Mladá Boleslav

Gemeinde in Tschechien
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Februar 2023 um 01:10 Uhr durch 2001:9e8:a54f:bc01:9952:dc72:85e8:56aa (Diskussion) (→‎Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mladá Boleslav (deutsch Jungbunzlau) ist eine tschechische Stadt in der Mittelböhmischen Region nordöstlich von Prag. Sie hat 44.056 Einwohner (Stand 1. Jan. 2017) und eine Fläche von 28,89 km². Mladá Boleslav liegt an der Jizera.

Mladá Boleslav
Wappen von Mladá Boleslav
Mladá Boleslav (Tschechien)
Mladá Boleslav (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Böhmen
Region: Středočeský kraj
Bezirk: Mladá Boleslav
Fläche: 2889 ha
Geographische Lage: 50° 25′ N, 14° 54′ OKoordinaten: 50° 24′ 45″ N, 14° 54′ 23″ O
Höhe: 235 m n.m.
Einwohner: 45.000 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 293 01
Kfz-Kennzeichen: MB (vergeben bis 2001)
Verkehr
Bahnanschluss: 064 M. Boleslav–S. Paka
070 Prag–Turnov
071 Nymburk–M. Boleslav
076 M. Boleslav–(Skalsko)-(Mšeno)-Mělník
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 13
Verwaltung
Bürgermeister: Raduan Nwelati (ODS) (Stand: Mai 2013)
Adresse: Komenského nám. 61
293 49 Mladá Boleslav
Gemeindenummer: 535419
Website: www.mb-net.cz
Mladá Boleslav, Luftaufnahme (2019)
Mladá Boleslav, Altstadt, Luftaufnahme (2019)
Blick auf die Altstadt und das Schloss
Kirche Maria Himmelfahrt
Gebäude der ehemaligen Automobilfabrik Laurin & Klement, heute Škoda-Museum
Bahnhof Stadt
Eingang 7 zum Werk von Škoda

Geschichte

Der Ort wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Boleslav II. als eine königliche Burg gegründet. Aus dieser Zeit stammt die Stadtburg auf einem Felsvorsprung an der Mündung der Klenice in die Jizera.

Im Jahr 1255 wurde im Ort eine Kommende des Johanniterordens errichtet. Die Stadtrechte erhielt Mladá Boleslav zum Teil im Jahr 1334 und zum Teil im Jahr 1436.

Im Frühjahr 1279 brachte Markgraf Otto V., Oberhaupt der ottonischen Linie Brandenburgs, er war seit dem Tod König Ottokars II. von Böhmen der bestellte Vormund des Kronprinzen Wenzel, seinem Neffen und Reichsverweser Böhmens, den siebenjährigen Thronfolger sowie dessen Mutter, Königinwitwe Kunigunde, nach Jungbunzlau, wo beide unter harten Bedingungen auf der dortigen Burg festgehalten wurden. Der Königin gelang bald darauf die Flucht und sie erhob schwere Anschuldigungen gegen den Markgrafen und seine Dienstmannen.

Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt zum Zentrum der Böhmischen Brüder, die die Ideen des Jan Hus befolgten. Es wurde ein Bistum eingerichtet und eine Kathedrale im Stil der Renaissance gebaut. Die Religionskriege des 17. Jahrhunderts haben die Abnahme der Bevölkerungsanzahl und die Rekatholisierung gebracht.

Im 19. Jahrhundert begann in Mladá Boleslav die Industrialisierung. 1895 wurde das Unternehmen Laurin & Klement gegründet, ursprünglich als Fahrradproduzent. Nach erfolgreicher Entwicklung und Diversifizierung der Produktion in Richtung Automobilbau wurde dieses Unternehmen 1925 an den Schwerindustriekonzern Škoda mit Sitz in Pilsen verkauft. Der Automobilzweig wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Staatsunternehmen ausgegliedert. Dieses Unternehmen wurde 1990 privatisiert und gehört seither als Škoda Auto zum Volkswagenkonzern. Das Werk nimmt einen großen Teil der Fläche der Stadt ein.[2]

In den 1920er Jahren entstanden in Mladá Boleslav mehrere Bauten der tschechischen Moderne. Emil Králík (1880–1946) errichtete das Stadttheater, Jiří Kroha (1893–1974) das Kaufhaus Gellner und das Bezirkspolyklinikum.[3]

Der größte Erfolg des ortsansässigen gleichnamigen Fußballvereins war die Teilnahme in der Champions League Gruppenphase im Fußballmanagerspiel Bundesliga Manager Hattrick (BMH). Leider scheiterte der SK Mlada Boleslav u.A. an der SpVgg Erkenschwick, Belenenses Li'bon und Lechia Danzig. Allerdings wurde das Team nur simuliert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Mladá Boleslav liegt 60 km nordöstlich von Prag an der Europastraße 65/Autobahn Dálnice 10. Der Hauptbahnhof liegt an den Strecken 070 Prag–Turnov und 071 Nymburk–Mladá Boleslav, 064 Mladá Boleslav–Stará Paka und 076 Mladá Boleslav–Mělník.

Ansässige Unternehmen

In Mladá Boleslav befinden sich der Sitz und das größte Werk des Automobilherstellers Škoda Auto. Das Unternehmen beschäftigt in Tschechien ca. 29.000 Mitarbeiter (Stand 2020), den Großteil davon im Werk in Mladá Boleslav. Damit sind mehr als drei Viertel aller Erwerbstätigen der Stadt bei dem Tochterunternehmen der Volkswagen AG beschäftigt. Škoda Auto ist zugleich der bedeutendste Automobilproduzent Tschechiens und der größte Exporteur des Landes.

Bildung

In Mladá Boleslav ist die Private Hochschule Škoda Auto Vysoká škola angesiedelt.

Stadtteile

Die Stadt gliedert sich in 13 Stadtteile: Bezděčín, Čejetice, Čejetičky, Debř, Chrást, Jemníky, Michalovice, Mladá Boleslav I, Mladá Boleslav II, Mladá Boleslav III, Mladá Boleslav IV, Podchlumí, Podlázky.

Sehenswürdigkeiten

  • Hauptwerk der Škoda Auto sowie das Škoda Muzeum
  • Luftfahrtmuseum am Flugplatz (Letecké muzeum Metoděje Vlacha)
  • Regionalmuseum in der Burg
  • Jüdischer Friedhof aus dem 16. Jahrhundert
  • Altstädter Ring mit Renaissancegebäuden, dem alten Rathaus und seinem Turm aus der Mitte des 16. Jahrhunderts sowie der Kirche 'Maria Himmelfahrt'
  • Burgruine im Stadtteil Michalovice oberhalb der Jizera aus dem 13. Jahrhundert

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Im Ort geboren

Im Ort wirkten

Siehe auch

Commons: Mladá Boleslav – Sammlung von Bildern
  • mb-net.cz Offizielle Seiten der Stadt (tschechisch)

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  2. Skoda entwächst den tschechischen Wurzeln, NZZ, 21. April 2018
  3. Mirko Baum, "Straße am Ende der Welt" in: archimaera (Heft 1/2008)