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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R30019, Dr. Carl Peters.jpg|mini|Carl Peters, ca. 1893/1900<ref>Das Bild wird vom [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] neuerdings auf den Zeitraum „ca. 1893/1900“ datiert. Ausschlaggebend ist die auffällige halbautomatische Pistole [[Borchardt C93]], da dieser Waffentyp erst 1893 entwickelt und von 1894 bis 1898 produziert wurde.</ref> [[Datei:Signatur Carl Peters.PNG|rahmenlos|centre]]]]
[[Datei:Neuhaus (Elbe) - 10Pf. 1921a.png|mini|Das Geburtshaus von Carl Peters auf einem [[Notgeld|Notgeldschein]]schein aus [[Neuhaus (Amt Neuhaus)|Neuhaus]], von [[1921]].]]
'''Carl Friedrich Hubertus Peters<ref>Vollst. Name nach Grundmann 1962; dort Faksimile des Kirchenbuchausschnitts</ref>''' (Vorname auch: Karl; * [[27. September]] [[1856]] in [[Neuhaus (Amt Neuhaus)|Neuhaus/Elbe]], [[Königreich Hannover]]; † [[10. September]] [[1918]] in [[Woltorf]] bei [[Peine]])<ref>Lebensdaten, Geburts- und Sterbeort hier nach: Deutsches Biographisches Jahrbuch. Überleitungsband II: 1917-19201917–1920. Stuttgart u.&nbsp;a. 1928, S. 285-298285–298. ''Peters, Carl, Dr. phil.'' von [[Heinrich Schnee (Historiker)|Heinrich Schnee]]. Diese Angabe stimmt überein mit dem Sterberegister-Eintrag Woltorf, Nr. 5 (C.). Spätestens mit den ''Gesammelten Schriften'' 1943 taucht in der biographischen Literatur der letzte Wohnort [[Bad Harzburg]] als Sterbeort auf - evtl. weil die ''Privat-Heil-Anstalt in Woltorf'' nicht zu dem Bild von Peters passte.</ref> war ein [[Publizist]], [[Kolonialismus|Kolonialist]] und Afrikareisender mit stark ausgeprägter [[Rassismus|rassistischer]] Einstellung. Er gilt als Begründer der [[Kolonie]] [[Deutsch-Ostafrika]].
 
== Leben ==
=== Herkunft und frühe Jahre ===
[[Datei:Dr carl peters circa 1864.jpg|mini|hochkant|Carl Peters, etwa 8 Jahre, mit Schwestern]]
Carl Peters wurde als achtes von elf Kindern des evangelischen Pastors Carl Johann Heinrich Arnold<ref>Vollst. Name nach Grundmann 1962; dort Faksimile des Kirchenbuchausschnitts{{NDB|20|239|240|Peters, Carl|Karin Bruns|118790536}}; Uwe Wieben: ''Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten.'' Neuer Hochschulschriftenverlag, Rostock 2000, S. 19. {{DHM-HdG|Bio=carl-peters|Titel=Carl Peters|Autor=Susanne Eckelmann, Manfred Wichmann}}, geben den Vornamen des Vaters mit Johann an.</ref> Peters und dessen Ehefrau Elisabeth Charlotte,<ref>Vollst. Name nach Grundmann 1962; dort Faksimile des Kirchenbuchausschnitts</ref>, geborene Engel, geboren. Er besuchte das Gymnasium [[Johanneum Lüneburg]] sowie die [[Kloster Ilfeld|Klosterschule Ilfeld]] und galt als intelligenter wie auch sportlicher Schüler. 1876 legte er die Reifeprüfung ab und wurde wegen Kurzsichtigkeit vom Wehrdienst befreit.<ref>Carl Peters: Lebenserinnerungen. Rüsch’sche Verlagsbuchhandlung, Hamburg 1918, S. 44 ([https://books.google.co.tz/books?id=W0pZCwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=carl+peters+milit%C3%A4rdienst&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjCopOas-jhAhWtUxUIHeMgCxwQuwUITjAG#v=onepage&q&f=false online bei google books)]</ref> Er studierte an den Universitäten [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]], [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Tübingen]] und [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berlin]] in den Fachgebieten Geschichte, Philosophie und Geografie. Zu seinen Dozenten gehörten der Theologe [[Carl Heinrich Weizsäcker]], die Historiker [[Bernhard von Kugler]], [[Georg Waitz]], [[Theodor Mommsen]], [[Gustav Droysen]], [[Heinrich von Treitschke]] und [[Karl Wilhelm Nitzsch]] sowie der Geograph [[Heinrich Kiepert]]. Neben dem Studium schrieb er journalistische Beiträge. Während seines Studiums wurde er 1879 Mitglied der ''[[Burschenschaft]] Primislavia Berlin''. Carl Peters gewann 1878 die „Goldene Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft“ und promovierte 1879 zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit ''Untersuchungen zum Frieden von Venedig''. Mit Bestehen des Oberlehrerexamens 1880 hätte er eine anschließende Referendarstelle als Gymnasiallehrer für Geographie und Geschichte einnehmen können.
 
=== Begegnung mit dem Britischen Empire ===
[[Datei:Carl Peters 1882.jpg|mini|hochkant|Carl Peters, 1882]]
Im Dezember 1881 zog Peters nach [[London]] zu seinem vermögenden und in der englischen Hauptstadt angesehenen Onkel [[Karl Engel (Komponist)|Karl Engel]] (1818–1882), einem Komponisten, Pianisten sowie Musikschriftsteller, und führte dort das Leben eines englischen Gentleman. In jenen Jahren beschäftigte sich Carl Peters intensiv mit der Philosophie und seinem Lieblingsphilosophen [[Arthur Schopenhauer]]. Zu Studienzwecken hielt er sich zu dieser Zeit unter anderem in [[Eastbourne]], [[Boulogne-sur-Mer]], [[Paris]] und [[Royal Tunbridge Wells|Tunbridge Wells]] auf. In diesen Jahren kam er nach eigenen Angaben erstmals mit dem britischen [[Kolonialismus]] und der britischen [[Weltmacht]]politik in Berührung, die von nun an sein Weltbild beeinflussten. Während seines Londonaufenthaltes entwarf er auch ein Konzept für eine Expansion Deutschlands auf anderen Kontinenten außerhalb Europas nach dem Muster der von ihm studierten angelsächsischen Kolonialliteratur. Mit seiner Rückkehr 1883 nach Deutschland hatte er die Laufbahnen eines Dozenten für Philosophie und die eines Parlamentariers für sich geplant. In Deutschland war in diesen Jahren eine frühe Kolonialbewegung durch [[Wilhelm Hübbe-Schleiden]], [[Robert Jannasch]] und [[Friedrich Fabri]] entstanden, die Peters mit großer Anteilnahme verfolgte. Und er warb, wieder in Deutschland angekommen, durch Vorträge und herausgegebene Publikationen für seine kolonialpolitischen Pläne. 1882 erschien sein von Schopenhauer inspiriertes, wenig erfolgreiches Buch ''Willenswelt und Weltwille''.
 
Das Anerbieten seines Onkels, sich als Engländer naturalisieren zu lassen und dadurch in den Genuss zahlreicher Privilegien zu gelangen, wies er als „Preußenfreund“ von sich. Nach dem Selbstmord von Karl Engel – Peters hielt sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Deutschland auf – erbte er dessen Vermögen und verkaufte einen großen Teil des Besitzes. Er veröffentlichte als Korrespondent in mehreren deutschen Zeitungen Beiträge über das öffentliche Leben und die ökonomischen Verhältnisse in Großbritannien, wobei ihm die britische Kolonialpolitik als eine der Quellen des Wohlstandes und der Unabhängigkeit fortwährend ins Auge stach. Die Engländer, so kritisierte er, verfügten über ein größeres Selbstbewusstsein und einen stärkeren Nationalstolz als die Deutschen (''Das Deutschtum in London'', 1883).
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=== Gründung Deutsch-Ostafrikas ===
[[Datei:Carl Peters.jpg|mini|hochkant|Carl Peters mit Diener]]
Nach der Rückkehr aus der britischen Hauptstadt ließ Peters sich in dem von ihm zunächst ungeliebten Berlin nieder und interessierte sich für die deutsche Kolonialbewegung. An dieser störte ihn, dass sie viel Öffentlichkeitsarbeit betrieb, aber keine konkreten Pläne zum Kolonieerwerb hatte. So gründete er gemeinsam mit [[Felix von Behr-Bandelin]] im März 1884 die [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft|Gesellschaft für Deutschedeutsche Kolonisation]] (GfdK), übersiedelte zwischendurch nach [[Hannover]] und habilitierte im Sommer an der [[Universität Leipzig]] bei [[Wilhelm Wundt]] in Philosophie mit dem Thema ''Inwieweit ist Metaphysik als Wissenschaft möglich?''
 
Noch vor seiner ersten Probevorlesung befand er sich bereits auf dem Weg nach Afrika. Die Wahl seines Ziels in Ostafrika war kurzfristig durch eine Reihe von Zufällen zustande gekommen. In der GfdK hatte es ausführliche Debatten über Gebiete gegeben, in denen man sich um Kolonien bemühen wollte. Eine Zeitlang war die Vorstandsmehrheit für Landerwerb in Südamerika. Peters gelang es, selbst den Vorsitz zu übernehmen und durch Neuberufungen die Mehrheit auf seine Seite zu ziehen. Ihm schwebte eine Gegend im Bereich des heutigen [[ZimbabweSimbabwe]] vor.<ref>Peters selbst erwähnte später Mashona- und Matabeleland (Carl Peters, Wie Deutsch-Ostafrika entstand, Leipzig 1912, S. 15), Pfeil nannte es "Sofala"„Sofala“ (Joachim Graf von Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 1907, S. 49) </ref>. Während Peters Abwesenheit aufgrund seiner Habilitation fand indes ein Vorschlag von Missionsinspektor [[Alexander Merensky]] die Mehrheit, sich Gebieten im Hinterland von [[Moçâmedes]] im heutigen Angola zuzuwenden. Die GfdK schrieb Anteile im Wert von 5.000 5000&nbsp;Mark zur Finanzierung des Projekts aus, von denen 35 &nbsp;gezeichnet wurden. Am 20. &nbsp;August 1884 beschloss die Versammlung der Anteilseigner die "Anlegung„Anlegung einer selbstständigen deutschen Ackerbau- und Handelskolonie in Südafrika"Südafrika“. Während die für den Erwerb bestimmten Mitglieder Abschiedsbesuche bei ihren Familien machten, kam vom Auswärtigen Amt der Reichsregierung die Mitteilung, dass der Plan der GfdK sich auf Gebiete beziehe, die anerkanntermaßen zu Portugal gehörten, und nicht im Interesse des Deutschen Reiches sei, von dem deshalb keinerlei Schutz zu erwarten wäre. In einer Vorstandssitzung am 16. &nbsp;September 1884 wurde beschlossen, das Reiseziel auf die [[Sansibar]] gegenüberliegenden Gebiete in Ostafrika umzulenken. Ausschlaggebend dafür war gewesen, dass [[Joachim von Pfeil]], der einzige Expeditionsteilnehmer mit eigener Afrikaerfahrung, [[Henry Morton Stanley|Stanleys]]s Buch "''Through the Dark Continent"'' kannte und dessen Beschreibung von [[Usagara]]<ref>vgl. Henry M. Stanley, How I found Livingstone, London 1872, S. 142 ff.</ref> im heutigen Tansania in die Debatte einbrachte. Der Vorstand erteilte Peters zusammen mit [[Karl Ludwig Jühlke]] und von Pfeil den Auftrag, Gebiete in Ostafrika zu erwerben, vorzugsweise in Usagara.
Nach der Rückkehr aus der britischen Hauptstadt ließ Peters sich in dem von ihm zunächst ungeliebten Berlin nieder und interessierte sich für die deutsche Kolonialbewegung. An dieser störte ihn, dass sie viel Öffentlichkeitsarbeit betrieb, aber keine konkreten Pläne zum Kolonieerwerb hatte. So gründete er gemeinsam mit [[Felix von Behr-Bandelin]] im März 1884 die „[[Gesellschaft für Deutsche Kolonisation]]“ (GfdK), übersiedelte zwischendurch nach [[Hannover]] und habilitierte im Sommer an der [[Universität Leipzig]] bei [[Wilhelm Wundt]] in Philosophie mit dem Thema ''Inwieweit ist Metaphysik als Wissenschaft möglich?''
 
Die Gruppe wurde von dem Kaufmann [[August Otto (Kaufmann)|August Otto]] begleitet und beschloss, weitmöglichst ihre Reisepläne zu verschleiern. Sie machte der Regierung keine Mitteilung. Nach Ankunft auf Sansibar wurde Peters am 8. &nbsp;November vomvon [[Gerhard Rohlfs (Afrikaforscher)|Gerhard Rohlfs]], dem dort gerade neu berufenen deutschen KonsulGeneralkonsul, mitgeteilt, dass auch dieses Unternehmen nicht im Interesse des Reiches sei und sie mit keinerlei Schutz rechnen könnten.<ref>„Als ich mit meinen Gefährten 1884 nach Sansibar fuhr, wollte die deutsche Regierung von einer Koloniegründung in Ostafrika nichts wissen, und sie tat alles, was sie tun konnte, um solches zu verhindern, während sie die Sache noch keineswegs irgend etwas anging, da kein Mensch, ich am wenigsten, sie ersucht hatte, sich um unsere Unternehmung zu kümmern.“ Quelle: Peters, Carl: [http://www.zeno.org/nid/20003825493 Die Gründungen von »Deutsch-Ostafrika«] In: Lebenserinnerungen. Hamburg 1918, S. 69-9369–93. abgerufen am 31. August 2019.</ref>
Noch vor seiner ersten Probevorlesung befand er sich bereits auf dem Weg nach Afrika. Die Wahl seines Ziels in Ostafrika war kurzfristig durch eine Reihe von Zufällen zustande gekommen. In der GfdK hatte es ausführliche Debatten über Gebiete gegeben, in denen man sich um Kolonien bemühen wollte. Eine Zeitlang war die Vorstandsmehrheit für Landerwerb in Südamerika. Peters gelang es, selbst den Vorsitz zu übernehmen und durch Neuberufungen die Mehrheit auf seine Seite zu ziehen. Ihm schwebte eine Gegend im Bereich des heutigen [[Zimbabwe]] vor<ref>Peters selbst erwähnte später Mashona- und Matabeleland (Carl Peters, Wie Deutsch-Ostafrika entstand, Leipzig 1912, S. 15), Pfeil nannte es "Sofala" (Joachim Graf von Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 1907, S. 49) </ref>. Während Peters Abwesenheit aufgrund seiner Habilitation fand indes ein Vorschlag von Missionsinspektor [[Alexander Merensky]] die Mehrheit, sich Gebieten im Hinterland von [[Moçâmedes]] im heutigen Angola zuzuwenden. Die GfdK schrieb Anteile im Wert von 5.000 Mark zur Finanzierung des Projekts aus, von denen 35 gezeichnet wurden. Am 20. August 1884 beschloss die Versammlung der Anteilseigner die "Anlegung einer selbstständigen deutschen Ackerbau- und Handelskolonie in Südafrika". Während die für den Erwerb bestimmten Mitglieder Abschiedsbesuche bei ihren Familien machten, kam vom Auswärtigen Amt der Reichsregierung die Mitteilung, dass der Plan der GfdK sich auf Gebiete beziehe, die anerkanntermaßen zu Portugal gehörten, und nicht im Interesse des Deutschen Reiches sei, von dem deshalb keinerlei Schutz zu erwarten wäre. In einer Vorstandssitzung am 16. September 1884 wurde beschlossen, das Reiseziel auf die Sansibar gegenüberliegenden Gebiete in Ostafrika umzulenken. Ausschlaggebend dafür war gewesen, dass [[Joachim von Pfeil]], der einzige Expeditionsteilnehmer mit eigener Afrikaerfahrung, [[Henry Morton Stanley|Stanleys]] Buch "Through the Dark Continent" kannte und dessen Beschreibung von [[Usagara]]<ref>vgl. Henry M. Stanley, How I found Livingstone, London 1872, S. 142 ff.</ref> im heutigen Tansania in die Debatte einbrachte.
Der Vorstand erteilte Peters zusammen mit [[Karl Ludwig Jühlke]] und von Pfeil den Auftrag, Gebiete in Ostafrika zu erwerben, vorzugsweise in Usagara.
 
Die Gruppe wurde von dem Kaufmann [[August Otto (Kaufmann)|August Otto]] begleitet und beschloss, weitmöglichst ihre Reisepläne zu verschleiern. Sie machte der Regierung keine Mitteilung. Nach Ankunft auf Sansibar wurde Peters am 8. November vom deutschen Konsul mitgeteilt, dass auch dieses Unternehmen nicht im Interesse des Reiches sei und sie mit keinerlei Schutz rechnen könnten.<ref>„Als ich mit meinen Gefährten 1884 nach Sansibar fuhr, wollte die deutsche Regierung von einer Koloniegründung in Ostafrika nichts wissen, und sie tat alles, was sie tun konnte, um solches zu verhindern, während sie die Sache noch keineswegs irgend etwas anging, da kein Mensch, ich am wenigsten, sie ersucht hatte, sich um unsere Unternehmung zu kümmern.“ Quelle: Peters, Carl: [http://www.zeno.org/nid/20003825493 Die Gründungen von »Deutsch-Ostafrika«] In: Lebenserinnerungen. Hamburg 1918, S. 69-93. abgerufen am 31. August 2019.</ref>
[[Datei:Usagara Usegua Nguru.jpg|mini|350px|Die Ausgangsgebiete der DOAG 1885 (unterstrichen) in Usagara, Usegua und Nguru (Kolonialatlas 1920)]]
Am 11. November setzte die Gruppe über nach [[Sadani]] auf dem Festland gegenüber der Insel Sansibar. Sie folgten dem Lauf des Flusses Wami ins Landesinnere. Hier begann Peters dann, „[[Schutzvertrag|Schutzverträge]]“ mit einheimischen Herrschern abzuschließen. Das Ziel seiner Reise war die Region [[Usagara]], mit deren Herrscher<ref>Peters (Gründung S. 77) hielt dessen Namen irrtümlich als "Muinin Sagara" fest, Pfeil (S. 77) schrieb korrekter "Muinye Sagara"; "Mwinyi" ist ein Herrschertitel.</ref> er am 4. &nbsp;Dezember 1884 einen Vertrag geschlossen hatteschloss.<ref>[http://www.deutsche-schutzgebiete.de/ostafrika-schutzvertrag.htm Vertrag mit dem Sultan von Usagara vom 4. Dezember 1884]</ref> Auf dem Hinweg wurden in der Küstenlandschaft [[Useguha]] und auf dem Rückweg in den Regionen [[Nguru (Region)|Nguru]] und [[Ukami]] ebenfalls Verträge abgeschlossen.<ref>Rochus Schmidt: ''Deutschlands Kolonien''. Band 1, Berlin: Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund, 1898, S. 12ff. (Reprint durch Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0301-0)</ref> Die Aktivitäten bestanden darin, dass Peters örtliche Oberhäupter aufsuchte und ihnen – oft nach reichlichem Alkoholgenuss – deutschsprachige Schriftstücke vorlegte, auf die sie dann Kreuze als Unterschrift zeichneten. Darin wurde ihnen Schutz vor Feinden zugesagt, umgekehrt wurden die Rechte der Kolonisationsgesellschaft so beschrieben, dass sie die alleinigen und uneingeschränkten Rechte hätten, Zölle und Steuern zu erheben, eine Justiz und Verwaltung einzurichten, bewaffnete Truppen ins Land zu bringen und Siedlern die „Berge, Flüsse, Seen und Forsten“ zur beliebigen Nutzung zu überlassen. Eine Prüfung, ob die afrikanischen Vertragspartner verstanden, was sie vorgelegt bekamen, oder ob sie überhaupt eine Vollmacht hatten, über die angesprochenen Befugnisse zu verfügen, wurde nicht vorgenommen.
 
Das Ziel von Carl Peters bestand darin, Schutzbriefe des Reiches für die „erworbenen“ Gebiete zu erhalten. Jedoch äußerte sich Reichskanzler [[Otto von Bismarck|Reichskanzler Bismarck]] abschätzig über das, was Peters nach seiner Rückkehr der Reichsregierung vorlegte: „ein Stück Papier mit Neger-Kreuzen drunter“. Peters drohte damit, dass König [[Leopold II. (Belgien)|Leopold von Belgien]], der nach der [[Kongokonferenz]] gerade sein Reich in Zentralafrika ausbaute, auch an Ostafrika Interesse hätte.<ref>[https://archive.org/details/lebenserinnerung00peteuoft Carl Peters: Lebenserinnerungen, Hamburg (Rüsch’sche Verlagsbuchhandlung) 1918, S.&nbsp;78f, via archive.org] via google books, Ansicht im Mai 2016</ref> Bismarck lenkte ein, auch aus innenpolitischer Rücksicht gegenüber seinen [[nationalliberale]]n Verbündeten im Reichstag, und ließ, nach Vorbild britischer Charters, der in [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft]] (DOAG) umbenannten Kolonialvereinigung einen kaiserlichen Schutzbrief über die Landschaften Usagara, Nguru, Useguha und Ukami ausstellen.<ref> Eine Idee aus Peters Freundeskreis, diese Gebiete „Petersland“ zu nennen, fand keine Zustimmung; der Begriff fand später in der Kolonialpropaganda der NS-Zeit eine beschränkte Verwendung. Vgl. [http://books.google.com/books?id=orAvAAAAIAAJ&q=%22Petersland%22&dq=%22Petersland%22&hl=de&ei=hjKdTonJKc_BtAbpsfmYCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDkQ6AEwAzge H. Froembgen (1941): Wissmann, Peters, Krüger, S.&nbsp;122]</ref> Damit hatte Peters Kolonialvereinigung den nötigen Rückhalt zur weiteren Ausdehnung.
 
Auf Initiative von Carl Peters wurde 1886 der „Erste allgemeine Kongress zur Förderung überseeischer Interessen“ einberufen und es kam zur Gründung des „Allgemeinen Deutschen Verbandes zur Förderung überseeischer deutsch-nationaler Interessen“. Damit bestand eine private Organisationsform, die in den bereits aufgesuchten Gebieten eine deutsche Verwaltung errichten, Steuern erheben und die Ausbeutung von Bodenschätzen umsetzen sollte.<ref> Karin Bruns, Carl Peters, Deutsche Biographie Band 20, 2001, S. 239ff. in: http://deutsche-bieographie.de/pnd118790536.html{{Toter Link|url=http://deutsche-bieographie.de/pnd118790536.html |date=2023-12 |archivebot=2023-12-02 16:31:00 InternetArchiveBot }}</ref>
 
Bereits im Folgejahr erreichte er ein Abkommen mit dem [[Sultanat Sansibar|Sultan von Sansibar]], das den sansibarischen Küstenstreifen von Umba bis zum [[Rovuma]] der Verwaltung der Gesellschaft unterstellte. Den im Folgejahr ausbrechenden Widerstand der Küstenbevölkerung, der den Zusammenbruch der Herrschaft der Gesellschaft zur Folge hatte, erlebte er nicht vor Ort. 1889/90 befand sich Peters zusammen mit [[Adolf von Tiedemann]] auf einer Expedition, die er ''deutsche„deutsche Emin-Pascha-Expedition''Expedition“ nannte und die ihn durch [[Kenia]] bis nach [[Uganda]] führte.<ref>Carl Peters: ''Die deutsche Emin-Pascha-Expedition''. R. Oldenbourg, München/Leipzig 1891.</ref><ref>Volksausgabe, Deutscher Kolonial-Verlag, W. Theodor Mumm, Hamburg/Braunschweig 1907</ref> Das Ziel war die Einbeziehung von Uganda sowie der ehemals ägyptischen [[Äquatoria]]-Provinz in das deutsche Kolonialreich. König [[Mwanga II.]] von [[Buganda]] konnte durch Peters zu einem Freundschafts- und Wirtschaftsabkommen bewogen werden, dem sogenannten [[Uganda-Vertrag]]. Durch den Abschluss des [[Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich über die Kolonien und Helgoland|Helgoland-Sansibar-Vertrags]] vom 1. &nbsp;Juli 1890 wurden seine diesbezüglichen Bestrebungen jedoch zunichtegemacht.
 
Aus Protest gegen dieses von ihm als Verzicht empfundene Abkommen [[Alldeutscher Verband#Entwicklung bis 1903|engagierte]] sich Peters von nun an für den [[Alldeutscher Verband|Alldeutschen Verband]], der auf seine Initiative hin gegründet wurde.
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== Rezeption ==
Vertreter des Kolonialwesens feierten Peters als weitblickendes Genie, als tatkräftigen Helden, als um sein Vaterland hochverdienten Kolonialpolitiker. „Der ebenso geniale wie tatkräftige Carl Peters trat in schärfster Weise gegen jene weltfremde Kreise an, die in der Kolonialfrage immer nur theoretisch herumreden, aber nie praktisch handeln wollten.“ Während des „Dritten Reichs“ wurde Peters als geistiger Vater des Nationalsozialismus „wiederentdeckt“ und in zahlreichen Büchern, auf einer Briefmarke sowie in dem [[Carl Peters (Film)|gleichnamigen Spielfilm]] mit [[Hans Albers]] in der Titelrolle geehrt. In zahlreichen Städten wurden Straßen nach ihm benannt. Das [[Schnellbootbegleitschiff]] der [[Kriegsmarine]] ''[[Carl Peters (Schiff, 1939)|''Carl Peters]]'']] trug seinen Namen. Ein Schiff mit dem Namen ''[[Dr. Carl Peters (Schiff)|Dr. Carl Peters]]'' wurde bereits zu Lebzeiten gebaut, aber nicht eingesetzt. An der Universität Berlin bestand ab 1937 eine nach dem Burschenschafter Peters benannte ''[[Kameradschaft (Studentenorganisation)|Kameradschaft]] Carl Peters'' des [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|NSDStB]] (vormalige ''Berliner Burschenschaft Allemannia'').<ref>{{Literatur |Autor=Bernhard Grün |Titel=Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang - Studententum und Kameradschaftswesen im Nationalsozialismus |Hrsg=Detlef Frische, Wolfgang Kümper |Sammelwerk=Historia academica |Band=57 |Ort=Würzburg |Datum=2019 |Seiten=67}}</ref> [[Adolf Hitler]] hob 1937 die Verurteilung des Jahres 1897 postum wieder auf. Die „[[Hans Hagemeyer#Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums|Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums]]“ lobte 1938, dass Peters „den Gedankengängen des Dritten Reiches bereits vor fünfzig Jahren“ nahestand.
 
{{Siehe auch|Deutscher Kolonialismus in der Zeit des Nationalsozialismus}}
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Zu den [[Apologetik|apologetisch]]-beschönigenden Büchern über Peters gehören u.&nbsp;a.:
* Balder Olden: ''Ich bin Ich. Der Roman Carl Peters Roman über die Emin Pascha-Expedition zum Victoriasee in Afrika.'' 291 Seiten, Wegweiser-Verlag, Berlin 1927.
* Edith Salburg: ''Karl Peters und sein Volk. Der Roman des deutschen Kolonialgründers.'' Duncker, Weimar 1929.
* Hermann Böhme: ''Carl Peters. Der Begründer von Deutsch-Ostafrika.'' Reclams Universal-Bibliothek 7433. Philipp Reclam, Leipzig 1939. 73 Seiten (nationalsozialistische Propagandaschrift, die in den Oberschulen eingesetzt wurde).
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{{Anker|Film}}
1941 wurde der [[Propagandafilm]] ''Carl Peters'' gedreht, der nach 1945 lange als [[Vorbehaltsfilm]] deklariert war. Die Regie führte [[Herbert Selpin]], [[Ernst von Salomon]] war Verfasser des Drehbuchs. [[Hans Albers]], der auch als Produzent auftrat, spielte einen direkten, tatendurstigen Patrioten norddeutschen Zungenschlags. Der Film entfernt sich –&nbsp;basierend auf Peters Erinnerungen&nbsp;– teilweise von historischen Begebenheiten. Die Handlung hat große Ähnlichkeit mit dem Roman von zu Klampen.<ref>Manuel Köppen: ''Mit dem ‚Dritten Reich‘ um die Welt – Kodierung der Fremde im fiktionalen Film'', in: Manuel Köppen undDers., Erhard Schütz (Hrsg.): ''Kunst der Propaganda – Der Film im Dritten Reich.'' 2. überarb. Aufl., Peter Lang, Bern 2008, S. 263, Fn. 14.</ref> Nachdem er bei der etablierten Kolonialbewegung mit seinem Tatendrang auf taube Ohren stieß und Erfahrungen in England gesammelt hatte, macht sich Peters auf eigene Rechnung nach Afrika auf. Dort rettet er mit seinen beiden Jugendfreunden einen afrikanischen Stamm vor arabischen Sklavenhändlern und schließt mit diesem und mit weiteren Stämmen „Schutzverträge“ ab. Als Peters Widersacher treten die Engländer und auch der deutsch-jüdischstämmige, kaiserliche, hohe Beamte Leo Kayser auf, dessen Bruder ''Vorwärts''-Journalist und Mitglied des Reichstags für die SPD ist. Wilhelm&nbsp;I. und Bismarck hingegen zeigen sich im Film von Peters Leistungen beeindruckt, wenngleich Bismarck dessen rüde Art rügt.
 
Die Hinrichtung zweier Schwarzer durch den Strang wird im Film als Reaktion auf einen von England gelenkten Aufstand dargestellt, dem einer seiner Jugendfreunde zum Opfer fällt; vom tatsächlichen Zusammenhang, dem Verhältnis seiner Geliebten zu seinem Diener, ist im Film nicht die Rede. Am Ende des Films rechtfertigt Peters im Reichstag die ungesetzliche Hinrichtung als notwendige Maßnahme, um weitere Aufständische zu entmutigen. Die Abgeordneten des [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstags]], vor allem der Bruder Kaysers, verlangen jedoch über alle Fraktionsgrenzen hinweg seinen Rücktritt und lehnen überhaupt den Kolonialismus ab, was zu Tumulten unter den Anwesenden führt. Entsprechend der nationalsozialistischen Feindschaft gegenüber demokratischen Institutionen und Verfahren wird ein völlig verzerrtes Bild des Reichstags und des [[Parlamentarismus]] gezeichnet. Tatsächlich hat Peters, der weder Mitglied des Parlaments noch der Regierung war, niemals vor dem Reichstag gesprochen, sondern war vom Disziplinarhof für die [[Deutsche Kolonien|Schutzgebiete]] abgeurteilt worden.
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| Untertitel2 = … heute laut Hinweistafel „mehr Mahnmal als Ehrenmal.“
| Breite2 = }}
Nach Peters wurden in verschiedenen deutschen Städten Plätze und Straßen benannt, meist zur Zeit des Nationalsozialismus. Seit den 1980er Jahren wurden sie allerdings teilweise wegen Peters rassistischer Haltung wieder umbenannt, so in [[Karlsruhe]],<ref>Karlsruhe: Carl-Peters-Straße 1987 in Besselstraße umbenannt</ref> [[Hannover]],<ref>Hannover: 1994 Karl-Peters-Platz in [[Bertha von Suttner|Bertha-von-Suttner]]-Platz umbenannt, wobei der Peters-Gedenkstein aus Gründen des [[Denkmalschutz]]es erhalten blieb</ref> [[Hildesheim]],<ref>In Hildesheim wurde die [[Peine]]r Straße 1939 nach Carl Peters und im Jahre 1989 in [[Heinrich Maria Janssen|Bischof-Janssen-Straße]] umbenannt. {{Internetquelle |url=http://www.hildesheim.de/lexikon/begriff.php?menuid=496&topmenu=404&keyword=&type=&begriff=161 |titel=Bischof-Janssen-Straße |werk=Alphabetische Liste der Straßennamen |hrsg=Stadtarchiv Hildesheim |abruf=2011-02-27 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140525195259/http://www.hildesheim.de/lexikon/begriff.php?menuid=496&topmenu=404&keyword=&type=&begriff=161 |archiv-datum=2014-05-25 |offline=ja |archiv-bot=2023-12-02 16:31:00 InternetArchiveBot }}</ref> [[Albstadt]]-[[Ebingen]],<ref>Albstadt-Ebingen: Umbenennung in „Karl-Peters-Straße“, Aufstellung einer Bronzetafel zur Erinnerung an die Opfer der Kolonialisierung</ref> [[Köln-Nippes]],<ref>Köln-Nippes: Carl-Peters-Straße 1991 in Namibiastraße umbenannt</ref> [[Ehrenfeld (Bochum)|Bochum-Ehrenfeld]],<ref>{{Internetquelle|url=https://www.bszonline.de/artikel/bochums-vergessene-heldin|titel=Bochums vergessene Heldin|hrsg=Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung|datum=2014-01-13|abruf=2021-05-10}}</ref> [[München]],<ref>München: 2000 Karl-Peters-Straße in [[Ida Pfeiffer|Ida-Pfeiffer-Straße]] umbenannt [http://www.nordostkultur-muenchen.de/architektur/afrikasiedlung.htm nordostkultur-muenchen.de]</ref> [[Bietigheim-Bissingen]],<ref>Bietigheim-Bissingen: Umbenennung der Karl-Peters-Straße in Eisvogelweg 2009 [http://www.bietigheimerzeitung.de/bz1/news/stadt_kreis_artikel.php?artikel=4094638 bietigheimerzeitung.de]{{Toter Link|url=http://www.bietigheimerzeitung.de/bz1/news/stadt_kreis_artikel.php?artikel=4094638 |date=2023-12 |archivebot=2023-12-02 16:31:00 InternetArchiveBot }}</ref> [[Mannheim]],<ref>[http://buergerinfo.mannheim.de/buergerinfo/getfile.asp?id=1032309&type=do Festlegung einer Richtlinie für zukünftige Ehrungen- und Empfänge für erfolgreiche Sportlerinnern und Sportler sowie Vereinsmannschaften in Mannheim]</ref> [[Korntal-Münchingen]],<ref>Korntal: Umbenennung der Carl-Peters-Straße in Lembergstraße 2011
{{Webarchiv |url=http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nazi-schilder-muessen-weichen.ad8a35f9-84d9-4b6b-be33-ddc1c10febf6.html |wayback=20140103205225 |text=stuttgarter-zeitung.de: Nazi-Schilder müssen weichen}}</ref> [[Lüneburg]], [[Soltau]], [[Bonn]],<ref>{{Bonner Straßenkataster|1002215|name=Karl-Peters-Straße}}</ref> [[Bad Hersfeld]],<ref>[http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/lokales/bad-hersfeld/zwei-neue-strassennamen-3292794.html ''Zwei neue Straßennamen''] Karl Schönholtz, [[Hersfelder Zeitung]], 30. Dezember 2013.</ref> [[Kiel]]-[[Neumühlen-Dietrichsdorf]]<ref>{{Kieler Straßenlexikon |ID=2014 |Name=Carl-Peters-Straße}}</ref> und [[Mülheim an der Ruhr]].<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Emons |url=http://redaktion-muelheim.blogspot.de/2011/11/ein-streifzug-durch-ein-dunkles-kapitel.html |titel=Journal T.E.: Ein Streifzug durch ein dunkles Kapitel der Mülheimer Straßennamen |werk=redaktion-muelheim.blogspot.de |datum=2011-11-28 |abruf=2016-05-01}}</ref>
 
In manchen Fällen wurde der bisherige Straßenname lediglich durch Zuschreibung zu einer anderen Person mit Namen Peters umgewidmet, so in [[Siegburg]],<ref>Siegburg, Ratsbeschluss vom 22. Juni 1995.</ref> [[Berlin-Wedding]],<ref>Berlin-Wedding: Die Petersallee im „[[Afrikanisches Viertel|Afrikanischen Viertel]]“ soll seit 1986 an [[Hans Peters (Rechtswissenschaftler, 1896)|Hans Peters]] (Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer) erinnern.</ref> [[Bremen]],<ref>Bremen: Die Straße ist jetzt dem Strafrechtsreformer [[Karl Peters (Rechtswissenschaftler)|Karl Peters]] gewidmet. [https://web.archive.org/web/20100117182210/http://www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Stadtteile/Walle/92017/%22Karl-Peters-Strasse%22+bleibt.html weser-kurier.de]</ref> [[Neustadt an der Weinstraße]]<ref>[https://www.mrn-news.de/2012/02/01/neustadt-stadtrat-31-januar-2012-54538-54538/ ''Neustadt – Stadtrat 31. Januar 2012''.] mrn-news.de, 1. Februar 2012. Die Straße ist jetzt dem Strafrechtsreformer [[Karl Peters (Rechtswissenschaftler)|Karl Peters]] gewidmet.</ref> und, [[Ludwigshafen am Rhein]].<ref>[https://web.archive.org/web/20140107040810/http://www.morgenweb.de/region/mannheimer-morgen/ludwigshafen/petersstrasse-neuer-bezug-1.149594 ''Petersstraße: neuer Bezug''], [[Mannheimer Morgen]], 23. August 2011.</ref> und [[Bielefeld]]<ref>{{Internetquelle |autor=Jan-Henrik Gerdener |url=https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/23050312_Anwohner-aergern-sich-ueber-Umbenennungs-Debatte-der-Karl-Peters-Strasse.html |titel=Anwohner ärgern sich über Umbenennungs-Debatte der Karl-Peters-Straße |hrsg=Neue Westfälische |datum=2021-07-15 |sprache=de |abruf=2022-04-18}}</ref>. Das gleiche Vorgehen wurde in [[Ludwigsburg]] kontrovers diskutiert.<ref>Melanie Braun: [http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ludwigsburg-streit-ueber-strassennamen.06e13d89-7f07-45b8-8665-8c48ca5490ed.html ''Streit über Straßennamen.''] [[Stuttgarter Zeitung]], 4. Juli 2015, abgerufen am 11. Juli 2015.</ref> Der Antrag der [[CDU]]-Fraktion auf eine solche Umwidmung der Person Karl Peters wurde am 29. Juli 2015 vom Ludwigsburger Gemeinderat abgelehnt und eine reale Änderung des Straßennamens beschlossen<ref>Melanie Braun: [http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ludwigsburg-hindenburg-bleibt-ludwigsburger.a1ce12f5-f361-417c-8d2c-338637ce5407.html ''Hindenburg bleibt Ludwigsburger''] [[Stuttgarter Zeitung]], 31. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015.</ref>.
 
In [[Ravensburg]] gibt es fortgesetzte Debatten.<ref>[[Schwäbische Zeitung]]: {{Webarchiv |url=http://www.schwaebische.de/lokales/ravensburg/ravensburg-stadtnachrichten_artikel,-Petersweg-Anwohner-wollen-Umbenennung-_articleId,4143466.html |text=Petersweg: Anwohner wollen Umbenennung |archive-is=20120909053540}} vom 13. August 2010, abgerufen am 14. August 2010</ref> In [[Kaiserslautern]] wurde der Straßenname beibehalten. Die Straße wurde aber dem [[Astronom]]en gleichen Namens ([[Carl Friedrich Wilhelm Peters]]) gewidmet, worauf Zusatzschilder unter dem Straßennamen hinweisen.<ref>[https://web.archive.org/web/20150402095401/https://ris.kaiserslautern.de/buergerinfo/vo0050.php?__kvonr=3159 Beschlussvorlage des Rats der Stadt Kaiserslautern vom 8. Januar 2015]</ref> In Neuhaus (heute Gemeinde [[Amt Neuhaus]]) wurde 1931 ein Gedenkstein an seinem Geburtshaus, dem ev. Pfarrhaus, eingeweiht: „Unserem Dr. Carl Peters – Begründer von Deutsch-Ost-Afrika“. Die Straße vor dem Pfarrhaus hieß seit den 1920er Jahren Carl-Peters-Straße (heute Parkstraße). 1951 – zu DDR-Zeiten – wurde der Gedenkstein entfernt, 1994 mit Zustimmung des Gemeinderates wieder aufgestellt. Eine relativierende Zusatztafel („Die Persönlichkeit des Dr. Carl Peters, ihr Wirken und der Gedenkstein sind umstritten.“) hatte nur eine kurze Lebensdauer.<ref>Uwe Wieben: ''Carl Peters.'' Rostock 2000. S. 92&nbsp;ff.</ref> Die lange fehlende Zusatztafel wurde 2017 erneut aufgestellt.
 
In [[Düsseldorf]] gibtgab es seit einigen Jahren2018 die Bestrebung die Petersstraße, seit 1937 benannt nach Carl Peters im so genannten Kolonialviertel von [[Urdenbach#Siedlungsbau|Urdenbach]], umzubenennen.<ref>Sitzung des Kulturausschusses der Landeshauptstadt Düsseldorf 23. Januar 2020. Ergebnispräsentation der Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen. S. 11 ([https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt41-M/Gedenkstaette/Kurzfassung.pdf duesseldorf.de])</ref> Am 22. Februar 2024 wurde beschlossen, die Düsseldorfer Petersstraße in Eisvogelweg umzubenennen<ref>Düsseldorf: Umbenennung historisch belasteter Straßennamen ([https://www.duesseldorf.de/vermessung/strassenbenennung/umbenennung-historisch-belasteter-strassennamen duesseldorf.de])</ref>.
 
Die erhaltenen Denkmale, die einst zu Ehren von Carl Peters errichtet wurden, sind heute teilweise umgewidmet. Auf Helgoland liegt die [[Büste]] des „gefallenen Helden“ als Mahnmal im Außenbereich des [[Museum Helgoland]].<ref>Joachim Zeller: ''Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewußtsein. Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur.'' IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt a.&nbsp;M. 2000, ISBN 3-88939-544-9, S.&nbsp;161&nbsp;ff., 303&nbsp;ff.</ref>
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* {{Literatur <!--|Autor=Carl Peters--> |Titel=Afrikanische Köpfe |Verlag=Ullstein & Co |Ort=Berlin |Datum=1915 |Online={{Digitalisat|IA=bub_gb_axrqF-Q_xKQC|SZ=n6}}}}
* ''[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN826116566 Lebenserinnerungen]'' Rüsch’sche Verlagsbuchhandlung, Hamburg 1918.
* ''Gesammelte Schriften'', hrsg. v. [[Walter Frank]], 1943/1944. Band 1: [https[doi://dx.doi.org/10.17169/refubium-32323]], Band 1],2: [https[doi://dx.doi.org/10.17169/refubium-32020]], Band 2],3: [https[doi://dx.doi.org/10.17169/refubium-32368 Band 3]]
 
== Literatur ==