„Carl Peters“ – Versionsunterschied
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Nach der Rückkehr aus der britischen Hauptstadt ließ Peters sich in dem von ihm zunächst ungeliebten Berlin nieder und interessierte sich für die deutsche Kolonialbewegung. An dieser störte ihn, dass sie viel Öffentlichkeitsarbeit betrieb, aber keine konkreten Pläne zum Kolonieerwerb hatte. So gründete er gemeinsam mit [[Felix von Behr-Bandelin]] im März 1884 die [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft|Gesellschaft für deutsche Kolonisation]] (GfdK), übersiedelte zwischendurch nach [[Hannover]] und habilitierte im Sommer an der [[Universität Leipzig]] bei [[Wilhelm Wundt]] in Philosophie mit dem Thema ''Inwieweit ist Metaphysik als Wissenschaft möglich?''
Noch vor seiner ersten Probevorlesung befand er sich bereits auf dem Weg nach Afrika. Die Wahl seines Ziels in Ostafrika war kurzfristig durch eine Reihe von Zufällen zustande gekommen. In der GfdK hatte es ausführliche Debatten über Gebiete gegeben, in denen man sich um Kolonien bemühen wollte. Eine Zeitlang war die Vorstandsmehrheit für Landerwerb in Südamerika. Peters gelang es, selbst den Vorsitz zu übernehmen und durch Neuberufungen die Mehrheit auf seine Seite zu ziehen. Ihm schwebte eine Gegend im Bereich des heutigen [[Zimbabwe]] vor.<ref>Peters selbst erwähnte später Mashona- und Matabeleland (Carl Peters, Wie Deutsch-Ostafrika entstand, Leipzig 1912, S. 15), Pfeil nannte es „Sofala“ (Joachim Graf von Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 1907, S. 49)</ref> Während
Die Gruppe wurde von dem Kaufmann [[August Otto (Kaufmann)|August Otto]] begleitet und beschloss, weitmöglichst ihre Reisepläne zu verschleiern. Sie machte der Regierung keine Mitteilung. Nach Ankunft auf Sansibar wurde Peters am 8. November vom deutschen Konsul mitgeteilt, dass auch dieses Unternehmen nicht im Interesse des Reiches sei und sie mit keinerlei Schutz rechnen könnten.<ref>„Als ich mit meinen Gefährten 1884 nach Sansibar fuhr, wollte die deutsche Regierung von einer Koloniegründung in Ostafrika nichts wissen, und sie tat alles, was sie tun konnte, um solches zu verhindern, während sie die Sache noch keineswegs irgend etwas anging, da kein Mensch, ich am wenigsten, sie ersucht hatte, sich um unsere Unternehmung zu kümmern.“ Quelle: Peters, Carl: [http://www.zeno.org/nid/20003825493 Die Gründungen von »Deutsch-Ostafrika«] In: Lebenserinnerungen. Hamburg 1918, S. 69–93. abgerufen am 31. August 2019.</ref>
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Am 11. November setzte die Gruppe über nach [[Sadani]] auf dem Festland gegenüber der Insel Sansibar. Sie folgten dem Lauf des Flusses Wami ins Landesinnere. Hier begann Peters dann, „[[Schutzvertrag|Schutzverträge]]“ mit einheimischen Herrschern abzuschließen. Das Ziel seiner Reise war die Region [[Usagara]], mit deren Herrscher<ref>Peters (Gründung S. 77) hielt dessen Namen irrtümlich als "Muinin Sagara" fest, Pfeil (S. 77) schrieb korrekter "Muinye Sagara"; "Mwinyi" ist ein Herrschertitel.</ref> er am 4. Dezember 1884 einen Vertrag geschlossen hatte.<ref>[http://www.deutsche-schutzgebiete.de/ostafrika-schutzvertrag.htm Vertrag mit dem Sultan von Usagara vom 4. Dezember 1884]</ref> Auf dem Hinweg wurden in der Küstenlandschaft [[Useguha]] und auf dem Rückweg in den Regionen [[Nguru (Region)|Nguru]] und [[Ukami]] ebenfalls Verträge abgeschlossen.<ref>Rochus Schmidt: ''Deutschlands Kolonien''. Band 1, Berlin: Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund, 1898, S. 12ff. (Reprint durch Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0301-0)</ref> Die Aktivitäten bestanden darin, dass Peters örtliche Oberhäupter aufsuchte und ihnen – oft nach reichlichem Alkoholgenuss – deutschsprachige Schriftstücke vorlegte, auf die sie dann Kreuze als Unterschrift zeichneten. Darin wurde ihnen Schutz vor Feinden zugesagt, umgekehrt wurden die Rechte der Kolonisationsgesellschaft so beschrieben, dass sie die alleinigen und uneingeschränkten Rechte hätten, Zölle und Steuern zu erheben, eine Justiz und Verwaltung einzurichten, bewaffnete Truppen ins Land zu bringen und Siedlern die „Berge, Flüsse, Seen und Forsten“ zur beliebigen Nutzung zu überlassen. Eine Prüfung, ob die afrikanischen Vertragspartner verstanden, was sie vorgelegt bekamen, oder ob sie überhaupt eine Vollmacht hatten, über die angesprochenen Befugnisse zu verfügen, wurde nicht vorgenommen.
Das Ziel von Carl Peters bestand darin, Schutzbriefe des Reiches für die „erworbenen“ Gebiete zu erhalten. Jedoch äußerte sich Reichskanzler [[Otto von Bismarck|Bismarck]] abschätzig über das, was Peters nach seiner Rückkehr der Reichsregierung vorlegte: „ein Stück Papier mit Neger-Kreuzen drunter“. Peters drohte damit, dass König [[Leopold II. (Belgien)|Leopold von Belgien]], der nach der [[Kongokonferenz]] gerade sein Reich in Zentralafrika ausbaute, auch an Ostafrika Interesse hätte.<ref>[https://archive.org/details/lebenserinnerung00peteuoft Carl Peters: Lebenserinnerungen, Hamburg (Rüsch’sche Verlagsbuchhandlung) 1918, S. 78f, via archive.org] via google books, Ansicht im Mai 2016</ref> Bismarck lenkte ein, auch aus innenpolitischer Rücksicht gegenüber seinen [[nationalliberale]]n Verbündeten im Reichstag, und ließ, nach Vorbild britischer Charters, der in [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft]] (DOAG) umbenannten Kolonialvereinigung einen kaiserlichen Schutzbrief über die Landschaften Usagara, Nguru, Useguha und Ukami ausstellen.<ref> Eine Idee aus
Auf Initiative von Carl Peters wurde 1886 der „Erste allgemeine Kongress zur Förderung überseeischer Interessen“ einberufen und es kam zur Gründung des „Allgemeinen Deutschen Verbandes zur Förderung überseeischer deutsch-nationaler Interessen“. Damit bestand eine private Organisationsform, die in den bereits aufgesuchten Gebieten eine deutsche Verwaltung errichten, Steuern erheben und die Ausbeutung von Bodenschätzen umsetzen sollte.<ref> Karin Bruns, Carl Peters, Deutsche Biographie Band 20, 2001, S. 239ff. in: http://deutsche-bieographie.de/pnd118790536.html</ref>
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Am 10. September 1918 verstarb Carl Peters in der Privat-Heil-Anstalt von August Alber in Woltorf bei Peine. Sein Grab befindet sich auf dem [[Stadtfriedhof Engesohde]] in Hannover.
[[Datei:2015-05-02 Carl Peters Grab Stadtfriedhof Engesohde Hannover.jpg|mini|Carl
== Rezeption ==
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== Peters in Literatur und Film ==
Vor allem zwischen 1935 und 1943 erschienen in Deutschland eine Reihe von Büchern (einschl. eines Theaterstücks), in denen Carl
Zu den [[Apologetik|apologetisch]]-beschönigenden Büchern über Peters gehören u. a.:
* Balder Olden: ''Ich bin Ich. Der Roman Carl
* Edith Salburg: ''Karl Peters und sein Volk. Der Roman des deutschen Kolonialgründers.'' Duncker, Weimar 1929.
* Hermann Böhme: ''Carl Peters. Der Begründer von Deutsch-Ostafrika.'' Reclams Universal-Bibliothek 7433. Philipp Reclam, Leipzig 1939. 73 Seiten (nationalsozialistische Propagandaschrift, die in den Oberschulen eingesetzt wurde).
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{{Anker|Film}}
1941 wurde der [[Propagandafilm]] ''
Die Hinrichtung zweier Schwarzer durch den Strang wird im Film als Reaktion auf einen von England gelenkten Aufstand dargestellt, dem einer seiner Jugendfreunde zum Opfer fällt; vom tatsächlichen Zusammenhang, dem Verhältnis seiner Geliebten zu seinem Diener, ist im Film nicht die Rede. Am Ende des Films rechtfertigt Peters im Reichstag die ungesetzliche Hinrichtung als notwendige Maßnahme, um weitere Aufständische zu entmutigen. Die Abgeordneten des [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstags]], vor allem der Bruder Kaysers, verlangen jedoch über alle Fraktionsgrenzen hinweg seinen Rücktritt und lehnen überhaupt den Kolonialismus ab, was zu Tumulten unter den Anwesenden führt. Entsprechend der nationalsozialistischen Feindschaft gegenüber demokratischen Institutionen und Verfahren wird ein völlig verzerrtes Bild des Reichstags und des [[Parlamentarismus]] gezeichnet. Tatsächlich hat Peters, der weder Mitglied des Parlaments noch der Regierung war, niemals vor dem Reichstag gesprochen, sondern war vom Disziplinarhof für die [[Deutsche Kolonien|Schutzgebiete]] abgeurteilt worden.
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| Untertitel2 = … heute laut Hinweistafel „mehr Mahnmal als Ehrenmal.“
| Breite2 = }}
Nach Peters wurden in verschiedenen deutschen Städten Plätze und Straßen benannt, meist zur Zeit des Nationalsozialismus. Seit den 1980er Jahren wurden sie allerdings teilweise wegen
{{Webarchiv |url=http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nazi-schilder-muessen-weichen.ad8a35f9-84d9-4b6b-be33-ddc1c10febf6.html |wayback=20140103205225 |text=stuttgarter-zeitung.de: Nazi-Schilder müssen weichen}}</ref> [[Lüneburg]], [[Soltau]], [[Bonn]],<ref>{{Bonner Straßenkataster|1002215|name=Karl-Peters-Straße}}</ref> [[Bad Hersfeld]],<ref>[http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/lokales/bad-hersfeld/zwei-neue-strassennamen-3292794.html ''Zwei neue Straßennamen''] Karl Schönholtz, [[Hersfelder Zeitung]], 30. Dezember 2013.</ref> [[Kiel]]-[[Neumühlen-Dietrichsdorf]]<ref>{{Kieler Straßenlexikon |ID=2014 |Name=Carl-Peters-Straße}}</ref> und [[Mülheim an der Ruhr]].<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Emons |url=http://redaktion-muelheim.blogspot.de/2011/11/ein-streifzug-durch-ein-dunkles-kapitel.html |titel=Journal T.E.: Ein Streifzug durch ein dunkles Kapitel der Mülheimer Straßennamen |werk=redaktion-muelheim.blogspot.de |datum=2011-11-28 |abruf=2016-05-01}}</ref>
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