Im Auftrag des Teufels

Film von Taylor Hackford (1997)
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Im Auftrag des Teufels (Originaltitel: The Devil’s Advocate) ist ein US-amerikanischer Mystery-Thriller aus dem Jahr 1997 von Regisseur Taylor Hackford mit Keanu Reeves und Al Pacino in den Hauptrollen. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Andrew Neiderman und den gedanklichen Konzepten von John Milton aus seinem Epos Paradise Lost.

Film
Titel Im Auftrag des Teufels
Originaltitel The Devil’s Advocate
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1997
Länge ca. 138 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Taylor Hackford
Drehbuch Jonathan Lemkin,
Tony Gilroy
Produktion Barry Bernardi,
Stephen Brown
Musik James Newton Howard
Kamera Andrzej Bartkowiak
Schnitt Mark Warner
Besetzung

Handlung

Kevin Lomax ist ein junger Staranwalt in Florida und hat noch nie einen Fall verloren. Als er einen Lehrer verteidigt, dem sexueller Missbrauch einer Schülerin vorgeworfen wird, wird ihm während des Prozesses zu seinem Entsetzen klar, dass sein Mandant schuldig ist. Lomax beantragt eine kurze Pause und geht auf die Gerichtstoilette, um dort in Ruhe nachzudenken, wie er weiter verfahren soll. Ein Reporter kommt in die Toilette und witzelt, dass der große Lomax wohl seinen ersten Fall verlieren wird. Angestachelt von dieser Bemerkung kehrt Lomax kampfbereit in den Gerichtssaal zurück und nimmt die Zeugin, ein elfjähriges Mädchen im Zeugenstand auseinander. Lomax gewinnt den Fall.

Die einflussreiche Anwaltskanzlei des charismatischen John Milton aus New York City macht ihm ein Angebot, nach New York zu kommen und für ihn zu arbeiten. Lomax Mutter, eine bibelfeste provinzielle Christin warnt ihn vor New York, das sie als große Hure Babylon bezeichnet. Er und seine Frau Mary Ann sind begeistert von der großen Stadt und der sündhaft teuren Wohnung, die ihnen die Kanzlei stellt.

Doch während sich Kevin Lomax in die Sozietät einarbeitet und Miltons überdurchschnittliches Interesse an seiner Person genießt, fühlt sich Mary Ann Lomax unter den verwöhnten Ehefrauen der anderen Anwälte bald unwohl. Wegen der vielen Arbeit ihres Mannes und dessen aufkeimendem und von Milton geförderten Interesses an Kollegin Christabella Andreoli beginnen die Probleme in der jungen Ehe. Derweilen bemerkt Kevin, dass in der Firma einiges nicht mit rechten Dingen zugeht: Akten werden vernichtet, und Kollegen verbergen illegale Machenschaften vor ihm.

Schließlich erhält Lomax von Milton einen großen Fall: Der Baulöwe Alexander Cullen soll seine Frau und ihren Liebhaber ermordet haben. Obwohl er mit der Zeit Zweifel an Cullens Unschuld hegt, investiert der junge Anwalt von nun an alle Zeit in die Verteidigung des Klienten und vernachlässigt seine Frau noch mehr. Selbst als diese mehr und mehr psychisch labil und krank wird und Milton Lomax deshalb sogar vorschlägt, er solle den Fall abgeben und sich um sie kümmern, lehnt er unter einem Vorwand ab.

Als ein Kollege ermordet wird und seine zu Besuch gekommene Mutter entsetzt reagiert, als sie Milton begegnet, kommen Lomax erneut Zweifel an Miltons Absichten. Zudem bemerkt er mehr und mehr anscheinend übernatürliche Fähigkeiten an seinem Mentor und findet heraus, dass dieser über seine Firma die Finger in Waffen- und Drogengeschäften überall auf der Welt hat. Aber als Mary Ann Lomax behauptet, Milton habe sie vergewaltigt, schlägt sich Kevin erneut auf dessen Seite, da Milton zu dieser Zeit eindeutig bei Kevin im Gerichtssaal war. Mary Ann wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie sich, von Kevins Sekretärin angetrieben, in ihr Zimmer einschließt und sich mit einer Glasscherbe die Halsschlagader aufschlitzt.

Benommen vom Tod seiner Frau, erfährt Kevin Lomax von seiner Mutter, dass Milton sein Vater ist und dass sie schon damals, als sie ihm als junges Mädchen in New York begegnete, ahnte, wer er wirklich war. Kevin Lomax begibt sich daraufhin in Miltons Penthouse, wo dieser ihm bestätigt, dass er der Teufel und sein Vater ist. Viel mehr noch, Christabella ist Kevins Halbschwester, und ihr Vater hat die beiden zusammengeführt, um den Antichristen zu zeugen. Nach einem längeren Wortwechsel glaubt der Leibhaftige, seinen Sohn zur Paarung mit seiner Schwester bewegen zu können, aber dieser schießt sich stattdessen eine Kugel in den Kopf, was einen durch die Wut des Teufels verursachten Feuersturm auslöst.

Kevin Lomax findet sich in der Herrentoilette des Gerichts wieder, kurz bevor er den anfangs genannten Sexualstraftäter vor einer Haftstrafe bewahrt. Er kehrt in den Saal zurück und findet Mary Ann gesund vor. Entschlossen, diesmal das Richtige zu tun, legt er sein Mandat nieder und riskiert seinen Ausschluss aus der Anwaltskammer. Er und seine Frau verlassen das Gericht, aber ein Reporter macht sich mit Versprechungen einer großen Medienshow bereits wieder an sie heran. Kevin lehnt ein Interview zunächst ab, gibt dann aber – ermutigt durch den Zuspruch seiner Frau – schon sehr bald nach. Er gibt dem Reporter auf, ihn am nächsten Morgen anzurufen. Als Kevin und Mary Ann Lomax ihn schon nicht mehr sehen können, verwandelt sich der freundlich grinsende Reporter in den selbstgefällig grinsenden Teufel Milton, der den Film mit der Miene des Siegers und den Worten abschließt: „Eitelkeit, eindeutig meine Lieblingssünde.“

Hintergrund

  • John Milton ist nach dem gleichnamigen Dichter aus dem 17. Jahrhundert benannt. Die von Lomax vorgetragene Textzeile „Besser in der Hölle regieren, als im Himmel zu dienen“ (im Original: „Better to reign in Hell than serve in Heaven“) stammt aus dessen Hauptwerk, dem epischen Gedicht Paradise Lost.
  • Der Boxkampf, den Milton und Lomax sich in der Mitte des Films ansehen, ist keine für den Film gestaltete Szenerie, sondern ein reales Sportereignis: Der Weltmeister im Supermittelgewicht, Roy Jones Jr., kämpfte am 4. Oktober 1996 im New Yorker Madison Square Garden gegen Herausforderer Bryant Brannon (Sieg für Jones durch K.O. in der zweiten Runde). In dieser Szene hat Boxmanager Don King einen Gastauftritt, in dem er sich selbst spielt. (→ Cameo-Auftritt)
  • Für die Rolle des Kevin Lomax waren unter anderem Brad Pitt, John Cusack und Edward Norton vorgesehen. Auch sollte ursprünglich Joel Schumacher Regie führen.
  • In der Szene, in der Christabella auf der Party zu Gästen etwas auf Französisch spricht, spricht sie diese Sätze in der englischen Originalversion auf Deutsch.
  • Im Film wird der lateinische Begriff Pro hac vice verwendet, der hier die Ausnahme bzw. Einzelfallregelung bezeichnet, dass der in Florida zugelassene Anwalt einen Rechtsfall in New York übernehmen darf.

Rechtsstreit

Nach dem Kinostart des Films kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Warner Bros. und dem Bildhauer Frederick Hart, da die mit menschlichen Formen versehene Wandskulptur in Miltons Büro stark einem Werk Harts ähnelte, das über dem Eingang der Washington National Cathedral in Washington, D.C. angebracht ist. Als Lösung wurde für die Video- und DVD-Fassung eine digitale Bildveränderung vorgenommen, bei der die menschlichen Formen aus der Skulptur entfernt wurden. Nur in der Schlussszene, in der sie eine wichtige Rolle spielen, sind sie noch zu sehen.

Die im deutschen Fernsehen gezeigte Kinofassung enthält jedoch das Originalbild. Auf der Kauf-DVD wurde außerdem ein rechtlicher Hinweis auf dem Booklet hinzugefügt: „Das große, weiße Relief in Form menschlicher Körper an der Wand in John Miltons Penthouse in ‚Im Auftrag des Teufels‘ steht in keinerlei Verbindung – und entstand nicht mit der Zustimmung des Bildhauers Frederick Hart oder der Washington National Cathedral, Copyright-Gemeinschaft der Kathedral-Skulptur ‚Ex Nihilo‘ in Washington D.C.“

Kritik

„Artifizielle Ausstattung und ein Bravourauftritt Al Pacinos als Mephisto können nicht dauerhaft von der Unzulänglichkeit von Einfall und Konstruktion ablenken.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„So brillant und raffiniert der Film es versteht, die schleichende Machtergreifung des Bösen vor allem visuell zu vermitteln, so banal ist die Gegenüberstellung von Karrierismus und Puritanismus.“

Lars-Olav Beier, FAZ[2]

„[Der Film] ist weder Ideentheater noch Trash um des Horrors willen, sondern hochintelligentes Entertainment, das Elemente von beidem vereint.“

Gregor Dotzauer, Süddeutsche Zeitung[3]

Auszeichnungen (Auswahl)

Der Film wurde 1998 als Bester Horrorfilm mit dem Saturn Award ausgezeichnet. In den Kategorien Bestes Make-up, Best Writer sowie Bester Darsteller (Al Pacino) erhielt der Film jeweils eine Nominierung.

Veröffentlichungen

  • Im Auftrag des Teufels. DVD, Warner Home Video 2003
  • Im Auftrag des Teufels. Blu Ray, Warner Home Video 2012

Literatur

  • Andrew Neiderman: Im Auftrag des Teufels. Der Roman zum Film mit Al Pacino und Keanu Reeves (Originaltitel: The Devil’s Advocate). Deutsch von Hartmut Huff. Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-43870-5, 283 S.

Einzelnachweise

  1. Im Auftrag des Teufels im Lexikon des internationalen Films
  2. Lars-Olav Beier. In: FAZ, 22. Januar 1998
  3. Gregor Dotzauer. In: Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 1998