. [1857] Hartwig Meisterschal. 200ff. 583ff. Die folgende Aufzählung schliesst sich im allgemeinen an diese letzte Besprechung an, nicht ohne im einzelnen mehrfach von ihr abzuweichen. Im ganzen treten zwei Perioden des künstlerischen Schaffens deutlich hervor, eine erste des Ringens, in der sich der Maler den verschiedensten Einflüssen oft in jähem Wechsel zugänglich zeigt, so dass seine Entwickelung in dieser Zeit etwas Sprunghaftes hat und die Bestimmung des zeitlichen Verhältnisses der einzelnen Arbeiten sehr erschwert ist. Dann eine zweite, in der sich der Meister immer mehr zu einem selbständigen Stile von einer vornehmen Ruhe und Klarheit durcharbeitet, gegen den man mit Unrecht den Vorwurf der eleganten Glätte, des äusserlichen Schematismus und der Geistlosigkeit erhoben hat. Allerdings ist D. in dieser Periode mit seinen Ausdrucksmitteln sehr zurückhaltend, aber er weiss eine Fülle feiner und neuer Züge einzuführen, für deren Verständnis er allerdings auf genaue Vertrautheit mit antiker Sage und Sitte rechnen muss. Bei seinen Zeitgenossen hat offenbar gerade dieser Stil grossen Beifall und vielfache Nachahmung gefunden. Rein äusserlich unterscheiden sich die Arbeiten der beiden Perioden auch dadurch, dass D. in der ersten das Delta in der gewöhnlichen Form , in der zweiten in der kurze Zeit beliebten Form , bei der der Horizontalstrich durch einen Punkt ersetzt wird, schreibt. Hinsichtlich anderer Buchstabenformen zeigt er sich weniger consequent. Das geschwänzte behält er fast bis zuletzt bei; nur auf einigen jüngeren Vasen erscheint Ρ, falls hier nicht Verlesung vorliegt. Vierstrichiges Sigma findet sich sowohl auf seinen ältesten, wie auf späteren Vasen; dazwischen wendet er meist das dreistrichige an. Von Lieblingsnamen begegnen in der ersten Periode Panaitios, Chairestratos und Aristagoras; in diese Zeit fällt seine Thätigkeit bei Kleophrades, seine erste bei Python und der Besitz einer eigenen Fabrik. In der zweiten Periode erscheinen die Lieblingsnamen Hippodamas und Hermogenes; damals arbeitet er zum zweitenmal bei Python und später bei Kalliades. Auf den meisten Vasen aber fehlt die Angabe der Fabrik. Die Figuren seiner ersten Periode fallen durch die Kleinheit der Köpfe auf, die er später durch eine übertriebene Verlängerung des Unterkörpers zu corrigieren sucht. Dass die Bewegungen der Figuren immer freier und natürlicher, die Gewandbehandlung schlichter wird, liegt im Entwickelungsgang aller Vasenmaler seiner Zeit. Endlich ist für die Schalen der zweiten Periode ein bestimmtes Schema der Henkelpalmette charakteristisch, das sich als eine Umbildung des bei Epiktet beliebten darstellt (Winter Arch. Jahrb. VII 1892, 117f.). Die Figurenzahl der Innenbilder oder die Verwendung einer Fusslinie bilden bei D. kein unterscheidendes Merkmal, wie er denn auch sowohl in der ersten wie in der zweiten Periode das Innenbild gelegentlich mit einem Bilderkreis umgiebt.

Vasen der ersten Periode:

1. Schale in Boston, früher in Corneto. Mythische Kampfscenen. Χαιρεστρατος κ. Reisch Röm. Mitt. V 1890, 332f. Hartwig Meisterschalen Taf. XXI S. 206ff. Am. Journ. 1901. 362.
2. Schale in Berlin 2283. Nike und Krieger;

[1858]

Wagenrennen; aussen Jünglinge beim Fünfkampf, Παναίτιος κ. Arch. Zeit. XLI 1883, Taf. 1. 2. Klein nr. 5.
3. Schalenfragmente in Berlin 2284, Pendant der vorigen, jedoch aussen Faustkämpfer. Aus der Fabrik des Kleophrades. Χαιρέστρατος κ. Arch. Zeit. a. O. Klein nr. 6.
4. Schale in Wien 324. Rüstungsscene. Aus der Fabrik des Python. Χαιρέστρατος κ. Die Vase zeigt eine grosse Abhängigkeit von der aus der Fabrik des Euphronios stammenden Eurystheusschale eines unbekannten Malers, die die Lieblingsinschrift Παναίτιος καλός trägt (Furtwängler u. Reichold Vasenmalerei Taf. 23). Wiener Vorlegebl. VII1. Klein nr. 14. Masner Vas. und Terrak. im österr. Museum S. 43.
5. Schale ebd. 325. Streit um die Waffen Achills. Aus der Fabrik des Python. Χαιρέστρατος κ. Mon. d. Inst. VIII 41. Wiener Vorlegebl. VI 1. Robert Bild und Lied 213ff. Masner a. O. S. 44. Klein nr. 13.
6. Schale einst bei van Branteghem. Todesdaemon einen Knaben entführend (vgl. Hartwig a. O. Taf. LXXII 1 [Meister mit d. Ranke]. Berlin 2305). Χαιρέστρατος κ. Hartwig a. O. Taf. XXII 1 S. 210ff.
7. Schale im Brit. Mus. E 39. Faustkämpfer. Χαιρέστρατος κ. Wiener Vorlegebl. VIII 1. Klein nr. 1.
8. Schale im Louvre. Streit beim Fünfkampf. Χαιρέστρ[εστρ]ατος κ. Wien. Vorlegebl. VI 9. Klein nr. 2.
9. Schale in Florenz. Liebesscenen. Χαιρέστρατος κ. Hartwig a. O. 211f.
10. Psykter im Brit. Mus. E 768. Silene. Αρισταγόρας κ. Wien. Vorlegebl. VI 4. Klein nr. 23. Sein genialstes Werk.
11. Kantharos in Brüssel. Herakles im Amazonenkampf. Aus der eigenen Fabrik. Χαιρέστρατος κ. Mem. d. Inst. II 11. Wien. Vorlegebl. VII 4. Klein nr. 22.
Vasen der zweiten Periode:

12. Weissgrundige Lekythos aus Eretria. Ἐφ. ἀρχ. 1886 πίν. 4. Pottier Gaz. arch. 1888, 174.

13. Schale in Berlin. Schulunterricht. Ἱπποδάμας κ. Mon. d. Inst. IX 54. Arch. Zeit. XXXI 1873 Taf. 1. Wien. Vorlegebl. VI 6. Klein nr. 9.
14. Schale in Boston. Mainaden und Satyrn. Ἱπποδάμας κ.. Am. Journ. IV 1900 pl. 1 p. 183ff.
15. Schale im Louvre. Männer und Knaben. Aus der Fabrik des Python. Ἱπποδάμας κ. Wien. Vorlegebl. VI 8 a. b. Klein nr. 10.
16. Fragment bei Hauser. Bakchisch. Hartwig a. O. S. 610.
17. Schale in Bonn bei Loeschcke. Ungedeutete mythische Scene; neben dem einen Krieger scheint Αἴ(ας) gestanden zu haben. Wien. Vorlegebl. VII 5. Klein nr. 17. Eitrem Zur Ilias-Analyse (Videnskabs-Selskabets Skrifter Christiania, II histor. filos. Klasse 1901 nr. 2) 33f.
18. Fragment von der Akropolis. Ἐφ. ἀρχ. 1885, 56.
19. Schale,verschollen, einst bei Depoletti. Schlacht. Wien. Vorlegebl. VII 5. Robert Scen. d. Il. u. Aith. (XV. Hall. Winckelm.-Progr.) 5 Fig. 2. Klein nr. 18.
20. Schale im Louvre. Schlacht; im Innenbild

[1859]

gefallener Perser, also wohl nach 490. Wien. Vorlegebl. VII 3. Klein nr. 20.
21. Schale in Berlin. 2287. Schlacht. Arch. Zeit. XLI 1883 Taf. 3. Rohert a. O. S. 6 Fig. 3–5. Klein nr. 19.
22. Schale im Louvre. Palaistriten. Wien. Vorlegebl. VII 4, 2. Klein nr. 4.
23. Schale in Berlin 2286. Liebesscene zwischen Männern und Hetaeren. Arch. Zeitg. XLI 1883 Taf. 4. Klein nr. 12.
24. Schale im Louvre. Innen Eos und Memnon; aussen Zweikämpfe vor Troia. Aus der Fabrik des Kalliades. Ἑρμογένης κ. Fröhner Choix de vas. 2–4. Wiener Vorlegebl. VI 7. Robert a. O. S. 7 Fig. 6. 7. S. 12 Fig. 17.
25. Schale im Brit. Mus. E 49. Symposion. Wien. Vorlegebl. VI 10. Murray Des. fr. greek vas. pl. VIII 30. Klein nr. 7.
26. Schalenfragment, einst bei van Branteghem. Symposion. Hartwig a. O. LVII 3a bS.606ff. Gerhard A. V. 145.
27. Schale im Louvre. Peleus und Thetis. Wien. Vorlegebl. VII 2. Klein nr. 15.
28. Schale im Brit. Mus. E 48. Theseusthaten. Gerhard A. V. 234. Wien. Vorlegebl. VI 3. Murray Des. fr. greek vas. p. 13 Fig. 6. pl. VIII (29). Klein nr. 16.

Ausserdem sind noch drei signierte Vasen des D. bekannt, aber nur durch so unvollständige Beschreibung, dass ihre Einordnung nicht möglich ist (Klein nr. 3. 8. 11). Sie enthalten Genrescenen und sind alle drei verschollen. Sehr gross ist auch die Zahl der aus stilistischen Gründen dem D. zugewiesenen unsignierten Vasen. Als ziemlich gesichert darf die Zuweisung gelten bei der Cornetaner Kriegerschale (Röm. Mitt. V 1890, 338 Fig. 7. 8), der Pariser Schale mit dem die schlafende Hera (?) entführenden Zeus bei Hartwig a. O. Taf. LXVIII, den drei kleinen ebd. auf Taf. LXVII 1. 2. 4 zusammengestellten Schalen mit dem Lieblingsnamen des Hippodamas und dem früher hei Tyskiewicz, jetzt in Boston befindlichen Krater mit troianischen Zweikämpfen und der Lieblingsinschrift Λάχης καλός; Robert Scen. d. Il. und Aithiop. (XV. Hallisches Winckelmannsprogr.). Fröhner Coll. Tyskiew. 17. 18. Amer. Journ. II 1898, 140; bestritten von Hartwig a. O. 580. Alle diese Werke gehören der zweiten Periode des Malers an. In anderen Fällen ist die Zuteilung zweifelhaft, wenn auch in den meisten die stilistische Verwandtschaft mit D. oder Abhängigkeit von ihm zuzugeben ist. Am bedenklichsten ist sie bei den nicht von D. signierten Chairestratosvasen. Vgl. hierzu Hartwig a. O. Taf. XIX. XX. XXII 2. XXIII. LXV. LXVI und die von diesem S. 620ff. aufgestellte Liste; ferner Furtwängler und Reichold a. O. Taf. XXIV S. 114.