Münsterland

zum Norddeutschen Tiefland gehörende Region im nördlichen Teil Westfalens
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Das Münsterland ist eine Region im nordwestlichen Westfalen im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zentrum des Münsterlands ist die westfälische Großstadt und ehemalige Provinzialhauptstadt Münster. Je nach Zusammenhang lässt es sich unterschiedlich eingrenzen, einen ungefähren Rahmen bilden der Teutoburger Wald im Nordosten, die Lippe (Fluss) im Süden und die niederländische Staatsgrenze im Westen.

Lage in Deutschland

Als historische Region steht das Münsterland in der Tradition des Hochstifts Münster, des früheren weltlichen Herrschaftsgebietes der Münsteraner Bischöfe. Daneben werden heute als Region Münsterland die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und das kreisfreie Münster zusammengefasst, deren Zusammenarbeit und gemeinsame Aktivitäten oft unter diesem Begriff firmieren. Landschaftlich wird als Münsterland der nördliche Teil der Westfälischen Bucht bezeichnet. Die jeweiligen Gebiete sind weitgehend, aber doch nicht vollständig, deckungsgleich.

Das Regionalbewusstsein der Bevölkerung ist stark ausgeprägt und orientiert sich dabei eher an den historischen Grenzen. Verbindend wirken neben der langen gemeinsamen Geschichte vor allem das vorherrschende katholische Bekenntnis und die niederdeutsche Sprache in den Formen des Westmünsterländer und Münsterländer Platt.

Die meist ländliche Struktur sowie besondere kulturlandschaftliche Merkmale, etwa das vielerorts parkartige Landschaftsbild und die zahlreichen Wasserburgen, stellen weitere regionale Eigenheiten dar. Es besteht zudem eine starke Ausrichtung auf Münster, das in kultureller, geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht seit jeher den beherrschenden Mittelpunkt bildet.

Karte von Nordrhein-Westfalen mit dem Münsterland

Geographie

Die Grenzen des Münsterlands sind nicht eindeutig festzulegen, da dabei wahlweise geschichtlich-kulturelle oder naturräumliche Gesichtspunkte oder aber die aktuelle Verwaltungseinteilung zugrunde gelegt werden können. Neben einem recht großen, unzweifelhaft dazugehörigen Kernraum bestehen im Norden, Osten und Süden Übergangszonen, die man je nach Zusammenhang entweder zum Münsterland oder zu den umliegenden Regionen rechnen kann.

Verwaltungstechnische Abgrenzung

Münster und die vier genannten Kreise haben zusammen eine Fläche von 5.940 km², was den Großteil des Regierungsbezirks Münster ausmacht. Die Einwohnerzahl beträgt knapp 1,6 Mio. (2005). Im Westen grenzen die Niederlande, im Südwesten die Region Niederrhein, im Süden das Ruhrgebiet, im Südosten die Hellwegbörden, im Osten die Region Ostwestfalen-Lippe, im Nordosten und Norden Niedersachsen mit Osnabrücker Land, Grafschaft Bentheim und Emsland an.

Die gegenwärtige Kreiseinteilung besteht erst seit der nordrhein-westfälischen Gebietsreform von 1975. Im Zuge regionaler Zusammenarbeit und des um 1980 aufkommenden Regionalmarketings wird der markante Begriff Münsterland mittlerweile zum Teil auf diesen von den neuen Kreisen gebildeten Raum verengt, obwohl er vom historischen, ursprünglichen Gebiet des Münsterlands abweicht.

Historische Grenzen

Das historische Münsterland ist gleichzusetzen mit dem Oberstift Münster, dem Kerngebiet des vom ausgehenden Hochmittelalter bis 1803 bestehenden Hochstifts Münster. Seine Grenze wurde im Süden durch die Lippe gebildet, im Nordosten verlief sie etwa mittig zwischen Teutoburger Wald und oberer Ems. Nach 1816 bestand sie so außer im Südwesten überall als Kreisgrenze weiter. Erst 1929 und besonders ab 1969 kam es zu größeren Änderungen. Die Gebiete entlang der Lippe wurden den südlich angrenzenden Kreisen zugeteilt, kleinere Abtretungen gab es auch im Osten und Südwesten.

Im Nordosten dagegen wurde das bis dahin nicht zum Münsterland gehörende Tecklenburger Land zum Kreis Steinfurt geschlagen und wird seitdem häufig als Teil der Region angesehen. Diese Einordnung ist jedoch unter der Bevölkerung umstritten, da das Tecklenburger Land sich landschaftlich an das Osnabrücker Land anlehnt und raumpolitisch an Osnabrück und nicht an Münster orientiert.

Die folgenden Gebiete sind historische Bestandteile des Münsterlands, gehören aber nicht zu den genannten Kreisen der heutigen Verwaltungsgliederung:

Die Bevölkerung dieser Orte empfindet sich zu einem bedeutenden Teil noch dem Münsterland zugehörig. Dagegen nimmt das Tecklenburger Land aufgrund seiner Geschichte als mehrheitlich evangelische Grafschaft und seiner Lage überwiegend jenseits des Teutoburger Waldes im Einzugsgebiet Osnabrücks nach wie vor eine gewisse Sonderstellung in der Region ein.

Der Ortsteil Isselburg der heutigen Stadt Isselburg hingegen zählt historisch zum Niederrhein, liegt heute jedoch im münsterländischen Kreis Borken.

Naturräumliche Einheiten

Das Münsterland im naturräumlichen Sinne umfasst den tief gelegenen, nördlichen und mittleren Teil der Westfälischen Bucht übergehend in die Hellwegbörden im Süden. Diese weisen allerdings einen wesentlichen Unterschied zu den beiden nördlicheren Räumen auf. In den naturräumlichen Einheiten des nördlichen und mittleren Münsterlands fehlen großflächige Lößauflagen, die die Hellwegbörden prägen.

Der ursprünglich an die historische Landschaft gebundene Begriff Münsterland wurde für drei naturräumliche Haupteinheiten übernommen, da diese im Wesentlichen das Gebiet der kulturellen Regionalbezeichnung abdecken, so etwa mit der Lippe als Südgrenze. Anders als das frühere Hochstift endet jedoch diese naturräumliche Definition im Norden und Nordosten am Fuße des Teutoburger Waldes. Die naturräumliche Abgrenzung steht in keinem Zusammenhang mit dem Regionalbewusstsein, da in dieser Hinsicht die historische Zugehörigkeit entscheidend ist.

Nach naturräumlichen Haupteinheiten untergliedert sich die Landschaft in das Kernmünsterland im zentralen Bereich, das Ostmünsterland am Oberlauf der Ems und das Westmünsterland an der deutsch-niederländischen Grenze. Dabei ist das Kernmünsterland, das auch als „Kleimünsterland“ bezeichnet wird, durch mergelige Lehmböden gekennzeichnet, wohingegen West- und Ostmünsterland sandige Böden aufweisen und daher oft begrifflich als „Sandmünsterland“ zusammengefasst werden.

Bezieht man das Tecklenburger Land mit ein, hat das Münsterland im Norden Anteil am Teutoburger Wald und hier mit dem Westerbecker Berg seinen höchsten Punkt (223 m ü. NN). Ansonsten ist der Raum weitgehend eben und weist nur einzelne eher niedrige Höhenzüge auf. Zu nennen sind hier die Baumberge westlich von Münster mit dem Westerberg (187 m), die Beckumer Berge im Südosten mit dem Mackenberg (173 m), der Schöppinger Berg (158 m) im Nordwesten und die Hohe Mark im Südwesten mit dem Waldbeerenberg (146 m). Eine geologische Besonderheit stellt der Münsterländer Kiessandzug dar, dessen saaleeiszeitlichen Sedimente das Gebiet in Nordsüdrichtung durchziehen.

Baumberge, Beckumer Berge und der nördliche Münsterländer Kiessandzug bilden auch die wichtigsten Wasserscheiden des Raumes, an denen die Flusssysteme von Rhein und Ems aneinander stoßen. Die Ems selbst durchfließt mit ihrem Oberlauf den Nordosten und Norden, fast die gesamte Osthälfte des Münsterlands ist ihr Einzugsgebiet, der bedeutendste dortige Nebenfluss ist die Werse. Über die Lippe wird der Südwesten und äußerste Süden zum Rhein hin entwässert, ihre Zuflüsse sind, mit der bedeutenden Ausnahme der Stever, eher kurz. Im Westen und Nordwesten schließlich finden sich die Oberläufe von Bocholter Aa, Berkel und Vechte (mit Dinkel und Steinfurter Aa), die der in den Niederlanden liegenden IJssel zustreben.

Anthropogene Parklandschaft

Die Landschaft ist von intensiver landwirtschaftlicher Nutzung geprägt, die dabei relativ kleinteilig ist. Äcker, Wiesen, Weiden, kleine Wäldchen und Wallhecken ergeben ein abwechslungsreiches Bild, man spricht daher von der „Münsterländer Parklandschaft“.

Wichtige Städte und Verkehrsadern

Das zentral gelegene Münster mit rund 270.000 Einwohnern ist die einzige Großstadt und Oberzentrum des Münsterlands. Annähernd 50.000 bis 80.000 Einwohner haben Rheine, Bocholt, Ahlen, Ibbenbüren, Dülmen und Gronau. Diese Städte verdanken ihr Wachstum und ihre heutige Größe der Industrialisierung, insbesondere der Textilindustrie. Bedeutend sind außerdem die heutigen Kreisstädte Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie die alten Kreisstädte Ahaus, Beckum und Lüdinghausen.

Durch die Region verlaufen die Autobahnen A 1, die A 31 und die A 43 in Nord-Süd-Richtung sowie die A 30 und A 2 in Ost-West-Richtung. An Wasserstraßen finden sich der Dortmund-Ems-Kanal und der Mittellandkanal, die Ems ist dagegen hier noch nicht schiffbar. Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) in Greven hat als Reise- und Geschäftsflughafen große regionale Bedeutung.

Das Münsterland besitzt ein dichtes Netz von Eisenbahnstrecken, von denen die so genannte „Rollbahn“ der ehemaligen Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft von Wanne-Eickel Hauptbahnhof über Münster nach Osnabrück die bedeutendste ist. Randlich im Südosten verläuft die Hauptstrecke Köln – Minden (– Hannover – Berlin). Weitere wichtige Strecken sind die Baumbergebahn und die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn.

Der Regionalverkehr im Münsterland wird durch die Verkehrsgemeinschaft Münsterland organisiert. Dieser Verkehrsverbund orientiert sich aber nicht an den Grenzen des Münsterlands, sondern an den Grenzen des Regierungsbezirks Münster. Dieses erklärt die Überschneidungen mit benachbarten Regionen. Gleiches gilt für den Zweckverband SPNV Münsterland, der für den Schienenverkehr zuständig ist.

Geschichte

 
Verbreitung germanischer Stämme um 50 n. Chr.

Im Gebiet des heutigen Münsterlands gibt es Spuren von herumstreifenden Jägern aus der Zeit um 8000 v. Chr. Ab 2000 v. Chr., das beweisen archäologische Funde, war das Münsterland regelmäßig besiedelt, erkennbar u. a. an den Steinkistengräbern in Beckum. Im Wesentlichen waren es die germanischen Stämme der Brukterer, Chamaven und Cherusker, welche die Region zur Zeitenwende bewohnten. In dieser Zeit hatten auch die Römer an der Lippe, die im Süden des Münsterlands fließt, feste Lager.

Das Münsterland wurde seit etwa 500 n. Chr. vom Stamm der Sachsen, die von Nordosten aus eingewandert waren, besiedelt. Im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen kam der Missionar Liudger 793, verstorben 809 in Billerbeck, ins Münsterland und gründete in dem Dorf Mimigernaford ein Kloster (lateinisch: Monasterium); aus der lateinischen Bezeichnung leitet sich der heutige Stadtname Münster ab. Bereits 805 wurde Münster Bistum, 1170 bekam die Stadt Münster Stadtrechte. Münster gehörte wie andere Städte des Münsterlands zur Hanse. Größere Bedeutung hatte zu dieser Zeit auch das im äußersten Westen des Münsterlands gelegene Vreden, das im Jahr 839 erstmals urkundlich erwähnt wurde und 1252 die Stadtrechte erhielt.

Nach dem Sturz des Sachsenherzogs Heinrich und der Zerschlagung des Herzogtums Sachsens wurde das Münsterland zu einem eigenen Territorium, dem Fürstbistum Münster. Der Adel (s. Liste westfälischer Adelsgeschlechter) spielte eine große Rolle; noch heute zeugen zahlreiche Wasserburgen im Münsterland von dessen einstiger Bedeutung. Während der Reformationszeit erlebte die Stadt Münster die Herrschaft der Täufer, einer radikalen protestantischen Sekte. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde das Münsterland immer wieder von den marodierenden Heeren der verschiedenen Kriegsgegner heimgesucht. Städte und Gemeinden wurden vielfach geplündert und niedergebrannt. Ein Teil des Westfälischen Friedens, der die Grundlage für die Staatsordnung der Neuzeit schuf, wurde in Münster ausgehandelt. Die Stadt war von den Kriegsheeren weitgehend verschont geblieben.

 
Vreden, ehemalige fürstbischöfliche Burg

Das geistliche Territorium des Fürstbistums Münster wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert. Im westlichen Münsterland kam es 1802/1803 zur Bildung des Fürstentums Salm und der Grafschaft Salm-Horstmar. Andere Teile fielen an das Großherzogtum Berg und an das Herzogtum Arenberg. 1810 annektierte Frankreich einen Teil dieser Gebiete. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel das Münsterland für 130 Jahre an Preußen. Im so genannten Kulturkampf im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wehrte sich das durch und durch katholische Münsterland gegen die Eingriffe der preußischen Regierung unter anderem in das Schulwesen.

Ab 1850 begann im Münsterland die Industrialisierung. Vor allem die Textilindustrie war in der Region stark. Auf den Dörfern nahm die Armut wegen der steigenden Geburtenzahlen ständig zu. Das Land konnte seine Kinder nicht mehr ernähren, und so setzte eine starke Auswanderung vor allem in die USA ein.

1834 entdeckte ein Bauer in Nienberge bei Münster ein dort bis dahin unbekanntes Mineral: Es handelte sich um „reines krystallisirtes kohlensaures Strontian“. Strontianit war für die industrielle Zuckerherstellung von großer Bedeutung. Dieser Fund markiert den Anfang einer bewegten Regionalgeschichte rund um den Strontianit. Der „Strunz“, wie der Strontianit im Plattdeutschen genannt wird, löste für ein paar Jahre sogar eine Art Goldgräberstimmung im Münsterland aus. Etwa ab 1870 wurden im südlichen Münsterland oberflächennahe Strontianitvorkommen abgebaut. Im Raum Beckum, Ahlen, Drensteinfurt kam es zu einer Art „Goldrausch“, dieser verflog allerdings wegen der Entdeckung des in großen Lagerstätten in England und Sizilien vorkommenden Ersatzminerals Coelestin so schnell wie er gekommen war.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte auch das Münsterland mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da die Bevölkerung vorwiegend katholisch war und deshalb die Zentrumspartei wählte, konnten die Nationalsozialisten erst allmählich Fuß fassen. Während der Reichspogromnacht wurden im Münsterland dennoch fast alle Synagogen zerstört. Die jüdischen Bürger wanderten aus oder wurden verschleppt, viele davon nach Riga. Einer der prominentesten Holocaust-Überlebenden ist der frühere Präsident des Zentralkomitees der Juden, Paul Spiegel. Er ist in Warendorf aufgewachsen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Münster durch Bomben schwer beschädigt, die Innenstadt war zu 91 % zerstört. Auch andere Städte wurden im März 1945, also kurz vor Kriegsende, durch Luftangriffe der Alliierten getroffen. Stadtlohn beispielsweise wurde ebenfalls nahezu vollständig zerstört.

Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den ehemals deutschen Ostgebieten wuchs die Bevölkerung schnell. Heute ist das Münsterland eine prosperierende Region, in der die Landwirtschaft noch immer eine große, aber nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Die mittelständisch geprägte Industrie sorgt dafür, dass die Arbeitslosenquote im Münsterland die niedrigste in Nordrhein-Westfalen ist.

Am 25. November 2005 kam es im Münsterland aufgrund eines Wintereinbruchs von bis dahin nicht verzeichneter Stärke zu einem massiven Verkehrschaos und zum größten Stromausfall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der passende Namen „Münsterländer Schneechaos“ war schnell gefunden. Teilweise fielen über 50 cm Schnee, der aufgrund der Nässe binnen kürzester Zeit gefror. Über 50 Strommasten knickten ein, weil das Gewicht der eisumkrusteten Leitungen bis zum achtfachen des rechnerisch zulässigen Gewichtes betrug. In der Folge kam es in weiten Teilen der Kreise Borken und Steinfurt zu Stromausfällen, die zum Teil mehrere Tage andauerten und wovon etwa 280.000 Menschen betroffen waren. Traurige Berühmtheit erlangte dabei die Stadt Ochtrup, die noch nach sechs Tagen nicht vollständig mit Strom versorgt werden konnte. Weit über 1000 Helfer waren im Einsatz, um die chaotischen Zustände in den Griff zu bekommen und den Menschen zu helfen. Der wirtschaftliche Schaden des Wintereinbruchs wurde dabei auf über 100 Millionen Euro geschätzt.

Wirtschaft

 
Pferdezucht im Münsterland

Das Münsterland ist nach wie vor ländlich geprägt. Es ist aber kein typischer ländlicher Raum, weil inzwischen nur noch 1,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt in der Bullen- und die Schweinemast sowie Milchviehhaltung und Ferkelaufzucht tätig sind. Die weit überwiegende Zahl der Arbeitnehmer ist mit 64,1 % im Dienstleistungsgewerbe und mit 34,3 % im Produzierenden Gewerbe beschäftigt.

Die Industrie- und Gewerbestruktur des Münsterlands ist von mittelständischen Unternehmen bestimmt. Von den rund 66.000 Betrieben im Münsterland sind 88,5 % Kleinbetriebe (unter zehn Beschäftigte), 11,2 % mittlere Betriebe (zehn bis unter 250 Beschäftigte) und lediglich 0,3 % Großbetriebe (250 Beschäftigte und mehr).

Die wichtigsten Branchen sind inzwischen der Maschinenbau (24.300 Beschäftigte), das Baugewerbe (31.400), die Ernährungswirtschaft (17.800) und der Dienstleistungsbereich Gesundheit und Soziales (64.400). Die traditionell im Münsterland stark vertretene Textilindustrie hat von der Anzahl der Arbeitnehmer (9.500) nach der Strukturkrise seit Mitte der 1970er Jahre nur noch untergeordnete Bedeutung. Im Vergleich zur Bundesebene ist die Textilindustrie mit einem Anteil von 7 % der Beschäftigten nach wie vor von herausragender Bedeutung.

 
Reste der Textilindustrie: Alte Einfahrt zum Werk von Paul Bendix in Dülmen

Die wirtschaftliche Entwicklung des Münsterlands stellt sich seit den 1980er-Jahren sehr positiv dar. Trotz der Strukturkrisen in der Textilindustrie und im Kohlebergbau, von der das Münsterland auch teilweise betroffen war – die Zeche Westfalen in Ahlen wurde im Jahr 2000 geschlossen, das Bergwerk Ibbenbüren ist noch in Betrieb – hat sich das Münsterland überdurchschnittlich dynamisch gezeigt.

  • Die Wettbewerbsstärke der mittelständischen Industrie (einschließlich Bau) lässt sich an der Beschäftigungsentwicklung ablesen: von 1980 bis 2006 verlor das Produzierende Gewerbe in NRW 41 % seiner Beschäftigten, im Münsterland konnten die Verluste auf 17 % begrenzt werden.
  • Das Auslandsgeschäft ist seit 1980 um rund 450 % gestiegen, auf jetzt fast 10 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2007 boomte der Export weiter, mit einem Anstieg von 20 %.
  • Insgesamt sind allein in 2006 und 2007 jeweils circa 12.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Zuwachsrate ist doppelt so hoch wie in NRW. Die höchsten Zuwächse sind im längerfristigen 20-Jahres-Vergleich in den Kreisen Coesfeld (+ 43 %) und im Kreis Borken (+ 30 %) zu verzeichnen.
  • Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Wirtschaftskraft des Münsterlands um 45 % erhöht (in NRW insgesamt um + 32 %).

Im Münsterland stellt sich die Beschäftigungssituation seit Jahren deutlich besser dar als im Landes- oder Bundesdurchschnitt. Die Arbeitslosenquote liegt seit 2007 im 5 %-Bereich, mit aktuell weiter sinkender Tendenz. Zu danken ist diese Entwicklung der mittelständisch geprägten Industrie- und Gewerbestruktur, die von einem soliden Branchenmix getragen wird und daher relativ krisensicher ist.

Der Tourismus wird öffentlich gefördert, etwa durch die Ausschilderung des Radelparks Münsterland. Aber auch für Wanderer und für Kanuten ist das Münsterland attraktiv. Die „Regionale 2004“, eine regionale Strukturfördermaßnahme der NRW-Landesregierung, hat den Tourismus in den Emsstädten mit zahlreichen Projekten städtebaulicher und künstlerischer Art die Fortentwicklung des Fremdenverkehrs kräftig angekurbelt. Überdies bemüht sich die Region, insbesondere im Kreis Warendorf, den Reittourismus weiter voranzubringen.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Das Münsterland ist architektonisch geprägt von einer Vielzahl von Kirchen, Klöstern und Schlössern, die zum Teil noch sehr gut erhalten sind. Aufgrund des relativ ebenen Geländes, vor allem im nördlichen und westlichen Teil ist das Fahrrad als Verkehrsmittel hier häufig anzutreffen. Es gibt zahlreiche gut ausgeschilderte Radwanderrouten im sogenannten Radelpark Münsterland, wie zum Beispiel die 100-Schlösser-Route und den Europaradwanderweg. Diese Fahrradwege sind in jedem kleinen Ort mit Richtung und Kilometerangabe sehr gut ausgeschildert. Dies gilt insbesondere für das Zentrum des Münsterlands, die Stadt Münster. Die Garten- und Parkanlagen des Münsterlands sind in das Europäisches Gartennetzwerk („European Garden Heritage Network”) eingebunden.

Eine kulturelle Besonderheit vor allem in und um Münster herum ist die Sondersprache Masematte, die vielfach gänzlich unbewusst im Alltag verwendet wird und bei Besuchern ab und zu fragende Blicke hervorruft.

Schlösser und Burgen

 
Die Wasserburg Anholt
 
Das Schloss von Münster
 
Burg Vischering

Im Münsterland finden sich viele Schlösser und Burgen, wobei gerade die Wasserburgen typisch für die vergleichsweise flache Landschaft sind. Alle bedeutenden Burgen, Schlösser und ehemaligen Adelssitze können mit dem Fahrrad auf der so genannten 100 Schlösser Route erkundet werden.

Zu den schönsten und bedeutendsten Gebäuden gehören:

Kirchen

Münster und das Münsterland sind aus historischen Gründen stark katholisch geprägt. Wenngleich infolge des Krieges viele alte Kirchengebäude zerstört und durch Neubauten ersetzt wurden, hat die Region weiterhin eine Vielzahl an architektonisch reizvollen Kirchen zu bieten.

Die interessantesten Kirchen in Münster und dem Münsterland sind:

Bild Kirche Ort Beschreibung
  St.-Paulus-Dom Münster Der St.-Paulus-Dom ist der bedeutendste Kirchenbau in Münster (Westfalen) und eines der Wahrzeichen der Stadt. Seit der Gründung des Bistums durch den Hl. Liudger im Jahr 805 ist hier das Zentrum des Bistums Münster.
  Clemenskirche Münster Barocke Kuppelkirche nach Plänen von Johann Conrad Schlaun
  St. Lamberti Münster Spätgotische Hallenkirche von 1375. Am Turm sind Körbe der „Wiedertäufer“ befestigt.
St.-Mauritz-Kirche St. Mauritz Münster Kirche des bedeutendsten Kollegiatsstifts in Münster von 1064. Säkularisiert 1811.
  St. Johannes Baptist Altenberge
  St. Lambertus Ascheberg
St. Pankratius Anholt
  St. Ludgerus Billerbeck Neugotische Wallfahrtskirche des Sterbeorts vom 1. Bischof von Münster, erbaut auf den romanischen Grundmauern des Vorgängerbaus.
St.-Johannis-Kirche Billerbeck
  St.-Georg-Kirche Bocholt spätgotischer Hallenbau
St. Remigius Borken Propsteikirche
Kloster Mariengarden Borken-Burlo
St. Georg Drensteinfurt-Ameke
 
Pfarrkirche St. Regina im Ortszentrum
St. Regina Drensteinfurt Klassizistische Kirche mit seltener Kassettendecke
  Heilig-Kreuz-Kirche Dülmen Grabeskirche der seligen Mystikerin Anna Katharina Emmerick
St. Agatha Epe
  St. Bonifatius Freckenhorst Stiftskirche eines ehemaligen freiweltlichen Damenstifts, erbaut im 11. Jahrhundert und später ergänzt.
  St. Sixtus Haltern am See
  St. Felizitas Lüdinghausen
  Unbefleckte Empfängnis Mariens Marienfeld Die ehemalige Klosterkirche des 1185 gegründeten Zisterzienserklosters Marienfeld ist die erste Ziegelsteinkirche in Westfalen. Das Kloster gehörte zu den reichsten in Westfalen, was sich auch an den noch erhaltenen Gebäuden am Klosterhof festmachen lässt.
  Alte Kirche Mesum Die um 1350 erbaute Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt Rheine.
  St. Anna Neuenkirchen Die kath. St.-Anna-Kirche ist das alles überragende Wahrzeichen der Gemeinde Neuenkirchen. Die Gründung der Pfarrei führte zur Namensgebung für den Ort.
  St. Martinus Nottuln
Alte Kirche Ochtrup-Welbergen
  St. Antonius Rheine Erbaut 1899 bis 1905 im Stil eines romanischen Kaiserdoms. Mit einer Höhe von 102,5 Metern ist der Turm der höchste Kirchturm im Münsterland.
  St. Dionysius Rheine Die kath. Dionysiuskirche wird auch Stadtkirche genannt. Es ist eine spätgotische Hallenkirche aus der Zeit von etwa 1400 bis 1520.
  St. Brictius Schöppingen
  Friedenskirche Selm Ehemalige Dorfkirche mit Westturm aus dem 11. Jahrhundert. Zwischenzeitlich als Jugendheim und Lagerhalle baufällig geworden, wurde die Kirche restauriert und 1965 Grabstätte eines unbekannten Soldaten. So wurde auch der Name Friedenskirche gefestigt.
  Hilgenbergkapelle Stadtlohn
  St. Otger Stadtlohn
  Große Kirche Steinfurt Romanische, ursprünglich katholische, Kirche mit hölzernem Tonnengewölbe sowie einem Lettner. Heute Hauptkirche der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde.
St. Nikomedes Steinfurt
  Hl. Kreuz Oelde-Stromberg
  Wallfahrtskapelle Telgte
  St. Felizitas Vreden Der älteste Teil der ehemaligen Stiftskirche stammt aus dem 11. Jahrhundert, der eigentliche Kirchenbau aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche ist der Hl. Felizitas geweiht, deren Reliquien im Jahre 839 nach Vreden übertragen wurden.
  St. Franziskus Vreden-Zwillbrock
  St. Christophorus Werne

St. Christophorus, früher St. Johannes Bapt., ist eine katholische Pfarrkirche in Werne an der Lippe, deren Chor und Schiff das Bild der Werner Altstadt prägen.

Museen

Interessante Museen gibt es in:

Skulptur Biennale Münsterland und Skulptur.Projekte

Der Reihe dieser Skulpturbiennale geht auf eine gemeinsame Initiative der vier münsterländer Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf und dem Kulturbüro Münsterland zurück. Gestartet wurde die Reihe 1999, im Jahre 2005 war der Kreis Borken Standort und Ausrichter der Skulptur Biennale Münsterland. Eine Sammlung der noch bestehenden Werke findet man im „Skulpturenführer Münsterland“.

Die im Rahmen der Biennale ausgestellten Kunstwerke verteilten sich über den gesamten Kreis und verblieben dort teilweise dauerhaft. Besonders eindrucksvoll ist die Installation eines Holz-Hubschraubers im Vredener Stadtpark, dessen Rotorblätter von der nahegelegenen Wassermühle des Hamaland-Museums angetrieben werden.

In der Stadt Münster findet seit 1977 alle zehn Jahre die internationale Skulpturenausstellung Skulptur.Projekte statt.

Theater

In Münster gibt es:

  • die Städtischen Bühnen mit Großem (Oper, Schauspiel) und Kleinem Haus (Kammerspiel, Kinder- und Jugendtheater)
  • das Wolfgang Borchert Theater (landesweit die älteste Privatbühne. Auf dem Programm stehen Uraufführungen, modernes Theater, ausgefallene Inszenierungen)
  • das Theater im Pumpenhaus (wechselnde Inszenierungen, hochkarätiges Tanztheater)
  • Freuynde & Gaesdte (freies Theaterensemble mit sehr guten Inszenierungen, zum Teil Neuübersetzungen. Die Aufführungen finden immer an ungewöhnlichen Orten statt, etwa in einer Kneipe, einem Park, auf einem Baum etc.)
  • den Kleinen Bühnenboden
  • Boulevard Münster (privat geführtes Boulevard-Theater)

In Coesfeld betreibt seit April 2007 die Ernsting Stiftung des Unternehmerpaares Ernsting das von ihr erbaute Konzert Theater Coesfeld.

In Bocholt gibt es im Rathaus das Stadttheater mit unterschiedlichen Veranstaltungen. Zudem bietet die Kleinkunstbühne „Pepperoni“ Kabarett, Comedy und verleiht den Kleinkunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, die „Bocholter Pepperoni“.

In Ibbenbüren stehen das Bürgerhaus, die Schauburg, die Alte Sparkasse, das Gemeindehaus Blickpunkt sowie der Kulturspeicher Dörenthe für verschiedene Aufführungen zur Verfügung. Angeboten werden neben Programmreihen aus den Bereichen Theater, Kabarett, Kleinkunst, Kammerkonzerte und Kinderkultur auch Konzerte aus den Bereichen Jazz, Blues und Weltmusik (Kulturspeicher Dörenthe).

Freilichtbühnen

Das Münsterland hat gleich mehrere Freilichtbühnen:

Landschaften, Naturschutzgebiete und Naturdenkmale

 
Die nördlichste Flamingokolonie der Welt im Zwillbrocker Venn

In den ländlich geprägten Räumen des Münsterlands finden sich verschiedene Natur- und Vogelschutzgebiete, in denen der ursprüngliche Charakter der Landschaft noch bewahrt ist.

Persönlichkeiten, die mit dem Münsterland verbunden sind (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Peter Boer, Andreas Lechthape: Burgen und Schlösser im Münsterland. 1. Auflage, Aschendorff Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-402-12766-7
  • Bezirksregierung Münster: Gebietsentwicklungsplan (Regionalplan) Regierungsbezirk Münster – Teilabschnitt Münsterland, aufgestellt durch den Bezirksplanungsrat des Regierungsbezirks Münster (Stand: 6. Dezember 1999), Der Regierungspräsident, Münster 1999; PDF-Datei
  • Franz Mühlen: Münsterland (Westfälische Kunst). 2. Auflage, München/Berlin 1972
  • Burkhard Spinnen: Das Münsterland (ein Essay), in: Thomas Steinfeld (Hrsg.): Deutsche Landschaften, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-070404-5