„Schlacht bei Sievershausen“ – Versionsunterschied

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|KONTRAHENT1=Kurfürst [[MoritzDatei:Blason (Sachsen)Jean-Georges IV de Saxe.svg|Moritz20px]] von[[Kurfürstentum Sachsen]] †,<br />
[[Datei:Armoiries de La Falloise.svg|20px]] [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel]]
Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich von Braunschweig]]
|KONTRAHENT2=Markgraf [[AlbrechtDatei:Banner II.of Alcibiadesthe Holy Roman Emperor with haloes (Brandenburg1430-Kulmbach1806).svg|Albrecht20px]] Alcibiades[[Fürstentum vonBayreuth|Markgraftum Brandenburg-Kulmbach]]
|KONTRAHENT3=
|BEFEHLSHABER1=Kurfürst [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]]<br />
Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich von Braunschweig]]
|BEFEHLSHABER2=Markgraf Albrecht
|BEFEHLSHABER2=Markgraf [[Albrecht II. Alcibiades|Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach]]
|BEFEHLSHABER3=
|TRUPPENSTÄRKE1=8.000 Mann Infanterie<br />7.500 Reiter<br />25 Geschütze
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|VERLUSTE1=
|VERLUSTE2=
|VERLUSTE3ZIVILVERLUSTE=Insgesamt 4.000 Tote und 8.000 Verwundete
|NOTIZEN=
}}
 
In der '''Schlacht bei [[Sievershausen (Lehrte)|Sievershausen]]''' bei [[Lehrte]] standen am [[9. Juli]] [[1553]] die vereinigten Heere des Kurfürsten [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]] und [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel]] den Truppen von [[Markgraf]] [[Albrecht II. Alcibiades (Brandenburg-Kulmbach)|Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach]] gegenüber. Diese [[Schlacht]] des [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweiten Markgrafenkriegs]] mit rund 30.000 Kämpfern und etwa 4.000 Toten war (neben der [[Schlacht bei Lutter]] 1626) eine der blutigsten kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet des heutigen [[Niedersachsen]] in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]].
 
== Vorgeschichte der Schlacht ==
[[Datei:Andreas Riehl (I) - Bildnis des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach.jpg|links|miniatur|Markgraf Albrecht Alcibiades]]
Der zum [[Landfrieden]]sbrecher erklärte Markgraf Albrecht befand sich mit seinem [[Söldner]]heer auf einem Kriegszug, der ihn raubend und plündernd von Süd- nach Norddeutschland führte. Dabei unterstützte er geschickt den [[Welfen|innerwelfischen]] Streit zwischen zwei Teilhäusern des [[Herzogtum Braunschweig-Lüneburg|Herzogtums Braunschweig]] und zog gegen den Braunschweiger Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich derden JüngereJüngeren]]. Dieser suchte Bundesgenossen, die er in Moritz von Sachsen und auch in [[Fürstentum Lüneburg|Lüneburger Fürsten]] fand. Moritz musste den Kampf aufnehmen, weil der eben erst zustande gekommene [[Passauer Vertrag]] zur Religionsfreiheit der [[Protestant]]en durch die Handlungen des Markgrafen zu scheitern drohte. Als sich die verfeindeten Lager an der [[Leine (Aller)|Leine]] bei [[Sarstedt]] gegenüberstanden, kam es aber nicht zum Kampf. Albrecht zog mit seinem Heer in Richtung der Stadt [[Braunschweig]], bei der er Unterstützung fand. Moritz und Heinrich zogen hinterher und stellten sich ihm zwischen dem [[Hämeler Wald]] und der [[Fuhse]] bei Sievershausen in den Weg.
 
== Verlauf der Schlacht ==
[[Datei:Sievershausen Schlacht Plan.jpg|miniatur|250px|links|Schlachtaufstellung, Truppen von Markgraf Albrecht: blau, Truppen von Kurfürst Moritz: rot]]
Austragungsort der Schlacht war die [[Feldmark]] zwischen [[Arpke]] und Sievershausen. Auf sächsisch-braunschweigischer Seite waren 15.500 Bewaffnete (7.500 Reiter, 8.000 Mann Fußvolk) und 25 Kanonen beteiligt; der Markgraf hatte 18.000 Mann (6.000 Reiter, 12.000 Mann Fußvolk) zur Verfügung. Anfänglich wurde das sächsische Heer zurückgeschlagen und machte bereits Absetzbewegungen. Als die fliehenden Truppen jedoch plötzlich umkehrten und den Kampf wieder aufnahmen, waren die siegesgewissen Truppen des Markgrafen überrascht und wichen zurück. Als die Sachsen dann in den Rücken des Gegners gelangten, war die Schlacht entschieden, und der Markgraf ergriff die Flucht. Das Kampfgeschehen dauerte etwa vier Stunden. Zeitgenössischen Schilderungen zufolge war es ein „greuliches Gemetzel“, bei dem mit Härte und Verbissenheit gekämpft wurde.
 
=== Verluste ===
[[Datei:Sievershausen Schlachtfeld.jpg|miniatur|400pxhochkant=1.5|Schlachtfeld heute, Blick von Sievershausen Richtung [[Arpke]]]]
Die Angaben über Verluste weichen in den verschiedenen Quellen voneinander ab. Es sollen jedoch etwa 4.000 Kämpfer umgekommen und rund 8.000 Männer verletzt worden sein. Unter den Toten waren viele niedersächsische und sächsische Adlige. Es wird berichtet, dass vier [[Fürst]]en, neun [[Graf]]en und 250 [[Ritter]] ums Leben gekommen seien. Sie wurden in ihre Heimatorte (unter anderem Celle, Goslar, Hannover, Peine, Burgdorf, Wolfenbüttel) überführt. Auch der Führer des auf sächsischer Seite kämpfenden [[Landgrafschaft Hessen|landgräflich-hessischen]] Kontingents von 600 Berittenen, [[Wilhelm von Schachten]], wurde so schwer verletzt, dass er drei Wochen später an seinen Verwundungen starb. Der größte Teil der Gefallenen wurde nahe dem Schlachtfeld beigesetzt. Es wird vermutet, dass dies eine Bodensenke bei Arpke, die sogenannte Helden- oder Todtenkuhle, ist. Unter den Toten befanden sich zwei Söhne von Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich]] ([[Philipp Magnus von Braunschweig-Wolfenbüttel|Philipp Magnus]] und Karl Victor), was zur Folge hatte, dass der jüngste Sohn [[Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Julius]] erbberechtigt wurde.
 
Unter den Toten befanden sich zwei Söhne von Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich]] (Philipp Magnus und Karl Victor), was zur Folge hatte, dass der jüngste Sohn [[Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Julius]] erbberechtigt wurde.
 
=== Tod des sächsischen Kurfürsten ===
[[Datei:Lucas Cranach the Younger - Prince Elector Moritz of Saxony -von-Sachsen-1578 Google Art Project.jpg|miniatur|hochkant|Kurfürst [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]]]]
 
[[Datei:Grab Moritz Sachsen.jpg|miniatur|hochkant|Gedenkstätte für den Kurfürsten von 1853 am Ort der Schlacht]]
Der sächsische Führer [[Moritz (Sachsen)|Kurfürst Moritz]] erlitt in der Schlacht eine Schusswunde. Einer seiner Diener soll ihn von hinten angeschossen haben, wobei seine [[Eingeweide]] verletzt wurden. Zwei Tage später verstarb er an den Folgen der Verletzung. Der Leichnam wurde in die Heimat von Moritz nach Sachsen überführt, Herz und Eingeweide jedoch in der Kirche von Sievershausen bestattet. Am [[Harnisch]] des Kurfürsten, der noch heute im [[Freiberger Dom|Dom zu Freiberg]] aufbewahrt wird, ist das Einschussloch in Hüfthöhe zu erkennen.
 
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== Ergebnis der Schlacht ==
Die Niederlage des Markgrafen Albrecht Alcibiades half, das endgültige Zustandekommen des [[Augsburger Reichs- und Religionsfrieden]]s im Jahr 1555 abzusichern. Darin liegt die wesentlichstewesentliche historische Bedeutung der Schlacht, die als opferreichste der Reformationszeit gilt.
 
== Gedenken an die Schlacht ==
[[Datei:Grab Moritz Sachsen.jpg|miniatur|hochkant|Gedenkstätte für den Kurfürsten von 1853 am Ort der Schlacht]]
In Sievershausen wird an die Schlacht in folgender Weise erinnert:
* Denkmal auf dem heutigen Friedhof an der Stelle, wo Moritz von Sachsen verwundet wurde. 7,5 Tonnen schwerer Granitstein aus der Heimat von Moritz in [[Sachsen]], aufgestellt am 300. Jahrestag der Schlacht am 9. Juli 1853. Aufschrift: „Hier fiel Moritz Herzoc zu Sachsen, Churfürst, am 9. Juli 1553.“
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* Gedenktag mit Festumzug am 450. Jahrestag der Schlacht am 9. Juli 2003 durch den ortsgeschichtlichen Arbeitskreis Sievershausen
 
=== Heutiges Anti-KriegshausAntikriegshaus ===
{{Hauptartikel|Antikriegshaus Sievershausen}}
[[Datei:Sievershausen Anti Kriegshaus.jpg|miniatur|Hinweis zum Anti-Kriegshaus]]
Ab 1967 fanden in der evangelischen Kirchengemeinde auf Initiative des damaligen Pastors Klaus Rauterberg Veranstaltungen der [[Friedensbewegung]] unter der Bezeichnung ''Anti-Kriegswerkstatt'' statt. Anlass, die Arbeit zu institutionalisieren, bot eine größere Gedenkveranstaltung am Erinnerungsstein für Kurfürst Moritz am 9. Juli 1978, die von zahlreichen Anwesenden aufgrund der Redebeiträge als zynisch erlebt wurde. In der Folge bildete sich im Spätherbst 1978 die Initiative, eine Dokumentationsstätte zu errichten. Am 1. September 1979 wurde der Grundstein für das heutige Gebäude gelegt, das dem Verein geschenkt worden war und das Jugendliche abbrachen und neu errichteten: Das ''Anti-Kriegshaus Sievershausen'' wird vom Verein ''Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit e.V.'' getragen. Die Arbeit des Vereins war im Dorf teilweise umstritten.<ref>Klaus Gerber: ''Sievershausen. Antikriegshaus am Rande des Schlachtfeldes'', in: Peter Becher/[[Rolf Koppe]] (Hrsg.): ''Fünf Kirchen unter einem Dach. Evangelische Heimatkunde.'' Lutherhaus Verlag, Hannover 1981, S. 73–74, ISBN 3-87502-061-8</ref> Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das Haus auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten.
 
== Literatur ==
* H. Senff: ''Die Schlacht bei Sievershausen 1553''. In: ''[[Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen|Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen]]'', Jg. 45 (1880), S. 235–256 und Karte.
* [[Ernst Andreas Friedrich]]: ''Das Moritzdenkmal in Sievershausen''. S. 133–135, in: ''Wenn Steine reden könnten''. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
* Johannes Herrmann: ''Moritz von Sachsen''. Beucha 2003
* [[Gerd Biegel]], [[Hans-Jürgen Derda]] (Hrsg.): ''Blutige Weichenstellung. Massenschlacht und Machtkalkül bei Sievershausen 1553.'' (Veröffentlichung des [[Braunschweigisches Landesmuseum|Braunschweigischen Landesmuseums]] 107), Braunschweig 2003
* [[Joachim Lehrmann]]: ''Raubritter zwischen Heide, Harz und Weser – Streifzüge ins Mittelalter, nach den Quellen dargestellt''., Lehrte 2007, ISBN 978-3-9803642-6-3, S. 341–346.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.antikriegshaus.de/ Anti-Kriegshaus]
* [http://wwwarchiv.sievershausen.de/indexarchiv1/html/moritz.php?option=com_content&task=view&id=57&Itemid=30htm 450-Jahrfeier „Schlacht bei Sievershausen“ 2003]
 
== Einzelnachweise ==
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{{Coordinate|NS=52.37597|EW=10.11274|type=landmark|dim=1000|elevation=63|region=DE-NI}}
 
[[Kategorie:Schlacht (Frühedes Neuzeit)Zweiten Markgrafenkrieges|Sievershausen]]
[[Kategorie:Lehrte]]
[[Kategorie:1553]]
[[Kategorie:Lehrte]]
[[Kategorie:Schlacht in der sächsischen Geschichte|Sievershausen]]
[[Kategorie:Braunschweigische Militärgeschichte]]
[[Kategorie:Brandenburgische Militärgeschichte]]
[[Kategorie:Moritz (Sachsen)]]
[[Kategorie:Geschichte (Region Hannover)]]