„Eduard Schewardnadse“ – Versionsunterschied

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'''Eduard Schewardnadse''' ({{kaS|ედუარდ შევარდნაძე}}; {{ruS|Эдуард Амвросиевич Шеварднадзе}}/''|Eduard Amwrossijewitsch Schewardnadse''}}; * [[25. Januar]] [[1928]] in ''Mamati'', [[Gurien]], [[Georgische Sozialistische Sowjetrepublik|Georgische SSR]], [[Transkaukasische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|Transkaukasische SFSR]]; † [[7. Juli]] [[2014]] in [[Tiflis]]) war ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] und [[Georgien|georgischer]] [[Politiker]]. Er war von 1985 bis 1990 sowie Ende 1991 [[Liste der russischen Außenminister#Außenminister der Sowjetunion 1946–1991|Außenminister der Sowjetunion]]. Von 1992 bis 1995 war er Staatsratsvorsitzender [[Georgien]]s und bis 2003 derdessen zweitezweiter Präsident.
 
== Leben ==
Eduard Schewardnadse wurde als Sohn eines Lehrers im Dorf [[Mamati]] in [[Gurien]] geboren und hatte eine Schwester und drei Brüder. Der Vater wurde während des [[Großer Terror (Sowjetunion)|Großen Terrors]] 1937 verhaftet, kam jedoch mit Hilfe eines früheren Schülers frei, der beim [[Innenministerium der UdSSR]] (NKWD) arbeitete. Sein Bruder Akaki<ref>{{Literatur |Autor=[[Heinrich August Winkler]] |Titel=Der lange Weg nach Westen – Deutsche Geschichte: Vom «Dritten Reich» bis zur Wiedervereinigung |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=2 |Nummer= |Auflage=7 |Verlag=C. H. Beck Verlag |Ort=München |Datum=2010 |ISBN=978-3-406-66050-4 |Seiten=582}}</ref> starb im Juni 1941 im Kampf gegen die deutschen Invasionstruppen in [[Brest (WeißrusslandBelarus)|Brest-Litowsk]].
 
1946 trat Schewardnadse der staatlichen Jugendorganisation [[Komsomol]] und 1948 der [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|Kommunistischen Partei]] bei. Er besuchte bis 1951 die Parteischule und wurde Funktionär des Komsomol. 1957 bis 1961 war er Erster Sekretär des Komsomol der Georgischen SSR. 1958 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der georgischen KP.
 
1959 wurde er Mitglied des [[Sowjet #Oberste Sowjets der Unionsrepubliken|Obersten Sowjets]] der Georgischen SSR.
1964 war er erster Stellvertreter des georgischen Ministers für [[öffentliche Ordnung]], von 1965 bis 1972 georgischer [[Innenminister]] sowie von 1972 bis 1985 Erster Sekretär der KP der Georgischen SSR.
 
Nach seinem Amtsantritt als Generalsekretär der KPdSU im März 1985 berief [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] Schewardnadse überraschend im Juli 1985 zum Nachfolger des seit 1957 amtierenden Außenministers [[Andrei Andrejewitsch Gromyko|Andrei Gromyko]]. Zusammen mit Gorbatschow leitete Schewardnadse eine außenpolitische Wende ein und blieb bis 1990 im Amt. Vom 19. November bis zum 26. Dezember 1991 hatte er das Amt nochmals inne.
 
Sein Entgegenkommen bei der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] und folgend bei den [[Zwei-plus-Vier-Vertrag|Zwei-plus-Vier-Verhandlungen (1990)]] sowie die Unterstützung der Westorientierung der baltischen Sowjetrepubliken und osteuropäischer Verbündeter brachte ihm den Titel „Totengräber des Sowjetreiches“ ein.<ref>Uwe Klußmann [http://www.spiegel.de/politik/ausland/eduard-schewardnadse-ist-tot-nachruf-auf-georgiens-ex-praesident-a-979632.html Zum Tode Eduard Schewardnadses: Sargträger der Sowjetunion], Spiegel Online, 7. Juli 2014</ref>
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Schewardnadse war der zweite Präsident Georgiens nach dem [[Zerfall der Sowjetunion]]. 1992 wurde der georgische Präsident [[Swiad Gamsachurdia]] durch einen [[Putsch]] der [[Verteidigungskräfte Georgiens#Nationalgarde|Nationalgarde]] abgelöst. Die Putschisten riefen Schewardnadse ins Land und ernannten ihn zum Vorsitzenden des georgischen Staatsrates. Er trat das Amt am 10. März 1992 an. „Ich wusste, dass ich nicht legitimiert war, das Amt des Staatschefs zu übernehmen“, sagte Schewardnadse später: „Aber ich war mir sicher, dass nur ich Georgien aus Chaos und Krise herausholen und zur Demokratie würde führen können.“
 
Auf Eduard Schewardnadse wurden drei Attentate verübt, das erste von russischen Militärs im [[Krieg in Abchasien 1992–1993]] am 3. Oktober 1992 in [[Abchasien]]. Am 29. August 1995 wurde er bei einem Bombenanschlag in [[Tiflis]] leicht verletzt.<ref>[http://www.berliner-kurier.de/mercedes-rettete-schewardnadse-18155810 Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hatte Schewardnadse den gepanzerten Wagen (Wert: 190000 Mark) geschickt, nachdem der Präsident beim Attentat am 29. August 1995 durch Glassplitter verletzt wurde.]</ref> Im November 1995 wurde Schewardnadse mit 70 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Am 9. Februar 1998 wurde er erneut Ziel eines Anschlags, bei dem sein ihm von der deutschen [[Kabinett Kohl V|Bundesregierung]] geschenkter [[Sonderschutzfahrzeug|gepanzerter Dienstwagen]] mit Maschinengewehren und Panzerfaust angegriffen wurde.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7829166.html Bonns Außenminister Klaus Kinkel und die Firma Daimler-Benz haben für Schewardnadse bereits ein neues gepanzertes Auto auf den Weg geschickt.]</ref> Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 wurde er in seinem Amt bestätigt.
 
Seit Mitte der [[1990er]] Jahre versuchte Schewardnadse, politischen Nachwuchs heranzuziehen. Er holte junge engagierte Leute, die im Ausland studiert hatten, zurück nach Georgien. Der Nachwuchs wollte die überkommene [[Korruption|Bestechungs-]] und [[Nepotismus|Clankultur]] in Georgien nicht länger hinnehmen und geriet in Konflikt mit ihm. Dazu zählten [[Micheil Saakaschwili]], [[Surab Schwania]] und [[Nino Burdschanadse]], die bald die [[Opposition (Politik)|Opposition]] anführten.
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Mit Demonstrationen und Aufrufen zum [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsam]] erzwang die Opposition in der [[Rosenrevolution]] den Rücktritt Schewardnadses. Nachdem Demonstranten am 22. November 2003 das [[Parlament]]sgebäude und die Staatskanzlei gestürmt hatten, reichte Schewardnadse am 23. November seinen Rücktritt ein. Obgleich er noch am Abend zuvor den [[Ausnahmezustand]] ausgerufen hatte, verzichtete er darauf, die [[Verteidigungskräfte Georgiens|Armee]] gegen die Demonstranten einzusetzen.
 
Mit der neuen georgischen Regierung zeigte er sich ein Jahr nach dem Machtwechsel versöhnt. Er bezeichnete sie als „sehr junge talentierte Leute“, die „Erfolg haben“ werden. Im April 2004 batbaten die [[Vereinte Nationen|UNOVereinten Nationen]] Schewardnadse, Berater von [[Generalsekretär der Vereinten Nationen|Generalsekretär]] [[Kofi Annan]] zu werden.
 
Der Nachname Schewardnadse heißt ins Deutsche übersetzt „Sohn des Falken“. Wegen seiner politischen Fähigkeiten bekam er in Georgien den Spitznamen ''Tetri MeliaMel(i)a'' (dt. „Weißer Fuchs“). Er war mit der Journalistin [[Nanuli Zagareischwili-Schewardnadse]] verheiratet. Sie starb am 20. Oktober 2004 in Tiflis an einem Herzinfarkt.
 
Er hatte eine Tochter und einen Sohn: Manana ist Direktorin der georgischen Fernsehfilm-Studios, Paata ist Chef des [[UNESCO]]-Büros in [[Tiflis]]. Seine Enkelin [[Sofiko Paatowna Schewardnadse|Sophie Schewardnadse]] ist Journalistin und Moderatorin.
 
Aus Notizen eines seiner Mitarbeiter geht hervor, dass Gorbatschow und Schewardnadse bereits 1987 [[Erich Honecker]] vorschlugen, die [[Berliner Mauer]] abzureißen.<ref>{{Literatur |Autor=Klw |Titel=Zeitgeschichte: Sollte die Mauer schon 1987 fallen? |Sammelwerk=Der Spiegel |Band=45 |Datum=2014-11-03 |Online=httphttps://wwwmagazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/printpdf/d-130092965.html |Abruf=20172023-1211-0323}}</ref>
 
Schewardnadse starb nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren am 7. Juli 2014 in Tiflis.<ref>[http://www.handelsblatt.com/politik/international/fruehere-georgische-praesident-ex-sowjetaussenminister-schewardnadse-gestorben/10162236.html ''Ex-Sowjetaußenminister Schewardnadse gestorben.''] In: [[Handelsblatt]] vom 7. Juli 2014 (abgerufen am 7. Juli 2014).</ref>
 
== Auszeichnungen ==
1993 erhielt er den ''Immanuel-Kant-Preis'' der Hamburger [[Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.]] 1999 wurde er mit dem ''W. Averell Harriman Democracy Award'' des US-amerikanischen [[National Democratic Institute]] (NDI) wie auchund am 15. Oktober desselben Jahres unter Protesten georgischer Oppositioneller mit dem Ehrendoktor der [[Friedrich-Schiller-Universität Jena]] ausgezeichnet. Ebenfalls 1999 wurde ihm die [[Ehrenbürger]]schaft der Stadt [[Jerewan]] verliehen.<ref>[https://www.yerevan.am/en/honorary-citizens-of-yerevan/ Liste der Ehrenbürger von Jerewan], Internetseite der Stadt Jerewan</ref> In den USA wurden ihm sieben Ehrendoktortitel verliehen. und erEr war Ehrenmitglied des [[Club of Rome]].
 
== Zitate ==
„Wenn im östlichen Lager wie in Polen ein Nichtkommunist Regierungschef werden könne, wieso dann nicht auch umgekehrt, ein Kommunist im Westen?“ (in einer Rede vor der [[Generalversammlung der Vereinten Nationen|UN-Vollversammlung]] am, 26. September 1989)<ref>{{Internetquelle |url=https://invidious.snopyta.org/watch?v=1ognnLwKKnY |titel=Zeitgeschichte – Tagesschau vom Dienstag den 26.09.1989 |sprache=de |abruf=2022-07-13}}</ref>
 
„Die Unterdrückung der Gedankenfreiheit führt unweigerlich zu einem Energiestau, der schliesslich jede von einem totalitären System oder einer Diktatur errichtete Mauer zum Einsturz bringen wird.“<ref>{{Internetquelle |url=http://www.nur-zitate.com/autor/Eduard_Schewardnadse |titel=Eduard Schewardnadse, eigentlich Eduard Amwrossijewitsch Schewardnadse Zitate und Sprüche |zugriff=2017-10-20 |sprache=de-de}}</ref>
 
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* ''Georgien, ein Paradies in Trümmern''. Aufbau, Berlin 1993, ISBN 3-7466-0155-X (mit Naira Gelaschwili)
* ''Die neue Seidenstraße. Verkehrsweg ins 21. Jahrhundert''. Econ, München 1999, ISBN 3-430-17955-6
* ''Pikri Tsarsulsa da Momawalze – Memuarebi'' (ფიქრი წარსულსა და მომავალცე - მემუარები) [dt. ''Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft - eine Erinnerung'']. Tbilisi 2006
* ''Als der Eiserne Vorhang zerriss – Begegnungen und Erinnerungen''. Peter W. Metzler, Duisburg 2007. Aktualisierte, neu konzipierte und ergänzte Ausgabe von ''Pikri Tsarsulsa da Momawalze – Memuarebi''. Die deutsche Ausgabe ist Grundlage für alle Übersetzungen und Ausgaben außerhalb der georgischen Sprache. ISBN 978-3-936283-10-5
* ''Когда рухнул железный занавес''. Встречи и воспоминания.Эдуард Шеварднадзе, экс-президент Грузии, бывший министр Иностранных дел СССР. Предисловие Александра Бессмертных. Übersetzung aus der deutschen in die russische Sprache. Russische Lizenzausgabe von „Als der Eiserne Vorhang zerriss“. Grundlage der russischen Ausgabe ist die deutsche Ausgabe. М.: Издательство “Европа”; 2009; ISBN 978-5-9739-0188-2
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