[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Kleine Anpassung.
InternetArchiveBot hat 2 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert.) #IABot (v2.0.9.5
 
(15 dazwischenliegende Versionen von 11 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 4:
 
== Leben ==
 
=== Leben während des Nationalsozialismus ===
[[Datei:Perel Stolpersteine Peine 02.JPG|mini|Geburtshaus von Sally Perel, ''Damm 1'' in der Altstadt von Peine]]
 
Mit der [[Machtergreifung]] an die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] verschärfte sich die Diskriminierung der [[Juden in Deutschland]] entscheidend. Nachdem ihr Schuhgeschäft in [[Peine]] von den Nationalsozialisten verwüstet worden war, zog die Familie Perel 1935 oder 1936 nach [[Łódź]] in Polen.
 
Zeile 18 ⟶ 19:
Während des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion]] wurde Perel von der [[Wehrmacht]] gefangen genommen. Er konnte sich als [[Volksdeutsche]]r ausgeben und seine jüdische Herkunft verschleiern. Er fungierte in der Folge als deutsch-russischer [[Übersetzer]] für die Wehrmacht, von Juli 1941 bis ca. Dezember 1941 in der Aufklärungs-Abteilung 2 der [[12. Panzer-Division (Wehrmacht)|12. Panzerdivision]] und anschließend in der Heeresverpflegungsstelle 722 in [[Tallinn|Reval]].<ref>Sally Perel: ''Ich war Hitlerjunge Salomon.'' Heyne, München 2016, ISBN 978-3-453-53483-4, S. 64.</ref> Er nannte sich Josef Perjell;<ref>[https://collections.ushmm.org/iiif-b/assets/760431 Photo des Stammblatts], abgerufen am 8. Juli 2019</ref> sein Spitzname war Jupp.
 
Seine wirkliche Identität wurde von einem Kameraden an der Front entdeckt, der als Homosexueller Interesse an Sally Perel hatte. Als er erkannte, dass Perel Jude war, versicherte er ihm, ihn nicht zu verraten, und eine Freundschaft entwickelte sich. Nachdem er zwei Jahre bei der Wehrmacht war, wurde er zurück ins Deutsche Reich geholt. Hauptmann von Münchow wollte ihn adoptieren und sorgte dafür, dass Sally Perel bis kurz vor Kriegsende auf die [[Akademie für Jugendführung|Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend]] in [[Braunschweig]] ging. Aufgrund der ständigen Präsenz des Nationalsozialismus an der Schule der [[Hitlerjugend]] (HJ) begann er nach eigenen Angaben, sich mit dieser Politik zu identifizieren. Später beschrieb er die [[Diktatur]] als Gift, das jeden Tag in die jungen Gehirne geträufelt worden sei. An der HJ-Schule identifizierte ihn ein Lehrer der [[Rassenkunde]] als Angehörigen der „baltisch/arischen„arischen [[Europide#Spätere Verwendung|baltisch-östlichen]] Rasse“, nicht als Juden. Perel musste ständig seine [[Brit Mila|Beschneidung]] verbergen und stets einen kühlen Kopf bewahren, um schnell auf unübliche Anfragen reagieren zu können und eine Entdeckung zu vermeiden. Ab 1943 absolvierte er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher bei [[Volkswagen]] in Braunschweig. Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] wurde er nochmals Soldat im [[Volkssturm]]. Er wurde von der US-amerikanischen Armee gefangen genommen und kurze Zeit später entlassen.<ref name="VW 2020">[{{Webarchiv|url=https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/sally-perel-hitlerjunge-salomon-feiert-95-geburtstag-5966 |wayback=20201115075322 |text=''Sally Perel – „Hitlerjunge Salomon“ feiert 95. Geburtstag''] |archiv-bot=2024-05-02 20:46:07 InternetArchiveBot }}, volkswagen-newsroom.com, 7. April 2020</ref>
 
=== Leben nach dem Zweiten Weltkrieg ===
Zeile 25 ⟶ 26:
Außer seinen Brüdern Isaak und David, die beide nach Israel [[Alija|auswanderten]], überlebte kein Mitglied der Familie Perel den [[Holocaust]], seine Schwestern und seine Eltern kamen um. Nach dieser Zeit emigrierte Perel 1948 nach [[Israel]], weil er den jüdischen Staat mit aufbauen wollte.<ref name="VW 2020" /> Er brauchte 40 Jahre, um das Erlebte zu verarbeiten, bevor er sich schließlich nach einer Herzoperation 1985 entschloss, ein Buch mit seiner Geschichte zu schreiben.<ref>[http://www.hiergeblieben.de/pages/textanzeige.php?limit=50&order=titel&richtung=ASC&z=75&id=7297 Bericht zu einer Perel-Lesung] bei hiergeblieben.de; abgerufen am 7. Dezember 2012</ref> Perel schrieb das Buch in deutscher Sprache. Er gab an, dass dadurch der (verborgene Hitlerjunge) Jupp „aus ihm heraus wollte“.<ref>{{Der Spiegel |ID=9275452 |Titel=Die Tränen flossen nach innen |Jahr=1992 |Nr=12 |Kommentar=Sally Perel im Interview mit dem Spiegel}}</ref> Es erschien 1990 als ''Europa, Europa'' auf Französisch, 1991 auf [[Ivrit|Hebräisch]] ({{he|קוראים לי שלמה פרל&lrm;|Kor’im li Schlomo Perel}}, ''Ich heiße Schlomo Perel'') und im Folgejahr unter dem Titel ''Ich war Hitlerjunge Salomon'' auf Deutsch.<ref>[https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showNextResultSite&currentResultId=auRef%3D119052121%26any&currentPosition=0 Liste von Perels Publikationen.] DNB</ref> Das Buch wurde von [[Agnieszka Holland]] 1990 unter dem Titel ''[[Hitlerjunge Salomon]]'' (englischer Titel: ''Europa, Europa'') verfilmt. Sally Perel lebte weiterhin in Israel.
 
Etwa ab den 1990er Jahren war er meist zweimal jährlich auf Lesetouren durch Deutschland unterwegs. Insbesondere wurde er zu Lesungen und Vorträgen in Schulen eingeladen, um seine Erlebnisse in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] der jungen Generation näher zu bringen. 2018 warnte er angesichts einer erstarkenden [[AfD]] vor einem Rechtsruck in Deutschland.<ref>{{Internetquelle |autor=Felix Stephan |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/sally-perel-tot-hitlerjunge-salomon-alter-97-jahren-1.5744327 |titel=Sally Perel ist tot: "Hitlerjunge Salomon" wurde 97 Jahre alt |sprache=de |abruf=2023-04-19}}</ref>
 
Perel war ab 1959 verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.<ref name="VW 2020" />
Zeile 32 ⟶ 33:
== Ehrungen ==
[[Datei:Sally Perel mit dem Ehrenring der Stadt Oberhausen.jpg|mini|Sally Perel mit dem Ehrenring der Stadt Oberhausen (2016)]]
 
1999 wurde Sally Perel mit dem [[Bundesverdienstkreuz]] ausgezeichnet.
 
Zeile 42 ⟶ 44:
Seit dem Schuljahr 2019/2020 trägt die Realschule in [[Meinersen]] den Namen Sally-Perel-Realschule Meinersen.
 
Am 26. August 2020 wurde Sally Perel die [[Liste der Ehrenbürger von Braunschweig|Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig]] verliehen.<ref>''[{{Webarchiv|url=http://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/sally-perel.php |wayback=20200716180255 |text=Ehrenbürgerwürde für Sally Perel] |archiv-bot=2024-05-02 20:46:07 InternetArchiveBot }}'' Mitteilung der Stadt Braunschweig vom 15. Juli 2020 auf braunschweig.de</ref><ref>Cornelia Steiner: ''[https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article230265546/Sally-Perel-Ich-liebe-Braunschweig-fuer-immer.html Sally Perel: Ich liebe Braunschweig für immer.]'' In: ''[[Braunschweiger Zeitung]]'' vom 27. August 2020.</ref>
 
Am 22. April 2022 wurde die Grundschule Wallschule in Peine zu seinen Ehren umbenannt in VGS Wallschule Sally Perel Peine. An der historischen Eingangstür der Schule ließ er die Botschaft anbringen: „Ihr seid nicht verantwortlich. Aber ihr seid verantwortlich dafür, dass es nie wieder passiert.“<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Grundschule-nach-Holocaust-Ueberlebendem-Sally-Perel-benannt,sallyperel126.html NDR - Grundschule nach Holocaust-Überlebendem Sally Perel benannt] (22. April 2022)</ref>
Zeile 59 ⟶ 61:
* ''Salomon Perl (Shlomo Perel): Ein jüdischer Hitlerjunge.'' In: [[Reinhard Bein]] (Hrsg.): ''Juden in Braunschweig 1900–1945. Materialien zur Landesgeschichte.'' 2. geänderte und Auflage. Döring, Braunschweig 1988, S. 155–163.[https://www.google.de/books/edition/Juden_in_Braunschweig_1900_1945/VM0qAQAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=Juden+in+Braunschweig+1900+-+1945+shlomo+perel&dq=Juden+in+Braunschweig+1900+-+1945+shlomo+perel][https://www.google.de/books/edition/Juden_in_Braunschweig_1900_1945/VM0qAQAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=Juden+in+Braunschweig+1900+-+1945+shlomo+perel&dq=Juden+in+Braunschweig+1900+-+1945+shlomo+perel&printsec=frontcover]<ref>{{DNB|860052826}}</ref>
* Tim Sparenberg: ''„Die Macht kommt von unten“. Der Grenzgang der „Neuen Menschen“ Stepan Podlubnyj und Sally Perel zwischen Opfer und Täter.'' In: ''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft'' 57 (2009), S. 986–999.
* Uwe Fritsch: ''„Hitlerjunge Salomon“ – Zum Tod von Sally Perel (21.4.1925–2.2.2023)''. In: [[Sozialismus (Zeitschrift)|Sozialismus]], Heft 3/2023, S. 67–69
 
== Weblinks ==
Zeile 77 ⟶ 80:
[[Kategorie:Zeitzeuge des Holocaust]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Holocaust-Biograph]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Autobiografie]]