[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Leicht überarbeitet
Markierungen: Visuelle Bearbeitung Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung Erweiterte mobile Bearbeitung
Zeile 40:
 
=== Der Name Jesus Christus in den Paulusbriefen ===
[[Paulus von Tarsus]] schrieb den [[Brief des Paulus an die Philipper|Brief an die Philipper]] in römischer Haft (um 60 n. Chr.)<ref>Udo Schnelle: ''Paulus: Leben und Denken'' (Reihe: De Gruyter Studium). De Gruyter, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Berlin/Boston 2014, S. 393–398.</ref> oder etwas früher. Dieses Schreiben enthält in {{B|Phil|2|9–11}} den sogenannten [[Philipperhymnus]], der die Selbsterniedrigung des Christus Jesus beschreibt, der gottgleich gewesen sei, aber wie ein Mensch, ja wie ein Sklave gelebt habe und am Kreuz gestorben sei. Darauf folgte seine Erhöhung durch Gott, der ihm einen Namen verliehen habe, der größer sei als alle Namen und dem alle Wesen im Himmel, auf Erden und unter der Erde huldigten „und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Nach der Analyse von Ralph Brucker handelt es sich bei diesem Text nicht um einen von Paulus übernommenen älteren urchristlichen Hymnus, sondern um Text in gehobenem Stil („Pathosgehalt und ästhetisch-rhetorische Gestaltung“), den Paulus wie den Rest des Briefes selbst verfasst habe.<ref>Ralph Brucker: ''„Christushymnen“ oder „epideiktische Passagen“?: Studien zum Stilwechsel im Neuen Testament und seiner Umwelt''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, S. 307. ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00040115_00314.html Online]) Dass der Text den Kriterien eines antiken Hymnus nicht entspricht, ist Konsens. [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] schlug deshalb die Bezeichnung „Christus-Enkomion“ vor; da der Text nur die Haltung Christi rühmt, nicht seine einzelnen tatenTaten, bevorzugt Brucker (ebd., S. 319) die Charakterisierung als Epainos.</ref> Samuel Vollenweider verweist darauf, dass der Briefkontext starken Bezug auf die zeitgenössische politische Rhetorik nimmt. Seine eigenen Interessen zurückzustellen, um den Gemeinwesen zu dienen, war darin positiv konnotiert. Das Christuslob in Phil 2,9–11 liest die neuere Exegese vor dem Hintergrund des [[Kaiserkult]]s im [[Prinzipat]] (Titel Kyrios, [[Akklamation]] und [[Proskynese]]). Aber die Selbstzurücknahme des Herrschers, wie sie auch in hellenistisch-römischen Fürstenspiegeln empfohlen werden konnte, wird durch die Kreuzigung des Christus radikal überboten. So verkehrt der Autor zeitgenössische Konzepte von Ehre und Schande ins Gegenteil.<ref>Samuel Vollenweider: ''Politische Theologie im Philipperbrief?'' In: Dieter Sänger, Ulrich Mell (Hrsg.): ''Paulus und Johannes: exegetische Studien zur paulinischen und johanneischen Theologie und Literatur''. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 457–469, hier S. 463–465. ([https://www.academia.edu/5245210/Vollenweider_Politische_Theologie_im_Philipperbrief Online])</ref>
 
Unabhängig davon, ob der Philipperhymnus ein liturgischer Text war, geht die Exegese weithin davon aus, dass die [[Paulusbriefe]] bei der gottesdienstlichen Versammlung der Adressatengemeinde verlesen wurden und deshalb am Anfang und am Schluss liturgische Christus-Formeln aufweisen. Jesus Christus wird in diesen Formeln „als die Quelle der Gnade betrachtet, die performativ der Gemeinde zugesprochen wird.“<ref>{{RGG|4|472|475|Jesus Christus II. Jesus Christus in der Geschichte des Christentums 2. Liturgiegeschichte|Gordon W. Lathrop}}</ref>