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[[Datei:Weihwasser_Dom_AugsburgWeihwasser Dom Augsburg.JPG|thumb|upright|Taufwassergefäß]]
 
Der '''Katechumenat''' bezeichnet inim christlichen Kirchen[[Christentum]] die Vorbereitung eines Taufbewerbers ('''Katechumene''') auf die Aufnahme in die Kirche durch die [[Taufe]].
 
In manchen evangelischen Kirchen wird auch die Vorbereitungszeit auf die [[Konfirmation]] als Katechumenat bezeichnet.
 
== Geschichte ==
In frühchristlicher Zeit bis ins 6.  Jahrhundert traten vorwiegend erwachseneneben [[HeidentumJudenchristen|HeidenJuden]] undvorwiegend erwachsene [[JudenHeidenchristen|Heiden]] zum [[Christentum]] über, die vor ihrer Taufe fürin eineeinem ZeitZeitraum von zwei bis drei Jahren mit dem Christsein vertraut gemacht und im Glauben unterwiesen wurden. Man unterschied dabei dreiin der Regel zwei Stufen:
* die {{lang|la|''Audientes''}} ({{laS}} für „Hörer“) oder {{grcS|κατηχούμενοι}} ({{lang|grc-Latn|katēchoúmenoi}} „die unterrichtet werden“; seltener: {{lang|grc|χριστιανοί|christianoí}}), die als Interessenten für einen Kircheneintritt am Gottesdienst teilnahmen, aber nur die biblischen Lesungen und die Predigt anhören durften, jedoch vor der Feier der [[Eucharistie]] den Raum verlassen mussten und auch an gewissen anderen kirchlichen Vollzügen nicht teilnehmen durften,
Die* [[Katechese]]die der φωτιζόμενοι{{lang|la|''Competentes''}} (in Rom: {{lang|la|''photizómenoiElecti'':}} „Erwählte“) oder {{lang|grc|φωτιζόμενοι}} ({{lang|grc-Latn|phōtizómenoi}}, „die erleuchtet werden“), erfolgtedie nach einer Prüfung (Erwählung) durch VorträgeHandauflegung und Gebet unter die Taufkandidaten aufgenommen wurden und kurz vor der Taufe standen. Sie nahmen an besonderen Versammlungen teil mit Vorträgen und Gebeten um Befreiung vom Bösen. Grundlage war die Erläuterung des [[Glaubensbekenntnis]]ses, das der Taufbewerber bei seiner Taufe ablegte, die damals nur oder bevorzugt in der [[Osternacht]] gespendet wurde. Hinzu kamen noch Einführungen in die christliche [[Moral]]lehre, die Grundgebete und die [[zehn Gebote]].
 
Im [[Mittelalter]] wurde die [[Kindertaufe]] zum Normalfall, die [[Katechese]] wurde damit hinter die Taufhandlung gesetzt. Erwachsenentaufen kamen, außer in Missionsgebieten, nur noch selten vor. [[Francisco de Borja (Jesuit)|Francisco de Borja]], der dritte [[Generaloberer der Gesellschaft Jesu|General]] der [[Jesuiten]], erinnerte seine Mitbrüder in den [[Jesuitische Mission|jesuitischen Missionen]] an die altkirchliche Praxis des Katechumenates. Er wies sie an, nicht möglichst schnell und möglichst viel zu taufen, sondern die Taufbewerber sorgfältig auf die Taufe vorzubereiten. Man solle nicht mehr Taufbewerber taufen, als man im christlichen Glauben erhalten könne.<ref>[[Klaus Schatz]]: ''Die ersten 50 Jahre Jesuitenmission''. In: ''[[Stimmen der Zeit]]'', Bd. 220 (2002), S. 383–396, hier S. 394.</ref>
* die [[Audientes|''audientes'']], die im Gottesdienst nur die Predigt anhören durften und vor dem Abendmahl den liturgischen Raum verlassen mussten,
 
* die ''genuflectentes'', die am [[Gebet]] teilnehmen durften,
 
* die ''competentes'', die durch Handauflegung und Gebet aufgenommen wurden und kurz vor der Taufe standen. Sie nahmen am gesamten Gottesdienst teil und durften bei der [[Eucharistiefeier]] anwesend sein.
 
Die [[Katechese]] der φωτιζόμενοι (''photizómenoi'': „die erleuchtet werden“) erfolgte durch Vorträge. Grundlage war die Erläuterung des [[Glaubensbekenntnis]]ses, das der Taufbewerber bei seiner Taufe ablegte, die damals nur in der [[Osternacht]] gespendet wurde. Hinzu kamen noch Einführungen in die christliche [[Moral]]lehre, die Grundgebete und die [[zehn Gebote]].
 
Im [[Mittelalter]] setzte sich die [[Kindertaufe]] durch, die Katechese wurde damit hinter die Taufhandlung gesetzt. Erwachsenentaufen kamen nur noch selten vor.
[[Bild:St. Joseph Oehringen Innenraum 3.jpg|thumb|left|Tauffeier in der [[Osternacht]]]]
 
== Katechumenat in der römisch-katholischen und in der evangelischen Kirche ==
[[Bild:St. Joseph Oehringen Innenraum 3.jpg|thumb|left|Tauffeier in der [[Osternacht]]]]
In den letzten Jahrzehnten gab es in Deutschland häufiger als früher Erwachsenentaufen. Eine Ursache dafür liegt in der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] Deutschlands mit der folgenden Bevölkerungsvermischung. In der Folge entschieden sich viele ungetaufte Erwachsene für den Glauben. Die katholischen und evangelischen [[Kirche (Organisation)|Kirchen]] reagierten darauf mit einer bewussten Erneuerung der Hinführung zur Erwachsenentaufe und damit auch der Erwachsenenkatechese. Grundlage ist die Erkenntnis, dass die notwendige Vermittlung von Glaubenswissen mit dem Kennenlernen der [[Gemeinde]], dem konkreten Mitleben des [[Kirchenjahr]]es und der geistlichen Begleitung des Taufbewerbers verbunden sein muss. Darum wurden vielfach die frühchristlichen Stufen der Aufnahme in erneuerter Form wieder eingeführt, indem die Wegstrecke des Katechumenats von verschiedenen kleinen Feiern (Aufnahme in den Katechumenat, [[Segen|Segnung]], [[Salbung]] mit dem [[Heilige Öle|Katechumenenöl]]) begleitet wird. Am Ende dieses Weges steht die Tauffeier, womöglich in der [[Liturgie]] der [[Osternacht]]. Für die Dauer und den Lehrplan des Katechumenats gibt es sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche keine einheitliche Ordnung.
Die römisch-katholische Kirche hat mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil weltweit die Wiederherstellung des Katechumenats vor der Taufe Erwachsener beschlossen (Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ Nr. 64.)<ref> 64. Ein mehrstufiger Katechumenat für Erwachsene soll wiederhergestellt und nach dem Urteil des Ortsordinarius eingeführt werden. So soll ermöglicht werden, dass die Zeit des Katechumenats, die zu angemessener Einführung bestimmt ist, durch heilige, in gewissen Zeitabschnitten aufeinanderfolgende Riten geheiligt wird.</ref>
 
In den letzten Jahrzehnten gab es in Deutschland häufiger als früher Erwachsenentaufen. Eine Ursache dafür liegt in der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] Deutschlands mit der folgenden Bevölkerungsvermischung]]. In der Folge entschieden sich viele ungetaufte Erwachsene aus der ehemaligen [[DDR]] für den Glauben. Die katholischen und evangelischen [[Kirche (Organisation)|Kirchen]] reagierten darauf mit einer bewussten Erneuerung der Hinführung zur Erwachsenentaufe und damit auch der Erwachsenenkatechese. Grundlage ist die Erkenntnis, dass die notwendige Vermittlung von Glaubenswissen mit dem Kennenlernen der [[Kirchengemeinde|Gemeinde]], dem konkreten Mitleben des [[Kirchenjahr]]es und der geistlichen Begleitung des Taufbewerbers verbunden sein muss. Darum wurden vielfach die frühchristlichenfrühchristliche Stufen der Aufnahme in erneuerter Form wieder eingeführt, indem die Wegstrecke des Katechumenats von verschiedenen kleinen Feiern (Aufnahme in den Katechumenat, [[Segen|Segnung]], [[Salbung]] mit dem [[Heilige Öle|Katechumenenöl]]) begleitet wird. Am Ende dieses Weges steht die Tauffeier, womöglich in der [[Liturgie]] der [[Osternacht]]. Für die Dauer und den Lehrplan des Katechumenats gibtsind es sowohlweder in der katholischen als auchnoch in der evangelischen Kirche keine einheitlicheeinheitlich Ordnunggeregelt.
In manchen evangelischen Kirchen wird auch die Vorbereitungszeit auf die [[Konfirmation]] als Katechumenat bezeichnet.
 
In manchen evangelischen Kirchen wird auch die Vorbereitungszeit auf die [[Konfirmation]] als Katechumenat bezeichnet, zum Teil auch das erste Jahr dieser Zeit (Jugendliche im ersten Jahr: Katechumenen; im zweiten Jahr: Konfirmanden).
 
== Katechumenat in evangelisch-freikirchlichen Gemeinden ==
Auch die [[Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden|evangelisch-freikirchlichen Gemeinden]], die als Mitglieder der [[Baptisten|baptistischen]] Konfessionsfamilie die Kindertaufe ablehnen und ausschließlich die [[Gläubigentaufe]] praktizieren, bieten für Taufbewerber und am Thema ''Taufe'' Interessierte eine Taufvorbereitung an. Während es im ''Grundkurs des Glaubens'' um die zentralen Themen der [[Nachfolge Christi]] geht, behandelt der Taufkurs, der sich häufig an den Grundkurs anschließt, primär die Tauf- und [[Ekklesiologie|Gemeindelehre]], setzt aber auch seelsorgerliche Akzente. Zum evangelisch-freikirchlichen Katechumenat gehören auch die Gespräche des Taufbewerbers mit Mitgliedern der Gemeindeleitung und seinem Taufbegleiter. Am Ende der Taufvorbereitung steht das persönliche Glaubensbekenntnis des Täuflings vor der versammelten Gemeinde, die Taufempfehlung seiner Gesprächspartner sowie die nach seiner Taufe unter Handauflegung zu vollziehende Aufnahme in die Gemeinde.
 
== Literatur ==
* [[Franz-Peter Tebartz-van Elst]]: ''Handbuch der Erwachsenentaufe: Liturgie und Verkündigung im Katechumenat.'' [[Aschendorff-Verlag]], Münster 2002, ISBN 3-402-05384-5.
* Eugen Paul: ''Geschichte der christlichen Erziehung. Band 1, Antike und Mittelalter''. Freiburg/Basel/Wien 1993, ISBN 3-451-23051-8: hier Kapitel III (Das Katechumenat in den ersten drei Jahrhunderten, S. 38–60) und Kapitel V (Das Katechumenat in der reichskirchlichen Zeit, S. 75–114).
* Marcel Metzger, Heinzgerd Brakmann: Art. ''Katechumenat.'' In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]].'' Bd. 20, Stuttgart 2003, S. 497–574.
* Hinrich Schmidt: ''Taufe erleben. Ein Taufkurs in sechs Kapiteln. Für Taufbewerber und Taufinteressierte.'' Kassel 2005, ISBN 978-3-87939-753-2 (Evangelisch-Freikirchlicher Taufkurs).
* Bernhard van Acken: ''Konvertiten Katechismus'' [[Verlag Bonifacius-Druckerei Paderborn]], Paderborn 1952
 
== Weblinks ==
* [http://www.katechumenat.de Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral: „Katholisch werden“]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4163440-8}}
 
[[Kategorie:Taufe]]