Der Pfad der Erinnerung erschließt die Gedenkregion Charlottenburg-Nord zwischen der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee (heute Gedenkstätte) und den benachbarten Kirchen, die sich dem Gedenken an den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur widmen. Es handelt sich um einen ausgeschilderten (Fuß-)Weg im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Nord, der von der Gedenkstätte Plötzensee über die Evangelische Gedenkkirche Plötzensee und die Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum bis zur Evangelischen Sühne-Christi-Kirche durch führt. Zehn am Wege aufgestellte Informationsstelen informieren über die einzelnen Stationen und über die Hintergründe.
Hintergrund und Geschichte
Im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee wurden zwischen 1933 und 1945 fast 3.000 durch die NS-Justiz zum Tode Verurteilte hingerichtet, darunter viele Frauen und Männer des Widerstandes gegen die NS-Diktatur. Die ehemalige Hinrichtungsstätte ist seit 1952 Gedenkstätte. Seit 1954 wurden Straßen, Plätze und Schulen in Charlottenburg-Nord nach Menschen des Widerstandes gegen die NS-Diktatur benannt, darunter alle Staßen in der Paul-Hertz-Siedlung und viele in den Wohnsiedlungen Charlottenburg-Nord und Siemensstadt.[1] Die drei Kirchen im Stadtteil nehmen durch ihre Architektur und künstlerische Ausgestaltung ebenfalls Bezug auf die Hinrichtungsstätte Plötzensee.
2018 wurde der „Pfad der Erinnerung“ durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mit Hilfe von Fördermitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe für besondere touristische Projekte realisiert.[2]
Orte
- Gedenkstätte Plötzensee
- Ev. Gedenkkirche Plötzensee (1970) - mit dem Plötzenseer Totentanz von Alfred Hrdlicka
- Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum (1963) - Zentrale Gedenkkirche der deutschen Katholiken für die Blutzeugen der Jahre 1933 bis 1945; Kunstwerke u.a. Altarbild von Georg Meistermann
- Ev. Sühne-Christi-Kirche (1964) - mit Gedenkmauer "Mahnmal für die Schreckensorte der Menschheitsgeschichte" von Florian Breuer
Straßen- und Schulnamen in der Gedenkregion
(Auswahl)
- Friedrich-Olbricht-Damm: Friedrich Olbricht (* 4.10.1988), General der Infanterie, am Attentat auf Hitler beteiligt. Am Abend des 20.7.1944 standrechtlich erschossen
- Moltke-Grundschule (Heckerdamm 221): Helmut James Graf von Moltke (* 11.3.1907), Jurist, Begründer des „Kreisauer Kreises“. Am 23.1.1945 in Plötzensee hingerichtet.
- Bernhard-Lichtenberg-Straße: Bernhard Lichtenberg (* 3.12.1875), kath. Priester, Dompropst in Berlin. Trat öffentlich gegen die Verfolgung der Juden ein. Starb am 5.11.1944 auf dem Weg ins KZ Dachau.
- Delp-Zeile: Pater Alfred Delp (* 15.9.1907), kath. Priester, wirkte im Kreisauer Kreis mit. Am 2.2.1945 in Plötzensee hingerichtet.
- Klausingring: Friedrich Karl Klausing (* 24.5.1920, deutscher Offizier und Widerstandskämpfer des 20. Juli. Am 8.8.1944 in Plötzensee hingerichtet.
- Jakob-Kaiser-Platz: Jakob Kaiser (8.2.1888-7.5.1961), Politiker (Zentrumspartei) und christlicher Gewerkschafter; aktiv im Widerstand. Nach dem Krieg CDU-Politiker.
- Heilmannring: Ernst Heilmann (*13.4.1881), Jurist und Politiker (SPD), am 26.6.1933 verhaftet, am 3.4.1940 im KZ Buchenwald ermordet.
Weitere Erinnerungsmale
- An der Straßenkreuzung Heilmannring/Heckerdamm (Wohnhaus Habermannzeile 1C) erinnert seit August 2023 ein Wandbild an den 1940 getöteten SPD-Politiker Ernst Heilmann und seine Familie.[3]
- Am U-Bahnhof Halemweg wurde im Rahmen der Bahnhofssanierung gestaltetes Wandbild für den Widerstandeskämpfer Nikolaus Christoph von Halem angebracht.[4]