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RE:Victor 67

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hausgenosse des Gellius
Band VIII A,2 (1958) S. 20682069
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67) Erwähnt bei Catull. 80, 7. Von ihm ist nichts weiter bekannt, als was aus den wenigen Worten des bezeichneten Gedichts unmittelbar zu entnehmen ist. Er war des Gellius (s. Münzer o. Bd. VII S. 992) Hausgenosse, von ihm abhängig (misellus v. 7) und muß ihm täglich zweimal zur Verfügung stehen: früh am Morgen und nach der Mittagsruhe um die achte Stunde. Der Anstoß zu dem widerlichen Treiben, dem beide sich hingeben (v. 6), muß also von Gellius ausgegangen sein; er läßt die Spuren davon in seinem Äußeren erkennen (v. 1f.). Doch ist es vielleicht irrig, diese Angaben als Wiedergabe von Tatsachen zu betrachten. Sie können ebensogut auf böswilliger Erfindung beruhen. Denn Gellius bewarb sich um Clodia-Lesbia, als diese mit Catull gebrochen hatte (Münzer o. Bd. VII S. 1003f.), und es ist wohl denkbar, daß der Dichter [2069] ihr den neuen Liebhaber verekeln wollte, indem er ihm so abscheuliche Gewohnheiten zuschrieb. – G. F. Rettig De epigrammatis in Gellium scriptis (Bern 1871) 21 hat vorgeschlagen, victoris statt Victoris zu lesen: es handle sich nicht um eine bestimmte Person, sondern nur um eine Bezeichnung der Rolle, die Gellius’ Gefährte in dem Verkehr beider unter dem Gesichtspunkte spielte, daß damit auch sein eigener Wunsch erfüllt wurde; in misellus käme demzufolge der Spott zum Ausdruck, daß der Sieger seinen ihn schädigenden Erfolg als Sieg empfand. Wir vermögen diese Ansicht nicht zu teilen. Eher ließe sich mit G. Friedrich Komm. (Lpz. 1908) 504 daran denken, daß hier ein Spiel mit dem Eigennamen (vgl. Catull 79) vorliegt, dessen Bedeutung als Gattungsname in spitziger Weise verwertet wird; denn Victoris miselli ist offenbar als Oxymoron zu verstehen.