„Konstantin von Tischendorf“ – Versionsunterschied

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=== Edition des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862) ===
[[Datei:Codex Sinaiticus Petropolitanus (title).JPG|hochkant|mini|Titelblatt des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862)]]
[[Datei:Alexander II and his wife.jpg|hochkant|mini|Alexander II. und Maria Alexandrowna (1866)]]
Großfürst Konstantin legte Wert darauf, den Codex Sinaiticus in Russland drucken zu lassen; Tischendorf sollte rund drei Jahre in Sankt Petersburg wohnen, um die Arbeiten zu beaufsichtigen. Tischendorf erbat sich aber die Erlaubnis, die Faksimiledrucke in der typographischen Anstalt von [[Giesecke+Devrient|Giesecke & Devrient]], Leipzig, anfertigen zu lassen und mehrmals zu Berichten nach Sankt Petersburg zu reisen. Um den „nationalen russischen Charakter“ der Prachtedition zu gewährleisten, verblieb man so, dass alle fotografischen Arbeiten in Sankt Petersburg gemacht wurden, der Druck des Textes mit Tischendorfs Kommentaren in Leipzig stattfand und der Publikationsort schließlich Sankt Petersburg war.<ref>Christfried Böttrich, Sabine Fahl, Dieter Fahl: ''Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des “Codex Sinaiticus”'', 2009, S. 309.</ref> Der Titel ''Bibliorum Codex Sinaiticus Petropolitanus'' deutet an, dass bereits davon ausgegangen wurde, Aufbewahrungsort des Originals werde Sankt Petersburg sein. Die ursprünglich geplante Bezeichnung als Festgabe zum 1000-jährigen Thronjubiläum der russischen Monarchie wurde auf Wunsch Alexanders II. auf der Titelseite fortgelassen.
[[Datei:Codex Sinaiticus Petropolitanus (title).JPG|hochkant|mini|Titelblatt des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862)]]
 
Tischendorf ließ verschieden Schriftformen anfertigen. Er maß den Zeilen- und Kolumnenabstand für jede Seite neu aus. Der Druck kam damit dem Original sehr nahe, war aber besser lesbar. Die Firma von Ferdinand Flinsch lieferte ein Spezialpapier, das den Eindruck von Pergament erweckte. Die Druckerei Giesecke & Devrient stellte einige Bögen auf der Londoner Weltausstellung 1862 vor und wurde dafür mit der „großen Preismedaille“ ausgezeichnet. In dieser Weise wurden 327 Exemplare gedruckt, von denen Tischendorf später 100 zu seiner eigenen Verwendung erhielt, quasi als Honorar. Die übrigen Exemplare wurden von der russischen Regierung an bedeutende Persönlichkeiten, große europäische Bibliotheken und Fürstenhöfe verteilt. Ohne Transportkosten beliefen sich die Kosten dieser Edition auf 20.000 Rubel. Parallel ließ Tischendorf mit Unterstützung der russischen Regierung eine weniger exklusive Studienausgabe in einer Auflage von 1000 Exemplaren drucken.<ref>Christfried Böttrich: ''Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus'', Leipzig 2011, S. 104–107.</ref>
[[Datei:Codex Sinaiticus Paralipomenon 9,27-10,11.JPG|hochkant|mini|Eine Seite der Faksimile-Edition (1 Chr 9,27–10,11)]]
 
Am 10. November 1862 übergab Tischendorf den aufwändigen, komplett von der russischen Regierung finanzierten vierbändigen Faksimiledruck in einer feierlichen Audienz in [[Puschkin (Stadt)|Zarskoje Selo]] dem Kaiserpaar. Bereits vorab wurde Tischendorf mit dem [[Sankt-Stanislaus-Orden]] 1. Klasse ausgezeichnet. Der Tischendorf gegenüber eigentlich kritisch eingestellte Minister [[Alexander Wassiljewitsch Golownin]] überließ ihm sein eigenes Exemplar, damit Tischendorf bei der Zeremonie ordensgeschmückt vor das Herrscherpaar treten konnte.<ref>Christfried Böttrich: ''Constantin von Tischendorf und Russland'', 2019, S. 158 und 160.</ref> Ohne dazu berechtigt zu sein, überreichte Tischendorf dem Kaiserpaar bei dieser Audienz auch das Original des Codex, eine symbolträchtige Geste. Da die russische Regierung durch ihren Gesandten gegenüber dem Sinaikloster für die Unversehrtheit des Codex gebürgt hatte, übergab der Zar den Codex zur sicheren Aufbewahrung an das Außenministerium, „zunächst ein durchaus angemessener Ort, besser jedenfalls als Tischendorfs Leipziger Wohnung.“<ref>Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus, Leipzig 2011, S. 149.</ref>
 
=== Noch einmal der Codex Vaticanus (1866) ===