„Schlacht bei Sievershausen“ – Versionsunterschied

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|FOLGEN=
|FRIEDENSSCHLUSS=
|KONTRAHENT1=Kurfürst [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]] †,<br />
Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich von Braunschweig]]
|KONTRAHENT2=Markgraf [[Albrecht II. Alcibiades (Brandenburg-Kulmbach)|Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach]]
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== Verlauf der Schlacht ==
[[Datei:Sievershausen Schlacht Plan.jpg|miniatur|250px|links|Schlachtaufstellung, Truppen von Markgraf Albrecht =: blau, Truppen von Kurfürst Moritz =: rot]]
Austragungsort der Schlacht war die [[Feldmark]] zwischen [[Arpke]] und Sievershausen. Auf sächsisch-braunschweigischer Seite waren 15.500 Bewaffnete (7.500 Reiter, 8.000 Mann Fußvolk) und 25 Kanonen beteiligt; der Markgraf hatte 18.000 Mann (6.000 Reiter, 12.000 Mann Fußvolk) zur Verfügung. Anfänglich wurde das sächsische Heer zurückgeschlagen und machte bereits Absetzbewegungen. Als die fliehenden Truppen jedoch plötzlich umkehrten und den Kampf wieder aufnahmen, waren die siegesgewissen Truppen des Markgrafen überrascht und wichen zurück. Als die Sachsen dann in den Rücken des Gegners gelangten, war die Schlacht entschieden, und der Markgraf ergriff die Flucht. Das Kampfgeschehen dauerte etwa vier Stunden. Zeitgenössischen Schilderungen zufolge war es ein „greuliches Gemetzel“, bei dem mit Härte und Verbissenheit gekämpft wurde.
 
=== Verluste ===
[[Datei:Sievershausen Schlachtfeld.jpg|miniatur|400px|Schlachtfeld heute, Blick von Sievershausen Richtung [[Arpke]]]]
Die Angaben über Verluste weichen in den verschiedenen Quellen voneinander ab. Es sollen jedoch etwa 4.000 Kämpfer umgekommen und rund 8.000 Männer verletzt worden sein. Unter den Toten waren viele niedersächsische und sächsische Adlige. Es wird berichtet, dass vier [[Fürst]]en, neun [[Graf]]en und 250 [[Ritter]] ums Leben gekommen seien. Sie wurden in ihre Heimatorte (unter anderem Celle, Goslar, Hannover, Peine, Burgdorf, Wolfenbüttel) überführt. Auch der Führer des auf sächsischer Seite kämpfenden [[Landgrafschaft Hessen|landgräflich-hessischen]] Kontingents von 600 Berittenen, [[Wilhelm von Schachten]], wurde so schwer verletzt, dass er drei Wochen später an seinen Verwundungen starb. Der größte Teil der Gefallenen wurde nahe dem Schlachtfeld beigesetzt. Es wird vermutet, dass dies eine Bodensenke bei Arpke, die sogenannte Helden- oder Todtenkuhle, ist.
 
Unter den Toten befanden sich zwei Söhne von Herzog [[Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich]] (Philipp Magnus und Karl Victor), was zur Folge hatte, dass der jüngste Sohn [[Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Julius]] erbberechtigt wurde.
 
=== Tod des sächsischen Kurfürsten ===
[[Datei:Moritz-von-Sachsen-1578.jpg|miniatur|hochkant|Kurfürst [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]]]]
[[Datei:Grab Moritz Sachsen.jpg|miniatur|hochkant|Gedenkstätte für den Kurfürsten von 1853 am Ort der Schlacht]]
Der sächsische Führer [[Moritz (Sachsen)|Kurfürst Moritz]] erlitt in der Schlacht eine Schusswunde. Einer seiner Diener soll ihn von hinten angeschossen haben, wobei seine [[Eingeweide]] verletzt wurden. Zwei Tage später verstarb er an den Folgen der Verletzung. Der Leichnam wurde in die Heimat von Moritz nach Sachsen überführt, Herz und Eingeweide jedoch in der Kirche von Sievershausen bestattet. Am [[Harnisch]] des Kurfürsten, der noch heute im [[Freiberger Dom|Dom zu Freiberg]] aufbewahrt wird, ist das Einschussloch in Hüfthöhe zu erkennen.
 
Die an sich nicht tödliche Verletzung führte rasch zu Spekulationen, dass die eigentliche Todesursache eine andere sei oder dass ein Mörder zur Tat gedungen worden war. Diese Spekulationen lagen auch darin begründet, dass der Protestant Moritz selbst am eigenen Hof viele Feinde hatte, weil er zeitweise mit dem katholischen Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] gegen den [[Schmalkaldischer Bund|Schmalkaldischen Bund]] 1546/47 verbündet gewesen war. Auf diese Weise war die sächsische Kurfürstenwürde auf ihn übergegangen, die zuvor [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich I. von Sachsen]] innehatte und verlor. So galt Moritz von Sachsen als „Judas von Meissen“. Wahrscheinlichste und damals in solchen Fällen häufigste Todesursache dürfte aber eine Infektion der Wunde gewesen sein.
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== Gedenken an die Schlacht ==
In Sievershausen wird an die Schlacht in folgender Weise erinnert:
* Denkmal auf dem heutigen Friedhof an der Stelle, wo Moritz von Sachsen verwundet wurde. 7,5 Tonnen schwerer Granitstein aus der Heimat von Moritz in [[Sachsen]], aufgestellt am 300. Jahrestag der Schlacht am 9. Juli 1853. Aufschrift: „Hier fiel Moritz Herzoc zu Sachsen, Churfürst, am 9. Juli 1553.“
* Schlachtgemälde in der Kirche von etwa 1600, evtl. aus der Werkstatt von [[Lucas Cranach der Jüngere|Lucas Cranach dem Jüngeren]]
* [[Zinnsoldat|Zinnfigurendiorama]] der Schlacht in der Dokumentationsstätte Sievershausen
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=== Heutiges Anti-Kriegshaus ===
[[Datei:Sievershausen Anti Kriegshaus.jpg|miniatur|Hinweis zum Anti-Kriegshaus]]
Ab 1967 fanden in der evangelischen Kirchengemeinde auf Initiative des damaligen Pastors Klaus Rauterberg Veranstaltungen der [[Friedensbewegung]] unter der Bezeichnung ''Anti-Kriegswerkstatt'' statt. Anlass, die Arbeit zu institutionalisieren, bot eine größere Gedenkveranstaltung am Erinnerungsstein für Kurfürst Moritz am 9. Juli 1978, die von zahlreichen Anwesenden aufgrund der Redebeiträge als [[Zynismus|zynisch]] erlebt wurde. In der Folge bildete sich im Spätherbst 1978 die Initiative, eine Dokumentationsstätte zu errichten. Am 1. September 1979 wurde der Grundstein für das heutige Gebäude gelegt, das dem Verein geschenkt worden war und das Jugendliche abbrachen und neu errichteten: Das ''Anti-Kriegshaus Sievershausen'' wird vom Verein ''Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit e.V.'' getragen. Die Arbeit des Vereins war im Dorf teilweise umstritten.<ref>Klaus Gerber: ''Sievershausen. Antikriegshaus am Rande des Schlachtfeldes'', in: Peter Becher/[[Rolf Koppe]] (HgHrsg.): ''fünfFünf Kirchen unter einem Dach. Evangelische Heimatkunde.'', Lutherhaus Verlag, Hannover 1981, S. 73-7473–74, ISBN 3-87502-061-8</ref> Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das Haus auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten.
 
== Literatur ==
* Ernst Andreas Friedrich: ''Das Moritzdenkmal in Sievershausen'',. S. 133-135133–135, in: ''Wenn Steine reden könnten'',. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
* Johannes Herrmann: ''Moritz von Sachsen''. Beucha 2003
* Gerd Biegel, Hans-Jürgen Derda (Hrsg.): ''Blutige Weichenstellung. Massenschlacht und Machtkalkül bei Sievershausen 1553.'' (Veröffentlichung des Braunschweigischen Landesmuseums 107), Braunschweig 2003
* Joachim Lehrmann: ''Raubritter zwischen Heide, Harz und Weser'',. Lehrte 2007
 
== Weblinks ==