DE-CIX

deutscher Internetknoten-Betreiber
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Der DE-CIX ist ein Internet-Knoten in Frankfurt am Main und gemessen am Durchsatz der größte der Welt. Er wird von der DE-CIX Management GmbH betrieben.

DE-CIX Management GmbH

Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1995
Sitz Köln, Deutschland
Leitung Harald A. Summa (Geschäftsführer)
Website de-cix.net

Entwicklung

Der DE-CIX wurde 1995, unter anderem durch Arnold Nipper, gegründet und war ursprünglich ein Projekt von drei Internet-Service-Providern (ISPs). Den Betrieb übernahm der eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V., mittlerweile wurden die kommerziellen Aktivitäten des DE-CIX in die DE-CIX Management GmbH mit Sitz in Köln überführt, die eine hundertprozentige Tochter des eco Verband ist.[1]

Nach eigenen Angaben wickelt der DE-CIX einen großen Teil des deutschen Peering-Verkehrs ab und ist nach angeschlossenen ISPs der zweit-[2] und nach Traffic der größte Internetknoten der Welt[3] (Stand: Oktober 2012). 1999 zog der DE-CIX in ein neues Rechenzentrum der Firma Interxion an der Hanauer Landstraße in Frankfurt am Main um, 2012 hat die technische Infrastruktur des DE-CIX eine sternförmige Topologie und ist auf insgesamt 19 Rechenzentren (RZ) der Betreiber e-shelter, Equinix, Level(3), ITENOS, Interxion, New Telco, Telecity Group und Telehouse im Frankfurter Stadtgebiet verteilt.[4]

Technik

 
Ein 19-Zoll-Rack für mehrere Switches im DE-CIX

Die verteilte Switch-Infrastruktur ermöglicht den ISPs, gegen eine von der Portgrösse abhängige monatliche Pauschalgebühr Daten auszutauschen („Peering“). Die Anschaltung der Mitglieder erfolgt wahlweise über fractional Gigabit Ethernet (0,2 Gbps), Gigabit Ethernet, fractional 10-Gigabit-Ethernet (2,5 Gbps), 10-Gigabit-Ethernet-Ports oder 100-Gigabit-Ethernet-Ports.[5]

Im April 2001 ging der DE-CIX 2 in Betrieb, um die Platzprobleme im alten Rechenzentrum zu lösen und die Ausfallsicherheit zu steigern. Der neue und der alte Standort wurden durch Glasfaserleitungen miteinander verbunden. Der steigende Internet-Verkehr sowie die Anforderung nach weiterer Ausfallsicherheit machten es notwendig, im Januar 2004 einen dritten DE-CIX-Knoten in Betrieb zu nehmen, der bei der Firma Telecity Group in der Gutleutstraße in Frankfurt am Main installiert wurde. An allen drei Standorten stand bis Ende 2006 jeweils ein Switch des Typs Cisco Catalyst 6509-NEB-A. Danach wurden die Switches durch neue TeraScale E1200 von Force10 ersetzt und gleichzeitig ein vierter DE-CIX-Knoten in der Kleyerstraße in Betrieb genommen. Die alte Cisco-Hardware wird seitdem in dem ebenfalls von der DE-CIX Management GmbH betriebenen Hamburger WORK-IX eingesetzt. Im 1. Quartal 2009 wurden die zwei Force10-Switches des DE-CIX-Kernnetzes durch Brocade (ehemals Foundry Networks) MLX-32 Switches ersetzt.[6] Um dem weiteren Ausbaubedarf gerecht zu werden, wurden ab Ende 2009 die TeraScale E1200 durch ExaScale E1200i von Force10 ersetzt. Im April 2013 verkündete DE-CIX den Aufbau von DE-CIX Apollon. Diese besteht aus einem optischen Netz auf Basis von ADVA FSP3000 und Alcatel-Lucent 7950 XRS. Die neue Plattform bietet 100-Gigabit-Ethernet-Ports und steht seit dem 1. September 2013 zur Verfügung.[7]

 
Netzwerkschema

Standorte

Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Weitere Infos zum Motiv findest du vielleicht auf der Diskussionsseite.

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW

Der Internetknoten ist in mehreren Rechenzentren in Frankfurt am Main redundant untergebracht. Die einzelnen Standorte sind:[8]

Interne Bezeichnung Betreiber Adresse Koordinaten
DE-CIX1 InterXion (Fra1) Hanauer Landstraße 302 50° 7′ 10,6″ N, 8° 44′ 8,6″ O
DE-CIX2 InterXion (Fra4) Weismüllerstraße 19 50° 7′ 8″ N, 8° 44′ 7,5″ O
DE-CIX3 Telecity Group Gutleutstraße 310 50° 5′ 50,6″ N, 8° 38′ 39,5″ O
DE-CIX5 Equinix Kruppstr. 121–127 50° 8′ 33,6″ N, 8° 44′ 24,6″ O
DE-CIX6 InterXion (Fra5) Hanauer Landstraße 308 50° 7′ 13,9″ N, 8° 44′ 11,5″ O
DE-CIX7 Level3 / Equinix / Telehouse / I.T.E.N.O.S. Kleyerstraße 82/90 50° 5′ 59,4″ N, 8° 38′ 5,6″ O, 50° 5′ 55,7″ N, 8° 37′ 55,6″ O
DE-CIX10 e-shelter Eschborner Landstr. 100 50° 7′ 40,9″ N, 8° 36′ 4,9″ O

Neben dem DE-CIX in Frankfurt am Main betreibt DE-CIX Internetknoten in Hamburg, München, New York (DE-CIX New York) und Dubai (UAE-IX).[9]

Datenrate

Im August 2013 waren mehr als 500 Internetdienstanbieter und andere Organisationen aus mehr als 55 Ländern am DE-CIX angebunden, darunter praktisch alle großen Internet Service Provider. Der Datendurchsatz hat im September 2012 erstmals die Marke von 2 Terabit pro Sekunde überschritten.[10] Laut Website besitzt DE-CIX derzeit eine Kapazität von 10 Tbit/s.[11]

Datendurchsatz zu Spitzenzeiten Datum
16 Gbit/s Dez. 2003[12]
23 Gbit/s Aug. 2004[12]
49 Gbit/s Okt. 2005[12]
90 Gbit/s Nov. 2006[13]
300 Gbit/s Dez. 2007[13]
407 Gbit/s Mai 2008[13]
800 Gbit/s Juli 2009[14]
1,2 Tbit/s Aug. 2010[15]
1,4 Tbit/s März 2011[16]
2 Tbit/s Sep. 2012[17]
2,6 Tbit/s Okt. 2013[18]
3 Tbit/s Jan. 2014[19]
3,4 Tbit/s März 2014[20]
3,9 Tbit/s Januar 2015
Durchschnittlicher Datendurchsatz Datum
400 Gbit/s Juli 2009[14]
682 Gbit/s Aug. 2010[15]
900 Gbit/s Jan. 2011[16]
1,2 Tbit/s Aug. 2012[17]
1,6 Tbit/s Nov. 2013[21]

Weit weniger Traffic ist für das neue Internetprotokoll IPv6 messbar. Im März 2012 liefen durchschnittlich nur 0,8 Gigabit/s an IPv6-Traffic über den DE-CIX, was 0,088 % des IPv4-Traffics entspricht. Nach dem World IPv6 Launch Day am 6. Juni 2012 liefen in Spitzenzeiten (zumeist gegen 21:00 Uhr) schon 3,5 Gigabit/s durch den DE-CIX. Im Mai 2013 laufen durchschnittlich 8 Gbit/s über den DE-CIX.

Der jemals höchste IPv6-Durchsatz am DE-CIX wurde am 1. Juni 2013 mit 47,4 Gigabit/s erzielt.

Inlandsspionage am DE-CIX durch den Bundesnachrichtendienst

Im Zuge der Enthüllungen in den Jahren 2013–2015 zu der Arbeit der National Security Agency (NSA) und des Bundesnachrichtendienst (BND) geriet der DE-CIX in die Kritik, da der BND laut Presseberichten in der Operation Eikonal große Mengen der dort übertragenen Daten abgefangen und direkt an die NSA weitergeleitet hat. Klaus Landefeld, Beirat der DE-CIX Management GmbH, bestätigte am 26. März 2015 im NSA-Untersuchungsausschuss vom Fortbestehen der Abhörpraxis des BND am DE-CIX seit 2009. Zudem soll das Bundeskanzleramt mehrmals interveniert haben und sowohl die G-10-Kommission, als auch die Bundesnetzagentur davon abgehalten haben, die Abhöraktion zu untersuchen.[22][23]

Weiterhin führte Landefeld aus, dass der BND sich nicht nur für außerdeutsche Leitungen interessiere, wie etwa in den arabischen Raum, sondern auch für innerdeutsche Leitungen, auf denen über 90 Prozent des Verkehrs grundrechtsgeschützt sei. Es ließe sich "absolut nicht trennscharf" entscheiden, was im Netz "deutsch ist oder nicht". Auch die 20-Prozent-Regel, nach der Geheimdienste ein Fünftel der Leitungskapazität ausleiten dürfen, würde nicht real praktiziert, so Landefeld. Die Provider legen ihre Leitungen so an, dass sie in der Regel nur zu 30 oder 40 Prozent ausgelastet seien. Mit der 20-Prozent-Regel lande man bei 50 bis 60 Prozent des durchgeleiteten Verkehre, was nicht im Sinne des Gesetzes sei.[24]

Störungen und Ausfälle

  • 16. April 2003 – Zwei Switches mussten wegen Problemen neu gestartet werden[25]
  • 15. Dezember 2003 – Ausfall der Gigabit-Ethernet-Module in DE-CIX 2[26]
  • 17. Oktober 2005 – Teilausfall wegen Software-Panne[27]
  • 8. Juni 2010 – Massive Störung von Providernetzen wegen Ethernet-Loop auf einem Port des neuen Force10-Switches[28]
  • 13. August 2011 – Mehrere Verbindungen zu anderen Netzbetreibern gestört
  • 3. August 2012 – Störung an einem Coreswitch führt zu massiven Problemen bei den angeschlossenen Netzbetreibern
  • 1./2. September 2012 – Eine Störung des core02-Switch führt zu hohem Paketverlust
  • 27./28. September 2013 – Kurzfristige Störung gegen Mitternacht

Einzelnachweise

  1. Kurzprofil DE-CIX Management GmbH, DE-CIX Pressemitteilungen, abgerufen am 11. Oktober 2013
  2. Rangfolge der weltweiten Internet-Knoten, nach angeschlossenen ISPs sortiert (englisch), pch.net (Stand: Oktober 2012)
  3. Rangfolge der weltweiten Internetknoten, nach Traffic sortiert (englisch), pch.net (Stand: Oktober 2012)
  4. Availability Matrix DE-CIX Frankfurt In: de-cix.net. Abgerufen am 12. Mai 2014.
  5. Netzstruktur: Wo das deutsche Internet wohnt, Zeit Online vom 29. November 2012
  6. First new DE-CIX Core Switch implemented successfully. (pdf) In: DE-CIX February Newsletter. DE-CIX Management GmbH Frankfurt, , S. 2-3, archiviert vom Original am 4. Januar 2012; abgerufen am 16. Januar 2014 (englisch).
  7. Deutscher Internet-Knoten DE-CIX: Peering mit 100 GBit/s heise Netze vom 10. April 2013
  8. DE-CIX: Customers & Partners
  9. Products & Services
  10. Rekord am DE-CIX: 2 Terabit pro Sekunde, heise online vom 22. September 2012
  11. DE-CIX: Quick Facts, abgerufen am 23. Juli 2014
  12. a b c Update DE-CIX @ EIX RIPE 51 Präsentation vom 13. Oktober 2005 zum DE-CIX am RIPE 51, Seite 4 (pdf; 1,0 MB)
  13. a b c DECIX Update RIPE57 (PDF; 1,0 MB) Präsentation vom Oktober 2008 zum DE-CIX am RIPE 57, Seite 2
  14. a b DE-CIX halbiert Preise für kleine Provider, golem.de vom 13. Juli 2009
  15. a b Internetknoten: Mehr als 1 TBit/s am DE-CIX, golem.de vom 31. August 2010
  16. a b DE-CIX: Internet-Verkehr wächst bis 2015 um den Faktor 20, heise online vom 28. Januar 2011
  17. a b Rekord am DE-CIX: 2 Terabit pro Sekunde, heise online vom 22. September 2012
  18. DE-CIX - News. In: de-cix.net. Abgerufen am 17. November 2013.
  19. DE-CIX – News. In: de-cix.net. Abgerufen am 25. Januar 2014.
  20. DE-CIX. In: de-cix.net. Abgerufen am 23. März 2014.
  21. Monatsstatistik PNG-Grafik. In: de-cix.net. Abgerufen am 17. November 2013.
  22. NSA-Ausschuss: "BND hat freie Hand bei der Internetüberwachung". Heise.de, 26. März 2015, abgerufen am 26. März 2015.
  23. NSA-Ausschuss: "DE-CIX erhebt schwere Vorwürfe wegen BND-Abhörung". golem.de, 26. März 2015, abgerufen am 26. März 2015.
  24. Klaus Landefeld im Geheimdienst-Untersuchungsausschuss: Wie der BND seit 2009 den Internet-Knoten DE-CIX anzapft. netzpolitik.org, 30. März 2015, abgerufen am 31. März 2015.
  25. Internet steckte DE-CIX-Ausfall gut weg, heise online vom 16. April 2003
  26. Switch-Ausfall am Internet-Knoten DE-CIX, heise online vom 15. Dezember 2003
  27. Teilausfall am Internet-Knoten DE-CIX ohne gravierende Auswirkungen, heise online vom 17. Oktober 2005
  28. DE-CIX: Switch-Fehler störte Provider-Netze, heise online vom 8. Juni 2010