„Ernährungssoziologie“ – Versionsunterschied

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==Soziologische Klassiker zur Ernährungssoziologie==
 
Ernährung ist in der Soziologie von Anfang an und wiederkehrend ein Thema gewesen, wenngleich keines, das herausragend ausgearbeitet worden wäre. Als wegweisend gilt der Aufsatz von [[Georg Simmel]] "[http://dtserv3.compsy.uni-jena.de/ss2013/allgsoz_uj/48755669/content.nsf/Pages/FBBF69C020AAFBB9C1257B2C005C421A/$FILE/Georg%20Simmel_%20Soziologie%20der%20Mahlzeit.pdf Soziologie der Mahlzeit]" von 1910, in dem er vergemeinschaftende Aspekte des gemeinsamen Essen und Trinkens herausarbeitet. [[Norbert Elias]] beschreibt in "Über den Prozess der Zivilisation" wie sich Tischitten und die Verwendung von Esswerkzeugen (Besteck) sukzessive über die Jahrhunderte entwickelte und auch [[Pierre Bourdieu]] führt in seinem Hauptwerk "Die feinen Unterschiede" aus, wie Ernährungshandeln und Ernährungsverhalten als kulturelles Kapital habitualisiert zum Einsatz kommt.
 
==Komplexität der Ernährung in der Gegenwart==
 
Die Gesellschaft in der Gegenwart ist eine globalisierte Gesellschaft, in der es nicht mehr nur eine einzige Ernährungskultur gibt oder räumlich strikt voneinander getrennte Regionalküchen. Stattdessen, so der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl, ist eine Situation eingetreten, in der unterschiedlichste Ernährungskulturen überall miteinander in Kontakt treten und keine einheitliches Ernährungsparadigma mehr identifiziert werden kann. Stattdessen konkurrieren verschiedene Ernährungskulturen und Ernährungsstile miteinander, versuchen sich zu verdrängen oder bilden Hybridformen. Eine eindeutig "beste Form" der Ernährung ist nicht mehr zu bestimmen, da beispielsweise das Gesündeste selten das Wohlschmeckenste ist und umgekehrt. Die Menschen müssen sich in der Folge mit komplexenauf [[Komplexität]] ausgerichteten Entscheidungen bezüglich ihrer Ernährungsweisen auseinandersetzen, was unter anderem auch für die professionalisierte Ernährungslehre und Ernährungsberatung nicht folgenlos bleibt.
 
==Ernährungsarmut==
 
Ein zentrales Thema ernährungssoziologischer Forschung ist die ''Ernährungsarmut''. Hierbei wird zwischen "absoluter Ernährungsarmut" und "relativer Ernährungsarmut" unterschieden. Absolute Ernährungsarmut ist vor allem ein Problem, welches dauerhaft fast nur in Ländern des globalen Südens auftritt. Allerdings wird auch in Ländern des globalen Nordens zunehmend öfters eine temporär auftretende absolute Ernährungsarmut diagnostiziert. Die Soziologen [[Stefan Selke]] und Sabine Pfeiffer weisen hierbei auf sich etablierte Institutionen wie "Die [[Tafeln]]" oder "[[Suppenküchen]]" hin. Die beiden Soziologen zeigen aber auch am Beispiel Deutschland, wie die relative Ernährungsarmut zunimmt. Hierbei geht es primär um "alimentäre Teilhabe", also die Möglichkeit, durch eine entsprechende finanzielle Kaufkraft, an der kulinarischen und gastronomischen Kultur der Gegenwartsgesellschaft selbstbestimmt teilhaben zu können.
 
==Extremsituationen==