„Hassan-Bek-Moschee (Tel Aviv-Jaffa)“ – Versionsunterschied

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Der gebürtige Smyrniote Ben-Zion Gini ({{he|בֶּן־צִיּוֹן גִּינִי&lrm;}}, 1869–1945), Jaffas Stadtbaudirektor zwischen 1910 und 1917, entwarf die Pläne.<ref>Gini wechselte 1917 in gleicher Funktion in den Dienst der Stadt Jerusalem.</ref> Dabei weist die Hassan-Bek-Moschee Ähnlichkeiten mit der 1905 erbauten osmanischen Freitagsmoschee in [[Be’er Scheva|Beʾer Schevaʿ]] auf, die ebenfalls neun [[Joch (Architektur)|Joche]] umfasst,<ref name="Petersen 2001 p168" /> davon das mittlere überkuppelt und die übrigen flach gedeckt. Die Baumaterialien stammten aus kriegsbedingt stillgelegten Baufirmen und ruhenden Bauplätzen vielfach im benachbarten Tel Aviv, wobei die Besitzer&nbsp;– soweit anwesend, weil nicht ausgewiesen&nbsp;– unterschreiben mussten, dass sie die Baustoffe stiften.<ref>Mordechai Eliʾav ({{he|מֹרְדְּכַי אֱלִיאָב&lrm;}}), ''בְּחָסוּת מַמְלֶכֶת אוֹסְטְרִיָה: מִבְחָר תְּעוּדוֹת מֵאַרְכִיּוֹן הַקּוֹנְסוּלְיָה הָאוֹסְטְרִית בִּירוּשָׁלָיִם 1849–1917'', Jerusalem: {{he|יַד בֵּן צְבִי&lrm;}}, 1985<sup>[[Gregorianischer Kalender|Greg. Kal.]]</sup> / 5746<sup>[[jüdischer Kalender|Jüd. Kal.]] (16. Sep. 1985 – 3. Okt. 1986)</sup>, (={{he|סִפְרִיָּה לְתּוֹלְדוֹת הַיִּשּׁוּב הַיְּהוּדִי בְּאֶרֶץ־יִשְׂרָאֵל&lrm;}}), S.&nbsp;442. ISBN 965-217-028-3.</ref> Hassan Bey setzte als Bauleute viele [[Zwangsarbeit]]er ein, eine im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] übliche Praxis, die in Schichten Tag und Nacht arbeiteten, um den Bau schnell voranzutreiben.
 
Osmanische Soldaten zwangsverpflichteten dazu junge Männer, Christen, Muslime und Juden, diese vor allem aus Kerem ha-Teimanim am Nordende Manschiyyas. Kerem ha-Teimanims Einwohner, meist [[Geschichte des Judentums im Jemen|Juden aus dem Jemen]] und als solche osmanische Untertanen, hatten bleiben dürfen, als Hassan Bey am 17.&nbsp;Dezember 1914 feindliche Ausländer aus der Stadt gewiesen hatte.<ref name="Naor 1998 pp" />{{rp|68}} Die Bedingungen waren hart und Arbeitsunfälle häufig. Noch bevor die Moschee vollendet war, trat am 19.&nbsp;Mai 1916 Schukri Bey an die Stelle Hassan Beys als Militärgouverneur,<ref name="Naor 1998 pp" />{{rp|70}}<ref name="LeVine 2005 pp">Mark LeVine, ''Overthrowing geography: Jaffa, Tel Aviv, and the struggle for Palestine, 1880–1948'', Berkeley, Calif. und London: University of California Press, 2005, Seitenzahl wie hinter der Fußnotenzahl angegeben. ISBN 0-520-23994-6.</ref>{{rp|75}} der ja für seine Härte gegen Zivilisten berüchtigt geworden war.<ref name="Naor 1998 pp" />{{rp|74}} Die Moschee im Rohbau harrte ihrer Vollendung. Noch lange Jahre lehnten die meisten Jaffaner die Moschee ab,<ref name="Yazbak 2010 p39" /> die durch Zwangsarbeit unter unsäglichen Bedingungen erbaut worden war. Am 16.&nbsp;November 1917 nahmen [[Egyptian Expeditionary Force|britische Streitkräfte]] Jaffa ein.<ref name="Masjid Hasan Bik" />
 
[[Datei:Hassan Bek Mosque in the 1930 Survey of Palestine map, with highlighting showing urban boundaries of Jaffa and Tel Aviv within the Jaffa Municipality (cropped).jpg|mini|200px|Hassan-Bek-Moschee in Manschiyya entlang der grün hervorgehobenen Grenze 3-seitig von Tel Aviv umgeben, dessen Zentrum gleich östlich anschließt, Ausschnitt einer Karte von 1930]]
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Die Klagepartei brachte vor, die eingesetzten Treuhänder erfüllten nicht die Interessen der in den Urkunden dokumentierten Stifter, sondern agierten im Sinne des ernennenden Ministeriums, was man auch an der sehr niedrigen Pacht und der eigenwilligen Definition allein von Minarett und Halle darunter als [[res sacra]] erkenne. Das Bezirksgericht folgte aber der Verteidigung, sogar im Argument die Moscheeanlage habe abgesehen von Minarett und besagter Halle überwiegend keinem religiösen Zweck gedient. Peres erklärte die niedrige Pacht mit dem ruinösen Zustand und dem Wertzuwachs, der durch die Renovierung auf Kosten der ''Etgar'' dem Waqf entstehe. Allerdings sah der Vertrag für die Pächterin Etgar die Option vor, die Moschee nach Ablauf der Vertragszeit zu kaufen, was das Gesetz für Awqaf aber verbot.<ref name="Yazbak 2010 p42" />
 
Eine Gruppe muslimischer Enthusiasten angeführt von ʿAbd al-Badawi Kabub ({{ar|عبد البدوى كبوب&lrm;}}) aus Jaffa, Mitglied der Bus-Genossenschaft Dan, protestierten gegen den Umgang mit und die Vorgänge um die Moschee.<ref name="Luz 2008 pp" />{{rp|1044}} Kurz nach [[Schlomo Lahat|Schlomoh Lahats]] Wahl zum Bürgermeister Tel Aviv-Jaffas 1974 gründete Kabub mit anderen den ''Verein Islamischer Wohltätiger Zwecke''.<ref name="Luz 2008 p1045">Nimrod Luz ({{he|נִמְרוֹד לוּז&lrm;}}), “The Politics of Sacred Places. Palestinian Identity, collective memory, and resistance in the Hassan Bek mosque conflict”, in: ''Environment and Planning&nbsp;D: Society and Space'', Bd.&nbsp;26 (2008), S.&nbsp;1036–1052, hier S.&nbsp;1045. ISBN 978-3-7408-0263-9.</ref> Am 26.&nbsp;Oktober 1975 meldete Tel Avivs stellvertretender Bürgermeister Jigʾal Grippel in [[Haaretz|Ha'Aretz {{he|הָאָרֶץ&lrm;}}]], die Stadtregierung lehne die Umnutzung der Moschee ab.<ref name="Luz 2008 p1045" /> Kabub gewann inzwischen den stellvertretenden Ministerialdirektor im Religionsministerium für seine Pläne, welches schließlich sechs führende muslimische Richter berief, den Fall der Pacht zu verhandeln, die sie schließlich per [[Fatwa]] verwarfen.<ref name="Luz 2008 p1045" /> Daraufhin beschied David Glass, Ministerialdirektor im Religionsministerium, die Stadt über die Fatwa, dernachder nach das Ministerium der Umnutzung der Moschee widerspreche.<ref name="Luz 2008 p1045" />
 
Nach einer baulichen Untersuchung 1978 legte die Stadt einen Bericht zum beklagenswerten Zustand des Moscheebaus vor, die&nbsp;– da ungenutzt und unbewacht&nbsp;– nicht nur verfallen und vermüllt sei, sondern deren irgend abbaubare Ausstattung von Wiedergebrauchswert (sanitäre Einrichtungen, Fenster und Türen, Wand- und Bodenfliesen) durch Diebe weitgehend demontiert worden war.<ref name="Yazbak 2010 p40" /> Kabubs Initiative trieb weiter erfolgreich Lobbying und unterstützte die politische Karriere von [[Jigal Hurwitz|Jiggaʾel Hurwitz]].<ref name="Luz 2008 p1045" /> Hurwitz erreichte als Minister 1978 die Neubesetzung des Treuhänderausschusses für die Awqaf Jaffas mit Kabub und weiteren Mitgliedern seiner Initiative.<ref name="Luz 2008 p1045" /> Die neuen Treuhänder verhandelten von 1978 bis 1981 mit dem Rathaus um die Zukunft der Moschee, bis der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats Tel Aviv-Jaffas am 21.&nbsp;Oktober 1981 Peres' Antrag auf Umnutzung zustimmte.<ref name="Luz 2008 p1045" />
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Im Laufe des Sonnabends, den 2.&nbsp;Juni 2001, sammelten sich überwiegend säkulare Jugendliche vor der Moschee, um gegen die Morde an ihresgleichen, wie auch gegen andere Gewaltakte als Teil der Intifada zu protestieren,<ref name="Luz 2008 p1037" /> und skandierten Schimpftiraden.<ref name="Luz 2008 p1036" /> Die Demonstranten umschlossen die Moscheeanlage schließlich und aus der Deckung der Menge mehrerer Hundert Personen bewarfen einzelne den Bau.<ref name="Luz 2005 pp" />{{rp|40seq.}} Durch Steinwürfe kam es zu Sachschaden.<ref name="Luz 2008 p1036" /> Die Polizei hinderte die Demonstranten am Betreten der Anlage, in der bereits vorher anwesende Moscheegänger eingeschlossen waren, dabei wurden 60&nbsp;Personen verletzt, davon elf Polizisten und 49&nbsp;Demonstranten.<ref name="Luz 2005 pp" />{{rp|40seq.}} Erst am Abend gelang der Polizei, die eingeschlossenen Personen zu evakuieren und nach Hause zu eskortieren.<ref name="Luz 2008 p1037" /> Am 26.&nbsp;Dezember 2004 bewarfen unbekannte, vermutlich jüdische Militante die Moschee mit Molotow-Cocktails und beschädigten eines ihrer Fenster.
 
In der al-ʿAqṣā Intifaḍa übernahmen Anhänger des nordisraelischen radikalen Zweiges der ''Islamischen Bewegung in Israel'' ({{ar|الحركة الإسلامية في إسرائيل&lrm;}}) die Gemeindearbeit in der Hassan-Bek-Moschee.<ref name="Luz 2008 p1050" /> Der nördliche Zweig hatte sich 1996 abgespalten im Streit um den [[Oslo-Prozess]] und die Beteiligung an den Knessethwahlen, beides lehnten Anhänger der Islamischen Bewegung in Nordisrael ab, wohingegen die Hauptströmung, südlicher Zweig genannt, sie befürworten.<ref name="Luz 2008 p1050" /> Mit Übernahme durch die Nördliche Islamische Bewegung setzte eine Neubestimmung der Identität ein, dernachder nach Palästinensertum und Islam eins seien und alle anderen Auffassungen auszuschließen sind.<ref name="Luz 2008 p1050" /> Damit ist die Hassan-Bek-Moschee vor allem Anlaufpunkt für muslimische Zuzügler aus Nordisrael. Alle anderen Moscheen der Stadt prägen Jaffas einheimische Muslime, die vielfach mit dem südlichen Zweig der 1971 gegründeten [[Islamische Bewegung in Israel|Islamischen Bewegung in Israel]] sympathisieren.
 
== Bibliographie ==