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Meiner Mutter

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Textdaten
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Autor: Hermann Allmers
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Titel: Meiner Mutter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Meiner Mutter.


Einsam und still
Schreit ich dahin
Im fremden Land.
Der Heimath fern,

5
Die traute Heimath,

Die Jugend vorbei,
Die glückselige Jugend,
Und mein Liebstes, mein Theuerstes
Nun im Grab,

10
Auch du – o Mutter.


Still ist dein Herz,
Das so lange geschlagen
Für mich allein
In Leid und Lust,

15
Das treue, das heilige

Mutterherz. –
Geschlossen dein Aug’,
Das so manche Stunde
Gewacht und geweint

20
Um mich allein.

Und es modert die Hand,
Die liebe Hand,
Die so oft mich gestreichelt
In seliger Zeit;

25
Herz, Aug’, und Hand

Und all’ deine Liebe,
Hast Alles genommen
Mit hinein
In’s dunkle, in’s schaurige

30
Grab – o Mutter!


Und es fällt mein Blick
Auf das weiße Linnen,
Das kühl und lind
Den Leib mir umhüllt.

35
Aus Heimathserde

Grünte hervor,
Dicht hinter des Gartens
Süßduftender Hecke
Wuchs und blühte

40
Der blaue Lein;

Im Elternhause
Ward er bereitet
Und schimmerte hell
Und seidenweich

45
Als buschiger Rocken.

Im Wohngemach,
Bei traulicher Lampe
Saßest und spannst du,
Indeß ich dir vorlas

50
Aus Deutschlands Dichtern;

Und jeder Faden,
Durch deine Finger
Ist er geglitten,
Die Lieben Finger

55
Haben geweiht ihn,

Die oft mir die glühende
Wange gestreichelt
Und segnend geruht
Auf des fröhlichen Knaben

60
Blondem Gelock.

Und tausend Wünsche,
Fromme, heilige
Segenswünsche
Spannst du mit hinein,

65
Mutter – Mutter. –


ich fühle, ich fühl’ es,
Aus des Gewebes
Verschlungenen Fäden
Strömt dein Segen

70
Mir in’s vereinsamte

Trauernde Herz. –
Und trostvoll heimisch
Wird mir zu Muth,
Als ob du selbst

75
Mit den theuren Armen

Lieben und schützend
Still mich umfingst,
Mutter, – Mutter!

H. Allmers.