„Konstantin von Tischendorf“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Constantin von Tischendorf, c. 1865-1875.jpg|mini|Konstantin von Tischendorf (Fotografie, 1860er Jahre)]]
'''Lobegott Friedrich Constantin von Tischendorf''' (* [[18. Januar]] [[1815]] in [[Lengenfeld (Vogtland)|Lengenfeld]]; † [[7. Dezember]] [[1874]] in [[Leipzig]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Evangelisch-lutherische Kirchen|evangelisch-lutherischer]] Neutestamentler und Handschriftenforscher. Er trug maßgeblich zu einem wissenschaftlich gesicherten Bibeltext bei. Die Entzifferung des [[Codex Ephraemi|Codex Ephraemi Rescriptus]] machte ihn bekannt. Sein größter Erfolg war die
== Leben ==
=== Familiärer Hintergrund ===
Die Tischendorfs waren über mehrere Generationen eine Papiermacherfamilie im thüringischen [[Greiz]]. Im Jahr 1808 wurde die Papiermühle verkauft.<ref>Papiermuseum Fockkendorf: ''[https://www.papiermuseum.net/sonderausstellung-greiz/ Geschichte der Papierfabrik Greiz (Thür.) (Sonderausstellung)]''</ref> Der Lengenfelder Gerichtsarzt Johann Christlieb Tischendorf († 1835) und seine Frau Christine Eleonore, geb. Thomas († 1836), hatten elf Kinder; der am 18. Januar 1815 geborene Sohn Konstantin war ihr neuntes Kind. Sechs seiner älteren Geschwister waren bereits verstorben, als er zur Welt kam. Konstantin hatte ein enges Verhältnis zu seinem älteren Bruder Julius Valentin. Er besuchte bis zu seinem 14. Lebensjahr die Bürgerschule von Lengenfeld und ab 1829 das Gymnasium in [[Plauen]].<ref>Stanley E. Porter: ''Constantine Tischendorf: The Life and Work of a 19th Century Bible Hunter'', London/New York 2015, S. 11 f.</ref>
=== Studium ===
Im Jahr 1834 immatrikulierte sich Tischendorf an der [[Universität Leipzig]] für das Studium der [[Evangelische Theologie|Theologie]] und [[Philologie]]. Nachdem beide Eltern kurz nacheinander gestorben waren, war Tischendorf von seinem älteren Bruder finanziell abhängig, der bereits als Mediziner die Nachfolge des Vaters angetreten hatte.<ref>Stanley E. Porter: ''Constantine Tischendorf: The Life and Work of a 19th Century Bible Hunter'', London/New York 2015, S. 14.</ref> Tischendorfs erste Veröffentlichungen zeigen, dass er dichterische Ambitionen hatte. Der Gedichtband ''Maiknospen'' (1838) wurde unter anderem von [[Friedrich Rückert]] wohlwollend aufgenommen. [[Felix Mendelssohn Bartholdy]] vertonte 1840 oder 1841 Tischendorfs Gedicht ''Lieben und Schweigen''.<ref>Johann Ernst Volbeding: ''Constantin Tischendorf in seiner fünfundzwanzigjährigen schriftstellerischen Wirksamkeit''. Fleischer, Leipzig 1862, S. 8. Vgl. [[Paul Losse]]: ''Ein bisher ungedrucktes Lied von Mendelssohn''. In: ''[[Musik und Gesellschaft]]'' 9 (1959), S. 68–71.</ref> Beide waren direkte Nachbarn und persönlich befreundet.<ref>Universität Leipzig: ''600 Jahre Alma mater Lipsiensis. Zur Geschichte der Universität Leipzig. [https://research.uni-leipzig.de/agintern/UNIGESCH/ug168.htm Friedrich Constantin Tischendorf]''.</ref>
[[Datei:Angelika Zehme.jpg|hochkant|mini|Angelika Zehme, Tischendorfs Braut]]
Der Leipziger Neutestamentler [[Georg Benedikt Winer]] erkannte Tischendorfs philologische Begabung und überzeugte ihn davon, die poetischen Versuche aufzugeben und sich ganz der Wissenschaft zuzuwenden. Winer hatte mit seiner ''Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms'' (1822) den Unterricht im Koine-Griechischen modernisiert. Zwei preisgekrönte Arbeiten Tischendorfs
Auf der Suche nach neutestamentlichen Manuskripten reiste Tischendorf 1839 und 1840 nach Süddeutschland, in die Schweiz und nach Straßburg. Der Ertrag dieser Recherchen war Tischendorfs kritische Edition des [[Novum Testamentum Graece]]. Seine Habilitationsschrift, die Tischendorf am 26. Oktober 1840 in Leipzig verteidigte (''De recensionibus quas dicunt textus Novi Testamenti ratione potissimum habita Scholzii)'' ist weitgehend identisch mit den Prolegomena dieses 1841 in Leipzig gedruckten griechischen Neuen Testaments. Ein 1842 verfasster Artikel Tischendorfs erläuterte seine methodischen Grundsätze bei dieser Edition.<ref>Konstantin Tischendorf: ''Zur Kritik des Neuen Testaments''. In: ''Theologische Studien und Kritiken'' 15, 1842 Heft 2, S. 496–511. ([https://www.digizeitschriften.de/id/urn:nbn:de:bsz:21-dt-7247|log?tify=%7B%22pages%22%3A%5B493%5D%2C%22pan%22%3A%7B%22x%22%3A0.483%2C%22y%22%3A0.838%7D%2C%22view%22%3A%22info%22%2C%22zoom%22%3A0.442%7D&origin=%2Fsearch%3Faccess%3Dall%26direction%3Dasc%26f Digitalisat])</ref>
=== Entzifferung des Codex Ephraemi Rescriptus (1840–1842) ===
[[Datei:Codex Ephraemi f205.jpg|mini|Eine Seite des Codex Ephraemi Rescriptus, Blaufärbung durch
In der [[Bibliothèque nationale de France]] wird ein kostbares, aber schwer lesbares [[Palimpsest]] verwahrt: der [[
Tischendorfs Ziel war es nun, da weiterzumachen, wo Fleck angefangen hatte, und den ganzen Codex für die Forschung zu erschließen. Am 31. Oktober 1840 reiste er per Postkutsche von Leipzig Richtung Paris ab. Seine Reisekasse war schmal. Die sächsische Regierung bewilligte nur 100 Taler. Sein Bruder Julius unterstützte ihn, und etwas Geld brachte ihm der Abschluss einer Lebensversicherung, die er wieder verpfändete. In Paris bestritt er seinen Lebensunterhalt durch Auftragsarbeiten für Leipziger Professoren.<ref>Christfried Böttrich: ''Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus'', Leipzig 2011, S. 46 f.</ref>
Tischendorf verbrachte zwei Jahre mit der Entzifferung des ''Codex Ephraemi Rescriptus''. Er äußerte sich nie über die chemischen Mittel, die er anwandte. Aber anhand des Schadensbildes geht man davon aus, dass er die Seiten mit der
=== Bibliotheksreisen quer durch Europa ===
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Tischendorf besuchte zunächst die [[Nitria|koptischen Klöster in der Nitrischen Wüste]]. Mitte Mai brach er mit einer kleinen Reisegruppe zum [[Katharinenkloster (Sinai)|Katharinenkloster]] auf der Sinaihalbinsel auf. Er wohnte dort als Gast vom 24. Mai bis zum 1. Juni. Tischendorf schrieb von „ordnungsvollen, zierlichen Anlagen und Gemächern“, in denen er nun unter 18 Mönchen lebte, „ernsten Männern, mit langen Bärten, in schwarzen Talaren.“<ref>Konrad Tischendorf: ''Reise in den Orient,'' Band 1, Leipzig 1846, S. 218.</ref> Tischendorf wohnte komfortabel in einem geräumigen Zimmer, „geschmückt mit ringsum laufendem Divan und bunten Teppichen;“ zusätzlich hatte er eine Schlafstube und ein eigenes Arbeitszimmer. Er hatte sich, wie er schrieb, mit dem „biedern, unterrichteten, ernsten, wohlwollenden“ Bibliothekar Kyrillos angefreundet. „Aus der Bibliothek gab er mir alle Manuscripte die ich wünschte in mein Zimmer.“<ref>Konrad Tischendorf: ''Reise in den Orient,'' Band 1, Leipzig 1846, S. 220.</ref>
[[Datei:Main courtyard of the monastery of St. Catherine, with monks Wellcome V0049453.jpg|mini|Innenhof des Katharinenklosters (Kolorierte Lithographie nach [[David Roberts (Maler)|David Roberts]], 1849)]]
Was Tischendorf zeitnah über seinen Klosteraufenthalt veröffentlichte, geht nicht über die üblichen Reiseeindrücke hinaus. Über die Schätze der Bibliothek schwieg er sich weitgehend aus. Erst 1860 berichtete er von seinem Fund mehrerer Blätter eines griechischen Bibelcodex „in einem Korbe … in dem man Ueberreste verschiedener zerrissener und verderbter Handschriften, dergleichen schon mehrere zum Ofen gewandert waren, geworfen hatte.“<ref>Konstantin Tischendorf: ''Nachricht von der im Auftrage Seiner Kaiserlichen Maiestät Alexander II. unternommenen Herausgabe der Sinaitischen Bibelhandschrift''. Giesecke & Devrient, Leipzig 1860, S. 4. ([https://books.google.de/books?id=z52CS_M1jY8C&pg=PA1&lpg=PA1&dq=%22Nachricht+von+der+im+Auftrage+seiner+kaiserlichen+Maiest%C3%A4t+Alexander+II.%22&source=bl&ots=DTpHdjedic&sig=ACfU3U3hR9wliegH8i_WD6GYHBRVbhL0iQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiUt8bsn8aDAxUQhP0HHXz Digitalisat])</ref> Der Korb enthielt 129 Blätter dieses Codex mit dem Text von historischen und prophetischen Büchern der Septuaginta. Als Fachmann erkannte Tischendorf die Majuskelschrift des 4. Jahrhunderts. Dieses Manuskript war womöglich dem Codex Vaticanus an Alter und Bedeutung ebenbürtig. Auf seine Bitte hin wurden ihm „der kleinere lose beisammenliegende Theil der Blätter, 43, … abgetreten.“<ref>Konstantin von Tischendorf: ''Die Sinaibibel. Ihre Entdeckung, Herausgabe und Erwerbung'', Leipzig 1871, S. 4.</ref> An der Korrektheit von Tischendorfs Erzählung sind insofern Zweifel angebracht, als Pergament ein ungeeignetes Brennmaterial ist. Alte Pergamentbögen wurden routinemäßig zum Einbinden neuerer Bücher wiederverwendet; sie hatten also einen gewissen Materialwert und wurden nicht weggeworfen. [[Christfried Böttrich]] vermutet, dass Tischendorf den Bibliothekar bei ihrem teils französischen, teils neugriechischen Gespräch missverstanden hatte. Es handelte sich demnach um einen Abfallkorb der Bibliothek, in dem Blätter für Buchbindearbeiten lagerten.
Tischendorf bezog im Januar 1845 eine Wohnung in Leipzig, Inselstraße 14, und wurde so zum Nachbarn von [[Clara Schumann|Clara]] und [[Robert Schumann]].<ref>Stanley E. Porter: ''Constantine Tischendorf: The Life and Work of a 19th Century Bible Hunter'', London/New York 2015, S. 30.</ref> Er heiratete Angelika Zehme am 18. September 1845 in der Kirche von Großstädteln. Gegen Begleichung seiner Reiseschulden trat Tischendorf sämtliche aus dem Orient mitgebrachten Manuskripte an die [[Universitätsbibliothek Leipzig]] ab. Die 43 Blätter des spätantiken Bibelcodex aus dem Katharinenkloster ließ Tischendorf [[Lithografie|lithografieren]] und 1846 unter dem Titel ''Codex Friderico-Augustanus'' drucken.<ref>[https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/206928/1 Digitalisat].</ref> Mit dem Titel ehrte er seinen Landesherrn, der seine Reise finanziell unterstützt hatte. Doch verschwieg er den genauen Ursprungsort und gab nur an, das Manuskript stamme aus „einem Kloster im Morgenlande“.<ref>Konstantin von Tischendorf: ''Die Sinaibibel: Ihre Entstehung, Herausgabe und Erwerbung''. Giesecke & Devrient, Leipzig 1871, S. 4 f.</ref>
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=== Professur in Leipzig ===
Tischendorf blieb der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig zeitlebens verbunden. Von 1840 bis 1845 war er Privatdozent. Ende 1845 wurde er zum Extraordinarius ernannt, 1851 zum ordentlichen Honorarprofessor; seit 1860 bis zu seinem Tod war er Ordinarius für Theologie und Biblische [[Paläografie|Paläographie]]. Kirchenpolitisch positionierte sich Tischendorf als konservativer Lutheraner. Seine Arbeit am griechischen Bibeltext war vor allem [[Apologetik|apologetisch]] motiviert; mit einem wissenschaftlich gesicherten Text wollte er Skeptikern entgegentreten. Sie fand große Zustimmung in kirchlichen Kreisen, trug ihm aber auch den Spott ein, er sei ein „Leipziger Bibelritter“. Der 1845 gegründeten Evangelischen Allianz stand er positiv gegenüber, die [[Revolutionen 1848/1849|Revolution von 1848]] lehnte er ab.<ref>{{TRE|33|568|568|Tischendorf, Constantin von (1815–1874)|Christfried Böttrich}}</ref> Als akademischer Lehrer wie auch als Exeget leistete Tischendorf keinen größeren Beitrag. So waren es immer wieder seine Entdeckungen und Entzifferungen, die öffentliches Interesse erregten.<ref>{{TRE|33|569|569|Tischendorf, Constantin von (1815–1874)|Christfried Böttrich}}</ref>
=== Zweite Bibliotheksreise in den Orient (1853) ===
[[Datei:Francis Frith (English - The Convent of Sinai - Google Art Project.jpg|mini|Katharinenkloster ([[Francis Frith]] um 1858)]]
Tischendorfs Ziel war es weiterhin, die im Katharinenkloster zurückgelassenen Blätter des ''Codex
Den Misserfolg im Katharinenkloster glich Tischendorf durch Erwerbung anderer Handschriften aus: „Sechzehn Palimpseste, zur Hälfte von grösserem Umfange, mehrere griechische [[Unziale|Unzialmanuscripte]], eine Anzahl griechischer, [[Koptische Schrift|koptischer]], [[Hieratische Schrift|hieratischer]] und [[Ägyptische Hieroglyphen|hieroglyphischer]] Papyrusfragmente, andere sehr alte [[Syrisches Alphabet|syrische]] und arabische auf Pergament, auch eine Sammlung [[Karäer|karaitischer]] Handschriften, begleiteten mich im Mai 1853 in die Heimath zurück.“<ref>Konstantin von Tischendorf: ''Die Sinaibibel: Ihre Entstehung, Herausgabe und Erwerbung''. Giesecke & Devrient, Leipzig 1871, S. 6.</ref>
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Seine dritte Reise in den Orient bereitete Tischendorf sorgfältig vor. Der russische Gesandte in Dresden, Baron Andreas von Schröder, legte 1856 dem Sankt Petersburger Bildungsministerium eine Denkschrift Tischendorfs vor. Tischendorf schlug vor, eine russische Expedition auszurüsten, die im Orient kostbare Handschriften für die [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sankt Petersburger Akademie]] erwerben könnte. Dabei spielte er auf ein zeittypisches europäisches Überlegenheitsgefühl an: „Diese kostbaren Vermächtnisse einer Zeit, wo das ernste Studienleben in den orientalischen Klosterzellen ebenso heimisch war als es jetzt fremd ist, gehören, so glaube ich, als ein heiliges Eigenthum der gesamten wissenschaftlichen Welt an.“<ref>Hier zitiert nach: Christfried Böttrich: ''Constantin von Tischendorf und Russland'', 2019, S. 156.</ref>
Das Bildungsministerium bat die Akademie und den [[
Das Ministerium tendierte dazu, russische Forscher mit der Mission zu betrauen. Dass Tischendorf zum Zuge kam, lag an der Unterstützung des Prinzenerziehers Freiherr [[August Theodor von Grimm]], durch den wiederum [[Konstantin Nikolajewitsch Romanow|Großfürst Konstantin]], der Bruder des Zaren, für Tischendorfs Anliegen gewonnen wurde. Er veranlasste einen Besuch des Bildungsministers [[Awraam Norow]] in Leipzig, als dieser 1864 zu einer Kur im böhmischen [[Františkovy Lázně|Franzensbad]] weilte. Tischendorf und Norow trafen sich im Hotel Bavière und verstanden sich spontan. Sie fachsimpelten über die Bibel, das Heilige Land und Dante; ein freundschaftlicher Briefwechsel folgte, und Norow wurde schließlich Pate von Tischendorfs Tochter Alexandra. Das Bildungsministerium unterstützte auch unter Norows Nachfolger Tischendorfs Projekt; im Herbst 1858 stimmte der Zar zu. Im Dezember 1858 übergab Fürst Alexander Nikititsch Wolkonski, der russische Gesandte, Tischendorf die Finanzmittel für die Forschungsreise (Reisekosten: 3000 Rubel; Mittel zum Ankauf alter Handschriften: 5000 Rubel<ref>Christfried Böttrich, Sabine Fahl, Dieter Fahl: ''Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des
[[Datei:Codex Sinaiticus Matthew 2,5-3,7.JPG|hochkant|mini|Eine Seite des Neuen Testaments im Codex Sinaiticus (Mt 2,5–3,7)]]
Ende Januar 1859 traf Tischendorf zum dritten Mal im Katharinenkloster ein und erhielt nun alle Möglichkeiten zur Forschung in der Bibliothek. Den spätantiken Codex fand er dort nicht und vermutete ihn ohnehin längst in Europa. Er plante seine Abreise am 7. Februar und unternahm am 4. Februar mit dem jungen [[Oikonomos]] des Klosters eine Wanderung in der Umgebung. Abends bei der Rückkehr lud ihn der Oikonomos in seine Zelle ein und holte überraschend aus einer Zimmerecke „ein Manuscript von grossem Formate, eingeschlagen in ein rothes Tuch, herbei, und legte es vor mich auf den Tisch. Ich öffnete das zugeknüpfte Tuch, und sah zu meinem grossen Erstaunen vor meinen Augen die prächtigen in vier Columnen getheilten [[Unziale|Unzialschriftzüge]] des Codex Friderico-Augustanus. … Ein paar flüchtige Blicke hinein liessen mich Anfang und Ende des Neuen Testaments mit dem [[Barnabasbrief|Briefe des Barnabas]] bemerken, und mein Erstaunen stieg aufs Höchste.“<ref>Konstantin von Tischendorf: ''Die Sinaibibel: Ihre Entstehung, Herausgabe und Erwerbung''. Diesecke & Devrient, Leipzig 1871, S. 13.</ref> Eldon Jay Epp betont, dass der spätantike Codex
{{Hauptartikel|Codex Sinaiticus}}
Am nächsten Morgen machte Tischendorf, reich ausgestattet mit russischem Geld, der Klostergemeinschaft ein Kaufangebot. Es entsprach seinem Auftrag, Manuskripte für die Sankt Petersburger Akademie zu erwerben. Aber dieses wurde abgelehnt, und Tischendorf kehrte unverrichteter Dinge nach Kairo zurück. Er stand von nun an in engem Kontakt mit der dortigen
=== Klosterpolitik ===
Für Tischendorf stand fest, dass er diesen erstklassigen spätantiken Bibelcodex der Wissenschaft zugänglich machen müsse. Dazu verfolgte er, so Böttrich, eine „Doppelstrategie“:
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* Er schlug der Klostergemeinschaft eine Schenkung der Handschrift an den Zaren [[Alexander II. (Russland)|Alexander II.]] vor. „Das ist in dieser Zeit ein übliches Verfahren, um sich die Unterstützung hoher Gönner zu sichern. Für Tischendorf und die gelehrte Welt aber läge der Codex sicher und leicht erreichbar in einer der großen Bibliotheken Europas.“<ref>Christfried Böttrich: ''Constantin von Tischendorf und Russland'', 2019, S. 157.</ref>
Die Schenkung an den Zaren verzögerte sich wegen Komplikationen, die in dem rechtlichen Sonderstatus des Katharinenklosters begründet waren. Die
In dem zehnjährigen Interim von 1859 bis 1869 war niemand befugt, seitens des Klosters die Schenkung vorzunehmen. Lobanow-Rostowski unterstützte aber in einem Schreiben vom September 1859 den Wunsch Tischendorfs, das Manuskript „als Leihgabe nach Sankt Petersburg mitzunehmen, um hier während des Druckes seine Abschrift am Original überprüfen zu können;“ sollte die Bruderschaft zustimmen, so erkläre er, dass diese Handschrift Eigentum der Bruderschaft des Berges Sinai bliebe, bis sie
=== Edition des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862) ===
[[Datei:Codex Sinaiticus Petropolitanus (title).JPG|hochkant|mini|Titelblatt des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862)]]
Großfürst Konstantin legte Wert darauf, den Codex Sinaiticus in Russland drucken zu lassen; Tischendorf sollte rund drei Jahre in Sankt Petersburg wohnen, um die Arbeiten zu beaufsichtigen. Tischendorf erbat sich aber die Erlaubnis, die Faksimiledrucke in der typographischen Anstalt von [[Giesecke+Devrient|Giesecke & Devrient]], Leipzig, anfertigen zu lassen und mehrmals zu Berichten nach Sankt Petersburg zu reisen. Um den „nationalen russischen Charakter“ der Prachtedition zu gewährleisten, verblieb man so, dass alle fotografischen Arbeiten in Sankt Petersburg gemacht wurden, der Druck des Textes mit Tischendorfs Kommentaren in Leipzig stattfand und der Publikationsort schließlich Sankt Petersburg war.<ref>Christfried Böttrich, Sabine Fahl, Dieter Fahl: ''Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des
[[Datei:Codex Sinaiticus Paralipomenon 9,27-10,11.JPG|hochkant|mini|Eine Seite der Quasi-Faksimile-Edition (1 Chr 9,27–10,11)]]
▲Großfürst Konstantin legte Wert darauf, den Codex Sinaiticus in Russland drucken zu lassen; Tischendorf sollte rund drei Jahre in Sankt Petersburg wohnen, um die Arbeiten zu beaufsichtigen. Tischendorf erbat sich aber die Erlaubnis, die Faksimiledrucke in der typographischen Anstalt von [[Giesecke+Devrient|Giesecke & Devrient]], Leipzig, anfertigen zu lassen und mehrmals zu Berichten nach Sankt Petersburg zu reisen. Um den „nationalen russischen Charakter“ der Prachtedition zu gewährleisten, verblieb man so, dass alle fotografischen Arbeiten in Sankt Petersburg gemacht wurden, der Druck des Textes mit Tischendorfs Kommentaren in Leipzig stattfand und der Publikationsort schließlich Sankt Petersburg war.<ref>Christfried Böttrich, Sabine Fahl, Dieter Fahl: ''Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des “Codex Sinaiticus”'', 2009, S. 309.</ref> Der Titel ''Bibliorum Codex Sinaiticus Petropolitanus'' deutet an, dass bereits davon ausgegangen wurde, Aufbewahrungsort des Originals werde Sankt Petersburg sein. Die ursprünglich geplante Bezeichnung als Festgabe zum 1000-jährigen Thronjubiläum der russischen Monarchie wurde auf Wunsch Alexanders II. auf der Titelseite fortgelassen.
Tischendorf ließ
▲Tischendorf ließ verschieden Schriftformen anfertigen. Er maß den Zeilen- und Kolumnenabstand für jede Seite neu aus. Der Druck kam damit dem Original sehr nahe, war aber besser lesbar. Die Firma von Ferdinand Flinsch lieferte ein Spezialpapier, das den Eindruck von Pergament erweckte. Die Druckerei Giesecke & Devrient stellte einige Bögen auf der Londoner Weltausstellung 1862 vor und wurde dafür mit der „großen Preismedaille“ ausgezeichnet. In dieser Weise wurden 327 Exemplare gedruckt, von denen Tischendorf später 100 zu seiner eigenen Verwendung erhielt, quasi als Honorar. Die übrigen Exemplare wurden von der russischen Regierung an bedeutende Persönlichkeiten, große europäische Bibliotheken und Fürstenhöfe verteilt. Ohne Transportkosten beliefen sich die Kosten dieser Edition auf 20.000 Rubel. Parallel ließ Tischendorf mit Unterstützung der russischen Regierung eine weniger exklusive Studienausgabe in einer Auflage von 1000 Exemplaren drucken.<ref>Christfried Böttrich: ''Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus'', Leipzig 2011, S. 104–107.</ref>
Am 10. November 1862 übergab Tischendorf den aufwändigen, komplett von der russischen Regierung finanzierten vierbändigen Faksimiledruck in einer feierlichen Audienz in [[Puschkin (Stadt)|Zarskoje Selo]] dem Kaiserpaar. Bereits vorab wurde Tischendorf mit dem [[Sankt-Stanislaus-Orden]] 1. Klasse ausgezeichnet. Der Tischendorf gegenüber eigentlich kritisch eingestellte Minister [[Alexander Wassiljewitsch Golownin]] überließ ihm sein eigenes Exemplar, damit Tischendorf bei der Zeremonie ordensgeschmückt vor das Herrscherpaar treten konnte.<ref>Christfried Böttrich: ''Constantin von Tischendorf und Russland'', 2019, S. 158 und 160.</ref> Ohne dazu berechtigt zu sein, überreichte Tischendorf dem Kaiserpaar bei dieser Audienz auch das Original des Codex, eine symbolträchtige Geste. Da die russische Regierung durch ihren Gesandten gegenüber dem Sinaikloster für die Unversehrtheit des Codex gebürgt hatte, übergab der Zar den Codex zur sicheren Aufbewahrung an das Außenministerium, „zunächst ein durchaus angemessener Ort, besser jedenfalls als Tischendorfs Leipziger Wohnung.“<ref>Christfried Böttrich: ''Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus'', Leipzig 2011, S. 149.</ref>
=== Noch einmal der Codex Vaticanus (1866) ===
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=== Kontroversen ===
==== Archimandrit Porfiri Uspenski ====
[[Datei:Porphiry Uspenski.jpg|hochkant|mini|Archimandrit [[Porphyrius Uspenski|Porfiri Uspenski]]]]
Archimandrit Porfiri Uspenski (1804–1885) war zu Tischendorfs Zeit ein Orientexperte
==== Konstantinos Simonides ====
[[Datei:Konstantinos_Simonides.jpg|hochkant|mini|Konstantinos Simonides (Lithografie von Alexander Waldow, 1858)]]
Der Handschriftenfälscher [[Konstantinos Simonides]] bot dem Leipziger Privatgelehrten [[Wilhelm Dindorf]] im Januar 1856
Simonides lebte um 1860 in England. Dort erregte die Nachricht von der Entdeckung des Codex Sinaiticus durch Tischendorf großes Interesse, aber auch einiges Bedauern, da es eine russische, keine britische Expedition gewesen war, die diesen Erfolg zu vermelden hatte. Zunächst gerüchteweise und ab 1862 ganz offen behauptete Simonides, er habe den Codex Sinaiticus in jungen Jahren selbst gefälscht. Er lancierte diese Geschichte mit einer Methode in der Presse, mit der er öfter erfolgreich war. Er begann einen Briefwechsel mit einem orthodoxen alexandrinischen Priestermönch Kallinikos, der sich auf Nachfrage erinnerte, dass er um 1840 auf dem [[Athos]] beobachtete, wie Simonides einen antiken Codex kopierte, der dem Zaren geschenkt werden sollte. Der gelehrte Patriarch von Konstantinopel, Konstantius I., war 1834 wegen seiner prorussischen Ansichten von der osmanischen Regierung abgesetzt worden und hatte sich angeblich in seinem Exil auf der Insel [[Burgazada|Antigone]] mit Simonides getroffen. Der Ex-Patriarch habe
==== Samuel P. Tregelles ====
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Er entdeckte 15 Majuskelhandschriften, wertete 23 Majuskeln erstmals aus, transkribierte drei weitere und kollationierte 13. Insgesamt bearbeitete er 54 Majuskelhandschriften. „Es ist ziemlich klar, dass niemand vor oder nach Tischendorf ein so großes Wissen aus erster Hand über eine so große Zahl der wichtigsten damals bekannten neutestamentlichen Manuskripte hatte.“<ref>Eldon Jay Epp: ''The Late Constantin Tischendorf and Codex Sinaiticus: New Testament Textual Criticism without Them – an Exercise in Erasure History'', Leiden 2020, S. 565.</ref> Von Auflage zu Auflage seines ''Novum Testamentum Graece'' arbeitete er neue Forschungsergebnisse ein, die oft seine eigenen waren. Dies war paradoxerweise, so Epp, zugleich eine Schwäche von Tischendorfs Edition. Denn Tischendorf neigte dazu, seine jeweils neuesten Erkenntnisse stärker zu gewichten. Besonders fällt das bei der Behandlung des Codex Sinaiticus in der
== Wirkung ==
Tischendorf war zu Lebzeiten in mehrere Kontroversen verwickelt, die Verbringung des Codex Sinaiticus nach Sankt Petersburg wurde aber erst nach seinem Tod in der Öffentlichkeit kritisch hinterfragt. Seit Mitte der 1870er Jahre hörten Orientreisende bei ihrem Besuch des Katharinenklosters von den Mönchen, dass Tischendorf den Codex gestohlen habe. Als Beweis dient die von Tischendorf im September 1859 unterzeichnete und im Kloster aufbewahrte Quittung, deren Text (neugriechisch und englisch) erstmals 1964 durch
Ševčenko vertrat 1964 die These, dass die Schenkung des Codex Sinaiticus an den Zaren Teil einer Abmachung zwischen Tischendorf und Erzbischof Kyrillos gewesen sei. Kyrillos stimmte demnach dem Transfer des Codex nach Sankt Petersburg als Gegenleistung für die russische Unterstützung bei seiner Installation als Erzbischof zu. Die sinaitische Bruderschaft verweigerte sich aber der Schenkung und stimmte nur einer Ausleihe zu. Auf den 1869 geweihten Erzbischof Kallistratos sei dann von russischer Seite massiver politischer und wirtschaftlicher Druck ausgeübt worden, so dass er der Schenkungsaktion schließlich zustimmte. Dies sieht Nicholas Fyssas ähnlich. Er betont die ungesicherte Position des Kallistratos, dem auch nach seiner Weihe die politische Bestätigung für sein Amt zunächst fehlte, während Kyrillos um seine Wiedereinsetzung kämpfte. Die weitgehend paralysierte Bruderschaft vom Sinai versuchte unterdessen, über die griechische Diplomatie eine Rückgabe des Codex zu erreichen. In dieser Konstellation habe Kallistratos letztlich nur die Option gehabt, sich als verglichen mit Kyrillos besserer Freund der russischen Regierung zu zeigen.<ref>Vgl. Nicholas Fyssas: ''The Recent History of Codex Sinaiticus: Insights from the Sinai Archives''. In: Scot McKendrick, David Parker, Amy David Myshrall, Cillian O’Hogan (Hrsg.): ''Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript''. Hendrickson, London 2015, S. 189–199.</ref>
Durch die Veröffentlichungen der Dokumente des Schenkungsaktes aus russischen Archiven durch Anna Zacharova 2004 und 2007 sind diese im Detail bekannt.<ref>Anna Zacharova: Istorija Priobretenija Sinajskoj Biblii Rossiej v Svete Novych Dokumentov iz Rossijskich Archivov. In: ''Montfaucon. Études de paléographie, de codicologie et de diplomatique'' 1, Moskau/St. Petersburg 2007, S. 209–267.</ref> Mit dem Dossier, das der Tischendorf gegenüber kritische Minister Golovnin 1862 anfertigte und das Christfried Böttrich, Sabine Fahl und Dieter Fahl 2009 in deutscher Übersetzung publizierten, liegt ein Bericht über die Leihe des Manuskripts und dessen Verbringung nach Sankt Petersburg vor, die ein Korrektiv zu den Berichten Tischendorfs darstellt.
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* 1869 wurde er in den erblichen russischen Adelsstand erhoben.
* 2003 wurde der [[Asteroid]] [[(48425) Tischendorf]] nach ihm benannt.
* Aus Anlass seines 200. Geburtstages im Januar 2015 erinnerte Tischendorfs Heimatstadt Lengenfeld mit einer Ausstellung an den Handschriftenforscher. Zum Jubiläum erschien
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
Vollständiges Schriftenverzeichnis in Christfried Böttrich: ''Bibliographie Konstantin von Tischendorf (1815–1874).'' Universitätsverlag, Leipzig 1999.
=== Reiseberichte ===
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=== Monografien ===
* Matthew Black, Robert Davidson: ''Constantin von Tischendorf and the Greek New Testament''. University of Glasgow Press, Glasgow 1981.
* Christfried Böttrich: ''Tischendorf-Lesebuch. Bibelforschung in Abenteuern.'' Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1999. ISBN 3-374-01744-4.
* Christfried Böttrich: ''Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus''. Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02586-2.
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=== Artikel ===
* [[Kurt Aland]]: ''Konstantin von Tischendorf (1815–1874): Neutestamentliche Textforschung damals und heute'' (= ''Sitzungsberichte der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig'', 133/2). Akademie-Verlag, Berlin 1993, S. 5–36.
* Christfried Böttrich, Sabine Fahl, Dieter Fahl: ''Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des
* Christfried Böttrich: ''One Story – Different Perspectives. The Case of the Codex Sinaiticus''. In: Scot McKendrick, David Parker, Amy David Myshrall, Cillian O’Hogan (Hrsg.): ''Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript''. Hendrickson, London 2015. (Tagungsband der Konferenz vom Juli 2009 in der British Library London). S. 173–187.
* Christfried Böttrich: ''Constantin von Tischendorf und Russland''. In: ''[[Sächsische Heimatblätter]]'' 65 (2019), S. 154–162. ([https://journals.qucosa.de/shb/article/view/318/388 Digitalisat])
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* Wilhelm Hotzelt: ''Die kirchenrechtliche Stellung von Bistum und Kloster Sinai zur Zeit der Entdeckung der Sinaibibel''. In: ''[[Theologische Literaturzeitung]]'' 74 (1949), Sp. 457–470. ([https://opendigi.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/thlz_074_1949#p=237 Digitalisat])
* [[Andreas Lindemann]]: ''Konstantin von Tischendorf und der Codex Sinaiticus''. In: ''[[Theologische Rundschau]]'' 81 (2016), S. 74–79.
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=== Sonstiges ===
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* {{WiBiLex|54035|Tischendorf, Constantin von|Autoren=Christfried Böttrich|Abruf=2024-01-05}}
* {{CPL|Tischendorf_1020}}
* Wolfgang Meyer: ''[https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-codex-sinaiticus-104.html 7. Februar 1859 – Konstantin von Tischendorf entdeckt die älteste erhaltene Bibelhandschrift der Welt]'' In: ''[[WDR5]]'', [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]], 7. Februar 2024, (Podcast, 15:52 Min., verfügbar bis 7. Februar 2034).
* Universität Glasgow: [https://www.gla.ac.uk/myglasgow/specialcollections/collectionsa-z/tischendorfcollection/ Tischendorf Collection (The personal library of the biblical scholar Constantin von Tischendorf, 1815–1874)] (en)
* Universität Harvard: [https://hollisarchives.lib.harvard.edu/repositories/24/resources/1535 Constantin von Tischendorf papers relating to biblical studies (Harvard Library)] (en)
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