[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Der Name: revert Bildentnahme ohne Abschluss der Diskussion. Lemmafernes Bild entfernt
K linkfix
 
(181 dazwischenliegende Versionen von 44 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt Jesus Christus, wie ihn die urchristlichen Schriften darstellen. Zur historischen Person siehe [[Jesus von Nazaret]]. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Jesus (Begriffsklärung)]] und [[Christus (Begriffsklärung)]].}}
[[Datei:Spas vsederzhitel sinay.jpg|mini|[[Christus Pantokrator (Sinai)|Christus Pantokrator, Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai]], 6. Jahrhundert]]
 
'''Jesus Christus''' (latinisiert aus {{grcS|Ἰησοῦς Χριστός|Iēsus Christos|IPA=iɛːˈsuːs kʰriːsˈtos|de=Jesus, der Gesalbte}}) ist nach [[Christentum|christlicher Lehre]] gemäß dem [[Neues Testament|Neuen Testament]] (NT) der von [[Gott der Vater|Gott, dem Vater]] zur [[Erlösung]] aller Menschen gesandte [[Messias]], [[Sohn Gottes]] sowie die zweite [[Hypostase|Person]] des [[Trinität|dreifaltigen]] [[Gott (Christentum)|Gottes]].
[[Datei:Spas vsederzhitel sinay.jpg|mini|[[Christus Pantokrator (Sinai)|Christus Pantokrator, Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai]], 6. Jhd.]]
 
Die [[Urchristentum|Urchristen]] identifizierten [[Jesus von Nazaret]] mit dem im [[Altes Testament|Alten Testament]] verheißenen Messias (griechisch latinisiert ''Christus''). Aus dem Glaubensbekenntnis „Jesus ist der Christus“ entstand früh der Name „Jesus Christus“. Auch viele weitere Titel für Jesus verdanken sich der urchristlichen Deutung von Leben, Tod und [[Auferstehung Jesu Christi|Auferweckung]] Jesu im Licht der [[Tanach|heiligen Schriften des Judentums]]. Nur die Bezeichnung [[Menschensohn]] geht vermutlich auf Jesus selbst zurück. Im Neuen Testament <!-- wo genau? -->wird Jesus auch bereits „Gott“ genannt.
'''Jesus Christus''' (von {{grcS|Ἰησοῦς Χριστός|Iēsoûs Chrīstós|IPA=iɛːˈsuːs kʰriːsˈtos|de=Jesus, der Gesalbte}}) ist nach [[Christentum|christlicher Lehre]] gemäß dem [[Neues Testament|Neuen Testament]] (NT) der von [[Gott (Christentum)|Gott]] zur [[Erlösung]] aller Menschen gesandte [[Messias]] und [[Sohn Gottes]]. Mit seinem Namen drückten bereits die [[Urchristentum|Urchristen]] ihren Glauben aus und bezogen die Heilsverheißungen des [[Altes Testament|Alten Testaments]] (AT) auf die historische Person [[Jesus von Nazaret]].
 
Sein Tod am [[Kreuzigung|Kreuz]] wurde mit Hilfe unterschiedlicher, dem Alten Testament entlehnter Motive als ein Akt der Hingabe Gottes für die Menschen und konkret als [[Sühne#Christentum|stellvertretender Gerichtstod]] zur Rettung aus [[Sünde]] und Tod verstanden. Der Glaube an die Auferstehung Jesu basierte auf Erfahrungen [[Jesus von Nazaret#Anhänger|seiner Anhänger]], die diese als [[Erscheinung|Erscheinungen]] des aus den Toten auferstandenen Jesus von Nazaret erlebten. Daraus folgerten sie, dass Gott Jesus zum Sohn Gottes erhöht und zum [[Parusie|kommenden]] [[Jüngstes Gericht|Weltenrichter]] eingesetzt habe.
== Die urchristlichen Quellen ==
[[Datei:Jesus, der gute Hirte, ev. Friedenskirche in Hanau-Kesselstadt.JPG|mini|''Jesus, der gute Hirte'' im [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] der [[Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck|Evangelischen]] [[Friedenskirche (Hanau)|Friedenskirche]] in [[Hanau]]-[[Hanau-Kesselstadt|Kesselstadt]]]]
 
Für Christen ist Jesus Christus sowohl Repräsentant der Gottheit als auch die historische Person Jesus von Nazaret. Die [[Christologie#Die Zwei-Naturen-Lehre|Zwei-Naturen-Lehre]] der [[Alte Kirche|altkirchlichen]] [[Christologie]] verbindet beide Aspekte. Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Formen der [[Frömmigkeit|Christusfrömmigkeit]] heraus. Die weltweite christliche [[Mission (Christentum)|Mission]] führte zur [[Inkulturation]] Jesu Christi in verschiedene Kulturen und in jüngerer Zeit in den ehemaligen Missionsgebieten zu eigenen [[Postkolonialismus|postkolonialen]] Christologien. Kulturelle Einflüsse und die Stilmerkmale der jeweiligen [[Epoche (Kunst)|Epoche]] lassen auch die verschiedenen Christusdarstellungen in der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] erkennen. So erscheint Christus im 3. Jh. meist jugendlich, bartlos, mit Nackenlocken, gekleidet in [[Tunika]] und [[Pallium]]. Der heute noch geläufige Bildtyp des bärtigen, langhaarigen, ernst blickenden Christus kam im 4. Jh. auf und entsprach dem zeitgenössischen repräsentativen [[Herrscherbild|Herrscherbildnis]].
Das Neue Testament überliefert die Botschaft von Jesus Christus in verschiedenen Literaturformen für verschiedene Zwecke. Den historischen Jesus kannte wahrscheinlich keiner der Autoren des Neuen Testaments.<ref>[[Bernhard Lang (Theologe)|Bernhard Lang]]: ''Die Bibel'', Ferdinand Schöningh, Paderborn 1992, S. 87.</ref> Die [[Paulusbriefe]] (entstanden 50–60) sind die ältesten urchristlichen Schriften. Ihr Autor stellt sich als Augenzeuge des auferstandenen Jesus dar, den er vorher nicht gekannt habe. Die Paulusbriefe enthalten einige Worte Jesu und biografische Details, aber keine Berichte von seinem irdischen Wirken.
 
== Die urchristlichen Quellen ==
Die vier kanonischen Evangelien (entstanden zwischen 70 und 100) erzählen Jesu Wirken und Schicksal auf verschiedene, auf ihre Adressaten zugeschnittene Weise. Vor allem die drei [[Synoptische Evangelien|synoptischen]] Evangelien bieten gemeinsame Stoffe, die meist mit der [[Zwei-Quellen-Theorie]] erklärt werden.<ref>Bernhard Lang: ''Die Bibel.'' S. 86f.</ref> Ihre Reihenfolge, Auswahl und Darstellung unterscheiden sich aufgrund verschiedener redaktioneller Konzepte; ihre Glaubensaussagen über Jesus stimmen jedoch in den Grundzügen überein und ergänzen einander. Ihre ältesten Bestandteile stammen von [[Nachfolge Jesu|Nachfolgern Jesu]] aus [[Galiläa]], die die [[Jerusalemer Urgemeinde]] gründeten und Jesu Worte zuerst mündlich, dann schriftlich weitergaben.
Das Neue Testament überliefert die Botschaft von Jesus Christus in verschiedenen Literaturformen für unterschiedliche Zwecke. Den historischen Jesus kannte wahrscheinlich keiner der Autoren des Neuen Testaments.<ref>[[Bernhard Lang (Theologe)|Bernhard Lang]]: ''Die Bibel'', Ferdinand Schöningh, Paderborn 1992, S. 87.</ref> Die [[Paulusbriefe]] (entstanden in den Jahren 50 bis 60) sind die ältesten urchristlichen Schriften. Ihr Autor stellt sich als Augenzeuge des [[Auferstehung Jesu Christi|auferstandenen Jesus]] dar, den er vorher nicht gekannt habe. Die Paulusbriefe enthalten einige Worte Jesu und [[Biografie|biografische]] Details, aber keine Berichte seines irdischen Wirkens. Wie Paulus mit biografischen Informationen umging, veranschaulicht {{B|Gal|4|4}}: Geburt und Herkunft des Christus lassen bereits das Motiv anklingen, dass er die „unter dem Gesetz“ stehenden Gläubigen befreien werde – und nur deshalb werden sie hier erwähnt.<ref>[[Christine Jacobi]]: ''Sonstige Schriften des Neuen Testaments'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 145–155, hier S. 147.</ref>
 
Die vier kanonischen Evangelien (entstanden zwischen 70 und 100) erzählen Jesu Wirken und Schicksal auf verschiedene, auf ihre Adressaten zugeschnittene Weise. Vor allem die drei [[Synoptische Evangelien|synoptischen]] Evangelien bieten gemeinsame Stoffe, die meist mit der [[Zwei-Quellen-Theorie]] erklärt werden.<ref>Bernhard Lang: ''Die Bibel.'' S. 86f.</ref> Ihre Reihenfolge, Auswahl und Darstellung unterscheiden sich durch verschiedene [[Redaktioneller Beitrag|redaktionelle]] Konzepte; ihre Glaubensaussagen stimmen jedoch in den Grundzügen überein und ergänzen einander.<ref>Vgl. aber John S. Kloppenborg: ''Die Synoptischen Evangelien, die Logienquelle (Q) und der historische Jesus''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S.&nbsp;130–137, hier S. 137: „Die synoptischen Evangelien und die Logienquelle bieten … vielgestaltige, mitunter widersprüchliche Zugänge, deren Unterschiede sich einer Vereinheitlichung zu einem Jesusbild oftmals widersetzen.“</ref> Ihre ältesten Bestandteile stammen von [[Nachfolge Jesu|Nachfolgern Jesu]] aus [[Galiläa]], die die [[Jerusalemer Urgemeinde]] gründeten und Jesu Worte zuerst mündlich, dann schriftlich weitergaben.
Von den urchristlichen [[Apokryphen]], die nicht in den späteren [[Bibelkanon|Kanon des NT]] aufgenommen wurden, kann vor allem das [[Thomasevangelium]] einige authentische Jesusworte enthalten. Sie können aus einer gemeinsamen Überlieferung mit der [[Logienquelle]] stammen.<ref>Reinhard Nordsieck: ''Das Thomasevangelium.'' Neukirchener Verlag, 2. Auflage. 2004, Einleitung (Forschungsgeschichte) S. 7–23.</ref> Einige [[Außerchristliche antike Quellen zu Jesus von Nazaret|außerchristliche Schriften]] erwähnen Jesus beiläufig oder indirekt.
 
Von den urchristlichen Schriften, die nicht in den späteren [[Bibelkanon|Kanon des Neuen Testaments]] aufgenommen wurden, kann vor allem das [[Thomasevangelium]] einige authentische Jesusworte enthalten. Sie können aus einer gemeinsamen Überlieferung mit der [[Logienquelle]] stammen.<ref>Reinhard Nordsieck: ''Das Thomasevangelium.'' Neukirchener Verlag, 2. Auflage. 2004, Einleitung (Forschungsgeschichte) S. 7–23.</ref> Die neuere Forschung zum Thomasevangelium sieht dieses allerdings eher als Sammlung von Material, das von den synoptischen Evangelien abhängig ist; das bedeutet, dass der Quellenwert für den historischen Jesus von Nazareth gering ist. Das Thomasevangelium ist aber aufschlussreich für die Weiterentwicklung der Jesusüberlieferung im 2. Jahrhundert.<ref>Simon Gathercole: ''Außerkanonische Schriften als Quellen für den historischen Jesus?'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 155–158, hier S. 157.</ref> Einige [[Außerchristliche antike Quellen zu Jesus von Nazaret|außerchristliche Schriften]] erwähnen Jesus beiläufig oder indirekt.
Alle NT-Schriften verkünden Jesus Christus, seine Geschichte, sein Verhältnis zu Gott und seine Bedeutung auf verschiedene, aber im Kern übereinstimmende Weise als [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] (Frohbotschaft) für die ganze Welt. Denn ihre Autoren glaubten an die [[Auferstehung Jesu Christi]], die ihnen eine unbeteiligte Mitteilung biografischer Daten unmöglich machte. Jesus war für sie der zur Rettung aller Menschen aus [[Sünde]] und [[Tod]] in die Welt gekommene Sohn Gottes, der den Gerichtstod auf sich genommen habe, von Gott auferweckt worden sei, nun für alle Zeiten lebe und sich selbst immer neu in Erinnerung rufe, bis er seine Botschaft am Ende der Zeit selbst wahr machen werde.
 
Alle neutestamentlichen Schriften verkünden Jesus Christus, seine Geschichte, sein Verhältnis zu Gott und seine Bedeutung auf verschiedene, aber im Kern übereinstimmende Weise als [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] (Frohbotschaft) für die ganze Welt. Denn ihre Autoren glaubten an die [[Auferstehung Jesu Christi]], die ihnen eine unbeteiligte Mitteilung biografischer Daten unmöglich machte. Jesus war für sie der zur Rettung aller Menschen aus [[Sünde]] und [[Tod]] in die Welt gekommene Sohn Gottes, der den Gerichtstod auf sich genommen habe, von Gott auferweckt worden sei, nun für alle Zeiten lebe und sich selbst immer neu in Erinnerung rufe, bis er seine Botschaft am Ende der Zeit selbst wahr machen werde.
 
Dieser Glaube veranlasste die [[Urchristentum|Urchristen]], Gemeinden zu bilden, Jesu Worte zu sammeln, aufzuzeichnen und als jeden angehende Botschaft weiterzugeben. Ihre Schriften wollen alle Menschen zum Glauben an den menschgewordenen, für sie stellvertretend getöteten und auferstandenen Gottessohn einladen. So wurde das NT zur Grundlage für das [[Christentum]], das seit etwa 100 als eigene [[Religion]] neben dem Judentum hervortrat.
Zeile 22 ⟶ 25:
[[Datei:3-Igreja da Imaculada Conceição Viqueque 2015-08-22.jpg|mini|Herz-Jesu-Statue in [[Osttimor]] als König mit timoresischen Herrscherinsignien [[Kaibauk]] und [[Belak (Schmuck)|Belak]]]]
 
''Jesus Christus'' ([[Latinisierung]] des [[Altgriechische Sprache|griechischen]] {{lang|grc|Ἰησοῦς Χριστός}})<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Jesus_Christus Duden:ist ''Jesuseine Christus,im der'']:Urchristentum Lateinischentstandene dekliniertund lautenbis derheute Genitiv:verbreitet ''Jesuübliche Christi'',Bezeichnung Dativfür und[[Jesus Ablativ:von ''Jesu Christo'', Akkusativ: ''Jesum Christum''Nazaret]]. ImSie Deutschensetzt istsich heuteaus nur noch der lateinische Genitiv gebräuchlich, in derdem [[LiturgiePersonenname]]n auch der ''[[Vokativ]]Jesus (AnrufName) |Jesus]]''Jesu Christe''und („O Jesus Christus!“).</ref> ist dasdem zum Namen konzentrierte [[GlaubensbekenntnisBeiname|Beinamen]] dergewordenen [[Urchristentum#Christologische Hoheitstitel|UrchristenTitel]] ''Christus'' zusammen. ''Jesus'' (griech. {{lang|grc|Ἰησοῦς|Iēsūs}}) ist die [[Gräzisierung|griechische Form]] des [[Hebräische Sprache|hebräisch]]-[[Aramäische Sprachen|aramäischen]] Vornamens ''Jeschua'' oder ''Jeschu'', beides Kurzformen von ''[[Jehoschua]]''. ''Christus'' ist die latinisierte Form des griechischen Wortes[[Verbalsubstantiv|Verbalsubstantivs]] {{lang|grc|Χριστός|Christós}}, das das hebräische Wort {{Hehe|משיח&lrm;|maschiach}}, (griechische Übertragung {{lang|grc|Μεσσίας|de=Gesalbter}}, siehe [[Messias]]) übersetzt. In den Schriften des [[Tanach]] wird die Salbung mit Öl als göttliche Beauftragung für einen besonderen Dienst beschrieben, insbesondere wurden Jerusalemer Könige und die [[Jerusalemer Hohepriester|Hohepriester]] sowie [[Kohanim|Priester]] des Jerusalemer Tempels gesalbt.<ref name="ABDChrist">{{Literatur|Autor=Marinus De Jonge| Titel= Christ| Sammelwerk= The Anchor Bible Dictionary| Herausgeber=David Noel Freedman| Ort= New York, N.Y. etc.| Verlag= Doubleday | Jahr=1992 |Band=1| ISBN= 0-385-19351-3| Seiten=914f. |Sprache=en }}</ref> Als ''maschiach'' erwartete man einen Nachkommen König [[David]]s als künftigen Regenten.<ref>{{Literatur|Autor=Ben F. Meyer| Titel= Jesus Christ| Sammelwerk= The Anchor Bible Dictionary| Herausgeber=David Noel Freedman| Ort= New York, N.Y. etc.| Verlag= Doubleday | Jahr=1992 |Band=3| ISBN= 0-385-19361-0| Seiten=773 |Sprache=en }}</ref> Im Neuen Testament bezeichnet „der Gesalbte“ (griech. {{lang|grc|ὅ Χριστός|ho Christós}}) Jesus von Nazaret als den auferstandenen Messias der [[Endzeit]].
 
Der Name ''Jesus Christus'' entstand aus dem Bekenntnissatz ‚Jesus (ist) Christus‘. Die Urchristen identifizierten [[Jesus von Nazaret]] mit dem im [[Altes Testament|Alten Testament]] verheißenen [[Messias]] (griechisch latinisiert ''Christus'').<!-- BITTE BELEGEN: Somit stellt ''Jesus Christus'' das zum Namen konzentrierte [[Glaubensbekenntnis]] der [[Urchristentum|Urchristen]] dar. -->
 
{| class="wikitable"
Zeile 28 ⟶ 33:
! Hebräisch !! Griechische<br />Übertragung !! Griechische<br />[[Übersetzung (Linguistik)|Übersetzung]] !! Lateinische<br />Übertragung !! Deutsche<br />Übersetzung
|-
| {{Hehe|יהושוע&lrm;}}<br />''[[Jehoschua]]<br /> (Jeschua, [[Jeschu]])'' || {{lang|grc|Ἰησοῦς}}<br />''IēsousIēsus'' || || Iesus,<br /> [[Jesus (Name)|Jesus]] || Gott rettet
|-
| {{Hehe|משיח&lrm;}}<br />''Maschiach'' || {{lang|grc|Μεσσίας}}<br />''Messias'' || {{lang|grc|Χριστός}}<br />''Christos'' || Christus<br /> || Gesalbter
|}
 
=== InterpretationenDeklination ===
Im Deutschen wurde ''Jesus Christus'' bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts<ref>{{Literatur |Hrsg=Lutherisches Kirchenamt Hannover |Titel=Lutherische Generalsynode 1957. Bericht über die dritte Tagung der zweiten Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 19. bis 23. Mai 1957 in Hamburg |Verlag=Lutherisches Verlagshaus Berlin und Hamburg |Datum=1966 |Seiten=185–186}}</ref> konsequent lateinisch [[Deklination (Grammatik)|dekliniert]]: „Jesus Christus, unser Heiland<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bach-digital.de/receive/BachDigitalWork_work_00000775 |titel=Bach digital - Jesus Christus, unser Heiland (18 Choräle) BWV 665 |abruf=2022-09-29}}</ref> “ ([[Nominativ]]) – „Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen ([[2. Brief des Paulus an die Thessalonicher|2 Thess]] 3,18<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Luther |url=https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU12/2TH.3.18 |titel=Lutherbibel 1912, 2. Thessalonicher 3 |werk=die-bibel.de |hrsg=Deutsche Bibelgesellschaft |abruf=2022-09-29}}</ref>)“ ([[Genitiv]]) – „Darum kann ich mich rühmen in Jesu Christo, daß ich Gott diene“ ([[Brief des Paulus an die Römer|Röm]] 15,17<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Luther |url=https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU12/ROM.15.17 |titel=Lutherbibel 1912, Römer 15 |werk=die-bibel.de |hrsg=Deutsche Bibelgesellschaft |abruf=2022-09-29}}</ref>) ([[Dativ]]) – „O Mensch, schau Jesum Christum an<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bach-digital.de/receive/BachDigitalWork_work_00000473 |titel=Bach digital - O Mensch, schau Jesum Christum an BWV 403 |abruf=2022-09-29}}</ref> “ ([[Akkusativ]]) – „O Jesu Christe, wahres Licht<ref>{{Literatur |Autor=Johann Heermann |Titel=O Jesu Christe, wahres Licht |Sammelwerk=Devoti musica cordis, Haus- und Hertz-Musica |Verlag=Verlag David Müller |Ort=Leipzig |Datum=1636 |Seiten=117 |Online=https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN688462375&DMDID=&PHYSID=PHYS_0127}}</ref> “ ([[Vokativ]]).
''Jesus Christus'' verbindet Name und Titel: Indem der männliche Artikel des Titels entfällt, wird dieser anstelle eines Verbs zu einer [[Apposition]] des Vornamens und damit zum Eigennamen des Trägers. Somit ist ''Jesus Christus'' ein griechischer Nominalsatz, der aussagt: ‚Jesus (ist) der Gesalbte‘.<ref>Die [[Copula (Linguistik)|Copula]] („ist“) kann im Griechischen entfallen, vgl. [[Franz Mußner]]: ''Der „historische“ Jesus''. In: Ders., ''Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament''. Band 111). Mohr Siebeck, Tübingen 1999, S. 43–61, hier S. 44.</ref> Damit identifizierten seine Anhänger den [[Jesus von Nazaret|historischen Jesus]] aus [[Nazareth]] mit dem erwarteten jüdischen Heilsbringer. Das war für sie so typisch, dass man die Gruppe selbst als „Christianer“ bezeichnete ({{B|Apg|11|26}}, vgl. Tacitus, Annalen 15,44,13).
 
Heute ist noch der einfache Genitiv ''Jesu Christi'' gebräuchlich;<ref>{{dwds.de |Stichwort=Jesus |Abruf=2022-09-26}}</ref> in Zusammensetzungen wird meist die Nominativform verwendet („Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen“, {{B|2 Thess|3|18|LUT}}). Dativ und Akkusativ werden stets durch den Nominativ ersetzt, so auch der Vokativ mit Ausnahmen in der lutherischen Liturgie (z.&nbsp;B.„[[Laus tibi, Christe|Ehre sei dir, Christe, der du littest Not]]“).
Obwohl Je(ho)schua/Jesus ein damals häufiger, üblicher Name war, interpretiert ihn der Evangelist Matthäus in {{B|Mt|1|21}} als Hinweis auf eine besondere Würde des Namensträgers: Ein Engel gibt Josef im Traum den Auftrag, das Kind, mit dem seine Verlobte Maria schwanger sei, Jesus zu nennen, „denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“ Die Formulierung ist von {{B|Ps|130|8}} beeinflusst,<ref>Und zwar in der griechischen Fassung des [[Septuaginta-Psalter|Septuaginta-Psalters]]: „er selbst wird Israel erlösen von allen seinen gesetzlosen Taten.“ Übersetzung nach: Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.): ''Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung''. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009, S. 883.</ref> trifft die hebräische Bedeutung des Namens allerdings nicht genau. Er enthält mit der Vorsilbe ''Je-'' eine Kurzform des Gottesnamens [[JHWH]] und eine Verbform von ''jaša'' („helfen“, „retten“). Er verweist also auf Gottes Handeln („Gott hilft“, „Gott rettet“), etwa in {{B|Sir|46|1}}, oder appelliert daran („Gott helfe“).<ref>Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' S. 47 und Fn. 76. Vgl. auch [[Karl Heinrich Rengstorf]]: Artikel ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' Brockhaus, 9. Auflage, 1993, S. 757. und [[Martin Noth]]: ''Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung.'' 1928, S. 154.</ref> [[Ulrich Luz]] schlussfolgert: „Vermutlich wußte man in einem griechischsprachigen Milieu, daß der Name Jesus irgend etwas mit Gottes Hilfe zu tun hatte.“<ref>Ulrich Luz: ''Das Evangelium nach Matthäus'' (= ''Evangelisch-Katholischer Kommentar''. Band 1/1). Benziger, Zürich / Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 4. Auflage 1997, S. 101. Vgl. auch die Deutung des Namens Je(ho)schua/Jesus durch den zeitgenössischen jüdischen Philosophen [[Philon von Alexandria]] ([http://www.earlyjewishwritings.com/text/philo/book20.html De mutatione nominum] 121f.): „Heil des Herrn“.</ref> Sündenvergebung ist im Matthäusevangelium ein wesentliches Element der irdischen Wirksamkeit Jesu und deutet im Kelchwort {{B|Mt|26|28}} auch seinen Tod.<ref>[[Matthias Konradt]]: ''Das Evangelium nach Matthäus'' (= ''Das Neue Testament Deutsch''. Band 1 der Neubearbeitung), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 37.</ref>
 
=== Komponenten ===
=== Taufen „auf den Namen Jesus Christus“ ===
==== Der Personenname Jesus ====
Der Name ''Jesus Christus'' ist die urchristliche Bekenntnisformel schlechthin. [[Rudolf Pesch]] findet in der Pfingstpredigt des [[Petrus]] in Jerusalem Formulierungen der „ältesten Christologie“; dazu rechnet er die Taufe „auf den Namen Jesu Christi“ ({{B|Apg|2|38}}).<ref>Rudolf Pesch: ''Die Apostelgeschichte''. Teilband 1: ''Apg 1-12'' (''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar]]''. Band 5/1), 3. Aufl., Zürich/Neukirchen-Vluyn 2005, S. 125 und 127. Zur neueren Diskussion der Taufe auf den Namen Jesus vgl. Lars Hartman: Usages — Some Notes on the Baptismal Name-Formulae. In: David Hellholm, Tor Vegge, Øyvind Norderval, Christer Hellholm: ''Ablution, Initiation, and Baptism: Late Antiquity, Early Judaism, and Early Christianity'' (= ''Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und für die Kunde der älteren Kirche''. Band 176). De Gruyter, Berlin/Boston 2011, S. 397-413. Hellholm verweist für die Vorkommen in der Apostelgeschichte darauf, dass der Verfasser bewusst Septuaginta-Stil, also biblisch klingendes Griechisch, verwende.</ref> Die Abfassung der Apostelgeschichte selbst setzt er um das Jahr 90 n. Chr. an; sie gehört damit nicht zu den ältesten Schriften des Neuen Testaments.<ref>Rudolf Pesch: ''Die Apostelgeschichte''. Teilband 1: ''Apg 1-12'' (''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar]]''. Band 5/1), 3. Aufl., Zürich/Neukirchen-Vluyn 2005, S. 125 und 127.</ref>
{{Hauptartikel|Jesus (Name)}}
Der Name ''[[Jesus (Name)|Jesus]]'' geht auf den [[Hebräische Sprache|hebräischen]] männlichen Personennamen ''[[Jehoschua]]'' ({{he|יְהוֹשֻׁעַ&lrm;|jəhōšuaʿ}}) und dessen Kurzform ''Jeschua'' ({{he|יֵשׁוּעַ&lrm;|jēšūaʿ}}) zurück. ''Jesus'' ist die [[Latinisierung|latinisierte]] Form von [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] {{lang|grc|Ἰησοῦς|Iēsûs}}. Mit {{lang|grc|Ἰησοῦς}} übersetzte die [[Septuaginta]] sowohl den Namen ''Jehoschua'' ({{he|יְהוֹשֻׁעַ&lrm;|jəhōšuaʿ}}) als auch dessen Kurzform ''Jeschua'' {{he|יֵשׁוּעַ&lrm;|jēšūaʿ}} ins Griechische.<ref>[[Karl Heinrich Rengstorf]], [[Klaus Haacker]]: ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' 3. Sonderauflage. R. Brockhaus, Wuppertal 2014, S. 1052.</ref> Ab ca. 500 v. Chr. ersetzte die Kurzform die Langform weitestgehend.<ref>Werner Foerster: ''Ἰησοῦς''. In: ''Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' Band 3, Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1938 (Nachdruck 1990), ISBN 3-17-011204-X, S. 285.</ref> Die Hebräische Bibel verwendet beide Formen zum Teil für identische Personen. Daran erkennt man, dass es sich bei ''Jehoschua'' und ''Jeschua'' nur um verschiedene Formen ein- und desselben Namens handelte. Im Anschluss an [[Lutherbibel|Luther]] wurde es im Deutschen allerdings üblich, diesen Namen nur im Neuen Testament mit ‚Jesus‘, im Alten Testament hingegen mit ‚Josua‘ oder ‚Jeschua‘ zu übersetzen. Dadurch wurde verdunkelt, dass Jesus von Nazaret im Bewusstsein seiner Zeitgenossen denselben Namen trug wie z. B. [[Josua, der Sohn Nuns]].<ref>{{Internetquelle |autor=[[Christoph Rösel]] |url=https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/jeschua/ch/85d1ba787b65d9ffb7242930c7f584be/ |titel=Jeschua |werk=WiBiLex |hrsg=Deutsche Bibelgesellschaft |datum=2012-03 |abruf=2024-04-22}}</ref>
 
Die Bedeutung des Namens lässt sich aus seinen ursprünglichen Komponenten ableiten: ''Jehoschua'' ({{he|יְהוֹשֻׁעַ&lrm;}}) setzt sich aus einer Kurzform des Gottesnamens ''[[JHWH]]'' ({{he|יהוה&lrm;}}) und einer Form der hebräischen [[Wurzel (Linguistik)|Wurzel]] ''jascha' '' {{he|ישע&lrm;|jšʿ}} (‚helfen‘, ‚retten‘) zusammen,<ref>[[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 47; [[Martin Noth]], ''Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung.'' Kohlhammer, Stuttgart 1928, 154.</ref> so dass sich als Bedeutung ergibt: „JHWH hilft/rettet“ oder: „JHWH ist Retter / Rettung / Hilfe“.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Christoph Rösel]] |url=https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/jeschua/ch/85d1ba787b65d9ffb7242930c7f584be/ |titel=Jeschua |werk=WiBiLex |hrsg=Deutsche Bibelgesellschaft |datum=2012-03 |abruf=2024-04-22}}</ref> In der Kurzform ''Jeschua'' trat der Bezug zum Gottesnamen zurück. Daher brachte die antike [[Etymologie]] den Namen ''Jesus'' meist nur mit dem hebräischen Verb ''jascha''' {{he|ישע&lrm;|jšʿ}} (‚helfen‘, ‚retten‘) bzw. dem Substantiv {{he|יֵשׁוּעַה&lrm;|jəšuʿah}} (‚Rettung‘, ‚Heil‘) in Verbindung.<ref>Werner Foerster: ''Ἰησοῦς''. In: ''Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' Band 3, Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1938 (Nachdruck 1990), ISBN 3-17-011204-X, S. 290; [[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 47; John Nolland: ''The Gospel of Matthew. A Commentary on the Greek Text.'' Eerdmans, Grand Rapids / Cambridge, S. 98. Vgl. die Deutung des Namens Josua/Jesus in {{B|Sir|46|1}}.</ref>
 
Den Evangelisten [[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] und [[Evangelium nach Lukas|Lukas]] zufolge erhielt Jesus von Nazaret seinen Personennamen aufgrund eines durch [[Engel]] übermittelten, göttlichen Auftrags ({{B|Mt|1|21}}; {{B|Lk|1|31}}). In {{B|Mt|1|21}} lautet die Begründung für die Namenswahl: „denn er wird sein Volk von seinen Sünden retten.“ Dies spielt erkennbar auf die Bedeutung des Namens an.<ref>[[Karl Heinrich Rengstorf]], [[Klaus Haacker]]: ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' 3. Sonderauflage. R. Brockhaus, Wuppertal 2014, S. 1053.</ref> Auch viele weitere Stellen im Neuen Testament bringen Jesus mit Rettung in Verbindung. [[Martin Karrer]] folgert daraus: „Das Neue Testament kennt und nutzt die etymologische Bedeutung [des Namens Jesus].“<ref>[[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 47. Als Belegstellen verweist Karrer u. a. auf {{B|1 Thess|1|10}}, {{B|Mk|15|31}}, {{B|Apg|13|23}}, {{B|1 Tim|1|15}} sowie auf den Ruf ''[[Hosanna]]'' (‚hilf/rette doch‘) beim [[Einzug in Jerusalem]] ({{B|Mk|11|9}} u.ö.), welcher ebenfalls auf die hebräische Wurzel jascha' {{he|ישע&lrm;|jšʿ}} zurückgeht.</ref>
 
==== Der Beiname Christus ====
 
''Zu ‚Christus‘ als Hoheitstitel siehe auch: [[Messias]] sowie [[Christologische Hoheitstitel]]''
 
''Christus'' ist ein jüdischer Hoheitstitel, der im Urchristentum zum Beinamen für Jesus von Nazaret wurde. In seiner Funktion ähnelt er [[Ehrentitel|Ehrennamen]], wie sie in der griechisch-römischen [[Antike]] Herrschern verliehen wurden (vgl. ''[[Augustus]]'' oder ''[[Antiochus IV.|Epiphanes]]'').<ref>[[Stefan Schreiber (Theologe)|Stefan Schreiber]]: ''Die Anfänge der Christologie''. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2015, S. 67 mit Verweis auf Matthew V. Novenson: ''Christ among the Messiahs: Christ Language in Paul and Messiah Language in Ancient Judaism.'' Oxford University Press, Oxford 2012, S. 87–97.</ref>
 
Das griechische [[Verbalsubstantiv]] {{lang|grc|Χριστός|Christós}} (latinisiert ''Christus'') stammt vom Verb {{lang|grc|χρίειν|chríein}} ‚bestreichen‘ ab und bedeutet somit wortwörtlich ‚Bestrichener‘.<ref>[[Karl Heinrich Rengstorf]], [[Klaus Haacker]]: ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' 3. Sonderauflage. R. Brockhaus, Wuppertal 2014, S.1090: „Das Verbaladj. {{lang|grc|χριστός|[christọs]}} kennzeichnet einen Gegenstand oder eine Person als ''bestrichen'', ''getüncht'', ''geschminkt'', ''gefärbt'', ''angestrichen'', ggf. auch als ''gesalbt'' und enthält ebenfalls keine Würdeaussage, tendiert vielmehr, auf Menschen bezogen, mehr zum Despektierlichen.“</ref> Im biblischen Kontext übersetzt {{lang|grc|Χριστός|Christós}} hebräisch {{he|משיח&lrm;|maschiach}} bzw. aramäisch {{he|משיחא&lrm;|meschicha}} ‚Gesalbter‘, womit im [[Hellenistisches Judentum|Judentum]] zur Zeit Jesu neben großen [[Prophet|Propheten]] der Vergangenheit auch [[Endzeit|endzeitliche]] Heilsgestalten bezeichnet wurden.<ref>[[David du Toit]]: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 518.</ref> Zu hebräisch {{he|משיח&lrm;|maschiach}} entstand auch die griechische [[Transkription (Schreibung)|Transkription]] {{lang|grc|Μεσσίας|de=Messias}}. ''Christus'' ist im Kontext des Urchristentums somit ein Synonym für ''Gesalbter'' (= ‚Messias‘).<ref>[[Stefan Schreiber (Theologe)|Stefan Schreiber]]: ''Die Anfänge der Christologie''. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2015, S. 67. Vgl. {{B|Joh|1|41}}: „… Messias, was übersetzt bedeutet: Christus.“</ref>
 
Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] erscheint neben ''Jesus Christus'' (ca. 135 Belege) häufig auch die Variante ''Christus Jesus'' (ca. 95 Belege). Dies spricht dafür, dass ''Christus'' nicht direkt zu einem bloßen Namen ohne Inhalt verblasste, sondern die titulare Bedeutung ‚Messias‘ zunächst erhalten blieb.<ref>Stefan Schreiber, ebd.; [[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 140; [[Gerhard Schneider (Theologe, 1926)|Gerhard Schneider]]: ''{{lang|grc|Ἰησοῦς}}''. In: ''Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2011, Sp. 445f; [[Ferdinand Hahn (Theologe)|Ferdinand Hahn]]: ''{{lang|grc|Χριστός}}''. In: ''Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2011, Sp.1149.1165.</ref> An anderen Stellen ersetzt ''(der) Christus'' den Personennamen wie z. B. in {{B|Mt|1|17}}, nachdem es unmittelbar zuvor hieß: „Jesus, der Christus genannt wird“ ({{B|Mt|1|16}}).<ref>Vgl. Ferdinand Hahn, ''{{lang|grc|Χριστός}}'', Stuttgart 2011, Sp. 1159.</ref> Dass die Urchristen Jesus als ''Christus'' bezeichneten und verehrten, war für sie so typisch, dass seine Anhänger schon bald ''Christianer'' (und bis heute ''Christen'') genannt wurden ({{B|Apg|11|26}}, vgl. [[Tacitus]], Annalen 15,44,13).<ref>[[Petr Pokorný]]: ''Jesus Christus. I. Name und Titel. 2. Jesus als Christus.'' In: ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]]'' (RGG). 4. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tübingen 2001, Sp. 467. Tacitus sprach von „Chrestianern“. Dabei verwechselte er wohl - wie schon [[Sueton]] vor ihm – „Christus“ mit dem geläufigen Sklavennamen „Chrestus“. Vgl. [[Jürgen Roloff]]: ''Jesus Christus. I. Name und Titel. 1. Jesus von Nazareth.'' In: ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]]'' (RGG). 4. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tübingen 2001, ebd. (RGG), Sp. 464.</ref>
 
=== Entstehung ===
Ursprünglich war die Wendung ''Jesus Christus'' kein Name, sondern ein [[Christliche Glaubensbekenntnisse|Glaubensbekenntnis]]. Bei ''Jesus Christus'' handelte es sich wohl zunächst um einen aus dem [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] oder [[Aramäische Sprachen|Aramäischen]] ins [[Altgriechische Sprache|Griechische]] übersetzten [[Nominalsatz]], der aussagt: ‚Jesus (ist) Christus (= [[Messias]])‘.<ref>Die [[Copula (Linguistik)|Copula]] („ist“) kann im Griechischen wie auch im Hebräischen und Aramäischen entfallen. Vgl. [[Franz Mußner]]: ''Der „historische“ Jesus''. In: Ders., ''Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament''. Band 111). Mohr Siebeck, Tübingen 1999, S. 43–61, hier S. 44; [[Gerhard Schneider (Theologe, 1926)|Gerhard Schneider]]: ''{{lang|grc|Ἰησοῦς}}''. In: ''Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2011, Sp.446.</ref> Damit identifizierten die Urchristen der [[Jerusalemer Urgemeinde]] Jesus von Nazaret mit dem erwarteten jüdischen Heilsbringer. Schon sehr bald, vermutlich im [[Hellenisten|frühesten griechischsprachigen Judenchristentum]], muss ''Christus'' dann von einer [[Prädikation]] zu einer [[Apposition]] und von einem Titel zu einem titularen Beinamen geworden sein.<ref>[[Karl Heinrich Rengstorf]], [[Klaus Haacker]]: ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' 3. Sonderauflage. R. Brockhaus, Wuppertal 2014, S. 1096; [[Ferdinand Hahn (Theologe)|Ferdinand Hahn]]: ''{{lang|grc|Χριστός}}''. In: ''Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament.'' 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2011, Sp.1165.</ref> Dies zeigt, welch hohen Stellenwert der Christustitel in der [[Christologie]] der ersten Christen innehatte.<ref>[[Karl Heinrich Rengstorf]], [[Klaus Haacker]]: ''Jesus Christus.'' In: ''Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament.'' 3. Sonderauflage. R. Brockhaus, Wuppertal 2014, S. 1099.</ref>
 
Ermöglicht wurde die Verdichtung des Prädikats ''Christus'' zu einem Beinamen durch die damalige Doppelnamenpraxis. Beachtlich ist, dass dem Namen ''Jesus'' in der Begegnung mit der [[hellenistisch]]-[[Römisches Reich|römischen]] Umwelt kein – wie bei Namen [[Semitische Sprachen|semitischen]] Ursprungs üblich - zweiter griechischer oder lateinischer Personenname beigefügt wurde.<ref>Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 46.</ref> Sowohl ‚Jesus‘ als auch ‚Christus‘ verwiesen damalige Hörer auf die Herkunft des Namensträgers aus dem antiken [[Judentum]].<ref>Vgl. Martin Karrer, Göttingen 1998; [[David du Toit]]: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 519.</ref> Dass sich ''Jesus Christus'' auch über das [[Judenchristentum]] hinaus als Name für Jesus von Nazaret durchsetzen konnte, erklärt [[Martin Karrer]] mit der Anschlussfähigkeit des ''Christus''-Begriffs an damalige [[Religion|religiöse]] Vorstellungen: Aufgrund der im [[Mittelmeerraum]] verbreiteten Praxis sakraler [[Salbung|Salbungen]] hätten auch Nichtjuden bei ''Christos'' (= ‚Gesalbter‘) an eine Person gedacht, die „singulär der Gottheit verbunden sei und heilvolles Geschehen ausstrahle“.<ref>[[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 141.</ref>
 
=== Der Name Jesus Christus in den Paulusbriefen ===
[[Paulus von Tarsus]] schrieb den [[Brief des Paulus an die Philipper|Brief an die Philipper]] in römischer Haft (um 60 n. Chr.)<ref>Udo Schnelle: ''Paulus: Leben und Denken'' (Reihe: De Gruyter Studium). De Gruyter, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Berlin/Boston 2014, S. 393–398.</ref> oder etwas früher. Dieses Schreiben enthält in {{B|Phil|2|6–11}} den sogenannten [[Philipperhymnus]], der die Selbsterniedrigung des Christus Jesus beschreibt, der gottgleich gewesen sei, aber wie ein Mensch, ja wie ein Sklave gelebt habe und am Kreuz gestorben sei. Darauf folgte seine Erhöhung durch Gott, der ihm einen Namen verliehen habe, der größer sei als alle Namen und dem alle Wesen im Himmel, auf Erden und unter der Erde huldigten „und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Nach der Analyse von Ralph Brucker handelt es sich bei demdiesem sogennannten [[Philipperhymnus]] {{B|Phil|2|9–11}}Text nicht um einen von Paulus übernommenen älteren urchristlichen Hymnus, sondern um Text in gehobenem Stil („Pathosgehalt und ästhetisch-rhetorische Gestaltung“), den Paulus wie den Rest des Briefes selbst verfasst habe.<ref>Ralph Brucker: ''„Christushymnen“ oder „epideiktische Passagen“?: Studien zum Stilwechsel im Neuen Testament und seiner Umwelt''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, S. 307. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00040115_00314.html Online]) Dass der Text den Kriterien eines antiken Hymnus nicht entspricht, ist Konsens. [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] schlug deshalb die Bezeichnung „Christus-Enkomion“ vor; da der Text nur die Haltung Christi rühmt, nicht seine einzelnen tatenTaten, bevorzugt Brucker (ebd., S. 319) die Charakterisierung als Epainos.</ref> Inhaltlich geht es um die Selbsterniedrigung des Christus Jesus, der gottgleich gewesen sei, aber wie ein Mensch, ja wie ein Sklave gelebt habe und am Kreuz gestorben sei. Darauf folgte seine Erhöhung durch Gott, der ihm einen Namen verliehen habe, der größer sei als alle Namen und dem alle Wesen im Himmel, auf Erden und unter der Erde huldigten „und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Samuel Vollenweider verweist darauf, dass der KontextBriefkontext starken Bezug auf die zeitgenössische politische Rhetorik nimmt. Seine eigenen Interessen zurückzustellen, um den Gemeinwesen zu dienen, war darin positiv konnotiert. Das Christuslob in Phil 2,9–11 liest die neuere Exegese vor dem Hintergrund des [[Kaiserkult|Kaiserkults]]s im [[Prinzipat]] (Titel Kyrios, [[Akklamation]] und [[Proskynese]]). Aber die Selbstzurücknahme des Herrschers, wie sie auch in hellenistisch-römischen Fürstenspiegeln empfohlen werden konnte, wird durch die Kreuzigung des Christus radikal überboten. So verkehrt der Autor zeitgenössische Konzepte von Ehre und Schande ins Gegenteil.<ref>Samuel Vollenweider: ''Politische Theologie im Philipperbrief?'' In: Dieter Sänger, Ulrich Mell (Hrsg.): ''Paulus und Johannes: exegetische Studien zur paulinischen und johanneischen Theologie und Literatur''. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 457–469, hier S. 463–465. ([https://www.academia.edu/5245210/Vollenweider_Politische_Theologie_im_Philipperbrief Online])</ref>

Unabhängig davon, ob der Philipperhymnus ein liturgischer Text war, geht die Exegese weithin davon aus, dass die [[Paulusbriefe]] bei der gottesdienstlichen Versammlung der Adressatengemeinde verlesen wurden und deshalb am Anfang und am Schluss liturgische Christus-Formeln aufweisen. Jesus Christus wird in diesen Formeln „als die Quelle der Gnade betrachtet, die performativ der Gemeinde zugesprochen wird.“<ref>{{RGG|4|472|475|Jesus Christus II. Jesus Christus in der Geschichte des Christentums 2. Liturgiegeschichte|Gordon W. Lathrop}}</ref>
 
=== Taufen „auf den Namen Jesus Christus“ ===
[[Rudolf Pesch]] findet in der Pfingstpredigt des [[Petrus]] in Jerusalem Formulierungen der „ältesten Christologie“; dazu rechnet er die Taufe „auf den Namen Jesu Christi“ ({{B|Apg|2|38}}).<ref>Rudolf Pesch: ''Die Apostelgeschichte''. Teilband 1: ''Apg 1–12'' (''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar]]''. Band 5/1), 3. Aufl., Zürich/Neukirchen-Vluyn 2005, S. 125 und 127. Zur neueren Diskussion der Taufe auf den Namen Jesus vgl. Lars Hartman: Usages — Some Notes on the Baptismal Name-Formulae. In: David Hellholm, Tor Vegge, Øyvind Norderval, Christer Hellholm: ''Ablution, Initiation, and Baptism: Late Antiquity, Early Judaism, and Early Christianity'' (= ''Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und für die Kunde der älteren Kirche''. Band 176). De Gruyter, Berlin/Boston 2011, S. 397–413. Hellholm verweist für die Vorkommen in der Apostelgeschichte darauf, dass der Verfasser bewusst Septuaginta-Stil, also biblisch klingendes Griechisch, verwende.</ref> Die Abfassung der Apostelgeschichte selbst setzt er um das Jahr 90 n. Chr. an; sie gehört damit nicht zu den ältesten Schriften des Neuen Testaments.<ref>Rudolf Pesch: ''Die Apostelgeschichte''. Teilband 1: ''Apg 1–12'' (''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar]]''. Band 5/1), 3. Aufl., Zürich/Neukirchen-Vluyn 2005, S. 125 und 127.</ref>
 
=== Heilungen „im Namen Jesu Christi“ ===
Die Urchristen sahen Gottes Rettung durch Tod und Auferstehung Jesu Christi verwirklicht. Darum glaubten sie an die heilende Kraft seines Namens. Dieses Heilen war Bestandteil ihrer Glaubenspraxis. So heilt [[Simon Petrus]] laut {{B|Apg|3|6}} einen von Geburt an gelähmten Mann „im Namen Jesu Christi“. Er verkündet in {{B|Apg|4|12}}: „Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“.<ref>[[Adelheid Ruck-Schröder]]: ''Der Name Gottes und der Name Jesu: eine neutestamentliche Studie.'' Neukirchener Verlag, 1999, ISBN 3-7887-1706-8.</ref>
 
Der Verfasser des [[Brief des Jakobus|Jakobusbriefs]] rätriet kranken Christen dazu, die [[Presbyter|Gemeindeältesten]] zu sich zu rufen; „sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“ ({{B|Jak|5|14}}) [[Bernd Kollmann (Theologe)|Bernd Kollmann]] interpretiert diese Krankensalbung ebenso wie die Wunderheilungen in der Apostelgeschichte so,erzählten dassWunderheilungen: dahinterDahinter stehe die Vorstellung stehe, der erhöhte Christus wirke an den Kranken, „dessen machtvoller N[ame] weit über das Christentum hinaus [[Magie|magische]] Faszination ausübte ({{B|Apg|3|6}}).“<ref>{{RGG|6|35|36|Name VI. Neues Testament|Bernd Kollmann}}</ref>
 
== Christologische Hoheitstitel ==
=== Deklination ===
Im Deutschen wurde ''Jesus Christus'' bis ins frühe 20. Jahrhundert lateinisch [[Deklination (Grammatik)|dekliniert]]: „Jesus Christus ist der Herr“ (Nominativ) – „Im Kreuz Jesu Christi findet ihr Heil“ (Genitiv) – „ich weihe Jesu Christo mein Leben“ (Dativ) – „Das ist das ewige Leben, dass sie Jesum Christum erkennen“ (Akkusativ) – „O Jesu Christe, wahres Licht“ ([[Vokativ]]). Heute ist, außer in literarischen Zitaten, nur noch der Genitiv ''Jesu Christi'' gebräuchlich.
 
== Hoheitstitel ==
Die heiligen Schriften des Judentums waren für die Jünger Jesu und das [[Urchristentum]] der Schlüssel, Jesu Tod und seine Auferweckung als vorherbestimmten Willen Gottes zu verstehen. Daraus erklären sich viele Jesu zugedachten Titel wie „Sohn Davids“, „zweiter Adam“ sowie Analogiebildungen wie „Adonai“/„Kyrios“, „Maschiach“/„Christos“ usw. Viele historisch-kritische Neutestamentler halten es für wahrscheinlich, dass Jesus sich selber mit keinem von der jüdischen Tradition vorgegebenen Hoheitstitel bezeichnete oder identifizierte.<ref>Matthias Kreplin: ''Das Selbstverständnis Jesu. Hermeneutische und christologische Reflexion; historisch-kritische Analyse''. Mohr Siebeck, Tübingen 2001, S. 83 ff.</ref>
 
In der späteren kirchlichen Auslegungsgeschichte hatten die Hoheitstitel unterschiedliches Gewicht: die Bezeichnung „Sohn Gottes“ war für die [[Trinität]]slehre
=== Sohn Davids ===
sehr wichtig; „Menschensohn“ verwies (nur noch) auf das wahre Menschsein Christi im Rahmen der [[Zweinaturenlehre]], und Christus verblasste zum zweiten Teil des Doppelnamens Jesus Christus.<ref>{{RGG|3|1832|1833|Hoheitstitel, christologische|Christopher Tuckett}}</ref>
Auf einen „Sohn Davids“, einen Nachfahren von König [[David]], der Großisrael gründete, seine Feinde besiegte und den Tempelbau einleitete, richtete sich die eschatologische Erwartung in der Spätzeit des AT.<ref name="NBLMessias">{{Literatur| Autor= Bernhard Lang, Dieter Zeller| Titel= Messias/Christus| Sammelwerk=Neues Bibel-Lexikon| Herausgeber= Manfred Görg, Bernhard Lang| Ort=Zürich | Verlag= Benziger| Jahr= 1995 |ISBN= 3-545-23075-9 | Band= Band 2| Seiten= 782–785}}</ref> David erhielt die Zusage ewiger Thronfolge ({{B|2 Sam|7|13f}}), nachdem er die Bundeslade des alten 12-Stämmebundes nach Jerusalem überführt hatte. Daran knüpfte die Exilsprophetie nach dem Untergang des Königtums an: Der Messias wurde als später „Spross“ der Davidsippe erhofft ({{B|Jes|11|1}}).
 
=== Kyrios ===
In der [[Qumran-Schriftrollen|Qumrangemeinde]] wird dieses Messiasbild mit der vom Volk erhofften gerechten Rechtsprechung für die Armen und Heilung der Kranken verbunden.<ref name="NBLMessias" /> Wo Jesus im NT Sohn Davids genannt wird, stehen derartige Erwartungen im Vordergrund. Dem hat Jesus nicht widersprochen ({{B|Mk|10|46–52}}).
Der Titel ''[[Kyrios (Christentum)|Kyrios]]'' (griechisch für „Herr“) kommt bezogen auf Jesus in fast allen Schriften des Neuen Testaments außer den Johannesbriefen und dem Titusbrief vor. In den synoptischen Evangelien wird Jesus von Nazareth von seinen Gesprächspartnern häufig als „Herr“ angeredet; ''kyrie'' war eine übliche respektvolle Anrede und das griechische Äquivalent für die hebräischen bzw. aramäischen Titel ''rab(bi)'' und ''mar(i)''.<ref>Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' Göttingen 1998, S. 340–342.</ref> Der Titel spielt bei Markus und Matthäus eine eher untergeordnete Rolle, wird aber von Lukas häufig verwandt ({{B|Lk|1|43}}, {{B|Lk|2|11}}, {{B|Lk|24|34}}, {{B|Lk|1|76}}).<ref>Petr Pokorný: ''Theologie der lukanischen Schriften'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999, S. 116.</ref>
 
Im zeitgenössischen Judentum wurde der Gottesname [[JHWH]] aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen und stattdessen das Ersatzwort [[Adonai]] gelesen. Die jüdischen Übersetzer der Bibel ins Griechische ([[Septuaginta]]) verwandten im 1. Jahrhundert noch Ersatzformen für den Gottesnamen; gelesen wurde aber wohl durchgängig „Kyrios“ an diesen Stellen.<ref>P. Maiberger, Artikel ''„Herr“ (AT)'', NBL Bd. 2, Spalte 127. Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' Göttingen 1998, S. 344.</ref> Das hebräische ''Adonai'' und aramäische ''[[Mar (Titel)|Mar]]'' wurden im weltlichen und geistlichen Kontext verwendet. So werden im [[Genesis-Apokryphon]], das zu den [[Schriftrollen vom Toten Meer]] gehört, Menschen und Gott ohne sprachlichen Unterschied als „Mar“ angesprochen.
Aber der neue David sollte Israel auch gewaltsam aus der Hand seiner Feinde befreien: Dem hat Jesus zeichenhaft widersprochen und stattdessen an den machtlosen Messias [[Sacharja]]s erinnert ({{B|Mk|11|1–10}}). Er soll auch betont haben, dass der Messias kein Nachfahre, sondern Vorfahre Davids und diesem übergeordnet sei ({{B|Mk|12|35f}}): Das spielte offenbar auf den präexistenten „Menschensohn“ an, der aus Gottes Bereich stamme ({{B|Dan|7|13f}}).
 
[[Wilhelm Bousset]] sah den Titelgebrauch bei hellenistischen Urchristen von griechischen [[Mysterienkult]]en her beeinflusst, deren Anhänger ihre Kultgötter als „Kyrios“ anriefen. Die Jerusalemer Urgemeinde habe ihn nicht verwendet.<ref>Wilhelm Bousset: ''Kyrios Christos – Geschichte des Christusglaubens von den Anfängen des Christentums bis Irenäus.'' Vandenhoeck & Ruprecht, 5. Auflage. 1965, S. 75–84.</ref> [[Oscar Cullmann]] dagegen verwies auf den religiösen Gebrauch des Titels auch im Judentum: Die Urgemeinde habe ihn daher ebenfalls verwendet.<ref>Oscar Cullmann: ''Die Christologie des Neuen Testaments.'' Mohr Siebeck, 5. Auflage. Tübingen 1975, S. 200ff; so auch Werner Georg Kümmel: ''Die Theologie des Neuen Testaments nach seinen Hauptzeugen Jesus, Paulus, Johannes'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1969, S. 99–103.</ref>
=== Christus ===
 
''Christos'' übersetzt das hebräische ''Maschiach'' („der Gesalbte“) ins Griechische. Die Salbung des Hauptes mit kostbarem Öl durch einen Propheten zeigte in Israel die göttliche Berufung eines neuen Königs an ({{B|1 Sam|10}}). Der Hoheitstitel bezeichnete also Thronanwärter, die so zu Schutz und Hilfe für das Volk beauftragt und verpflichtet wurden. Nach dem Untergang des Königtums (586 v. Chr.) wurde der Titel auf den Hohenpriester übertragen. Erst in nachbiblischen Texten wie den [[Schriftrollen vom Toten Meer|Qumran-Schriftrollen]] bezeichnete er manchmal auch den seit [[Jesaja]] für die Endzeit erwarteten Heilsmittler.
Die besonders alte urchristliche liturgische Formel [[Maranatha]] ({{B|1 Kor|16|22}}) ist die Transliteration eines aramäischen Satzes; die Verbform kann dabei als Imperativ oder Perfekt aufgefasst werden:
* „Unser Herr, komm!“ Die Gemeinde betet um das endzeitliche Kommen ihres Herrn, oder
* „Unser Herr ist gekommen!“ Jesus ist als Herr in der versammelten Gemeinde präsent.
Wegen {{B|Offb|22|20}} ist die erste Möglichkeit wahrscheinlicher.<ref>{{RGG|5|778|779|Maranatha|Raymond Collins}}</ref> Der liturgische Ruf Maranatha gilt als einer der frühesten Glaubenssätze aus der Urgemeinde neben {{B|Phil|2|11}} („Jesus Christus ist der Herr!“).
 
Im Neuen Testament bezieht sich der Kyrios-Titel auf die Heiligkeit, Machtfülle und Weltherrschaft Jesu Christi. Besonders {{B|Ps|110|1}} wurde zur Übertragung des Titels von Gott auf Jesus herangezogen (vgl. {{B|Mt|22|44}}):<ref>K. Woschitz: ''Art. „Herr“ (NT)'', NBL, Bd. 2, Spalte 129.</ref>
{{Zitat
|Text=So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter deine Füße.}}
 
Im zeitgenössischen griechischsprachigen Judentum, zum Beispiel bei [[Flavius Josephus]], wurde der eine Gott Israels oft als {{grcS|δεσπότης &lrm; |despótēs}} „Gebieter“ bezeichnet; auch dieser Titel wird im Neuen Testament auf Jesus übertragen ({{B|2 Petr|2|1}}). Hier bereitet sich eine Allherrscher-Christologie vor (Christus als [[Pantokrator]]).<ref name=":0" />
 
Der Messias ist in der jüdischen Tradition ein von Gott erwählter, aber sterblicher Mensch. Dass Juden, die an Jesus als Messias glaubten (siehe [[Messianische Juden]]), ihn wie Gott als Kyrios anriefen, ist für [[Bertold Klappert]] ein Indiz dafür, dass der historische Jesus den Titel des kommenden Menschensohns von {{B|Daniel|7}} verwendet habe. Weil man respektierte, dass Jesus sich vor Ostern so nannte und nun zu Gott erhöht worden war, habe der Kyriostitel den Menschensohntitel nach Ostern ersetzt.<ref>Bertold Klappert: ''Die Auferweckung des Gekreuzigten: Der Ansatz der Christologie Karl Barths im Zusammenhang der Christologie der Gegenwart.'' Neukirchener Verlag, 3. Auflage. 1981, ISBN 3-7887-0429-2, S. 141, Anmerkung 11.</ref>
 
=== Gesalbter, Christus, Messias ===
''Christos'' übersetzt das hebräische ''[[Messias|Maschiach]]'', bzw. das aramäische ''Meschicha'' („der Gesalbte“) ins Griechische. Die Salbung des Hauptes mit kostbarem Öl durch einen Propheten zeigte in Israel die göttliche Berufung eines neuen Königs an ({{B|1 Sam|10}}). In nachexilischer Zeit wurden die [[Jerusalemer Hohepriester]] und Priester bei ihrer Amtseinführung gesalbt. In den heiligen Schriften des Judentums werden gelegentlich auch Prophetensalbungen erwähnt ({{B|1 Kön|19,16}}, {{B|Jes|61,1}}).<ref name="ABDChrist" /> Realpolitische Bedeutung hatte die Königssalbung in hellenistischer und frührömischer Zeit für Jerusalemer Herrscher ([[Hasmonäer]], [[Herodianer]], Militärführer des [[Jüdischer Krieg|Jüdischen Krieges]]) nicht. Als „Gesalbte“ wurden im Judentum zur Zeit des Neuen Testaments große Gestalten der Vergangenheit bezeichnet; außerdem erwartete man für die Endzeit Herrscher, Priester und Propheten, die „von Gott gesalbt“ und damit für ihre Aufgaben legitimiert sein sollten. Im nichtjüdischen Umfeld der Urchristen war der Titel „Gesalbter“ ungebräuchlich und hatte jüdisches Kolorit.<ref>[[David du Toit]]: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 518.</ref>
 
Die Evangelien verwenden den Titel „Gesalbter“ für Jesus nur selten und nie in Eigenaussagen Jesu. Die Messiaserwartung wurde demnach von außen an Jesus herangetragen. Dabei betonen die Texte, dass er sich von falschen Erwartungen seiner Zeitgenossen abgegrenzt habe. So folgt dem Messiasbekenntnis des Petrus Jesu Hinweis auf sein notwendiges Erlösungsleiden (die erste Leidensankündigung im Markusevangelium).
 
Da die biblische Tradition Könige, Priester und einen Propheten Israels als von Gott Gesalbte bezeichnet, besagt der Christustitel im Neuen Testament, dass Jesus alle drei Funktionen für sein Volk und die Völker ausübte und übernahm. Im Erzählzusammenhang wird die Messiaswürde Jesu durch sein Lehren und Entscheiden ([[Bergpredigt]]), Heilen und Retten ([[Wunder Jesu]]), vor allem aber durch seine stellvertretende Schuldübernahme veranschaulicht. Diese Rolle war im Tanach nicht vom Messias, aber vom Gottesknecht (Jes 53) angekündigt worden.
Die Evangelien verwenden den Titel für Jesus im letzten Sinn, jedoch nur selten und nie in Eigenaussagen Jesu. Die Messiaserwartung wurde demnach von außen an Jesus herangetragen. Dabei betonen die Texte, dass er sich von falschen Erwartungen seiner Zeitgenossen abgegrenzt habe. So folgt dem Messiasbekenntnis des Petrus Jesu Hinweis auf sein notwendiges Erlösungsleiden (die erste Leidensankündigung im Markusevangelium).
 
Der Christustitel bezieht sich in den ältesten Bekenntnissätzen und Predigten der Urchristen immer auf Tod und Auferstehung Jesu, setzt sie also voraus und fasst ihre Heilsbedeutung zusammen. Von dieser nachösterlichen Perspektive aus zurückblickend erzählten die Urchristen die Geschichte des vorösterlichen Jesus. Nach {{B|Mk|1|11}} hat Gott sich bei der [[Taufe Jesu]] zu ihm bekannt und ihn als seinen geliebten Sohn erwählt. Auf dem Weg nach [[Jerusalem]] habe Jesus seine [[Jünger]] gefragt ({{B|Mk|8|27–30}}): „Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]], andere für [[Elija]], wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Darauf habe [[Simon Petrus]] als Erster geantwortet: Du bist der Christus! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.
Da die biblische Tradition Könige, Priester und einen Propheten Israels als von Gott Gesalbte bezeichnet,<ref name="ABDChrist" /> besagt der Christustitel im NT, dass Jesus alle drei Funktionen für sein Volk und die Völker ausübte und übernahm. Im Erzählzusammenhang wird die Messiaswürde Jesu durch sein Lehren und Entscheiden ([[Bergpredigt]]), Heilen und Retten ([[Wunder Jesu]]), vor allem aber durch seine stellvertretende Schuldübernahme veranschaulicht. Diese Rolle war im Tanach nicht vom Messias, aber vom Gottesknecht (Jes 53) angekündigt worden.
 
[[David S. du Toit|David du Toit]] meint, dass Jesus von Nazareth den Titel Messias nicht für sich beansprucht habe, aber seine Botschaft vom Gottesreich eng mit seiner Person verbunden und seine besondere Nähe zu Gott betont habe. Im nachösterlichen Bekenntnis der ersten Christen brachte der Messias-Titel insofern eine Kontinuität mit der Botschaft Jesu und der religiösen Tradition Israels zum Ausdruck.<ref>David du Toit: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 518.</ref> Im Blick auf die Wirkungsgeschichte stellt [[Wilfried Härle]] fest, dass der Hoheitstitel Christus schnell zum Bestandteil des Doppelnamens Jesus Christus verblasst sei. Er halte trotzdem den jüdischen Kontext, in dem Jesus von Nazareth lebte, in Erinnerung; hierin liege seine Bedeutung.<ref>Wilfried Härle: ''Dogmatik''. 5. überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, S. 306.</ref>
Der Christustitel bezieht sich in den ältesten Bekenntnissätzen und Predigten der Urchristen immer auf Tod und Auferstehung Jesu, setzt sie also voraus und fasst ihre Heilsbedeutung zusammen. Von dieser nachösterlichen Perspektive aus zurückblickend erzählten die Urchristen die Geschichte des vorösterlichen Jesus.
Nach {{B|Mk|1|11}} hat Gott sich bei der [[Taufe Jesu]] zu ihm bekannt und ihn als seinen geliebten Sohn erwählt. Auf dem Weg nach [[Jerusalem]] habe Jesus seine [[Jünger]] gefragt ({{B|Mk|8|27–30}}): „Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]], andere für [[Elija]], wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Darauf habe [[Simon Petrus]] als Erster geantwortet: Du bist der Christus! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.
 
=== Sohn Gottes ===
In der [[Hebräische Bibel|Hebräischen Bibel]] wurden himmlische Wesen ({{B|Ps|89|7}}) sowie Jerusalemer Könige ({{B|2 Sam|7|14}}; {{B|Ps|2|7}}) manchmal als „Söhne Gottes“ bezeichnet. Diese Bezeichnung für Herrscher war in der nichtjüdischen Umwelt weiter verbreitet. In jüdischen Texten aus hellenistischer Zeit konnten auch einzelne Gerechte „Söhne Gottes“ genannt werden;<ref name=":1">{{RGG|7|1416|1418|Sohn Gottes II. Als christologischer Titel im Neuen Testament|[[Martin Karrer]]}}</ref> ein Beispiel ist die Rede der Frevler im [[Buch der Weisheit]] ({{B|Weish|2|16-1816–18}}):<ref>Übersetzung: [[Wolfgang Kraus (Theologe)|Wolfgang Kraus]], Martin Karrer (Hrsg.): ''Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung''. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009, S. 1060.</ref>
<poem style="margin-left: 2em">
{{"|[Der arme Gerechte] prahlt, Gott sei sein Vater.
Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind,
Zeile 81 ⟶ 126:
wird er sich seiner annehmen.}}
</poem>
Die Erwartung eines Messias konnte sich mit „Sohn Gottes“ als Herrschertitel verbinden, doch zeigt die Auswertung der [[Schriftrollen vom Toten Meer]], dass dieses Phänomen weniger verbreitet war als von der älteren Forschung vermutet.<ref>Es gibt nur das Zitat von {{B|2 Sam|7|14}} in 4Q174 und „Sohn Gottes“ als Selbstbezeichnung eines (wahrscheinlich) nichtjüdischen Herrschers in 4Q246; im [[4. Buch Esra]] ist 7,28 als christliche Interpolation zu werten. Vgl. {{RGG|7|1416|1418|Sohn Gottes II. Als christologischer Titel im Neuen Testament|[[Martin Karrer]]}}</ref> In der neutestamentlichen Exegese ist umstritten, ob gegen Jesus von Nazareth der [[Blasphemie]]-Vorwurf erhoben wurde, er bezeichne sich in exklusiver Weise selbst als Sohn Gottes (vgl. {{B|Mk|14|61}}). Falls dies zutrifft, machten sich die ersten Christen diesen Titel zu eigen und interpretierteinterpretierten ihn in ihrem Sinne um.<ref name=":1" />
 
Die Paulusbriefe (z.&nbsp;B. {{B|Röm|1|3}}) und das Markusevangelium (z.&nbsp;B. {{B|Mk|15|39}}) verwenden vorzugsweise den Sohn-Gottes-Titel, um die Besonderheit ''dieses'' Messias gegenüber dem Judentum hervorzuheben. Die Adoptionsaussage Gottes im Zusammenhang der [[Taufe Jesu]] „Du bist mein geliebter Sohn“ ({{B|Mk|1|11}} par.) zitiert indirekt {{B|Ps|2}} („Mein Sohn bist du“), der auf ein Krönungsritual für israelitische Könige bezogen wird.<ref>[[Hyam Maccoby]]: ''Jesus und der jüdische Freiheitskampf'', Ahriman-Verlag, 1996, S. 87.</ref>
Zeile 88 ⟶ 133:
 
=== Gott ===
Den neutestamentlichen Schriften zufolge nannte sich Jesus nie selbst „Gott“. Im Johannesevangelium spricht [[Thomas (Apostel)|Thomas]] den Auferstandenen mit „Mein Herr und mein Gott!“ an ({{B|Joh|20|28}}). Sein Glaubensbekenntnis ist, so [[Johannes Beutler]], für die Komposition des vierten Evangeliums von besonderer Bedeutung. Denn Thomas stehe als Identifikationsfigur für die Christen, die Jesus zu Lebzeiten nicht kannten, durch die Osterbotschaft anderer Christen missioniert wurden und dann zu einem eigenen Osterglauben vorstießen. Das Thomasbekenntnis in Joh 20,28 weist zurück auf den [[Evangelium nach Johannes|Johannesprolog]] ({{B|Joh|1|1}}; {{B|Joh|1|18}}), so dass das Thema der Gottheit Christi dieses Evangelium rahmt.<ref>Johannes Beutler: ''Das Johannesevangelium''. Herder, 2. Aufl. Freiburg/Basel/Wien 2016, S. 530f530 f. und 535.</ref>
 
Auch in mehreren Briefen wird Jesus ausdrücklich als Gott bezeichnet:
Auch in mehreren Briefen wird Jesus ausdrücklich als Gott bezeichnet: „… in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist der wahre Gott und ewiges Leben“ ({{B|1 Joh|5|20}}); „das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus“ ({{B|Tit|2|13}}). Weitere in diese Richtung zielende Aussagen finden sich in {{B|Kol|2|2}}; {{B|Hebr|1|8–10}}; {{B|2 Petr|1|1}}. Aus diesem exegetischen Befund folgert der Dogmatiker [[Horst Georg Pöhlmann]], dass das Neue Testament Jesus als Gott bezeichne.<ref>Horst Georg Pöhlmann: ''Abriß der Dogmatik. Ein Kompendium''.<sup>4</sup>1973, S. 236.</ref>
 
* „in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist der wahre Gott und ewiges Leben“ ({{B|1 Joh|5|20}});
Eine Gleichsetzung von Jesus mit Gott wird mehrmals auch indirekt ausgedrückt, indem Aussagen wie „Ich bin das Alpha und das Omega“ sowohl im Mund Gottes als auch im Mund Jesu erscheinen ({{B|Offb|1|8}}; {{B|Offb|22|13}}).<ref>Dass hier Jesus spricht, ergibt sich aus {{B|Offb|22|12+20}}. Weitere Gleichsetzungen besprochen bei [[Franz Graf-Stuhlhofer]]: ''Jesus Christus – Gottes Sohn''. Leun <sup>3</sup>2012, S. 24–31; zu den direkten Aussagen S. 39–41.</ref> Siehe auch: [[Trinität]].
* „das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus“ ({{B|Tit|2|13}}, Paulusschule).
* Weitere in diese Richtung zielende Aussagen finden sich in {{B|Kol|2|2}}; {{B|Hebr|1|8–10}}; {{B|2 Petr|1|1}}.
An einigen anderen Stellen wird Jesus mit Gott auf die gleiche Ebene gesetzt:
 
* „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein“ ({{B|Phil|2|6}}). Bei seiner [[Menschwerdung Gottes|Menschwerdung]] hat Jesus demnach verändert; zuvor aber war er Gott gleich. Dieser Vers stammt nicht von Paulus selbst, sondern geht auf einen [[Philipperhymnus|vorpaulinischen Hymnus]] zurück. Damit ist der Vers sehr bedeutsam, weil er wohl in die 40er-Jahre (spätestens aus den 50er-Jahren) des ersten Jahrhunderts zu datieren ist und damit sehr nahe an die Lebenszeit Jesu heranreicht.
=== Hoherpriester ===
* „So haben wir doch nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles und wir sind durch ihn“ ({{B|1 Kor|8|6}}).
[[Datei:Apse interior mosaics - Cathedral of Monreale - Italy 2015.JPG|mini|[[Pantokrator|Christus Pantokrator]], darunter die in den Himmel aufgenommene [[Maria (Mutter Jesu)|Muttergottes]] auf dem Thron mit dem segnenden Christuskind. Die Stola weist Christus neben seiner Rolle als Gott und Herrscher des Alls auch als Priester aus ([[Kathedrale von Monreale]], zweite Hälfte 12. Jhd.)]]
* „Wir verkünden es aufrichtig, von Gott her und vor Gott in Christus“ ({{B|2 Kor|2|17}}).
Gemäß dem [[Brief an die Hebräer|Hebräerbrief]] ab Kapitel {{BB|Heb|2}} läuft das levitische Priestertum im [[Christentum|Neuen Bund]] aus ({{B|Heb|7|18–22}}) und Jesus gilt unter Bezugnahme auf Psalm 110,4 ({{B|Ps|110|4}}) als neuer „Apostel und [[Hohepriester]]“ ({{B|Heb|3|1}}) „nach der Ordnung [[Melchisedek]]s“ ({{B|Heb|5|6}}).
* „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ ({{B|2 Kor|13|13}})
* „In ihm (Jesus) wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ ({{B|Kol|2|9}}). Vgl. {{B|Kol|1|19}}
 
Die Deutung der [[Doxologie]] in {{B|Röm|9|5}} stellt ein exegetisches Problem dar; ob [[Paulus von Tarsus]] Jesus Christus hier als Gott bezeichnet, ist nämlich eine Frage der Zeichensetzung. Zum Vergleich die traditionelle Übersetzung (hier nach der [[Lutherbibel]] von 1912) und die Übersetzung aufgrund der neueren exegetischen Diskussion (hier nach der Lutherbibel 2017, ebenso aber auch die [[Einheitsübersetzung]], die [[Zürcher Bibel]] und weitere):<ref>Zur Fachdiskussion vgl. [[Ulrich Wilckens]]: ''Der Brief an die Römer''. Teilband 2: Röm 6–11 (= ''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar]]''. Band 6/2). Zürich/Neukirchen-Vluyn 1980, S. 189: „In V.5b folgt eine Doxologie, von der umstritten ist, ob sie sich auf Christus (I) bezieht oder auf Gott (II) … Die Gründe für II und gegen I dominieren stark.“ Knapp hierzu auch: [[Peter Stuhlmacher]]: ''Der Brief an die Römer'' (= ''Das Neue Testament Deutsch'', Neubearbeitung. Band 6). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 131. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00052894_00136.html?prox=true&phone=true&ngram=true&context=Stuhlmacher&hl=scan&fulltext=Stuhlmacher&mode=simple Online])</ref>
=== Menschensohn ===
Der Titel [[Menschensohn]] bezieht sich im [[Buch Daniel]] auf einen Heilsmittler der Endzeit. In der Vision vom Endgericht erscheint er nicht mehr als Nachkomme Davids und irdischer König, sondern als Himmelswesen. Er werde Gottes Reich verkörpern und durchsetzen, nachdem Gott selbst das Endgericht über alle irdische Gewaltherrschaft vollzogen habe. Daraufhin würden alle Menschen ihm dienen, und sein Reich werde ewig sein ({{B|Dan|7|2–14}}).
 
* (die Israeliten), „aus welchen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit.“ (1912)
Damit hielt die jüdische [[Apokalyptik]] in einer Situation der äußersten Existenzbedrohung des Judentums die früheren prophetischen Verheißungen fest, die vom Messias den [[Weltfrieden|Völkerfrieden]] erwartet hatten. Dieser wurde nun nicht mehr als innergeschichtliche Entwicklung, sondern erst vom Kommen Gottes zum Endgericht, also zugleich mit dem Ende der Weltgeschichte, erhofft.
* (die Israeliten), „aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über alles, sei gelobt in Ewigkeit.“ (2017)
 
Eine Gleichsetzung von Jesus mit Gott wird in der [[Offenbarung des Johannes|Johannesoffenbarung]] indirekt ausgedrückt, indem Aussagen wie „Ich bin das Alpha und das Omega“ sowohl im Mund Gottes als auch im Mund Jesu erscheinen ({{B|Offb|1|8}}; {{B|Offb|22|13}}).<ref>Dass hier Jesus spricht, ergibt sich aus {{B|Offb|22|12+20}}. Weitere Gleichsetzungen besprochen bei [[Franz Graf-Stuhlhofer]]: ''Jesus Christus – Gottes Sohn''. Leun <sup>3</sup>2012, S. 24–31; zu den direkten Aussagen S. 39–41.</ref>
Der Menschensohntitel taucht im NT bis auf eine Ausnahme {{Bibel|Apg|7|56}} nur in wörtlicher Rede Jesu auf. In Texten, die der hypothetischen [[Logienquelle]] zugeordnet werden, redet er stets in der dritten Person vom kommenden Menschensohn. Die Frage, ob er sich oder einen anderen meinte, gehört zu den wichtigsten Streitthemen der NT-Forschung.
 
=== Menschensohn ===
Bei Markus nimmt Jesus schon in Galiläa die Vollmacht des Menschensohns in Anspruch, um Sünden zu vergeben {{Bibel|Mk|2|10}} und am Sabbat zu heilen {{Bibel|Mk|2|28}}. Später kündigt er die Auslieferung des Menschensohns an seine Feinde an {{Bibel|Mk|8|31}}. Nach {{B|Mk|10|35–45}} sei der Menschensohn zum Dienen, nicht zum Herrschen, und zur Hingabe seines Lebens „für viele“ gekommen: Dieser Ausdruck spielt auf {{B|Jes|53}} an, verbindet also die Menschensohnerwartung mit der Verheißung des leidenden Gottesknechts.
[[Menschensohn]], {{grcS|ὁ υἱὸς τοὺ ἀνθρώπου &lrm; |ho hyiòs toù antrṓpou}} „der Sohn des Menschen“ stellt im Koine-Griechischen eine ungewöhnliche Formulierung dar. Es ist ein Semitismus; der entsprechende aramäische Begriff Bar–Naschaʾ bedeutet ganz allgemein „der/jeder Mensch; jemand“. Wenn ein Sprecher des Aramäischen ihn auf sich selbst anwandte, wie das für Jesus nach Darstellung der Evangelien typisch war, so hieß das „jemand wie ich, in meiner Lage.“<ref>David du Toit: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 521f.</ref>
 
Im [[Buch Daniel]] wird ein Himmelswesen in der Vision vom Endgericht als „der Menschensohn“ bezeichnet.<ref>[[Herbert Niehr]]: ''Das Buch Daniel''. In: Christian Frevel (Hrsg.): ''Einleitung in das Alte Testament''. 9., aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 618–629, hier S. 625: Völkerengel, Mittler zwischen Gott und Welt, himmlisches Wesen.</ref> Er steht in der Bildersprache dieser Vision für ein Kollektiv, das „Volk des Heiligen des Höchsten“, bzw. das endzeitliche Israel ({{B|Dan|7|27}}). Sowohl im [[Äthiopisches Henochbuch|1. Henochbuch]] als auch im [[4. Buch Esra]] wird die danielische Menschensohn-Figur zu einer endzeitlichen Richtergestalt weiterentwickelt. In der neutestamentlichen Exegese besteht heute in zwei Punkten Konsens: 1. Es gab zur Zeit Jesu bzw. des neuen Testaments nicht „die“ jüdische Menschensohn-Vorstellung, sondern eine Vielfalt an Konzepten; 2. Die Bilderreden des Henochbuchs wurden etwa gleichzeitig zu den Evangelien niedergeschrieben (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.); eine traditionsgeschichtliche Abhängigkeit der Evangelien hiervon ist unwahrscheinlich.<ref>David du Toit: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 523.</ref>
Das Sterben des Menschensohns war in Daniels Vision nicht vorgesehen, weil er dort erst erscheint, nachdem Gott Israels Feinde besiegt hat. Die apokalyptische Umkehr der Machtverhältnisse nach dem Endgericht wird im NT also vom vorherigen stellvertretenden Leiden des Stellvertreters Gottes für Israel abhängig gemacht. Darum konnten die Urchristen Jesu Sterben später als der Menschheit dienenden Machtverzicht des Sohnes Gottes {{Bibel|Phil|2|7}} und stellvertretende Übernahme des Endgerichts {{Bibel|Mk|15|34}} deuten.
 
Der Menschensohntitel taucht im Neuen Testament bis auf eine Ausnahme {{Bibel|Apg|7|56}} nur in wörtlicher Rede Jesu auf. In Texten, die der hypothetischen [[Logienquelle]] zugeordnet werden, redet er stets in der dritten Person vom kommenden Menschensohn. Die Frage, ob er sich oder einen anderen meinte, gehört zu den schwierigsten Problemen der neutestamentlichen Exegese.
In den Reden über das Endgericht ({{B|Mk|13}}, {{B|Mt|25|}}, {{B|Lk|21}}, {{B|Joh|3}} {{B|Joh|5|19–30}}) erscheint der Menschensohn als Weltrichter. Er vertritt also Gott selbst in dieser Funktion.
 
Bei Markus nimmt Jesus schon in Galiläa die Vollmacht des Menschensohns in Anspruch, um Sünden zu vergeben {{Bibel|Mk|2|10}} und am Sabbat zu heilen {{Bibel|Mk|2|28}}. Später kündigt er die Auslieferung des Menschensohns an seine Feinde an {{Bibel|Mk|8|31}}. Nach {{B|Mk|10|35–45}} sei der Menschensohn zum Dienen, nicht zum Herrschen, und zur Hingabe seines Lebens „für viele“ gekommen: Dieser Ausdruck spielt auf {{B|Jes|53}} an, verbindet also die Menschensohnerwartung mit der Verheißung des leidenden Gottesknechts. In den Reden über das Endgericht ({{B|Mk|13}}, {{B|Mt|25|}}, {{B|Lk|21}}, {{B|Joh|3}} {{B|Joh|5|19–30}}) erscheint der Menschensohn als Weltrichter. Er vertritt also Gott selbst in dieser Funktion. In der Apostelgeschichte bekennt sich [[Stephanus]] zum erhöhten Menschensohn {{Bibel|Apg|7|56}} und erleidet dafür die Todesstrafe der [[Steinigung]].
Nach Ostern ersetzte die [[Jerusalemer Urgemeinde]] den Menschensohntitel durch den Kyrios-Titel, um Jesu Erhöhung an Gottes Seite auszudrücken. Nur [[Stephanus]] bekannte sich zum erhöhten Menschensohn {{Bibel|Apg|7|56}} und wurde dafür vom [[Sanhedrin]] zu Tode [[Steinigung|gesteinigt]].
 
Folgende Interpretationen werden vertreten:<ref>Hier referiert nach: David du Toit: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 523–525.</ref>
=== Kyrios ===
Der Titel ''[[Kyrios (Christentum)|Kyrios]]'' (griechisch für „Herr“) kommt bezogen auf Jesus in fast allen Schriften des Neuen Testaments außer den Johannesbriefen und dem Titusbrief vor. In den synoptischen Evangelien wird Jesus von Nazareth von seinen Gesprächspartnern häufig als „Herr“ angeredet; ''kyrie'' war eine übliche respektvolle Anrede und das griechische Äquivalent für die hebräischen bzw. aramäischen Titel ''rab(bi)'' und ''mar(i)''.<ref>Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' Göttingen 1998, S. 340–342.</ref> Der Titel spielt bei Markus und Matthäus eine eher untergeordnete Rolle, wird aber von Lukas häufig verwandt ({{B|Lk|1|43}}, {{B|Lk|2|11}}, {{B|Lk|24|34}}, {{B|Lk|1|76}}).<ref>Petr Pokorny: ''Theologie der lukanischen Schriften'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999, S. 116.</ref>
 
* [[Rudolf Bultmann]], [[Jürgen Becker (Theologe)|Jürgen Becker]] u. a.: Jesus von Nazareth meinte mit dem Menschensohn nicht sich selbst, sondern eine endzeitliche Gestalt. Nach Ostern identifizierte die Urgemeinde den Auferstandenen mit dem Menschensohn.
Im zeitgenössischen Judentum wurde der Gottesname [[JHWH]] aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen und stattdessen das Ersatzwort [[Adonai]] gelesen. Die jüdischen Übersetzer der Bibel ins Griechische ([[Septuaginta]]) verwandten im 1. Jahrhundert noch Ersatzformen für den Gottesnamen; gelesen wurde aber wohl durchgängig „Kyrios“ an diesen Stellen.<ref>P. Maiberger, Artikel ''„Herr“ (AT)'', NBL Bd. 2, Spalte 127. Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' Göttingen 1998, S. 344.</ref> Das hebräische ''Adonai'' und aramäische ''[[Mar (Titel)|Mar]]'' wurden im weltlichen und geistlichen Kontext verwendet. So werden im [[Genesis-Apokryphon]], das zu den [[Schriftrollen vom Toten Meer]] gehört, Menschen und Gott ohne sprachlichen Unterschied als „Mar“ angesprochen.
* [[Philipp Vielhauer]], Norman Perrin u. a.: Der Menschensohn-Titel ist nachösterlich und wurde unter dem Einfluss der Bilderreden im 1. Henochbuch (siehe oben) für Jesus Christus geprägt; diese Theorie wird nur noch selten vertreten.
* [[Géza Vermes|Geza Vermes]], [[Joseph Fitzmyer]], Mogens Müller u. a.: Ausgehend vom aramäischen Sprachgebrauch nimmt man an, dass Jesus von Nazareth Aussagen über den „Menschen an sich“ machte, der z. B. heimatlos sei oder der selbst über den Sabbat bestimmen könne – und nicht der Sabbat über ihn. Die Urchristen nahmen diese für Jesus typische Redeweise und bezeichneten zunächst den endzeitlichen Richter, später auch auf den Gekreuzigten und Auferstandenen als Menschensohn.
* [[James D. G. Dunn]], Maurice Casey u. a.: Jesus von Nazareth bezeichnete sich in einer qualifizierten Weise selbst als Menschensohn; hier liegen authentische Jesusworte vor. Jesus habe beansprucht, im Endgericht selbst als Zeuge (nicht Richter) aufzutreten.
* [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]], [[Jens Schröter (Theologe)|Jens Schröter]], Larry Hurtado u. a.: Jesus von Nazareth bezeichnete sich selbst als Menschensohn und beanspruchte damit eine besondere Vollmacht. In diesem Sinn werden die verfolgten Jünger des Menschensohns selig gepriesen; die nachösterliche Christologie knüpft demnach zu Recht an diesem Selbstverständnis des Nazareners an.
 
=== Sohn Davids ===
[[Wilhelm Bousset]] sah den Titelgebrauch bei hellenistischen Urchristen von griechischen [[Mysterienkult]]en her beeinflusst, deren Anhänger ihre Kultgötter als „Kyrios“ anriefen. Die Jerusalemer Urgemeinde habe ihn nicht verwendet.<ref>Wilhelm Bousset: ''Kyrios Christos – Geschichte des Christusglaubens von den Anfängen des Christentums bis Irenäus.'' Vandenhoeck & Ruprecht, 5. Auflage. 1965, S. 75–84.</ref> [[Oscar Cullmann]] dagegen verwies auf den religiösen Gebrauch des Titels auch im Judentum: Die Urgemeinde habe ihn daher ebenfalls verwendet.<ref>Oscar Cullmann: ''Die Christologie des Neuen Testaments.'' Mohr Siebeck, 5. Auflage. Tübingen 1975, S. 200ff; so auch Werner Georg Kümmel: ''Die Theologie des Neuen Testaments nach seinen Hauptzeugen Jesus, Paulus, Johannes'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1969, S. 99–103.</ref>
Als „Sohn Davids“ wird ein Nachfahre von König [[David]] bezeichnet. Auf David bezogen sich in der Hebräischen Bibel verschiedene Traditionen.<ref name="NBLMessias">{{Literatur |Autor=Bernhard Lang, Dieter Zeller |Hrsg=Manfred Görg, Bernhard Lang |Titel=Messias/Christus |Sammelwerk=Neues Bibel-Lexikon |Band=2 |Verlag=Benziger |Ort=Zürich |Datum=1995 |ISBN=3-545-23075-9 |Seiten=782–785}}</ref> Das [[Buch Samuel]] stellte ihn als Eroberer und Begründer eines großen Reiches dar ([[Davidisch-salomonisches Großreich]]); er erhielt {{B|2 Sam|7|13f}} zufolge die Zusage ewiger Thronfolge, nachdem er den Wunsch geäußert hatte, [[JHWH]] in Jerusalem einen Tempel zu erbauen.<ref>Thilo Alexander Rudnig: ''König ohne Tempel. 2 Samuel 7 in Tradition und Redaktion''. In: ''Vetus Testamentum'' 61/3 (2011), S. 426–446.</ref> Dies habe dann sein Sohn Salomo verwirklicht. Das später verfasste [[Buch der Chronik]] steigert die Bedeutung Davids als Vorbereiter des Tempelbaus und Organisator des Tempelkults, so dass Salomo hauptsächlich die Pläne seines königlichen Vaters ausführt.<ref>[[Georg Steins]]: ''Die Bücher der Chronik''. In: [[Christian Frevel]] (Hrsg.): ''Einleitung in das Alte Testament''. 9., aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 312–330.</ref> Daran knüpfte die Exilsprophetie nach dem Untergang des Königtums an: Der Messias wurde als später „Spross“ der Davidsdynastie erhofft ({{B|Jes|11|1}}). In {{B|Mt|1|6–17}} werden die Vorfahren Jesu aus dem Geschlecht Davids genau aufgelistet und in einen historischen Bezug gesetzt.
 
Unter den Schriftrollen vom Toten Meer gibt es einen Text, die dieses Messiasbild mit der vom Volk erhofften gerechten Rechtsprechung für die Armen und Heilung der Kranken verbindet:<ref name="NBLMessias" /> Die sogenannte messianische Apokalypse 4Q521 zählt aus den Psalmen und dem Buch Jesaja Wohltaten auf, die der Messias für die notleidende Bevölkerung vollbringt, und verbindet sie mit der Hoffnung auf Auferstehung. Hier besteht eine Parallele zu {{B|Lk|7|22}}/{{B|Mt|11|5}}. [[Daniel Stökl Ben Ezra]] vermutet eine gemeinsame schriftliche Vorlage. Allerdings kann sich der fragmentarisch erhaltene Text 4Q521 statt auf einen auch auf mehrere Messiasse beziehen.<ref>Daniel Stökl Ben Ezra: ''Qumran. Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum''. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 325f.</ref> Wo Jesus im Neuen Testament Sohn Davids genannt wird, stehen derartige Erwartungen im Vordergrund. Dem hat Jesus nicht widersprochen ({{B|Mk|10|46–52}}).
Die besonders alte urchristliche liturgische Formel [[Maranatha]] ({{B|1 Kor|16|22}}) ist die Transliteration eines aramäischen Satzes; die Verbform kann dabei als Imperativ oder Perfekt aufgefasst werden:
* „Unser Herr, komm!“ Die Gemeinde betet um das endzeitliche Kommen ihres Herrn, oder
* „Unser Herr ist gekommen!“ Jesus ist als Herr in der versammelten Gemeinde präsent.
Wegen {{B|Offb|22|20}} ist die erste Möglichkeit wahrscheinlicher.<ref>{{RGG|5|778|779|Maranatha|Raymond Collins}}</ref> Der liturgische Ruf Maranatha gilt als einer der frühesten Glaubenssätze aus der Urgemeinde neben {{B|Phil|2|11}} („Jesus Christus ist der Herr!“).
 
Die neutestamentlichen Davidssohn-Texte zeigen Jesus oft als Heiler und Exorzisten. In zeitgenössischen Texten wie dem [[Buch der Weisheit]] ({{B|Weish|7|20}}) wird Davids Sohn und Nachfolger Salomo Kenntnis von Heilpflanzen und Macht über Dämonen zugeschrieben. Jesus wäre dann als eine Art neuer Salomo wahrgenommen worden. Indes gab es wohl auch Diskussionen darüber, ob Jesus von Nazareth denn aus davidischer Familie stammte. Die Urchristen reagierten einerseits darauf, indem sie einen Stammbaum für Jesus erstellten, andererseits, in dem sie ein Streitgespräch Jesu mit seinen Gegnern überlieferten, in dem Jesus nachwies, dass der Messias kein Nachfahre, sondern Vorfahre Davids und diesem übergeordnet sei ({{B|Mk|12|35f}}).<ref>[[David du Toit]]: ''Christologische Hoheitstitel''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 515–526, hier S. 525f.</ref>
Im Neuen Testament bezieht sich der Kyrios-Titel auf die Heiligkeit, Machtfülle und Weltherrschaft Jesu Christi. Besonders {{B|Ps|110|1}} wurde zur Übertragung des Titels von Gott auf Jesus herangezogen (vgl. {{B|Mt|22|44}}):<ref>K. Woschitz: ''Art. „Herr“ (NT)'', NBL, Bd. 2, Spalte 129.</ref>
{{Zitat|So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter deine Füße.}}
 
=== Weitere Titel Christi ===
Im zeitgenössischen griechischsprachigen Judentum, zum Beispiel bei [[Flavius Josephus]], wurde der eine Gott Israels oft als {{grcS|δεσπότης &lrm; |despótēs}} „Gebieter“ bezeichnet; auch dieser Titel wird im Neuen Testament auf Jesus übertragen ({{B|2 Petr|2|1}}). Hier bereitet sich eine Allherrscher-Christologie vor (Christus als [[Pantokrator]]).<ref name=":0" />
 
==== Logos ====
Der Messias ist in der jüdischen Tradition ein von Gott erwählter, aber sterblicher Mensch. Dass Juden, die an Jesus als Messias glaubten (siehe [[Messianische Juden]]), ihn wie Gott als Kyrios anriefen, ist für [[Bertold Klappert]] ein Indiz dafür, dass der historische Jesus den Titel des kommenden Menschensohns von {{B|Daniel|7}} verwendet habe. Weil man respektierte, dass Jesus sich vor Ostern so nannte und nun zu Gott erhöht worden war, habe der Kyriostitel den Menschensohntitel nach Ostern ersetzt.<ref>Bertold Klappert: ''Die Auferweckung des Gekreuzigten: Der Ansatz der Christologie Karl Barths im Zusammenhang der Christologie der Gegenwart.'' Neukirchener Verlag, 3. Auflage. 1981, ISBN 3-7887-0429-2, S. 141, Anmerkung 11.</ref>
{{Hauptartikel|Logos#Christentum|titel1=„Christentum“ im Artikel Logos}}
Der Titel ''[[Logos]]'' {{lang|grc|λόγος}} kennzeichnet im NT den [[Evangelium nach Johannes#Prolog und Aufbau|Johannesprolog]] ({{B|Joh|1|1.14}}). Der Autor – wahrscheinlich der Evangelist – übersetzte hier zum einen das hebräische ''dabar'' für Gottes unmittelbar wirkende Rede im Tanach mit einem Zentralbegriff der [[Griechische Philosophie|griechischen Philosophie]], zum anderen – und das ist einzigartig – identifizierte er ihn mit der Person des Heilsmittlers und bezog ihn auf dessen [[Präexistenz Christi|Präexistenz]] vor der Schöpfung.
 
Diese Gleichsetzung unterscheidet den Begriff nach [[Hans Conzelmann (Theologe)|Hans Conzelmann]] auch von den Begriffen [[Gottebenbildlichkeit|Ebenbild]] oder Bild Gottes ''{{lang|grc|εἰκών}}'' ({{B|2 Kor|4|4}}) und [[Weisheit]] ({{B|1 Kor|1|30}}) für Jesus bei Paulus.
=== Lamm Gottes ===
 
==== Hoherpriester ====
[[Datei:Christus Pantokrator (37685046746).jpg|mini|[[Pantokrator|Christus Pantokrator]]. Die Stola weist Christus neben seiner Rolle als Gott und Herrscher des Alls auch als Priester aus ([[Kathedrale von Monreale]], zweite Hälfte 12. Jhd.)]]
Gemäß dem [[Brief an die Hebräer|Hebräerbrief]] ab Kapitel {{BB|Heb|2}} läuft das levitische Priestertum im [[Christentum|Neuen Bund]] aus ({{B|Heb|7|18–22}}) und Jesus gilt unter Bezugnahme auf Psalm 110,4 ({{B|Ps|110|4}}) als neuer „Apostel und [[Hohepriester]]“ ({{B|Heb|3|1}}) „nach der Ordnung [[Melchisedek]]s“ ({{B|Heb|5|6}}).
 
==== Lamm Gottes ====
{{Hauptartikel|Agnus Dei}}
[[Datei:Mosaic in Santa Prassede - Theodora, Agnus Dei.JPG|mini|Frühe Mosaikdarstellung des Lamm Gottes in der Basilika [[Santa Prassede]]]]
 
[[Johannes der Täufer]] bezeichnet Jesus im Johannesevangelium als [[Lamm Gottes]] ({{grcS|ἀμνός &lrm; |amnós}}), das die Sünde der Welt trägt ({{B|Joh|1|29}}). Für diese Formulierung werden meist drei alternative Deutungen vorgeschlagen:<ref>[[Johannes Beutler]]: ''Das Johannesevangelium''. Herder, 2. Aufl. Freiburg/Basel/Wien 2016, S. 104.</ref>
 
* Bezeichnung für eine endzeitliche messianische Figur, wie sie in apokalyptischer Literatur<ref>Zum Beispiel: TestJos 19,8; äthHen 90,38.</ref> erwähnt wird;
* [[Passahlamm]] – hierfür spricht die Bedeutung, die das [[Passahfest]] für die Passionsgeschichte nach Johannes hat (der Tod Jesu wird mit dem Zeitpunkt des Schlachtens der Pessachlämmer im Tempel synchronisiert {{Bibel|Joh|19|14.31–36}});<ref>Rainer Metzner: ''Das Verständnis der Sünde im Johannesevangelium.'' Humboldt-Universität Berlin, 1998, S. 143–155.</ref>
* das im Vierten [[Gottesknechtslieder|Gottesknechtslied]] erwähnte Lamm ({{B|Jes|53|7}}), welches den Gottesknecht selbst symbolisiert.
 
[[Martin Hasitschka]] lehnt die genannten gängigen Deutungen ab und hält den Titel für ein allgemein verbreitetes Symbol der Macht- und Wehrlosigkeit.<ref>Martin Hasitschka: ''Befreiung von Sünde nach dem Johannesevangelium.'' Tyrolia-Verlag, 1989, S. 112ff und 233ff</ref>
 
[[Paulus von Tarsus]] bezeichnete Jesus Christus als Passalamm, das geopfert wurde ({{B|1 Kor|5|7}}). In {{B|1 Petr|1|18–19}} wird Christus mit einem fehlerlosen Opferlamm verglichen, dessen Blut erlösende Kraft habe. In der Johannesoffenbarung ist „Lamm“ ({{grcS|ἀρνίον &lrm; |arníon}}) der bevorzugt verwendete Titel Christi ({{B|Offb|5|6}} und öfter); er verbindet das Konzept des tödlich verletzten Opfertiers mit dem des siegreich vorangehenden, mit Gott verbundenen Messias.<ref>{{RGG|5|49|51|Lamm (Gottes)|[[Marco Frenschkowski]]}}</ref> Der hier gebrauchte Begriff ''arníon'' legt für einige Exegeten die Vorstellung eines kräftigen, angriffsbereiten jungen Widders nahe.<ref name=":0">{{EncBibleReception|5|199|202|Christological Titles I. New Testament|[[Martin Karrer]]}}</ref><ref>Hans Conzelmann: ''Grundriss der Theologie des Neuen Testaments.'' Christian Kaiser Verlag, München 1967, S. 363–367.</ref>
 
=== Logos ===
{{Hauptartikel|Logos#Christentum|titel1=„Christentum“ im Artikel Logos}}
Der Titel ''[[Logos]]'' {{lang|grc|λόγος}} kennzeichnet im NT den [[Evangelium nach Johannes#Prolog und Aufbau|Johannesprolog]] ({{B|Joh|1|1.14}}). Der Autor – wahrscheinlich der Evangelist – übersetzte hier zum einen das hebräische ''dabar'' für Gottes unmittelbar wirkende Rede im Tanach mit einem Zentralbegriff der [[Griechische Philosophie|griechischen Philosophie]], zum anderen – und das ist einzigartig – identifizierte er ihn mit der Person des Heilsmittlers und bezog ihn auf dessen [[Präexistenz Christi|Präexistenz]] vor der Schöpfung.
 
Diese Gleichsetzung unterscheidet den Begriff nach [[Hans Conzelmann (Theologe)|Hans Conzelmann]] auch von den Begriffen [[Gottebenbildlichkeit|Ebenbild]] oder Bild Gottes ''{{lang|grc|εἰκών}}'' ({{B|2 Kor|4|4}}) und [[Weisheit]] ({{B|1 Kor|1|30}}) für Jesus bei Paulus.<ref>Hans Conzelmann: ''Grundriss der Theologie des Neuen Testaments.'' Christian Kaiser Verlag, München 1967, S. 363–367.</ref>
 
=== Zweiter oder letzter Adam ===
Paulus nennt Jesus den „zweiten“ oder „letzten [[Adam und Eva|Adam]]“ und bezieht ihn damit auf den ersten Menschen in der biblischen [[Genesis (Bibel)#Schöpfungsgeschichte|Schöpfungsgeschichte]]. Er beschreibt ihn nicht als seinen Nachkommen, sondern als heilenden Gegensatz: Gegenüber dem aus Erde geschaffenen, durch seine Sünde den Tod für die Menschen auslösenden Adam ({{B|Röm|5|12}}) komme Jesus „vom Himmel“ ({{B|1 Kor|15|47}}) und habe den Tod für die Menschen überwunden ({{B|Röm|5|17f}}). Im Gegensatz zur irdischen ({{B|1 Kor|15|45}}) verkörpere Jesus die [[pneuma]]tische Existenzform, die er selbst wirkend erschaffe ({{B|1 Kor|15|47}}). Wie Adam zum Stammvater der sündigen Menschheit geworden sei, so gehe aus Jesus die himmlische Gemeinde als [[Leib Christi]] hervor ({{B|1 Kor|15|48}}; vgl. {{B|Kol|1|18}}).
 
==== WeitereZweiter Titeloder undletzter AttributeAdam ====
Paulus nennt Jesus den „zweiten“ oder „letzten [[Adam und Eva|Adam]]“ und bezieht ihn damit auf den ersten Menschen in der biblischen [[Genesis (Bibel)|Schöpfungsgeschichte]]. Er beschreibt ihn nicht als seinen Nachkommen, sondern als heilenden Gegensatz: Gegenüber dem aus Erde geschaffenen, durch seine Sünde den Tod für die Menschen auslösenden Adam ({{B|Röm|5|12}}) komme Jesus „vom Himmel“ ({{B|1 Kor|15|47}}) und habe den Tod für die Menschen überwunden ({{B|Röm|5|17f}}). Im Gegensatz zur irdischen ({{B|1 Kor|15|45}}) verkörpere Jesus die [[pneuma]]tische Existenzform, die er selbst wirkend erschaffe ({{B|1 Kor|15|47}}). Wie Adam zum Stammvater der sündigen Menschheit geworden sei, so gehe aus Jesus die himmlische Gemeinde als [[Leib Christi]] hervor ({{B|1 Kor|15|48}}; vgl. {{B|Kol|1|18}}).[[Datei:Icon with Christ the Vine (16th c.) (8384468942).jpg|mini|Ikone ''Christus, der Weinstock'' (Angelos Akotantos, Kreta, 16. Jahrhundert). Museum für Byzantinische und Christliche Kunst, Athen]]
[[Datei:Christus als Guter Hirte, Pfarrkirche Zum Guten Hirten (Wien-Hietzing) 03 cropped.jpg|mini|[[Pfarrkirche Zum Guten Hirten (Wien)]]: Christus als [[Guter Hirte]] des slowakischen Bildhauers Otto Čičatka (1914–1994)]]
 
Zudem finden sich im NT weitere Titel und Attribute für Jesus Christus:
Zeile 166 ⟶ 214:
* Bruder ({{B|Hebr|2|11}})
* Ebenbild Gottes ({{B|Kol|1|15}})
* [[Eckstein#ÜbertrageneSymbolische Bedeutung|Eckstein]] ({{B|Eph|2|20}})
* [[Eingeborener Sohn]] ({{B|Joh|1|14.18|Lut}}; {{BB|Joh|3|16.18|Lut}} und {{BB|1 Joh|4|9|Lut}})
* [[Erstgeborener]] (der Schöpfung: {{B|Kol|1|15}}; von den Toten: {{B|Offb|1|5}})
Zeile 177 ⟶ 225:
* [[Immanuel]] („Gott-mit-uns“, {{B|Mt|1|23}})
* Knecht (Gottes {{B|Apg|3|13}})
* [[Christus König|König]] ({{B|Joh|18|37}}; {{BB|Joh|19|3}}; {{B|Lk|19|38}})
* [[Ich bin die Auferstehung und das Leben|Leben]]/Lebendiger ({{B|Joh|11|25}})
* Lehrer, Meister ({{B|Joh|13|13}})
* [[Licht der Welt]] ({{B|Joh|8|12}})
* Mittler (zwischen Gott und Mensch: {{B|1 Tim|2|5}})<ref>Dieser im Neuen Testament nur marginal für Jesus Christus verwendete Begriff gewann in der Theologiegeschichte konfessionsübergreifend erhebliche Bedeutung. Vgl. Wilfried Härle: ''Dogmatik''. 5. überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, S. 316f.</ref>
* Mittler (zwischen Gott und Mensch: {{B|1 Tim|2|5}})
* [[Morgenstern#Christus als MorgensternChristentum|Morgenstern]], strahlender ({{B|Offb|22|16}})
* [[Prophet]] ({{B|Joh|6|14}})
* [[Rabbi (Gelehrter)|Rabbi]] ({{B|Joh|1|38}})
Zeile 196 ⟶ 244:
 
== Leiden und Kreuzestod ==
{{Hauptartikel|Jesus von Nazareth#Ereignisse am Lebensende|Passion Jesu| titel1=Jesus von Nazareth: Ereignisse am Lebensende}}
 
Der Tod Jesu Christi war für die Urchristen ebenso zentrales Glaubensthema wie seine Auferweckung. Frühe Credoformeln nennen beide Daten immer miteinander. Sie deuten den Tod sprachlich variabel, aber inhaltlich übereinstimmend als Hingabe Jesu bzw. Gottes für seine Anhänger, sein Volk und alle Menschen. Schlüssel dazu waren die [[Abendmahl Jesu|Abendmahlsworte]] ({{B|Mk|14|22–25}}, {{B|1 Kor|11|23–26}}).
Zeile 203 ⟶ 251:
 
=== Passionsbericht bei Markus ===
[[Datei:RavennaBrooklyn SantApollinareMuseum Classe2011.74 Crucifix Nkangi 0115Kiditu.jpg|mini|Kruzifix (''CruxNkangi gemmatakiditu''), ApsismosaikBronzeguss, 6.Kongo, Jhdfrühes 17., Jahrhundert ([[Sant’ApollinareBrooklyn in ClasseMuseum]], Ravenna.)]]
[[Datei:NMAfA-D20050247-000003.jpg|mini|Äthiopisch-orthodoxe Prozessionsikone: Christus mit Dornenkrone und Kreuzabnahme (18. Jahrhundert, Smithsonian National Museum of African Art)]]
[[Martin Kähler]] prägte für das [[Evangelium nach Markus|Markusevangelium]] die Charakterisierung als „Passionserzählung mit ausführlicher Einleitung“. Markus verknüpft Jesu Wirken in Galiläa mit Hilfe der Leidensankündigungen ({{B|Mk|8|31}}; {{BB|Mk|9|31}}; {{BB|Mk|10|33}}) eng mit seinem Ende in Jerusalem und stellt es als Vorwegnahme der in der biblischen [[Apokalyptik]] verheißenen [[Endzeit]] dar. Mit Hilfe des Konzepts vom [[Messiasgeheimnis]] erklärt er, dass Jesus seine Identität zuerst geheim hielt, um sich erst in seinem Sterben als Messias und Menschensohn zu offenbaren.<ref>Walter Schmithals: ''Einleitung in die ersten drei Evangelien.'' Walter de Gruyter, Berlin 1985, ISBN 3-11-010263-3, [https://books.google.de/books?id=xlQlwG2NvHAC&pg=PA419 S. 419.] und [https://books.google.de/books?id=xlQlwG2NvHAC&pg=PA425 S. 425.]</ref>
 
Der Bericht beginnt mit Jesu Ankunft in Jerusalem, gefolgt vom letzten Mahl im Rahmen eines [[Pessach]], Festnahme, Prozess, Übergabe, [[Kreuztragung Christi|Kreuztragung]], Kreuzigung und Grablegung. Eine Mehrheit der Exegeten nimmt an, dass dieser festgefügte Ablauf nicht erst vom Evangelisten Markus geschaffen wurde, sondern auf eine Quelle zurückgeht. Trotz vieler Versuche, diese aus historischen wie theologischen Gründen sehr interessante vormarkinische Quelle zu bestimmen, wurde in der Exegese hierzu kein Konsens erreicht.<ref>{{RGG|6|974|976|Passion/Passionsüberlieferung/Passionsgeschichte|[[Wolfgang Reinbold]]}}</ref>
 
Nach der Darstellung des Markusevangeliums nahm Jesus beim Pessachfest mit dem versammelten Zwölferkreis, der für ganz Israel stand und [[Judas Iskariot]] einschloss, ein festliches Mahl ein. Er nahm ein Trinkgefäß mit Wein und sagte {{Bibel|Mk|14|24}}: {{" |Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.}} Ob mit dem Ausdruck „für die Vielen“ als [[Aramäische Sprache|Aramaismus]] eine inklusive Vielzahl gemeint ist, also ein „für alle“, und eine Anspielung auf {{B|Jes|52|13 –53,12}} vorliegt, wird im Anschluss an [[Joachim Jeremias]] diskutiert.<ref>Joachim Jeremias: ''Das Lösegeld für Viele.'' In: ''Judaica'' 3 (1947), S. 249–264.</ref> Falls {{B|Jes|52|13 –53,12}} zum Verständnis herangezogen werden kann, macht dies eine universale Aussage wahrscheinlich, „die die Völkerwelt miteinschließt.“<ref>[[Eckhard J. Schnabel|Eckhard Schnabel]], Heinz-Werner Neudorfer: ''Das Studium des NT.'' R. Brockhaus, 2011, ISBN 978-3-417-29430-9, [https://books.google.de/books?id=3WTKRqHWkW0C&pg=PA139 S. 139.]</ref>
 
Das Stundenschema ({{B|Mk|15|33}}) stellt die Kreuzigung Jesu in einen [[Apokalyptik|apokalyptischen]] Verstehenshorizont; eine nahe Parallele ist [[4. Buch Esra]] 6,23f. „Daraus ergibt sich, daß die Stundenangabe … im Zusammenhang mit den Endereignissen zu betrachten ist. In ihr offenbart sich Gottes endgültiges Gericht und Heil.“<ref>[[Joachim Gnilka]]: ''Das Evangelium nach Markus'' ([[Evangelisch-Katholischer Kommentar]] zum Neuen Testament, Band 2/2). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1979, S. 317.</ref> Auch die [[Finsternis bei der Kreuzigung Jesu]] steht in prophetisch-apokalyptischer Tradition (u.&nbsp;a. {{B|Am|8|9}}). Solche Einzelzüge der Erzählung betonen: Hier vollzieht Gott seinen vorherbestimmten Plan.<ref>Joachim Gnilka: ''Das Evangelium nach Markus'' ([[Evangelisch-Katholischer Kommentar]] zum Neuen Testament, Band 2/2). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1979, S. 321.</ref> Hier läuft die Frist ab, die aller Gewaltherrschaft gesetzt ist ({{B|Dan|7|12}}). Der Text verkündet also: Das Endgericht über Israel und die Völkerwelt fand schon statt. Gott selbst habe seinen Sohn hingegeben, um Israel und alle Menschen aus diesem Gericht zu erretten.
 
Jesus betet am Kreuz mit Worten des [[Psalm 22|22. Psalms]] ({{B|Mk|15|34}}): {{" |Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?}}<ref>Ob mit dem Zitat von Ps 22,2 angedeutet werden soll, dass Jesus den ganzen Psalm am Kreuz gebetet habe (der im zweiten Teil eine Hoffnungsperspektive hat), ist in der neutestamentlichen Exegese umstritten. Vgl. als Vertreter dieser Deutung [[Hartmut Gese]]: ''Psalm 22 und das Neue Testament: Der älteste Bericht vom Tode Jesu und die Entstehung des Herrenmahles''. In: ''[[Zeitschrift für Theologie und Kirche]]'' 65/1 (1968), S. 1–22.</ref>
 
Dieser Psalm wurde seit dem Exil auf das ungerechte Leiden ganz Israels bezogen. Zu Unrecht zum Tod verurteilte Juden beteten so in [[Babylon]]ien, [[Römisches Reich|Rom]], [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]], [[KZ Bergen-Belsen|Bergen-Belsen]] und anderswo. Jesu Gottverlassenheit hat eine exklusive und eine inklusive Seite. Als der für die Menschheit Gerichtete erleidet er das Gericht stellvertretend für die Menschheit: Nur er kann das, nur er tut das. Niemand anderes kann und soll das noch tun. Als der mit und für alle ungerecht Leidenden schreit er nach Gottes Gerechtigkeit.
Zeile 218 ⟶ 267:
Beide Seiten sind nicht von der Geschichte des jüdischen Volkes zu trennen. Denn der Beter von Psalm 22 appelliert an den Gott des [[Auszug aus Ägypten|Exodus]] und stellt sein Leiden in Israels Gesamtgeschichte hinein. Er betet und leidet mit seinem und für sein Volk ([[Claus Westermann]]).
 
Markus überliefert einen Abschiedsschwur Jesu beim Passahmahl ({{B|Mk|14|25}}): {{" |Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.}} Demgemäß lehnt er am Kreuz den Betäubungstrank seiner Henker ab ({{B|Mk|15|23}}), nimmt aber nach seiner Gerichtsklage ({{B|Mk|15|34}}) den Weinessig aus der Hand von Juden an, die hofften, der Prophet [[Elija]] werde ihn retten.
 
Das Gericht Gottes ist also für Markus nicht vom Eingehen ([[Kenosis]]) Jesu in die Leidens- und Hoffnungsgeschichte Israels zu trennen. Gerade im Sterben Jesu liege Hoffnung. Gott selbst sei darin präsent, leide und sterbe mit seinem Sohn. Gottes Reich werde kommen und alle Gewaltherrschaft überwinden. Jesus selber habe diese Zusage Gottes für alle hoffnungslos Versklavten und Gefolterten ultimativ bekräftigt, indem er sein Leben am Fest der Befreiung Israels für alle Völker hingab. So begründet die älteste narrative Deutung des Kreuzestodes Jesu eine unkündbare Solidarität von Christen mit Juden und allen zu Unrecht Verfolgten.
 
=== Deutungsmotive im NT ===
Die Urchristen deuteten Jesu Leiden und Tod großenteils mit biblischen Kategorien und Motiven, die ihnen vom Alten Testament, der Hebräischen Bibel, her zugänglich und bekannt waren. Die folgende Tabelle stellt diesdiese Motive vereinfacht dar, da zum Beispiel die Rezeption des Motivs vom leidenden Gottesknecht (Jes 53) differenziert verlief:<ref>Martin Karrer: ''Jesus Christus im Neuen Testament.'' S. 173.</ref><ref>Christoph Böttigheimer: ''Glaubensnöte'', Herder Freiburg 2011, S. 73</ref>
 
{| class="wikitable"
Zeile 233 ⟶ 282:
| Dahingabe || Synoptische Evangelien, Paulus, Epheser- und Kolosserbrief, 1. Petrusbrief
|-
| Erfüllung der Schrift, Heilsgeschichte („muss“) || Synoptische Evangelien, Johannes
|-
| Fluch || Paulus (im Galaterbrief)
Zeile 248 ⟶ 297:
|-
| Loskauf<br /> Lösegeld<br /> Erlösung || Matthäus, Markus, Paulus, Epheser- und Kolosserbrief, Pastoralbriefe, 1. Petrusbrief, Offenbarung
|-
| Opfer || Paulus, Epheserbrief
|-
| Pascha(lamm) || Synoptische Evangelien, Johannes, Paulus, Offenbarung
Zeile 263 ⟶ 314:
{{Hauptartikel|Auferstehung Jesu Christi}}
 
[[Datei:Reidersche Tafel c 400 AD.jpg|mini|Frauen am Grabe Christi und Himmelfahrt (sog. „[[Reidersche Tafel]]“); Elfenbein; Mailand oder Rom, um 400 n. Chr..]]
 
Die Auferstehung Jesu von den Toten ist Hauptinhalt der urchristlichen Heilsbotschaft, die im Kern lautete: ''Jesus wurde für uns gekreuzigt und auferweckt'' {{Bibel|1 Kor|15|3–5}}. Diese Glaubensaussage beruhte auf bestimmten Erfahrungen mit Jesus nach seinem Tod. Er kündigt den Jüngern schon vor seinem Kreuzestod seine Auferstehung dreifach an: {{B|Mt|16|21–23}}, {{B|Mt|17|22–23}} und {{B|Mt|20|17–19}}.
 
Das älteste Evangelium berichtete anfangs wohl noch nicht von Jesu nachösterlichem Erscheinen, sondern kündigte es in {{B|Mk|16|5}} nur an. Auch die NT-neutestamentlichen Briefe führen Jesu Auftreten nach seiner Auferstehung nicht aus. Lukas, Johannes und die Apostelgeschichte beschreiben die Auferstehung genauer. Allen Ostertexten gemeinsam ist, dass sie die Identität des Auferstandenen mit dem ermordeten Jesus von Nazareth herausstellen. Dies geschieht auf unterschiedliche Weise. Während Matthäus die Kontinuität der Lehre Jesu hervorhebt, wird im lukanischen Doppelwerk und im Johannesevangelium die Leiblichkeit des Auferstandenen betont, der durch bestimmte Handlungen die Identität mit dem irdischen Jesus herstellt: Friedensgruß, Bibelauslegung, gemeinsame Mahlzeit oder Zeigen der Wundmale.<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 497f.</ref>
 
=== Die ersten Augenzeugen ===
[[Paulus von Tarsus|Paulus]] ist der früheste Autor einer neutestamentlichen Schrift und erklärte, den Auferweckten selbst gesehen zu haben.<ref>Paulus selbst beschrieb die äußeren Umstände nicht näher, vgl. zum sogenannten [[Damaskuserlebnis]] {{B|Apg|9|1–9}}.</ref> Er übernahm ein frühes [[Credo]],<ref>[[Friedrich Lang (Theologe)|Friedrich Lang]]: ''Die Briefe an die Korinther''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, S. 209. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00050156_00212.html?prox=true&phone=true&subjectSWD=%7BPaulus+%3CApostel%3E%7D&ngram=true&context=Brief+an+die+r%C3%B6mer&hl=scan&fulltext=Brief+an+die+r%C3%B6mer&mode=simple Online])</ref> verbunden mit einer Zeugenliste ({{B|1 Kor|15|3–8}}):
 
{{Zitat
{{Zitat|Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.}}
|Text=Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.}}
 
Paulus zitiertzitierte hier deneinen Glaubentraditionellen allerText Urchristenaus undeiner griechischsprachigen christlichen Gemeinde mit jüdischem Hintergrund, vielleicht in [[Antiochia am Orontes]]. Es ist möglich, dass hinter diesem alten Text ein aramäischsprachiges Glaubensbekenntnis der Jerusalemer Urgemeinde steht.<ref>Friedrich Lang: ''Die Briefe an die Korinther''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, S. 210.</ref> Paulus stellte dazu fest, dass viele Augenzeugen noch lebenlebten und befragt werden könnenkonnten. Dann fügte er seine eigene Jesusvision hinzu:
 
{{Zitat
|Text=Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.}}
}}
 
Mit dieser als Berufung erfahrenen Jesusvision ({{B|Gal|1|15}}) begründete er wie der [[Prophet]] [[Jeremia]] seinen gleichberechtigten Auftrag zur [[Mission (Christentum)|Völkermission]]. Er beschrieb sein [[Damaskuserlebnis]] nicht näher (vgl.In {{B|Apg2 Kor|93|1–918}}) betonte er, sonderndass betonteChristen die Herrlichkeit bzw. den Lichtglanz des Herrn wie in einem Spiegel schauten und dadurch selbst verändert, nämlich in das Bild Christi verwandelt würden.<ref>Friedrich nurLang: Er''Die sahBriefe Jesusan imdie LichtglanzKorinther''. derVandenhoeck Herrlichkeit& GottesRuprecht, ({{B|2Göttingen Kor|3|38}})1994, S. 275f.</ref>
 
Was genau diese ersten Zeugen „sahen“, war der „Auferweckte“: Dieser Ausdruck bezeichnet Gottes unsichtbares Handeln am getöteten Jesus. Das Bild des Weckens vom [[Schlaf]] meint die jenseitige Überwindung des [[Tod]]es. Das ''Passivum Divinum'' drückt Respekt aus: Fromme Juden vermeiden es, Gott beim Namen zu nennen. Ihr [[Credo]] deutet aber diesseitige Erfahrungen: Es weist auf eine leibhafte Begegnung mit Jesus hin und zugleich auf seine unvergleichbare, der Sterblichkeit nicht mehr unterworfene Seinsweise.
 
„Er ist wahrhaftig auferstanden!“ ({{B|Lk|24|34}}): Dieser frühe Bekenntnissatz bezog sich auf das aktive Erscheinen des Auferweckten vor seinen Jüngern. Beide Ausdrücke bezeichnen im NTNeuen Testament wie in der jüdischen [[Apokalyptik]] exklusiv Gottes Handeln. Das „Sehen“ meint dort das Vorhersehen der Zukunft in einer von Gott geoffenbarten „Vision“ ({{B|Dan|7|1}}). Es war demnach kein gewöhnliches Wahrnehmen, sondern ein Erkennen, von dem die Beteiligten nur sagen konnten, dass Gott (AT) bzw. Jesus (NT) es selbst bewirkt habe.
 
=== Das leere Grab ===
Der älteste Passionsbericht, den Markus übernahm, führt das urchristliche Credo erzählend aus und endet daher mit der Entdeckung des leeren Grabes Jesu am „dritten Tag“ von Jesu Tod an ({{B|Mk|16|1–8}}). Der Passionsbericht liefert folgende Darstellung: Nur noch Frauen von Jesu Anhängern waren dabei ({{B|Mk|15|40f}}). Einige sahen, wo er begraben wurde ({{B|Mk|15|47}}). Nach dem Sabbat wollten sie den Toten gemäß jüdischer Sitte einbalsamieren und so ehren (Mk 16,1). Dabei fanden sie sein Grab leer. Die Erklärung dafür gab ihnen ein [[Engel]] in der Gestalt eines jungen Mannes in weißem Gewand (v. 6–7):
 
{{Zitat
{{Zitat|Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.}}
|Text=Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.}}
 
Das verweist auf die frühe Zeugenliste. Ihr „Sehen“ wird demnach als Erkenntnis gedeutet: Gott hat diesen zuvor getöteten Galiläer auferweckt. Darum war sein Grab leer. Alle, die ihn nicht sahen, wurden auf einen Weg gesandt, auf dem er sich zu erkennen gab: Das rief sie erneut in die [[Nachfolge Jesu|Nachfolge]]. Der betonte Hinweis auf „den Gekreuzigten“ stellt Gottes endgültiges Lebenschaffen gegen das unrechtmäßige Töten der Menschen und verweist auf die urchristliche Predigt in [[Jerusalem]] ({{B|Apg|4|10}}): „Ihr habt ihn gekreuzigt, Gott aber hat ihn auferweckt!“
Zeile 296 ⟶ 349:
Danach kann nur Jesu eigenes Erscheinen Entsetzen, Angst und Trauer überwinden, in Freude verwandeln ({{B|Mt|28|8}}) und Glauben an ihn schaffen ({{B|Joh|20|20}}). Damit legt der Text nahe, dass die Jesusvisionen schon bekannt waren und in oder unterwegs nach Galiläa (Emmaus, {{B|Lk|24|13}}) erfolgten: also einige wenige Tage nach der Jüngerflucht und Jesu Tod.
 
Der historische Gehalt der Grabüberlieferung ist stark umstritten. Forschungsgeschichtlich prägend war, dass Rationalisten das leere Grab als historisches Faktum voraussetzten und dafür verschiedene, mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild der Aufklärung kompatible Deutungen vorschlugen (Missverständnis über den Ort der Beisetzung, Entnahme des Leichnams, Scheintod). Die traditionsgeschichtliche Forschung fragt demgegenüber, welche Parallelen es in der Umwelt des Urchristentums gibt. Hier lassen sich jüdische und pagane Entrückungserzählungen anführen, die jedoch durchweg voraussetzen, dass die betreffende Person in den Himmel entrückt wird, ''ohne'' gestorben zu sein.<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 490 und 496.</ref> Eine andere Traditionslinie stellt die frühjüdische Märtyrerverehrung dar, auf die [[Rudolf Pesch]] hinwies. Demnach hielt man es in der Umwelt des Urchristentums für möglich, dass Märtyrer nach ihrem Tod von Gott wieder zum Leben erweckt wurden (vgl. {{B|Mk|6|14–16}}). Die körperliche Auferweckung ist auch eine die Rehabilitierung der unter Folter Ermordeten (vgl. {{B|2 Makk|7|11}}).<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 492 und 497.</ref> Diese Parallele erklärt aber nicht, warum die Urgemeinde überzeugt war, dass die Auferweckung des gekreuzigten Nazareners die endzeitliche Totenauferweckung vorwegnahm und so die eigene Auferstehungshoffnung begründete; dieser Transfer ist ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums.<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 500 f.</ref>
Der historische Gehalt der Grabüberlieferung ist stark umstritten. Einige NT-Forscher (z.&nbsp;B. [[Rudolf Bultmann]], [[Hans Graß (Theologe)|Hans Graß]], [[Willi Marxsen]], [[Gerd Lüdemann]]) halten den Text für eine späte [[Apologetik|apologetische]] Legende, die Jesu Auferstehung nachträglich „beweisen“ sollte. Auch [[Georg Strecker]] und [[Eugene Finegan]] sehen in dieser Erzählung „Merkmale sekundären legendarischen Ursprungs“.<ref>Detlef Häuser: ''Glaubensbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Johannes.'' S. 114–117.</ref> Andere ([[Hans von Campenhausen]], [[Ulrich Wilckens]], [[Wolfhart Pannenberg]], [[Peter Stuhlmacher]], [[J. Spencer Kennard]]) gehen davon aus, dass die Auffindung des leeren Grabes „am 3. Tag“ historisch war und erst Markus den Bericht davon mit der Engelsbotschaft und Jesu Erscheinungen verband.
 
Einige Neutestamentler (z.&nbsp;B. [[Rudolf Bultmann]], [[Willi Marxsen]], [[Gerd Lüdemann]]) halten die Überlieferung vom leeren Grab für eine späte [[Apologetik|apologetische]] Legende, die Jesu Auferstehung nachträglich „beweisen“ sollte. Auch [[Georg Strecker]] sieht in dieser Erzählung „Merkmale sekundären legendarischen Ursprungs“.<ref>[[Detlef Häußer]]: ''Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament''. Reihe II, Band 210). Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 114–117.</ref> Andere ([[Ulrich Wilckens]], [[Peter Stuhlmacher]]<ref>Peter Stuhlmacher: ''Grundlegung. Von Jesus zu Paulus'' (= ''Biblische Theologie des Neuen Testaments''. Band 1). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1992, S. 177f. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00049180_00187.html Online])</ref>) gehen davon aus, dass die Auffindung des leeren Grabes „am dritten Tag“ historisch gewesen sei und erst Markus den Bericht davon mit der Engelsbotschaft und Jesu Erscheinungen verbunden habe.
 
Für die Historizität sprichtwird angeführt, dass die Zeugenliste keine Frauen, die Grabgeschichte keine Männer und nur Frauen nennt, die Zeugen der Grablegung Jesu waren. DieseHätte hattenman etwas erfinden wollen, so das Argument, hätte man andere Zeugen dafür benannt. Frauen waren im patriarchalischenantiken Judentum, damalseiner keinpatriarchalischen Gesellschaft, in juristischen Kontexten nicht Zeugenrechtzeugnisfähig, so dass ihr anfängliches Schweigen plausibel wirkt. Allerdings liegt hier kein juristischer Kontext vor, und den Evangelien zufolge löste der Bericht der Frauen nicht deshalb Skepsis aus, weil er von Frauen stammte, sondern weil er so außergewöhnlich war.<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 496f.</ref> Nach {{B|Lk|24|11}} hielten die Männer ihre Nachricht vom leeren Grab für ein „Gerücht“ ([[Martin Luther]] übersetzte: „Märchen“<ref>In der Biblia Deudsch von 1545: ''Vnd es dauchte sie jre wort eben als werens Merlin''.</ref>) und glaubten ihnen nicht, bis Jesus selbst sie überzeugte. Das legt nahe, dass die Erscheinungen Jesu unabhängig von, aber zeitnah zur Entdeckung des leeren Grabes erfolgten. Dass dieses in Jerusalem bekannt war, könnte {{B|Mt|28|13}} zeigen: „Erzählt den Leuten: Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.“ Solche Polemik gegen die Urchristen überliefert auch die [[MischnahMischna]].
 
Damals wurden jüdische [[Märtyrer]] durch den Ausbau ihrer Gräber geehrt, um ihr Anrecht auf künftige Auferstehung zu betonen ([[Eduard Schweizer (Theologe)|Eduard Schweizer]]). Das war den Urchristen verwehrt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ ({{B|Lk|24|5}}). Darum fehlt Jesu Grab in den ersten Petruspredigten und in den [[Paulusbriefe]]n. Doch wenn es nicht nachprüfbar leer war, dann hätte sich die Botschaft von seiner Auferweckung in Jerusalem ({{B|Apg|2|32}}) kaum halten können. (soDieses u.&nbsp;a.Argument [[Paulwird Althaus]],von [[Karlden Barth]],Neutestamentlern [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]], und [[Martin Karrer]]) sowie Dogmatikern wie [[Paul Althaus]]<ref>Paul Althaus: ''Die Wahrheit des kirchlichen Osterglaubens: Einspruch gegen Emanuel Hirsch''. Bertelsmann, Gütersloh 1940.</ref> und [[Karl Barth]] geltend gemacht.
 
=== Die Emmausjünger ===
Zeile 310 ⟶ 365:
 
=== Die Elfervision ===
Alle [[Evangelium (Buch)|Evangelien]] berichten von einer Erscheinung Jesu vor dem Kreis der ersten Jünger. Dabei reden die [[Synoptiker]] ausdrücklich von elf Jüngern, da [[Judas Iskariot]] nicht mehr zu „den Zwölfen“ gerechnet wurde (nach {{B|Mt|27|5}} hatte er sich erhängt). Das Johannesevangelium nennt keine Zahl, jedoch wird Judas auch dort nicht mehr erwähnt. Alle Evangelien begründen mit der Erscheinung Jesu die Beauftragung der Jünger zur Völkermission. Jedes Evangelium formuliert diese anders und zeigt so seine besondere theologische Sicht. Diese Beauftragung ist das Hauptmotiv. Die Legitimierung von Hierarchien in den urchristlichen Gemeinden ist als Nebenmotiv erkennbar. Denn die Erscheinungen waren zeitlich befristet, die Liste der Zeugen ist daher abgeschlossen, und diese Zeugen haben einen privilegierten Zugang zur österlichen [[Hermeneutik]] der Jesustradition.<ref>Christine Jacobi: ''Auferstehung, Erscheinungen, Weisungen des Auferstandenen''. In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 490–504, hier S. 499f.</ref>
 
* {{B|Mt|28|1–20|EU}} übernahm und veränderte die Grabgeschichte: Die Frauen, die sich bei Markus noch fürchteten und nichts weitersagten, freuen und beeilen sich nun, ihren Auftrag auszuführen. Sie begegnen Jesus selbst, der durch sie die Jünger zu einem Berg in [[Galiläa]] bestellt. Dort erscheint er ihnen, offenbart seine ihm von Gott übergebene Macht, sagt ihnen seine Geistesgegenwart und [[Wiederkunft]] zu und beauftragt sie zur Völkermission. Dieser schließt die [[Taufe]] auf seinen [[Name]]n und das Halten all seiner Gebote ([[Bergpredigt]], {{B|Mt|5–7}}) ein.
Zeile 322 ⟶ 377:
=== Spätere Erscheinungstexte ===
* {{B|Mk|9|1–13|EU}} erinnert mit Jesu Verklärung auf einem Berg in Galiläa an eine nachösterliche Jesusvision (v. 9) für Petrus, Jakobus und Johannes. Diese Namen nennt {{B|Gal|2|9|EU}} als „Säulen“ der Urgemeinde: Man kann also annehmen, dass sie ihr Führungsamt aufgrund einer solchen Jesusvision erhielten. Markus deutet diese als vorösterliche Offenbarung des erwählten Sohnes Gottes in Gegenwart des [[Mose]] und des [[Elija]], des Gesetzes und der [[Prophetie im Tanach|Propheten]].
 
* {{B|Joh|20|1–18|EU}} formt die überlieferte Grabgeschichte zu einer Selbstoffenbarung des Auferweckten um. Der Text widerspricht offenbar bewusst der synoptischen Tradition: [[Maria Magdalena]], nicht Petrus sah Jesus zuerst. Dafür betrat Petrus als Erster das leere Grab. Die johannäische Endredaktion widersprach dem nochmals und fügte den „Jünger, den Jesus liebte“ ein: Sie lässt ihn mit Petrus um die Wette laufen und das leere Grab zuerst betreten, um seine Autorität zu untermauern. Das bestätigt: Ohne Jesu eigenes Erscheinen konnte das leere Grab nur Furcht und Entsetzen, aber keinen Glauben an Jesu Auferstehung bewirken. Es bestätigt auch: Frauen waren – ob sie ihn selbst sahen oder nur sein Grab leer fanden – die ersten Osterzeugen.
* In {{B|Joh|21|1–14|EU}} erscheint Jesus sieben seiner ersten Jünger am Ufer des [[See Genezareth|Sees Genezareth]], wo er sie anfangs berief. Er hilft ihnen, einen großen Fischfang zu machen. Der Jünger, den Jesus liebte, erkennt als Erster: „Es ist der Herr!“ Dieser lädt sie zum gemeinsamen Mahl ein, bereitet es vor und isst mit ihnen. Auch dieser Text wurde an einen früheren Schluss des Evangeliums angehängt ({{B|Joh|20|31|EU}}) und gehört zu seiner Endredaktion (v.&nbsp;24). Er setzt die Episode vom wunderbaren Fischzug ({{B|Mt|4|8–22|EU}}/{{B|Lk|5|1–11|EU}}) voraus, erinnert an die ersten Jüngerberufungen Jesu ({{B|Mk|1|16–20|EU}}), will die Adressaten so zur Mission ermutigen und neu Getaufte zum Abendmahl einladen. – Der Fisch wurde für verfolgte Christen in Rom zum geheimen Erkennungszeichen: griechisch ''[[Fisch (Christentum)|Ichthys]]'' (Ιχθυς) ist das Akrostichon ''Iesus Christus Theu ´Yios Soter'' (Ιήσους Χριστος Θεου Ύιος Σωτηρ, „Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser“).
 
=== Rekonstruktionsversuche des Osterereignisverlaufs ===
[[Datei:Kruis san damiano bright.gif|mini|[[Kreuz von San Damiano]], um 1100.]]
Was nach Jesu Tod geschah, erzählen die Evangelien in den Grundzügen übereinstimmend:
 
Zeile 337 ⟶ 391:
* In der Stadt trafen sie die Frauen, die ihnen das leere Grab zeigten. Ihr Bericht davon wurde daraufhin zur Verheißung des „Sehens“ Jesu in Galiläa umgeformt.
 
Die Rückkehr der Jünger nach Jerusalem erfolgte also wahrscheinlich unabhängig von einer Grabentdeckung der Frauen. Sie kehrten dann nicht unbedingt gleichzeitig, sondern aufgrund je eigener Erfahrungen und Nachrichten vom auferstandenen Jesus dorthin um. Deshalb nehmen einezum ReiheBeispiel vonder NT-ExegetenKirchenhistoriker ([[Hans von Campenhausen]],<ref>Hans von Campenhausen: ''Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab''. 3. durchgesehene und ergänzte Auflage. Winter, Heidelberg 1966.</ref> der Dogmatiker [[Wolfhart Pannenberg]]<ref>Vgl. Wolfhard Pannenberg: ''Systematische Theologie'', Band 2. Vandenhoech & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 385ff. (''Die Rechtfertigung Jesu durch den Vater in seiner Auferweckung von den Toten''). Zu Pannenbergs Verständnis der Historizität der Auferstehung vgl. [[Gunther Wenz]]: ''Wolfhard Pannenbergs Systematische Theologie''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, S. 183–186. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045919_00181.html?prox=true&phone=true&ngram=true&context=Wolfhart+Pannenbergs+Systematische+Theologie&hl=scan&fulltext=Wolfhart+Pannenbergs+Systematische+Theologie&mode=simple Online])</ref> und der Neutestamentler [[Martin Karrer)]] an, dass die ältesten Notizen von Jüngern, denen Jesus unterwegs nach Galiläa erschien, echte Erlebnisse widerspiegelten, da anders die Gemeindegründung in Jerusalem nach der Jüngerflucht kaum zu erklären sei. Andere NT-ForscherTheologen dagegen halten die Erscheinungsberichte für subjektive Projektionen ohne äußeren Anstoß.
 
Welche Frauen Jesu leeres Grab fanden, warum sie es aufsuchten, welche Jünger den auferweckten Jesus sahen, wann, wo und was sie dabei sahen und hörten: das sind einige der Punkte, die die Evangelien verschieden und zum Teil widersprüchlich überliefern. Sie bestätigen nur die Erstvision des Petrus und einiger anderer ungenannter Jünger aus der Zeugenliste der Urgemeinde, ohne diese näher zu beschreiben. Von den in der Liste genannten Erscheinungen Jesu vor „500 Brüdern“ und „allen Aposteln“ wissen sie nichts. Die „[[Himmelfahrt]]“ ({{B|Apg|1}}) galt nur dem Elferkreis; die Massenvision meint eventuell eine Massentaufe wie die nach der Pfingstpredigt ({{B|Apg|2|41}}).
Zeile 343 ⟶ 397:
=== Theologische Deutungsmotive der Ostertexte ===
* Gott hat gehandelt
Alle Ostertexte des NTNeuen verkünden:Testaments Nur(Zeugenliste, Evangelien und Apostelgeschichte) stimmen darin überein, dass nur Gott selbst konnte Jesus auferwecken konnte. Niemand war dabei. Nur der Auferweckte selbst konnte sich dann seinen Jüngern offenbaren. Von sich aus erkannte ihn niemand. Nur einige der ersten Jünger und Paulus sahen den Auferstandenen. Dieser war nur eine befristete Zeit lang zu sehen ({{B|Apg|1|2–5|EU}}):. DarinDas stimmenbetont Zeugenlisteden besonderen Charakter des Verkündeten als ein reales Ereignis, Evangeliendas aber außerhalb aller sonst bekannten Wirkungszusammenhänge steht ([[Wunder]]). Es ist nicht „von außen“ einsehbar, sondern wurde nur einem kleinen Kreis von Zeugen offenbart. Wer dem Neuen Testament glauben möchte, kann nur dem Glauben dieser ersten Zeugen glauben und Apostelgeschichteihrem übereinZeugnis trauen, oder aber nicht.
 
Das betont den besonderen Charakter des Verkündeten als ein reales Ereignis, das aber außerhalb aller sonst bekannten Wirkungszusammenhänge steht ([[Wunder]]). Es ist nicht „von außen“ einsehbar, sondern wurde nur einem kleinen Kreis von Zeugen offenbart. Wer dem NT glauben möchte, kann nur dem Glauben dieser ersten Zeugen glauben und ihrem Zeugnis trauen, oder aber nicht.
 
Hier liegt der Grund für die Bandbreite der Deutungen: WährendIn rationalistischeder Theologenälteren undDiskussion vermuteten [[Religionskritik]]er von „Betrug“ ([[Hermann Samuel Reimarus]]), „Fiktion“ und „subjektiven„subjektive Visionen“ ([[David Friedrich Strauß]]), oder aber „Projektion“ ([[Ludwig Feuerbach]], [[Sigmund Freud]]),. Der Neutestamentler [[Rudolf Bultmann]] erklärte die Ostertexte aus einem [[Mythologie|mythologischem]] Selbstverständnis“Selbstverständnis der ersten Christen und befand, die Ostertexte enthielten ([[Apologetik|apologetische]] Legenden,<ref>Rudolf Bultmann]]): Die Geschichte der synoptischen Tradition. 10. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, „apologetischenGöttingen Legenden“1995, S. 308–316. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00052426_00317.html?prox=true&phone=true&ngram=true&context=Die+geschichte+der+synoptischen&hl=scan&fulltext=Die+geschichte+der+synoptischen&mode=simple Online]). Vgl. auch [[Hans Graß]]): u''Ostergeschehen und Osterberichte''. Vandenhoeck &nbsp;a Ruprecht, Göttingen 1956. sprechenund ders.: ''Zur Begründung des Osterglaubens''. In: ''Theologie und dieseKritik'', ausgesammelte einerAufsätze „Verarbeitungund vonVorträge. Schuldgefühlen“Vandenhoeck erklären& Ruprecht, Göttingen 1969, S. 180–194. ([[Gerdhttps://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00051060_00005.html?prox=true&phone=true&ngram=true&context=%22ostergeschehen+und+osterberichte%22&hl=scan&fulltext=%22ostergeschehen+und+osterberichte%22&mode=simple Lüdemann]Online]), versuchen</ref> [[evangelikalGerd Lüdemann]]e, konservativemotivierte undsie fundamentalkatholischepsychologisch Theologenmit (zdem Umschlag von Schuldgefühlen in Gnadengewissheit.<ref>Gerd Lüdemann: ''Die Auferstehung Jesu. Historie, Erfahrung, Theologie''. Vandenhoeck &nbsp;B Ruprecht, Göttingen 1994.</ref> Konservative protestantische Dogmatiker wie [[Walter Künneth]], und [[Wolfhart Pannenberg]]<ref>Zur Auseinandersetzung mit der psychologischen Deutung Lüdemanns vgl. Wolfhart Pannenberg: ''Die Auferstehung Jesu — Historie und Theologie''. In: ''[[Zeitschrift für Theologie und Kirche]]'' 91/3 (1994), S. 318–328.</ref> versuchten, Jesu Auferstehung als „[[historisches Ereignis]]“ auszuweisen. Eine Mittelposition vertrat [[Karl Barth]]: Erbetonte betontgegen Bultmann das objektive Geschehen hinter den Glaubenszeugnissen, das aber prinzipiell nicht historisch verifizierbar sei.<ref>Karl Barth: ''Kirchliche Dogmatik'' IV/2. Evangelischer Verlag, Zollikon 1955, S. 156–172.</ref>
 
* Der Auferweckte schenkt Versöhnung und überwindet so den Unglauben
Zeile 371 ⟶ 423:
 
== Jesus Christus in der Frömmigkeitsgeschichte ==
Jesus Christus war, bzw. ist für seine Verehrer sowohl Repräsentant der Gottheit (Kyrios, Sohn Gottes) als auch die historische Person [[Jesus von Nazaret]]h. Die [[Zweinaturenlehre]] der altkirchlichen Christologie verbindet beide Motive. Sichtbar und im Bild verehrbar ist allerdings nur der Mensch Jesus. Mit der Ausformulierung der [[Transsubstantiation]]slehre in der lateinischen Westkirche repräsentierte die konsekrierte [[Hostie]] Jesus Christus. Sie konnte in der [[Monstranz]] bei der [[Fronleichnam]]sprozession mitgeführt, [[Eucharistische Anbetung|zur Verehrung ausgesetzt]] und im [[Tabernakel]] aufbewahrt werden. Seit dem Hochmittelalter konzentrierte sich die Christusfrömmigkeit der Westkirche auf die Passionsgeschichte und entwickelte hierfür eigene Andachtsformen (Andachtsbilder, z. B. Christus als [[Schmerzensmann]], [[Kreuzweg]], Andachten zu den [[Fünf Wunden Christi|Wunden Christi]], [[Heiligstes Herz Jesu|Herz-Jesu-Kult]]). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch die Verehrung Jesu als [[Christus König|Christkönig]] bedeutsam.

Charakteristisch für die protestantische Christusfrömmigkeit ist eine Konzentration auf biblisch begründete Motive und die persönliche Zueignung des durch Christus gewirkten Heils (''pro me/pro nobis''). Im Bild und vor allem Kirchenlied wurde die ältere Passionsfrömmigkeit weiter gepflegt. Im 19. Jahrhundert kam infolge der historisch-kritischen Bibellektüre der Jesus der synoptischen Evangelien stärker in den Blick, was sich auch auf die künstlerische Ausstattung protestantischer Kirchen auswirkte.<ref>{{RGG|4|470|473|Jesus Christus II. Jesus Christus in der Geschichte des Christentums 1. Frömmigkeitsgeschichte|[[Ulrich Köpf]]}}</ref>
 
== Missionsgeschichte und postkoloniale Christologien ==
Die [[Inkarnation]] begründete theologisch die [[Inkulturation]] Jesu Christi in verschiedene Kulturen im Zuge der weltweiten [[Mission (Christentum)|christlichen Mission]]. Sowohl für die Missionare als auch die Missionierten diente Jesus Christus als Identifikationsfigur: für die Missionare als siegreicher Christus (''Christus victor'') mit universalem Anspruch, für die Missionierten als in ihrem ärmlichen Alltag anwesender, mit ihnen leidender Christus (''Christus praesens'', ''Christus patiens''). Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die [[Dekolonisation]] ein, mit der Folge, dass in den ehemaligen Missionsgebieten eigene kontextuelle Theologien formuliert wurden. Dabei zeigte sich zunächst, dass die Vorstellung eines leidenden Gottes in verschiedenen afrikanischen und asiatischen Kulturen fremd war. Jesus Christus wurde von afrikanischen Theologen in Analogie zu einem [[Ahnenverehrung in Afrika|verehrten Ahn]], Herrscher oder Initiationsmeister verstanden. Asiatische Christen interpretierten Christus vor dem Hintergrund von Hinduismus und Buddhismus. Das Leiden der armen Bevölkerung war dann wiederum Anlass zu einem neuen Verständnis des Leidens Christi (Beispiele: [[Minjung]]-Theologie in Südkorea; [[Kazoh Kitamori]], ''Theologie des Schmerzes Gottes''). Theologinnen wie die Ghanaerin [[Mercy Oduyoye]] sehen den Rückgriff auf traditionelle Kulturen kritisch, insofern diese Kulturen die Unterdrückung von Frauen kulturell und religiös legitimierten.<ref>{{RGG|4|479|481|Jesus Christus II. Jesus Christus in der Geschichte des Christentums 5. Jesus Christus in der christlichen Mission|Volker Küster}}</ref>
 
Im 21. Jahrhundert beschäftigt sich ein Diskurs mit der Repräsentanz der Gestalt Jesu. In der hierbei erörterten Frage nach seiner Hautfarbe geht es darum, ob mit der tradierten Darstellung Jesu mit weißer Hautfarbe eine eurozentrische Prägung seines Images verbunden ist.<ref>Sarah Vecera: ''Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus''. [[Ostfildern]]: [[Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG|Patmos-Verlag]] 2022. ISBN 978-3-8436-1352-1. Rezension: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/puzzle/puzzle-sarah-vecera-31-mai-2022-100.html</ref>
 
== Jesus Christus in der Kunst ==
[[Datei:Good shepherd 02.jpg|hochkant|mini|links|''Jesus, der gute Hirte'' (3. Jahrhundert, Katakombe S. Callisto, Rom)]]
Ab dem 2. Jahrhundert sind Überlegungen, wie Jesus Christus aussah, in christlichen Quellen belegt. Apokryphe Apostelakten beschrieben ihn als jungen Mann, der dem antiken Schönheitsideal entsprach. Andere frühchristliche Autoren, darunter [[Justin der Märtyrer]] und [[Clemens Alexandrinus]], beriefen sich auf {{B|Jes|53|2–3}}: der leidende Gottesknecht sei unansehnlich. Die spätere theologische Auffassung, Christus sei von großer Schönheit gewesen, gründete sich auf {{B|Ps|45|3}}. Erst die Passion habe sein Äußeres entstellt. [[Thomas von Aquin]] vertrat diese Auslegung; sie ist bei den Christusbildern der Renaissance vorausgesetzt.<ref name=":2">{{EncBibleReception|14|56|71|Jesus VIII. Visual Arts A. Christian and Muslim Art|Richard R. Viladesau}}</ref>
 
Die frühchristliche Kunst, vor allem im Kontext der Bestattung ([[Katakombe]]n, [[Sarkophag]]e), stellte nicht Personen dar, sondern Symbole der christlichen Hoffnung. Sie gebrauchte zunächst nichtpersonale Symbole wie Fisch oder Lamm. Einige waren bereits in der Antike bekannt und wurden christlich umgedeutet. Das Gleiche wiederholte sich, als Christen sich im 3. Jahrhundert an eine personale Darstellung von Jesus Christus wagten. Die Künstler entwickelten keine besondere Formensprache für ihre Christusfiguren. Sie sind meist jugendlich, bartlos, mit Nackenlocken, gekleidet in Tunika und Pallium. Mythologische Gestalten wie [[Orpheus]] oder [[Helios]] wurden adaptiert. Auch der Schafträger (Foto) ist keine christliche Bildschöpfung, sondern eine in der antiken Hirtenidylle ([[Bukolik]]) sehr beliebte Gestalt. Ob mit der künstlerischen Darstellung eines Schafträgers im konkreten Fall Jesus Christus als [[Guter Hirte]] gemeint ist (vgl. {{B|Joh|10|11}}), ist nicht immer eindeutig zu beantworten. Bestimmte Motivzyklen sind besonders beliebt: Im 3. Jahrhundert Brot- und Weinvermehrung (sie weisen symbolisch auf die [[Eucharistiefeier]] hin), Christus als Heiler (mit [[Thaumaturg]]enstab) und als Lehrer sowie seine Taufe im Jordan. Im 4. Jahrhundert kommen Geburt und Passion Christi hinzu, Auferstehung und Himmelfahrt, Christus als Weltenrichter. [[Datei:Apsis mosaic, Santa Pudenziana, Rome W3.JPG|mini|Apsismosaik in S. Pudenziana (Rom)]]Der bärtige Christus mit Nackenlocken bleibt in der frühchristlichen Kunst selten; hier wirkte wohl die Darstellung antiker Philosophen ein. Dagegen kam im 4. Jahrhundert ein weiterer Bildtyp auf und wurde in der nachkonstantinischen Reichskirche dominant: der bärtige und langhaarige, erwachsene, ernst blickende Christus. Diese Darstellung entspricht dem zeitgenössischen repräsentativen Herrscherbildnis; der Bart ist als Zeichen der Würde zu verstehen. Ein Beispiel für diesen Typ des Christusbildes ist das Apsismosaik von [[Santa Pudenziana]] (frühes 5. Jahrhundert). Hier sieht man den im himmlischen Jerusalem zwischen den zwölf Aposteln thronenden Christus. Die Christusikone vom Sinai (Foto) entstand im frühen 6. Jahrhundert in der Hauptstadt Konstantinopel und entspricht ebenfalls dem herrscherlich-repräsentativen Christusbild, wie es auch auf byzantinischen Münzen zu sehen ist.<ref>[[Katharina Heyden]], Rahel Schär: ''Bildliche Darstellungen Jesu bis ca. 500 n. Chr.'' In: Jens Schröter, Christine Jacobi (Hrsg.): ''Jesus Handbuch''. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 541–552, hier S. 541–545. {{RGG|4|485|486|Jesus Christus VI. Jesus Christus in künstlerischer Darstellung 1. Bildende Kunst a) Antike|[[Balbina Bäbler]]}}</ref> Aus dem Hofzeremoniell der Spätantike wurden verschiedene Elemente für das Christusbild übernommen: Insignien, Bekleidung, Gesten (zum Beispiel den Redegestus), Szenarien wie der mit Purpurkissen ausgestattete Thron, auch der [[Heiligenschein|Nimbus]]. Die Johannesoffenbarung lieferte zahlreiche Einzelzüge für die Darstellung des thronenden Christus und sorgte zugleich für eine Verfremdung des höfischen Zeremoniells. Christus war nun vor allem [[Pantokrator|Weltherrscher]] und Gesetzgeber, der die orthodoxe Lehre dem Petrus übergibt (Bildtyp der ''traditio legis'') und die Huldigung verschiedener Personengruppen und himmlischer Wesen entgegennimmt. Nach dem Vorbild römischer Kaiser wurde der Bildtyp des siegreichen Christus gestaltet. Er trägt den Kreuzstab als Sieges-, nicht Leidenssymbol.<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 328f.</ref>
[[Datei:Meister von Nerezi 001.jpg|mini|Beweinung Christi (Meister von Nerezi, 1164)]]
Im byzantinischen Reich galten sogenannte [[Acheiropoieton|„nicht mit Händen gemachte“ Ikonen]] als authentische Darstellungen Jesu Christi. Sie wurden ab dem 6. Jahrhundert in den Quellen erwähnt; die ältesten erhaltenen Beispiele stammen aus dem 10. Jahrhundert. Sie unterstützten das vorherrschende Christusbild als ernst blickender, erwachsener und bärtiger Mann. Im 12. Jahrhundert kam es zu tiefen Veränderungen der orthodoxen Christologie durch eine stärkere Betonung der Menschheit und des Leidens Christi. Künstlerisch umgesetzt wurde dies in der Szene der Beweinung Christi (''Threnos'') auf einem Fresko in der Klosterkirche von Nerezi.<ref>[[Jean-Michel Spieser]]: ''Von der Anonymität zur Herrlichkeit Christi: der Aufstieg der Bilder in der frühchristlichen und byzantinischen Epoche (3. bis 15. Jh.)'': In: ''Welt und Umwelt der Bibel'' 14 (1999), S. 3–33, besonders S. 6 und 26.</ref>
 
Im lateinischen Westen verblasste der byzantinische Kaiserhof mit seinem Zeremoniell als Bildgeber für Christusdarstellungen. Seine Stelle nahmen Visionen eines himmlischen Thronsaals aus dem Alten Testament ein. Das Ergebnis war die [[Majestas Domini]], eine das ganze Frühmittelalter hindurch dominierende Christusdarstellung.
 
Die Wende zur Gotik brachte neue Typen des Christusbildes hervor, angeregt durch Elemente höfischer Minne und [[Franziskanische Orden#Spiritualität|franziskanischer Leben-Jesu-Mystik]]. Andachtsbilder wie der [[Schmerzensmann]], [[Christus in der Rast]], das [[Schweißtuch der Veronika]] oder die [[Pietà]] (der tote Christus im Schoß seiner Mutter) zielten auf die emotionale Reaktion des Betrachters. Bilderzyklen des Lebens Jesu reicherten die neutestamentlichen Darstellungen mit Details aus außerkanonischen Texten an ([[Legenda aurea]]). Als neue Informationsquellen zum Leben Jesu kamen nun Visionsberichte christlicher Mystiker wie [[Birgitta von Schweden]] hinzu.<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 329–332.</ref>
[[Datei:Michelangelo Buonarroti 004.jpg|hochkant|mini|links|Christus als Weltenrichter, Ausschnitt aus Michelangelos Jüngstem Gericht in der Sixtinischen Kapelle]]
Drei Hauptwerke der [[Hochrenaissance]] veranschaulichen, wie das erneuerte Interesse am menschlichen Körper, seiner Anatomie und Physiognomie sowie am perspektivisch erfassten Raum das Christusbild veränderte:
 
* [[Leonardo da Vinci]]: [[Das Abendmahl (Leonardo da Vinci)|''Das Abendmahl'']] (1494/98, [[Santa Maria delle Grazie (Mailand)|Santa Maria delle Grazie]], Mailand);
* [[Raffael]]: ''Verklärung Christi'' (1520, Vatikanische Pinakothek);
* [[Michelangelo]]: ''Das Jüngste Gericht'' (1536/41, [[Sixtinische Kapelle]]).
 
Michelangelos Fresko zeigt Christus als Richter der Menschheit im Endgericht. Man sieht ihn im Mittelpunkt eines figurenreichen Panoramas von auferstandenen Menschen. Teils sind das zum Himmel empor schwebende Erlöste und teils in die Tiefe hinabgestoßene Verdammte. In innovativer und die Zeitgenossen beeindruckender Weise stellte der Künstler Christus wie einen antiken Gott dar: jugendlich, athletisch, nackt und mit der Geste des donnernden Jupiter. Die Frau an seiner Seite ähnelt einer Sibylle oder Aphrodite, kann jedoch der Komposition des Bildes entsprechend nur Maria sein: hier nicht als Fürbitterin, aber anscheinend doch vom Schicksal der Menschen berührt.<ref>Christian Heck: ''Religiöse Bilder und der neue Ausdruck des Mysteriums''. In: ''[[Welt und Umwelt der Bibel]]'' 18 (2000), S. 5–28, hier S. 17. {{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 334.</ref>
[[Datei:Cristo crucificado.jpg|hochkant|mini|Velázquez: ''Christus am Kreuz'', um 1632 (Prado)]]
[[Datei:Rembrandt Harmensz. van Rijn, Dutch (active Leiden and Amsterdam) - Head of Christ - Google Art Project.jpg|mini|Rembrandt: ''Christuskopf'', 1648/56 ([[Philadelphia Museum of Art]])|links]]
Die Auseinandersetzungen der Reformationszeit betrafen zwar nicht direkt die Christologie, führten aber zu einem konfessionell unterschiedlichen Umgang mit religiösen Bildern. Die Schweizer Reformation folgte dem biblischen Bilderverbot und verzichtete auf Christusbilder im Kirchenraum. Die Wittenberger Reformation gestand den Bildern im Kirchenraum eine pädagogische Rolle zu, wenn sie der Bibel und der Kirchenlehre entsprachen. Die Römisch-katholische Kirche definierte die Kriterien für religiöse Bilder auf dem [[Konzil von Trient]]. Sie stimmte mit dem Luthertum in den Kriterien der biblischen und dogmatischen Korrektheit überein (Dekret ''Über die Anrufung, die Verehrung und die Reliquien der Heiligen und über die heiligen Bilder'', 3. Dezember 1563) und bekräftigte die Autorität des Lehramts, die religiöse Kunst zu überwachen. Die „Angemessenheit“ der Bilder wurde bei Visitationen überprüft; eine Folge war die Korrektur antiker Nacktheit (Michelangelos Weltenrichter erhielt nachträglich ein Lendentuch). Einige vor dem Hintergrund spätmittelalterlicher Passionsfrömmigkeit entstandene Typen von Christusbildern, die nicht direkt biblisch waren, kamen außer Gebrauch: der Schmerzensmann, [[Christus in der Kelter]] oder mit Leidenswerkzeugen.<ref>François Bœspflug: ''Kunst der Kirchen, religiöse und profane Kunst''. In: ''Welt und Umwelt der Bibel'' 18 (2000), S. 29–41, hier S. 29f.</ref>
 
Wenn das Tridentinum auch einige Einschränkungen für die künstlerische Darstellung mit sich brachte, so überwogen doch im Barock die Innovationen. Passion und Kreuzigung wurden „in ein subjektives Pathos hineingesteigert“;<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 334.</ref> der Triumph Christi (und der Kirche) in einem [[Trompe-l’œil|illusionistisch]] dargestellten Himmel, gern als Deckengemälde, war ein beliebtes Motiv. [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggios]] Christusbilder zeichnen sich durch den Einsatz von Licht und einen neuartigen Realismus aus, der es erlaubt, vom Gesicht Christi seine Emotionen abzulesen (Verismus). In Spanien verband sich die realistische Darstellung des Körpers Christi mit einer mystischen Grundstimmung, die es beispielsweise [[Diego Velázquez]] ermöglichte, die Verlassenheit des Gekreuzigten und „eine Art von versöhnter Zustimmung“ zu seinem Leiden auszudrücken.<ref>François Bœspflug: ''Kunst der Kirchen, religiöse und profane Kunst''. In: ''Welt und Umwelt der Bibel'' 18 (2000), S. 29–41, hier S. 31.</ref>
 
Auch [[Rembrandt]] nutzte die Beleuchtung zur Darstellung von [[Transzendenz]]. Um das Gesicht Christi darstellen zu können (''[[Ein Christus nach dem Leben]]''), fertigte er Porträtstudien Amsterdamer Juden an.<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 334f.</ref>
[[Datei:Thorvaldsen Christus.jpg|hochkant|mini|Thorvaldsens Christusfigur in der [[Frauenkirche (Kopenhagen)]]|links]]
Im frühen 19. Jahrhundert entwickelten die [[Nazarener (Kunst)|Nazarener]] eine konfessionsübergreifend sehr breit rezipierte Darstellung von Jesus Christus als milden und demütigen Heiland. Dieses kirchennahe Christusbild wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts trivialisiert und massenhaft für die Kirchenausstattung reproduziert. So gelangte es auch in die außereuropäischen Missionsgebiete.<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 337.</ref> Das Christusbild der britischen [[Präraffaeliten]] unterscheidet sich von jenem der Nazarener durch Symbolismus und [[Orientalismus (Kunst)|Orientalismus]]<ref>François Bœspflug: ''Kunst der Kirchen, religiöse und profane Kunst''. In: ''Welt und Umwelt der Bibel'' 18 (2000), S. 29–41, hier S. 39.</ref> – letzteres eine parallele Erscheinung zur [[Historische Jesusforschung|Leben-Jesu-Forschung]] in der Theologie. Die im 19. und 20. Jahrhundert massenhaft verbreiteten Herz-Jesu-Statuen adaptierten häufig die klassizistische [[Christus (Thorvaldsen)|Christusfigur von Bertel Thorvaldsen]] (1821), indem das Herz in der geöffneten Brust hinzugefügt wurde. Eine weitere Adaption dieses Themas sind die Kolossalstatuen des Christus-Erlöser-Typs (mit seitlich ausgestreckten Armen), zum Beispiel der [[Cristo Redentor (Rio de Janeiro)|Cristo Redentor]] von Rio de Janeiro.<ref name=":2" />
[[Datei:Christ's Entry into Brussels in 1889.jpg|mini|Ensor: ''[[Der Einzug Christi in Brüssel]]'', 1888/89 ([[J. Paul Getty Museum]])]]
Die Wiederentdeckung des [[Isenheimer Altar]]s regte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Kreuzigung außerhalb des kirchlichen Kontextes an. Christus wird dabei als exemplarisch leidender Mensch interpretiert. [[James Ensor]] beispielsweise nutzte das Thema des Einzugs Jesu in Jerusalem für eine kritische Darstellung der zeitgenössischen Gesellschaft. Die kleine Christusgestalt, mit der sich Ensor identifizierte, wird in der Menschenmenge bei einer Art Karnevalsumzug mitgeführt und zugleich ignoriert. Viele Expressionisten, aber auch Künstler anderer Stilorientierung schufen Bilder des leidenden Christus, in denen die Brutalität der Weltkriege, politisches Unrecht, soziale Not sowie Schmerzen und Isolation thematisiert werden. Ein Beispiel ist [[Lovis Corinth]]s ''[[Der rote Christus]]'' von 1922, eine Kreuzigungsszene, die viele traditionelle Bildelemente aufnimmt, aber ästhetische Konventionen (etwa der Farbgebung) bewusst verletzt, um die Todesqual darzustellen. [[Max Ernst]], ''[[Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler]]'' (1926) ist eine durch den „Zeugen“ [[André Breton]] angeregte Kirchenkritik mit den Mitteln des [[Surrealismus]].<ref>{{RGG|2|326|339|Christusbilder|[[Alex Stock]]}}, hier Sp. 337f. Valérie da Costa: ''Das neue Erscheinen Christi''. In: ''Welt und Umwelt der Bibel'' 18 (2000), S. 43–81, hier S. 43, 54, 58.</ref>
[[Datei:Jesus by Mark Antokolski (1876, GTG) by shakko 04.jpg|mini|Antokolski: ''Ecce Homo'' ([[Tretjakow-Galerie]])]]
[[Marc Chagall]] setzte sich in seinem Werk mehrfach mit dem Thema der Kreuzigung auseinander. Auf seinem Gemälde ''Weiße Kreuzigung'' (1938, ''Art Institute of Chicago'') trägt Jesus einen jüdischen [[Tallit|Gebetsschal]] als Lendentuch und ist umgeben von Szenen russischer Judenpogrome. Chagall war aber nicht der erste Künstler mit jüdischem Hintergrund, der Jesus als Opfer von Pogromen darstellte. Bereits in den 1870er-Jahren schuf [[Mark Antokolski]] [[Ecce homo|Ecce-homo]]-Skulpturen, die den gefesselten Jesus mit [[Jarmulke]] und [[Schläfenlocken]] als osteuropäischen Juden charakterisierten. Die Darstellung eines jüdischen Jesus war im späten 19. Jahrhundert umstritten, wie die Auseinandersetzung um [[Max Liebermann]]s Gemälde ''[[Der zwölfjährige Jesus im Tempel (Max Liebermann)|Der zwölfjährige Jesus im Tempel]]'' veranschaulicht (1879, [[Kunsthalle Hamburg]]).<ref>{{EncBibleReception|14|71|73|Jesus VIII. Visual Arts B. Jewish Art|Aaron Rosen}}</ref>
{{Siehe auch|Ostentatio genitalium}}
 
== Literatur ==
Zeile 387 ⟶ 477:
* Larry W. Hurtado: ''Lord Jesus Christ: Devotion to Jesus in Earliest Christianity.'' 2. Auflage 2005, William B Eerdman, ISBN 0-8028-3167-2.
* [[Martin Karrer]]: ''Jesus Christus im Neuen Testament'' (= ''Grundrisse zum Neuen Testament. Das Neue Testament Deutsch, Ergänzungsreihe''. Band 11). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-51380-1.
 
* [[Ulrich Wilckens]]: ''Theologie des Neuen Testaments'', Band 1/2: ''Geschichte der urchristlichen Theologie: Jesu Tod und Auferstehung und die Entstehung der Kirche aus Juden und Heiden.'' Neukirchener, Neukirchen-Vluyn 2003, ISBN 3-7887-1895-1.
* [[Nicholas Thomas Wright]]: ''Jesus. Wer er war, was er wollte und warum er für uns wichtig ist.'' Francke, Marburg 2013, ISBN 978-3-86827-384-7.
Zeile 403 ⟶ 492:
 
=== Sonstige Literatur ===
* [[John Ortberg]]: ''Weltbeweger. Jesus – wer ist dieser Mensch?'' [[Gerth Medien|Gerth]], Asslar 2013, ISBN 978-3-86591-877-2.
* [[Florian Russi]]: ''Jesus – Meister des Wortes.'' Mitteldeutscher Verlag, Halle 2021, ISBN 978-3-96311-457-1.
* [[Peter Seewald]]: ''[[Jesus Christus – die Biografie|Jesus Christus. Die Biografie]].'' Knaur 2011, ISBN 978-3-426-78494-5.
* [[Philip Yancey]]: ''Der unbekannte Jesus. Entdeckungen eines Christen'' (Originaltitel: ''The Jesus I Never Knew''), [[SCM R. Brockhaus]], Wuppertal 2010, ISBN 978-3-417-26319-0.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Jesus Christ|Jesus Christus|audio=1|video=1}}
{{Wikiquote|Jesus von Nazareth}}
* {{WiBiLex |51866 |Abruf=2023-10-02 |Titel=Jesus Christus |Autoren=[[Detlev Dormeyer]]}}
* {{DNB-Portal|118557513}}
* {{DDB|Person|118557513}}
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive/>
<ref name="ABDChrist">
{{Literatur
|Autor=Marinus De Jonge
|Hrsg=David Noel Freedman
|Titel=Christ
|Sammelwerk=The Anchor Bible Dictionary
|Band=1
|Verlag=Doubleday
|Ort=New York, N.Y. etc.
|Datum=1992
|ISBN=0-385-19351-3
|Seiten=914f.
|Sprache=en}}
</ref>
</references>
 
{{Gesprochene Version
{{Gesprochener Artikel
|artikeldatei = De-Jesus Christus-article.ogg
|länge = 71:36
|dateiname = De-Jesus Christus-article.ogg
|dauergröße = 34,8 = 71:36MB
|größe sprecher = 34,8 MBAhoek
|geschlecht = Männlich
|sprecher = Ahoek
|geschlechtdialekt = MännlichHochdeutsch
|dialekt version = Hochdeutsch119865235
|oldid datum = 1198652352013-08-09
|artikeldatum = 2013-08-09
}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118557513|LCCN=n/79/84784n79084784|VIAF=38323081141145970137232251241}}
 
[[Kategorie:Jesus| ]]