„Johann Ludwig (Nassau-Hadamar)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Johann-ludwig-hadamar.jpg|mini|200px|Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar]]
Fürst '''Johann Ludwig von Nassau-Hadamar''' (* [[12. August]] [[1590]] in [[Dillenburg]]<ref name="Renkhoff" />; † [[6. März]] [[1653]] in [[Hadamar]]) war die bedeutendste Regentenpersönlichkeit im Fürstentum ''[[Haus Nassau-Hadamar|Nassau-Hadamar]]'' und vor allem durch seine Verhandlungsführerschaft beim [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
 
[[Datei:Johann-ludwig-hadamar.jpg|mini|200px|Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar]]
== Vorfahren ==
Johann Ludwig wurde als Sohn des Grafen [[Johann VI. (Nassau-Dillenburg)|Johann VI. von Nassau-Dillenburg]] und dessen dritter Ehefrau Johannetta von [[Sayn-Wittgenstein]] (1561–1622) geboren. Nach dem Tod des Vaters am 8. Oktober 1606 wurde am 31. März 1607 dessen Besitz unter seinen zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Söhnen aufgeteilt.
Die Söhne aus erster Ehe mit Elisabeth Landgräfin von Leuchtenberg (1537–1579) waren
* [[Wilhelm Ludwig (Nassau-Dillenburg)|Wilhelm Ludwig]] (1560–1620), Graf von [[Nassau-Dillenburg]], [[Statthalter]] von Friesland (Groningen)
* [[Johann VII. (Nassau-Siegen)|Johann VII.]] (1561–1623), Graf von [[Nassau-Siegen]]
* [[Georg (Nassau-Dillenburg)|Georg]] (1562–1623), Graf von [[Nassau-DillenburgBeilstein]], ab 1620 Graf von Nassau-Dillenburg
* [[Ernst Casimir (Nassau-DiezDietz)|Ernst Casimir]] (1573–1632), Graf von [[Nassau-DiezDietz]] und Statthalter von Friesland, Groningen und Drenthe – ein direkter Vorfahre des heutigen niederländischen Königshauses
 
''Johann Ludwig'' war der jüngste Sohn des Grafen. Er kommt aus der dritten Ehe mit Johannetta von [[Sayn-Wittgenstein]] (1561–1622) und übernahm Amt und Burg in [[Hadamar]]. Da Johann Ludwig zum Zeitpunkt der Erbteilung noch nicht volljährig war, übernahmen Graf Johann von Sayn sowie die Grafen Adolf und Johann Albrecht zu Solms die Vormundschaft. Johann Ludwig begründete die jüngere Linie Nassau-Hadamar der [[Haus Nassau#Die Ottonische Linie (1255–1890)|Nassau-Ottonischen Hauptlinie]].
 
== Ausbildung ==
Zunächst wurde er an der Hofschule in Dillenburg von dem aus [[Unna]] stammenden [[Präzeptor]] Eberhard Cnopius<ref name="WMichel-S13" /> und an der von seinem Vater gegründeten [[Hohe Schule Herborn|Hohen Schule]] in [[Herborn]]<ref name="FJLS-Wer" /> unterrichtet. Am 7. Juni 1604 reiste er zusammen mit dem Sohn seines BrudersHalbbruders [[Georg (Nassau-Dillenburg)|Georg von Nassau-DillenburgBeilstein]], seinem Neffen Johann- Philipp (1590–1607), nach [[Sedan]] und studierte dort an der vom [[Humanismus]] geprägten ''Acadèmie des Exercises'', die von [[Henri de La Tour d’Auvergne, duc de Bouillon|Heinrich]], dem [[Herzogtum Bouillon|Herzog von Bouillon]] und Ehemann seinervon Johann Ludwigs GroßtanteCousine [[Elisabeth von Oranien-Nassau]], gegründet wurdeworden war. Auch Johann Ludwigs Neffe [[Wilhelm (Nassau-Hilchenbach)|Wilhelm von Nassau-Hilchenbach]], ein Sohn seines Halbbruders [[Johann VII. (Nassau-Siegen)|Johann VII. von Nassau-Siegen]], studierte später dort mit seinen beiden Verwandten. Die Akademie mit ihrer bedeutenden Bibliothek und ihren hervorragenden Lehrern hat wohl während seiner Schulzeit den größten Einfluss auf den jungen Studenten ausgeübt.<ref name="WMichel-S14" /> Im Februar 1606 flüchtete Johann Ludwig vor den Truppen des französischen Königs [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV.]] aus Sedan. Über Straßburg und Basel gelangten die jungen Grafen am 7. April innach [[Genf]], wo Johann- Ludwig an der dortigen Hochschule sein Studium bis zum 29. April 1607 fortsetzte. Durch diese Ausbildung erlangte er eine umfassende Allgemeinbildung und weitete seine Sprachkenntnisse, insbesondere in Latein und Französisch, aus.<ref name="WMichel-S18f" />
 
== Bildungsreisen ==
Nach den Studien in Sedan und Genf begann für Johann Ludwig Ende April 1607 die Zeit der Bildungsreisen: Von Genf führte es ihn zunächst nach Frankreich in die Provence, das Languedoc und das souveräne [[Fürstentum Orange]], das damals von seinem VerwandtenCousin [[Philipp Wilhelm (Oranien)|Philipp Wilhelm von Oranien]] regiert wurde. In [[Poitiers]] besuchte er [[Charlotte Flandrina von Oranien-Nassau]], dieeine CousineHalbschwester seinesPhilipp VatersWilhelms, die dort als Äbtissin das katholische Nonnenkloster [[Abtei Ste-Croix (Poitiers)|Ste-Croix]] leitete. Am 4. Juli 1607 kam er in Paris an, wo er auch den französischen König [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV.]] kennenlernte. Nach neunmonatigem Aufenthalt dort reiste er am 10. April 1608 über die Normandie, die Picardie und Rouen nach Calais, von wo aus er am 22. April 1608 nach Dover übersetzte. Während seines<!-- einmonatigen? - siehe Disk. --> Aufenthalts in [[London]] wurde er auch dem englischen König [[Jakob I. (England)|Jakob I.]] vorgestellt. Zurück auf dem Kontinent besuchte er Flandern, Brabant und Brüssel und war zu Gast beimbei Cousineinem seinesweiteren VatersCousin, dem Prinzen [[Moritz (Oranien)|Moritz von Nassau-Oranien-Nassau]] und bei seinem ältesten Bruder [[Wilhelm Ludwig (Nassau-Dillenburg)|Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg]], der zu dieser Zeit als Statthalter von Friesland fungierte.
 
Am 13. Mai 1608 war Johann Ludwig zwar wieder in Dillenburg zurück, aber bereits ein knappes Jahr später am 28. April 1609 begann er eine intensive achtmonatige Reise, die ihn jetzt durch viele Gebiete und Städte des damaligen deutschen Reichs führte: Hessen, Westfalen, Braunschweig, Bremen, Stade, Hamburg, das Herzogtum Holstein, Hadersleben, Sonnenberg, Lübeck, das Herzogtum Mecklenburg, das Kurfürstentum Brandenburg, Berlin, Meißen, Dresden, Prag, Wien, Passau, Regensburg, Amberg, Nürnberg und Kassel.
 
Im Jahr 1610 besuchte Johann Ludwig wieder seinen Verwandten [[Moritz (Oranien-Nassau)|Moritz von NassauOranien]] in dessen [[Heerlager]] in den [[Spanische Niederlande|Niederlanden]]. Dort scheint er, ebenso wie bei einem Besuch 1614, aber eher Beobachter der Kämpfe im Rahmen des [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Krieges]] denn aktiver Offizier gewesen zu sein.
 
Erwähnenswert ist auch, dass es ihn im Februar 1614 erneut nach London verschlug, wo er in Abwesenheit für [[Moritz (Oranien)|Moritz von Nassau-Oranien]], in dessen Abwesenheit, vom englischen König [[Jakob I. (England)|Jakob&nbsp;I.]] den [[Hosenbandorden]] entgegen nahmentgegennahm.<ref name="WMichel-S20-24" />
 
== Ehe und Nachkommen ==
Johann Ludwig heiratete am 26. August 1617 in [[Detmold]] die am 15. Februar 1598 als Tochter desGraf [[Simon VI. (Lippe)|Simon desVI. Älteren vonzur Lippe-Detmold]] und der Elisabeth von Holstein-Schaumburg geborene [[Ursula von Nassau-Hadamar|Ursula]]. Sie war eine beim Volk sehr beliebte Regentin, die in 21 Ehejahren ihrem Ehemann 15 Kinder gebar, von denen jedoch fünf bereits im Jahr der Geburt und drei im Alter von ein bis vier Jahren starben. Sie selbst starb am 1727. Juli 1638 in Hadamar im [[Wochenbett]].
# [[Johanna Elisabeth von Nassau-Hadamar|Johanna Elisabeth]] (* 17. Januar 1619 in Dillenburg; † 2. März 1647 in Harzgerode) - verheiratet ab 10. August 1642 (Bückeburg) mit Fürst [[Friedrich (Anhalt-Harzgerode)|Friedrich von Anhalt-Bernburg-Harzgerode]]
# Luise (Ludovica) Ursula (* 22. März 1620 in Dillenburg; † 1635 in Hanau)
# [[Sofie Magdalena von Nassau-Dillenburg|Sophia Magdalena]] (* 16. Februar 1622 in Hadamar; † 28. Juni 1658 in Dillenburg) – verheiratet ab 25. September 1656 (Hadamar) mit Fürst [[Ludwig Heinrich (Nassau-Dillenburg)|Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg]] (1594–1662)
# Johann Ludwig (* 29. August 1623 in Hadamar; † 12. Januar 1624 ebenda)
# Simon Ludwig (* 8. Dezember 1624 in Hadamar; † 28. Februar 1628 ebenda)
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# Philipp Ludwig (* 11. Dezember 1628 in Hadamar; † 24. Dezember 1629 ebenda)
# Anna Katharina (* 27. April 1630 in Hadamar; † 10. Juni 1630 ebenda)
# [[Johann Ernst (Nassau-Hadamar)|Johann Ernst]] (* 25. Oktober 1631 in Hadamar; † 28. DezemberSeptember 1651 ebenda), Soldat
# – Name nicht bekannt – (* 2. Januar 1633)
# Anselm Ferdinand (* 4. Januar 1634 in Hadamar; † 3. Mai 1634 ebenda)
# Johann Ludwig (*/† 7. August 1635 in Hadamar)
# [[Franz Bernhard (Nassau-Hadamar)|Franz Bernhard]] (* 21. September 1637 in Hadamar; † 15. September 1695 ebenda), Dompropst in Köln, Straßburg, Emmerich und Bremen. Nach dem Tod seines Bruders Moritz Heinrich wurde er Vormund und Regent für dessen Sohn [[Franz Alexander (Nassau-Hadamar)|Franz Alexander]]
# Marie Elisabeth (* 23. Juli 1638 in Hadamar; † 23. Juli 1651 ebenda)
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Bei folgenden Monarchen handelt es sich über die dargestellte Verwandtschaftsbeziehung um direkte Nachkommen von Johann Ludwig:
* Königin [[Sophia von Griechenland]]: [[Johanna Elisabeth von Nassau-Hadamar]] (Tochter) → [[Elisabeth Charlotte von Anhalt-Harzgerode]] (Enkelin) → [[Christian Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön-Norburg]] → [[Friedrich Karl (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön)]] → [[Charlotte Amalie Wilhelmine (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön)]] → [[Friedrich Christian II. (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg)]] → [[Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1798–1869)|Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]] → [[Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein]] → [[Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg]] → [[Viktoria Luise von Preußen]] → [[Friederike von Hannover]]
* Fürst [[Albert II. (Monaco)]]: [[Moritz Heinrich (Nassau-Hadamar)]] (Sohn) → [[Franz Alexander (Nassau-Hadamar)]] (Enkel) → [[Charlotte Wilhelmine Amalie Alexandrina von Nassau-Hadamar]] → [[Philippe Maximilien de Merode-Westerloo de Merode]] → [[Guillaume de Merode-Westerloo de Merode]] → [[Garnier de Merode-Westerloo de Merode]] → [[Antoinette de Mérode-Westerloo]] → [[Albert I. (Monaco)]] → [[Louis II. (Monaco)]] → [[Charlotte von Monaco]] → [[Rainier III. (Monaco)]] → Albert II. (Monaco)
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== Bedeutung im Dreißigjährigen Krieg ==
Als Johann Ludwig 28 Jahre alt war, begann im Jahr 1618 der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]], der sein Leben und Wirken in großem Maßestark beeinflusste. Mit diplomatischen Verhandlungen, aber auch durch Bestechungen versuchte er, Durchmärsche kaiserlicher und protestantischervon Truppen durch seine Grafschaft möglichst zu vermeiden. Durch Einquartierungen von Söldnern, Plünderungen sowie durch die geforderten Naturalabgaben hatten seine Untertanen dennoch erheblich unter Kriegswirren zu leiden. Durch den Krieg hoch verschuldet, musste er 1643 die [[Esterau]] an den General [[Peter Melander von Holzappel]] veräußern.
 
Im LaufeVerlauf des Krieges fiel er beim Kaiser in Ungnade, da der calvinistisch erzogene Graf zusammen mit seinen Brüdern in Dillenburg und Diez die Ziele der Reformierten unterstützte. Um die Entziehung ihrer Länder durch den Kaiser zu verhindern, sandten die Nassauischen Grafen 1629 zur Vermittlung ihren Bruder Johann Ludwig, der als guter Diplomat galt und auch von Kaiser [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]] wegen seiner ausgezeichneten Erziehung und Bildung geschätzt wurde, an den kaiserlichen Hof nach Wien. Dort vollzog sich in Johann Ludwig neben dem Wechsel vom calvinistischen zum katholischen Glauben nicht nur ein religiöser Wandel, sondern auch eine politische Wende, die ihn in kaiserliche Dienste treten ließ. 1636 gelang es ihm, einen Teil der kaiserlich besetzten nassauischen Gebiete für Nassau-Hadamar und für seinen Neffen [[Johann VIII. (Nassau-Siegen)|Johann VIII. von Nassau-Siegen]] zu erwerben.
 
AbVon 1638 an trieb er die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in [[Köln]] und [[Münster]] voran. InDabei dieser Aufgabe konntenutzte er sein schon in jungen Jahren geschärftes diplomatisches Geschick voll nutzen und schließlichverhandelte durchvon den1645 erfolgreichen Abschluss krönen, in dem er 1645an, neben [[Maximilian von und zu Trauttmansdorff]], als kaiserlicher Bevollmächtigter bei den Verhandlungen zum [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] in Münster tätig wurde und die Verhandlungen bis 1648 zu einem erfolgreichen Ergebnis führte. Mit ''Johannes Ludovicus Comes Nassauhe'' unterschrieb er als Erster den [[Friedensvertrag]].
 
Seine Frau Ursula starb 1638 im Alter von 40 Jahren, vier Tage nach der Geburt ihres 15. Kindes.
Für seine Bemühungen für das Zustandekommen des Friedens zwischen Spanien und Holland wurde er 1647 von König [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] zum [[Orden vom Goldenen Vlies|Ritter des Goldenen Vlieses]] ernannt. Als besonderen Dank für seine Verdienste beim Zustandekommen des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 wurde er im Jahr 1650 von Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]] in den Fürstenstand erhoben. Zusätzlich erhielt er eine hohe Geldsumme ausgezahlt. Zur Abrundung seiner Herrschaft konnte er 1649 das Dorf [[Obertiefenbach (Beselich)|Obertiefenbach]] von den [[Grafschaft Wied]] erwerben.
 
Für seine Bemühungen für das Zustandekommen des Friedens zwischen Spanien und Holland wurde erJohann Ludwig 1647 von König [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] zum [[Orden vom Goldenen Vlies|Ritter des Goldenen Vlieses]] ernannt. Als besonderen Dank für seine Verdienste beim Zustandekommen des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 wurde er im Jahr 1650 von Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]] in den Fürstenstand erhoben. Zusätzlich erhielt er eine hohe Geldsumme ausgezahlt. Zur Abrundung seiner Herrschaft konnte er 1649 das Dorf [[Obertiefenbach (Beselich)|Obertiefenbach]] von den [[Grafschaft Wied]] erwerben.
== Bauwerke ==
 
[[Bild:Hadamar Schloss.jpg|mini|Südflügel des Schloss Hadamar]]
Zur Abrundung seiner Herrschaft erwarb er im Jahr 1649 das Dorf [[Obertiefenbach (Beselich)|Obertiefenbach]] von der [[Grafschaft Wied]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Georg Wagner (Heimatforscher)|Georg Wagner]] |Titel=Obertiefenbach in seiner Vergangenheit |Verlag=Gemeinde Obertiefenbach |Ort=Wiesbaden-Dotzheim |Jahr=1954 | Seiten=35–46}}</ref>
 
Im Jahr 1650 scheiterte die Kandidatur des inzwischen verwitweten Fürsten auf den Bischofsstuhl von Münster.<ref name="WKohl" />
 
== Schloss Hadamar ==
[[BildDatei:Hadamar Schloss.jpg|mini|Südflügel des SchlossSchlosses Hadamar]]
In den Jahren 1612 bis 1629 ließ Johann Ludwig die Hadamarer Burg zu einem modernen [[Schloss Hadamar|Schloss]] umbauen, dessen Gestaltung sicherlich von seinen Reisen in zahlreiche europäische Länder beeinflusst war. Maßgeblich unterstützt wurde er hierbei vom Baumeister Joachim Rumpf aus [[Hanau]]. Für den Schlossbau musste er zahlreiche umliegende Grundstücke hinzukaufen, da die Häuser der Stadtbevölkerung nahe der alten Burg angesiedelt waren. Die Umsiedlung der betroffenen Bewohner führte zum Ausbau der Stadt zu einer modernen Residenzstadt.
 
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== Religion ==
Bei seinem diplomatischen Aufenthalt in [[Wien]] konvertierte Graf Johann Ludwig 1629 unter dem Einfluss des kaiserlichen Beichtvaters [[Wilhelm Lamormaini|Lamormaini]] zum [[Katholizismus]]. Bei der Rückkehr leitete er 1630 in seiner Grafschaft eine gemäßigte Gegenreformation ein und teilte den Untertanen mit, dass er nach dem Prinzip des [[Augsburger Reichs- und Religionsfrieden|Augsburger Religionsfriedens]] von 1555 ''cuius regio, eius religio'', der den Landesherren das Recht zusprach, den Glauben ihrer Untertanen zu bestimmen,
:''beschlossen habe, den Gott und dem Kaiser verhassten Calvinismus aus seinem Lande zu verbannen, uns an dessen Stelle den katholischen Glauben, den sie unbedachtsamer Weise vor 80 Jahre verlassen hätten, in seine Rechte und in seine Kirchen wieder einzusetzen; er rechne dabei ganz auf die Folgsamkeit und Beihilfe seiner Untertanen.''
 
Nach dem Religionsübertritt entstanden in den Folgejahren eine Jesuitenniederlassung (1630), ein Franziskanerkloster (1635) und ein Dominikanerkloster. Johann Ludwig unterstellte die Kirchenorganisation in Nassau-Hadamar nicht dem zuständigen [[Bistum Trier|Erzbistum Trier]], sondern behielt sich als Landesherr die oberste Entscheidungsgewalt vor. Durch Vermittlung des Kölner [[Apostolischer Nuntius|Nuntius]] [[Alexander VII.|Fabio Chigi]] wurde diese Maßnahme mit einem päpstlichen [[Dispens|Indult]] von 1648 bestätigt. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen dem Prämonstratenser-Abt in Arnstein und Johann Ludwig gelangten die Jesuiten von Hadamar, die nach der Konversion von Johann Ludwig von Nassau-Hadamar zum katholischen Glauben bevorzugte Rechte erhielten, am 3. Oktober 1652 durch eine Stiftungsurkunde in den Besitz aller Güter des [[Klosterruine Beselich|Klosters Beselich]].<ref>{{Literatur| |Autor= [[Franz-Josef Sehr]] | Titel= 250 Jahre Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich | Sammelwerk= Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2017 | Verlag= Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg| |Ort= Limburg-Weilburg | Datum=2016 2016| ISBN=3-927006-54-8| |Seiten=137–141}}</ref>
 
Die großeKonversion Toleranzführte gegenüberzu seinererheblichen EhefrauAuseinandersetzungen Gräfinmit Ursula,dem Haus Nassau und der erengeren Familie. Insbesondere Johann Ludwigs Bruder [[Ernst Casimir es(Nassau-Dietz)|Ernst freistellteCasimir]], seine Lieblingsschwester Anna und seine Ehefrau Ursula äußerten in Briefwechseln ihr deutliches Missfallen. Johann Ludwig stellte seiner Frau frei, den Glaubenswechsel mit zu vollziehen oder ihrem reformierten Glauben treu zu bleiben, gilt als bewundernswert. Ursula entschied sich für den Calvinismus und erzog auch ihre KinderTöchter nach dem reformierten Glauben. Die Söhne wurden katholisch erzogen. Sie starb 1638 im Alter von 40 Jahren, vier Tage nach Geburt und Tod ihres 15. Kindes.
 
Johann Ludwig ist verantwortlich für den Ausbau des katholischen Schulwesens in Hadamar. Sein Plan, ein katholisches Gymnasium unter Leitung der Jesuiten zu errichten, wurde erst nach seinem Tod verwirklicht.
 
== Lebensabend ==
[[BildDatei:HerzbestattungJohannLudwig.jpg|mini|links|200px|Gedenktafel zur Herzbestattung von Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar]]
[[Datei:Johann Ludwig Sarg.JPG|mini|Sarg Johann Ludwigs in der Fürstengruft in Hadamar]]
Während der Friedensverhandlungen in Münster hatte der Fürst 1648 einen Schlaganfall erlitten und war zeitweilig halbseitig gelähmt. Erst nach seiner [[Rekonvaleszenz]] in Bad Ems konnte er seine Tätigkeit als Bevollmächtigter des Kaisers wieder aufnehmen. Jedoch erkrankte er im November 1652 wieder so schwer, dass er bis zu seinem Tod fast ausnahmslos an das Bett gefesselt war.
 
Der Sarg mit dem Leichnam von Johann Ludwig befindet sich in der Hadamarer Fürstengruft auf dem Mönchsberg. Sein Herz wurde, entsprechend der barocken Frömmigkeit, an dem Ort beigesetzt, an dem sein Herz hing, nämlich im damaligen Jesuitenkloster. Bei Restaurierungsarbeiten an der Stadtkirche im Jahr 1965 wurde der Behälter mit dem Herzen von Bauarbeitern gefunden und dort erneut hinter einer Marmorplatte beigesetzt.
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Die [[Fürst-Johann-Ludwig-Schule]] wurde 1972 nach dem Fürsten benannt. Es handelt sich um eine kooperative Gesamtschule im Hadamarer Stadtteil Niederhadamar mit einem Einzugsgebiet, das auch die umliegenden Kommunen umfasst.
 
== EinzelnachweiseSiehe auch ==
* [[Liste der Gesandten beim Westfälischen Frieden]]
<references>
<ref name="Renkhoff">Otto Renkhoff: ''Nassauische Biographie'', Wiesbaden 2.Aufl. 1992. Seite 553</ref>
<ref name="WMichel-S13">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede", herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 3930428083, Seite 13</ref>
<ref name="WMichel-S14">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede", herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 3930428083, Seite 14</ref>
<ref name="WMichel-S18f">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede", herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 3930428083, Seiten 18f</ref>
<ref name="WMichel-S20-24">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede", herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 3930428083, Seiten 20–24</ref>
<ref name="FJLS-Wer">[http://www.fjls.de/259.0.html Fürst Johann Ludwig Schule Hadamar: Wer war Fürst Johann Ludwig?], abgerufen am 28. März 2016</ref>
</references>
 
== Literatur ==
* Susan Broomhall, Jacqueline Van Gent: ''Converted Relationships: Re-negotiating Family Status after Religious Conversion in the Nassau Dynasty.'' In: ''Journal of Social History.'' Vol. 47 Issue 3, Spring 2014. S. 647–672.
* Lothar Hartmann: ''Fürst-Johann-Ludwig-Schule Hadamar. Informationen, Daten, Berichte.'' 1990, {{ZDB|28550-x}}.
* [[Andreas Räß]]: ''Die Convertiten seit der Reformation nach ihrem Leben und ihren Schriften dargestellt.'' Band 7: ''Von 1653–1670.'' Herder, Freiburg (Breisgau) 1868, S. 534–550.
Zeile 100 ⟶ 101:
* Walter Michel: ''Das Herz des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar gefunden.'' In: ''[[Nassauische Annalen]] (NassA).'' Bd. 76, 1965, S. 226.
* Walter Michel: ''Zum 400. Geburtstag des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar.'' In: ''Nassauische Annalen (NassA).'' Bd. 102, 1991, S. 87.
* Karl JosephJosef Stahl (Bearbeiter): ''Reise von Hadamar nach Wien im 17. Jahrhundert. Reisetagebuch des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590–1653) im Jahre 1629.'' Bebilderte Übertragung in heutiges Deutsch. Anhang: kopierter Originaltext vom Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 171 Z 642/6707. K. J. Stahl, Hadamar 1979.
* Karl Josef Stahl: ''Hadamar. Stadt und Schloß. Eine Heimatgeschichte anläßlich der 650-Jahrfeier der Stadtrechteverleihung an die Stadt Hadamar 1974.'' Magistrat der Stadt Hadamar, Hadamar 1974.
* Rouven Pons: Überlieferung des Gedankenlosen. Die Zeichnungen des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590–1653). In: Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 17/4 (2013), S. 469–496.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|John Louis, Prince of Nassau-Hadamar|Johann Ludwig von Nassau-Hadamar}}
* {{ADB|14|258|260|Johann Ludwig (Fürst von Nassau-Hadamar)|Joachim|ADB:Johann Ludwig (Fürst von Nassau-Hadamar)}}
* {{VD17VerzDtDrucke |VD=17 |PPN=00411664X}}
<!-- * [http://freepages.genealogy.rootsweb.com/~jamesdow/s002/f671729.htm Stammbaum] -->
* [http://genealogy.euweb.cz/nassau/nassau11.html Genealogy zu Johann Ludwig von Nassau-Hadamar]
{{Commonscat|John* Louis,[https://gw.geneanet.org/pgb2014?n=von+nassau+hadamar&oc=&p=johann+ludwig PrinceDatensatz ofzu Nassau-Hadamar|Johann Ludwig von Nassau-Hadamar}}], in Geneanet
* [httphttps://gwgedbas.geneanetgenealogy.orgnet/pgb2014?n=von+nassau+hadamar&oc=&p=johann+ludwigperson/show/1032230361 Datensatz zu Johann- Ludwig von Nassau-Hadamar], in GeneanetGedbas
 
* [http://gedbas.genealogy.net/person/show/1032230361 Datensatz zu Johann-Ludwig von Nassau-Hadamar], in Gedbas
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Renkhoff">
<ref name="Renkhoff">Otto Renkhoff: ''Nassauische Biographie'', Wiesbaden 2. Aufl. 1992. Seite 553</ref>
</ref>
<ref name="WMichel-S13">
<ref name="WMichel-S13">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648„1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede"Friede“, herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 39304280833-930428-08-3, Seite 13</ref>
</ref>
<ref name="WMichel-S14">
<ref name="WMichel-S14">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648„1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede"Friede“, herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 39304280833-930428-08-3, Seite 14</ref>
</ref>
<ref name="WMichel-S18f">
<ref name="WMichel-S18f">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648„1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede"Friede“, herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 39304280833-930428-08-3, Seiten 18f</ref>
</ref>
<ref name="WMichel-S20-24">
<ref name="WMichel-S20-24">Walter Michel: ''Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar - Das Werden eines Friedensgesandten; in: "1648„1648 - Legatus Plenipotentarius - Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und der Westfälische Friede"Friede“, herausgegeben von der Kulturgemeinschaft Hadamar'', 1999. ISBN 39304280833-930428-08-3, Seiten 20–24</ref>
</ref>
<ref name="FJLS-Wer">[{{Webarchiv|url=http://www.fjls.de/259.0.html |wayback=20160328163522 |text=Fürst Johann Ludwig Schule Hadamar: Wer war Fürst Johann Ludwig?]}}, abgerufen am 28. März 2016</ref>
<ref name="WKohl">
Wilhelm Kohl: ''Nassauische Absichten auf das Bistum Münster – Die Bewerbung Johann Ludwigs Grafen zu Nassau-Hadamar um den Bischofsstuhl, 1650; in: „Westfalen – Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Band 36 aus 1958“'', Seiten 91–102
</ref>
 
</references>
 
{{Personenleiste
{{Folgenleiste
|VORGÄNGER=[[Johann VI. (Nassau-Dillenburg)|Johann VI.]]
|NACHFOLGER=[[Moritz Heinrich (Nassau-Hadamar)|Moritz Heinrich]]
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{{Normdaten|TYP=p|GND=102837422|LCCN=n/86/63778n86063778|VIAF=54547349}}
 
{{SORTIERUNG:Johann Ludwig #NassauHadamar}}
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[[Kategorie:Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft]]
[[Kategorie:Gesandter (Westfälischer Friede)]]
[[Kategorie:Person im Dreißigjährigen Krieg (HRR)]]
[[Kategorie:Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (17. Jahrhundert)|Nassau]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Hauses Nassau (Linie Dillenburg)]]<!--Doppelkategorisierung als Angehöriger dieser Linie und Begründer folgender Nebenlinie-->
[[Kategorie:HausFamilienmitglied des Hauses Nassau (Jüngere Linie Nassau-Hadamar)]]
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[[Kategorie:Geboren 1590]]