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{{Weiterleitungshinweis|''Tel Aviv'' und ''Jaffa''|Weitere Bedeutungen sind unter [[Tel Aviv (Begriffsklärung)]] und [[Jaffa (Begriffsklärung)]] aufgeführt.|mehrzahl=1}}
{{Infobox Ort in Israel
| Name =
| NameHebräisch = {{he|תל אביב-יפו‎}}
| NameArabisch = {{ar|تل أبيب يافا‎}}
|Wappen = TelAvivEmblem.svg
|Flagge Wappen = Flag of Tel AvivTelAvivEmblem.svg
|Bild Flagge = Flag =of Tel Aviv-Yafo.svg
|Bezirk Bild = Tel Aviv
|Gegründet Bezirk = Tel = 1909Aviv
|lat_deg Gegründet = 321909
|lat_min lat_deg = 32 | lat_min = 05 | lat_sec = 050
|lat_sec lon_deg = 34 | lon_min = 48 | lon_sec = 0
|lon_deg Höhe = 34
|lon_min Einwohner = 48443939
| EinwohnerStand = 2017<ref>{{Webarchiv|url=http://www.cbs.gov.il/ishuvim/reshimalefishem.pdf |wayback=20180517053146 |text=cbs.gov.il }} (PDF) [[Israelisches Zentralbüro für Statistik]] abgerufen am 22. November 2018 (englisch, hebräisch)</ref>
|lon_sec = 0
| Metropolregion = 3850100
|Höhe =
|EinwohnerMetropolregion Fläche = 385010070
| Zeitzone = UTC+2
|EinwohnerStandMetropolregion = 2017
| Telefonvorwahl = 3
|Fläche = 51.830
| Postleitzahl = 61000-61999
|Telefonvorwahl = 3
| Kfz-Kennzeichen =
|Postleitzahl = 61000-61999
| Gemeindeart = [[Großstadt]]
| Gliederung =
| Bürgermeister = Ron Chuldai
|Gemeindecode = 5000
| BürgermeisterStand =
|Bürgermeister = [[Ron Huldai]]
|BürgermeisterStand Partei =
| AnschriftStraße =
|Partei =
| AnschriftOrt =
|Website = www.tel-aviv.gov.il
|Karte Webpräsenz = www.tel-aviv.gov.il
|Kartenbreite Schutzpatron =
|Beschriftung Stadtfest = left
| Karte =
| Kartenbreite =
| Beschriftung = left
}}
<!--Wenn der Artikel noch deutlich länger wird kann man vielleicht noch eines dieser Fotos nutzen oder gegen ein anderes austauschen:
[[Datei:Azriely Center.jpg|mini|Der Azrieli-Komplex mit den höchsten Wolkenkratzern von Tel Aviv]]
[[Datei:TelAvivFromYaffa.jpg|mini|Küste und Skyline von Tel Aviv von Jaffa aus]]
[[Datei:Telaviv-beach.jpg|mini|Strand in Tel Aviv]]
[[Datei:Jaffa Tel Aviv.jpg|mini|Jaffa von Tel Aviv aus fotografiert]]
[[Datei:Florentin0013.JPG|mini|Ein Straßencafé im [[Bauhaus]]-Stil im Quartier Florentin in Tel Aviv]]
-->
'''Tel Aviv-Jaffa''' ({{heS|תֵּל אָבִיב-יָפוֹ&lrm;|Tel Avīv-Jafō}}, ''Tel Aviv'' bedeutet ''Frühlingshügel''; {{arS|تَلّ أَبِيب – يَافَا&lrm;|w=Tall Abīb Yāfā}}<ref>Auf Arabisch gebraucht man gewöhnlich nicht beide Namen zusammen: man spricht entweder von {{ar|يافا&lrm;|w=Yāfā}} oder von {{ar|تل أبيب&lrm;|w=Tall Abīb}}.</ref>), oft auch nur '''Tel Aviv''', ist eine [[Großstadt]] in [[Israel]].
 
'''TelDas Aviv'''1909 gegründete offizielle Bezeichnung '''Tel Aviv-Jaffa''' ({{heS|תֵּל־אָבִיב–יָפוֹ&lrm;|Telwar Avīv-Jafō}})ursprünglich ein istVorort dasder wirtschaftlichebereits undseit gesellschaftlicheder ZentrumAntike [[Israel]]sbestehenden undHafenstadt je''Jaffa''. nach1950 Beurteilungwurden desbeide [[völkerrecht]]lichenStädte Statuszum vonheutigen [[Jerusalem]]''Tel die größteAviv-Jaffa'' bzwvereinigt. nachDie JerusalemMetropolregion zweitgrößteder Stadt, des Landes. Die [[Metropolregion]]der [[Gusch Dan]], mit dem [[Bezirk Tel Aviv]] undzählt insgesamt etwaungefähr 254 Gemeinden zähltund mehr als drei 3&nbsp;Millionen Einwohner, was rund einemein Drittel der israelischen Gesamtbevölkerung entspricht.<ref>{{Internetquelle |hrsg=Israelisches Zentralbüro für Statistik |url=http://www.cbs.gov.il/shnaton60/st02_16.pdf |titel=Localities, Population and Density per Sq. Km., By Metropolitan Area and Selected Localities |hrsgwerk=Israelisches Zentralbüro für Statistik|datum= |formatzugriff=PDF2018-01-31 |sprache=en he |offlineformat=1PDF |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160415141138/http://www.cbs.gov.il/shnaton60/st02_16.pdf |archiv-datum=2016-04-15 |abruf=2018-01-31 }}</ref> Die Stadt gilt heute als wirtschaftliches und gesellschaftliches Zentrum des Landes, war offizielle Hauptstadt und zählt viele ausländische Botschaftssitze. In der Stadt sind zudem die nationale Börse, der [[Tel Aviv Stock Exchange]], sowie die [[Universität Tel Aviv]] angesiedelt.
 
Das 1909 gegründete Tel Aviv wargilt ursprünglichgemeinhin einals Vorortdrittgrößte derWirtschaftsmetropole seitim derNahen AntikeOsten bestehenden Hafenstadt '''Jaffa''', mit der es 1950 vereinigt wurde. Sie ist Sitz der nationalen Börsenach [[Tel Aviv StockAbu ExchangeDhabi]] und der [[Universität Tel AvivKuwait-Stadt]]. Tel Aviv-Jaffa gilt als eine der größten Wirtschaftsmetropolen im Nahen Osten.<ref>{{Literatur |Autor=Alan Berube, Jesus Leal Trujillo, Tao Ran, and Joseph Parilla |Titel=Global Metro Monitor |Sammelwerk=[[Brookings Institution|Brookings]] |Ort=Washington, D.C. |Datum=2015-01-22 |Sprache=en |Online=[https://www.brookings.edu/research/global-metro-monitor/ Online] |Abruf=20202017-11-0317}}</ref> wurdeDie zu einem großen Teil im [[Bauhaus|Bauhaus-Stil]] errichtet. Dieerrichtete [[Weiße Stadt (Tel Aviv)|Weiße Stadt]]“ –, das weltweit größte Zentrum mitvon Gebäuden im [[Internationaler Stil|Internationalen Stil]], ist wurdeseit 2003dem inJahr die2003 [[Liste des UNESCO-WelterbesWelterbe|UNESCO-Weltkulturerbe]] aufgenommenen.<ref>{{Internetquelle |hrsg=UNESCO World Heritage Centre |url=httpshttp://whc.unesco.org/en/list/1096/documents/#ABevaluation |titel=White City of Tel-Aviv – the Modern Movement |hrsgzugriff=UNESCO World Heritage Centre2017-11-17 |sprache=en |abruf=2017-11-17}}</ref>
 
== DieDer Namen „Jaffa“ undName „Tel Aviv“ ==
Der Name „Tel Aviv“ ist einer poetischen Übersetzung des Titels des utopischen Romans ''[[Altneuland]]'' von [[Theodor Herzl]] entliehen. Darin steht „[[Tell (Archäologie)|Tel]]“ (vielschichtiger Siedlungshügel) für „alt“ und „Aviv“ (Frühling) für „neu“.<ref>Shlomo Avineri: [http://www.haaretz.com/jewish/books/zionism-according-to-theodor-herzl-1.24821 ''Zionism According to Theodor Herzl''.] In: ''Haaretz'', 20. Dezember 2002. Zitat: “‘Altneuland’ is […] a utopian novel written by […] Theodor Herzl, in 1902; […] The year it was published, the novel was translated into Hebrew by Nahum Sokolow, who gave it the poetic name ‘Tel Aviv’ (which combines the archaeological term ‘tel’ and the word for the season of spring).” Auf Deutsch: „Altneuland“ ist […] ein utopischer Roman, geschrieben von […] Theodor Herzl im Jahre 1902; […] Im gleichen Jahr wurde der Roman von [[Nachum Sokolow]] ins Hebräische übersetzt, wobei er ihm den poetischen Titel „Tel Aviv“ gab, in dem der archäologisch Begriff „Tel(l)“ und das Wort für die Frühlingsjahrezeit kombiniert wurden.</ref> Der Name kommt bereits beim biblischen Propheten [[Ezechiel]] vor, wo er einen anderen Ort bezeichnet. Dazu und zur Wahl des Namens siehe weiter [[#Geschichte Tel Avivs|unten]].
Ein historischer Name von Jaffa ist '''Joppe''',<ref name="JCM">{{Literatur |Autor=Jean-Claude Margueron, Luc Pfirsch |Hrsg=[[Michel Balard]] |Titel=Le Proche-Orient et l’Égypte antiques |Sammelwerk=Série Histoire de l’Humanité |Auflage=3. |Verlag=Hachette Supérieur (Hachette Livre) |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-01-145679-7 |Seiten=19}}</ref> dieser ist abgeleitet von Iopeia.<ref name=":6" />
 
Der Name „Tel Aviv“ ist einer poetischen Übersetzung des Titels des utopischen Romans ''[[Altneuland]]'' von [[Theodor Herzl]] entliehen.<ref name=":372">{{Literatur |Autor=Daniel Gordis |Titel=Israel, a concise History of a Nation reborn |Auflage=2. |Verlag=Ecco (Harper Collins Publishers) |Ort=New York |Datum=2017 |ISBN=978-0-06-236875-1 |Seiten=85 f., 382, 402 ff.}}</ref> Darin steht „[[Tell (Archäologie)|Tel]]“ (mehrschichtiger Hügel aus Siedlungsschutt) für „alt“ und „Aviv“ (Frühling<ref>{{Literatur |Autor=[[Naftali Herz Tur-Sinai]] |Titel=Deutsch-hebräisches Taschen-Wörterbuch |Verlag=Dvir Verlag |Ort=Tel Aviv |Seiten=96}}</ref>) für „neu“.<ref>[[Shlomo Avineri]]: [http://www.haaretz.com/jewish/books/zionism-according-to-theodor-herzl-1.24821 ''Zionism According to Theodor Herzl''.] In: ''[[Haaretz]]'', 20. Dezember 2002. Zitat: “‘Altneuland’ is […] a utopian novel written by […] Theodor Herzl, in 1902; […] The year it was published, the novel was translated into Hebrew by Nahum Sokolow, who gave it the poetic name ‘Tel Aviv’ (which combines the archaeological term ‘tel’ and the word for the season of spring).” Auf Deutsch: „Altneuland“ ist […] ein utopischer Roman, geschrieben von […] Theodor Herzl im Jahre 1902; […] Im gleichen Jahr wurde der Roman von [[Nachum Sokolow]] ins Hebräische übersetzt, wobei er ihm den poetischen Titel „Tel Aviv“ gab, in dem der archäologische Begriff „Tel(l)“ und das Wort für die Frühlingsjahrezeit kombiniert wurden.</ref> Tel Aviv wird deswegen manchmal wörtlich mit „Frühlingshügel“ übersetzt.<ref name="JCM" /> Der Name kommt bereits beim biblischen Propheten [[Ezechiel]] vor, wo er einen anderen Ort bezeichnet.
 
Der Name „Tel Aviv“ findet in [[politikwissenschaft]]licher Literatur<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Gomart |Titel=L’Affolement du monde – 10 enjeux géopolitiques (Kapitel: De la Méditerranée au Moyen-Orient, multiplication des dangers) |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=979-10-210-4261-2 |Seiten=262 |Kommentar=Thomas Gomart, Direktor des [[Institut français des relations internationales]] und Redaktor der Zeitschrift ''[[Politique étrangère]]'', schreibt beispielsweise über die aktuelle russische Außenpolitik: ''„Il est probable que la Russie, à la différence des États-Unis, cherchera à maintenir la nature de ses relations avec Tel-Aviv, Ankara, Riyad et Téhéran, afin d’apparaître comme la puissance d’équilibre de la région et de marginaliser un peu plus l’Europe.“''}}</ref> und Berichten [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|internationaler Organisationen]] als [[pars pro toto]] für den Staat Israel Verwendung. Damit soll der Ansicht Ausdruck gegeben werden, dass [[Jerusalem]] nicht die Hauptstadt Israels sei, oder es soll vermieden werden, dass die Kontroverse um die Hauptstadtfrage vom eigentlichen Anliegen einer Veröffentlichung ablenkt.
 
Der ehemals offizielle arabische Name von Tel Aviv-Jaffa ist {{arS|تل أبيب يافا&lrm;|Tall Abīb Yāfā}}.<ref>{{Literatur |Autor=Lamia Ziadé |Titel=Ma très grande mélancolie arabe – Un siècle au Proche-Orient |Auflage=2. |Verlag=P.O.L. éditeur/Centre national du livre |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=978-2-8180-4062-1 |Seiten=407 |Kommentar=auf Arabisch gebraucht man gewöhnlich nicht beide Namen zusammen: man spricht entweder von يافا Yāfā oder von تل أبيب Tall Abīb}}</ref><ref name=":294">{{Literatur |Titel=World Atlas for Pupils in Arab Schools |Verlag=George Philip A. D. Son, Ltd. for Longmans, Green and Co., Ltd. |Ort=London |Seiten=14 f. und erste innere Umschlagsseite |Sprache=ar |Kommentar=Erscheinungsdatum vermutlich Mitte der 1940er bis frühe 1950er Jahre}}</ref> Er findet amtlicherseits heute nur noch in wenigen Bereichen, etwa bei Verkehrsschildern, Verwendung. Die Rückstufung des Arabischen zu einer [[Minderheitensprache]] steht im Zusammenhang mit der Forderung einer demokratischen Mehrheit im Land, das jüdische Wesen Israels stärker im Staat zu verankern.<ref>{{Literatur |Autor=[[Abraham B. Jehoschua]] |Titel=Das Ringen um die Seele der israelischen Nation – Soll die Thora oder der Staatsgedanke den jüdischen Staat definieren? |Sammelwerk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |Nummer=36 |Ort=Zürich |Datum=2012-02-13 |Seiten=31 |Kommentar=übersetzt von [[Ruth Achlama]]}}</ref> Die amtliche Zweisprachigkeit galt lange als wichtiger Ausdruck des [[Demokratie|demokratisch]] und [[Laizismus|laizistisch]] verfassten Staatswesens, insbesondere nach außen,<ref>{{Literatur |Autor=[[Bernard-Henri Lévy]] |Titel=L’esprit du judaïsme |Nummer=34427 |Verlag=Éditions Grasset & Fasquelle |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-253-18633-5 |Seiten=74–83}}</ref> sie war aber auch eine innenpolitische Forderung, beispielsweise von [[Wladimir Zeev Jabotinsky]],<ref>{{Literatur |Autor=[[Mosche Arens]] |Hrsg=[[Yves Kugelmann]] |Titel=Ein Staat – zwei Sprachen |Sammelwerk=[[tachles]] – Das jüdische Wochenmagazin |Nummer=37/14 |Verlag=JM Jüdische Medien |Ort=Zürich |Datum=2014-09-19 |Seiten=10}}</ref> einem rechten Vordenker.
 
Nach der Eingemeindung Jaffas am 25.&nbsp;April 1950 nach Tel Aviv stand dessen Name zur Debatte. [[David Ben-Gurion]] favorisierte, die vereinigte Stadt Jaffa zu nennen, wegen ihrer langen Geschichte und historischen Bedeutung, der Stadtrat Tel Avivs wollte dessen Namen auch für die vergrößerte Stadt. Den Streit löste das israelische Kabinett, indem es am 28.&nbsp;Juni 1950 mit Mehrheit, gegen Ben-Gurions Votum, beschloss, der vereinten Stadt den Namen ''Tel Aviv-Jaffa'' (hebräisch ''Tel Aviv-Jafo'') beizulegen.<ref name="Klein 2014 p248">Menachem Klein: ''Lives in common: Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa and Hebron.'' Haim Watzman (Übers.), London: Hurst&nbsp;& Co., 2014, ISBN 978-0-19-939626-9. S.&nbsp;248.</ref> Am 19.&nbsp;August 1950 wurde dieser Name dann amtlich.
 
== Bedeutung der Stadt ==
{{EWDJ|IL|5000}}Ende 2017 hatte die Stadt {{EWZ|IL|5000}}rund 443.939 Einwohner und ist damit nach oderder nebenHauptstadt [[Jerusalem]] die zweitgrößte bzw. größte Stadt Israels. Der Großraum von Tel Aviv namens [[Gusch&nbsp;Dan]] umfasst ein dicht besiedeltes Gebiet mit den Nachbarstädten [[Ramat Gan]], [[Giw’atajim]], [[Cholon]], [[Bat Jam]] und [[Bnei Brak]], die bis zu 14&nbsp;km von der [[Mittelmeer]]küste entfernt liegen, und ist mit etwa 3,8&nbsp;Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum des Landes. Nachdem ein TeilNach der Staatengemeinschaft[[Israelische IsraelUnabhängigkeitserklärung|Staatsgründung anerkannt hatte,Israels]] richteten die meisten Länder ihre Botschaften in Tel Aviv ein, da der Status Jerusalems gemäß den [[UN-Teilungsplan für Palästina|Teilungsbeschlüssen der UN]] als unklar galt. Nachdem Israel 1980 [[Ostjerusalem]] annektiert und im [[Jerusalemgesetz]] das „vollständige und vereinigte Jerusalem“ zur Hauptstadt Israels erklärt hatte, forderte der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen]] in seiner [[Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 478]] alle Staaten, die ihre Botschaften in Jerusalem hatten, dazu auf, diese abzuziehen. Deshalb befinden sich heute fast alle diplomatischen Vertretungen in und um Tel Aviv. Auch haben die [[Tel Aviv Stock Exchange]], die wichtigste Börse des Landes, sowie der israelische [[Nachrichtendienst]] [[Mossad]] hier ihren [[Hauptquartier|Hauptsitz]].
 
Eine bedeutende Rolle spielte die Stadt bei der Staatsbildung Israels. Hier gab [[David Ben-Gurion]], der erste Premierminister des Landes, die [[Israelische Unabhängigkeitserklärung]] ab.
Ab der [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|Staatsgründung Israels]] am 14. Mai 1948 war Tel Aviv Regierungssitz.<ref>{{Internetquelle |autor=Moshe Gilad |url=https://www.haaretz.com/israel-news/culture/.premium--1.5156607 |titel=Homes fit for a prime minister: From Ben Gurion's shack to Netanyahu's compound |werk=[[Haaretz]] |datum=2012-05-15 |sprache=en |abruf=2020-08-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Internetseite der [[Knesset]] |url=https://knesset.gov.il/building/architecture/eng/art1_need_eng.htm |titel=The Need to Construct a Permanent Building for the Knesset, 1949–1955 |sprache=en |abruf=2020-08-20}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Basic Law of Israel |Sprache=en |Online=https://en.wikisource.org/w/index.php?title=Basic_Law_of_Israel |Abruf=2020-08-20}}</ref> Die Regierungsgebäude befanden sich im Stadtteil [[Sarona]].<ref name=":297" /><ref name=":347">{{Literatur |Autor=[[Ilan Pappe]] |Titel=The Biggest Prison on Earth – A History of the Occupied Territories |Auflage=2. |Verlag=Oneworld Publications |Ort=London |Datum=2019 |ISBN=978-1-78607-341-9 |Kommentar=S. 38 f., 58 und Fußnote 25, S. 244 [diese ist [[Ebenda|Ibid.]] von Fußnote 24 (ebd.), S. 243: Israel State Archives, government meetings, 19 June 1967]}}</ref> Die [[Knesset]] tagte ab Dezember 1949 in Jerusalem. Auch das [[Israelische Regierung|Regierungskabinett]] wurde am 16. Dezember 1949 in Jerusalem tätig. Ab Anfang Januar 1950 zogen die meisten Ministerien aus Tel Aviv und anderen Orten nach Jerusalem.<ref name=":367">{{Literatur |Autor=Meron Benvenisti |Titel=Jérusalem, une histoire politique |TitelErg=Essai |Sammelwerk=Collection « Hébraïca » |Verlag=Éditions Solin (Actes Sud) |Ort=Arles |Datum=1996 |ISBN=2-7427-0772-7 |Seiten=33 |Kommentar=übersetzt von Katherine Werchowski und Nicolas Weill}}</ref> Im Großraum Tel Aviv-Jaffa blieben aus Sicherheitsgründen<ref>{{Literatur |Autor=Catherine Nicault |Titel=Une histoire de Jérusalem – De la fin de l’Empire ottoman à la guerre de Six Jours |Auflage=2. |Verlag=CNRS Éditions ([[Centre national de la recherche scientifique]]) |Ort=Paris |Datum=2012 |ISBN=978-2-271-07455-3 |Seiten=276}}</ref> das [[Verteidigungsministerium (Israel)|Verteidigungsministerium]] ([[Stab (Militär)|Stab]]<ref name=":386">{{Literatur |Autor=Stéphane Amar |Titel=L’exception israélienne – Enquête sur un État controversé |Verlag=Éditions de l’Observatoire/Humensis |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=979-10-329-2244-6 |Seiten=76 f., 117&nbsp;f.}}</ref>) und die Nachrichtendienste [[Schin Bet]]<ref name=":165">{{Literatur |Autor=Éric Denécé, David Elkaïm |Titel=Les Services secrets israéliens – Aman, Mossad et Shin Beth |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=979-10-210-4458-6 |Seiten=64, 158 ff.}}</ref> und [[Mossad]].
 
Nachdem Israel 1980 [[Ostjerusalem]] annektiert und Jerusalem im [[Jerusalemgesetz]] zur „ganzen und vereinigten Hauptstadt Israels“ erklärt wurde, forderte der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen]] in seiner [[Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 478]] dreizehn Staaten, die ihre Botschaften in Jerusalem hatten, dazu auf, diese abzuziehen. Deshalb befinden sich heute fast alle diplomatischen Vertretungen in und um Tel Aviv-Jaffa.<ref name=":311">{{Literatur |Autor=[[Dieter Vieweger]] |Titel=Streit um das Heilige Land – Was jeder vom israelisch-palästinensischen Konflikt wissen sollte |Verlag=Gütersloher Verlagshaus (Random House) |Ort=Gütersloh |Datum=2010 |ISBN=978-3-579-06757-5 |Seiten=195 f., 199}}</ref>
 
Tel Aviv, so glauben viele, wurde auf Sand gebaut.<ref name=":128" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Edward Said|Edward W. Said]] |Titel=The Question of Palestine |Auflage=2. |Verlag=Vintage Books (Random House) |Ort=New York |Datum=1992 |ISBN=0-679-73988-2 |Seiten=92}}</ref> Er war „weich, süß“, „ich küßte ihn mit großer Liebe sobald ich das Ufer erreichte“,<ref>{{Literatur |Autor=[[Abraham B. Jehoshua|A. B. Yehoshua]] |Titel=Mr. Mani |Sammelwerk=Harvest in Translation |Verlag=Harcourt Brace & Company |Ort=San Diego |Datum=1992 |ISBN=0-15-662769-8 |Seiten=318 f. |Kommentar=übersetzt von Hillel Halkin}}</ref> lässt [[Abraham B. Jehoshua|A. B. Jehoshua]] im Roman ''Herr Mani'' (1989) eine Frau sagen. Tel Aviv stand „mit dem Rücken zum Meer“,<ref name=":351" /> doch immer direkt am Wasser, teilweise nur wenig über dem [[Meeresspiegel]]. 2018 bezeichnete ''[[Nature]]'' Tel Avivs ''Weiße Stadt'', zusammen beispielsweise mit [[Rhodos (Stadt)|Rhodos]], [[Istanbul]] und [[Dubrovnik]] oder der [[Libyen|libyschen]] Fundstätte [[Leptis Magna]], als eine von 47 wegen der [[Globale Erwärmung|Klimaerwärmung]] von Überflutung oder Erosion bedrohte UNESCO-Welterbestätten am Mittelmeer.<ref name=":116">{{Literatur |Autor=[[Nils Minkmar]] |Titel=Der Hilferuf – Weltkulturerbe. Auch die großen Monumente der Menschheit sind vom Klimawandel bedroht. Wie lassen sie sich retten? |Sammelwerk=[[Der Spiegel]] Special – Klimakrise |Ort=Hamburg |Datum=2020-10-27 |Seiten=117–120, hier 119}}</ref>
 
== Geschichte ==
=== Geschichte Jaffas ===
[[Datei:Jaffa port 1906-3.jpg|mini|Ansicht des Hafens von Jaffa im Jahr 1906]]
[[Datei:Geddes Plan for Tel Aviv 1925.jpg|mini|250px|links|Masterplan für Tel Aviv: die erste Fassung des Plans von [[Patrick Geddes]] (1925)]]
 
Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass das Gebiet von Jaffa schon 3500 v. Chr. besiedelt war. Es wird auf ägyptischen Inschriften um 2000 v. Chr. unter dem Namen ''Ipu'' erwähnt und war von [[Kanaaniter]]n bewohnt. Es wird vermutet, dass es ein Kultort für die Gottheit [[Derketo]] war. In der Bibel taucht Joppe als Hafen der [[Tarsis]]-Schiffe auf ([[Jona|Buch Jona]]); ebenso in dem Begegnen des Judenchristen (Apostel) Petrus mit dem römischen Offizier Cornelius (Apostelgeschichte 10). Im Altertum befand sich der Hafenort meist in den Händen der [[Phönizier]], deren Holzlieferungen zum Bau des ersten und zweiten [[Jerusalemer Tempel]]s über Jaffa nach [[Jerusalem]] transportiert wurden.
==== Vor- und Frühgeschichte ====
[[Datei:Geddes Plan for Tel Aviv 1925.jpg|mini|250px|links|Masterplan für Tel Aviv, erste Fassung, [[Patrick Geddes]] (1925): Er sah die Allenby-Straße/Ben-Yehuda-Straße als durchgängige Nord-Süd-Verbindung vor. Im Süden ist Naveh Scha'anan mit von [[David Tischler]]<ref name=":260">{{Literatur |Autor=Sharon Rotbard |Titel=White City Black City – Architecture and War in Tel Aviv and Jaffa |Verlag=Pluto Press |Ort=London |Datum=2015 |ISBN=978-0-7453-3511-7 |Seiten=5 f., 16, 19, 30 f., 43 ff., 48 f., 51, 66–69, 76, 83, 92 ff., 98, 100, 104, 110, 114, 144 f. |Kommentar=hebräischsprachige Originalausgabe bei Babel, Tel Aviv 2005; übersetzt von Orit Gat; die mündliche Aussage von Jean Nouvel gegenüber Sharon Rotbard bei einer Veranstaltung der französischen Botschaft mit Aussicht auf Tel Aviv lautet: ''„They told me that the city is white. Do you see white? I don't see any white.“'' S. 16 und Fußnote 10, S. 193 f.}}</ref> entworfenen und später verwirklichten<ref name=":294" /> Straßennetz in Form einer [[Menora]]h erkennbar. Südlich liegt Jaffa. Das Eisenbahnarbeiterviertel Manschiyya von 1892<ref name=":387" /> „trennt“ Neve Tsedek vom Meer.]]
[[Datei:Félix Bonfils (French) - Jaffa, Vue Générale Prise de la Mer - Palestine - Google Art Project.jpg|mini|[[Félix Bonfils]]: ''Jaffa, vue générale prise de la mer'' (um 1867–1870)]]
 
Die [[Makkabäer]] eroberten den Ort. Danach nahmen die Römer den Ort ein. In Joppe erweckte der Apostel [[Simon Petrus|Petrus]] [[Tabea|Tabita]] und wohnte einige Zeit im Hause eines Gerbers namens Simon ([[Apostelgeschichte des Lukas|Apostelgeschichte]] 9, 36-43). Jaffa unterstand dem römischen [[Prokurator]] der Provinz [[Judäa]]. Unter [[Konstantin der Große|Konstantin dem Großen]] wurde die Stadt Bischofssitz. Im Jahr 636 eroberten Krieger des [[ʿUmar ibn al-Chattāb|Kalifen Omar]] den Ort, und im Jahr 1099 nahm [[Gottfried von Bouillon]] ihn im Rahmen des [[Erster Kreuzzug|Ersten Kreuzzugs]] ein.
Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass die Küstenebene im Mündungsgebiet des [[Yarkon]] schon um 9000 v. Chr. bzw. [[v. u. Z.|vor der Zeitrechnung]] (v. d. Z.) von Jägern und Sammlern der Kultur von [[Natufien]] durchstreift wurde.<ref name=":69">{{Literatur |Autor=Jean-Paul Demoule |Hrsg=Maurice Olender |Titel=Mais où sont passés les Indo-Européens? – Le mythe d’origine de l’Occident |Sammelwerk=Points Histoire |Nummer=525 |Auflage=2. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2014 |ISBN=978-2-7578-6591-0 |Seiten=367 f., 405, 409 f. |Kommentar=édition revue et augmentée}}</ref> Sie wurden [[Sesshaftigkeit|sesshaft]] und entwickelten Urformen der Landwirtschaft.<ref name=":105">{{Literatur |Autor=Jean-Paul Aeschlimann, Alain Bourbouze, [[Jean-Pierre Brun (Archäologe)|Jean-Pierre Brun]], Zeev Gourarier, Jean Guilaine, Isabelle Hairy, Édouard de Laubrie, Marcel Mazoyer, Jean-Denis Vigne et al. |Hrsg=Jean Guilaine |Titel=Invention des agricultures, naissance des dieux |Verlag=Éditions Hazan/[[Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers|Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (MuCEM)]] |Ort=Marseille |Datum=2015 |ISBN=978-2-7541-0834-8 |Seiten=39–61, 99–103 |Kommentar=siehe zum Olivenbaum darin insbesondere: Édouard de Laubrie: ''Repères chronologiques de l’agriculture et de l’élevage en Méditerrannée'', S. 99–106, hier S. 100: „ DATES: Vers – 3000; ÉVÉNEMENTS: Expansion de la culture de la vigne et de l’olivier depuis les vallées du Caucase et de l’Arménie et sur la côte syro-palestinienne; LOCALISATION: Syrie-Palestine“}}</ref> Siedlungskontinuität besteht laut den Ausgrabungsbefunden seit der mittleren [[Bronzezeit]].<ref name=":79">{{Literatur |Autor=Josette Elayi |Hrsg=Marguerite de Marcillac, Mary Leroy |Titel=Histoire de la Phénicie |Sammelwerk=Collection tempus |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-262-07446-3 |Seiten=31}}</ref> Um 3000 v. d. Z. wurde der aus dem [[Kaukasus]] stammende [[Olivenbaum]] in Palästina heimisch.<ref name=":105" /> Jaffa wird auf ägyptischen Inschriften um 2000 v. d. Z. unter dem Namen Ipu erwähnt und unter den [[Hyksos]]<ref name=":6" /> besiedelt. Es wurde von Truppen des [[Thutmosis III.]]<ref name=":74">{{Literatur |Autor=Damien Agut, Juan Carlos Moreno García |Hrsg=Joël Cornette |Titel=L’Égypte des Pharaons – De Narmer à Dioclétien, 3150 av. J.-C.–284 apr. J.-C. |Sammelwerk=Collection Mondes anciens |Verlag=Éditions Belin/Centre national du livre |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-7011-6491-5 |Seiten=352 f., 365 f.}}</ref> bei der von [[Djehuti (General)|Djehuti]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Nicolas Grimal]] |Titel=Histoire de l’Égypte ancienne |Sammelwerk=Références/Le Livre de Poche |Verlag=Librairie générale française (Hachette Livre) |Ort=Paris |Datum=1988 |ISBN=2-253-06547-1 |Seiten=279 f.}}</ref> kommandierten [[Die Eroberung von Joppe|Eroberung von Joppe]] mittels eines [[Trojanisches Pferd|Trojanischen Pferdes]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Mario Liverani]] |Titel=Oriente Occidente |Sammelwerk=Collana Cultura storica |Verlag=Laterza editore |Ort=Roma/Bari |Datum=2021 |ISBN=978-88-581-4130-4 |Seiten=138 |Kommentar=dort zitiert nach Sergio Donadoni, 1969, S. 382 f.}}</ref> eingenommen, bildete danach das Herrschaftsgebiet von [[Pu-Baʿlu]]<ref name=":74" /> und war ab ungefähr dem 12. Jahrhundert v. d. Z. von den sogenannten [[Seevölker]]n,<ref name=":91">{{Literatur |Autor=[[Predrag Matvejević]], introduction de [[Claudio Magris]], postface de [[Robert Bréchon]] |Titel=Bréviaire méditerranéen |Auflage=3. |Verlag=Librairie Arthème Fayard/Pluriel |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-8185-0623-3 |Seiten=91, 128 f.}}</ref> zu denen auch die [[Philister]] zählten,<ref name=":46">{{Literatur |Autor=[[Gudrun Krämer]] |Titel=Geschichte Palästinas – Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1461 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2002 |ISBN=3-406-47601-5 |Seiten=15, 88 f., 97 f., 108, 142 f., 149, 221, 230 f., 319, 238–241, 368 |Kommentar=Pestausbrüche gab es in Jaffa auch in den Jahren 1834 und 1838}}</ref> und von [[Kanaaniter]]n<ref name=":46" /> bewohnt, während die nicht<ref name=":91" /> seefahrenden [[Israeliten]]<ref name=":46" /> überwiegend im Landesinneren<ref name=":76">{{Literatur |Autor=Pierre Guillossou |Hrsg=Jean-Paul Chagnollaud |Titel=La Palestine contemporaine – Des Ottomans aux Israéliens |Sammelwerk=Collection Comprendre le Moyen-Orient |Verlag=Éditions L’Harmattan |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-336-00533-1 |Seiten=13 f., 24, 28 ff., 33, 62, 65}}</ref> siedelten, wo sich [[Juda (Reich)|Juda]] und das [[Nordreich Israel]] herausbildeten, dessen [[Dan (Bibel)|Stammesgebiet Dan]] ([[Buch Josua]] 19,46<ref name=":6" />) es später zugeteilt war. Im Altertum befand sich Yapu/Tell Qasile<ref name=":6" /><ref name=":368">{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Zwickel]] |Titel=Das Heilige Land – Geschichte und Archäologie |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=2459 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-406-59101-3 |Seiten=78 und Karte S. 2}}</ref> meist in den Händen der [[Phönizier]], deren Zedernholz<ref name=":368" /> zum Bau des ersten und zweiten [[Jerusalemer Tempel]]s ([[Buch Esra]] 3,7<ref name=":6" />) über<ref name=":270">{{Literatur |Autor=Widad Kamel Kawar, Tania Tamari Nasir unter Mitarbeit von Iman Assali Dajani, Hala Tomeh Ibrahim und Farideh Saleh Mayer |Titel=Palestinian embroidery – Traditional "Fallahi" cross-stitch |Auflage=2. |Verlag=al-Mo'assasa al-Aarabiyya Lildirasat wa al-Nashr |Ort=Beirut |Datum=2003 |ISBN=9953-441-94-4 |Seiten=44 f.}}</ref><ref name=":275" /> Jaffa nach [[Jerusalem]] transportiert wurde ([[2. Buch der Chronik]] 2,15<ref name=":194" />). Es wird vermutet, dass es ein Kultort für die Gottheit [[Derketo]] war. Von 587–539 v. d. Z. lag Jaffa im Machtbereich der [[Babylonien|Babylonier]]<ref name=":50" /> und 539–332 v. d. Z. in dem der [[Perserreich|Perser]],<ref name=":50" /> deren phönizischer [[Vasall]] [[Eshmunazar II.]] die Überlassung Jaffa und [[Dor (Stadt)|Dor]] der Stadt [[Sidon]] unterstellte.<ref name=":181">{{Literatur |Autor=Corinne Bonnet, Élodie Guillon, Fabio Porzia |Titel=Les Phéniciens – Une civilisation méditerranéenne |Sammelwerk=Collection Texto inédit |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=979-10-210-5102-7 |Seiten=85, 119, 134 |Kommentar=Originalausgabe: ''La civiltà dei Fenici. Un percorso mediterraneo nel I millennio a. C.'', Carocci editore, Roma 2020}}</ref> Von 332–142 v. d. Z. folgte die Dominanz des [[Hellenismus]].<ref name=":50" />
 
Im Mittelalter war Jaffa sowohl militärisch als auch in puncto Handel sehr wichtig. Für die Kreuzfahrer hatte Jaffa als der Jerusalem am nächsten gelegene Mittelmeerhafen besonderen strategischen Wert. Jaffa war von Gottfried von Bouillon 1100 befestigt worden und bildete das Zentrum einer Grafschaft. [[Dagobert von Pisa]], der erste [[Lateinisches Patriarchat von Jerusalem|Lateinische Patriarch von Jerusalem]], hatte es erfolglos für sich beansprucht. Als der Graf von Jaffa [[Hugo II. von Jaffa|Hugo&nbsp;II. von Le Puiset]] 1134 gegen König [[Fulko (Jerusalem)|Fulko]] rebellierte, wurde die Grafschaft in eine Reihe kleinerer Einheiten aufgeteilt, Jaffa selbst wurde Krongut.
==== Biblische und römische Zeit ====
In der [[Bibel]] wird Joppe als Hafen der [[Tarsis]]-Schiffe im [[Jona|Buch Jona]] genannt; ebenso in der Begegnung des Judenchristen und Apostel [[Simon Petrus|Petrus]] mit dem römischen Offizier Cornelius (Apostelgeschichte 10). In Joppe erweckte der [[Apostel]] [[Simon Petrus|Petrus]] die [[Auferweckung der Tabitha|Tabita]] und wohnte einige Zeit im Haus von Simon dem Gerber ([[Apostelgeschichte des Lukas|Apostelgeschichte]] 9, 36–43). Die [[griechische Mythologie]] verortet das Schicksal der [[Andromeda (Mythologie)|Andromeda]] in Jaffa.<ref name=":94">{{Literatur |Autor=[[Arnold Esch (Historiker)|Arnold Esch]] |Titel=Von Rom bis an die Ränder der Welt – Geschichte in ihrer Landschaft |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-406-75854-6 |Seiten=187, 196, 239}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Catherine Saliou |Hrsg=Joël Cornette |Titel=Le Proche-Orient – de Pompée à Muhammad, Ier s. av. J.-C.–VII<sup>e</sup> s. apr. J.-C. |Sammelwerk=Mondes anciens |Verlag=Belin Éditeur/Humensis |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-7011-9286-4 |Seiten=462, 464}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Pierre Grimal]], préface de [[Charles Picard]] |Titel=Dictionnaire de la mythologie grecque et romaine |Auflage=15. |Verlag=Presses Universitaires de France |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-13-050359-0 |Seiten=36 |JahrEA=1951}}</ref>
 
1187, nach der Niederlage der Kreuzfahrer in der [[Schlacht bei Hattin]], eroberte der [[Ayyubiden]]-Sultan [[Saladin]] Jaffa. Im September 1191 besetzte das Heer des [[Dritter Kreuzzug|Dritten Kreuzzugs]] unter [[Richard Löwenherz]] kampflos die Stadt, nachdem es Saladin in der [[Schlacht bei Arsuf]] geschlagen hatte. Im Juli und August 1192 versuchte Saladin erneut in der [[Schlacht von Jaffa|Belagerung und Schlacht von Jaffa]] sich der Stadt zu bemächtigen, wurde aber letztlich zurückgeschlagen. Im September 1192 sicherte Saladin den Kreuzfahrern den Besitz Jaffas in einem Waffenstillstandsabkommen zu. Im Rahmen des [[Kreuzzug Friedrichs II.|Fünften Kreuzzugs]] wurde hier 1229 der [[Friede von Jaffa]] zwischen Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich&nbsp;II.]] und Sultan [[al-Kamil]] geschlossen, nachdem die Christen unter anderem Jerusalem kampflos zurückerhielten.
Die [[Makkabäer]] bzw. [[Hasmonäer]] eroberten den Ort während ihrer Revolte der Jahre 167–161 v. d. Z. und vertrieben die griechisch-[[Ptolemäer|ptolemäischen]] Bewohner ([[1. Buch der Makkabäer]] 13,11) als Rache für den Mord an 200 Israeliten.<ref name=":194">{{Literatur |Autor=Dan Cohn-Sherbok |Hrsg=[[Elena Loewenthal]] |Titel=Ebraismo |Verlag=Edizioni San Paolo |Ort=Cinisello Balsamo (Milano) |Datum=2000 |ISBN=88-215-4161-4 |Seiten=213 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Blackwell Dictionary of Judaica'', Blackwell Publishers, Oxford 1992; übersetzt von Elena Loewenthal}}</ref> 63 v. d. Z. nahmen [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]]' Männer Jaffa ein.<ref name=":296">{{Literatur |Autor=Maurice Sartre |Titel=Le Bateau de Palmyre: Quand les mondes anciens se rencontraient – VI<sup>e</sup> siècle av. J.-C.–VI<sup>e</sup> siècle ap. J.-C. |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=979-10-210-5478-3 |Seiten=89}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Simon Schama]] |Titel=L’histoire des juifs – Trouver les mots: de 1000 avant notre ère à 1492 |Band=1 |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-213-65483-6 |Seiten=445 ff. (chronologie) |Kommentar=Originalausgabe: ''The Story of the Jews. Finding the Words, 1000 BCE–1492 CE'', The Bodley Head (publisher), London 2013; übersetzt von Pierre-Emmanuel Dauzat}}</ref> Er baute mit Hilfe von [[Veteran]]en des Kriegs gegen die [[Seleukidenreich|Seleukiden]] den Hafen [[Caesarea Maritima]] an der [[Via Maris]] aus, womit Jaffa an Bedeutung verlor. Unter [[Gaius Iulius Caesar|Julius Caesar]] wurde der Ort 47 v. d. Z. unter jüdische Verwaltung gestellt.<ref>{{Literatur |Autor=Jonathan Bourgel |Hrsg=Dan Jaffé |Titel=Hérode, roi d’Israël? – Judaïsme anciens et christianisme primitif |Verlag=Les Éditions du Cerf |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-204-11173-7 |Seiten=122}}</ref> Bei der Niederschlagung des [[Jüdischer Krieg|Zelotenaufstands]] der Jahre 66–70 wurde Jaffa unter [[Gaius Cestius Gallus (Suffektkonsul 42)|Gaius Cestius Gallus]] und später [[Vespasian|Titus Flavius Vespasian]] zerstört.<ref name=":46" /> Der Ort [[Javne (Stadt)|Javne]] südlich von Jaffa wurde 74–135 mit dem dort begründeten [[Sanhedrin]] zur Keimzelle des [[Rabbinisches Judentum|Rabbinischen Judentums]].<ref name=":371">{{Literatur |Autor=Caroline Arnould-Béhar |Titel=La Palestine à l’époque romaine |Reihe=Guide Belles Lettres des Civilisations |HrsgReihe=Jean-Noël Robert |NummerReihe=24 |Verlag=Éditions Les Belles Lettres |Ort=Paris |Datum=2007 |ISBN=978-2-251-41036-4 |Seiten=43 f., 47, 55 f.}}</ref> Von 132–135 wurde das Gebiet vom jüdischen [[Bar-Kochba-Aufstand]] gegen die Römer erschüttert. Jaffa unterstand dem römischen [[Prokurator]] der Provinz [[Judäa]]. Unter [[Konstantin der Große|Konstantin dem Großen]] wurde die Stadt Bischofssitz.<ref name=":55">{{Literatur |Autor=[[Michael Sommer (Historiker)|Michael Sommer]] |Titel=Syria – Geschichte einer zerstörten Welt |Verlag=J. G. Cotta'sche Buchhandlung (Klett-Cotta Verlag) |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-608-94977-3 |Seiten=184 (Epilog), 211–216 (Zeittafel)}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Melanie Peetz]] |Titel=Das biblische Israel: Geschichte, Archäologie, Geographie |Verlag=Verlag Herder |Ort=Freiburg im Breisgau |Datum=2018 |ISBN=978-3-451-38048-8 |Seiten=283}}</ref><ref name=":96">{{Literatur |Autor=Nur Masalha |Titel=Palestine – A Four Thousand Year History |Auflage=2. |Verlag=Zed Books |Ort=London |Datum=2020 |ISBN=978-1-78699-272-7 |Seiten=66, 93, 219, 247 f., 253 f., 262/274, 300, 326, 344 f., 376}}</ref>
 
Im [[Königreich Jerusalem]] führte gewöhnlich der Thronerbe den Titel „[[Vasallen des Königreichs Jerusalem#Grafschaft Jaffa und Askalon|Graf von Jaffa und Askalon]]“. [[Heinrich II. (Champagne)|Heinrich von Champagne]] hinterließ Jaffa seinen Töchtern. Nach dem Tod von [[Alice (Champagne)|Alice von Champagne]] fiel Jaffa an ihre Tochter Maria von Champagne, die mit [[Walter IV. (Brienne)|Walter&nbsp;IV. von Brienne]] verheiratet war. Nach dem Tod Walters 1246 fiel Jaffa an Marias Bruder, König [[Heinrich I. (Zypern)|Heinrich&nbsp;I. von Lusignan]]. Zwischen 1246 und 1247 belehnte Heinrich&nbsp;I. [[Johann von Jaffa|Johann von Ibelin]] mit Jaffa. 1268 eroberten die [[Mameluken]] unter Sultan [[Baibars&nbsp;I.]] die Stadt und beendeten die Herrschaft der Kreuzfahrer. Der Titel eines Barons von Jaffa wurde auch nach dem Fall der Stadt von Adligen im [[Geschichte Zyperns#Kreuzritter und Königreich Zypern|Königreich Zypern]] weitergeführt.<ref>[[Benjamin Arbel]]: ''Greek Magnates in Venetian Cyprus: The Case of the Synglitico Family''. Dumbarton Oaks Papers 49, 1995 (Symposium on Byzantium and the Italians, 13th-15th Centuries), 326</ref> Die Mameluken ließen die Stadt weitgehend zerstören und entvölkern.
==== Frühes Mittelalter und die Ankunft des Islam ====
[[Palästina (Region)|Palästina]] blieb bis 636 unter römischer, beziehungsweise [[Byzantinisches Reich|rhomäischer]] Herrschaft. [[Konstantinopel]] deckte seinen Getreidebedarf im 5. bis 8. Jahrhundert überwiegend durch Einfuhren aus dem [[Nildelta]] und dem Unterlauf des [[Nil]]. Die Stadt am [[Bosporus]] benötigte und subventionierte das Brot, um Hungeraufstände zu vermeiden. Schiffe mit Lademengen von bis 340 Kubikmeter legten an und Jaffa behielt damit seine Bedeutung für die küstennahe Schifffahrt. Ein Kaufmann musste für ein Schiff der größten Kategorie 1000 [[Solidus|Solidi]] hinlegen.<ref name=":117">{{Literatur |Autor=Heinz Voigtlaender |Titel=Löhne und Preise in vier Jahrtausenden |Sammelwerk=Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer |Band=35 |Ort=Speyer |Datum=1994 |ISSN=0938-7269 |Seiten=112, 114 ff.}}</ref> Diese griechisch-römische Phase war insgesamt von kulturellem [[Synkretismus]] geprägt, der die Juden und die teils stark [[Aramäische Sprachen|aramäisierten]] und [[Polytheismus|polytheistischen]] [[Araber]] erfasste. Der Araber [[Kallinikos von Petra]] wurde gar Lehrer für [[Rhetorik]] in Athen.<ref name=":60">{{Literatur |Autor=[[Paul Veyne]] |Titel=L’Empire gréco-romain |Sammelwerk=Points histoire |Nummer=H459 |Auflage=2. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-7578-5155-1 |Seiten=365, 375, 379–383}}</ref> Menschen von der Antike bis zur Vormoderne verwendeten den Begriff ''Araber'' oft nur [[generisch]] für [[Nomade]]n.<ref name=":60" /><ref name=":265">{{Literatur |Autor=Annegret Nippa |Titel=Lesen in alten Photographien aus Baalbek |Verlag=Verlag des Völkerkundemuseums der Universität Zürich |Ort=Zürich |Datum=1996 |ISBNdefekt=3-909105-29-7 |Seiten=121 |Kommentar=das Buch behandelt die Arbeiten des deutsch-jüdischen Fotografen und Privatreisenden [[Hermann Burchardt]]; die Aussage von Laurence Oliphant wird zitiert in: L. Oliphant: ''The Land of Gilead with Excursions in the Libanon'', Edinburgh and London 1880, S. 446, siehe ''Im Text erwähnte Literatur'', S. 224}}</ref> Sich bildende christliche Gemeinden gehörten meist [[Monophysitismus|monophysitischen]]<ref name=":86">{{Literatur |Autor=[[Johann Christoph Bürgel]] |Titel=Allmacht und Mächtigkeit – Religion und Welt im Islam |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=1991 |ISBN=3-406-35374-6 |Seiten=18, 65, 88 f. |Kommentar=die Aussage von C. H. Becker stammt aus ''Das Erbe der Antike im Orient und Okzident''. S. 17}}</ref><ref name=":253" /><ref name=":235" /> und [[Nestorianismus|nestorianischen]]<ref name=":235" /><ref name=":253" /> Richtungen an, der despotischen<ref name=":253" /><ref name=":259" /> byzantinischen Staatskirche galten sie deshalb als [[Ketzer]].<ref name=":86" /><ref name=":235">{{Literatur |Autor=[[John Freely]] |Titel=Platon in Bagdad – Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam |Auflage=2. |Verlag=Klett-Cotta Verlag (J. G. Cotta’sche Buchhandlung) |Ort=Stuttgart |Datum=2012 |ISBN=978-3-608-94913-1 |Seiten=92, 99, 138 ff., 219 |Kommentar=Originalausgabe: ''Aladdin's Lamp: How Greek Science Came to Europe Through the Islamic World'', Alfred A. Knopf (publisher), New York 2009; übersetzt von Ina Pfitzner}}</ref><ref name=":250" /> Sie wurden stark besteuert, gedemütigt und verschleppt.<ref name=":253" /><ref name=":259" />
 
1516 fiel die Stadt an das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] und konnte ihre alte wirtschaftliche Bedeutung zurückerlangen, insbesondere als Pilgerhafen auf dem Weg nach Jerusalem.
622<ref name=":28">{{Literatur |Autor=[[Amin Maalouf]] |Titel=Les croisades vues par les Arabes – La barbarie franque en Terre sainte |Sammelwerk=J’ai lu |Nummer=1916 |Auflage=2. |Verlag=Éditions Jean-Claude Lattès |Ort=Paris |Datum=2003 |ISBN=2-290-11916-4 |Seiten=86 f., 139 f., 148, 246, 300, 303, 314 ff.}}</ref><ref name=":250" /> begann mit der [[Hidschra]] [[Mohammed]]s die [[Islamischer Kalender|islamische Zeitrechnung]] und mit der [[Islamische Expansion|islamischen Expansion]] die Verbreitung des [[Islam]] auf der [[Arabische Halbinsel|arabischen Halbinsel]], ab 636 auch in der [[Levante]]. Beim ersten dokumentierten Angriff der Byzantiner auf „Araber des Mahomet“<ref name=":183" /><ref name=":250" /> starben am 4. Februar 634 bei [[Gaza (Stadt)|Gaza]] 4000 christliche, jüdische und [[Samaritaner|samaritanische]] Zivilisten.<ref name=":183" /> Doch schrieb der [[Patriarch]] der von Byzanz gegängelten Nachfolger des [[Jakob Baradai]]: ''„Wenn, was wahr ist, wir Leid erfahren haben... war es doch von nicht geringem Vorteil für uns, von der Grausamkeit der Römer [hier für Byzantiner] erlöst worden zu sein.“''<ref name=":250" /> Entsprechend bereitwillig akzeptierten<ref name=":250" /><ref name=":253" /> [[Syrisches Christentum|syrische Christen]] die islamische Herrschaft. Spätere Generationen traten meist zum Islam über.<ref name=":253">{{Literatur |Autor=[[Franco Cardini]] |Titel=“L’Islam è una minaccia” (Falso!) |Auflage=6. |Verlag=Editori Laterza |Ort=Roma/Bari |Datum=2021 |ISBN=978-88-581-2369-0 |Seiten=113}}</ref> 636, nach der [[Schlacht am Jarmuk]],<ref name=":55" /><ref name=":183">{{Literatur |Autor=[[Robert G. Hoyland]] |Titel=Dans la voie de dieu – La conquête arabe et la création d’un empire islamique VII<sup>e</sup> et VIII<sup>e</sup> siècle |Verlag=Alma éditeur |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-36279-289-2 |Seiten=61, 65 ff. |Kommentar=Originalausgabe: ''In God's Path: The Arab Conquest and the Creation of an Islamic Empire'', Oxford University Press, Oxford 2015; übersetzt von Bernard Frumer, durchgesehen von Johanna Blayac}}</ref> eroberten Krieger des [[Kalifat|Kalifen]] [[ʿUmar ibn al-Chattāb]] den Ort, in deren Gebiet ''Bilad al-Sham''<ref name=":127">{{Literatur |Autor=Cloé Berger |Hrsg=[[Mathieu Guidère]] |Titel=Palestine |Sammelwerk=Monde arabe/Monde musulman |Verlag=De Boeck Supérieur, Louvain-la-Neuve (Belgien) |Datum=2014 |ISBN=978-2-8041-8531-2 |ISSN=2295-2810 |Seiten=12–16, 19, 36}}</ref> und dessen südlicher Gebietshälfte ''[[Dschund]] Filistin''<ref name=":127" /><ref name=":96" /> sich Jaffa befand. 660–750 war das Gebiet unter der Kontrolle der [[Umayyaden]], welche, in [[Ramla]] etabliert<ref name=":358" />, ab 744<ref name=":127" /><ref name=":235" /> von Aufständen bedrängt wurden. Ihnen folgten 750–969<ref name=":358" /> die [[Abbasiden-Kalifat|Abbasiden]]. Sie investierten in den Ausbau von Jaffas Hafen- und Wehranlagen,<ref name=":127" /> mussten jedoch von 969–1071<ref name=":127" /><ref name=":358" /> der Macht der tunesischen [[Fatimiden]] weichen. Die [[Turksprachen|turksprachigen]] [[Seldschuken]] besiegten diese 1071 und machten sich Jaffa zu eigen.<ref name=":28" /><ref name=":358" /> Abgesehen von nomineller Kontinuität, endete mit dem häufig gewaltsamen Tod eines Herrschers meist auch sein Staatswesen.<ref name=":28" />
 
[[Napoleon Bonaparte]] belagerte Jaffa während seiner [[Ägyptische Expedition|Ägyptischen Expedition]] vom 4. bis zum 7. März 1799. Dem französischen Parlamentär, der die Verhandlungen über eine kampflose Übergabe der Stadt führen sollte, wurde der Kopf abgeschnitten und von der Stadtmauer herab den Franzosen, auf einen Pfahl gespießt, gezeigt. Es folgte ein sechsstündiger Artilleriebeschuss der Stadt und, nach der Eroberung, die Plünderung und Exekution des Kommandanten Abu-Saab und rund 2000 Gefangener.<ref>Abel Hugo: ''France militaire. Histoire des armées de terre et de la mer. 1792–1837''. Band 2. ''Massacre de la garnison'', Paris 1838</ref>
==== Hohes und spätes Mittelalter in der Levante ====
Am 24. Juli 1100 nahmen die Kreuzfahrer Jaffa nach dem [[Erster Kreuzzug|Ersten Kreuzzug]] ein.<ref name=":192">{{Literatur |Autor=[[Alvise Zorzi]] |Titel=La Repubblica del Leone – Storia di Venezia |Sammelwerk=Collana Tascabili Bompiani |Nummer=226 |Auflage=5. |Verlag=Giunti Editore/Bompiani |Ort=Firenze |Datum=2021 |ISBN=978-88-452-9136-4 |Seiten=68, 626}}</ref> Jerusalems nächster natürlicher Hafen war strategisch wichtig.<ref name=":51">{{Literatur |Autor=[[Thomas Asbridge]] |Titel=Die Kreuzzüge |Auflage=7. |Verlag=J. G. Cotta'sche Buchhandlung (Klett-Cotta Verlag) |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-608-94921-6 |Seiten=110, 511, 534, 546 f., 681, 723 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''The Crusades: The War for the Holy Land.'' Simon & Schuster, London 2010; übersetzt von Susanne Held}}</ref> Unweit lag im Norden die Festung [[Arsuf]].<ref>{{Literatur |Autor=Christophe Picard |Titel=La mer des Califes – Une histoire de la Méditerranée musulmane (VII<sup>e</sup>–XII<sup>e</sup> siècle) |Sammelwerk=L’Univers Historique |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=978-2-02-098381-5 |Seiten=264, 407}}</ref> Jaffa wurde 1100 mit Hilfe der [[Republik Venedig|Venezier]] für [[Gottfried von Bouillon|Bouillons]] bis nach [[Hebron]] zerstreute Truppen – 300 Ritter und 2000 Fußleute – befestigt und erhielt ein ''[[Hospitium]]''.<ref name=":379" /> Die ''Serenissima'' erhielt für ihre Kriegsdienste ein Viertel<ref name=":71">{{Literatur |Autor=[[Jacques Heers]] |Titel=Chute et mort de Constantinople 1204–1453 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-262-02098-1 |Seiten=61, 66}}</ref> /ein Drittel<ref name=":231" /> neu eroberter Städte. Auch [[Republik Genua|Genua]], [[Republik Pisa|Pisa]]<ref name=":90">{{Literatur |Autor=[[Peter Frankopan]] |Titel=Les routes de la soie – l’histoire du coeur du monde |Sammelwerk=Champs histoire |Verlag=Flammarion |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-08-148040-7 |Seiten=220 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Silk Roads. A New History of the World'', Bloomsbury, London 2015; übersetzt 2017 von Guillaume Villeneuve bei Éditions Nevicata}}</ref> und [[Bari]] verbanden eine militärische Außenpolitik mit Handelsinteressen in [[Kreuzfahrerstaaten|''Outremer'']], denn Jaffa war ein Zielort des Karawanenhandels und so mit der „[[Seidenstraße]]“ verbunden. Pisa erhielt einen Stadtteil in Konzession, nachdem ihre 120 zählende Flotte auf dem Weg die byzantinischen [[Ionische Inseln|Ionischen Inseln]] verwüstet hatte.<ref name=":199" /> 1101 verschaffte sich [[Balduin II. (Jerusalem)|Balduin II.]] die Herrschaft über Jaffa und setzte den Ritter [[Eudes Arpin de Bourges]] als Statthalter ein.<ref name=":92">{{Literatur |Autor=[[Peter Frankopan]] |Titel=La première croisade – L’appel de l’Orient |Verlag=Société d’édition Les Belles Lettres |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-251-44990-6 |Seiten=238 |Kommentar=Originalausgabe: ''The First Crusade'', The Bodley Head (publisher), London 2012; übersetzt von Pascale Haas}}</ref> 1102 zog ein ägyptisches Heer aus fast 20.000 Mann vor die Tore, musste jedoch wieder abziehen, ohne dass es zur Belagerung kam.<ref name=":28" /> [[Dagobert von Pisa]], Plünderer<ref name=":199" /> der ionischen ''Siebeninseln'', zum [[Liste der Lateinischen Patriarchen von Jerusalem|Lateinischen Patriarchen von Jerusalem]] erklärt, beanspruchte die Stadt.<ref name=":231" /> Als [[Hugo II. von Jaffa|Hugo von Le Puiset]] 1132 gegen [[Fulko (Jerusalem)|Fulko]] rebellierte, halfen ihm die [[Fatimiden|Fatmiden]].<ref name=":382" />
 
Ägyptische Truppen von [[Muhammad Ali Pascha]] rückten 1832 in die Stadt ein, die aber bereits ab 1841 wieder vom Osmanischen Reich regiert wurde.
Nach der Niederlage der Kreuzfahrer in der [[Schlacht bei Hattin]]<ref name=":28" /><ref name=":199" /> am [[See Genezareth]] am 4. Juli 1187,<ref name=":382" /> eroberte der [[Kurden|kurdischstämmige]]<ref name=":28" /><ref name=":358" /> [[Ayyubiden]]-Sultan<ref name=":50" /> [[Saladin]] Jaffa. [[Guido von Lusignan]] hatte wider besseren Rat den Kampf gesucht.<ref name=":382" /> Etwa 30.000 überlebende Soldaten und Gefolge des Kreuzfahrerheers wurden zum Freikauf abgeführt oder ließen die Preise für Sklaven in Damaskus einbrechen.<ref name=":117" /><ref name=":382" /> Am 10. September 1191 besetzte das Heer des [[Dritter Kreuzzug|Dritten Kreuzzugs]] unter [[Richard Löwenherz]] kampflos die Ruinen Jaffas, das auf Befehl Saladins vor der [[Schlacht bei Arsuf]] im Herbst 1190 geschleift worden war.<ref name=":51" /><ref name=":119">{{Literatur |Autor=Anne-Marie Eddé |Titel=Saladin |Sammelwerk=Collection Grandes biographies |Auflage=3. |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-08-020525-4 |Seiten=196 f., 296, 310}}</ref> Am 7. September 1191 siegten die Kreuzfahrer.<ref name=":119" /> Die Franken bemächtigten sich Jaffas, was ihnen den Zugang zu [[Aschkelon]] eröffnete.<ref name=":119" /><ref name=":382">{{Literatur |Autor=[[Heinz Halm]] |Titel=Kalifen und Assassinen – Ägypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzüge 1074–1171 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-406-66163-1 |Seiten=199, 304 f., 308}}</ref> Ende Juli und im August 1192 nutzte Saladin die Abreise Richard Löwenherz' und eines Teils des Gefolges nach [[Akkon]], um sich in der [[Schlacht von Jaffa|Belagerung und Schlacht von Jaffa]] der Stadt zu bemächtigen, wurde aber zurückgeschlagen.<ref name=":51" /> Am 2.<ref name=":327" />/3.<ref name=":71" /> September 1192 sicherte Saladin den auf den Küstenstreifen<ref name=":28" /><ref>{{Literatur |Autor=[[John Julius Cooper, 2. Viscount Norwich|John Julius Norwich]] |Titel=Bisanzio – Splendore e decadenza di un impero, 330–1453 |Auflage=3. |Verlag=Mondadori Libri |Ort=Milano |Datum=2020 |ISBN=978-88-04-72496-4 |Seiten=326 |Kommentar=Originalausgabe: ''A Short History of Byzantium'', Alfred A. Knopf (publisher), New York 1997; übersetzt von Carla Lazzari}}</ref><ref name=":231" /> von Jaffa bis [[Tyros|Tyrus]] zurückgedrängten Kreuzfahrern Jaffa im dreijährigen<ref name=":327" />/fünfjährigen<ref name=":28" /> ersten Frieden von Jaffa zu. Saladin, der sich zahlreiche Großzügigkeiten<ref name=":182" /> und selbst von wohlwollenden zeitgenössischen Chronisten wie [[Ibn al-Athīr]]<ref name=":119" /><ref name=":182" /> oder [[Imad ad-Din al-Isfahani]] kritisierte strategische Fehler leistete, hatte 1192 die Stadt Jaffa erobern lassen, dann aber auf die Erstürmung der [[Zitadelle]] verzichtet, was Löwenherz die Zeit gab, Jaffa erneut einzunehmen.<ref name=":119" /> Laut [[Baha ad-Din ibn Schaddad|Ibn Schaddad]]<ref name=":327" /> garantierte Saladin Christen sichere Pilgerwege, [[Juda al-Charisi]]<ref name=":327" /> berichtet von jüdischen Rückkehrern unter den bis 1250<ref name=":377">{{Literatur |Autor=Nimrod Luz |Titel=The Mamluk City in the Middle East – History, Culture, and the Urban Landscape |Verlag=Cambridge University Press |Ort=New York/Cambridge |Datum=2014 |ISBN=978-1-107-04884-3 |Seiten=32 f.}}</ref> regierenden Ayyubiden. Im [[Kreuzzug Friedrichs II.]] wurde am 11.<ref name=":231">{{Literatur |Autor=[[Cécile Morrisson]] |Titel=Les Croisades |Sammelwerk=[[Que sais-je?]] |Nummer=157 |Auflage=12. |Verlag=Presses Universitaires de France |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-7154-0302-4 |Seiten=32 f., 49, 62, 68, 94 ff.}}</ref> /18.<ref name=":327">{{Literatur |Autor=John D. Hosler |Titel=Jerusalem falls – Seven Centuries of War and Peace |Verlag=Yale University Press |Ort=New Haven (Connecticut) |Datum=2022 |ISBN=978-0-300-25514-0 |Seiten=172 f., 195, 200 f., 217 |Kommentar=die von Saladin gemäß dem Chronisten Baha ad-Din ibn Schaddad im ersten Frieden von Jaffa gemachte und durch einen [[Herold]] verkündete Zusage lautet: ''Any person from their lands who wishes to enter ours may do so, and any person from our lands who wishes to enter theirs may also do so.''}}</ref> Februar 1229 der zweite<ref name=":327" /> Friede von Jaffa<ref name=":182">{{Literatur |Autor=Gabriel Martinez-Gros |Titel=De l’autre côté des croisades – L’Islam entre croisés et Mongols XI<sup>e</sup>–XIII<sup>e</sup> siècle |Verlag=Passés composés/Humensis |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-37933-390-3 |Seiten=14 f., 134 f., 143, 184, 230}}</ref><ref name=":281" /><ref name=":377" /> zwischen dem [[Exkommunikation|exkommunizierten]]<ref name=":180" /><ref name=":250">{{Literatur |Autor=Zachary Lockman |Hrsg=[[Eugene L. Rogan]] |Titel=Contending Visions of the Middle East – The History and Politics of Orientalism |Sammelwerk=The Contemporary Middle East |Band=3 |Auflage=2. |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2010 |ISBN=978-0-521-11587-2 |Seiten=22 f., 25, 29 |Kommentar=das Zitat des Patriarchen der Jakob-Christen ist dort zitiert nach [[Robert G. Hoyland]]: ''Seeing Islam as Others Saw It: A Survey and Evaluation of Christian, Jewish and Zoroastrian Writings on Early Islam'', The Darwin Press, Princeton 1997, S. 23, siehe Fußnote 9, S. 280}}</ref><ref name=":327" /> und arabischsprachigen<ref name=":180" /> Kaiser und [[al-Kamil]] geschlossen, mit dem den Franken Jerusalem im Austausch für [[Damiette]]<ref name=":182" /> kampflos<ref name=":180">{{Literatur |Autor=[[John Julius Cooper, 2. Viscount Norwich|John Julius Norwich]] |Titel=Histoire de la Sicile – De l’Antiquité à Cosa Nostra |Sammelwerk=Collection Texto |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=979-10-210-4476-0 |Seiten=201 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Sicily. A short history from the Greeks to Cosa Nostra''. London 2015; übersetzt von Denis-Armand Canal}}</ref><ref name=":182" /> zufiel. Zuvor hatten Franken [[Eroberung von Konstantinopel (1204)|1204 auch Konstantinopel gebrandschatzt]].<ref name=":204">{{Literatur |Autor=[[Johann Hinrich Claussen]] |Titel=Christentum – Die 101 wichtigsten Fragen (Kapitel 52: Was unterscheidet die Kirchen des Westens und des Ostens?) |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1676 |Verlag=C. H. Beck Verlag |Ort=München |Datum=2006 |ISBN=3-406-54094-5 |Seiten=83 f.}}</ref><ref name=":235" />
 
Am 31. März 1890 begann eine französische Gesellschaft mit dem Bau der [[Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem]], die am 26. September 1892 in Betrieb ging.
Im [[Königreich Jerusalem]] führte meist der Thronerbe den Titel „[[Vasallen des Königreichs Jerusalem#Grafschaft Jaffa und Askalon|Graf von Jaffa und Askalon]]“. [[Heinrich II. (Champagne)|Heinrich von Champagne]] hinterließ Jaffa seinen Töchtern. In Abweichung von der [[Lex Salica]] hatten Frauen in der Kreuzfahrergesellschaft oft leitende Stellungen und Besitz und nahmen an den Gewalttätigkeiten teil.<ref name=":281" /><ref>{{Literatur |Autor=Sabine Geldsetzer |Titel=Frauen auf Kreuzzügen 1096–1291 |Verlag=Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) |Ort=Darmstadt |Datum=2003 |ISBN=3-534-13736-1 |Seiten=119–153}}</ref> Nach dem Tod von [[Alice (Champagne)|Alice von Champagne]] fiel Jaffa an ihre Tochter Maria von Champagne, die mit [[Walter IV. (Brienne)|Walter&nbsp;IV. von Brienne]] verheiratet war. Nach dessen Tod 1246 fiel Jaffa an Marias Bruder, König [[Heinrich I. (Zypern)|Heinrich&nbsp;I. von Lusignan]]. 1246 bis 1247 [[Lehnswesen|belehnte]] Heinrich&nbsp;I. [[Johann von Jaffa|Johann von Ibelin]] mit Jaffa. 1268<ref name=":182" /> eroberte die [[Bahri-Dynastie]]<ref name=":377" /> der ägyptischen [[Mamluken]],<ref name=":50" /> die 1260<ref name=":377" /> in der [[Schlacht bei ʿAin Dschālūt]]<ref name=":182" /><ref name=":231" /> den [[Mongolisches Reich|mongolischen Vormarsch]] gestoppt hatten,<ref name=":182" /><ref name=":358" /> unter [[Baibars&nbsp;I.]] Jaffa in einer halbtägigen<ref name=":51" /> Belagerung. Sie beendeten die Herrschaft der Kreuzfahrer und überwanden die von den Muslimen, den Juden<ref name=":199" /><ref name=":358" /> und von vielen nach [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxem Ritus]] praktizierenden Christen – seit dem [[Morgenländisches Schisma|Schisma]] ab 1054 von Rom abgewandt<ref name=":204" /> – als wiederholt auch [[Trauma (Psychologie)|traumatisch]] erlebte Fremdherrschaft der ''Franken''<ref name=":199" /><ref name=":281" /> oder ''[[Lateiner (Mittelalter)|Lateiner]]''.<ref name=":379">{{Literatur |Autor=Simon John |Titel=Godfrey of Bouillon – Duke of Lower Lotharingia, Ruler of Latin Jerusalem, c. 1060–1100 |Reihe=Rulers of the Latin East Series |HrsgReihe=Nicholas Morton, Jonathan Philips |Verlag=Routledge (Taylor & Francis Group) |Ort=Abingdon (Oxford)/New York |Datum=2018 |ISBN=978-1-4724-5896-4 |Seiten=201, 203 f.}}</ref> Ein Grund für den fast nur militärischen<ref name=":281" /> Charakter ihrer Präsenz lag in der sehr hohen [[Kindersterblichkeit]]<ref name=":28" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Thomas F. Madden]] et al. |Hrsg=T. F. Madden |Titel=Die Kreuzzüge |Sammelwerk=Weltgeschichte |Verlag=Evergreen Verlag |Ort=Köln |Datum=2008 |ISBN=978-3-8365-0763-9 |Seiten=66 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Crusades. The Ilustrated History'', Duncan Baird Publishers 2004; übersetzt von Isabelle Fuchs}}</ref> und erfolglosen<ref name=":182" /><ref name=":231" /><ref name=":281" /> zivilen Ansiedlung. Die [[Kreuzfahrerstaaten]] erneuerten ihre Bevölkerung zu einem bedeutenden Teil durch immer neue und oft wesentlich gewaltbereitere und intolerantere<ref name=":281" /><ref name=":327" /> Zuzügler aus Europa, die zuvor auf diplomatischem Wege Erreichtes zunichtemachten.<ref name=":199" />
 
Im Rahmen der von der britischen Mandatsregierung zur Bekämpfung des [[Arabischer Aufstand|Arabischen Aufstands]] durchgeführten „Operation Anker“ wurden 1936 große Teile der Altstadt von Jaffa zerstört.<ref>[http://asorblog.org/2012/10/12/from-destruction-to-archaeology-the-significance-of-operation-anchor-for-the-cultural-heritage-of-jaffa The significance of “Operation Anchor” for the Cultural Heritage of Jaffa.]</ref>
Der Titel eines ''Barons von Jaffa'' wurde nach ihrer Evakuierung von Adligen im [[Geschichte Zyperns#Kreuzritter und Königreich Zypern|Königreich Zypern]] geführt.<ref>[[Benjamin Arbel]]: ''Greek Magnates in Venetian Cyprus: The Case of the Synglitico Family''. Dumbarton Oaks Papers 49, 1995 (Symposium on Byzantium and the Italians, 13th–15th Centuries), p. 326.</ref> Neben neuen Anbaufrüchten (Aprikose, Aubergine, Schalotte, Wassermelone etc.),<ref name=":28" /><ref name=":105" /> brachten Kreuzfahrer auch die [[Brieftaube]]nzucht<ref name=":28" /> nach Europa. Ähnlich wie in [[Al-Andalus|al-Andaluz]], waren auf Zeiten des Krieges Zeiten des Friedens gefolgt,<ref>{{Literatur |Autor=[[Nikolas Jaspert]] |Titel=Die Reconquista – Christen und Muslime auf der Iberischen Halbinsel 711–1492 (darin die Unterkapitel: 2.4: Diplomatie und interreligiöse Heiratspolitik; 3.1: Tribute und Bündnisse; 7.3: «Heiße Grenze» oder Zone des Austauschs?; 8.4: Seitenwechsel und Verträge) |Sammelwerk=C. H. Beck Wissen |Nummer=2876 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-406-74007-7 |Seiten=23, 26 f., 73 f., 93 ff.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Concepción Masiá |Titel=Las tres culturas – Cristianos, Moros y Judíos (Kapitel: Spania y el Islam; La vida cotidiana; Relaciones interculturales y nuevas técnicas árabes) |Auflage=2. |Verlag=Albor Libros (Alba Libros) |Ort=Madrid |Datum=2011 |ISBN=978-84-96617-72-8 |Seiten=39, 96, 124 ff.}}</ref> was den Franken erlaubte, Kenntnisse in Arabisch<ref name=":281" /> und in [[Medizin in der mittelalterlichen islamischen Welt|arabischer Medizin]]<ref name=":235" /> zu erlangen. Hilfe in der Not versprachen sie sich auch von einem Bündnis mit der von den Franken gefürchteten aber von syrischen und armenischen Christen euphorisch<ref name=":182" /> begrüßten mongolischen [[Goldene Horde|Goldenen Horde]], das [[Philippe de Toucy]],<ref>{{Literatur |Autor=François Angelier |Titel=Dictionnaire des voyageurs et explorateurs occidentaux du XIII<sup>e</sup> au XX<sup>e</sup> siècle |Verlag=Édition Pygmalion (Flammarion) |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-7564-0156-0 |Seiten=665 f.}}</ref> in einem strategischen Richtungswechsel,<ref name=":182" /><ref name=":231" /> gesucht hatte. Die Mamluken ließen die Häfen zugunsten der Verteidigungslinie im Hinterland<ref name=":182" /> weitgehend zerstören und entvölkern.<ref name=":51" /><ref name=":182" /><ref name=":199" /> Fortan dominierten [[Sunniten]] der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]]. Mit der wiedererlangten Hoheit des Islam lag Jaffa im Gebiet des [[Dār al-Islām]]. Wirkungsgeschichtlich begann eine Phase von Stabilität und zunehmender [[Stagnation]], bis zum Schock der „[[Ägyptische Expedition|Ägyptischen Expedition]]“ 1798.<ref>{{Literatur |Autor=[[Adel Theodor Khoury]], [[Ludwig Hagemann (Theologe)|Ludwig Hagemann]], [[Peter Heine (Islamwissenschaftler)|Peter Heine]] |Titel=Islam-Lexikon: Geschichte – Ideen – Gestalten |TitelErg=Stichwort: ''Modernismus'', Autor des Artikels: P. Heine |Band=2/3 (G–N) |Nummer=4036 |Verlag=Herder Verlag |Ort=Freiburg, Basel, Wien |Datum=1991 |ISBN=3-451-04036-0 |Seiten=528}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Mohammad R. Salama |Titel=Islam, Orientalism and Intellectual History – Modernity and the Politics of Exclusion since Ibn Khaldun |Auflage=2. |Verlag=I. B. Tauris & Co. |Ort=London and New York |Datum=2013 |ISBN=978-1-78076-450-4 |Seiten=148–152/241 |Kommentar=der Autor bezeichnet den Effekt von Napoleons Expedition nach Ägypten zwischen 1789 und 1801 in kritischer Anlehnung an einen Essay über den Literatur-Nobelpreis-Träger [[Nagib Mahfuz]] des südafrikanischen Schriftstellers [[J. M. Coetzee]] als „Rude Awakening“; dort zitiert aus: J. M. Coetzee: ''Stranger Shores: Literary Essays: 1986–1999'', Viking Press, New York 2001, S. 191: [„When Napoleon Bonaparte invaded Egypt in 1798, the slumbers of the Arab Near East were rudely awakened. Egypt, followed by the rest of the region, was forced to reorient itself away from Turkey and toward Europe. A body of secular European ideas – those that had inspired the French Revolution – broke through the barriers that had separated Islam from the West.“]}}</ref><ref name=":236">{{Literatur |Autor=Koert Debeuf, foreword by [[Guy Verhofstadt]] |Titel=Inside the Arab Revolution – Three Years on the Front Line of the Arab Spring |Verlag=Lannoo Campus Publishers |Ort=Leuven (Belgien) |Datum=2014 |ISBN=978-94-014-1824-9 |Seiten=53}}</ref>
 
1945 hatte Jaffa 101.580 Einwohner, von denen 53.930 [[muslim]]isch, 30.820 [[Judentum|jüdisch]] und 16.800 [[Christentum|christlich]] waren.<ref>Zahlen aus dem ''Supplement to a Survey of Palestine'', einem Bericht der britischen Mandatsverwaltung an die UNO von 1947, S. 4, Ausgabe 50942</ref> Während das benachbarte Tel Aviv mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit im UN-Teilungsplan dem jüdischen Staat zugeschlagen wurde, war Jaffa ursprünglich als [[Enklave]] des arabischen Staates vorgesehen.
==== Osmanische Zeit ====
1516 fiel Jaffa ans [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] und erlangte die alte wirtschaftliche Bedeutung.<ref name=":36">{{Literatur |Autor=Jörn Böhme, [[Christian Sterzing]] |Titel=Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts |Auflage=8. |Verlag=Wochenschau Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2018 |ISBN=978-3-7344-0583-9 |Seiten=11, 20, 23 f.}}</ref> Der Kriegseintritt Schwedens im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] beendete Importe aus dem [[Baltikum]].<ref name=":198" /> Die [[Liste der historischen Staaten in Italien|italienischen Staaten]] ließen Schiffe der englischen [[Levant Company]],<ref name=":130" /> der Niederländer und der [[Hanse]] für ihren Getreidebedarf deshalb Jaffa anlaufen.<ref name=":198">{{Literatur |Autor=Guillaume Calafat |Hrsg=Patrick Boucheron |Titel=Une mer jalousée – Contribution à l'histoire de la souveraineté (Méditerranée, XVII<sup>e</sup> siècle) |Sammelwerk=L’Univers Historique |Verlag=Éditions du Seuil/Centre national du livre |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-02-137936-5 |Seiten=259 f.}}</ref> Wichtigste Exportgüter waren [[Zucker]]<ref name=":106">{{Literatur |Autor=James Walvin |Titel=Histoire du sucre, histoire du monde |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-348-04621-6 |Seiten=20–24 |Kommentar=Originalausgabe: ''How Sugar Corrupted the World. From Slavery to Obesity''. Constable & Robinson (Little/Brown Book Group) |Originalsprache=en |Originaljahr=2017 |Originalort=London |Übersetzer=Philippe Pignarre}}</ref> und seit dem 10. Jahrhundert [[Baumwolle]].<ref name=":256">{{Literatur |Autor=Beshara Doumani |Titel=Rediscovering Palestine – Merchants and Peasants in Jabal Nablus, 1700–1900 (Kapitel 3: Cotton, Textiles, and the Politics of Trade; Kapitel 5: Soap, Class, and State) |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley |Datum=1995 |ISBN=0-520-08895-6 |Seiten=95–130/321, 182–232 |Kommentar=zur Baumwolle darin insbesondere S. 97 und die Aufstellung über französische Baumwollausfuhren aus der Levante von 1700 bis 1789, S. 98, dort zitiert nach Roger Owen: ''The Middle East in the World Economy, 1800–1914'', London 1981, S. 7}}</ref> Textilien und Olivenölseife – die [[Nabulsi-Seife]] – lieferte die Stadt [[Nablus]] im östlichen Hügelland.<ref name=":61" /><ref name=":256" /> Durch die ''[[Kapitulationen des Osmanischen Reiches]]''<ref name=":61" /><ref name=":197" /> wurden 1535 [[Königreich Frankreich (987–1791)|französische]], [[Republik Venedig|venezianische]] und [[Republik Genua|genuesische]] Handelsniederlassungen<ref>In der französischsprachigen Geschichtsschreibung werden diese Handelsniederlassungen als ''Échelles du Levant'' bezeichnet.</ref> von den Osmanen großzügig steuerlich privilegiert<ref name=":197" /> und erhielten Autonomie.<ref name=":176" /> Vom Status der [[Dhimma|Dhimmi]] ausgenomme<ref name=":176" /> Verwalter und Konsuln führten mit schutzbefohlenen lokalen ''Übersetzern''<ref name=":197" /> ([[Dragoman]]<ref name=":161" />) die Angelegenheiten der extraterritorialen<ref name=":161" /> ausländischen Kontore.
 
Am 14. Mai 1948 wurde Jaffa von [[israel]]ischen [[Freischar|Milizen]] der [[Hagana]] und des [[Irgun]] eingenommen. In der Folge von [[Palästinensisches Flüchtlingsproblem|Flucht bzw. Vertreibung]] eines Großteils der [[Araber|arabischen]] Bevölkerung reduzierte sich diese um rund 65.000 auf knapp 5.000 Einwohner.<ref name="Economist-History">[http://www.economist.com/cities/findStory.cfm?city_id=TLV&folder=Facts-History ''Geschichte von Tel Aviv und Jaffa''.] economist.com</ref>
Zunehmend war Jaffa auch Pilgerhafen auf dem Weg nach Jerusalem und zu anderen ''Loca Sancta'', welche Christen an das irdische Leben [[Jesus Christus|Jesu]] erinnern, und die seit dem 4. Jahrhundert für [[Wallfahrt]]en zugänglich waren.<ref name=":38">{{Literatur |Autor=[[Neslihan Asutay-Effenberger]], [[Arne Effenberger]] |Titel=Byzanz – Weltreich der Kunst |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2017 |ISBN=978-3-406-58702-3 |Seiten=77, 83, 139}}</ref> Die kostspielige, aber sichere Seereise auf venezianischen [[Galeere]]n mit je knapp 100<ref name=":94" /> Pilgern dauerte 30 bis 40 Tage und begann meist im Mai und Juni.<ref name=":94" /><ref>{{Literatur |Autor=André Zysberg, René Burlet |Hrsg=Martin Sulzer |Titel=Venedig und die Galeeren |Sammelwerk=Abenteuer Geschichte |Nummer=17 |Verlag=Ravensburger Buchverlag |Ort=Ravensburg |Datum=1991 |ISBN=3-473-51017-3 |Seiten=39 |Kommentar=Originalausgabe: ''Gloire et misère des galères'', Éditions Gallimard, Paris 1987; übersetzt von Hans Poser, wissenschaftliche Überarbeitung von Bernd Röck, Thorsten Marr}}</ref> Doch mussten sich weniger bemittelte Reisende oft mit Schiffen begnügen, die weder Sicherheit noch Hygiene boten, zudem lauerte Gefahr durch eigene „[[Sünde]]“<ref name=":93" /><ref name=":281" /> und das Verhalten von kriminellen Mitreisenden. Katholische Pilger unterstanden der ''Lex peregrinorum'', die ihnen, neben anderen Schutzrechten, das damals nur wenigen zugängliche Recht einräumte, vor der Abreise ein Testament zu machen. Bestimmt wurde zudem der Tag, ab dem die zuhause verbleibende Ehegattin sich bei ausbleibender Rückkehr wieder verheiraten durfte. Behörden erklärten verschollene Pilger oftmals nach 366 Tagen für tot.<ref name=":93">{{Literatur |Autor=Albero Pelissero, Nicoletta Celli, Fabrizio Vecoli, [[Gabriele Mandel]] Khân |Hrsg=Matilde Battistini |Titel=Pellegrinaggi |Sammelwerk=I Dizionari delle Religioni |Verlag=Mondadori Electa |Ort=Milano |Datum=2011 |ISBN=978-88-370-6606-2 |Seiten=201, 210 f.}}</ref> [[Armenier]] fanden in Jaffas ''Hokedun'' (dt. ''Haus der Seele'') Zuflucht.<ref name=":210" />
 
Christen und Juden waren als Inhaber göttlicher Offenbarungsschriften und „Leute der Schrift“<ref name=":33">{{Literatur |Autor=[[Adel Theodor Khoury]], [[Ludwig Hagemann (Theologe)|Ludwig Hagemann]], [[Peter Heine (Islamwissenschaftler)|Peter Heine]] |Titel=Islam-Lexikon: Geschichte – Ideen – Gestalten |TitelErg=Stichwort: ''Juden (Kinder Israels)'', Autor des Artikels: L. Hagemann |Band=2/3 (G–N) |Nummer=4036 |Verlag=Herder Verlag |Ort=Freiburg, Basel, Wien |Datum=1991 |ISBN=3-451-04036-0 |Seiten=421}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Meir M. Bar-Asher, préface de [[Mohammad Ali Amir-Moezzi]] |Hrsg=Mireille Hadas-Lebel |Titel=Les Juifs dans le Coran |Sammelwerk=Collection Présences du judaïsme |Verlag=Éditions Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-226-32680-5 |ISSN=1773-6765 |Seiten=81 f.}}</ref><ref name=":110">{{Literatur |Autor=Gabriel Martinez-Gros |Titel=L’Empire islamique – VII<sup>e</sup>–XI<sup>e</sup> siècle |Verlag=Passés composés/Humensis |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-37933-196-1 |Seiten=284}}</ref> (arabisch: ''[[ahl al-kitāb]]''<ref name=":259">{{Literatur |Autor=[[Gerhard Schweizer]] |Titel=Syrien verstehen – Geschichte, Gesellschaft und Religion |Auflage=4. |Verlag=Klett-Cotta Verlag (J. G. Cotta’sche Buchhandlung) |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-608-94908-7 |Seiten=80 f., 83 und Fußnote 7, S. 468, 235–243, 295 |Kommentar=Der Ausspruch im arabischsprachigen Original laut myislam.org: وَكَذَٰلِكَ أَنزَلْنَآ إِلَيْكَ ٱلْكِتَـٰبَ ۚ فَٱلَّذِينَ ءَاتَيْنَـٰهُمُ ٱلْكِتَـٰبَ يُؤْمِنُونَ بِهِۦ ۖ وَمِنْ هَـٰٓؤُلَآءِ مَن يُؤْمِنُ بِهِۦ ۚ وَمَا يَجْحَدُ بِـَٔايَـٰتِنَآ إِلَّا ٱلْكَـٰفِرُونَ. Die Formulierung ist eine von verschiedenen möglichen Übersetzungen dieser Aussage.}}</ref><ref name=":316" />), denen freilich – etwa hinsichtlich [[ʿĪsā ibn Maryam]] – eine Verfälschung<ref name=":86" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Adel Theodor Khoury]], [[Ludwig Hagemann (Theologe)|Ludwig Hagemann]], [[Peter Heine (Islamwissenschaftler)|Peter Heine]] |Titel=Islam-Lexikon: Geschichte – Ideen – Gestalten |TitelErg=Stichwort: ''Verfälschung'', Autor des Artikels: A. Th. Khoury |Band=3/3 (O–Z) |Nummer=4036 |Verlag=Herder Verlag |Ort=Freiburg, Basel, Wien |Datum=1991 |ISBN=3-451-04036-0 |Seiten=736 f.}}</ref><ref name=":259" /> (''[[Tahrīf]]'') der Schriften vorgeworfen wurde, rechtlich untergeordnete ''[[Dhimma|ahl al-dhimma]]'',<ref name=":33" /><ref name=":86" /><ref name=":314" /> wobei [[Hadith]] 29:47 gebot, mit ihnen „nur auf anständige Weise“<ref name=":259" /> zu streiten. In der sozialen Wertschätzung den [[Fellache|Fellahin]] ähnlich,<ref name=":314" /> bezahlten sie die Steuer [[Kharaj]]<ref name=":176" /> und bis 1855<ref name=":224">{{Literatur |Autor=Anne-Laure Dupont, Catherine Mayeur-Jaouen, Chantal Verdeil |Titel=Histoire du Moyen-Orient du XIX<sup>e</sup> siècle à nos jours |Sammelwerk=Collection U Histoire |Verlag=Éditions Armand Colin |Ort=[[Malakoff]] |Datum=2016 |ISBN=978-2-200-25587-9 |Seiten=33, 48 f., 94, 101, 104, 131, 134, 149, 168, 190, 211, 222, 319, 358, 387, 412 |Kommentar=die Autorinnen nennen die Zahl von etwa 800.000 Auslandisraelis}}</ref> die [[Dschizya]].<ref name=":33" /> Rechtssicherheit,<ref name=":242" /> weitestgehende [[Berufsfreiheit]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Thomas Bauer (Arabist)|Thomas Bauer]] |Titel=Warum es kein islamisches Mittelalter gab – Das Erbe der Antike und der Orient |Nummer=6407 |Auflage=2. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-406-75813-3 |Seiten=49 ff.}}</ref> und freie Religionsausübung<ref name=":33" /><ref name=":316" /><ref>{{Literatur |Autor=Paul Garde |Hrsg=[[Michel Serres]], Nayla Farouki |Titel=Les Balkans – Un exposé pour comprendre, un essai pour réfléchir |Sammelwerk=Collection Dominos |Nummer=35 |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=1994 |ISBN=2-08-035181-8 |Seiten=64}}</ref> waren möglich. Der [[Pakt des Umar]]<ref name=":176" /> verbot etwa Kirchenglocken, die Taufe von Muslimen und das Studium des [[Koran]].<ref name=":174">{{Literatur |Autor=Ussama Makdisi |Hrsg=Mark Philip Bradley, Paul A. Kramer |Titel=Artillery of Heaven – American Missionaries and the Failed Conversion of the Middle East |Verlag=Cornell University Press |Ort=Ithaca (New York State) and London |Datum=2008 |ISBN=978-0-8014-5774-6 |Seiten=33 f., 168}}</ref> Es gab Baueinschränkungen,<ref name=":174" /> ein Pferdereitverbot<ref name=":209">{{Literatur |Autor=Sami Zubaida |Titel=Law and Power in the Islamic World |Auflage=2. |Verlag=I. B. Tauris |Ort=London and New York |Datum=2005 |ISBN=1-85043-934-6 |Seiten=60}}</ref><ref name=":242" /><ref name=":244">{{Literatur |Autor=Emmanuel Navon, préface d’[[Jitzchak Herzog|Isaac Herzog]] |Titel=Histoire diplomatique d’Israël |Verlag=Hermann Éditeurs |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=979-10-370-1331-6 |Seiten=67, 115, 119 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Star and the Scepter. A Diplomatic History of Israel'', Jewish Publication Society/University of Nebraska Press, Lincoln 2020; übersetzt von Claire Darmon; Navon zitiert die Aussage von Faisal I. nach: [[Chaim Weizmann]]: ''Trial and Error: The Autobiography of Chaim Weizmann'', Jewish Publication Society of America, 1949, S. 307; in Mark Tessler ''A History of the Israeli-Palestinian Conflict'', 2. Auflage, 2009, S. 152 lautet diese: ''„We feel the Arabs and Jews are cousins in race, having suffered similar oppressions at the hands of powers stronger than themselves, and by happy coincidence have been able to take the first step toward the attainment of their national goals together.'' [Zeilenumbruch] ''We Arabs, especially the educated among us, look with the deepest sympathy on the Zionist movement. [...] We will wish the Jews a most hearty welcome home.“'' Felix Frankfurter antwortete darauf auszugsweise: ''„The Zionist leaders and the Jewish people for whom they speak have watched with satisfaction the spiritual vigor of the Arab movement. Themselves seeking justice, they are anxious that the just national aims of the Arab people be confirmed and safeguarded by the [Paris] Peace Conference.“'' (siehe ebendort)}}</ref> und Kleiderregeln.<ref name=":174" /><ref name=":209" /><ref name=":314">{{Literatur |Autor=Amnon Cohen |Titel=Jewish Life under Islam – Jerusalem in the sixteenth Century |Verlag=Harvard University Press |Ort=Cambridge (Massachusetts) |Datum=1984 |ISBN=0-674-47436-8 |Seiten=93, 137 ff. |Kommentar=Originalausgabe: ''Yehudim be-shilțon ha-Islam''}}</ref> Wurden Schutzbestimmungen oder die Urteile lokaler [[Qādī]] nicht ausreichend befolgt, konnten die Minderheiten an die [[Hohe Pforte]] gelangen, die wiederholt für sie intervenierte.<ref name=":140" /><ref name=":314" /> Um 1665 versetzte das Auftauchen des angeblichen Messias [[Schabbtai Zvi]] und seines „[[Prophetie|Propheten]]“ [[Nathan von Gaza]] die jüdische Gemeinde in Aufregung.<ref name=":26">{{Literatur |Autor=[[Joseph Dan]] |Titel=Die Kabbala – Eine kleine Einführung |Sammelwerk=Universal-Bibliothek |Nummer=18946 |Auflage=2. |Verlag=Verlag Philipp Reclam |Ort=Stuttgart |Datum=2012 |ISBN=978-3-15-018946-7 |Seiten=124–132 |Kommentar=Originalausgabe: ''Kabbalah. A Very Short Introduction'', Oxford University Press, Oxford 2005; übersetzt von [[Christian Wiese]]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Klaus Davidowicz]] |Hrsg=Domagoj Akrab, K. Davidowicz, Mirjam Knotter |Titel=Kabbalah (Kapitel: Mystische Häretiker) |Verlag=[[Jüdisches Museum Wien]] und Kerber Verlag |Ort=Wien und Bielefeld |Datum=2018 |ISBN=978-3-7356-0518-4 |Seiten=147–157}}</ref><ref name=":298" /> Der jüdische Hoffnungsträger aus [[Izmir|Smyrna]] bewegte sich frei im östlichen Mittelmeerraum, denn die Osmanen boten ihren Untertanen Reisefreiheit.<ref name=":61">{{Literatur |Autor=Françoise Cloarec, Marc Lavaud |Titel=L’âme du Savon d’Alep |TitelErg=Mit einem Vorwort von Gérard Oberlé |Verlag=Éditions Noir sur Blanc (Groupe Libella) |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-88250-298-8 |Seiten=28 f., 37 |Kommentar=dort zitiert nach André Raymond: ''La Ville arabe – Alep à l’époque ottomane – XVI<sup>e</sup>–XVIII<sup>e</sup> siècles''. Institut français de Damas, p. 272 und nach Véronique Bontemps: ''Naplouse, Alep: des «villes du savon»'', Institut d’ethnologie méditerranéenne, européenne et comparative (IDEMEC)/Maison méditerranéenne des Sciences de l’homme (MMSH), Aix-en-Provence, p. 3}}</ref>
 
[[Datei:Ioppe - Bruyn Cornelis De - 1714.jpg|mini|[[Cornelis de Bruyn]]: ''Ioppe'', Radierung im Buch ''Voyage au Levant'', Paris 1714, zuerst niederländisch in [[Delft]] 1698<ref>{{Literatur |Autor=Rehav Rubin |Hrsg=Yehoshua Ben-Arieh, [[Ruth Kark]] |Titel=Image and Reality – Jerusalem in Maps and Views |Sammelwerk=Israel Studies in Historical Geography Series |Verlag=The Hebrew University Magnes Press |Ort=Jerusalem |Datum=1999 |ISBN=965-493-012-9 |Seiten=173 f.}}</ref> ]]
[[Datei:Antoine-Jean Gros - Bonaparte visitant les pestiférés de Jaffa.jpg|mini|''Bonaparte visitant les pestiférés de Jaffa, 11 mars 1799'' (''Bonaparte besucht die Pestkranken von Jaffa, 11. März 1799'') in der Darstellung von [[Antoine-Jean Gros]] von 1804, Öl auf Leinwand, 523&nbsp;cm × 715&nbsp;cm, Louvre, Paris<ref>{{Internetquelle |url=https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010062570 |titel=Bonaparte visitant les pestiférés de Jaffa (11 mars 1799) |werk=Musée du Louvre |datum=2020-02-16 |abruf=2021-12-06}}</ref> ]]
 
==== Zweite mamelukische Zeit und osmanische Rückgliederung ====
[[Dhaher al-Omar]] aus [[Galiläa]] versuchte Istanbul 1774 Jaffa zu entreißen, doch die [[Nablus|Nabulsi]] kamen ihm zuvor. [[Amad Beg Tuqan]]<ref>{{Literatur |Autor=Dana Sajdi |Titel=The Barber of Damascus – Nouveau Literacy in the Eighteenth-Century Ottoman Levant |Verlag=Stanford University Press |Ort=Stanford (California) |Datum=2013 |ISBN=978-0-8047-8532-7 |Seiten=91 |Kommentar=das Buch behandelt den Damaszener Barbier und Chronisten [[Ibn Budayr]]}}</ref> wurde Gouverneur. 1775 stürmten Mamluken unter [[Muhammad Bey Abu Dahab]]<ref name=":44">{{Literatur |Autor=Michel Abitbol |Titel=Le passé d’une discorde – Juifs et Arabes: du VII<sup>e</sup> siècle à nos jours |Verlag=Librairie Académique Perrin |Ort=Paris |Datum=1999 |ISBN=2-262-01494-9 |Seiten=112, 190, 417}}</ref> die von den Osmanen 1702–1703<ref name=":324">{{Literatur |Autor=Amnon Cohen, [[Henry Laurens (Historiker)|Henry Laurens]] |Hrsg=François Georgeon, Nicolas Vatin, Gilles Veinstein, avec la collaboration d’Elisabetta Borromeo |Titel=Palestine |Sammelwerk=Dictionnaire de l’Empire ottoman |Reihe=Collection Biblis |NummerReihe=255 |Band=2 (K-Z) |Auflage=2. |Verlag=CNRS Éditions ([[Centre national de la recherche scientifique]]) |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-271-13934-4 |Seiten=1583–1588, hier S. 1584, 1586 f. |Kommentar=erste Auflage bei Librairie Arthème Fayard, Paris 2015}}</ref> gebaute Befestigung. An Jaffas Bevölkerung ließ er ein Massaker verrichten. Von [[Gaza (Stadt)|Gaza]] kommend, das seine Truppen am 25. Februar 1799<ref name=":16">{{Literatur |Autor=[[Max Gallo]] |Titel=Napoléon |TitelErg=Le chant du départ (Band 1 von 4) |Reihe=Collection Pocket |NummerReihe=10353 |Verlag=Éditions Robert Laffont |Ort=Paris |Datum=1997 |ISBN=2-266-08055-5 |Seiten=430 ff.}}</ref> kampflos<ref>{{Literatur |Autor=Véronique Arveiller, Thomas Bauzou, Matteo Campagnolo, Jacques Chamay, Christa Clamer, Annabelle Collinet, Odile Dussart, Elisabeth Fontan, Marc-André Haldimann, [[Mahmoud Hawari]], Jean-Baptiste Humbert, Ludvik Kalus, Elias Khamis, [[André Lemaire]], Pascale Linant de Bellefonds, Marielle Martiniani-Reber, Vincent Michel, Yussuf Natshe, Anne Regourd, Catherine Saliou, Jean-Pierre Sodini, [[Thomas Staubli]], Jean-Michel de Tarragon, Thomasz Waliszewski |Hrsg=Alain Chambon, under the auspices of Mahmoud Hawari and François Villeneuve |Titel=Gaza from Sand and Sea – Art and History in the Jawdat al-Khoudary Collection |Band=1 |Verlag=[[Universität Bir Zait|Bir Zait University]]/[[Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne]] |Ort=Gaza |Datum=2012 |Seiten=21 (Chronologie) |Kommentar=mit Übersetzungen von Jouanah Ghori}}</ref><ref name=":288" /> eingenommen hatten, [[Belagerung von Jaffa|belagerte]] die ''[[Erste Französische Republik|Erste Republik]]'' Jaffa während der [[Ägyptische Expedition|Ägyptischen Expedition]] vom 4.<ref name=":16" /> bis zum 7.<ref name=":40" /><ref>{{Literatur |Autor=Jean Carpentier, François Lebrun, Bartolomé Bennassar, Dominique Borne, Élisabeth Carpentier, [[Claude Liauzu]], Alain Tranoy |Hrsg=J. Carpentier, F. Lebrun |Titel=Histoire de la Méditerranée |Sammelwerk=Points Histoire |Auflage=2. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2001 |ISBN=2-7578-6978-7 |Seiten=233}}</ref> März 1799. Dem französischen Offizier, der die Verhandlungen über eine Übergabe der Stadt führen sollte, wurde von osmanischen Kämpfern der Kopf abgeschnitten<ref name=":16" /> und von der Stadtmauer herab den Franzosen, auf einen Pfahl gespießt, gezeigt. Es folgte ein vierstündiger<ref name=":319" /> Artilleriebeschuss und, nach der Eroberung, 30-stündige<ref name=":319" /> Plünderungen<ref name=":288" /><ref name=":319" /> und am 10. März<ref name=":260" /><ref name=":319" /> die Erschießung oder [[Bajonett]]ierung<ref name=":288" /> von 3000<ref name=":199" />/4000<ref name=":260" /><ref name=":319" /><ref name=":359">{{Literatur |Autor=Naomi Shepherd |Titel=The Zealous Intruders – The Western Rediscovery of Palestine |Verlag=William Collins Sons & Co. |Ort=London |Datum=1987 |ISBN=0-00-217432-4 |Seiten=12, 124, 133–136}}</ref> Männern, Frauen und Kindern.<ref name=":199" /><ref name=":288">{{Literatur |Autor=Bichara Khader |Hrsg=Jean-Paul Chagnollaud |Titel=L’Europe et la Palestine : des croisades à nos jours |Sammelwerk=Collection Comprendre le Moyen-Orient |Verlag=Éditions L’Harmattan/Éditions Bruylant (Bruylant-Academia)/Éditions Fides et Labor |Ort=Paris-Montréal/Bruxelles/Genève |Datum=1999 |ISBN=2-7384-8609-6 |Seiten=54 f., 80, 94, 140, 154 f.}}</ref> Gerechtfertigt wurde das Blutbad mit fehlendem Wasser und Lebensmitteln für die Kriegsgefangenen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Ferenc Majoros]], [[Bernd Rill]] |Titel=Das Osmanische Reich (1300–1922) – Die Geschichte einer Großmacht |Verlag=Bechtermünz Verlag/Friedrich Pustet Verlag |Ort=Regensburg |Datum=1999 |ISBN=3-8289-0336-3 |Seiten=308}}</ref> Die ''Armée d’Orient'' kehrte nach ihrem Scheitern<ref name=":378">{{Literatur |Autor=[[Thierry Lentz]] |Titel=Napoléon en 100 questions (Kapitel 13: La campagne d’Égypte fut-elle un des grands succès de Napoléon?) |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=3. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=979-10-210-4346-6 |Seiten=36 ff. |Kommentar=erste Auflage bei Éditions la Boétie, 2013}}</ref> in [[Akkon]] wieder ins südlichere Jaffa zurück, wo die [[Pest]]<ref name=":16" /><ref name=":199" /><ref name=":288" /> nun voll ausbrach. Es gab zahlreiche Fälle sexueller Gewalt gegen Frauen.<ref name=":16" /><ref name=":18" /><ref name=":260" /> Der am 24.<ref name=":378" /> Mai 1799 wieder in Jaffa eingetroffene [[Napoleon Bonaparte]] gab seinem Militärarzt [[René-Nicolas Dufriche Desgenettes]] vermutlich den Auftrag, einige Dutzend<ref name=":378" /> erkrankte Soldaten zu vergiften<ref name=":68">{{Literatur |Autor=René Guitton, Alain Bouldouyre, Lassaâd Metoui |Titel=Dictionnaire amoureux de l’Orient |Verlag=Éditions Plon (un département des Éditions Édi8) |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-259-22743-8 |Seiten=389–395 (Jaffa), 645–654 (Tel Aviv)}}</ref><ref name=":275">{{Literatur |Autor=Marwan R. Buheiry, Leila Ghantus Buheiry |Titel=The Splendor of the Holy Land: Artists, Geographers and Travellers |Verlag=Caravan Books |Ort=Delmar (New York State) |Datum=1978 |ISBN=0-88206-019-8 |Seiten=Text zu Bildtafel 3, 6, 14 |Kommentar=die Aussage von Laura Valentine wird zitiert in ''Palestine past and present. Pictorial and descriptive'', Frederick Warne & Co., London/New York 1893, S. 6}}</ref><ref name=":319" />/zurückzulassen.<ref name=":378" /> Durch schlechte hygienische Bedingungen begünstigt, kehrten Pest und [[Cholera]] in den folgenden Jahrzehnten wiederholt zurück.<ref name=":46" /> 1806 beklagte der Reisende [[François-René de Chateaubriand]]<ref name=":68" /> in ''Itinéraire de Paris à Jérusalem'' den elenden Zustand des für 1800 auf 2750<ref name=":190">{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=Il Palestinese – Figure di un’identità: le origini e il divenire |Sammelwerk=Collana Di fronte e attraverso |Nummer=712 |Verlag=Editoriale Jaca Book |Ort=Milano |Datum=2005 |ISBN=88-16-40712-3 |Seiten=28, 57, 59, 77, 152 |Kommentar=Originalausgabe: ''Figures du Palestinien. Identité des origines, identité de devenir'', Éditions Gallimard, Paris 2004; übersetzt von Anna Maria Cagiano Malvezzi; der Autor zitiert die Bevölkerungszahl Jaffas um 1800 nach Yehuda Ben-Arieh: ''The population of the large towns in Palestine during the first eighty years of the nineteenth century, according to Western sources'', in: ''Ma'oz'', ''Studies on Palestine During...'', cit., pp. 49–69}}</ref><ref name=":262">{{Literatur |Autor=[[Ruth Kark]] |Hrsg=Gad G. Gilbar |Titel=The rise and decline of coastal towns in Palestine |Sammelwerk=Ottoman Palestine 1800–1914 |Reihe=Studies in Economic and Social History |Verlag=E. J. Brill Publisher (Leiden) for Gustav Heinemann Institute of Middle Eastern Studies (Haifa) |Ort=Leiden (Netherlands) |Datum=1990 |ISBN=90-04-07785-5 |Seiten=69–89, hier S. 73}}</ref><ref name=":276">{{Literatur |Autor=Hisham Khatib |Titel=Palestine and Egypt Under the Ottomans: Paintings, Books, Photographs, Maps and Manuscripts |Verlag=Tauris Parke Books (I. B. Tauris) |Ort=London/New York |Datum=2003 |ISBN=1-86064-888-6 |Seiten=35, 38, 40 f., 50 f., 53, 59 f. |Kommentar=die Bevölkerungszahlen für Jaffa werden zitiert nach [[Moshe Ma'oz]] (Hrsg.): ''Studies on Palestine During the Ottoman Period'', Magnes Press, Jerusalem 1975; die Zahl von 4200 Cook-Reisenden in Palästina bezieht sich auf den Zeitraum von kurz nach 1869 (Eröffnung des Suezkanals) bis 1882}}</ref> Einwohner geschätzten Orts. Zucker und Baumwolle verschifften längst vor allem Häfen in der [[Neue Welt|Neuen Welt]].<ref name=":106" />
 
Modern gerüstete „ägyptische“ Truppen [[Muhammad Ali Pascha]]s rückten zur Eroberung Syriens und [[Südostanatolien]]s<ref name=":56">{{Literatur |Autor=[[Arnold Hottinger]] |Titel=Die Länder des Islam – Geschichte, Traditionen und der Einbruch der Moderne |Auflage=2. |Verlag=Verlag Neue Zürcher Zeitung |Ort=Zürich |Datum=2008 |ISBN=978-3-03823-478-4 |Seiten=306–310 |Kommentar=dort insbesondere nach [[David S. Landes]]: ''Bankers and Pashas – International Finance and Economic Imperialism in Egypt'', Heinemann, London 1958}}</ref> 1831 auch in Jaffa ein, das nach dem [[Bauernaufstand gegen die Mamluken in Palästina 1834|Bauernaufstand 1834]]<ref name=":320" /><ref name=":324" /><ref>{{Literatur |Autor=Roger Heacock |Titel=Révolte encore, révolte toujours |Sammelwerk=Ce que la Palestine apporte au monde |Reihe=Araborama |BandReihe=3 |Verlag=[[Institut du monde arabe]]/Édition du Seuil |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-02-149116-6 |Seiten=23–30, hier S. 25}}</ref> und 1839<ref name=":242" /><ref name=":46" /> der europäischen Intervention, 1841<ref name=":324" /> wieder von Osmanen regiert wurde, die in der Zeit [[Muhammad Abou Nabbut Agha|Nabbut Aghas]]<ref name=":387">{{Literatur |Autor=Salim Tamari |Hrsg=[[Elias Sanbar]] |Titel=Jérusalem, Jaffa, Bi’r al-Sab’ – Plans d’urbanisme et espace public dans la Palestine ottomane |TitelErg=Avec Nazim Al-Jubeh, Emma Aubin-Boltanski et Jean-Michel de Tarragon |Sammelwerk=Jérusalem et la Palestine – Le fonds photographique de l’École biblique de Jérusalem |Verlag=Éditions Hazan (avec le soutien du Consulat Général de France à Jérusalem) |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-7541-0615-3 |Seiten=49–89, hier S. 53–57}}</ref> (1810–1820) einen [[Sabil]], den [[Sabil Abu Nabbut]],<ref name=":275" /><ref name=":319" /> gebaut hatten. Muhammad Ali erhielt die osmanische Anerkennung seiner Dynastie über Ägypten<ref name=":242">{{Literatur |Autor=[[Bernhard Maier (Religionswissenschaftler)|Bernhard Maier]] |Titel=Die Bekehrung der Welt – Die Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-406-77443-0 |Seiten=223, 234, 236 ff., 241–244}}</ref> und den Sudan.<ref name=":56" /> Das kleine Jaffa unterstand nun dem [[Mutesarriflik Jerusalem|Sandschak von Jerusalem]], an dessen nördlicher Grenze es lag.<ref name=":41" /><ref name=":76" /><ref name=":150" /> Dieser war noch Teil der Provinz Damaskus.<ref name=":81">{{Literatur |Autor=Douglas A. Howard |Titel=Das Osmanische Reich 1300–1924 |Verlag=Theiss Verlag (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt) |Ort=Darmstadt |Datum=2018 |ISBN=978-3-8062-3703-0 |Seiten=275—278 |Kommentar=Originalausgabe bei Cambridge University Press, 2017; übersetzt von Jörg Fündling, Michael Reinhard Heß}}</ref> Ab 1872<ref name=":229" /> Istanbul direkt unterstellt, wurde er vom [[Vilâyet]] von Beirut unabhängig.<ref name=":150" /> Ab 1839 brachte die [[Tanzimat]]-ı Hayriye<ref>{{Literatur |Autor=Michael Turner, in |Hrsg=Sandra Piesik |Titel=Habiter la planète – Atlas mondial de l’architecture traditionnelle et vernaculaire |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=978-2-08-141183-8 |Seiten=244–249 |Kommentar=Originalausgabe: ''Habitat: Vernacular Architecture for a Changing Planet''. Thames & Hudson, London 2017; übersetzt von Frédérique Popet et al.}}</ref><ref name=":111">{{Literatur |Autor=Olivier Bouquet, Philippe Pétriat, Pierre Vermeren |Titel=Histoire du Moyen-Orient de l’Empire Ottoman à nos jours – Au-delà de la question d’orient |Sammelwerk=Collection Libres cours |Verlag=Commission de la recherche de l’université Paris 1 Panthéon-Sorbonne/Publications de la Sorbonne |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-85944-970-4 |Seiten=64 f., 217, 273}}</ref><ref name=":242" /> genannte „Heilsame Neuordnung“<ref name=":242" /> der Wirtschafts- und Rechtsordnung<ref name=":197">{{Literatur |Autor=[[Klaus Kreiser]], [[Christoph K. Neumann]] |Hrsg=Klaus Kreiser |Titel=Geschichte des Osmanischen Reichs und der modernen Türkei (Kapitel: Das kurze 18. Jahrhundert (1703–1768); Unterkapitel: Die osmanische Wirtschaft; sowie Kapitel: Das letzte osmanische Jahrhundert (1868–1920); Unterkapitel: Die Jahrzehnte der Tanzîmât (1839–1876); Abdülhamîd II. – ein aufgeklärter Despot? (1876–1908); Die Epoche der »Zweiten Konstitution«) |Sammelwerk=Universal-Bibliothek |Nummer=14028 |Auflage=3. |Verlag=Reclam Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=2020 |ISBN=978-3-15-014028-4 |Seiten=280, 335, 346, 358}}</ref> einen Entwicklungsschub. 1842 wurde Papiergeld eingeführt, 1844 gab es eine Volkszählung.<ref name=":111" /> [[Ibrahim Pascha]] hatte Bauern vertreiben<ref name=":364" /> um mit [[Gefolge]] vom [[Nil]] die nahen ''Saknet''-Dörfer<ref name=":319" /><ref name=":364" /> zu bauen. Diese [[Fellache]]n<ref name=":46" /> blieben unter sich.<ref name=":364">{{Literatur |Autor=Arieh L. Avneri |Titel=The Claim of Dispossession – Jewish Land-settlement and the Arabs, 1878–1948 |Verlag=Transaction Books |Ort=New Brunswick (New Jersey)/London |Datum=1984 |ISBN=0-87855-964-7 |Seiten=14, 74 f. |Kommentar=Ersterscheinung bei Yad Tabenkin Institute, Efal 1980 (heute in Ramat Gan); übersetzt durch die Kfar-Blum Translation Group; die ägyptischen Dörfer um Jaffa waren laut Avneri: Fejja, Jaljuliya, Ummlebis, Sumeil, Sheikh-Muwanis und Salame}}</ref> Andernorts kamen [[Tscherkessen]] und [[Bosniaken]].<ref name=":31" /><ref name=":381">{{Literatur |Autor=Frédéric Encel, François Thual |Titel=Géopolitique d’Israël |Sammelwerk=Collection Points Essais |Nummer=554 |Auflage=3. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-7578-2292-0 |Seiten=212, 214, 310, 386}}</ref> 1857<ref name=":170" /> wurde der [[Sklaverei im Islam|Sklavenhandel]]<ref name=":111" /> per [[Ferman]] verboten, de facto ging er vermutlich bis 1910 weiter.<ref name=":170" /> Der über [[Dschidda]]–[[Tabuk (Stadt)|Tabuk]]–[[Amman]]<ref name=":170">{{Literatur |Autor=Murray Gordon |Hrsg=Jean-Claude Zylberstein |Titel=L’Esclavage dans le monde arabe – VII<sup>e</sup>–XX<sup>e</sup> siècle |Sammelwerk=Collection Texto |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2009 |ISBN=978-2-84734-633-6 |Seiten=169 f., 269 (annexe) |Kommentar=Originalausgabe: ''Slavery in the Arab World'', New Amsterdam Books, 1998; übersetzt von Colette Vlérick}}</ref> oder auf See via [[Kyrenaika]] verlaufende Sklavenhandel aber auch die [[Haddsch]]<ref>{{Literatur |Autor=Matthew Teller |Titel=Nine Quarters of Jerusalem – A New Biography of the Old City |Auflage=2. |Verlag=Profile Books |Ort=London |Datum=2023 |ISBN=978-1-78816-919-6 |Seiten=176}}</ref> brachten [[Schwarze]] nach Jaffa.<ref name=":160" /> Ibrahim schaffte Pilgersteuern für Nichtmuslime ab und führte Kopfsteuern auch für Muslime ein.<ref name=":133">{{Literatur |Autor=[[Joseph Croitoru]] |Titel=Al-Aqsa oder Tempelberg – Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-406-76585-8 |Seiten=47, 67, 89 ff., 266}}</ref> Die ''Bedel-i askeriye'',<ref name=":224" /> eine Militärbefreiungssteuer für Christen und Juden, vor dem [[Pariser Frieden (1856)|Pariser Frieden]] und mit Ende des [[Millet-System]]s rechtlich gleichgestellt,<ref name=":242" /> ersetzte 1856 die [[Dschizya]]. Ab 1850 wurde [[Impfung|geimpft]].<ref name=":345" /> 1856 bis 1882 stieg Jaffas Umschlag von 44.845 [[Tonne (Einheit)|t]] auf 305.853 t<ref name=":190" /> (336.000 [[Pfund Sterling|£]] um 1881<ref name=":284">{{Literatur |Autor=James L. Gelvin |Titel=The Israel-Palestine Conflict – One Hundred Years of War |Auflage=2. |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge/New York |Datum=2010 |ISBN=978-0-521-71652-9 |Seiten=25, 31 f., 56 f., 60–63, 69, 103, 106 f., 140, 159, 168 f.}}</ref>).
 
1840 gab es 4750 Einwohner.<ref name=":262" /><ref name=":276" /> Trotz rabbinischem [[Bann (Bibel)|Herem]] gegen die Wohnsitznahme in Jaffa, lebten etwa 200 meist maghrebinische Juden im Ort, ab 1841 mit Rabbi Jehudah Halevy.<ref name=":44" /><ref name=":319" /> Seit den 1820er<ref name=":68" /> Jahren förderte Istanbul ihre Ansiedlung in Erwartung guter Steuererträge.<ref name=":35">{{Literatur |Hrsg=James Hughes, Monika Unger, Ursula Blombach-Schäfer, Annabel Else, Julia Gorton, Alfred LeMaitre, Hans-Georg Michel, Reela Veit |Titel=Das Länderlexikon |Verlag=Bertelsmann Lexikon Verlag |Ort=München |Datum=1998 |ISBN=3-577-10474-0 |Seiten=916 |Kommentar=Originalausgabe: ''Unsere Welt heute'' in 10 Bänden, erstmals erschienen bei Mitchell Beazley Ltd., London}}</ref> Juden und Christen bezahlten oft erhebliche Steuern<ref name=":176" /> und Tributsummen<ref name=":199" /> für Schutzrechte,<ref name=":66">{{Literatur |Autor=[[Bat Yeʾor]] |Titel=Juifs et Chrétiens sous l’Islam face au danger intégriste |Sammelwerk=Collection Pensée Politique et Sciences Sociales |Verlag=Berg International Éditeurs |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-911289-70-6 |Seiten=83 |Kommentar=das ''Islam-Lexikon'' von [[Adel Theodor Khoury]], [[Ludwig Hagemann (Theologe)|Ludwig Hagemann]] und [[Peter Heine (Islamwissenschaftler)|Peter Heine]] macht unter dem Stichwort ''Abgabe''; ''Abgabe der Schutzbürger'' (S. 25–32) keine näheren Angaben zu solcher, über die ''Djizya'' hinausgehender, Besteuerung, nennt jedoch regionale Abweichungen, wie zusätzlich erhobene kumulative Besteuerung. Weiter gilt als bekannt, dass die Besteuerung der ''Dhimmi'' regional, so etwa im Jemen, erheblich war}}</ref><ref name=":110" /> wozu für die Juden das Beten am [[Westmauer|Kotel]]<ref name=":66" /><ref name=":133" /> oder der beschwerliche Bau der Jerusalemer [[Hurva-Synagoge]]<ref name=":199">{{Literatur |Autor=[[Franco Cardini]] |Titel=Europa und der Islam – Geschichte eines Missverständnisses |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1589 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2004 |ISBN=3-406-51096-5 |Seiten=73, 84–88, 91, 241, 259, 265 |Kommentar=Originalausgabe: ''Europa e Islam. Storia di un Malinteso'', Editori Laterza, Roma-Bari 1999; übersetzt von Rita Seuß}}</ref> gehörten. Da der Posten eines [[Steuerpacht|Steuerpächters]] (''mültezim''<ref name=":81" /><ref name=":108">{{Literatur |Autor=Leyla Dakhli, Azadeh Kian, Angelos Dalachanis, Emma Aubin-Boltanski, [[Vincent Lemire]], [[Edhem Eldem]], Noémi Lévy-Aksu, Philippe Bourmaud, Elena Chiti, Mehdi Sakatni, Philippe Pétriat, Emmanuel Szurek, Matthieu Rey |Hrsg=L. Dakhli |Titel=Le Moyen-Orient (Fin XIX<sup>e</sup>–XX<sup>e</sup> siècle) |Sammelwerk=Points histoire |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-7578-6197-4 |Seiten=179 f., 237, 263 |Kommentar=zur Ungleichbehandlung in der Rechtspflege wird zitiert: Mimi Ajzenstadt: ''Crime, social control, and the process of social classification. Juvenile delinquacy/justice discourse in Israel, 1948–1970''. In: ''Social Problems'', Band 49, Nr. 4, November 2002, S. 585–604}}</ref><ref name=":147" />) der [[Hohe Pforte|Hohen Pforte]] ersteigert<ref name=":147" /> wurde, versuchten Notabeln (''a'yân''<ref name=":224" /><ref name=":370" />) möglichst viel einzunehmen,<ref name=":276" /> um vom [[Ämterkauf]] zu profitieren. Nun drängten nach dem [[Krimkrieg]] christliche Untertanen des [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreichs]] ins Land und versuchten, [[Zweites Kaiserreich|Frankreich]], in Jaffa mit den [[Messageries Maritimes]]<ref name=":161" /><ref name=":363">{{Literatur |Autor=Frédérique Schillo |Hrsg=Dominique Trimbur, Ran Aaronsohn |Titel=Les commerçants français en Palestine pendant la période ottomane (1842–1914) |Sammelwerk=De Bonaparte à Balfour – La France, l’Europe occidentale et la Palestine 1799–1917 |Reihe=CRFJ Mélanges |HrsgReihe=[[Dominique Bourel]] |Verlag=Centre de recherche français à Jérusalem/CNRS Éditions |Ort=Paris |Datum=2001 |ISBN=2-271-05903-8 |Seiten=133–159, hier S. 140 f., 144, 146, 150, 154, 156 f., 159 |Kommentar=Das protestantische Missionarsehepaar Henri (* 1823) und Caroline Baldensperger, geborene Marx, stammte aus Suntahausen und [[Baldenheim]]. Ihre Söhne Philippe (* 1856) und Émile (* 1858) bauten eine mobile Honigproduktion in [[Arṭās]] und in den Gärten um Jaffa auf. Sie stellten jährlich 20.000 kg Honig her, den sie in Dosen zu 1,2 Franc/kg fast ausschließlich nach England exportierten. Philippe heiratete Débora Suzanne Struve (* 1862), ihre drei Töchter wurden 1885, 1886 und 1891 in Jaffa geboren. Sein Bruder Émile betrieb das Geschäft von Jerusalem und Arṭās.}}</ref> oder [[Agence France-Presse|AFP]]<ref>{{Findagrave|220581655|Lucien Franc|Abruf=2021-11-07}}</ref><ref name=":62" /> präsent, den Rang als [[Schutzmacht]]<ref>{{Literatur |Autor=Bernard Bajolet |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Mémoires d’Orient – Le soleil ne se lève plus à l’est |Sammelwerk=Collection tempus |Nummer=819 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-262-08058-7 |Seiten=59 f.}}</ref> der [[Arabische Christen|arabischen Christen]] abzulaufen.<ref name=":41" /><ref name=":199" /> Die griechisch-orthodoxe Bevölkerung Jaffas wuchs auf 2900 um 1904.<ref name=":161" /> Russland erhob diese Ansprüche seit 1774.<ref name=":76" /><ref name=":160" /><ref name=":190" /> Auch bei Jaffa ließ sich die [[Kaiserliche Orthodoxe Palästina-Gesellschaft|Kaiserlich Orthodoxe Palästina-Gesellschaft]]<ref name=":96" /> nieder und betreute bis 1914 um 11.000 Schüler an über 100 Schulen<ref name=":161" /> und jährlich 14.000 vom Zar subventionierte Pilger.<ref name=":96" /> Hinzu kamen privilegierte<ref name=":276" /> Ausländer und einheimische Christen unter dem [[konsul]]arischen Schutz<ref name=":76" /><ref name=":161" /> verschiedener Staaten. [[Laurence Oliphant]] schrieb über die unberücksichtigten<ref name=":276" /> Muslime: „Überall in der Türkei [<nowiki />[[sic]]] gehören die Muslime zu derjenigen Gruppe der Bevölkerung, die wirklich hart dran genommen wird.“<ref name=":265" /> Jaffa, die „Mutter der Fremden“,<ref name=":266" /><ref name=":387" /> wurde Anlaufpunkt westlicher Glückssucher mit [[Kapitalismus|kapitalistischen]] Interessen und es entstand eine [[Mittelschicht]].<ref name=":96" /> Von 1860 bzw. 1873 bis 1881 versechsfachten sich Jaffas [[Jaffa-Orange|Orangen]]- und verdoppelten<ref name=":150" /> sich Jaffas Getreideexporte nach England. Indes wurde die elsässische Missionarsfamilie Baldensperger<ref name=":363" /> in Jaffa mit Honig reich. [[Hubert Édouard Portalis|Édouard Portalis]] stieg mit Öl und Orangen zum schwerreichen Grundbesitzer auf.<ref name=":363" /> Ab Jaffa reisten [[Shadar]],<ref name=":140" /> von der mittellosen [[Kehillah]] entsandte [[Schnorrer]], in der Hoffnung auf dringend benötigte Finanzhilfe zu Juden in Europa und Afrika. Dies war die [[Halukka]].<ref name=":176">{{Literatur |Autor=[[Georges Bensoussan (Historiker)|Georges Bensoussan]] |Hrsg=Denis Maraval |Titel=Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975 |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=979-10-210-5090-7 |Seiten=50–53, 227–230, 269, 271 f., 331, 480 f., 490–494, 496, 922}}</ref><ref name=":186" /><ref name=":366" /> 1855<ref name=":319" /><ref name=":358" /> und 1857<ref name=":319" /> kam [[Moses Montefiore]] mit Hilfe. Islamische Wohltätigkeit regelten [[Waqf]]-Stiftungen<ref name=":224" /> und die [[Zakāt]], die dritte der [[Fünf Säulen des Islam]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Yahya Sergio Yahe Pallavicini|Yahya Pallavicini]], introduzione di Mulayka Enriello Croce, conclusioni di IlhamAllah Chiara Ferrero |Titel=I cinque pilastri. Fondamenti del culto musulmano |Sammelwerk=Islam: saperne di più |Band=6 |Verlag=Edizioni Paoline/Centro Federico Peirone |Ort=Roma |Datum=2019 |ISBN=978-88-315-5067-3 |Seiten=68–76}}</ref>
 
[[Datei:Gustav Bauernfeind - Market in Jaffa, 1887.jpg|mini|Eine Darstellung des deutschen Orientmalers [[Gustav Bauernfeind]]: ''Markt in Jaffa'', 1887, Öl auf Leinwand, 82 × 109 cm, Privatsammlung<ref>{{Literatur |Autor=Mathias Ary Jan |Titel=Rêver l’Orient |Verlag=Norma Éditions |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-37666-061-3 |Seiten=40 f.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Attilio Brilli |Titel=Il grande racconto del favoloso Oriente |Verlag=Società editrice il Mulino |Ort=Bologna |Datum=2020 |ISBN=978-88-15-29065-6 |Seiten=150}}</ref> ]]
[[Datei:Jaffa Port. matpc.04696.jpg|mini|Hafen von Jaffa um 1920: Reisende warten auf Stegen darauf, sich zu ihren 800–1500<ref name=":360" /> m entfernt liegenden Schiffen [[ausbooten]] zu lassen.<ref name=":301">{{Literatur |Autor=Marc Hillel |Titel=La maison du juif – L’histoire extraordinaire de Tel-Aviv |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=1995 |ISBN=2-262-01132-X |Fundstelle=nicht paginierter Bildteil ab S. 128}}</ref> ]]
 
Dampfschiffe aus [[Marseille]] und [[Triest]]<ref name=":46" /> verkehrten ab den 1860er Jahren nach Fahrplan. Pilger, Touristen<ref name=":96" /> und ab 1865 der [[Palestine Exploration Fund|PEF]]<ref name=":276" /><ref name=":303" /> erkundeten das Land. Ab 1867<ref name=":111" /><ref name=":140" /><ref name=":197" /> garantierte das Gesetz das Grundeigentum von Ausländern. 1868–1869<ref name=":224" /><ref name=":276" /> bauten zwangsverpflichtete<ref name=":359" /> Bauern die Straße nach Jerusalem, die ab 1879<ref name=":224" /> winterfest war. Der Stadtrat ''Majlis al-baladiyya''<ref>{{Literatur |Autor=[[Vincent Lemire]] |Hrsg=Leyla Dakhli |Titel=Urbanités, municipalités, citadinités |Sammelwerk=Le Moyen-Orient – Fin XIX<sup>e</sup>–XX<sup>e</sup> siècle |Reihe=Points Histoire |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-7578-6197-4 |Kapitel=3 |Seiten=115–134, hier S. 130 |Kommentar=dort zitiert nach: Mahmoud Yazbak: ''The municipality of a Muslim town : Nablus 1868–1914''. In: ''Archiv Orientalni : Journal of African and Asian Studies'', n° 67, 1999, S. 339–360}}</ref> erhielt 1872<ref name=":284" /> Autonomie. Filialen der [[Ottomanische Bank|Ottomanischen Bank]]<ref name=":161" /> und 1875 der Istanbuler Bankiersfamilie Valero<ref name=":140" /> gingen auf. 1865 kam der [[Telegrafie|Telegraf.]]<ref name=":150" /><ref name=":359" /> Die [[Österreich-Ungarn|K.‐u.-k.-Post]]<ref name=":359" /> und Tramlinien<ref name=":161" /> eröffneten. 1884 folgte [[Plato von Ustinow]]s ''Hôtel du Parc''.<ref name=":68" /> 1879–1888 wurde die Stadtmauer entfernt.<ref name=":319" /><ref name=":387" /> Die [[Barkai-Loge|Barkai-Freimaurerloge]] erfreute sich bei Juden und Arabern großer Beliebtheit.<ref name=":161" /><ref name=":187" /> Während sich zuvor meist britische Erben [[in spe]] auf ihrer [[Grand Tour]]<ref name=":96" /> in Jaffa einstellten, folgten nun 4200<ref name=":276" /> Kunden von [[Thomas Cook]].<ref name=":96" /><ref name=":46" /><ref name=":276" /> Am 31. März 1890 begann eine französische Société mit dem Bau der [[Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem|Jaffa–Jerusalem-Bahn]], sie ging am 26. September 1892 in Betrieb.<ref name=":5" /> Die [[Schwestern des hl. Joseph von der Erscheinung|Sœurs de Saint-Joseph]],<ref name=":224" /> [[Orden der Rosenkranzschwestern|Sœurs du Rosaire]]<ref>{{Literatur |Autor=Yves Teyssier d’Orfeuil |Titel=Bethléem, 2000 ans d’Histoire |Verlag=Éditions Desclée de Brouwer |Ort=Paris |Datum=1999 |ISBN=2-220-04641-9 |Seiten=149 f.}}</ref> und [[Miss Arnott's School]] kamen hinzu. Bis 1923 entstanden laut [[Shmuel Tolkowsky|Samuel Tolkowsky]] auf dem Land von Schaich [[Ibrahim al-Ajami]] rund 950 Häuser.<ref name=":319" /> Palästina und Jaffa waren im [[Langes 19. Jahrhundert|Langen 19. Jahrhundert]]<ref name=":284" /> fest im Weltmarkt integriert.<ref name=":303" />
 
Elite und Mittelschicht unterlagen der [[Verwestlichung]],<ref name=":30">{{Literatur |Autor=Imad Mustafa |Titel=Der Politische Islam – Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah |Verlag=Promedia Verlag |Ort=Wien |Datum=2013 |ISBN=978-3-85371-360-0 |Seiten=17 ff.}}</ref><ref name=":224" /> worauf italienische Architekten,<ref name=":266" /> französische, britische, skandinavische<ref>{{Literatur |Autor=Inger Marie Okkenhaug |Hrsg=Karène Sanchez Summerer and Sary Zananiri |Titel=Swedish Imaginings, Investments and Local Photography in Jerusalem, 1925–1939 |Sammelwerk=Imaging and Imagining Palestine – Photography, Modernity and the Biblical Lens, 1918–1948 |Reihe=Open Jerusalem |BandReihe=3 |Verlag=Brill |Ort=Leiden (Netherlands) and Boston |Datum=2021 |ISBN=978-90-04-43793-7 |Seiten=66–96 |Kommentar=zur schwedischen Missionstätigkeit in Palästina siehe insbesondere: Gustaf Björck: ''Sverige i Jerusalem och Betlehem : Svenska Jerusalemsföreningen 1900–1948'', Uppsala 2000}}</ref> und US-amerikanische Kliniken,<ref name=":56" /> [[Missionsschule]]n<ref name=":30" /><ref name=":56" /><ref name=":174" /> und Universitäten<ref name=":56" /> Einfluss hatten. So betrieben die [[United Free Church of Scotland]] und die [[Church of Scotland]] in Ajami die [[Tabeetha School]].<ref name=":267">{{Literatur |Autor=Michael Marten |Hrsg=Inger Marie Okkenhaug and Karène Sanchez Summerer |Titel=Scottish Presbyterian Churches and Humanitarianism in the Interwar Middle East |Sammelwerk=Christian Missions and Humanitarianism in the Middle East, 1850–1950 – Ideologies, Rhetoric, and Practices |Reihe=Leiden Studies in Islam & Society |NummerReihe=11 |Verlag=Brill |Ort=Leiden (Netherlands) and Boston |Datum=2020 |ISBN=978-90-04-39466-7 |Seiten=209–230, hier S. 210 f. |Kommentar=über die Schule in Jaffa siehe: Isobel Goodwin: ''May You Live to Be 120! The Story of Tabeetha School, Jaffa'', Saint Andrew Press, Edinburgh 2000}}</ref><ref name=":317" /> Ihr Missionserfolg beschränkte sich auf Christen.<ref name=":267" /> Institutionen in den Metropolen [[Beirut]],<ref name=":122">{{Literatur |Autor=Justin Marozzi |Titel=Islamische Imperien – Die Geschichte einer Zivilisation in fünfzehn Städten |Verlag=Suhrkamp Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-458-17869-9 |Seiten=409 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Islamic Empires – Fifteen Cities that Define a Civilization'', Penguin Books, London 2020; übersetzt von Ulrike Bischoff}}</ref> [[Damaskus]] und [[Kairo]] lockten die wohlhabendsten Jaffaer Familien häufig fast das ganze Jahr zu sich.<ref name=":127" /> Die gesamtarabische Vergnügungsmetropole<ref name=":156" /> Beirut – wo 63<ref>{{Literatur |Autor=Nagi Gergi Zeïdan |Titel=Juifs du Liban – d’Abraham à nos jours, histoire d’une communauté disparue |Verlag=VA Éditions |Ort=Versailles |Datum=2020 |ISBN=978-2-36093-101-9 |Seiten=21 f., 245–269 |Kommentar=Insgesamt kamen von 1891 bis am 16. Januar 1948 [Ausweisung nichtarabischer Juden auf dem britischen Schiff ''Marathon'' nach Zypern], bzw. bis 1952 [Ende des französischen Mandats], an den Beiruter Universitäten von den 647 jüdischen Studenten 204 ab 1901 aus Palästina. Die Zahl könnte höher sein, da von 73 jüdischen Studenten der Herkunftsort unbekannt ist. Die Studenten kamen aus: [[Afula]]: 2, Haifa: 27, [[Herzlia]]: 1, Jaffa: 24, Jerusalem: 24, Petach Tikwa: 7, [[Rischon LeZion]]: 7, [[Safed]]: 6, Tel Aviv 63, [[Tiberias]]: 1, [[Zichron Jaʿakov]]: 3 und 8 aus dem restlichen Palästina (darunter [[Rosch Pina]]); siehe S. 21 f., ebd.}}</ref> Tel Avivis studierten – hatte 1890 seinen Universitäten und Institutionen einiges mehr zu bieten<ref>{{Literatur |Autor=Jessica Lee |Hrsg=Stephanie Rebello |Titel=Beirut |Sammelwerk=Focus Middle East |Auflage=2. |Verlag=Footprint Handbooks |Ort=Bath |Datum=2014 |ISBN=978-1-909268-91-3 |Seiten=29}}</ref> als Jaffa mit Kamelausritten<ref name=":273" /> zu [[Fest des Fastenbrechens|Eid al-Fitr]] und zum 10 km südlichen [[Nabi Reuven]],<ref name=":365" /><ref name=":387" /> Ausflügen auf ersten Automobilen<ref name=":273" /> und, immerhin, später dem [[Alhambra (Jaffa)|Alhambra]].<ref name=":274">{{Internetquelle |autor=Nathalie Handal |url=https://www.guernicamag.com/my-east-in-venice/ |titel=My East in Venice – Piecing together a fragmented Palestinian family |werk=Guernica |hrsg=Guernica Inc., New York City |datum=2017-04-17 |abruf=2022-08-29}}</ref> Das Studium führte Söhne der Oberschicht nach Europa.<ref name=":160" /><ref name=":56" /> Doch vermochte Jaffas Handelskommitee in der [[Bosnische Annexionskrise|Bosnischen Annexionskrise]] [[Österreich-Ungarn]] die Stirn zu bieten, als es am 12. Oktober 1908 den Hafen für Frachter aus Triest blockierte, was 1908 ein Exportvolumen von 12,5 Millionen Francs tangierte.<ref name=":161">{{Literatur |Autor=Michelle U. Campos |Titel=Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine |Verlag=Stanford University Press |Ort=Stanford (California) |Datum=2011 |ISBN=978-0-8047-7068-2 |Seiten=28 f., 62 f., 70, 77, 79, 100 ff., 138, 141, 149, 182–196 (189, 190), 199, 201/231, 203 f., 266, 304, 306 |Kommentar=die Angabe zur Zahl der griechisch-orthodoxen Bevölkerung Jaffas wird zitiert nach Uziel Oskar Schmelz: ''Population Characteristics of Jerusalem and Hebron Regions According to Ottoman Census of 1905''. In: Gad G. Gilbar (Hrsg.): ''Ottoman Palestine in the 19th Century'', 15–68, Brill, Leiden 1990, siehe S. 53, Fußnote 104, S. 266 und ''Bibliography'', S. 330; die Gesamtzahl der griechisch-orthodoxen Bevölkerung Palästinas wird mit 49.596 angegeben; die Aussage von Mendel Kremer erschien am 31. Juli 1908 in ''Ha-Hashkafa'' (dt. ''Die Beobachtung''), siehe S. 77, Fußnote 79, S. 271}}</ref> Als erstes musste dies eine Mannschaft des [[Österreichischer Lloyd|Österreichischen Lloyd]] am folgenden Tag erfahren, als die Ruderer der Frachtlöschung einfach an Land blieben.<ref name=":161" /><ref name=":279" />
 
[[Datei:Issa al-Issa holding his son Raja in his house in Jaffa, NINO F Scholten Porte Entree 101-150 11.tiff|mini|Der Zeitungsherausgeber Issa al-Issa mit seinem Sohn Raja, Aufnahme von [[Frank Scholten]] von 1921 bis 1923]]
[[Datei:Jaffa Municipal Buildings.jpg|mini|Das Stadthaus von Jaffa, Abbildung in ''[[The War Illustrated]]'' im Januar 1918]]
 
Die Familie al-Taji al-Faruqi aus Jaffa verfügte Ende des 19. Jahrhunderts über Grundbesitz von 50.000 [[Dunam]].<ref name=":41">{{Literatur |Autor=Nadine Picaudou |Titel=Les Palestiniens – Un siècle d’histoire: Le drame inachevé |Nummer=D/1638/2003/12 |Auflage=2. |Verlag=Éditions Complexe |Ort=Paris |Datum=2003 |ISBN=2-87027-962-0 |Seiten=17, 19}}</ref><ref name=":329" /> Der Landbesitz reicher Familien war durch osmanische Gesetze ab 1858<ref name=":76" /><ref name=":111" /><ref name=":150" /> [[Arrondierung|arrondiert]] worden, da Bauern, um Steuern und dem Einzug der Kinder<ref name=":205" /> ins Militär<ref name=":127" /> zu entgehen, unwissentlich auf kollektiven und [[Gewohnheitsrecht|gewohnheitsrechtlichen]] Landbesitz verzichtet hatten.<ref name=":127" /><ref name=":205" /><ref name=":276" /> Manche der oft auch verschuldeten<ref name=":56" /> ''[[Efendi]]'' verkauften nun, ohne zu zögern,<ref name=":284" /> leicht erlangtes und bereits verpachtetes Land an [[Jüdischer Nationalfonds|KKL]] und [[Jewish Colonisation Association|JCA]].<ref name=":36" /><ref name=":111" /> Rund 20.000<ref name=":284" /> [[landlose]]<ref name=":292">{{Literatur |Autor=[[Marshall G. S. Hodgson]] |Titel=The Gunpowder Empires and Modern Times |Sammelwerk=The Venture of Islam – Conscience and History in a World Civilization |Band=3 |Auflage=2. |Verlag=University of Chicago Press |Ort=Chicago |Datum=1977 |ISBN=0-226-34685-4 |Kapitel=The test case: Zionism |Seiten=297–302}}</ref> Familien waren bis 1931<ref name=":284" /> zu [[Urbanisierung|Landflucht]]<ref name=":30" /><ref name=":111" /> und Lohnarbeit in Städtnähe gezwungen,<ref name=":113" /><ref name=":292" /> die ihnen von den zunehmend<ref name=":205" /><ref name=":225" /> sozialistischen Zionisten der 2. Alija<ref name=":150" /> (1904–1914) vorenthalten wurde,<ref name=":113" /><ref name=":205" /> die keine „Ausbeutung“<ref name=":35" /><ref name=":225" /> arabischer Lohnarbeiter betreiben, sondern eine rein jüdische Wirtschaft aufbauten wollten.<ref name=":36" /> Die sich selbst<ref name=":284" /> als [[Kolonisation|Kolonisten]] bezeichnenden ''Pioniere''<ref name=":284" /><ref name=":320" /><ref name=":321">{{Literatur |Autor=[[Zeev Sternhell]] |Titel=Aux origines d’Israël – Entre nationalisme et socialisme |Reihe=Collection L’espace du politique |HrsgReihe=Pierre Birnbaum |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=1996 |ISBN=2-213-59538-0 |Seiten=134–137, 336 ff., 342 f. |Kommentar=übersetzt von Georges Bensimhon}}</ref> folgten [[Aharon David Gordon|Gordons]]<ref name=":320" /> Lehre von der „hebräischen Arbeit“ (''ʿavoda ʿivrit''<ref name=":46" /><ref name=":96" /><ref name=":150" />), die auch ''Eroberung der Arbeit''<ref name=":113" /><ref name=":140" /><ref name=":150" /> (''kibbusch haʿavoda''<ref name=":348">{{Literatur |Autor=Lorenzo Kamel |Titel=Terra contesa – Israele, Palestina e il peso della storia |Sammelwerk=Collana Frecce |Nummer=345 |Verlag=Carocci editore |Ort=Roma |Datum=2022 |ISBN=978-88-290-1450-7 |Seiten=185, 192, 308}}</ref><ref name=":288" />) genannt wurde. Die Juden sollten eine ''normale''<ref name=":150" /><ref name=":58" /><ref name=":225" /> gesellschaftliche Struktur aus „Bauern und Arbeitern“<ref name=":58">{{Literatur |Autor=Willy Guggenheim (Autor), [[Fred Mayer (Fotograf)|Fred Mayer]] (Fotograf) |Titel=Das Heilige Land |Verlag=Silva Verlag |Ort=Zürich |Datum=1979 |Seiten=96 f., 104, 116}}</ref><ref name=":225" /> erhalten und deren Masseneinwanderung<ref name=":134" /><ref name=":146">{{Literatur |Autor=Neil Caplan |Titel=The Israel-Palestine Conflict – Contested Histories |Sammelwerk=Contesting the Past |Verlag=Wiley-Blackwell (John Wiley & Sons) |Ort=Hoboken (New Jersey) |Datum=2010 |ISBN=978-1-4051-7539-5 |Seiten=8, 24 f., 42 f., 44, 51, 62, 68, 70 ff., 73, 81 f., 88, 105, 107 f., 111 f., 119 f., 121, 141, 145, 148, 160, 187 f., 232 f., 233–241, 262}}</ref> vorbereiten. Der andere Teil derselben Gesellschaftsauffassung war die „jüdische Selbstverteidigung“.<ref name=":58" /> Aus beidem erwuchs der Vorwurf, der [[Zionismus]] sei ein [[Imperialismus|imperialistischer]] Komplott<ref name=":35" /><ref name=":146" /><ref name=":350">{{Literatur |Autor=[[Amira Hass]] |Titel=Gaza – Tage und Nächte in einem besetzten Land |TitelErg=Epilog für die deutsche Ausgabe |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2003 |ISBN=3-406-50203-2 |Seiten=384, 386 |Kommentar=Originalausgabe: ''Lishtot mehayam shel 'Aaza'', Hasifriya Hahadasha (Verlag), Tel Aviv 1996; die Übersetzung von Sigrid Langhaeuser basiert auf der englischen Ausgabe: ''Drinking the Sea at Gaza. Days and Nights in a Land Under Siege'', Owl Books, New York 2000}}</ref> und die Juden würden [[Segregation (Soziologie)|Segregation]]<ref name=":46" /><ref name=":35" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Peter Ustinov]], im Gespräch mit [[Harald Wieser]] und [[Jürgen Ritte]] |Titel=Achtung! Vorurteile |Nummer=23928 |Verlag=Rowohlt Taschenbuch Verlag |Ort=Reinbek |Datum=2005 |ISBN=3-499-23928-0 |Seiten=94 f.}}</ref> zu Lasten der arabischen Bevölkerung betreiben.
 
[[Datei:Street vendor selling Falastin newspaper in Jaffa, Palestine 1921.jpg|mini|Junge Zeitungsverkäuferin<ref>{{Literatur |Autor=Emanuel Beška |Hrsg=Sabri Giroud |Titel=Youssef al-Issa: Un pionnier du journalisme en Palestine |Sammelwerk=La Palestine en 50 portraits – De la préhistoire à nos jours |Verlag=Éditions Riveneuve |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-36013-674-2 |Seiten=171–179, hier S. 179}}</ref> der ''Filastin'' (فلسطين) in Jaffa 1921, Aufnahme von Frank Scholten]]
 
''Hamula''-Dorfgemeinschaften lösten sich auf und suchten Halt an islamischen Wertvorstellungen.<ref name=":370" /> Aus der unteren Mittelschicht war die „arabische [[Renaissance-Humanismus|Renaissance]]“,<ref name=":159">{{Literatur |Autor=Salah El Gharbi |Titel=La « cause palestinienne », cette malédiction arabe |Sammelwerk=Collection Points de vue |Verlag=Éditions L’Harmattan |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-343-14672-0 |Seiten=14, 27 |Kommentar=auf Seite 27 macht der tunesische Autor die Aussage: „Ainsi, l’expression d’un sentiment d’indignation contre « l’entité sioniste », à l’origine légitime et juste, donne lieu à une sorte d’hystérie collective qui traverse les générations, les classes sociales et les pays.“ (dt. etwa: „So weicht der Ausdruck einer ursprünglich berechtigten und gerechten Entrüstung gegen den « zionistischen Staat » einer Art kollektiven Hysterie, welche die Generationen, sozialen Schichten und Länder durchdringt.“; die von Salah El Gharbi verwendete Bezeichnung « l’entité sioniste » [''zionistische Entität''] ([[Entität]]) entspricht der offiziellen arabischen Formel ''al-kiyan al-sahyuni'' für Israel, siehe Giovanni Codovini: ''Storia del conflitto arabo israeliano palestinese'', Mondadori, Milano 1999, S. 61)}}</ref><ref name=":160">{{Literatur |Autor=Jean-Pierre Filiu |Titel=Les Arabes, leur destin et le nôtre – Histoire d’une libération |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=978-2-7071-8661-4 |Seiten=14, 18, 20, 32 f., 37 f., 39}}</ref><ref name=":224" /> ein „islamisches Erwachen“,<ref name=":30" /><ref name=":276" /> die ''[[Nahda]]'', von [[Dschamal ad-Din al-Afghani]]<ref name=":159" /><ref name=":236" /><ref name=":242" /> oder des weltlicheren [[Rifāʿa at-Tahtāwī]]<ref name=":224" /><ref name=":236" /><ref name=":242" /> hervorgegangen, der begann, die Gesellschaft am französischen Vorbild zu modernisieren.<ref name=":30" /><ref name=":99">{{Literatur |Autor=Chantal Cabé (rédactrice en chef), Aymeric Christensen (directeur ''La Vie''), Michel Lefebvre (coord.) et al. |Titel=Le Moyen-Orient en cartes |Sammelwerk=Le Monde-La Vie Hors-Série |Verlag=[[Le Monde]] (Société éditrice du Monde)/La Vie (Malesherbes Publications) |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-36804-108-6 |ISSN=0151-2323 |Seiten=83, 91, 95, 98 f. |Kommentar=dort zitiert nach Daten von: für ''Fluchtwelle'' [[UN-Nothilfekoordinator]]; [[Außenministerium der Vereinigten Staaten]]; Palestinian Central Bureau of Statistics; [[UNRWA|Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten]]; für ''sekuläre Juden'': Sergio Della Pergola 2017; [[Pew Research Center]] 2015}}</ref><ref name=":236" /> Intellektuelle wie [[Khalil Beidas]]<ref name=":96" /> und [[Khalil as-Sakakini|Khalil Sakakini]]<ref name=":7" /><ref name=":187" /> oder die ab 1911<ref name=":186" /><ref name=":187" /> in Jaffa gedruckte und mit Unterbrüchen<ref name=":187" /> bis 1967<ref name=":96" /> bestehende Zeitung ''[[Filastin (Zeitung)|Filastin]]''<ref name=":46" /><ref name=":134" /><ref name=":160" /> gaben Impulse für das wachsende arabische Nationalbewusstsein. Von den Journalisten [[Issa Dawud al-Issa|Issa al-Issa]] und [[Youssef al-Issa]]<ref name=":96" /><ref name=":187">{{Literatur |Autor=Paola Pizzo |Titel=La croce e la kefiah – Storia degli arabi cristiani in Palestina |Verlag=Salerno Editrice |Ort=Roma |Datum=2020 |ISBN=978-88-6973-524-0 |Seiten=56 f., 58 ff., 89, 109}}</ref><ref name=":193">{{Literatur |Autor=[[Benny Morris]] |Titel=Vittime – Storia del conflitto arabo-sionista, 1881–2001 |Sammelwerk=Collana La Storia – Le Storie |Auflage=6. |Verlag=BUR Rizzoli (Mondadori Libri) |Ort=Milano |Datum=2019 |ISBN=978-88-17-10756-3 |Seiten=45, 51, 70, 72, 86 f., 168 |Kommentar=Originalausgabe: ''Righteous Victims: A History of the Zionist-Arab Conflict, 1881–1999'', Alfred A. Knopf (publisher), New York 1999; übersetzt von Stefano Galli}}</ref> geleitet, war sie panarabisch<ref name=":96" /> und griechisch-orthodox.<ref name=":96" /><ref name=":187" /> Zum Vorlesen wurde sie gratis an Jaffas Distrikt-[[Mukhtar]] ab 100 Dorfbewohnern verteilt.<ref name=":161" /><ref name=":266">{{Literatur |Autor=Mark LeVine |Hrsg=Rebecca L. Stein, Ted Swedenburg |Titel=The Palestinian Press in Mandatory Jaffa: Advertising, Nationalism, and Public Sphere |Sammelwerk=Palestine, Israel, and the Politics of Popular Culture |Verlag=Duke University Press |Ort=Durham (North Carolina) |Datum=2005 |ISBN=0-8223-3516-6 |Seiten=51–76, hier S. 55, 57, 59, 61 f., 65, 67, 70, 74 f.}}</ref> 1915 gab es in Palästina mehr als 20<ref name=":114" /> Zeitungen. Auch ''[[Al-Akhbar (Jaffa)|al-Akhbar]]'',<ref name=":161" /> ''[[al-Asmai]]''<ref name=":186" /><ref name=":193" /> und ab 1907 [[Martino Alonzo]]s<ref name=":329" /><ref>{{Findagrave|220581845|Martino Alonzo|Abruf=2023-04-21}}</ref> ''[[at-Taraki]]''<ref name=":161" /><ref name=":329" /> erschienen in Jaffa. Aus Haifa kam ab 1909<ref name=":193" /> wöchentlich ''[[al-Karmil]]''<ref name=":134" /><ref name=":186" /> von [[Najib al-Khuri Nassar|Najib Nassar]],<ref name=":114">{{Literatur |Autor=Bettina Gräf, Abir Kopty et al. |Hrsg=Carola Richter, [[Asiem El Difraoui]] |Titel=Arabische Medien (Kapitel: Transnationale Phänomene arabischer Medien/Geschichte arabischer Medien; Arabische Länder und ihre Mediensysteme/Palästina) |Verlag=UVK Verlagsgesellschaft |Ort=Konstanz und München |Datum=2015 |ISBN=978-3-86764-509-6 |Seiten=27–35, 227 f.}}</ref><ref name=":140" /> zuvor griechisch-orthodoxer<ref name=":187" /> Protestant<ref name=":193" /> und Angestellter<ref name=":140" /> der Landkaufgesellschaft [[Jewish Colonisation Association|JCA]],<ref name=":193" /> der sich mit seiner Frau Sadij Nassar<ref name=":173" /> einem vehementen [[Antizionismus]] zugewandt hatte. Britisch-französische Kreuzzugsromantik<ref name=":281">{{Literatur |Autor=Geoffrey Hindley |Titel=The Crusades – Islam and Christianity in the Struggle for World Supremacy |Sammelwerk=A Brief History |Auflage=2. |Verlag=Robinson (Little, Brown Book Group) |Ort=London |Datum=2004 |ISBN=1-84119-766-1 |Seiten=64–69, 108 ff., 191, 259 |Kommentar=der Autor nennt als Beispiel für die britische Kreuzzugsromantik das Buch von Major Vivian Gilbert, einem Kriegsteilnehmer in Palästina: ''The Romance of the Last Crusade – with Allenby to Jerusalem'', London 1923. Gilbert vergleicht darin [[Edmund Allenby, 1. Viscount Allenby|Edmund Allenby]] mit [[Gottfried von Bouillon]]. Zudem nennt der Autor eine häufig zugeschriebene Aussage von Edmund Allenby bei dessen Einzug in Jerusalem im Dezember 1917: „Now the crusades have endet.“ Die Aussage stellt einen Bezug zu [[Richard Löwenherz]] her.}}</ref> aktivierte und bestätigte alte Traumata.<ref name=":51" /><ref name=":259" /> Ein Artikel in ''Filastin'' trug 1913 ganz unverblümt den Titel ''Die zionistische Gefahr''.<ref name=":134" /> Zeitungen unterstanden strenger [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]],<ref name=":114" /> bis 1908 osmanisch,<ref name=":197" /><ref name=":242" /> ab 1917 britisch. Viele Menschen waren nicht<ref name=":140" /><ref name=":176" /><ref name=":152" /> lesekundig und kannten Medien durch das [[Grammophon]], etwa der Berliner Firma [[Odeon (Plattenlabel)|Odeon]],<ref name=":114" /><ref name=":266" /> die 1913 und 1914 in Kairo 458<ref name=":114" /> arabische Aufnahmen herstellte.
 
[[Abdülhamid II.]] unterdrückte bis zur [[Jungtürken|Jungtürkischen Revolution]]<ref name=":140" /> von 1908, an deren Spitze das bald der [[Kollusion (Recht)|Kollusion]]<ref name=":152" /><ref name=":324" /> mit dem Zionismus bezichtigte [[Komitee für Einheit und Fortschritt]]<ref name=":152" /> stand, die europäische<ref name=":169">{{Literatur |Autor=[[Pascal Ory]] |Titel=De la haine du Juif – Essai historique |Sammelwerk=Bouquins essai |Verlag=Éditions Bouquins |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-38292-058-9 |Seiten=125, 128}}</ref><ref name=":179" /> Idee der vaterländischen Nation (arabisch: ''[[Watan]]''<ref name=":152" /><ref name=":224" /><ref name=":161" />). Die nationalistische und antizionistische Schrift ''Le Réveil de la nation arabe dans l’Asie turque [ou le péril juif universel]''<ref name=":95" /><ref name=":7" /><ref name=":176" /> (dt. ''Erwachen der arabischen Nation in Türkisch-Asien [Oder die jüdische Weltbedrohung]'') des [[Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien|maronitischen]] Christen [[Negib Azoury]] war 1905<ref name=":95" /> in Paris erscheinen. Sie machte offene Anleihen am [[Antisemitismus]] Europas.<ref name=":7" /><ref name=":166" /> Insgesamt erreichte der von [[Arabische Christen|arabischen Christen]] und französischen Geistlichen<ref name=":166" /> importierte<ref name=":176" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Benz]] |Hrsg=[[Brigitte Bailer-Galanda|Brigitte Bailer]] |Titel=Israelkritik, Antizionismus und Antisemitismus |TitelErg=Israel – Geschichte und Gegenwart |Sammelwerk=Politische Wirklichkeit |Nummer=24 |Verlag=Braumüller-Universitäts-Verlagsbuchhandlung |Ort=Wien |Datum=2009 |ISBN=978-3-7003-1695-4 |Seiten=77–89, hier S. 81}}</ref> und übersetzte<ref name=":169" /><ref name=":176" /> „moderne“<ref>{{Literatur |Autor=Chantal Meyer-Plantureux et al. |Hrsg=Jean-François Marmion |Titel=Histoire universelle de la connerie (Kapitel: Antisémitisme et homophobie ordinaires dans le spectacle) |Verlag=Sciences Humaines Éditions |Ort=Auxerre |Datum=2019 |ISBN=978-2-36106-566-9 |Seiten=307}}</ref> Antisemitismus eines [[Édouard Drumont]] oder der arabisch vorliegenden „[[Protokolle der Weisen von Zion|Protokolle]]“ (Kairo 1925<ref name=":176" /><ref name=":166" />) die Muslime noch kaum,<ref name=":166" /> für die die Juden ein Bestandteil<ref name=":7" /><ref name=":176" /> ihres islamischen Weltbildes waren. Nach der [[Zweite osmanische Verfassungsperiode|Wiedereinsetzung der Verfassung]] per osmanischem Dekret, am 6. August 1908<ref name=":161" /> von [[Ali Ekrem Bey]],<ref name=":161" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Vincent Lemire]] |Titel=Au pied du mur – Vie et mort du quartier maghrébin de Jérusalem (1187–1967) |Sammelwerk=L’Univers Historique |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-02-146195-4 |Seiten=73 |Kommentar=Ali Ekrem Bey amtierte von Dezember 1906 bis Juli 1908}}</ref><ref name=":229">{{Literatur |Autor=[[Vincent Lemire]], avec Katell Berthelot, Julien Loiseau et Yann Potin |Titel=Jérusalem, histoire d’une ville-monde des origines à nos jours |Sammelwerk=Collection Champs histoire |Verlag=Éditions Flammarion, Centre national du livre, Centre de recherche français à Jérusalem (CNRS) |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-08-138988-5 |Seiten=333, 345}}</ref> dem liberalen Gouverneur des [[Mutesarriflik Jerusalem]], auch auf Jaffas Uhrenplatz<ref name=":387" /> vor tausenden begeisterten Menschen jeden Glaubens verlesen, wurde 1909<ref name=":140" /> ein Jaffaer ins [[Osmanisches Parlament|Osmanische Parlament]] gewählt. Mendel Kremer, ein osmanisierter Jude in Jaffa und Journalist für ''[[HaHashkafa]]'' schrieb: „Ohne Chaos oder Blutvergießen hat unser Volk das wertvollste mögliche Gut erlangt [eine repräsentative Regierung].“<ref name=":161" />
 
1911<ref name=":248" /> entstand in Paris die geheime ''Liga der arabischen Jugend'' ([[al-Fatât]]<ref name=":95" /><ref name=":160" /><ref name=":193" />) von [[Mohammed Izzat Darwaza]],<ref name=":95" /> die auch in [[Nablus]] und Jaffa Zellen bildete.<ref name=":193" /> Der [[Balkankriege|Krieg in Bulgarien]] ab 1911 zwang junge arabische Männer, die nicht als ''[[Kanonenfutter]]'',<ref name=":331">{{Literatur |Autor=[[Edward Said|Edward W. Said]] |Titel=Sempre nel posto sbagliato – Autobiografia |Sammelwerk=Collana Vite narrate/Universale Economico |Nummer=2142 |Auflage=2. |Verlag=Giangiacomo Feltrinelli Editore |Ort=Milano |Datum=2010 |ISBN=978-88-07-72142-7 |Seiten=19, 22, 28 |Kommentar=Originalausgabe: ''Out of Place'', Granta Books, London 1999; übersetzt von Adriana Bottini; der Vater von Edward Said wanderte 1911 über Liverpool in die USA aus und kehrte 1920 nach Palästina zurück (siehe S. 168)}}</ref> enden wollten, zu einem Leben als „turcos“<ref name=":344">{{Literatur |Autor=[[Leslie Manigat]] |Titel=L’Amérique latine au XX<sup>e</sup> siècle – 1889–1929 |Sammelwerk=Collection Points Histoire |Nummer=H146 |Auflage=2. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=1991 |ISBN=2-02-012373-8 |Seiten=75, 79, 213 f. |Kommentar=première édition aux Éditions Richelieu en 1973}}</ref> im fernen Lateinamerika.<ref name=":344" /><ref>Laut der chilenisch-palästinensischen Autorin [[Lina Meruane]] hat die britische Mandatsverwaltung vielen nach Amerika geflüchteten Personen die Rückkehr nach Palästina verweigert (siehe Meruane: ''Heimkehr ins Unbekannte. Unterwegs nach Palästina'', Übersetzung von [[Susanne Lange]], Berlin 2020, S. 143 f.); Cecilia Baeza zufolge wurden rückkehrwillige palästinensische Auswanderer 1924 ''de facto'' von der britischen Mandatsmacht vom Zugang zur ''palästinensischen Nationalität'' ausgeschlossen (siehe Baeza: ''Résonances en Amérique latine''. In: ''Ce que la Palestine apporte au monde'', Collection Araborama, Bd. 3, Institut du monde arabe/Édition du Seuil, Paris 2023, S. 175–178, hier S. 176).</ref> Indes forderten die etwa 200<ref name=":248">{{Literatur |Autor=Xavier Baron |Titel=Histoire du Liban – Des origines à nos jours |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=979-10-210-3687-1 |Seiten=114}}</ref> fast zur Hälfte<ref name=":99" /> christlichen Delegierten einer sechstägigen<ref name=":248" /> syrisch-ägyptischen<ref name=":160" /> Konferenz, im Juni 1913<ref name=":95" /><ref name=":160" /> in der Pariser [[Société de Géographie]]<ref name=":160" /><ref name=":287">{{Literatur |Autor=Vincent Cloarec, préface de [[Henry Laurens (Historiker)|Henry Laurens]] |Titel=La France et la question de Syrie (1914–1918) |Auflage=3. |Verlag=CNRS Éditions ([[Centre national de la recherche scientifique]]) |Ort=Paris |Datum=2010 |ISBN=978-2-271-07066-1 |Seiten=51 f. |Kommentar=zum Veranstaltungsort im Gebäude der Société de Géographie, dort veranstaltet auf Wunsch der Organisation ''Comité de l’Asie française'', wird zitiert in: ''L’Asie française'', n° 147, Juni 1913, S. 250 [Fußnote 92, ebendort]}}</ref> versammelt, [[Dezentralisierung (Politik)|Dezentralisierung]]<ref name=":95" /><ref name=":248" /><ref name=":287" /> im Osmanischen Reich, Militär-<ref name=":248" /><ref name=":287" /> (Dienst ohne Entsendung) und Verwaltungsreform<ref name=":95" /> und sprachliche Anerkennung.<ref name=":95" /><ref name=":248" /> Hocharabisch<ref name=":114" /> löste [[Osmanische Sprache|Osmanisch]] als Bildungssprache ab, eine wachsende<ref name=":159" /> Buchproduktion aus Ägypten,<ref name=":114" /> wo die Presse relativ frei war, wurde rezipiert.<ref name=":303">{{Literatur |Autor=Issam Nassar |Hrsg=Ingrid Hjelm, Hamdan Taha, [[Ilan Pappe]], Thomas L. Thompson |Titel=Palestinian identity – The question of historiography |Sammelwerk=A new critical approach to the History of Palestine |Reihe=Copenhagen International Seminar – Palestine History and Heritage Project |BandReihe=1 |HrsgReihe=Ingrid Hjelm, Emanuel Pfoh |Verlag=Routledge (Taylor & Francis Group) |Ort=Abingdon (Oxford)/New York |Datum=2019 |ISBN=978-0-367-14637-5 |Seiten=43–59, hier S. 47 ff., 56 |Kommentar=bezüglich Palästinas Stellung im Weltmarkt zitiert der Autor aus Beshara Doumani: ''Rediscovering Palestine – Merchants and Peasants in Jabal Nablus, 1700–1900''. University of California Press, Berkeley 1995: 4: „[Palestine] produced large agricultural surplus and was integrated into the world capitalist economy as an exporter of wheat, barley, sesame, olive oil, soap and cotton during 1856–1882 period“, siehe auch ''Bibliography'', S. 59}}</ref> Im 19. Jahrhundert erschienen über 10.000<ref name=":159" /><ref name=":160" /> Titel. In Palästina entstanden der den Naschaschibi verbundene [[al-Muntada al-Adabi]]<ref name=":95" /><ref name=":193" /> („Der Literaturclub“) und Husseini-nahe [[al-Nadi al-Arabi]]<ref name=":95" /><ref name=":193" /> („Der arabische Club“) aus Studienabgängern und höheren Angehörigen der Sicherheitskräfte.<ref name=":95" />
 
[[Datei:Two women, NINO F Scholten Jaffa 21 009.tiff|mini|Zwei Frauen in Jaffa, Aufnahme von [[Frank Scholten]] von 1921 bis 1923]]
 
==== Erster Weltkrieg ====
Unter [[Hasan Bey al-Jabi]]<ref name=":387" /> ließ die [[Osmanische Militärbahn in Palästina|osmanische Militärbahn]] und der Straßenbau im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] manchen [[Hain]] fällen.<ref name=":273">{{Literatur |Autor=Penny Johnson |Titel=Companions in Conflict – Animals in Occupied Palestine |Verlag=Melville House Publishing |Ort=New York/London |Datum=2019 |ISBN=978-1-61219-743-2 |Seiten=13, 16 f.}}</ref> Zerstört war „die Umsäumung aus Palmen, Granatapfelbäumen, Orangen-, Aprikosen- und Mandelbäumen – eine Fülle an Blüten – welche die Luft mit Duft durchtränken“,<ref name=":275" /> die [[Laura Valentine]] 1893 beschrieb. Gewaltlos<ref name=":323" /> wies Hadi Bek<ref name=":319" /> fast alle Jaffaer – Juden und Araber<ref name=":319" /><ref name=":323" /> (die Juden galten bei russländischer und rumänischer Herkunft oder probritischer Spionage<ref name=":298" /> 1917 als feindliche Staatsbürger<ref name=":68" /><ref name=":140" /><ref name=":134" />) – nach [[Galiläa]]<ref name=":298" />/[[Petach Tikwa]]<ref name=":383" /> aus, war doch am 27. August 1916<ref>{{Literatur |Autor=[[Gerhard P. Groß]] |Titel=Das Ende des Ersten Weltkriegs und die Dolchstoßlegende |Sammelwerk=Kriege der Moderne |Verlag=Reclam Verlag |Ort=Ditzingen |Datum=2018 |ISBN=978-3-15-011168-0 |Seiten=9}}</ref> auch [[Königreich Rumänien|Rumänien]] in den Krieg eingetreten. Am 16. November 1917<ref name=":62">{{Literatur |Autor=[[James Barr (Historiker)|James Barr]] |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Une ligne dans le sable – Le conflit franco-britannique qui façonna le Moyen-Orient |Sammelwerk=Collection Tempus |Nummer=783 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-262-08165-2 |Seiten=92, 507, 511, 526 |Kommentar=Originalausgabe: ''A Line in the Sand: the Anglo-French struggle for the Middle East 1914–1948''. New York 2011; übersetzt von Johan Frederik Hel-Guedj}}</ref><ref name=":186">{{Literatur |Autor=Ian Black |Titel=Nemici e vicini – Arabi ed ebrei in Palestina e Israele, 1917–2017 |Sammelwerk=Collana La Biblioteca |Nummer=44 |Verlag=Giulio Einaudi editore |Ort=Torino |Datum=2018 |ISBN=978-88-06-23851-3 |Seiten=21 ff., 32 f., 39, 46, 54 f., 57, 72 f., 75 ff., 79, 82, 98, 100 f., 118, 120, 127 ff., 149 |Kommentar=Originalausgabe: ''Enemies and Neighbours. Arabs and Jews in Palestine and Israel, 1917–2017''. Penguin, London 2017; übersetzt von Luigi Giacone}}</ref><ref name=":342">{{Literatur |Autor=[[Martin Kröger (Historiker)|Martin Kröger]] |Titel=Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten |Sammelwerk=Kriege der Moderne |Verlag=Reclam Verlag |Ort=Ditzingen |Datum=2022 |ISBN=978-3-15-011422-3 |Seiten=127, 145 f.}}</ref> fiel Jaffa den [[Australian and New Zealand Army Corps|ANZAC]]<ref name=":186" /><ref name=":319">{{Literatur |Autor=Samuel Tolkowsky |Titel=The Gateway of Palestine – A History of Jaffa |Verlag=George Routledge & Sons |Ort=London |Datum=1924 |Fundstelle=149–152, Abbildung 16 und 17, 155, 159 f., 161 f., Abbildung 21, 165 f., 174 ff |Kommentar=2001 ist eine Neuauflage des Buches erschienen}}</ref> unter [[Edmund Allenby, 1. Viscount Allenby|Edmund Allenby]] zu. So endete die osmanische Zeit. Die Bevölkerung kehrte durch Vermittlung des mit den Türken verbündeten [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]] auch aus Damaskus und [[Kleinasien|Anatolien]] zurück.<ref name=":68" /><ref name=":161" /> Nach dem [[Jungtürken|jungtürkischen]] [[Völkermord an den Armeniern]]<ref name=":242" /> wuchs ab 1916 die [[Armenische Apostolische Kirche|armenisch-orthodoxe]]<ref name=":40" /> Gemeinde durch den Zustrom der Flüchtlinge.<ref>{{Literatur |Autor=[[Raymond Haroutioun Kévorkian]] |Titel=Le génocide des Arméniens |Verlag=Éditions Odile Jacob |Ort=Paris |Datum=2006 |ISBN=2-7381-1830-5 |Seiten=837 f., 852 |Kommentar=Um die zwischenstaatlichen Beziehungen mit der Türkei nicht zu belasten, hat Israel den [[Völkermord an den Armeniern]] nie anerkannt. Siehe dazu: Tigrane Yégavian, préface de Gérard Chaliand: ''Géopolitique de l’Arménie''. Éditions BiblioMonde, Paris 2022, S. 125 f.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Raymond Haroutioun Kévorkian]], [[Yves Ternon]], préface de Gérard Chaliand |Titel=Mémorial du génocide des Arméniens |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2014 |ISBN=978-2-02-113940-2 |Seiten=493 |Kommentar=Eine Aufstellung auf Seite 493 nennt für die Region Jerusalem (zu der wohl auch Jaffa zu zählen ist) 2.000 armenische Flüchtlinge am 10. August 1920 ([[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrag von Sèvres]]), im Vergleich werden für Damaskus 400, Beirut 1.000 und für die Region [[Hauran]] 400 Flüchtlinge angegeben. Dafür von den Autoren als Quelle angegeben wird: APC/PAJ, Bureau d’information du Patriarcat arménien de Constantinople}}</ref><ref name=":210">{{Literatur |Autor=Astrig Tchamkerten |Titel=The Gulbenkians in Jerusalem |Verlag=Calouste Gulbenkian Foundation Armenian Communities Department |Ort=Lisboa |Datum=2006 |ISBN=972-8767-19-6 |Seiten=24, 26, 29 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Les Goulbenkian à Jérusalem''; übersetzt von Caroline Beamish}}</ref>
 
1915 hatten die Briten mit Blick auf die [[Arabische Revolte]]<ref name=":271" /> arabischen Politikern ein Gebiet von [[Adana]] (heute [[Türkei]]) bis [[Akaba (Jordanien)|Akaba]]<ref name=":57">{{Literatur |Autor=Michael Schaaf, [[Manfred G. Schmidt (Politikwissenschaftler)|Manfred G. Schmidt]], [[Wichard Woyke]] |Hrsg=Jürgen Hotz |Titel=Zeitgeschichte – Vom Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart |Sammelwerk=Der Brockhaus |Verlag=F. A. Brockhaus Verlag |Ort=Mannheim/Leipzig |Datum=2003 |ISBN=3-7653-0161-2 |Seiten=214, 378}}</ref> (heute [[Jordanien]]), einschließlich Jaffas, versprochen.<ref name=":57" /><ref>Diese britisch-französischen Versprechen, bei gleichzeitiger Absicht, die arabischen Verbündeten zu hintergehen, werden im arabischen Geschichtsdiskurs als ''Verschwörung'' (arabisch ''al-muʼāmarah'') bezeichnet; siehe [[Bassam Tibi]]: ''Pulverfaß Nahost – Eine arabische Perspektive''. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, S. 116.</ref> Im Mai 1916 lag Jaffa im Gebiet, das der [[Triple Entente]] zufolge unter gemeinsamem britischem, französischem und russischem [[Protektorat]] hätte stehen sollen.<ref name=":57" /> [[Mark Sykes]] spielte mit dem vagen Plan, Haifa/[[Akkon]]<ref name=":366" /> als Stützpunkt einzufordern, aber Nord- und Mittelpalästina zu ''internationalisieren''.<ref name=":214" /><ref name=":341">{{Literatur |Autor=[[Henner Fürtig]] |Titel=Geschichte des Irak – Von der Gründung 1921 bis heute |Nummer=1535 |Auflage=3. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-406-68798-3 |Seiten=18–21, 50}}</ref><ref name=":342" /> Indes erfüllten sich auch arabische Versprechungen nicht.<ref name=":271" /> Die umfassende [[Fahnenflucht|Desertion]] ihrer Soldaten aus osmanischen Verbänden blieb aus.<ref name=":83">{{Literatur |Autor=[[Jörn Leonhard]] |Titel=Die Büchse der Pandora – Geschichte des Ersten Weltkriegs |Auflage=6. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2015 |ISBN=978-3-406-72168-7 |Seiten=487 f.}}</ref> Das [[Faisal-Weizmann-Abkommen]]<ref name=":238">{{Literatur |Autor=David Hirst |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Une Histoire du Liban 1860–2009 |Sammelwerk=Collection Tempus |Auflage=2. |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-262-06516-4 |Seiten=38–41 |Kommentar=Originalausgabe:&nbsp;''Beware of Small States. Lebanon, Battleground of the Middle East''. Faber and Faber, London 2010; übersetzt von Laure Stephan}}</ref><ref name=":271" /> blieb unverwirklicht, zu dem [[Faisal I.]] im März 1919 an [[Felix Frankfurter]]<ref name=":244" /> schrieb: „Wir Araber, insbesondere die gebildeten unter uns, schauen mit großer Sympathie auf die zionistische Bewegung.“<ref name=":132">{{Literatur |Autor=[[Julia Neuberger]] |Titel=Antisemitismus: Wo er herkommt, was er ist – und was nicht |Verlag=Berenberg Verlag |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN=978-3-946334-77-4 |Seiten=75, 83, 87, 101 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Antisemitism: What it is; What it isn't and why it matters'', 2019; übersetzt von Anne Emmert}}</ref><ref name=":244" /> Im Ringen um die [[Pariser Friedenskonferenz 1919|Pariser Friedenskonferenz]] kam am 10. Juni 1919<ref name=":268" /><ref>{{Literatur |Autor=[[George Antonius]] |Titel=The Arab Awakening – The Story of the Arab National Movement |TitelErg=Reprint |Verlag=Librairie du Liban |Ort=Beirut |Datum=1969 |Seiten=295 |Kommentar=der offizielle Name der King-Crane-Commission war ''American Section of the International Commission on Mandates in Turkey''}}</ref> die [[King-Crane-Kommission]]<ref name=":268" /><ref name=":7" /> in Jaffa an. [[Chaim Weizmann]] versprach, „Palästina so jüdisch zu machen wie England englisch ist.“<ref name=":268" /><ref name=":205" />
 
[[Datei:PikiWiki Israel 59084 port of jaffa.jpg|mini|Vier Orangenpacker im Hafen von Jaffa als Stereobildpaar um 1930]]
[[Datei:Grünes Haus Jaffa (1934).jpg|mini|Das ''Grüne Haus'' (1934), arabischer [[Eklektizismus]] im Zentrum von Jaffa]]
 
==== Mandatszeit ====
Nach dem „[[Erster Weltkrieg|Großen Krieg]]“ an der [[Palästinafront]] formierten sich 1918 [[Islamisch-christliches Komitee (Al-jam’iyyat al-islamiyya al-masihiyya al-filastiniyya)|Islamisch-christliche Komitees]],<ref name=":186" /><ref name=":46" /><ref name=":316" /> die vom 27. Januar bis 9. Februar 1919<ref>{{Literatur |Autor=[[Yves Ternon]], préface de Marc Goutalier |Titel=L’Empire ottoman – Le déclin, la chute, l’effacement |Sammelwerk=Histoire & sociétés |Verlag=Éditions du Félin |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-86645-898-0 |Seiten=368}}</ref><ref name=":7">{{Literatur |Autor=Michel Abitbol |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Histoire des juifs – De la genèse à nos jours |Sammelwerk=Collection tempus |Nummer=663 |Auflage=2. |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-262-06807-3 |Seiten=473 ff., 545, 670–675, 633 ff., 636 f., 682 f., 686, 775, 808, 835 f., 843 f., 852}}</ref> beim panarabischen<ref name=":36" /> ''Allsyrischen Kongress'' in Jerusalem ein Programm gegen die Ansiedlung von Juden in „Südsyrien“<ref name=":7" /><ref name=":36" /><ref name=":146" /> verfassten. Unter den Aktivisten, gegen den Zionismus vereint, entstand Uneinigkeit<ref name=":95" /> über mögliche Alternativen: Während Muslime an ein Palästina als „untrennbaren Teil Syriens“ glaubten, befürworteten griechisch-orthodoxe Jaffaer ein britisches Protektorat; katholische Araber traten für ein französisches Protektorat ein.<ref name=":7" /> Ab 1920 folgte die Zuwendung zum palästinensischen Staatsprojekt.<ref name=":303" /> Die Bevölkerung war in Anhänger der rivalisierenden<ref name=":164">{{Literatur |Autor=David Elkaïm |Titel=Histoire des guerres d’Israël – De 1948 à nos jours |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Édition Tallandier |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=979-10-210-3961-2 |Seiten=27, 29, 34 f., 46, 49, 208, 239 f.}}</ref> Dynastien Husseini (''[[Arabisch-palästinensische Partei]]'' ab 1934<ref name=":115" />) und Naschaschibi gespalten (''[[Nationale Verteidigungspartei]]'' von [[Raghib an-Naschaschibi|Raghib al-Naschaschibi]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Eugene L. Rogan]] |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Histoire des Arabes de 1500 à nos jours |Sammelwerk=Collection tempus |Nummer=651 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-262-06658-1 |Seiten=295 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Arabs. A History''. Basic Books, New York 2009; übersetzt von Michel Bessières}}</ref><ref name=":95" /><ref name=":115" /> ab 1934), was die Briten gezielt<ref name=":150" /><ref>{{Literatur |Autor=Musa S. Braizat |Titel=The Jordanian-Palestinian Relationship – The Bankruptcy of the Confederal Idea |Verlag=British Academic Press (I. B. Tauris & Co.) |Ort=London |Datum=1998 |ISBN=1-86064-291-8 |Seiten=41}}</ref> verstärkten und ''islamisierten.''<ref name=":152" /><ref name=":179" /> [[Mohammed Amin al-Husseini]] marginalisierte die Landnotabeln<ref name=":115" /> im [[Arabisches Exekutivkomitee (Palästina)|Arabischen Exekutivkomitee]],<ref name=":140" /> im [[Oberster Islamischer Rat (Palästina)|Obersten Islamischen Rat]]<ref name=":150" /> und dominierte ab 1936 das [[Arabisches Hohes Komitee|Arabische Hohe Komitee]],<ref name=":150" /> was zu Spaltungen der Nationalbewegung führte.<ref name=":115" /> Der Historiker [[Amnon Cohen (Historiker)|Amnon Cohen]] bezeichnet den Machtkampf als ''[[Blutrache|Vendetta]].''<ref name=":140" /> Ab 1936 gab es sechs<ref name=":115" /><ref name=":140" /> arabische Parteien. Militärische Strukturen, die eine Eigenstaatlichkeit hätten sichern können, waren kaum vorhanden, so hatte die Jaffaer Miliz [[al-Najjada]]<ref name=":140" /><ref name=":162">{{Literatur |Autor=[[Ilan Pappe]] |Titel=The Making of the Arab-Israeli Conflict, 1947–1951 |Verlag=I. B. Tauris |Ort=London |Datum=2015 |ISBN=978-1-78076-492-4 |Seiten=55, 79 f.}}</ref><ref name=":186" /> nur lokale Bedeutung. Gesamtregional konkurrierte unter den Eliten (''khâssa''<ref name=":152" /><ref name=":224" />) [[Lokalpatriotismus]]<ref name=":179" /> mit [[Panarabismus]], ''Libanonismus'' und [[Großsyrien|Großsyrianismus]].<ref name=":83" /> [[Efraim Karsh]] verbreitet, dass ein britischer Bericht Jaffas muslimischer Elite Ende August 1918 „fast so etwas wie Feindseligkeit gegenüber der arabischen Bewegung“<ref>{{Literatur |Autor=[[Efraim Karsh]] |Titel=Imperialismus im Namen Allahs – Von Muhammad bis Osama Bin Laden |Verlag=Deutsche Verlags-Anstalt |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-421-04237-8 |Seiten=209 und Fußnote 23, S. 378 |Kommentar=Originalausgabe: ''Islamic Imperialism. A History'', Yale University Press, New Haven/London 2006; übersetzt von Andreas Wirthensohn; die Aussage wird zitiert in: Colonel [[Richard Meinertzhagen]]: ''Middle East Diary, 1917–1956'', Crescent Press, London 1959, S. 7; ''Report on the Existing Political Condition in Palestine and Contigous Areas'', verfasst von dem für die Zionistische Kommission verantwortlichen Politischen Offizier, 27. August 1918, FO 371/3395/147225/, S. 5 (231); die zitierte Aussage lautet in ihrem ganzen Wortlaut: „Die muslimische Bevölkerung von Judäa zeigte wenig oder gar kein Interesse an der arabischen Nationalbewegung. Selbst jetzt bekundet die Schicht der Effendis und insbesondere die gebildete muslimisch-levantinische Bevölkerung Jaffas fast so etwas wie Feindseligkeit gegenüber der arabischen Bewegung, ganz ähnlich dem Empfinden, das in Kairo und Alexandria vorherrscht. Diese Schicht der muslimischen Effendis, die über keinen echten politischen Zusammenhalt und vor allem über keine Organisationsmacht verfügt, ist entweder protürkisch oder probritisch.“}}</ref> attestiert hat. [[Benny Morris]] sieht „einen fundamentalen Mangel an autonomen Institutionen, Normen und Traditionen“.<ref name=":140" /> Es fehlte der Arbeiter und ''[[Masse (Sozialwissenschaften)|Massen]]'' (''ʿâmma''<ref name=":152" /><ref name=":224" />) einbindende Arabismus, die einheitliche palästinensische Identität.<ref name=":83" /><ref name=":175">{{Literatur |Autor=Lila Abu Lughod, Diana Keown Allan, Haim Bresheeth, Rochelle Davis, Samera Esmeir, Isabelle Humphries, Lena Jayyusi, Laleh Khalili, [[Omar al-Qattan]], Ahmad H. Sa'di, Rosemary Sayigh, Susan Slyomovics |Hrsg=Ahmad H. Sa'di, Lila Abu-Lughod |Titel=Nakba – Palestine, 1948, and the Claims of Memory |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2007 |ISBN=978-0-231-13578-8 |Seiten=20, 85, 89, 98 f., 194, 297 |Kommentar=Ahmad H. Sa'di schreibt auf Seite 297: „The power struggle between the Husaynis and their arch rivals the Nashashibis was debilitating. And Palestinian notables indeed suffered from a failure of vision, unconnected to emerging social groups. Yet, these failures hardly justify the uprooting of this people from their patrimony or the destruction of their society.“}}</ref> Indes errichtete die [[Jewish Agency for Israel|Jewish Agency]] vorstaatliche Strukturen.<ref name=":355">{{Literatur |Autor=Peter James Marshall, [[Toyin Falola]], [[David Kenneth Fieldhouse|David Fieldhouse]], Ken Inglis, Benjamin E. Kline, John M. MacKenzie, Ged Martin, Thomas R. Metcalf, Andrew Porter, Tapan Raychaudhuri, Anthony Stockwell |Hrsg=P. J. Marshall |Titel=Cambridge Illustrated History of the British Empire |Auflage=2. |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1999 |ISBN=0-521-43211-1 |Seiten=82}}</ref> Während im nahen [[Bayt Dajan]] (heute [[Beit Dagan]]) die feine [[Sticken|Stickerei]] blühte,<ref name=":270" /> erreichten [[Werbung]] und [[Konsumgut|Konsumgüter]], beispielsweise von [[Nestlé]], [[Bayer AG|Bayer]] ([[Aspirin (Marke)|Aspirin]]), [[Colgate-Palmolive|Colgate/Palmolive]], [[Amstel (Brauerei)|Amstel]], [[His Master’s Voice|HMV]], [[Austin Motor Company|Austin]], oder [[DeSoto (Automarke)|DeSoto]] Jaffas Butrus-Street.<ref name=":266" /><ref name=":161" />
 
[[Datei:1930 Survey of Palestine map of Jaffa-Tel Aviv.jpg|mini|Karte von Jaffa und Tel Aviv um 1930 des [[Survey of Palestine]]]]
[[Datei:1930 Survey of Palestine map, with highlighting showing urban boundaries of Jaffa and Tel Aviv within the Jaffa Municipality.jpg|mini|Jaffa (grün) und Tel Aviv (blau) im Gebiet der Jaffa Municipality (rot)]]
 
1920 wuchsen die Spannungen, als [[Henri Gouraud (General)|Henri Gourauds]]<ref name=":164" /> ''[[Armée du Levant]]'' am 25. Juli Damaskus<ref name=":176" /><ref name=":241" /> einnahm und den Willen der [[Konferenz von Sanremo]] vollzog.<ref name=":19">{{Literatur |Autor=[[Muriel Asseburg]], Jan Busse |Titel=Der Nahostkonflikt: Geschichte, Positionen, Perspektiven |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-406-69776-0 |Seiten=17 f., 38 f.}}</ref> Das geheime<ref name=":155">{{Literatur |Autor=Matthieu Auzanneau |Titel=Or noir, la grande histoire du pétrole |Nummer=450 |Auflage=2. |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-7071-9062-8 |Seiten=157, 170 f., 233, 235, 799}}</ref><ref name=":241">{{Literatur |Autor=Philip Robins |Titel=A History of Jordan |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2004 |ISBN=0-521-59895-8 |Seiten=12 f.}}</ref><ref name=":214" /> [[Sykes-Picot-Abkommen]]<ref name=":4" /><ref name=":55" /><ref name=":341" /> vom Mai 1916 – ein britisch-französischer Interessenausgleich<ref name=":83" /> –, Ende 1917<ref name=":341" /> von den [[Bolschewiki]]<ref name=":214">{{Literatur |Autor=[[Eberhard Kolb]] |Titel=Der Frieden von Versailles |Sammelwerk=C. H. Beck Wissen |Nummer=2375 |Auflage=3. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-406-72928-7 |Seiten=45}}</ref><ref name=":257">{{Literatur |Autor=Karl E. Meyer, Shareen Blair Brysac |Titel=Faiseurs de Rois – L’invention du Moyen-Orient moderne |Verlag=Éditions Hozhoni |Ort=Lagorce (Ardèche) |Datum=2020 |ISBN=978-2-37241-058-8 |Seiten=303, 418 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Kingmakers. The Invention of the Modern Middle East'', W. W. Norton & Co., New York/London 2008; übersetzt von Bernard Frumer}}</ref><ref name=":164" /> publik gemacht, wurde entgegen allen Zusagen<ref name=":341" /> und ohne jede Mitsprache umgesetzt. Der Absichtserklärung zufolge, sollte das [[Mandat (Völkerrecht)|Völkerbundsmandat]] eine Vormundschaft<ref name=":97">{{Literatur |Autor=Christopher de Bellaigue |Titel=Die islamische Aufklärung – Der Konflikt zwischen Glaube und Vernunft 1798 bis heute |Verlag=S. Fischer Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2018 |ISBN=978-3-10-397354-9 |Seiten=406 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Islamic Enlightenment. The modern struggle between faith and reason.'' The Bodley Head, London 2017; übersetzt von [[Michael Bischoff (Übersetzer)|Michael Bischoff]]}}</ref><ref name=":343" /> über „unmündige Völker“<ref name=":10" /><ref name=":343" /> ausüben, „die noch nicht imstande sind, sich unter den besonders schwierigen Bedingungen der heutigen Welt selbst zu leiten“.<ref name=":97" /><ref name=":343" /> Die Mandatsmächte verstanden ihre [[Geopolitik]] als „eine heilige Aufgabe der Zivilisation“.<ref name=":97" /><ref name=":255" /> Im Juni 1923 forderte der 6. [[Nationalkongress der Araber in Palästina]]<ref name=":329" /> in Jaffa König [[Hussein ibn Ali (Hedschas)|Hussein ibn Ali]] zur Ablehnung des Mandats auf. Am 1. Mai 1921<ref name=":7" /> waren aus Spannungen<ref name=":202" /><ref name=":299" /> zwischen Juden arabisch-jüdische [[Unruhen von Jaffa|Unruhen in Jaffa]]<ref>{{Literatur |Autor=Xavier Baron |Titel=Les Palestiniens – Genèse d’une nation |Sammelwerk=Points Histoire |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2003 |ISBN=2-02-039820-6 |Seiten=29 f.}}</ref> entstanden, wo 26.000<ref name=":316" /><ref name=":329" /> Araber und 16.000<ref name=":316" /><ref name=":329" /><ref name=":337" /> Juden lebten. 40<ref name=":299" /> bis 47<ref name=":154" /><ref>{{Literatur |Autor=Ze'ev Tzahor, in |Hrsg=[[Jehuda Reinharz]] and [[Anita Shapira]] |Titel=The Histadrut: From Marginal Organization to „State-in-the-Making“ |Sammelwerk=Essential Papers on Zionism |Verlag=Cassell/New York University Press |Ort=London and New York |Datum=1996 |ISBN=0-304-33585-1 |Seiten=483}}</ref><ref name=":299" /> Juden starben beim Überfall auf ein Hostel,<ref name=":299" /> [[Josef Chaim Brenner]]<ref>{{Literatur |Autor=Michael M. Laskier |Titel=Juifs et Musulmans en Égypte – Des origines à nos jours |Reihe=Collection Histoire partagée |HrsgReihe=Michel Abitbol |Verlag=Éditions Tallandier/Projet Aladin |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=979-10-210-4152-3 |Seiten=121 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Jews of Egypt, 1920–1970 : In the midst of Zionism, anti-Semitism, and the Middle East conflict.'' New York University Press, New York 1992; übersetzt von Françoise Bloch}}</ref><ref name=":154" /><ref name=":316" /> in [[Abu Kabir (Jaffa)|Abu Kabir]]. Das Pogrome in Osteuropa meldende [[jiddisch]]e [[The Forward|''Forverts'']]<ref name=":202">{{Literatur |Autor=Jeffrey Veidlinger |Titel=In the midst of civilized Europe – The Pogroms of 1918–1921 and the Onset of the Holocaust |Verlag=Pan Macmillan/Metropolitain Books |Ort=London |Datum=2021 |ISBN=978-1-5098-6744-8 |Seiten=327 f., 434 |Kommentar=der Artikel in der jiddischen Zeitung ''Forverts'' vom 3. Mai 1921 trug den Titel ''20 Iden toyt, 150 farvundet in a pogrom'' [dt. ''20 Juden tot, 150 verwundet in einem Pogrom'']}}</ref> erkannte, trotz 48<ref name=":134" /><ref name=":329" /><ref name=":356" /> arabischen Opfern, unvermeidlich<ref name=":202" /> einen [[Pogrom]]. Um die Lage zu entschärfen, verboten die ''[[Divide et impera|Teile und herrsche]]''<ref name=":55" /><ref name=":150" /><ref name=":179" /> praktizierenden Briten Juden die Landung in Palästina.<ref name=":7" /> In ihrer Rolle des „honest broker“<ref name=":146" /> sahen sie Palästina und den von ihnen erstmals so bezeichneten ''Mittleren Osten''<ref name=":130" /><ref name=":224" /> als Brückenkopf via [[Suezkanal]]<ref name=":292" /><ref name=":343" /> nach [[Britisch-Indien|Indien]]<ref name=":130" /><ref name=":150" /><ref name=":218" /> und standen unter dem Einfluss [[Millenarismus|millenaristischer]]<ref name=":152">{{Literatur |Autor=Jean-Pierre Filiu |Titel=Le Milieu des mondes – Une histoire laïque du Moyen-Orient de 395 à nos jours |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-02-142024-1 |Seiten=204 f., 235 f., 259 ff.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jacques Pous, postface de [[Michel Warschawski]] |Titel=L’invention chrétienne du sionisme – De Calvin à Balfour |Sammelwerk=Comprendre le Moyen-Orient |Verlag=L’Harmattan |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-343-15082-6 |Seiten=(Monografie) |Kommentar=Anmerkung: Der Autor kommt zu dem Schluss, der Zionismus sei [[Kolonialismus|kolonialistisch]].}}</ref><ref name=":134" /> Protestanten. Argwöhnisch beobachteten sie bald Kontakte von [[Wladimir Zeev Jabotinsky|Wladimir Jabotinsky]] und anderen radikalen Zionisten mit der [[Irish Republican Army (1919–1922)|IRA]],<ref name=":130" /> wähnten sie sich doch in einer Wiederholung des [[Irischer Unabhängigkeitskrieg|Irischen Unabhängigkeitskriegs]],<ref name=":156" /> dem „Anfang vom Ende des Empire“. 1922 verlegten sie [[Royal Irish Constabulary]]<ref name=":201" /> und deren mörderische<ref>{{Literatur |Autor=Pierre Joannon |Titel=Histoire de l’Irlande et des Irlandais |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2006 |ISBN=2-262-02274-7 |Seiten=414–417}}</ref> [[Auxiliary Division|Auxiliaries]]<ref name=":201">{{Literatur |Autor=Thomas G. Fraser |Titel=Contested Lands – A History of the Middle East since the First World War |Verlag=Haus Publishing |Ort=London |Datum=2021 |ISBN=978-1-913368-24-1 |Seiten=64, 100}}</ref> von Irland nach Palästina.<ref name=":304">{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=David Ben Gurion – Ein Staat um jeden Preis |Verlag=Siedler Verlag (Random House) |Ort=München |Datum=2018 |ISBN=978-3-8275-0020-5 |Seiten=78 f., 176, 195 |Kommentar=übersetzt von [[Ruth Achlama]]}}</ref>
 
[[Datei:Arab demonstrations on Oct. 13 and 27, 1933. In Jerusalem and Jaffa. Crowd of demonstrators in Jaffa. Advancing 'en mass' toward the police force in the square LOC matpc.15788.jpg|mini|25. Oktober 1933:<ref name=":279" /> Arabische Streikende und britische Polizei, darunter Berittene,<ref name=":269" /><ref name=":279" /> auf dem ''Martyr-Ground Square''<ref name=":208">{{Literatur |Autor=Nadi Abusaada |Hrsg=Karène Sanchez Summerer and Sary Zananiri |Titel=Urban Encounters: Imaging the City in Mandate Palestine |Sammelwerk=Imaging and Imagining Palestine – Photography, Modernity and the Biblical Lens, 1918–1948 |Reihe=Open Jerusalem |BandReihe=3 |Verlag=Brill |Ort=Leiden (Netherlands) and Boston |Datum=2021 |ISBN=978-90-04-43793-7 |Seiten=359–389, hier S. 364–367 und 383}}</ref> in Jaffa. Die Bilderserie zeigt im weiteren Verlauf wie die Polizisten mit [[Schlagstock|Schlagstöcken]] angreifen.<ref name=":158">{{Literatur |Autor=Claude Klein |Titel=Israël – État en quête d’identité, XX<sup>e</sup> siècle |Verlag=Casterman–Giunti Gruppo Editoriale |Ort=Firenze |Datum=1999 |ISBN=2-203-61032-8 |Seiten=17, 54 f.}}</ref><ref name=":279">{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=Les Palestiniens : la photographie d’une terre et de son peuple de 1839 à nos jours |Verlag=Éditions Hazan |Ort=Paris |Datum=2004 |ISBN=2-85025-901-2 |Seiten=256 ff., 272}}</ref><ref name=":356" /> Anonymer Autor<ref name=":279" /> des [[The Matson Photo Service|Matson Photo Service]].]]
 
Laut der Volkszählung von 1931 hatte der Bezirk Jaffa 30.877<ref name=":29">{{Literatur |Autor=Pierre Blanc, Jean-Paul Chagnollaud, Sid-Ahmed Souiah, Madeleine Benoit-Guyod |Titel=Atlas des Palestiniens – Un peuple en quête d'un État |Sammelwerk=Collection Atlas/Monde |Auflage=3. |Verlag=Éditions Autrement |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=978-2-7467-4538-4 |Seiten=12, 36, 82}}</ref> sesshafte Landbewohner, diese waren zu etwa 70 %<ref name=":29" /> Muslime. Die arabische Bevölkerung Jaffas war von 1922 bis 1931 um 63 % (von 27.429 auf 44.638) gestiegen.<ref name=":144">{{Literatur |Autor=Zachary Lockman |Titel=Comrades and Enemies – Arab and Jewish Workers in Palestine, 1906–1948 |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley |Datum=1996 |ISBN=0-520-20419-0 |Seiten=46, 71, 196 f., 223 ff., 341 f.}}</ref> Eine Dürre im Frühjahr 1932 trieb die Bauern in die Stadt, das Einzugsgebiet reichte bis ins syrische [[Hauran]].<ref name=":115" /><ref name=":299">{{Literatur |Autor=Michael Joseph Cohen |Hrsg=[[Efraim Karsh]], Series Editor |Titel=Britain’s Moment in Palestine – Retrospect and Perspectives, 1917–48 |Sammelwerk=Israeli History, Politics and Society Series |Band=55 |Verlag=Routledge (Taylor & Francis Group) |Ort=London/New York |Datum=2014 |ISBN=978-0-415-72985-7 |Fundstelle=S. 116 f., 133 und Fußnote 56, S. 144; 250 und Fußnote 12, S. 261; 254, 298, 316, 386 f}}</ref><ref name=":329" /> [[Proletariat|Proletarisiert]]<ref name=":36" /><ref name=":134" /> und von [[Saisonarbeit]]<ref name=":134" /> abhängig, machten sie ihrer Frustration am 13. Oktober 1933<ref name=":358" /> im [[Generalstreik]] Luft. Nach Feuereröffnung<ref name=":186" /><ref name=":269" /> der Briten auf nicht abzugsbereite Streikende am 27. Oktober 1933, als ein<ref name=":227" /> Polizist und 26<ref name=":186" /><ref name=":227" />/29<ref name=":232" /> Zivilisten, darunter ein sechsjähriger Junge,<ref name=":232" /> starben und Jaffas Ex-Gouverneur<ref name=":340">{{Literatur |Autor=Maxim Ghilan |Titel=How Israel Lost Its Soul |Verlag=Penguin Books |Ort=Harmondsworth (London) |Datum=1974 |ISBN=0-14-021788-6 |Seiten=64, 73, 109–113, 166, 232 f., 235}}</ref> [[Musa Kazim al-Husaini]] schwere Schläge<ref name=":186" /><ref name=":227" /> zugefügt wurden, denen er darauf erlag,<ref name=":76" /><ref name=":227" /><ref name=":340" /> radikalisierten<ref name=":146" /><ref name=":247">{{Literatur |Autor=Nadine Picaudou |Titel=Visages du politique au Proche-Orient |Sammelwerk=Collection Folio histoire |Nummer=279 |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-07-273013-9 |Seiten=139 f.}}</ref> sich manche Jaffaer. Unter [[Bildungsaffinität|bildungsaffinen]]<ref name=":345" /> Muslimen fand die „extrem [[Rationalismus|rationalistische]]“<ref name=":345">{{Literatur |Autor=[[John Iliffe]] |Titel=Popoli dell’Africa – Storia di un continente |Sammelwerk=Collana Economica |Nummer=140 |Auflage=5. |Verlag=Bruno Mondadori Editore |Ort=Milano |Datum=2007 |ISBN=978-88-6159-409-8 |Seiten=222 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Africans: The History of a Continent'', Cambridge University Press, Cambridge 1995; übersetzt von Ester Borgese und Paolo Lucca}}</ref> [[Salafismus|Salafiyya]]<ref name=":115" /><ref name=":48">{{Literatur |Autor=[[Reinhard Schulze]] |Titel=Geschichte der islamischen Welt – Von 1900 bis zur Gegenwart |Auflage=2. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-406-68855-3 |Seiten=157 f.}}</ref> Zulauf. Lokaler Anführer war Yaʿqūb al-Ġuṣain<ref name=":115" /><ref name=":140" /> der 1932<ref name=":140" /> gegründeten ''[[Gesellschaft der Muslimischen Jugend]].''<ref name=":115" /> [[Izz ad-Din al-Qassam]]<ref name=":48" /><ref name=":115" /><ref name=":186" /> wurde ihr Sprecher in Palästina. Seine kurzlebige Organisation ''Schwarze Hand'' (arabisch: ''al-Kaff al-A(s)wad''<ref name=":134" /><ref name=":186" />) zerbrach am harten Durchgreifen der Briten und an der geringen (200–800<ref name=":134" />/bis 1000<ref name=":316">{{Literatur |Autor=[[Georges Bensoussan (Historiker)|Georges Bensoussan]] |Titel=Les origines du conflict israélo-arabe (1870–1950) |Reihe=[[Que sais-je ?]] |NummerReihe=4099 |Verlag=Éditions Humensis |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-13-079489-9 |Seiten=4–7, 13, 22, 27, 32 ff., 40, 49 f., 52, 69, 75, 78, 91, 99 |Kommentar=der Autor zitiert hinsichtlich der freien Religionsausübung der ''ahl al-dhimma'' in Meir M. Bar-Asher: ''Les Juifs dans le Coran'', Éditions Albin Michel, Paris 2019, S. 201: „Tout ce que les protégés reçoivent en échange de ces limitations et du paiement de la ''jizya'' est la liberté de culte et la vie sauve.“}}</ref><ref name=":284" /> Personen) und zuletzt minimalen<ref name=":8" /> Mobilisierungskraft des von ihm neu propagierten ''[[Dschihad]]'',<ref name=":247" /><ref name=":285">{{Literatur |Autor=Tareq Baconi |Titel=Hamas contained – The Rise and Pacification of Palestinian Resistance |Verlag=Stanford University Press |Ort=Stanford (California) |Datum=2018 |ISBN=978-0-8047-9741-2 |Seiten=6, 10}}</ref> der, wie [[Nadine Picaudou]] schreibt, der Gesellschaft fremd<ref name=":247" /> war. Al-Qassam und die weiter großsyrische<ref name=":227" /> [[Hizb al-Istiqlal al-Arabi (Palästina)|Istiqlal]],<ref name=":232" /><ref name=":288" /> der [[Mohammed Amin al-Husseini|al-Husseini]] zu moderat<ref name=":227" /><ref name=":278">{{Literatur |Autor=William L. Cleveland |Titel=A History of the Modern Middle East (Kapitel 13: The Palestine Mandate and the Birth of the State of Israel; Kapitel 17: Israel and the Palestinians from 1948 to the 1970s) |Auflage=3. |Verlag=Westview Press (Perseus Books Group) |Ort=Boulder (Colorado)/Oxford |Datum=2004 |ISBN=0-8133-4048-9 |Seiten=250, 258, 260, 351 ff., 358 |Kommentar=die Aussage von Yossi Beilin wird zitiert in dessen Buch ''Israel: A Concise Political History'', New York 1992, S. 137}}</ref> war, begehrten gegen probritische Grundbesitzer auf.<ref name=":247" /><ref name=":255" />
 
Mit Methoden britischer [[Aufstandsbekämpfung]] in Irland<ref name=":152" /> wurden zu Beginn des Krieges<ref name=":255" /> „[[Arabischer Aufstand|Großer arabischer Aufstand]]“<ref name=":10">{{Literatur |Autor=[[Alain Gresh]] |Titel=Israel–Palästina – Die Hintergründe eines unendlichen Konflikts |Auflage=2. |Verlag=Unionsverlag |Ort=Zürich |Datum=2002 |ISBN=3-85869-245-X |Seiten=39, 86 f., 173–184 (Zeittafel) |Kommentar=Originalausgabe: ''Israël, Palestine. Vérités sur un conflict''. Librairie Arthème Fayard, Paris 2001; übersetzt von Bodo Schulze}}</ref><ref name=":186" /><ref name=":193" /> vom 18.–21.<ref name=":190" /> Juni/ab dem 16. Juli<ref name=":299" /> 1936 in der „Operation Anker“<ref name=":130">{{Literatur |Autor=[[Dan Diner]] |Titel=Ein anderer Krieg – Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg, 1935–1942 |Verlag=Deutsche Verlags-Anstalt (Penguin Random House) |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-421-05406-7 |Seiten=36–39, 91, 134–137}}</ref><ref name=":260" /> weite Teile der [[Kasbah]]<ref name=":130" /> ohne<ref name=":299" /> richterliche Bewilligung gesprengt,<ref name=":190" /> um befahrbare Schneisen<ref name=":208" /> in die Rückzug<ref name=":208" /><ref name=":263">{{Literatur |Autor=[[Baruch Kimmerling]], Joel S. Migdal |Titel=The Palestinian People, a History |Auflage=2. |Verlag=Harvard University Press |Ort=Cambridge (Massachusetts) |Datum=2003 |ISBN=0-674-01129-5 |Seiten=129, 171 und Fußnote 3, S. 497 |Kommentar=Kimmerling und Migdal nennen die Zahl von 3000–4000 verbliebenen arabischen Einwohnern in Jaffa unmittelbar nach der Nakba, basierend einer tieferen Schätzung von C. Kamen (1984) und einer höheren Schätzung der [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|UNRWA]], unterstützt von Ian Lustick (1980) und Sammy Smooha (1984)}}</ref> bietende ''[[Zitadelle|al-Qala'a]]'' zu schlagen. Der britischen Zerstörungswut, einer „Sanierung“,<ref name=":227" /><ref name=":299" /> fielen 220<ref name=":227" /> bis 250<ref name=":130" /> mehrstöckige Bauten zum Opfer. Vom Minarett der [[Hassan-Bek-Moschee (Tel Aviv-Jaffa)|Hassan-Bek-Moschee]] wurde auf Passanten geschossen. Etwa 7000<ref name=":130" /> jüdische und 6000<ref name=":186" /><ref name=":227" /> arabische Jaffaer verloren die Wohnung. Abhilfe versprach der [[Peel-Kommission|Peel-Teilungsplan]],<ref name=":76" /><ref name=":255" /> der Jaffa als Teil einer britischen Zone vorsah, während er Tel Aviv einer jüdischen Zone zuschlug. Gewalt und Gegengewalt begannen im Mai 1936 mit 41<ref name=":316" /> Anschlägen auf Juden. Am 26. August 1938<ref name=":8">{{Literatur |Autor=[[Ari Shavit]] |Titel=Mein gelobtes Land – Triumph und Tragödie Israels (Kapitel 3: Der Orangenhain, 1936; Kapitel 4: Masada, 1942; Kapitel 12: Sex, Drugs und die Zustände im Land, 2000; Kapitel 15: Occupy Rothschild, 2011) |Auflage=1. |Verlag=Bertelsmann Verlag |Ort=München |Datum=2013 |ISBN=978-3-570-10226-8 |Fundstelle=78–105 (zum Waffenschmuggel S. 93), 114, 413–430, 469 |Kommentar=Originalausgabe: ''My Promised Land: The Triumph and Tragedy of Israel''. Spiegel & Grau, New York 2013; übersetzt von Michael Müller}}</ref> starben 24 Besucher eines arabischen Marktes durch eine Bombe. Die Briten, arabischen wie jüdischen Forderungen überdrüssig, gaben 1939 das [[Weißbuch von 1939|dritte Weißbuch]]<ref name=":36" /><ref name=":293">{{Literatur |Autor=Ilan Bar-David, in [[Amos Oz]] |Hrsg=Nicholas de Lange, préface; [[Fania Oz-Salzberger]], postface |Titel=Œuvres |TitelErg=Kapitel: Vie & Œuvre |Sammelwerk=Collection Quarto |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-07-017799-8 |Seiten=33–165, hier S. 44 |Kommentar=Amos-Oz-Gesamtausgabe, 1728 Seiten, 98 Dokumente; Biografie übersetzt von Katherine Werchowski}}</ref><ref name=":343" /> heraus und machten ihrer Politik freundlicher Duldung jüdischer Einwanderung ein Ende. Dem [[Affront]]<ref name=":152" /><ref name=":278" /> folgte der jüdische Generalstreik.<ref name=":385">{{Literatur |Autor=Daniel Todman |Titel=Britain's War – Into Battle, 1937–1941 |Auflage=2. |Verlag=Penguin Books |Ort=London |Datum=2017 |ISBN=978-0-14-102691-6 |Seiten=164 f. |Kommentar=Erstauflage bei Allen Lane, 2016}}</ref> [[David Ben-Gurion]], der für die Briten 5500<ref name=":255" /> [[Jüdische Brigade|jüdische Freiwillige]] rekrutierte,<ref name=":164" /> ließ im Mai 1942 auf der New Yorker [[Biltmore-Konferenz]] verlauten<ref name=":343" />: „Wir führen Krieg an Englands Seite, als gäbe es kein Weißbuch, und wir bekämpfen das Weißbuch, als gäbe es keinen Krieg.“<ref name=":36" /><ref name=":146" /><ref name=":164" />
 
[[Datei:Jaffa. Alhambra Cinema. Arab cinema in Jaffa 'Alhambra' LOC matpc.03562.jpg|mini|Das Kino Alhambra, Aufnahme des Matson Photo Service, 1937]]
 
1936 ging der dreisprachige<ref name=":232" /> zensierte [[Palestine Broadcasting Service]] in [[Ramallah]] ''[[Rundfunk|OnAir]]''.<ref name=":114" /> Ab 1938 gab es dorthin eine Straße<ref>{{Literatur |Autor=[[Raja Shehadeh]] |Titel=Going Home: A Walk Through Fifty Years of Occupation |Auflage=2. |Verlag=Profile Books |Ort=London |Datum=2020 |ISBN=978-1-78816-307-1 |Seiten=118}}</ref> und den [[Hafen von Tel Aviv|Tel Aviver Hafen]],<ref name=":68" /><ref name=":113">{{Literatur |Autor=[[Noam Zadoff]] |Titel=Geschichte Israels – Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart |Sammelwerk=C. H. Beck Wissen |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-406-75755-6 |Seiten=15, 22, 26, 33, 36 f., 41 f., 46, 51, 55 f., 58, 60 ff., 72 f., 116 f.}}</ref><ref name=":140" /> ein einfacher Holzkai.<ref name=":232" /> Ein jüdischer Waffenschmuggel<ref>{{Literatur |Autor=[[Dan Diner]], im Gespräch mit Markus Flor |Hrsg=Christian Staas, [[Volker Ullrich (Historiker)|Volker Ullrich]] |Titel=»Gerettet in El Alamein« – Wie eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg die Juden Palästinas vor der Vernichtung bewahrt: Ein Gespräch mit dem deutsch-israelischen Historiker Dan Diner |Sammelwerk=DIE ZEIT Geschichte |Nummer=2/2023 |Ort=Hamburg |Datum=2023 |Seiten=42–45, hier S. 43}}</ref><ref name=":8" /> im Oktober 1935 ließ die Fahrer und Docker des Istiqlal<ref name=":140" /> Jaffas [[Mole]]<ref name=":294" /> bestreiken. Der [[Boykott]]<ref name=":113" /><ref name=":337" /> zwang Tel Aviv zur Eigenständigkeit.<ref name=":337" /><ref name=":360" /> Anders als Beirut<ref name=":306">{{Literatur |Autor=Olivier Bouquet |Titel=Pourquoi l’Empire ottoman? – Six siècles d’histoire |Sammelwerk=Collection histoire inédit |Nummer=328 |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-07-294143-6 |Seiten=392 f.}}</ref> konnten ab Mitte des 19. Jahrhunderts Dampfschiffe bis 1000 t<ref name=":306" /> Jaffa wegen der [[Riff (Geographie)|Riffe]]<ref name=":319" /><ref name=":360">{{Literatur |Autor=Kobi Cohen-Hattab |Titel=Zionism's Maritime Revolution – The Yishuv's Hold on the Land of Israel's Sea and Shores, 1917–1948 |Reihe=Israel Studies in Historical Geography (Series) |HrsgReihe=Yehoshua Ben-Arieh, [[Ruth Kark]], Ran Aaronsohn, Rehav (Buni) Rubin |Verlag=De Gruyter Oldenbourg/Hebrew University Magnes Press |Ort=Berlin-Boston/Jerusalem |Datum=2019 |ISBN=978-3-11-062963-7 |Seiten=23, 57, 112, 290, 296}}</ref> nicht mehr anlaufen,<ref name=":161" /><ref name=":188" /><ref name=":306" /> weshalb Jaffa – ''ʿArus al-Bahr''<ref name=":266" /> (dt. ''die Meeresbraut''<ref name=":186" /><ref name=":260" /><ref name=":266" />) oder nach jüdischer Lesart ''Sha'ar Zion''<ref name=":260" /> (dt. ''Tor Zions'') – ''Hafen ohne Hafen''<ref name=":130" /> hieß. 1965 wurde auch Tel Avivs Hafen vom [[Tiefwasserhafen]] in [[Aschdod]]<ref name=":185" /> abgelöst. 1945 hatte Jaffa 101.580 Einwohner, von denen 53.930 muslimisch, 30.820 jüdisch und 16.800 christlich waren.<ref>Zahlen aus dem ''Supplement to a Survey of Palestine'', einem Bericht der britischen Mandatsverwaltung an die UNO von 1947, S. 4, Ausgabe 50942.</ref> Während Tel Aviv im [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplan]] 1947 dem jüdischen Staat (14.700 km², das ist 55 % der Fläche des Mandatsgebiets, mit rund 500.000 Juden und 400.000 Arabern<ref name=":146" /><ref name=":150" /><ref name=":219">{{Literatur |Autor=Alain Dieckhoff |Titel=Israël Palestine, une guerre sans fin? – 22 questions décisives |Auflage=3. |Verlag=Armand Colin (Dunod Éditeur) |Ort=[[Malakoff]] |Datum=2022 |ISBN=978-2-200-63369-1 |Seiten=22}}</ref>) zugesprochen wurde, sollte Jaffa eine kleine [[Enklave]]<ref name=":282">{{Literatur |Autor=Julietta Fuentes-Carrera, Philippe Subra |Titel=Israël: l’obsession du territoire – Aménagement et géopolitique en Israël et en Cisjordanie (1905–2018) |Verlag=Éditions Armand Colin (Dunod Éditeur) |Ort=[[Malakoff]] |Datum=2018 |ISBN=978-2-200-62124-7 |Seiten=52, 71, 114–119, 124, 130, 132, 153 ff.}}</ref> des arabischen Staates werden. In den Monaten nach der [[UN-Resolution]] vom 29. November 1947,<ref name=":271">{{Literatur |Autor=[[Avi Shlaim]] |Titel=Lion of Jordan – The Life of King Hussein in War and Peace |Auflage=2. |Verlag=Penguin Books |Ort=London |Datum=2008 |ISBN=978-0-14-101728-0 |Seiten=5 f., 23, 25 |Kommentar=erste Auflage bei Allen Lane, 2007}}</ref> noch vor der Gewalt, gingen Teile der Elite<ref name=":140" /><ref name=":269">{{Literatur |Autor=Hisham Sharabi |Hrsg=Hatem I. Hussaini, Fathalla El-Boghdady |Titel=A Palestinian Point of View |Sammelwerk=The Palestinians: Selected Essays |Verlag=Palestine Information Office |Ort=Washington, D. C. |Datum=1976 |Seiten=41–48, hier S. 41 f. |Kommentar=Sharabi schreibt auf Seite 42: „It is this class [people mostly coming from rural areas and the smaller towns and villages] which in 1947–48, when the well-armed and well-organized Haganah took the offensive against the Arab cities of Jaffa, Haifa, Safad, Acre and elsewhere, assumed the leadership of the struggle against Zionism. The urban politicians made poor leaders. As the cities collapsed one after the other they were the first to seek safety in the neighboring Arab capitals.“}}</ref><ref name=":213" /> – Beamte, Ärzte, Anwälte, Geschäftsleute und ihre Familien – in die Diaspora (''schatat''<ref name=":274" />), zu Ferienhäusern<ref name=":266" /> im Libanon, nach [[Nazareth]]<ref name=":361" /> oder zu Verwandten im Ausland.<ref name=":213">{{Literatur |Autor=[[Helga Baumgarten]] |Titel=Kein Frieden für Palästina – Der lange Krieg gegen Gaza, Besatzung und Widerstand |Verlag=Promedia Verlag |Ort=Wien |Datum=2021 |ISBN=978-3-85371-496-6 |Seiten=22, 25, 27 f., 30 |Kommentar=Baumgarten zitiert bezüglich der Vorgänge bei der militärischen Einnahme Jaffas aus: Ibrahim Lada'a: ''Arzt aus Jaffa. Geschichte eines palästinensischen Vertriebenen''. Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff (Niedersachsen) 2018, S. 32 ff.; sowie aus: Lila Abu Lughod: ''»Pushing at the Door«''. In: Penny Johnson and [[Raja Shehadeh]] (Hrsg.): ''Seeking Palestine''. Olive Branch Press, Northampton (Massachusetts) 2013, S. 48 f.}}</ref><ref name=":44" />
 
[[Datei:PikiWiki Israel 46952 Jaffa Boustrous Street .jpg|mini|Straßenszene im nunmehr mehrheitlich jüdischen Jaffa (Aufnahme von 1948/1951)]]
[[Datei:Easter 2011 in Jaffa.JPG|mini|[[Ostern]] in Jaffa (2011)]]
[[Datei:מנשיה דצמ 1948 רודי וייסנשטיין.png|mini|Jaffas Vergnügungsviertel<ref name=":365" /> Manschiyya bei Tel Aviv, mit 13.000<ref name=":134" /><ref name=":261" /> Einwohnern von 1944 bis 1947, liegt nach dem [[Palästinakrieg]] in Trümmern, Aufnahme von [[Rudi Weissenstein]] von Ende 1948]]
 
==== Es war einmal eine Stadt ====
Am 4. Januar 1948 sprengte die [[Irgun Zwai Leumi|Irgun]] das Sarraya-Haus (''al-Saray al-Kabir''), Sitz des örtlichen Nationalkomitee, 26 Menschen starben.<ref name=":151">{{Literatur |Autor=[[Ilan Pappe]] |Titel=Die ethnische Säuberung Palästinas |Auflage=2. |Verlag=Westend Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2019 |ISBN=978-3-86489-258-5 |Seiten=93 f., 99 f., 146 f., 192, 202, 268–271, 274 f. |Kommentar=englischsprachige Originalausgabe: ''The Ethnic Cleansing of Palestine'', Oneworld Publications, London 2006; Übersetzungen von Ulrike Bischoff und Abraham Melzer}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Simha Flapan]] |Titel=The Palestinian Exodus of 1948 |Sammelwerk=Journal of Palestine Studies |Band=16 |Nummer=4 |Datum=1987 |Seiten=11 |DOI=10.2307/2536718}}</ref> Tel Avivs Stadträte protestierten bei Sitzungen am 7. und bei [[David Ben-Gurion]] am 25. Januar gegen den Irgun-Terror und die Provokationen der [[Hagana]] gegen Jaffa<ref name=":151" />, da sie den am 9. Dezember 1947<ref name=":239">{{Literatur |Autor=Meron Benvenisti |Titel=Sacred Landscape – Buried History of the Holy Land Since 1948 |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley and Los Angeles |Datum=2002 |ISBN=0-520-23422-7 |Seiten=106, 137, 158, 305 |Kommentar=übersetzt von Maxine Kaufman-Lacusta}}</ref> mit [[Nimr Hawari]]<ref name=":172">{{Literatur |Autor=[[Simha Flapan]] |Titel=The Birth of Israel – Myths and Realities |Verlag=Croom Helm Publisher |Ort=London and Sydney |Datum=1987 |ISBN=0-7099-4911-1 |Seiten=66, 73 f., 95}}</ref> vereinbarten Nichtagressionspakt<ref name=":172" /><ref name=":338">{{Literatur |Autor=[[Henry Laurens (Historiker)|Henry Laurens]] |Titel=Paix et Guerre au Moyen-Orient – L’Orient arabe et le monde de 1945 à nos jours |Auflage=2. |Verlag=Armand Colin Éditeur |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-200-26977-3 |Seiten=74, 82, 86 f.}}</ref> mit Jaffa einhielten. Wenige Wochen später gab die Stadt Tel Aviv die Haltung auf.<ref name=":151" /> Am 14. Mai 1948<ref name=":226" /><ref name=":343" /> erklärte der ''[[Va'ad Le'umi]]''<ref name=":349" /><ref>= <bdi>הַוַּעַד הַלְּאֻמִּי</bdi>, [[Transkription (Schreibung)|Transkription]]: ''Ha-Waʿad ha-Lə'ummī.''</ref> die „zionistische [[Entität]]“<ref name=":370">{{Literatur |Autor=Giovanni Codovini |Titel=Storia del conflitto arabo israeliano palestinese |Verlag=Bruno Mondadori editore |Ort=Milano |Datum=1999 |ISBN=88-424-9495-X |Seiten=10 f., 61 |Kommentar=Das [[Epitheton]] „zionistische Entität“ (dt. auch ''zionistisches Gebilde'') ist seit Beginn des arabisch-israelischen Konflikts die gängige wenn auch nicht durchgängig verwendete politisch-propagandistische Formel zur Bezeichnung von Israel, es entspricht dem arabischen ''al-kiyan al-sahyuni''. Die heute in ihrer Verwendung rückläufige Bezeichnung beinhaltet eine vollständige Ablehnung von Israel als Staat; siehe S. 61: ''Il conflitto arabo-israeliano nell’evoluzione terminologico-politica''}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Gilles Kepel]] |Titel=Sortir du chaos – Les crises en Méditerranée et au Moyen-Orient |Sammelwerk=Collection folio actuel |Nummer=179 |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-07-291770-7 |Seiten=36 f.}}</ref> für unabhängig. „Wir fühlten uns hoffnungslos. Wir konnten nichts machen. Es war ein schlimmes Gefühl der Erniedrigung. Ich weinte“,<ref name=":226" /> erinnert sich der [[Zeitzeuge]] Mohammed Hasan Yosef, der es im Radio vernahm, es in der Zeitung las. Am 11.<ref name=":162" />/13.<ref name=":154">{{Literatur |Autor=Simon Epstein |Titel=Histoire du peuple juif au XX<sup>e</sup> siècle – De 1914 à nos jours |Sammelwerk=Collection Pluriel |Verlag=Hachette Littératures |Ort=Paris |Datum=1998 |ISBN=2-01-278993-5 |Seiten=52, 54, 57 f., 112 f., 211, 214, 346 ff., 380, 387, 397, 420}}</ref><ref name=":213" /><ref name=":260" />/14.<ref name=":7" /><ref name=":186" /> Mai 1948 wurde Jaffa im [[Palästinakrieg]] unter Beschuss, nach drei Wochen Einkreisung, von 5000 jüdischen Soldaten<ref name=":151" /> und der im Umland<ref name=":186" /><ref name=":361" /> mit der mit einigem [[Zynismus]] „[[Operation Chametz]]“<ref name=":260" /><ref name=":361" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Walid Khalidi]] |Titel=Nakba 1947–1948 |TitelErg=Essais traduits de l’anglais |Reihe=Collection La bibliothèque arabe : Hommes et sociétés |HrsgReihe=Farouk Mardam-Bey |Verlag=Éditions Sindbad (Actes Sud)/Institut des Etudes Palestiniennes |Ort=Arles/Beirut |Datum=2012 |ISBN=978-2-330-01316-5 |Seiten=40, 104}}</ref> (von ''[[Bedikat Chametz]]''<ref>''Bedikat Chametz'' ist eine religiöse Praxis in der Vorbereitung zu [[Pessach]] ohne politischen Charakter. Der von den militärischen Verantwortlichen unbedacht ausgewählte Deckname ''Mitzwa Biur Chametz'' lässt sich annähernd mit ''Operation Osterputz'' übersetzen, siehe [[Walid Khalidi]]: ''Nakba 1947–1948'', Arles/Beirut 2012, S. 40.</ref>) genannten Räumung beschäftigten Hagana erobert. [[Ahmed Abu-Laban]]<ref name=":260" /> unterschrieb die Kapitulation. Die an die [[Vereinte Nationen|UNO]] übergebenden<ref name=":355" /> Briten waren zur Intervention<ref name=":154" /><ref name=":162" /><ref name=":175" /> genötigt. Michael al-Issa< und 50 [[Bosniaken]]<ref name=":151" /> hatten 430–540<ref name=":361">{{Literatur |Autor=[[Yoav Gelber]] |Titel=Palestine 1948 |Verlag=Éditions Les Provinciales avec le soutien de la Fondation pour la Mémoire de la Shoah |Ort=Saint-Victor-de-Morestel (Isère) |Datum=2013 |ISBN=978-2-912833-31-0 |Seiten=42, 46, 94 f., 102, 109, 145 ff., 378 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Palestine 1948: War, Escape and the Emergence of the Palestinian Refugee Problem'', Sussex Academic Press, Brighton 2001; übersetzt von Claire Darmon}}</ref> alte Waffen an Jaffas 1500<ref name=":151" /><ref name=":175" /> ''Freiwillige'' (meist [[Muslimbrüder]]<ref>{{Literatur |Autor=Matthieu Rey |Hrsg=François Burgat, Matthieu Rey |Titel=Les Frères musulmans à l’âge du parlementarisme |Sammelwerk=Histoire des mobilisations islamistes (XIX<sup>e</sup>–XXI<sup>e</sup> siècle) – D’Afghani à Baghdadi |Verlag=CNRS Éditions ([[Centre national de la recherche scientifique]]) |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-271-13850-7 |Seiten=153–173, hier S. 160 f.}}</ref><ref name=":329" />) verteilt. Der [[Plan Dalet]]h<ref name=":157" /><ref name=":162" /><ref name=":179">{{Literatur |Autor=[[Muriel Asseburg]] |Titel=Palästina und die Palästinenser – Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-406-77477-5 |Seiten=28–33, 37, 40, 42, 45}}</ref> kam zur Anwendung. Meldungen über ein [[Massaker von Deir Yasin|Massaker im Dorf Deir Yasin]]<ref name=":44" /><ref name=":80">{{Literatur |Autor=[[Omri Boehm]] |Titel=Israel – Eine Utopie |Verlag=Propyläen Verlag (Ullstein Buchverlage) |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-549-10007-3 |Seiten=81 f., 103, 107 f., 112, 124 ff., 129 f., 169 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''A Future for Israel: Beyond the Two-State Solution''. New York Review Books, New York 2020; übersetzt von Michael Adrian}}</ref><ref name=":113" /> bei Jerusalem am 9. April 1948<ref name=":255" /><ref name=":316" /> und gezielt verbreitete<ref name=":80" /> teils aber falsche Gerüchte<ref name=":338" /><ref name=":340" /> über weitere Übergriffe auf Zivilisten und Drohungen<ref name=":80" /><ref name=":157" /> per Lautsprecher<ref name=":175" /> lösten bis im Juni eine zweite,<ref name=":140" /><ref name=":338" /> viel größere Fluchtwelle aus. Zerstört waren fast 400<ref name=":337" /><ref>{{Literatur |Autor=Yakub Halabi |Hrsg=Yakub Halabi |Titel=Democracy and Democratic Peace: The Case of the Palestinian Authority |Sammelwerk=Democratic Peace across the Middle East – Islam and Political Modernization |Reihe=Library of Modern Middle East Studies |NummerReihe=172 |Verlag=I. B. Tauris |Ort=London/New York |Datum=2016 |ISBN=978-1-78453-206-2 |Kapitel=7 |Seiten=191–220, hier S. 191}}</ref> arabische Dörfer und 100<ref name=":337" /> Weiler, in der Küstenebene, vor Jerusalem, von der Grenze des [[Gazastreifen]]s bis nach [[Be’er Scheva]],<ref name=":99" /> und im Norden von Haifa und [[Safed]] bis zu den [[Golanhöhen]].<ref name=":99" /><ref name=":337" /> In [[Panik]] verließen sie Jaffa auf Booten<ref name=":151" /> und flohen nach [[Gaza (Stadt)|Gaza]]<ref name=":184" /><ref name=":340" /><ref name=":361" /> ins [[Asch-Schati (Flüchtlingslager)|Lager al-Shati]]<ref>{{Literatur |Autor=Christiane Hessel (Vorwort), Brigitte Challande, Véronique Hollebecque, Sara Katz, Frank Mérat, Pierre Stambul, Annie Vera |Titel=Gens de Gaza – Vivre dans l’enfermement – Témoignages 2011–2016 |Verlag=Riveneuve éditions |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=978-2-36013-443-4 |Seiten=38}}</ref> oder nach [[al-Arisch]].<ref name=":268">{{Literatur |Autor=Saree Makdisi |Titel=Palästina: Innenansichten einer Belagerung |Reihe=Edition Provo |NummerReihe=4 |Verlag=Laika Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2011 |ISBN=978-3-942281-90-4 |Seiten=266, 271, 273, 287 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Palestine Inside Out'', W. W. Norton, New York 2010; übersetzt von Sigrid Langhäuser}}</ref> Einige Menschen ertranken im Meer.<ref name=":260" />
 
„Wir marschierten in eine Geisterstadt ein“,<ref name=":340" /> erinnert sich [[Maxim Ghilan]]. Arabische Familien hatten auf baldige Rückkehr gehofft.<ref name=":49">{{Literatur |Autor=[[Leo Trepp]] |Hrsg=Anne Alter |Titel=Die Juden – Volk, Geschichte, Religion |Nummer=1990 |Auflage=2. |Verlag=Rowohlt Taschenbuch Verlag |Ort=Reinbek |Datum=1998 |ISBN=3-499-60618-6 |Seiten=163–166, 179}}</ref><ref name=":145">{{Literatur |Autor=Mark Tessler |Hrsg=Mark Tessler |Titel=A History of the Israeli-Palestinian Conflict |Sammelwerk=Indiana Series in Middle East Studies |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington and Indianapolis |Datum=2009 |ISBN=978-0-253-22070-7 |Seiten=186, 216, 306}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Aude Signoles |Hrsg=Marie-Laurence Dubray |Titel=Idées reçues: Les Palestiniens |Sammelwerk=Histoire & Civilisations |Verlag=Éditions Le Cavalier Bleu |Ort=Paris |Datum=2005 |ISBN=2-84670-116-4 |Seiten=47 |Kommentar=die Autorin zitiert aus [[Elias Sanbar]]: ''Figures du Palestinien: identité des origines, identité de devenir'', 2004}}</ref> Bei der Flucht mitgeführte Hausschlüssel wurden zum [[Symbol]] für materielle [[Enteignung]] und den Verlust der Heimat.<ref>{{Literatur |Autor=[[Muriel Asseburg]] |Titel=Palästina und die Palästinenser – Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-406-77477-5 |Seiten=38}}</ref> Von der bis 1967 in 40.500<ref name=":179" /> Fällen zugelassenen [[Familienzusammenführung]]<ref name=":127" /><ref name=":146" /> abgesehen (auf über 700.000<ref name=":179" /><ref name=":164" /><ref name=":245" /> Erstvertriebene aus ganz Israel), blieb eine Rückkehr – ''al-Awda''<ref name=":146" /><ref name=":365">{{Literatur |Autor=Salim Tamari |Titel=La Montagne contre la mer – Essais sur la société et la culture palestiniennes |Reihe=La bibliothèque arabe : Hommes et sociétés |HrsgReihe=Farouk Mardam-Bey |Verlag=Éditions Sindbad (Actes Sud)/Institut des Etudes Palestiniennes |Ort=Arles/Beirut |Datum=2011 |ISBN=978-2-7427-9667-0 |Seiten=50–54, 97–105, 254 |Kommentar=übersetzt von Dima Al-Wadi}}</ref><ref name=":280" /> – ausgeschlossen.<ref name=":179" /><ref name=":213" /> Bei Ausgangssperren von 21:00–5:00 Uhr<ref name=":151" /> (später 22:00–4:00)<ref name=":249" /> und Durchsuchungen gab es willkürliche Erschießungen und sexuelle Gewalt.<ref name=":151" /> Weitere [[Plünderung]]en<ref name=":134" /><ref name=":141" /><ref name=":146" /> durch israelische Zivilisten<ref name=":151" /><ref name=":179" /><ref name=":264" /> und die Armee<ref name=":151" /><ref name=":179" /><ref name=":264" /> sollten unterbunden werden. Jaffas [[Ad hoc|Ad-hoc]]-Militärgouverneur [[Yitzhak Chizik]] bedrängte Minister [[Bechor-Schalom Schitrit|Bekhor Shitrit]], als sie eskalierten.<ref name=":151" /><ref name=":361" /> „Verlassenes Eigentum“ wurde ab dem 25. Juni 1948<ref name=":151" /> von der [[Treuhandstelle für aufgegebenes Eigentum|Treuhandstelle]]<ref name=":264" /><ref name=":317" /><ref name=":340" /> Militärs und Zivilisten angeboten, der Rest versteigert.<ref name=":127" /><ref name=":317" /> 45.000<ref name=":134" /><ref name=":264" /> meist bulgarische<ref name=":260" /><ref name=":340" /> ''[[Alija|Olim chadaschim]]'' wurden in Jaffa einquartiert.<ref name=":264" /> Durch die Gesetze [[Absentee Property Law]]<ref name=":127" /><ref name=":215" /><ref name=":239" /> (1950) und [[Land Acquisitions Law]]<ref name=":215">{{Literatur |Autor=Joel Beinin |Titel=Was the Red Flag Flying There? – Marxist Politics and the Arab-Israeli Conflict in Egypt and Israel, 1948–1965 |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley and Los Angeles |Datum=1990 |ISBN=0-520-07036-4 |Seiten=8, 66 f., 69}}</ref> (1953) fielen fast 40 %<ref name=":215" /> und ab dem [[Israel Basic Land Law (1960)|IBLL]]<ref name=":268" /> (1960) 93 %<ref name=":268" /><ref name=":289" /> des Staatsgebiets unter die Sachwaltung des [[Jüdischer Nationalfonds|Jüdischen Nationalfonds]],<ref name=":127" /> wovon ''abwesende'',<ref name=":215" /> [[Interne Vertreibung|Internally displaced]]<ref name=":127" /><ref name=":140" /> ''present-absentees''<ref name=":215" /> (dt. ''anwesende Abwesende''<ref name=":268" />) und ''anwesende''<ref name=":215" /> Eigentümer und [[Waqf]]<ref name=":245" /><ref name=":264" /><ref name=":340" /> betroffen waren.
 
Laut [[Albert Hourani]] bewirkte die [[Talentabwanderung]] der Mittelschicht und Vermögensabfluss in Gebiete außerhalb Palästinas das Wachstum von [[Amman]],<ref>{{Literatur |Autor=[[Ibrahim Abu-Lughod]] |Hrsg=Hatem I. Hussaini, Fathalla El-Boghdady |Titel=The Palestinians Today |Sammelwerk=The Palestinians: Selected Essays |Verlag=Palestine Information Office |Ort=Washington, D. C. |Datum=1976 |Seiten=27–39, hier S. 30 |Kommentar=Abu-Lughod schreibt: „The eventual development of new States, particularly in the Gulf region, enabled well-developed Palestinian manpower to participate in their construction and development. It would be difficult to conceive of the development of Jordan, the Gulf States, and others without the active participation of the Palestinians. The relatively small Palestinian middle class was able to utilize its initiatives and capital in the formation of corporations and banks that contributed to the development of the infrastructure of the rest of the developing states in the region.“}}</ref><ref name=":89">{{Literatur |Autor=[[Albert Hourani]] |Titel=Histoire des peuples arabes |Sammelwerk=Points Histoire |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=1993 |ISBN=2-02-020001-5 |Seiten=507 |Kommentar=Originalausgabe: ''A History of the Arab Peoples'', Faber and Faber, London 1991; übersetzt von Paul Chemla}}</ref><ref name=":150" /> wohin im Mai 1948<ref name=":365" /> auch Jaffas Bürgermeister floh.<ref name=":361" /> Vielen blieb die Integration trotz Einbürgerung<ref name=":278" /><ref name=":284" /><ref name=":164" /> erschwert.<ref>{{Literatur |Autor=[[Karin Wenger]], mit einem Nachwort von [[Arnold Hottinger]] |Titel=Checkpoint Huwara – Israelische Elitesoldaten und palästinensische Widerstandskämpfer brechen das Schweigen |Verlag=Verlag Neue Zürcher Zeitung |Ort=Zürich |Datum=2008 |ISBN=978-3-03823-408-1 |Seiten=38–41}}</ref> Die von den Palästinensern [[Nakba]] (dt. ''Katastrophe'') genannte [[Schamgefühl|schamvolle]] Niederlage und [[Palästinensisches Flüchtlingsproblem|Flucht bzw. Vertreibung]] großer Bevölkerungsteile (73 %<ref name=":187" /> von Jaffas Christen) reduzierte die arabische Bevölkerung um rund 50.000<ref name=":151" /> auf 3647.<ref name=":186" /><ref name=":263" /> Umgesiedelte<ref name=":186" /> und Jaffaer mussten nach Ajami.<ref name=":361" /> 2017 zählte sie rund 20.000.<ref name=":184" />
 
Am 18.&nbsp;Mai 1949 waren Manschiyya und die Vororte umgemeindet, am 25.&nbsp;April 1950 von [[Ja’akov Schimschon Schapira|Ja’akov Schapira]] das übrige Jaffa nach eigenen Worten „ohne jedes Gesetz“ [[Annexion|annektiert]] worden.<ref name=":347" /> Am 28.&nbsp;Juni 1950 beschloss das [[Regierung (Israel)|israelische Kabinett]] gegen David Ben-Gurion, der Jaffa oder zumindest Jaffa-Tel Aviv<ref name=":260" /> favorisierte, und des Stadtrates, der Tel Aviv vorzog, die vereinte Stadt Tel Aviv-Jaffa zu nennen.<ref name="Klein 2014 p248">Menachem Klein: ''Lives in common: Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa and Hebron.'' Haim Watzman (Übers.), London: Hurst&nbsp;& Co., 2014, ISBN 978-0-19-939626-9. S.&nbsp;248.</ref> Am 18.&nbsp;Juni 1950<ref name=":260" /> wurde sie offiziell ''Tel Aviv-Jafo.''
 
[[Datei:Aida Camp entrance.jpeg|mini|Symbolischer Schlüssel am Zugang zum Flüchtlingslager Aida ([[Bethlehem]])]]
 
Im Erinnerungsdiskurs vieler [[Palästinenser]] wurde Jaffa ein ferner und im Idealzustand nostalgisch<ref name=":159" /><ref name=":173">{{Literatur |Autor=Ted Swedenburg |Titel=Memories of Revolt – The 1936–1939 Rebellion and the Palestinian National Past |Auflage=2. |Verlag=The University of Arkansas Press |Ort=Fayetteville |Datum=2003 |ISBN=1-55728-763-5 |Seiten=65, 71, 177 |Kommentar=bezüglich ''Old Jaffa'' wird zitiert: Raja Shehadeh: ''The Third Way. A Journal of Life in the West Bank'', 1982, S. 21}}</ref><ref name=":365" /> konservierter Sehnsuchtsort.<ref name=":175" /> So schildert der israelische Schriftsteller [[David Grossman]] 1988 ein Gespräch mit einem Flüchtlingsjungen der dritten Generation im Lager Dheischeh südlich von [[Bethlehem]]: „Ich frage einen fünfjährigen Jungen, woher er kommt. Er antwortet sofort: »Jaffa.« […] – »Warst du schon einmal in Jaffa?« – »Nein, aber mein Großvater hat es gekannt.« […] – »Und ist Jaffa schön?« – »Ja. Dort gibt es Obstgärten und Weinberge und das Meer.«“<ref name=":143">{{Literatur |Autor=[[David Grossman]] |Titel=Der gelbe Wind – Die israelisch-palästinensische Tragödie |Verlag=Kindler Verlag |Ort=München |Datum=1988 |ISBN=3-463-40102-9 |Seiten=10, 47, 55, 158, 220 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Haz-Zeman haṣ-ṣāhov''. 1988; die deutschsprachige Ausgabe ist basierend auf der englischsprachigen Ausgabe: ''The Yellow Wind''. 1988; übersetzt von Jürgen Benz; Anmerkung: Weitere Aussagen von Rabbi Levinger finden sich auf den Seiten 214 f.}}</ref> Die Vorstellungen bestehen fort, sie fanden sich im Buch ''Yafa, ʿitr madina''<ref name=":365" /><ref>{{Literatur |Hrsg=Hisham Sharabi, Imtiyaz Diyab |Titel=Yafa: ʿitr madina (dt. Jaffa, der Duft einer Stadt) |Verlag=Dar al-Fata al-arabi |Ort=Kairo |Datum=1980 |Kommentar=Das Buch ''Yafa: ʿitr madina'' hat laut Salim Tamari ein großes Publikum erreicht. Es basiert auf den Erinnerungen von 53 aus Jaffa stammenden Personen mit Wohnsitz in Amman, Kairo oder Beirut. André Mazzawi kritisiert es für seine Neigung, die Realität im gegenwärtigen Jaffa auszublenden. Salim Tamari hält fest, dass das Buch keine einzige gegenwärtig in Jaffa lebende Person zu Wort kommen lässt, siehe Tamari: ''La Montagne contre la mer'', Arles/Beirut 2012, S. 102 f. und Literaturverzeichnis S. 307.}}</ref> (1980) wie im Film ''[[Tel Aviv on Fire]]'' von [[Sameh Zoabi]] (2018), in dem Jaffa als unerreichbare Silhouette am Horizont erscheint. [[Salim Tamari]] und [[André Mazzawi]] sprechen [[Selbsterkenntnis|selbstkritisch]] vom Ignorieren der Erinnerung ''einfacher'' Palästinenser, [[Musa Budayri]] gar von „Jaffamanie“.<ref name=":365" /> In seltenen Fällen konnten Häuser zurückgekauft werden,<ref name=":175" /> Palästinenser mit Reisepässen kommen als Touristen.<ref name=":175" /><ref name=":312">{{Literatur |Autor=[[Lina Meruane]] |Titel=Heimkehr ins Unbekannte – Unterwegs nach Palästina |Verlag=Berenberg Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-946334-68-2 |Seiten=48 f., 56 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Volverse Palestina'', Penguin (Random House), Santiago de Chile 2014, übersetzt von [[Susanne Lange]]}}</ref> Im krassen Gegensatz führen auch die extremsten Anhänger des [[Religiöser Zionismus|Religiösen Zionismus]], deren [[großisrael]]ische Ambitionen weit<ref name=":164" /><ref name=":354" /> über das Gebiet innerhalb der ''[[Grüne Linie|Grünen Linie]]'' und des [[Westjordanland]]s – den sogenannten „[[Israelisch besetzte Gebiete|Umstrittenen Gebieten]]“<ref name=":146" /><ref name=":243" /><ref name=":343" /> – hinausgehen, den Namen ''Jaffa'' im Munde. So zitiert Grossman den Siedler-Rabbiner [[Mosche Levinger]] mit den Worten: „Vor fünfzig Jahren haben unsere Gegner mit uns über Jaffa gestritten; heute streiten sie mit uns über [[Alfe Menasche|Alfei Menasche]]; in fünfzig Jahren werden sie mit uns über [[Amman]] [die Hauptstadt [[Jordanien]]s] streiten. So ist das eben.“<ref name=":143" />
 
Dass die palästinensische [[Nationenbildung]] erst mit der Nakba einsetzte ist eine Auffassung,<ref name=":127" /><ref name=":337" /> die, wie [[Elias Sanbar]] schreibt, „gewissen Israelis lieb“<ref>{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=La Palestine expliquée à tout le monde |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-02-112068-4 |Seiten=11}}</ref> ist, der betont, dass „einen Blick in den Spiegel zu wagen“<ref name=":280">{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=Dictionnaire amoureux de la Palestine (Kapitel: Al-ʿAwda, le Retour) |Sammelwerk=Jean-Claude Simoën |Verlag=Éditions Plon |Ort=Paris |Datum=2010 |ISBN=978-2-259-20943-4 |Seiten=40–47, hier S. 47}}</ref> in Nichts die Anerkennung der leidvollen jüdischen Geschichte mindert.<ref name=":280" /> Ob die [[Arabische Israelis|arabischen Israelis]] (die ''48er-Araber''<ref name=":337">{{Literatur |Autor=Assaf Zeevi |Titel=Wie denn sonst, wenn nicht gemeinsam? – Eine hoffnungsvolle Reise durch den Nahostkonflikt |Verlag=SCM Hänssler |Ort=Holzgerlingen (Baden-Württemberg) |Datum=2022 |ISBN=978-3-7751-6116-9 |Seiten=32, 35 f., 40, 44, 54 f., 57 |Kommentar=der Autor zitiert für die Zahl von 26.000 Juden in Palästina vor der Ersten Alija (1881) aus Yaakov Schim'oni: ''Die Araber des Landes Israel'', Am Oved (Verlag), Tel Aviv 1947, S. 66; siehe S. 32 und Fußnote 4, S. 279}}</ref>) Palästinenser sind ist umstritten.<ref name=":129">{{Literatur |Autor=[[Tim Marshall]] |Titel=Abschottung – Die Macht der Mauern |Verlag=dtv Verlag |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-423-34974-1 |Seiten=106, 110, 113–116 |Kommentar=Originalausgabe: ''Divided. Why We're Living in an Age of Walls'', Elliot and Thompson Ltd., London 2018; übersetzt von Hans-Peter Remmler}}</ref><ref name=":135" /><ref name=":380" /> In Jaffa befinden sie sich auf dem Rückzug,<ref name=":312" /> auch wenn sich Tel Avivs jüdische Bevölkerung ein wenig [[Arabische Sprache|Arabisch]] aneignet.<ref>{{Internetquelle |url=https://m.youtube.com/watch?v=lYfrKmEYpdA |titel=סטטיק ובן אל תבורי & נסרין קדרי - חביב אלבי (Prod. By Jordi) |werk=[[YouTube]] |datum=2020-06-23 |sprache=arabisch/englisch/hebräisch |abruf=2020-03-08 |kommentar=Sowohl das musikalische Einleitungsmotiv als auch die den Liedtext einleitende Grußformel ''Ahlan wa Sahlan'' sind in diesem die freie und gleiche Liebe von Homo- und Heterosexuellen feiernden Video arabisch. Das Video stellt im Übrigen jedoch keine weitere Beziehung zu der umgebenden arabischen Kultur her. Wie im Nachspann sichtbar ist, wurde die Produktion des Videos von der Stadt Tel Aviv-Jaffa offiziell gefördert.}}</ref> Kampagnen rechtsgerichteter Organisationen wie [[Yad L'Achim]]<ref name=":29" /> und [[Lehava]] bekämpfen die seltenen<ref name=":339" /> Mischehen zwischen jüdischen und arabischen Israelis, sowie alle weiteren gemischtreligiösen Ehen, womit sie Jüdinnen, welche in Tel Aviv so frei sind, Männer sogar „anzubaggern“,<ref>{{Literatur |Autor=[[Yvonne Eisenring]] |Titel=Ein Jahr für die Liebe – 1 Jahr, 12 Länder, 50 Dates |Verlag=Orell Füssli Verlag |Ort=Zürich |Datum=2016 |ISBN=978-3-280-05608-0 |Seiten=175}}</ref> davor „retten“<ref name=":29" /> wollen, „widernatürliche“<ref name=":29" /> Beziehungen einzugehen. Es gibt diese positiven Begegnungen: 1999 wurde mit [[Rana Raslan]]<ref name=":112" /> erstmals eine arabische Israelin zur [[Miss Israel]]<ref name=":135" /> gewählt und die Zahl arabischer Studierender steigt weiter.<ref name=":135" /><ref name=":339" /> Doch wurden ihre Arbeitslosigkeit,<ref name=":168">{{Internetquelle |autor=Judith Poppe |url=https://taz.de/Innerarabische-Gewalt-in-Israel/!5806267/ |titel=An Jaffas Promenade erschossen – Am Samstag ist ein arabischer Israeli am hellichten Tag getötet worden. Armee und Inlandsgeheimdienst wollen gegen illegalen Waffenbesitz vorgehen |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2021-10-25 |abruf=2020-10-25}}</ref><ref name=":339" /> die [[Kinderarmut in den Industrieländern|Kinderarmut]]<ref name=":135" /><ref name=":224" /> und verbreiteter illegaler Waffenbesitz<ref name=":254" /> zulange ignoriert. Die [[organisierte Kriminalität]] ist nach Gruppen getrennt, während die „Russen“ das Sexgeschäft und jüdische Israelis Geldspiel und kostenpflichtige ''protekzia'' anbieten, sind [[Beduinen]] im Schmuggel und Araber in Drogen tätig.<ref name=":325" /> Seit 2021 gibt es einen Anstieg<ref name=":168" /> tödlicher innerarabischer Gewalt mit zahlreichen unbeteiligten Opfern.<ref name=":254" /> Bandenabrechnungen erreichen auch die arabische Gemeinschaft in Jaffa.<ref name=":168" />
 
''Old Jaffa'' wird heute [[Tourismus|touristisch]]<ref name=":266" /> genutzt und beherbergt [[Souvenir]]läden und private Galerien.<ref name=":34">{{Literatur |Autor=Carolin Lauer |Titel=Israel |Sammelwerk=Polyglott on tour |Verlag=Travel House Media (Ganske Verlagsgruppe) |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-8464-9003-7 |Seiten=43, 50 ff.}}</ref><ref name=":68" /><ref name=":173" /> Die [[Konsumgesellschaft|konsumorientierten]]<ref name=":68" /> und, wie [[Raja Shehadeh]] schreibt, entseelt „niedlichen Rekonstruktionen“<ref name=":173" /> ''Old Jaffas'' als Touristenattraktion<ref name=":59">{{Literatur |Autor=Jens Wiegand |Hrsg=Bernd Schwenkros, Detlev von Oppeln |Titel=Israel Palästina: Kultur, Geschichte, Gegenwart |Auflage=2. |Verlag=Trescher Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-89794-497-8 |Seiten=474, 476, 496}}</ref><ref name=":14" /> entstanden meist in den 1990er Jahren, wobei ein Großteil der alten Bausubstanz beseitigt<ref name=":59" /> wurde. Begründet wurde dieses Vorgehen teilweise mit dabei durchgeführten archäologischen Ausgrabungen.<ref name=":79" /> Die staatslegitimierenden<ref name=":249" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Margaret MacMillan]] |Titel=The Uses and Abuses of History |Auflage=3. |Verlag=Profile Books |Ort=London |Datum=2010 |ISBN=978-1-84668-210-0 |Seiten=107 ff. |Kommentar=Erstausgabe bei Viking Canada (Penguin Books), 2008}}</ref> Zielen dienende [[Archäologie]] ist in Israel ebenso beliebt wie Gegenstand erbitterten Streits.<ref name=":146" /><ref name=":206" /><ref name=":95" /> 2002 standen nur zwei<ref name=":96" /><ref name=":239" /> zionistische Bauten in ''Old Jaffa'' (das ''[[Bilu (jüdische Bewegung)|Bilu]]-Haus'', erster Sitz der Bewegung ab 1882/der erste Standort des [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Hebräischen Gymnasiums]]<ref name=":239" />) unter dem Schutz der [[Israel Antiquities Authority]], jedoch keines der arabischen Gebäude.<ref name=":96" /> Das südlich an die der Altstadt anschließende al-ʿAjami galt als ''Problemviertel''<ref name=":68" /> und Ort des [[Haschisch]]handels,<ref name=":68" /><ref name=":365" /> was im Film ''[[Ajami (Film)|Ajami]]''<ref name=":68" /><ref>{{Internetquelle |autor=[[Walter Ruggle]] |url=https://trigon-film.org/de/movies/Ajami |titel=Ajami: Scandar Copti, Yaron Shani – Israel – 2009 |hrsg=[[trigon-film]] |abruf=2020-09-20}}</ref> (2009) von [[Scandar Copti]] behandelt wird. [[Eyal Sivan]] behandelt im Dokumentarfilm ''Jaffa, the Orange's Clockwork''<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Fournier (direction), Jean-Benoît Clerc (expertise scientifique) |Titel=Aux origines du problème des réfugiés palestiniens – Actes des journées de formation continue des 29 avril et 30 avril 2019 à Lausanne |Verlag=Haute école pédagogique du canton de Vaud |Ort=Lausanne |Datum=2020 |ISBN=978-2-8399-2884-7 |Seiten=31}}</ref><ref name=":273" /> (2009) die Vereinnahmung der [[Jaffa-Orange]] für den Zionismus. Ein Teil Jaffas ist heute eine zusammenhängende Ausgehmeile<ref name=":68" /> für zahlungskräftige Besucher. In der „mixed town“<ref name=":339" /><ref name=":365" /> Jaffa befinden sich bis heute Einrichtungen [[Arabische Christen|arabischer Christen]], zerfallende Häuser<ref>{{Literatur |Autor=Saree Makdisi |Titel=Tolerance is a Wasteland – Palestine and the Culture of Denial |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley |Datum=2022 |ISBN=978-0-520-34625-3 |Seiten=23 f.}}</ref> von Vertriebenen und Botschaften. Wie andere Stadtteile wird Jaffa [[Gentrifizierung|gentrifiziert]].<ref name=":184">{{Internetquelle |url=https://oe1.orf.at/artikel/215306/Das-Stadtviertel-Jaffa |titel=Das Stadtviertel Jaffa |werk=[[Österreichischer Rundfunk]] |datum=2017-04-08 |abruf=2020-01-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Karin Kloosterman |url=https://www.jpost.com/Features/Changes-in-the-air-for-Ajami |titel=Changes in the air for Ajami – A mixed Arab-Jewish neighborhood in Jaffa balances itself between rundown remnants of old-world charm and upscale gentrification |werk=[[The Jerusalem Post]] |hrsg=Yaakov Katz |datum=2006-11-29 |sprache=en |abruf=2020-07-02}}</ref><ref name=":221">{{Literatur |Autor=Naama Riba |Titel=À Tel-Aviv, l’obsession de la rénovation urbaine – Le marché du Carmel, situé dans l’un des derniers quartiers rappelant le Tel-Aviv d’antan, est menacé par la gentrification galopante, avertit cette journaliste |Sammelwerk=[[Courrier international]] |Nummer=1632 |Ort=Paris |Datum=2020-02-10 |ISSN=1154-516X |Seiten=26 |Kommentar=Ersterscheinung dieses Artikels in ''Haaretz'' am 21. Januar 2020; die ursprünglichen arabischen Namen von Givat Amal Alef [Jammasin Al-Gharbi] und Kfar Shalem [Salama] sind redaktionelle Hinzufügungen von ''Courrier international''}}</ref>
 
=== Geschichte Tel Avivs ===
[[Datei:TelAviv-Founding.jpg|mini|Auslosung der Parzellen unter den Gesellschaftern der Terraingesellschaft ''Achusat Bajit'' 1909 nordöstlich Jaffas im Dünengelände, das sie vorher als Bauland erworben hatte]]
 
==== Vor dem Ersten Weltkrieg ====
[[Datei:מראות תל אביב 1908 - 1926. האסיפה המייסדת של תל אביב 1908 . הגרלת המגרשים-PHAL-1614165.png|mini|1909: Die Teilhaber der Terraingesellschaft Achusat Bajit losen Bauparzellen in den Dünen zu, Aufnahme von [[Avraham Soskin]]<ref name=":260" /><ref name=":323" />]]
[[Datei:Herzliya Hebrew Gymnasium, Tel Aviv.jpg|mini|Das [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Hebräische Herzlia-Gymnasium]] im Tel Aviv der 1930er Jahre]]
Die ersten nordöstlichen Vororte Jaffas im Gebiet des heutigen Tel Aviv entstanden 1887 mit Newe Zedeq 1887, Newe Schalom 1890 und Kerem haTeimanim 1904.
 
Tel Avivs eigentliche Geschichte beginnt mit der Terraingesellschaft ''Achusat Bajit'' ({{heS|אֲחֻזַּת בַּיִת&lrm;|Achusat Bajit|de=Haus-Landbesitz}}, sinngemäß etwa ‚Grund und Haus‘), deren 60 Gesellschafter gemäß ihres bezahlten Anteils jeweils für ihre Familien das Anrecht auf ein Baugrundstück erworben hatten. Zu ihren Gründerfamilien gehörte auch die Familie des späteren Ministerpräsidenten [[Mosche Scharet]]t. Das neue Viertel Jaffas, zu dem es zunächst politisch gehörte, benannten die Gesellschafter per Mehrheitsbeschluss in „Tel Aviv“ um nach dem Titel der [[Hebräische Sprache|hebräischen]] Übersetzung [[Nachum Sokolow]]s des utopischen Romans ''[[Altneuland]]'' von [[Theodor Herzl]].<ref>Am 21. Mai 1910 beschlossen die Gesellschafter Achusat Bajits auf einer Vollversammlung den neuen Namen für das Viertel. Unter den Vorschlägen waren: ''Neu Jaffa'' – ''Jefefija'' („Die Schöne“) – ''Newe Jafo'' („Aue Jaffas“) – ''ʾAviva'' („Die Frühlingshafte“) – ''ʿIvrijja'' ("Hebräerin") und schließlich ''Tel Aviv'' („Frühlingshügel“). ''Tel Aviv'' trug den Sieg davon.</ref> In Sokolows poetischer Übersetzung steht ''[[Tell (Archäologie)|Tel]]'' (antiker Siedlungshügel) für „alt“, ''Aviv'' (Frühling) für „neu“.<ref name="Avineri">Shlomo Avineri, [http://www.haaretz.com/jewish/books/zionism-according-to-theodor-herzl-1.24821 ''Zionism According to Theodor Herzl''], in Haaretz, 20. Dezember 2002.<br /> Zitat: ''"Altneuland" is […] a utopian novel written by […] Theodor Herzl, in 1902 […] The year it was published, the novel was translated into Hebrew by Nahum Sokolow, who gave it the poetic name "Tel Aviv" (which combines the archaeological term "tel" and the word for the season of spring).''<br /> Übersetzung: „Altneuland“ ist […] ein utopischer Roman, geschrieben von […] Theodor Herzl in 1902 […] Im gleichen Jahr wurde der Roman von [[Nachum Sokolow]] ins Hebräische übersetzt, wobei er ihm den poetischen Titel „Tel Aviv“ gab, in dem der archäologisch Begriff „Tel“ und das Wort für Frühling kombiniert wurden.</ref> Der Übersetzer hatte den Namen seinerseits dem Buch Ezechiel entnommen, wo er einen Ort in [[Babylonien]] bezeichnet, an dem der [[Prophetie|Prophet]] seine [[Offenbarung]]en empfängt: „So kam ich zu den Verschleppten, die in Tel-Aviv wohnten“ ({{B|Ez|3|15a}}). In diesen Offenbarungen heißt es „unter anderem, dass einmal das ganze zerstreute Volk Israel nach [[Eretz Israel]] zurückgeführt werden wird“.<ref>Wolfgang Scheel: ''Lexikon biblischer Ortsbenennungen im modernen Israel''. 3. Auflage, Hammerbrücke 2003, ISBN 3-933750-32-6, S.&nbsp;61.</ref>
Die ersten jüdischen Orte entstanden als nördliche Ausläufer Jaffas im Süden des heutigen Tel Aviv: Ab 1881 bauten [[Geschichte des Judentums im Jemen|jemenitische Juden]] Kerem HaTemanim (dt. ''Weinberg der Jemeniten'';<ref name=":5" /> auch: ''Machane Israel''<ref name=":260" />). 1900 bildeten Jemeniten rund 10 %<ref name=":31">{{Literatur |Autor=[[Simon Schama]] |Titel=L’histoire des juifs – Appartenir, de 1492 à 1900 |Band=2 |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=2017 |ISBN=978-2-213-70093-9 |Seiten=607, 615 ff. |Kommentar=Originalausgabe: ''The Story of the Jews. Belonging, 1492–1900'', The Bodley Head (publisher), London 2017; übersetzt von Pierre-Emmanuel Dauzat}}</ref> der jüdischen Einwohner in Palästina. 75 oft arbeitslose jemenitische Handwerker- und arme Händlerfamilien gründeten 1903 in Jaffa die Organisation [[Peulat Sachir]] (dt. ''Lohnarbeiter-Tätigkeit'') mit der Absicht, die Interessen dieser zum tieferen „arabischen Tarif“ bezahlten Juden gegenüber arabischen Arbeitskräften zu begünstigen.<ref name=":147">{{Literatur |Autor=Gershon Shafir |Hrsg=Roger Owen et al. |Titel=Land, labor and the origins of the Israeli-Palestinian Conflict, 1882–1914 |Sammelwerk=Cambridge Middle East Library |Nummer=20 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1989 |ISBN=0-521-35300-9 |Seiten=29, 31 f., 41 f., 45, 92 f., 205}}</ref><ref name=":176" /> In ihrem Antrag an den Vorstand der jüdischen Zitrus-Pflanzer von [[Rechovot]] gaben sie als Wunsch an, „die Zahl der arabischen und muslimischen Arbeiter zu reduzieren, und uns – die wir doch die Kinder eines [einzigen] Vaters sind – das Land an ihrer Stelle kultivieren“ zu lassen.<ref name=":147" /> Bitter enttäuscht, ausgebeutet<ref name=":176" /><ref name=":320" /> und als „Hunde! [[Goi|Gojim]]!“<ref name=":176" /><ref>Die Aussage stammt von einer Gruppe jemenitischer Arbeiter aus [[Nes Ziona]] südlich von Tel Aviv und erschien am 14. März 1913 in einem Artikel der sozialistischen Tageszeitung ''HaAchdut'' (dt. ''Die Einheit'') von [[Poale Zion]]. Sie lautet in ihrem ganzen Wortlaut: „Und jetzt verlangen wir für unsere Arbeit, Männer wie Frauen, ausreichende Löhne, damit wir essen können. In euren Augen sind wir verachtenswert und widerlich. Und ihr beleidigt uns: "Hunde! Gojim!"“ Übersetzt nach [[Georges Bensoussan (Historiker)|Georges Bensoussan]]: ''Juifs en pays arabes: Le grand déracinement 1850–1985''. 2. Auflage, Paris 2021, S. 228.</ref> oder „Shvartse“<ref name=":176" /><ref name=":375" /><ref>[[Jiddisch]], [[Transkription (Schreibung)|transkribiert]], von שוואַרץ.</ref> bezeichnet, kehrten viele Juden in den Jemen zurück.<ref name=":176" />
 
Nachdem der Voreigentümer das Dünengelände ''Karam al-Schaych Ǧibāli'' ({{arS|كرم الشيخ الجبالي&lrm;|b=Weinberg Scheich Dschebalis}}) an die Terraingesellschaft verkauft hatte, diese sich bei den osmanischen Behörden als Eigentümerin hatte eintragen lassen und das Bauland parzelliert hatte, versammelten sich die Gesellschafter samt Familien auf dem Gelände. Am 11. April 1909 wurden die Parzellen der Achusat Bajit durch Akiva Arie Weiss<!--sic!--><ref>Aryeh Akiva Weiss<!--sic!-->/Akiva Arie Weiss<!--sic!--> (geb. 1868 in Weißrussland, aufgewachsen in Lodz, Uhrmacher, gest. 1947): Neueinwanderer in Palästina, treibende Kraft innerhalb der Gesellschaft Achusat Bajit. Später in der historischen Erinnerung von [[Meir Dizengoff|Meʾir Dizengoff]] überschattet.</ref> in Anwesenheit der Gesellschafter und ihrer Familien verlost: Auf 60 am selben Morgen am Strand gesammelte Muscheln schrieb Weiss mit schwarzer Tinte die Namen der Gesellschafter und auf weitere 60 Muscheln die Parzellennummern. Während der Verlosungszeremonie zogen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer welches Grundstück erhielt. Dieser Tag gilt als Tag der Gründung Tel Avivs.
Um 1880 lebten 24.000<ref name=":197" /><ref name=":308" />/ 25.000<ref name=":152" /><ref>Die Zahl von 24.000 bis 26.000 in Palästina lebenden Juden um 1880 entspricht dem Stand der anerkannten Forschung. Außerhalb des Wissenschaftsdiskurses kursieren aber auch tiefere und höhere Zahlen. So nannte [[Jassir Arafat]] in einem Essay von 1975 die Zahl von „nur 20.000“ Juden in Palästina um 1880 (Yasser Arafat: ''The United Nations Appeal for Peace''. In: Hatem I. Hussaini (Hrsg.): ''Toward Peace in Palestine''. Palestine Information Office, Washington, D. C. 1975, S. 3–18, hier S. 5). Die Historikerin Michelle U. Campos berichtet von „verschiedenen jüdischen Quellen“ („various Jewish sources“) mit Schätzungen von 30.000 bis 60.000 nicht-osmanischen ausländischen Juden in Palästina (wozu folglich noch die osmanischen Juden anzufügen wären). Campos bezeichnet diese Zahlen als nicht auf eigentlichen Daten oder anerkannten Methoden beruhend und als „impressionistic“ (Michelle U. Campos: ''Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine''. Stanford University Press, Stanford (California) 2011, S. 258 (Fußnoten, 32).</ref><ref name=":316" />/ 26.000<ref name=":337" /> Juden in Palästina. Ukrainische [[Chowewe Zion]]<ref name=":364" /><ref name=":366" /> und [[Bilu (jüdische Bewegung)|Biluim]]<ref name=":364" /> gesellten sich zum jahrhundertealten „[[Alter Jischuw|Alten Jischuv]]“.<ref name=":282" /><ref name=":323" /> Viele kamen für die letzten Lebensjahre.<ref>{{Literatur |Autor=Shalom Bar Asher |Hrsg=Lawrence A. Hoffman |Titel=The Jews of North Africa and the Land of Israel in the Eighteenth and Nineteenth Centuries: The Reversal in Attitude toward 'Aliyah' (Immigration to the Land) from 1770 to 1860 |Sammelwerk=The Land of Israel: Jewish Perspectives |Reihe=Studies of Judaism and Christianity in Antiquity |NummerReihe=6 |Verlag=University of Notre Dame Press |Ort=Notre Dame (Indiana) |Datum=1986 |ISBN=0-268-01280-6 |Kapitel=12 |Seiten=297–315, hier S. 298}}</ref><ref name=":205" /> 1887<ref name=":260" /> gründeten [[Aharon Chelouche]], Chaim Amzalak und Joseph Beck-Moyal vor Jaffa jedoch den Ort mit dem ambitionierten Namen Newe Zedeq (dt. ''Oase der Gerechtigkeit'' im [[Jeremia|Buch Jeremia]]).<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Rebecca Benhamou |Hrsg=Patrick Arfi, Vanessa Pignarre |Titel=Dictionnaire insolite de Tel Aviv |Verlag=Cosmopole |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=978-2-84630-093-3 |Seiten=50 f., 57, 72 f., 74, 87, 90, 104}}</ref><ref name=":323" /> Bürgermeister [[Solomon Abulafia]]<ref name=":188" /> vereinte ihn 1909 mit Tel Aviv. 1890 entstand Neve Shalom. Die Familie Chelouche kam 1840<ref name=":140" /> aus Algerien<ref name=":188" /> und etablierte sich im Bauwesen.<ref name=":140" /><ref name=":161" /> Sie unterhielt beste Beziehungen<ref name=":161" /><ref name=":188" /><ref name=":260" /> mit der arabischen Elite. Jaffas Jüdinnen und Juden, die Herren mit [[Fes (Kopfbedeckung)|Fes]],<ref name=":317">{{Literatur |Autor=Menachem Klein |Titel=Jerusalem: geteilt, vereint – Araber und Juden in einer Stadt |Verlag=Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag |Ort=Berlin |Datum=2018 |ISBN=978-3-633-54289-5 |Seiten=62, 69 f., 74, 113, 182 |Kommentar=gekürzte deutschsprachige Ausgabe von ''Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron'', C. Hurst & Co. Publishers, 2014; übersetzt von Eva-Maria Thimme}}</ref> pflegten arabische Kleidersitten,<ref name=":227">{{Literatur |Autor=Gardner Thompson |Titel=Legacy of Empire – Britain, Zionism and the Creation of Israel |Auflage=2. |Verlag=Saqi Books |Ort=London |Datum=2021 |ISBN=978-0-86356-482-6 |Seiten=21, 182, 208, 214 f., 220 f.}}</ref> [[Aschkenasische Juden|aschkenasische]] Frauen und Mädchen waren ihnen zu freizügig. [[Arthur Ruppin]],<ref name=":161" /> ab 1908<ref name=":366" /> [[Palästinaamt|lokaler Büroleiter]],<ref name=":186" /><ref name=":193" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Amos Elon]] |Titel=Les Israéliens – Portrait d’un peuple |Verlag=Éditions Stock |Ort=Paris |Datum=1972 |Seiten=182 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''The Israelis. Founders and Sons'', Holt, Rinehart and Winston (publisher), New York 1971; übersetzt von Benoît Braun}}</ref> später im [[Brit Schalom]], beklagte 1913 am 11. [[Zionistenkongress]] in Wien mangelnde „nationale Solidarität“.<ref name=":186" />
 
Vertreter zweier anderer Terraingesellschaften namens Nachalat Binjamin<ref>Die ersten 20 Häuser wurden im Dezember 1911 oder kurz danach fertiggestellt.</ref> und Geʾulla kamen später mit Vertretern Achusat Bajits überein, ihre Viertel und Terraingesellschaften zu vereinigen. Das Wappen und die Flagge der Stadt enthalten unter dem roten Davidstern zwei Worte aus dem biblischen Jeremiabuch: „Ich (Gott) werde dich aufbauen, und du sollst gebaut werden.“ (Jer 31,4)
Ab 1900 überstieg die Zahl der Aschkenasim jene der Sephardim.<ref name=":140" /> 1904 wurde [[Abraham Isaak Kook]]<ref name=":133" /> aschkenasischer Oberrabbiner. Er und sein Sohn [[Zwi Jehuda Kook]]<ref name=":143" /> schufen die [[Ideologie|ideologische]] Basis für den späteren [[Religiöser Zionismus|religiösen Zionismus]] von [[Gusch Emunim]],<ref>{{Literatur |Autor=[[Charles Enderlin]] |Titel=Au nom du Temple – Israël et l'irrésistible ascension du messianisme juif (1967–2013) |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-02-104407-2 |Seiten=Monografie, insbesondere 11 f. und 49–52}}</ref><ref name=":143" /> damals noch die Sichtweise einer kleinen Minderheit, mit deren Auflösung<ref name=":264" /> manche rechneten. Ab 1871<ref name=":13">{{Literatur |Hrsg=Galit Tassi, Marilyn Fefer, Judith Imbo |Titel=Tel Aviv Nonstop City Guide |Verlag=Tel Aviv Global & Tourism |Ort=Tel Aviv |Datum=2019 |Seiten=45, 48, 75, 82, 84}}</ref><ref name=":261">{{Literatur |Autor=[[Alexandra Klei]] |Titel=Wie das Bauhaus nach Tel Aviv kam – Re-Konstruktion einer Idee in Text, Bild und Architektur |Auflage=2. |Verlag=Neofelis Verlag |Ort=Berlin |Datum=2021 |ISBN=978-3-95808-244-1 |Seiten=10, 16, 30, 39, 77, 88, 91 f., 98, 103–107, 109, 126, 135 f.}}</ref><ref name=":288" /> bearbeiteten im Ort [[Sarona]] etwa 100<ref name=":319" /> [[Königreich Württemberg|württembergische]] [[Pietismus|Pietistenfamilien]],<ref name=":12">{{Literatur |Autor=Sharon Golan Yaron, Yuval Even |Titel=Architectural Guide Tel Aviv |Verlag=DOM publishers |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN=978-3-86922-252-3 |Seiten=11–23, 134 f., 198}}</ref> die [[Tempelgesellschaft|Templer]],<ref>{{Literatur |Autor=Yuval Ben-Bassat, [[Johann Büssow|Johann Buessow]] |Hrsg=Suleiman A. Mourad, Naomi Koltum-Fromm, Bedross Der Matossian |Titel=Ottoman Jerusalem, 1517–1918 |Sammelwerk=Routledge Handbook on Jerusalem |Reihe=Routledge Handbooks |Verlag=Routledge (Taylor & Francis Group) |Ort=Abingdon (Oxford)/New York |Datum=2019 |ISBN=978-1-138-93693-5 |Kapitel=10 |Fundstelle=113–121, hier S. 119 und ''Bibliography'', S. 121 |Kommentar=dort über die Tätigkeit der Templer zitiert in: Yossi Ben-Artzi: ''From Germany to the Holy Land: Templer Settlement in Palestine'', Yad Izhak Ben-Zvi, Jerusalem 1996}}</ref><ref name=":319" /> das Land. In Jaffas Vorort [[Walhalla (Tel Aviv-Jaffa)|Walhalla]] (1903<ref name=":323" />) trieben sie ihr Projekt voran. Die [[American Colony]] der ''Church of the Messiah''<ref name=":319" /> bauten 1866, von [[George J. Adams|George Adams]] getäuscht, bald meist repatriierte [[Church of Jesus Christ of Latter Day Saints (Strangite)|ex-LDS]] aus [[Maine]].<ref name=":359" /> Deutsche führten bis im Ersten Weltkrieg die Gießerei ''Palestinian Iron and Brass Foundry Company''.<ref name=":175" /> In Jaffas Stadtteil [[Manschiyya]] entstanden 1887 die jüdischen Bauten Jefeh Nof (Bella Vista) mit Krankenhaus und 1904 die Privatsiedlung ''Feingold Häuser''.<ref name=":260" /> Der Zuwachs wirtschaftlicher Möglichkeiten dank der noch wenig expansionistischen 1. Alija (1881–1903<ref name=":316" />) wurde kritisch begrüßt.<ref name=":146" /> [[Raschīd Ridā]]<ref name=":115">{{Literatur |Autor=[[Reinhard Schulze]] |Titel=Geschichte der islamischen Welt im 20. Jahrhundert |Auflage=2. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2003 |ISBN=3-406-48873-0 |Seiten=128–132}}</ref> und andere islamische Intellektuelle äußerten sich vereinzelt positiv. Ridā, Herausgeber der Zeitschrift ''al-Manār'',<ref name=":160" /> betonte aber auch, dass das Land „allen Kindern [[Abraham]]s“ gehört.<ref name=":7" /> 1912 erschien in Jaffa ein Arabisch-Selbstlernbuch.<ref name=":317" />
 
1921 wurde die Verbindung mit Jaffa gelockert, und Tel Aviv erhielt durch den Hochkommissar [[Herbert Samuel, 1. Viscount Samuel|Sir Herbert Samuel]] eine eigene städtische Verwaltung. Dies war die britische Reaktion auf das [[Unruhen von Jaffa|Pogrom von Jaffa]] des Jahres 1921.<ref>[[Tom Segev]]: ''Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels''. 4. Auflage, München 2007, S. 199 f.</ref> Die volle Unabhängigkeit von Jaffa erhielt Tel Aviv durch Erhebung zur Stadt am 12.&nbsp;Mai 1934.
1902 wütete die [[Cholera]], der spätere [[Trumpeldor-Friedhof]] entstand.<ref name=":332" /> 1906 folgte die Terraingesellschaft [[Achusat Bajit]] (אחזת בית).<ref name=":186" /><ref name=":224" /> Zu den Gründern zählte am 6. Juli 1906 die Familie [[Mosche Scharet]]s.<ref name=":260" /> Am 11. April 1909<ref name=":260" /><ref name=":323" /> wurden die vom Bankier [[Jacobus H. Kann|Jacobus Kann]]<ref name=":178">{{Literatur |Autor=[[Simon Winchester]] |Titel=Land: How the Hunger for Ownership Shaped the Modern World |Verlag=Harper Collins Publishers |Ort=London |Datum=2021 |ISBN=978-0-00-835912-6 |Seiten=279}}</ref> mit Geld des [[Jüdischer Nationalfonds|KKL]] gekauften etwa 130.000 m² Grund<ref name=":319" /> von [[Akiva Aryeh Weiss]]<ref>Aryeh Akiva Weiss<!--sic!-->/Akiva Arie Weiss<!--sic!--> (geboren 1868 in Grodno, aufgewachsen in Łódź, Uhrmacher, gestorben 1947): Neueinwanderer in Palästina, treibende Kraft innerhalb der Achusat-Bajit-Gesellschaft. Später in der historischen Erinnerung von [[Meir Dizengoff]] überschattet.</ref><ref name=":260" /><ref name=":323" /> Parzelle für Parzelle unter den 60<ref name=":261" /><ref name=":301" /><ref name=":319" />/66<ref name=":260" /><ref>{{Literatur |Autor=Claude-Catherine Kiejman |Titel=Golda Meir: Une vie pour Israël |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=979-10-210-0136-7 |Seiten=57}}</ref><ref name=":356">{{Literatur |Autor=[[Gisela Dachs]] |Hrsg=Christian Staas, [[Volker Ullrich (Historiker)|Volker Ullrich]] |Titel=Ein Traum im Sand – Juden aus Europa gründeten 1909 an der Küste Palästinas Tel Aviv. Die Siedlung wird belächelt, von den Arabern bekämpft und steigt doch zur Keimzelle des jüdischen Staates auf |Sammelwerk=DIE ZEIT Geschichte |Nummer=2/2023 |Ort=Hamburg |Datum=2023 |Seiten=36–41}}</ref> Gründerfamilien per Los zugeteilt. Auf am Strand gesammelte Muscheln<ref name=":323" /><ref name=":356" /> schrieb er die Namen der Gesellschafter und auf weitere Muscheln die Parzellennummern. Während der Auslosung<ref name=":65">{{Literatur |Autor=Aude Marcovitch |Titel=Israël – Les blessures d’un destin |Sammelwerk=Collection L’âme des peuples |Nummer=D/2014/9594/2 |Verlag=Éditions Nevicata |Ort=Bruxelles |Datum=2014 |ISBN=978-2-87523-054-6 |Seiten=19–24}}</ref> zogen ein Junge und ein Mädchen je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer welches Grundstück erhielt. Das damals kaum<ref name=":323" /> beachtete Ereignis markiert den Beginn von Tel Avivs ''vorkritischer''<ref>{{Literatur |Autor=David F. Ford |Titel=Theology – A Very Short Introduction |Nummer=9 |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2013 |ISBN=978-0-19-967997-3 |Seiten=140 |Kommentar=der Autor beschreibt bis Seite 143 fortfolgend die Ausgangslage kritischer ''narrative history'' in Unterscheidung zu 'pre-critical history'}}</ref> [[Geschichtsschreibung]]. Achusat Bajit vereinigte sich später mit Nachalat Binjamin<ref>Die ersten 20 Häuser wurden im Dezember 1911 oder kurz danach fertiggestellt.</ref> und Geʾulla. Nach dem Titel von [[Nachum Sokolow]]s hebräischer Übersetzung des [[Utopische Literatur|utopischen Romans]] ''[[Altneuland]]'' von [[Theodor Herzl]] wurde der Ort „Tel Aviv“ genannt, nachdem Achusat Bajit am 21. Mai 1910 einen neuen Namen ausgewählt hatte.<ref name=":260" /> ''Neu Jaffa'' – ''Jefefija'' („Die Schönste“<ref name=":0" /><ref name=":188">{{Literatur |Autor=[[David Abulafia]] |Titel=Il grande mare – Storia del Mediterraneo |Auflage=7. |Verlag=Mondadori Libri |Ort=Milano |Datum=2021 |ISBN=978-88-04-68293-6 |Seiten=560–563 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Great Sea. A Human History of the Mediterranean'', Oxford University Press 2010; übersetzt von Luca Vanni}}</ref>) – ''Neweh Jafo'' („Aue Jaffas“) – ''ʾAvivah'' („Die Frühlingshafte“) – ''ʿIvrija'' („Hebräerin“) und schließlich ''Tel Aviv'' („Frühlingshügel“) wurden vorgeschlagen. ''Tel Aviv'' setzte sich durch. In Sokolows Übersetzung steht ''[[Tell (Archäologie)|Tel]]'' (antiker Siedlungshügel) für „alt“, ''Aviv'' (Frühling) für „neu“.<ref name=":186" /><ref name="Avineri">[[Shlomo Avineri]]: [http://www.haaretz.com/jewish/books/zionism-according-to-theodor-herzl-1.24821 ''Zionism According to Theodor Herzl''], in ''[[Haaretz]]'', 20. Dezember 2002.<br /> Zitat: ''„Altneuland“ is […] a utopian novel written by […] Theodor Herzl, in 1902 […] The year it was published, the novel was translated into Hebrew by Nahum Sokolow, who gave it the poetic name „Tel Aviv“ (which combines the archaeological term „tel“ and the word for the season of spring).''<br /> Übersetzung: „Altneuland“ ist […] ein utopischer Roman, geschrieben von […] Theodor Herzl in 1902 […] Im gleichen Jahr wurde der Roman von [[Nachum Sokolow]] ins Hebräische übersetzt, wobei er ihm den poetischen Titel „Tel Aviv“ gab, in dem der archäologische Begriff „Tel“ und das Wort für Frühling kombiniert wurden.</ref> Tel Aviv – die „erste hebräische/jüdische Stadt“<ref name=":140" /><ref name=":149">{{Literatur |Autor=[[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]] |Titel=Kleine jüdische Geschichte |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-3-406-57668-3 |Seiten=255, 257, 297}}</ref><ref name=":151" /> – wurde 1921 Zufluchtsort für rund 9000<ref name=":337" /> Juden aus Jaffa.<ref name=":323" /><ref name=":329" />
 
Im Gegensatz zum benachbarten Jaffa war Tel Aviv von Anbeginn eine jüdische Siedlung mit entsprechender Bevölkerungsmehrheit. Nach dem [[UN-Teilungsplan für Palästina]] war Tel Aviv daher als Teil des jüdischen Staates vorgesehen. Die Stadt wuchs rasch, weil sie Zentrum der jüdischen Immigration nach [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] war.<ref name="Economist-History" /> 1931 hatte Tel Aviv 46.000 Einwohner, 1938 waren es bereits 150.000 Einwohner.
[[Datei:Greeting Card (3717132939).jpg|mini|Auffaltbare Grußkarte zu [[Rosch ha-Schana]] mit idealisierender Abbildung von Tel Aviv, der „Ersten jüdischen Stadt“. Der obere Schriftzug ist [[jiddisch]] und bedeutet ''Panorama von Tel Aviv'', gedruckt in Deutschland, 1912.<ref name=":149" />]]
 
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Tel Aviv am 9. September 1940 durch italienische Flugzeuge bombardiert, es entstanden schwere Schäden, und über 200 Menschen verloren ihr Leben.<ref>[[Mordecai Naor]]: ''Eretz Israel: das 20. Jahrhundert''. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S. 217</ref> Im Jahr 1947, vor Ausbruch des [[Palästinakrieg]]es, lebten in Tel Aviv bereits 230.000 Einwohner.
Sokolow hatte den Namen dem [[Ezechiel|Buch Ezechiel]] entnommen, das damit einen Ort am Fluss Kebar in [[Babylonien]]<ref name=":68" /><ref name=":96" /> bezeichnet, wo der [[Prophetie|Prophet]] die [[Offenbarung]] empfängt: „So kam ich zu den Verschleppten, die in Tel Abib wohnten.“ ({{B|Ez|3|15a}}; 37, 1–12<ref name=":68" /><ref name=":6" />) Darin heißt es, dass „einmal das ganze zerstreute [[Volk Israel]]<ref>Der Begriff ''Volk Israel'' ist Gegenstand einer aktuellen Debatte, siehe dazu: [[Antizionismus#Jüdischer Antizionismus|Jüdischer Antizionismus]]. Der bekannteste Exponent einer Denkrichtung, die diesen Begriff in Frage stellt, ist der Historiker [[Shlomo Sand]], dessen Buch ''[[Die Erfindung des jüdischen Volkes]]'' 2008 heftige Kontroversen ausgelöst hat.</ref> nach [[Eretz Israel]] zurückgeführt werden wird“.<ref>Wolfgang Scheel: ''Lexikon biblischer Ortsbenennungen im modernen Israel''. 3. Auflage, Conception Seidel, Muldenhammer (Sachsen) 2003, ISBN 3-933750-32-6, S.&nbsp;61 (der Verlag ist vermutlich der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hammerbrücke zugehörig).</ref> Die grundlegende Motivation des politischen Zionismus war jedoch politischer und kaum religiöser Natur.<ref name=":24">{{Literatur |Autor=[[Andreas Kappeler]] |Titel=Rußland als Vielvölkerreich – Entstehung, Geschichte, Zerfall |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1447 |Auflage=2. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2001 |ISBN=3-406-47573-6 |Seiten=222 ff.}}</ref><ref name=":150" /> Der auf eine Staatsgründung ausgerichtete Zionismus bildete die Hauptrichtung<ref name=":146" /> der Bewegung, konkurrierte aber mit dem national-kulturellen<ref name=":195" /><ref name=":225" /> Zionismus, der [[Emanzipation|emanzipatorische]]<ref name=":195">{{Literatur |Autor=Claudio Vercelli, in |Hrsg=Saul Meghnagi e Raffaela Di Castro, unter Mitarbeit von David Bidussa, Dalia Carmi, Elio Carmi, Sira Fatucci, Davide Jona Falco und Gadi Luzzato Voghera |Titel=L’ebreo inventato: Luoghi comuni, pregiudizi, stereotipi (Kapitel: «Dichiararsi antisionisti non vuol dire essere antisemiti» Spiegare il sionismo; «Gli israeliani stanno facendo ai palestinesi quello che i nazisti hanno fatto agli ebrei» La «demonizzazione» al posto del giudizio politico) |Verlag=Casa Editrice Giuntina/Unione delle Comunità Ebraiche Italiane (UCEI) – Unione Giovani Ebrei d’Italia (UGEI) |Ort=Firenze |Datum=2021 |ISBN=978-88-8057-870-3 |Seiten=182 f., 195–215 |Kommentar=der Autor äußert sich diesbezüglich nur zu der antiisraelischen Propaganda und nicht zu der antipalästinensischen und zeigt im Bildteil auf Seiten 210–214 beispielsweise die Grafik von Abdelah Derkaqui (''History Repeating'', 2006, Abbildung einer [[Israelische Sperranlagen (Westjordanland)|Sperranlage]] bemalt mit dem [[Foto vom Torhaus Auschwitz-Birkenau]] vor dem [[Felsendom]]) des sogenannten ''International Holocaust Cartoon Contest'' in Teheran, 2006 (Abbildung 1)}}</ref> Forderungen an die [[Diaspora]] stellte.<ref name=":24" /> Alternativ<ref name=":298" /><ref name=":308" /><ref name=":321" /> zum Zionismus entstand 1897<ref name=":298" /> der [[Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund|Algemeyner Yidisher Arbeter-Bund in Lite, Poyln un Rusland (Bundisten)]].<ref name=":24" /><ref name=":225">{{Literatur |Autor=[[Klaus Holz]], [[Thomas Haury]] |Titel=Antisemitismus gegen Israel |Verlag=Hamburger Edition (Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung) |Ort=Hamburg |Datum=2021 |ISBN=978-3-86854-355-1 |Seiten=34 f., 37 f., 40–47}}</ref> Die seit 1870<ref name=":76" /><ref name=":186" /> bei [[Rischon LeZion]]<ref name=":7" /> südlich von Jaffa tätige [[Mikwe Israel]]<ref name=":157">{{Literatur |Autor=[[Pierre Vidal-Naquet]] (préface), Sami Adwan, [[Dan Bar-On]], Adnan Musallam, Eyal Naveh et al. |Hrsg=Sami Adwan, Dan Bar-On, Adnan Musallam, Eyal Naveh, Shoshana Steinberg, Linda Livni |Titel=Histoire de l’autre |Verlag=Éditions Liana Levi/Peace Research Institute in the Middle East |Ort=Paris/Beit Jallah |Datum=2004 |ISBN=2-86746-470-6 |Seiten=21, 41, 46 f. |Kommentar=übersetzt von Rachid Akel (arabisch) und [[Rosie Pinhas-Delpuech]] (hebräisch); die angegebene ISBN entspricht der Neuauflage von 2008}}</ref><ref name=":186" /> der zionismuskritischen<ref name=":176" /> [[Alliance Israélite Universelle]], mit 242 Schülern in Palästina um 1885 und 1.591 um 1905<ref name=":7" />, bot Knaben aus orientalisch-[[Sephardim|sephardischen]] und wohlhabenden arabischen<ref name=":147" /> Familien in Jaffa ab 1892 eine französische Schulbildung an.<ref name=":323" /> Ihr Vorsitzender hatte im [[Décret Crémieux]] den algerischen Juden 1870 Frankreichs Staatsbürgerschaft aufgezwungen.<ref name=":7" /><ref name=":376">{{Literatur |Autor=[[Pierre Vidal-Naquet]] |Titel=Les Juifs, la mémoire et le présent |Reihe=Collection Le goût de l’Histoire |HrsgReihe=Jean-Claude Zylberstein |Verlag=Éditions Les Belles Lettres |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-251-45442-9 |Seiten=289, 548 |Kommentar=Ersterscheinung im Verlag Le Seuil, Paris 1995}}</ref> Auch Spanien<ref name=":161" /><ref name=":233">{{Literatur |Autor=César Vidal Manzanares |Titel=España frente a los Judíos Sefarad – Del profeta Jonás a la expulsión |Verlag=La Esfera de los Libros |Ort=Madrid |Datum=2006 |ISBN=84-9734-360-3 |Seiten=226 f.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Enrico Deaglio |Titel=La banalità del bene – Storia di Giorgio Perlasca |Reihe=Collana Universale Economica Feltrinelli |NummerReihe=8307 |Auflage=6. |Verlag=Giangiacomo Feltrinelli Editore |Ort=Milano |Datum=2018 |ISBN=978-88-07-88307-1 |Seiten=126 |Kommentar=das Buch behandelt den italienischen ''[[Gerechter unter den Völkern|Gerechten]]'' und gleichzeitigen Faschisten [[Giorgio Perlasca]]}}</ref> und [[Italienische Kolonien|Italiens Imperialismus]] im [[Italienische Ägäis-Inseln|Dodekanes]] und [[Italienisch-Libyen]]<ref>{{Literatur |Autor=Benjamin C. Fortna |Titel=The Circassian – A life of Esref Bey, late Ottoman insurgent and special agent |Verlag=Hurst & Company |Ort=London |Datum=2016 |ISBN=978-1-84904-578-0 |Seiten=54}}</ref> versuchten dies. Die osmanische Staatsbürgerschaft erschien vielen Juden attraktiver.<ref name=":161" />
 
=== Nach der Unabhängigkeit ===
Am 7. [[Zionistenkongress]] 1905 in [[Basel]]<ref name=":57" /> war die endgültige Entscheidung für die zionistische Landnahme im „leeren“<ref name=":292" /><ref name=":308" /> Palästina gefallen und die 1903 vorgeschlagene [[Jewish Territorial Organization|territorialistische]] [[Britisches Uganda-Programm|Kolonie ''Uganda'']]<ref name=":57" /><ref name=":150" /><ref name=":152" /> (in [[Kenia]]<ref name=":308" /><ref name=":349">{{Literatur |Autor=Danny Trom |Titel=L’État de l’exil – Israël, les juifs, l’Europe |Verlag=Presses Universitaires de France (PUF)/Humensis |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-13-084463-1 |Seiten=123, 137, 146 f., 186 f.}}</ref>) verworfen worden. Der führende Antiterritorialist<ref name=":320">{{Literatur |Autor=Ilan Greilsammer |Titel=La nouvelle histoire d’Israël – Essai sur une identité nationale |Sammelwerk=Collection nrf essais |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=1998 |ISBN=2-07-074734-4 |Seiten=91 ff., 105 f., 123}}</ref> [[Ber Borochov]]<ref name=":134">{{Literatur |Autor=Thomas Vescovi |Titel=L’échec d’une utopie – Une histoire des gauches en Israël |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-348-04311-6 |Seiten=33, 41–44, 50 ff., 55 ff., 58, 65, 70 ff., 79, 86 f., 95, 107 f., 111, 132, 193, 259–262, 265 ff., 287 f., 290, 295 f., 298 |Kommentar=ein zusammenfassender Beitrag dieses Autors kann über den Link zur Zeitung ''[[Le Monde diplomatique]]'' (Artikel ''Abschied vom Kibbuz'', Mai 2021), abgerufen werden |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5769396}}</ref> mobilisierte mit dem [[Mythos]] vom ''Heiligen Land''. [[Boris Schatz]]<ref name=":68" /> zeichnete Baupläne im [[Eklektizismus]]<ref name=":362" /> aus [[Jugendstil]] und [[Orientalismus (Kunst)|Orientalismus]]. „Revolutionäre Juden“<ref name=":346" /> sahen in Tel Aviv ein hinter sich gelassenes „Klein [[Odessa]]“.<ref name=":12" /><ref name=":372" /> In jener von [[Pogrom]]en<ref name=":134" /> erschütterten Schwarzmeer-Metropole lebten etwa 200.000<ref>{{Literatur |Autor=[[Andreas Kappeler]] |Titel=Kleine Geschichte der Ukraine |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1059 |Auflage=2. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2000 |ISBN=3-406-58780-1 |Seiten=153 f.}}</ref> Juden. [[Armut]],<ref name=":225" /><ref name=":366">{{Literatur |Autor=Yohanan Manor, préfacé par [[Annie Kriegel]] |Titel=Naissance du Sionisme politique |Reihe=Collection Archives |HrsgReihe=[[Pierre Nora]], [[Jacques Revel]] |NummerReihe=88 |Verlag=Éditions Gallimard/Julliard |Ort=Paris |Datum=1981 |Seiten=48–52., 132, 180 f., 200 f.}}</ref> Einzug von [[Kantonist]]en<ref name=":346">{{Literatur |Autor=Salomon Malka |Titel=Monsieur Chouchani – L’énigme d’un maître du XX<sup>e</sup> siècle |TitelErg=Entretiens avec [[Elie Wiesel]] suivis d’une enquête |WerkErg=Entretiens avec [[Elie Wiesel]] suivis d’une enquête |Verlag=Éditions Jean-Claude Lattès |Ort=Paris |Datum=1994 |ISBN=2-7096-1412-X |Seiten=116, 163, 167}}</ref> und Zwangswohnsitz<ref name=":349" /> im [[Ansiedlungsrayon]]<ref name=":276" /> verstärkten den Auswanderungswillen.<ref name=":134" /> [[Theodor Herzl]]s ''[[Der Judenstaat]]'' und die diplomatischen<ref name=":150" /><ref name=":284" /> Mühen des in [[Sofia]] „Messias“<ref name=":298" /> genannten „König Herzl“<ref name=":298" /> fanden auch Zustimmung.<ref name=":32">{{Literatur |Autor=[[Ronen Bergman]] |Titel=Lève-toi et tue le premier – L’histoire secrète des assassinats ciblés commandité par Israël |Verlag=Éditions Grasset |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-246-82139-7 |Seiten=26, 28, 40 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Rise and kill first: The secret history of Israel's targeted assassinations'', 2018; übersetzt von Johan-Frédérik Hel Guedj}}</ref> 1882–1914 wanderten 2,5 Millionen [[Geschichte der Juden in Russland|russische Juden]] aus, davon gingen 2–3 % – weniger als 50.000 –, teils nur kurzzeitig, nach Palästina.<ref name=":150" /><ref name=":308" /> Umgeben von mal gastfreundlichen,<ref name=":346" /> mal feindseligen Arabern, wollten sie endlich wieder Bauern sein.<ref name=":193" /><ref name=":228">{{Literatur |Autor=[[Shlomo Sand]] |Titel=Comment le peuple juif fut inventé – De la Bible au sionisme |Sammelwerk=Collection Champs essais |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-08-138028-8 |Seiten=488 |Kommentar=übersetzt von Sivan Cohen-Wiesenfeld und Levana Frenk}}</ref> Neo-''praktische''<ref name=":308" /> Arbeiterzionisten<ref name=":150">{{Literatur |Autor=Martin Bunton |Titel=The Palestinian-Israeli Conflict |Sammelwerk=A Very Short Introduction |Nummer=359 |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2013 |ISBN=978-0-19-960393-0 |Seiten=XV, 3 ff., 6, 10 f., 13, 16 f., 26 f., 30, 33, 39 ff., 42, 45, 46/48, 49, 52 f., 61, 64, 71, 77, 79, 81}}</ref><ref name=":225" /> kritisierten den städtischen [[Individualismus]]. Jaffas 420<ref name=":190" /> Orangenhaine um 1873 wurden mit der großen oft kernlosen<ref>{{Literatur |Autor=Albert Sidney Hornby, with A. P. Cowie and J. Windsor Lewis |Titel=Oxford Advanced Learner's Dictionary of Current English (Stichwort: jaffa) |Auflage=4. |Verlag=Oxford University Press |Ort=London |Datum=1975 |Seiten=461 |Kommentar=first published in 1948}}</ref> [[Jaffa-Orange|Shamouti]]<ref name=":8" /><ref name=":147" /><ref name=":150" /> weltberühmt. Südlich und östlich entstand ein verdichdeter Ansiedlungssektor.<ref>{{Literatur |Autor=Neville J. Mandel |Titel=Arabs and Zionism before First World War |Verlag=University of California Press |Ort=Berkeley |Datum=1976 |Kommentar=Literaturangabe zitiert nach Florian Louis: ''Atlas historique du Moyen-Orient'', Paris 2020}}</ref><ref name=":140" /> Der zweite von [[Arthur Ruppin|Ruppin]] 1907 erklärte Sektor<ref name=":366" /> lag um [[Safed]], Haifa und [[Tiberias]].<ref name=":140" /> 1909<ref name=":366" /><ref name=":380">{{Literatur |Autor=[[Julia Bernstein]] |Titel=Israelbezogener Antisemitismus: Erkennen – Handeln – Vorbeugen |Verlag=Verlag Beltz Juventa |Ort=Weinheim (Baden-Württemberg) |Datum=2021 |ISBN=978-3-7799-6359-2 |Seiten=101, 103 f.}}</ref> /1910<ref name=":339" /> folgte [[Degania]],<ref>{{Literatur |Autor=Ophélie Chavaroche, Jean-Michel Egret, avant-propos de [[Laurent Binet]] |Hrsg=Axel Vicq, François Egret |Titel=Atlas des utopies |Verlag=Belles Balades éditions |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-84640-493-8 |Seiten=159}}</ref><ref name=":113" /><ref name=":282" /> der erste [[Kibbuz]]. Am 2. November 1917<ref name=":10" /><ref name=":176" /><ref name=":298">{{Literatur |Autor=[[Chaim Potok|Chaïm Potok]] |Titel=Une histoire du peuple juif – Des origines à nos jours |Verlag=Éditions Ramsay |Ort=Paris |Datum=1996 |ISBN=2-84114-152-7 |Seiten=524–532, 585, 593–596, 598, 609 |Kommentar=Originalausgabe: ''Wanderings: Chaim Potok's History of the Jews'', Alfred A. Knopf (publisher), New York 1978; übersetzt von Élie Robert-Nicoud}}</ref> sprach sich [[Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour|Arthur James Balfour]] in einer vagen<ref name=":255">{{Literatur |Autor=Luigi Bruti Liberati |Titel=Storia dell’impero britannico 1785–1999 – Ascesa e declino del colosso che ha impresso la sua impronta sulla globalizzazione |Verlag=Giunti Editore/Bompiani |Ort=Firenze |Datum=2022 |ISBN=978-88-301-0585-0 |Seiten=350 f., 356, 358–364}}</ref><ref name=":299" /><ref name=":349" /> Zusage für „die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“<ref name=":10" /><ref name=":342" /><ref name=":355" /> aus. Die [[Balfour-Deklaration]] machte geltend, dass „zivile und religiöse Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften“,<ref name=":355" /> damals 92 %<ref name=":255" /> der Bevölkerung, nicht tangiert werden dürfen.<ref name=":310">{{Literatur |Autor=[[Daniel Barenboim]] |Hrsg=[[Elena Cheah]] |Titel=Music Quickens Time |Auflage=2. |Verlag=Verso Books |Ort=London/New York |Datum=2009 |ISBN=978-1-84467-402-2 |Seiten=83, 85, 97, 101–105}}</ref>
Mit der am 14. Mai 1948 in der [[Independence Hall (Israel)|Independence Hall]] auf dem [[Rothschild-Boulevard]] verabschiedeten [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|israelischen Unabhängigkeitserklärung]] wurde der Staat Israel gegründet. Am 24. April 1950 wurde Jaffa mit der ehemaligen Vorstadt Tel Aviv auch administrativ verbunden. Der Name der vereinigten Stadt war zunächst ''Tel Aviv''. Am 19. August 1950 wurde sie umbenannt in ''Tel Aviv-Jafo'', um den historischen Namen ''Jaffa'' zu erhalten. Die Stadt wurde zum Zentrum städtischen Lebens in Israel und wuchs weiter.
 
Am 1. Juni 2000 wurden am Strand von Tel Aviv 21 Jugendliche ermordet und Dutzende weitere schwer verletzt, nachdem ein Selbstmordattentäter sich mit einer mit Metallteilen gefüllten Bombe in die Luft sprengte.<ref>[https://www.israelnetz.com/kommentar-analyse/2001/12/01/themenhinweis-3sat-film-ueber-die-selbstmordattentaeter-der-hisbollah/ ''Themenhinweis: 3sat-Film über die Selbstmordattentäter der Hisbollah''] In: [[Israelnetz]].de, 1. Dezember 2001, abgerufen am 31. Juli 2018.</ref> Am 23. Januar 2001 wurden die beiden Besitzer des Sushi-Lokals ''Yuppies'' in der Tel Aviver Sheinkin-Straße, Motti Dayan (27) und Etgar Zeitouny (34) von Palästinensern entführt und ermordet.<ref>[https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/01/14/erschossener-palaestinenser-war-der-moerder-von-nur-shams/ ''Erschossener Palästinenser war der "Mörder von Nur Shams"''] In: [[Israelnetz]].de, 14. Januar 2002, abgerufen am 13. August 2018.</ref>
[[Datei:PikiWiki Israel 52540 the first kiosk in tel aviv,.jpg|mini|Der erste<ref name=":301" /> [[Kiosk]] von 1909,<ref name=":332" /> vermutlich [[Rothschild-Boulevard]],<ref name=":301" /> Aufnahme von Avraham Soskin, 1910]]
:Das Wappen und die Flagge der Stadt enthalten unter dem roten [[Davidstern]] zwei Worte aus dem biblischen Jeremiabuch: „Ich (Gott) werde dich aufbauen, und du sollst gebaut werden.“ ([[Jeremia|Jer]] 31,4)
 
Am 1. Juni 2001 sprengte sich ein 22-jähriger Palästinenser vor einer Diskothek in Tel Aviv selbst in die Luft. Bei dem Selbstmordanschlag kamen 21 Personen ums Leben, über 100 wurden verletzt.
[[Datei:Hebrew University and Lord Balfour's visit. Mayor of Tel Aviv showing the city to Lord Balfour LOC matpc.05821.jpg|mini|25. März 1925 im Hafen von Jaffa: Der [[Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour|Earl of Balfour]] macht seine erste Palästinareise, Bürgermeister [[Meir Dizengoff]] zeigt ihm das Erreichte<ref name=":348" />]]
[[Datei:A TRAIN ON ITS WAY FROM TEL AVIV TO JAFFA. רכבת בדרכה מתל אביב ליפו.D839-111.jpg|mini|Ein Zug auf dem Weg nach Jaffa, Aufnahme von [[Zoltan Kluger]]]]
[[Datei:12-16-Jaffa-1929.jpg|mini|Tel Aviv und Jaffa im Survey of Palestine von 1929. Sichtbar sind die Parzellierungen mit Zuordnung der Bepflanzungsart: Orangen, Bananen, Oliven, Obst, Wein und Nadelhölzer.]]
[[Datei:Immigr.Jaffa1921-1923-Scholten.jpg|mini|Einwanderer nach ihrer Ankunft im Hafen von Jaffa zwischen 1921 und 1923, Aufnahme von [[Frank Scholten]]]]
 
Morgens um 2 Uhr Ortszeit des 5. März 2002 hat ein palästinensischer Attentäter in zwei Restaurants im Zentrum von Tel Aviv drei Israelis getötet und mehr als 30 verletzt. Die Opfer waren der israelische Polizist Salim Barakat, der 52-jährige Yosef Haybi aus Netanya und der 53-jährige Eli Dahan aus Lod.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/03/05/drei-weitere-anschlaege-erschuettern-israel-5-tote-50-verletzte-2-update/ |autor= |titel= Drei weitere Anschläge - Erschütterun in Israel |datum=2002-03-05|werk=[[Israelnetz]].de |abruf=2019-07-26}}</ref> Am 30. März 2002 sprengte sich ein Selbstmord-Attentäter in dem Cafe Bialik an der Kreuzung Allenbystraße/King George- und Tschermichowskystraße in die Luft. Dabei wurden mehr als 30 Menschen zum Teil schwer verletzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/03/30/selbstmord-bomber-sprengt-sich-in-tel-aviver-cafe-in-die-luft/ |autor= |titel= Selbstmord-Bomber sprengt sich in Tel Aviver Café in die Luft |datum=2002-03-30|werk=[[Israelnetz]].de |abruf=2019-10-05}}</ref>
==== Mandatszeit ====
Am 11.&nbsp;Mai 1921 wurde die Verbindung mit Jaffa gelockert.<ref name=":260" /> Tel Aviv mit 3600<ref name=":316" /><ref name=":329" /> Bewohnern erhielt von [[Herbert Samuel, 1. Viscount Samuel|Sir Herbert Samuel]] den teilautonomen Status einer ''Township'' von Jaffa.<ref>[[Mordechai Naor]]: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|סֵפֶר הַמֵּאָה – הִיסְטוֹרְיָה מְצֻלֶּמֶת שֶׁל אֶרֶץ־יִשְׂרָאֵל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עַם עוֹבֵד&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;114.</ref><ref name=":224" /> Damit reagierten die Briten auf die Gewalt gegen Juden 1921 bei den [[Unruhen von Jaffa]].<ref name=":232">{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels |Nummer=84978 |Verlag=Siedler Verlag (Random House) |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=97, 199 f., 233, 247, 249, 256 ff., 286–292, 380, 392, 401, 424, 432 |Kommentar=englischsprachige internationale Originalausgabe: ''One Palestine, Complete: Jews and Arabs Under the British Mandate'', Metropolitain Books, New York 2000; übersetzt von Doris Gerstner; Buch ohne ISBN}}</ref><ref name=":227" /> Im Juni 1923 bestimmten sie, welche Viertel Jaffas aus der Obhut des Bürgermeisters [[Assem as-Said]]<ref name=":356" /> an die Township Tel Aviv übergingen.<ref name=":319" /> Neben Tel Aviv auch die Vororte und Häusergruppen Newe Zedeq (1887<ref name=":260" /> gegründet), Newe Schalom (1890<ref name=":260" /><ref name=":323">{{Literatur |Autor=Yaacov Shavit |Titel=Tel Aviv : Naissance d’une ville (1909–1936) |Reihe=Collection Présences du judaïsme |BandReihe=28 |HrsgReihe=Mireille Hadas-Lebel |Verlag=Éditions Albin Michel/Fonds social juif unifié (F.S.J.U.) |Ort=Paris |Datum=2004 |ISBN=2-226-15434-5 |Seiten=24 f., 31, 44 ff., 48 f., 59, 62 f., 64, 82 f., 90–95, 113, 126, 163 |Kommentar=übersetzt von Esther Ifrah}}</ref>), Machaneh Jehudah (1896<ref name=":260" />), Jefeh Nof (1897), Achawah (1899), Battej Feingold (1904), Battej Warschah, Battej Schmerling, Battej Joseph (1904), Kerem HaTeimanim (1905) und Ohel Moscheh (1907<ref name=":261" />). Am 10. Juni 1923 ging ein dieselbetriebenes Kraftwerk in Betrieb,<ref name=":323" /><ref name=":45">{{Literatur |Autor=Jacques Derogy, Hesi Carmel |Titel=Le siècle d’Israël – Les secrets d’une épopée 1895–1995 |Nummer=2171 |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=1994 |ISBN=2-213-02935-0 |Seiten=282 ff.}}</ref> die Jaffa Electric Company.<ref name=":96" /> Bald endete das Zeitalter von [[Gasbeleuchtung]] und [[Petroleumlampe]]n. Federführend war [[Pinchas Ruthenberg]],<ref name=":96" /><ref name=":166" /><ref name=":186" /> der Gründer der Anglo-Palestine Electricity Company.<ref name=":45" /> Die 3. [[Alija]] (1920–1923) hatte viele lohnabhängige Menschen an Land gebracht. Ende 1925 zählte Tel Aviv etwa 2000 Arbeitslose bei fast 20.000 Einwohnern.<ref name=":134" /><ref name=":321" />
 
Ende 2006 hatte Tel Aviv-Jaffa 385.000 Einwohner, 2015 waren es rund 433.000 Einwohner.
Sehr zum Missfallen<ref name=":46" /><ref name=":321" /> der linkszionistischen Pioniere, deren Ideal nicht weniger als der „Neue Jude“<ref name=":87" /><ref name=":7" /><ref name=":156" /> war, waren „[[Władysław Grabski|Grabski]]-Einwanderer“<ref name=":232" /><ref name=":145" /><ref name=":288" /> der 4. Alija (1924–1928), denen [[Immigration Act von 1924|die USA versperrt]]<ref name=":299" /><ref name=":313" /><ref name=":323" /> war, meist [[Bürgertum|bürgerliche]]<ref name=":46" /><ref name=":240" /><ref name=":299" /> („[[kleinbürger]]liche“<ref name=":154" /><ref name=":225" />) und „kapitalistische“<ref name=":46" /><ref name=":232" /><ref name=":299" /> (im Besitz von 500<ref name=":232" /><ref name=":323" />–1000 £<ref name=":154" /><ref name=":323" /><ref name=":369" />) ehemalige Klein- und Kleinstunternehmer<ref name=":134" /> ohne Interesse an Landwirtschaft.<ref name=":134" /><ref name=":154" /> Es kam zu innerjüdischen [[Arbeitskampf|Arbeitskämpfen]], 1931/1932<ref name=":316" /> mit solidarischer Teilnahme arabischer Arbeiter.<ref name=":46" /><ref name=":166" /> Die [[Histadrut]], deren Organisierungsgrad 1924 bei 70 %<ref name=":134" /> aller jüdischen Arbeiter lag, förderte die Entstehung arabischer Gewerkschaften<ref name=":46" /> wie der [[Palestine Labor League|PLL]].<ref name=":144" /> ''Rechte''<ref name=":321" /> [[Poale Zion]] wie [[David Ben-Gurion]]<ref name=":304" /> hatten eine getrennte<ref name=":193" /><ref name=":304" /> [[Antikapitalismus|antikapitalistische]] Front schon 1906<ref name=":144" /> am Parteitag in Jaffa gefordert. Weiter links pflegten [[Kommunistische Partei Palästinas|jüdische Kommunisten]] mit der 1925<ref name=":96" /><ref name=":145" /> gegründeten [[Palestine Arab Workers Society]] (PAWS)<ref name=":96" /><ref name=":145" /> und der 1934 entstandenen [[Arab Workers Society]] (AWS)<ref name=":144" /> in den 1920er und 1930er Jahren eine enge Zusammenarbeit. Gemeinsamer Gegner war die „jüdische [[Bourgeoisie]]“<ref name=":134" /><ref name=":147" /> oder sie [[Sabotage|sabotierten]]<ref name=":144" /> manchmal die Strategie der Histadrut. Diese versorgte die jüdische Bevölkerung mit Notwendigem, betrieb z.&nbsp;B. [[Egged]].<ref name=":218" /> In ihrem Hauptquartier befand sich die [[Genossenschaft]] [[Beit Brenner]],<ref name=":217" /> das größte Restaurant im Land, das für Tel Avivs meist küchenlose Unter- und Halbzimmermieter<ref>1933 lebten im Zentrum von Tel Aviv durchschnittlich 2,25 Personen in einem Zimmer, im jemenitischen Viertel betrug die Bevölkerungsdichte 4,5 Personen pro Zimmer. Siehe dazu Yaʿacov Shavit: ''Tel Aviv : Naissance d’une ville (1909–1936)'', Paris 2004, S. 151.</ref> täglich 2500–3000<ref name=":217" /> Abendessen kochte. Der Preiszerfall<ref name=":115" /><ref name=":134" /> der [[Cash Crops]] brachte sie so wie viele Araber um den Lohn. 1927 lag die Arbeitslosigkeit in Tel Aviv bei geschätzten 40 %,<ref name=":134" /><ref name=":321" /> ausländische Investitionen waren rückläufig.<ref name=":134" /> Rund 25.000 Juden verließen Palästina in der [[Weltwirtschaftskrise]] nach kurzer Zeit in Richtung europäischer [[Siedlungskolonie]]n in ''Übersee'', den meisten war die zionistische Ideologie völlig fremd.<ref name=":58" /><ref name=":189" /> Die PAWS wurde 1936 von den Briten zerschlagen, ihr Sekretär, [[Sami Taha]],<ref name=":134" /><ref name=":172" /><ref name=":316" /> am 12. September 1947<ref name=":172" /><ref name=":144" /><ref name=":96" /> vermutlich auf Anweisung des „[[Mohammed Amin al-Husseini|Großmuftis]]“<ref name=":134" /><ref name=":144" /> ermordet.
 
Bei einem Anschlag in einem Bus der Linie 40 wurden am 21. Januar 2015 12 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer. Bei dem Attentäter, der mit einem Messer auf die Fahrgäste losging, handelte es sich um einen 27-jährigen Palästinenser aus [[Tulkarem]], der keine Aufenthaltsgenehmigung für Israel besaß. Er wurde in der Nähe des Tatortes angeschossen und festgenommen. Ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation Hamas bezeichnete den Anschlag auf seiner Facebook-Seite als „mutige Heldentat“, palästinensische Medien veröffentlichten [[Cartoon]]s, die den Anschlag verherrlichten. Ministerpräsident [[Benjamin Netanjahu]] erklärte in Reaktion auf den Anschlag, dieser sei ein direktes Resultat der hasserfüllten Hetze, die in den [[Palästinensische Autonomiegebiete|Palästinensischen Autonomiegebieten]] gegen die Juden und ihren Staat verbreitet wird.<ref>Newsletter der [[Israelische Botschaft in Berlin|Botschaft des Staates Israel]] vom 22. Januar 2015</ref>
Im Streit um die Durchsetzung der selbst der Einhaltung des [[Jom Kippur]] religiös übergeordneten [[Sabbat#Sabbat-Wahrung|Schabbatruhe]]<ref>{{Literatur |Autor=Alfred J. Kolatch |Titel=Jüdische Welt verstehen – Sechshundert Fragen und Antworten |Auflage=3. |Verlag=Fourier Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=1997 |ISBN=3-925037-68-3 |Seiten=184 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''The Jewish Book of Why'', 1981; übersetzt von Abraham Kokos, Barbara Höhfeld}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Pinchas Hacohen Peli |Titel=Schabbat Schalom – Schabbat, eine Insel in unserer Zeit |Verlag=Verlag Morascha |Ort=Basel |Datum=1993 |Seiten=39 f. |Kommentar=Buch ohne ISBN<nowiki />; Originalausgabe: ''The Jewish Sabbath, A Renewed Encounter''. Schocken Publisher, 1991; übersetzt von Jael Bollag; die [[Mischna]] untersagt am Samstag 39 Hauptkategorien von Tätigkeiten (sogenannte ''Avot Melacha'') und alle nach heutigem rabbinischem Verständnis daraus abgeleiteten weiteren Tätigkeiten (''Toladot''; dt. ''Nachkommen'')}}</ref> auch im erweiterten Tel Aviv, drohten die Vertreter Newe Zedeqs und Newe Schaloms 1923 für den Fall, die künftige gemeinsame Township würde sich nicht auf die Schabbatwahrung verpflichten, die Rückgliederung ihrer Viertel zu Jaffa anzustreben.<ref>[[Mordechai Naor]]: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|ספר המאה – היסטוריה מצולמת של ארץ-ישראל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עם עובדל&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;123.</ref> So vereinbarten die Verantwortlichen für ganz Tel Aviv, sich amtlich für die Schabbatwahrung einzusetzen, ohne den Anspruch, ihre Einhaltung im Privaten bestimmen zu können. 1926 wurde die [[Aschkenasim|aschkenasische]] [[Große Synagoge (Tel Aviv)|Große Synagoge]] fertiggestellt, 1925 bis 1931 folgte der Bau der [[Sephardim|sephardischen]] [[Große Synagoge Stiftszelt (Tel Aviv)|Großen Synagoge Stiftszelt]]. Weitere [[Minjan]]im und Betsäle entstanden in den Stadtteilen, doch [[Yonatan Ratosh|Uriel Halperin]], ''[[Kanaanismus|Kanaanäer]]'', somit auch ''[[Hebräer]]'',<ref name=":340" /> aber „kein Jude“,<ref name=":264" /><ref name=":322">{{Literatur |Autor=Lutz Fiedler |Titel=Matzpen – Eine andere israelische Geschichte |Reihe=Schriften des Simon-Dubnow-Instituts |BandReihe=25 |HrsgReihe=[[Dan Diner]] |Auflage=2. |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Ort=Göttingen |Datum=2017 |ISBN=978-3-525-37056-8 |Seiten=140 f., 150–155}}</ref><ref name=":340" /> rauchte auch am Samstag. Auch Besitzfragen gaben Anlass zu Streit: Am 20.&nbsp;Januar 1924 hatten die Einwohner des erweiterten Tel Avivs erstmals ihren Township-Rat gewählt, der am 31.&nbsp;des Monats [[Meir Dizengoff]] zum Bürgermeister erkor.<ref>Mordechai Naor: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|ספר המאה – היסטוריה מצולמת של ארץ-ישראל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עם עובדל&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;128.</ref> Im Juli 1926 erstritt der Hauseigentümerverband Tel Aviv per [[Feststellungsklage]] vor dem Obergericht in Jerusalem die Feststellung, wer wahlberechtigt sei. Das Gericht wollte nur Steuerzahler zu künftigen Wahlen zulassen.<ref>Mordechai Naor: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|ספר המאה – היסטוריה מצולמת של ארץ-ישראל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עם עובדל&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;138.</ref> Im Dezember 1926 schloss die Stadt Jaffa die Einwohner Tel Avivs von den Stadtratswahlen aus, nach Protesten konnten die Tel Avivis am 27.&nbsp;Mai 1927 ihre Vertreter nachwählen, die Mandate gingen an Dizengoff und [[Chaim Mutro]].<ref>Mordechai Naor: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|ספר המאה – היסטוריה מצולמת של ארץ-ישראל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עם עובדל&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;138, 144.</ref> Wer Mitte der 1920er Jahre sagte „Ich gehe in die Stadt“, meinte damit Jaffa, schrieb ein Zeitzeuge. Begegnungen mit provozierenden ''Shabab'' – nationalistisch eingestellten „Jungs, Grobianen und Rowdys“ – und feindseligen britischen Polizisten waren häufig.<ref name=":186" />
 
Die deutsche Forschungsgemeinschaft [[Helmholtz-Gemeinschaft]] eröffnete am 22. Oktober 2018 ihr viertes Auslandsbüro in Tel Aviv. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit israelischen Partnern weiter zu stärken.<ref>[https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/wissenschaft/2018/10/23/helmholtz-gemeinschaft-eroeffnet-israel-buero/?cHash=881bf1c5797a9c115a398a961ba5a321 ''Helmholtz-Gemeinschaft eröffnet Israel-Büro''] In: [[Israelnetz]].de, 23. Oktober 2018, abgerufen am 10. November 2018.</ref>
[[Patrick Geddes]],<ref name=":186" /><ref name=":188" /> gefeierter Urbanist und Durchreisender für Indien,<ref name=":251" /> wurde vom [[Anglophilie|anglophilen]]<ref name=":251" /><ref name=":317" /> [[Chaim Weizmann]] eingeladen und mit Plänen beauftragt, die er nach seinen Zwischenhalten (über zwei Monate ab September 1919 und im Mai 1920<ref name=":251">{{Literatur |Autor=[[Eyal Weizman]] |Titel=Spaziocidio: Israele e l’architettura come strumento di controllo |Sammelwerk=Collana Oscar Storia |Verlag=Mondadori editore |Ort=Milano |Datum=2022 |ISBN=978-88-04-74202-9 |Seiten=124 |Kommentar=Originalausgabe: ''Hollow Land. Israel’s Architecture of Occupation'', Verso Books, London and New York 2007; übersetzt von Gabriele Oropallo}}</ref>) vorlegte: [[Hygiene]] und Ideen einer ''Neuen Gesellschaft''<ref name=":251" /> verbindend, plante Geddes eine [[Gartenstadt]]<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Carsten Hueck |Hrsg=Jochen Visscher |Titel=The White City Tel Aviv |Auflage=3. |Verlag=Jovis Verlag |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN=978-3-939633-75-4 |Seiten=7–13}}</ref><ref name=":356" /> mit [[Organische Architektur|organisch]]<ref name=":224" /><ref name=":251" /> freistehenden Gebäuden, [[Édouard Louis Joseph Empain|Baron Empains]] Planstadt [[Heliopolis (Stadtteil)|Heliopolis]]<ref name=":224" /> ähnlich. Die erdachte Stadt sollte am Meer liegen, denn sie sollte – vergleichbar mit [[New York City|New York]] und [[Buenos Aires]] – die Eingangspforte<ref name=":65" /> zu einer neuen Heimat werden. Und die Stadt, die sich Theodor Herzl optisch ähnlich wie [[Wien]]<ref name=":68" /><ref name=":356" /><ref name=":372" /> ([[Cottageviertel]]<ref name=":323" />) vorstellte, sollte gesunde Meeresluft haben, denn den Zionisten stand vor Augen, wie in den von der [[Tuberkulose|Schwindsucht]]<ref>{{Literatur |Autor=Ulrike Moser |Titel=Schwindsucht – Eine andere deutsche Gesellschaftsgeschichte |Verlag=Matthes & Seitz Verlag |Ort=Berlin |Datum=2018 |ISBN=978-3-95757-556-2 |Seiten=Monografie, insbesondere 121}}</ref> geplagten mitteleuropäischen Metropolen tausende Juden in stickigen Gangküchenhäusern<ref>{{Literatur |Autor=[[Wilfried Koch]] |Titel=Baustilkunde – Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart |Auflage=32. |Verlag=Prestel Verlag |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-7913-4997-8 |Seiten=420 f.}}</ref> hausten. Die Umsetzung des [[Geddes-Plan]]s gelang nur in Ansätzen, da private Investoren häufig finanziellen Eigeninteressen gehorchten,<ref>{{Literatur |Autor=[[Gershom Scholem]], in Gesprächen mit Muki Tsur bzw. [[Jörg Drews]] |Hrsg=Gianfranco Bonola |Titel=Scholem/Shalom – Due conversazioni con Gershom Scholem su Israele, gli ebrei e la „qabbalah“ |Nummer=31 |Verlag=Quodlibet Edizioni |Ort=Macerata |Datum=2001 |ISBN=88-86570-55-4 |Seiten=52 ff. |Kommentar=Originalausgabe: ''With Gershom Scholem. An Interview'', Schocken Books, New York 1976; übersetzt von Moshe Kohn/Marcella Majnoni bzw. Gianfranco Bonola}}</ref><ref name=":154" /> wofür sie nicht nur [[Berl Katznelson]]<ref name=":321" /> hart kritisierte.<ref name=":323" /> Von 60 vorgesehenen Parks konnten nur die Hälfte angelegt werden.<ref name=":0" /> Ohne Planung oder Standabgaben und mit „beklagenswerter“ Hygiene – so 1925 ein britisches [[Lamento]] – kam ab 1921 der [[Carmel-Markt|Shouk HaKerem]] (dt. ''Markt des Weinbergs [der Jemeniten]'') aus.<ref name=":221" /> 1927 entstand für Juden aus [[Thessaloniki]] das eng bebaute Arbeiter- und Industrieviertel Florentin.<ref name=":5" /> Das östlich anschließende Shapira bauten ab 1922<ref name=":261" /> [[Usbekistan|usbekische]]<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Agnes Fazekas |Hrsg=Barbara Bauer, Anna Lerch |Titel=Brief aus Tel Aviv |Sammelwerk=[[Le Monde diplomatique]] |Nummer=4/25 |Verlag=[[Die Tageszeitung|TAZ]]/[[WOZ Die Wochenzeitung|WOZ]] |Ort=Berlin/Zürich |Datum=2019-04 |ISSN=1434-2561 |Seiten=2 |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5580224}}</ref> Einwanderer. So bildete sich ein Wohlstandsgefälle<ref name=":14" /><ref name=":323" /> zwischen den von linken Idealen oder von der [[Haskala]]<ref name=":142">{{Literatur |Autor=Raphael Zagury-Orly |Hrsg=Stéphane Habib |Titel=Le dernier des sionistes |Verlag=Éditions Les Liens qui libèrent (LLL) |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=979-10-209-0978-7 |Seiten=18 f., 28, 32 f., 45–50, 90 f., 96}}</ref> geprägten Angehörigen der Elite<ref name=":18">{{Literatur |Autor=[[Simon Sebag Montefiore]] |Titel=Jerusalem, die Biographie |Nummer=17631 |Auflage=4. |Verlag=Fischer Taschenbuch Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2014 |ISBN=978-3-596-17631-1 |Seiten=447, 685 |Kommentar=Originalausgabe: ''Jerusalem. The Biography'', Weidenfels & Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting}}</ref> bewohnten Stadtteilen im Norden, der sogenannten „Aristokratie“,<ref name=":141">{{Literatur |Autor=Aluf Benn |Titel=Arrêtons d’avoir peur de la Nakba – Aluf Benn, rédacteur en chef du quotidien israélien Ha'aretz, évoque dans cet éditorial la mémoire plus que sélective des événements de 1948. Selon lui, il est temps que la société israélienne cesse de fuir son passé |Sammelwerk=[[Courrier international]] Hors-série: Moyen-Orient – Les nouveaux maîtres du jeu |Ort=Paris |Datum=2021-07 |ISSN=1169-114X |Seiten=52 f. |Kommentar=Ersterscheinung dieses Artikels in ''Haaretz'' am 30. April 2021; die Angaben zu den ironischen Bezeichnungen ''Aristokratie'' oder auch ''Adel'' stehen in einer redaktionellen Ergänzung von ''Courrier international'' über Aluf Benn}}</ref><ref name=":206" /><ref name=":284" /> und den wirtschaftlich schwächeren [[Mizrachim]] im Süden, die sich sozial benachteiligt fühlten und es meist auch waren,<ref name=":42">{{Literatur |Autor=[[Elie Barnavi]] |Titel=Israël – Un portrait historique |Auflage=3. |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=978-2-08-134752-6 |Seiten=138, 154, 162}}</ref> da sie kaum Kapital und westliche Bildung besaßen. Oft wurde ihnen mit Misstrauen<ref name=":40">{{Literatur |Autor=Florian Louis (auteur), Fabrice Le Goff (cartographie) |Hrsg=Anne Lacambre |Titel=Atlas historique du Moyen-Orient |Verlag=Éditions Autrement (Flammarion) |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-7467-5507-9 |Seiten=50, 56, 70, 72 |Kommentar=Datumsangabe zur Belagerung von Jaffa vom 03.–07.03.1799 dort zitiert nach P. Bret: ''L’Histoire'', N° 216}}</ref> begegnet, ihre Einwanderung war nicht<ref name=":176" /> in größerem Umfang vorgesehen und ihre [[Identität]] mussten sie beim Aufbau des „Staats vor dem Staat“<ref name=":128">{{Literatur |Autor=[[Pierre Haski]] |Titel=Israël – Une histoire mouvementée |Sammelwerk=Les Essentiels Milan |Verlag=Éditions Milan |Ort=Toulouse |Datum=2009 |ISBN=978-2-7459-3745-2 |Seiten=13, 23, 34 f.}}</ref> unter Beweis stellen.<ref name=":88">{{Literatur |Autor=Yonatan Mendel |Hrsg=Barbara Bauer, Dorothee d'Aprile |Titel=Mista’aravim oder die vertane Chance – Der Nahostkonflikt aus der Sicht eines jüdisch-israelischen Arabisten |Sammelwerk=[[Le Monde diplomatique]] |Nummer=09/24 |Verlag=[[Die Tageszeitung|TAZ]]/[[WOZ Die Wochenzeitung|WOZ]] |Ort=Berlin/Zürich |Datum=2018-09 |ISSN=1434-2561 |Seiten=3 f. |Kommentar=Ersterscheinung dieses Artikels in ''The Guide to the Arab World'', dem Begleitband zur Ausstellung ''Tamir Zadok: Art Undercover'', im [[Tel Aviv Museum of Art]] vom 19. September 2017 bis 18. März 2018, kuratiert von Noa Rosenberg |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5527387}}</ref><ref name=":113" /> Im Mai 1930 organisierte der jemenitische Jude [[Zachariah Gluska]] eine Demonstration in Tel Aviv, die die Gleichgültigkeit der [[Jischuv]]-Leitung gegenüber den durch die [[Imamherrschaft im Jemen|Imamherrschaft]] ab 1922<ref>{{Literatur |Hrsg=Ben-Zion David |Titel=Yemenite Culture Museum: Gallery & Workshop |Verlag=Yemenite Art, Ltd. |Ort=Jaffa |Seiten=12 |Kommentar=das ''Yemenite Culture Museum'' in Jaffa ist eine Silberschmiedewerkstatt mit Verkaufsgeschäft und Elementen einer Ausstellung, auch die Broschüre ''The Art of Yemenite Filigree. The Jewel of One Wire'' mit ausführlichen Angaben über ihre Arbeitsweise und Fachterminologie ist erhältlich}}</ref> entrechteten Juden im [[Jemen]] anprangerte.<ref name=":176" />
 
Tel Aviv war vom 14. bis zum 18. Mai 2019 Austragungsort des [[Eurovision Song Contest 2019|64. Eurovision Song Contest]], da [[Netta Barzilai|Netta]] mit ihrem Song ''[[Toy (Lied)|Toy]]'' den Wettbewerb [[Eurovision Song Contest 2018|2018 in Lissabon]] gewonnen hatte.
[[Datei:Tel-Aviv InstitutFrancais 8116a.jpg|mini|Das Eliavazon-Haus des Architekten Yosef Kashdan von 1934 am [[Rothschild-Boulevard]] 7, 2005 renoviert, heute der Sitz des [[Institut français]]<ref name=":12" />]]
 
Tel Aviv nannte sich ''ʿIr'' (Stadt) seit es mit der ''Municipal Corporations Ordinance'' im März 1921 zur Stadt erhoben wurde.<ref>[[Mordechai Naor]]: ''The Twentieth Century in Eretz Israel: A Pictorial History'', [{{he|ספר המאה – היסטוריה מצולמת של ארץ-ישראל&lrm;}}, Tel Aviv: {{he|עם עובדל&lrm;}}, 1996; engl.], Köln: Könemann, 1998, Judith Krausz (Übers.), ISBN 3-89508-595-2, S.&nbsp;182.</ref> Volle Unabhängigkeit von Jaffa erhielt es am 12. Mai 1934. Mit dem Aufstieg des [[Nationalsozialismus]] in Deutschland wuchs der Wohnungsbedarf; daher musste, entgegen der ursprünglichen Absicht, nun schnell, funktional und kostengünstig gebaut werden, von Architekten wie [[Richard Kauffmann]], [[Wilhelm Haller (Architekt)|Wilhelm Haller]], [[Erich Mendelsohn]], [[Lotte Cohn]], [[Leo Adler (Architekt)|Leo Adler]], [[Arieh Sharon]], [[Genia Awerbuch]], [[Dov Karmi]],<ref name=":9">{{Literatur |Autor=Jutta M. Ingala, Andrea Lammert |Hrsg=Jennifer Künkler |Titel=Israel – Eine Reise ins Heilige Land |Verlag=Kunth Verlag |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-95504-696-5 |Seiten=138–175}}</ref> oder [[Yehuda Magidovitch]], allesamt Architekten, die sich den Prinzipien des [[Bauhaus]] und des [[Internationaler Stil|Internationalen Stils]]<ref name=":12" /> verpflichtet fühlten. Mit [[Zeev Rechter]]<ref name=":12" /> fand sich auch ein Schüler des Berliner Architekten Erich Mendelsohn in Tel Aviv ein, [[Shmuel Barkai|Sam Barkai]]<ref name=":12" /> hatte beim international stilbildenden [[Le Corbusier]]<ref name=":260" /> in Paris studiert. Jedoch machten sie zahlreiche funktionale Zugeständnisse an die Bedingungen der Levante und passten ihre Pläne entsprechend an,<ref name=":12" /> denn das Klima Palästinas war kontrastreich: „Auf brutheiße Tage folgen frostkalte Nächte, auf wilde Regengüsse Zeiten der wolkenlosen Dürre, auf eisige Nordstürme glühende Südwinde“,<ref>{{Literatur |Autor=[[Egon Friedell]] |Hrsg=[[Daniela Strigl]] |Titel=Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Band=2 |Nummer=1885 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=1998 |ISBN=3-406-58465-9 |Seiten=353}}</ref> beschrieb es [[Egon Friedell]] im Jahr 1936. Die Architekten schufen die modernistischen Entwürfe für die Pavillons der [[Levante-Messe]]<ref name=":112" /> im heutigen ''Alten Norden''. Als Vorbild diente auch die von den Nazis als „jüdisch-bolschewistisch“<ref name=":12" /> oder „[[Kulturbolschewismus|kulturbolschewistisch]]“<ref>{{Literatur |Autor=Magdalena Droste |Hrsg=Peter Gössel |Titel=Bauhaus 1919–1933 – Réforme et avant-garde |Verlag=Taschen Verlag |Ort=Köln |Datum=2019 |ISBN=978-3-8365-6013-9 |Seiten=92 |Kommentar=übersetzt von Sara D. Claudel}}</ref> beschimpfte [[Weißenhofsiedlung]] in Stuttgart. Palästina prosperierte in den 1930er Jahren,<ref name=":298" /> wie das innovative [[Beit Hadar]] zeigt. Neben dieser durchaus bürgerlichen<ref name=":260" /> Lebensmodellen dienenden Architektur baute das Gewerkschaftsunternehmen [[Solel Boneh]] der [[Histadrut]] Vorstädte für Arbeiter, die ''Qirjot HaʿOvdim''.<ref name=":185" />
 
[[Datei:פריץ גרסטמן כמלצר מזמר בקפה לורנץ תל אביב c.1940 06.jpg|mini|Zu Tisch im Café Lorenz bei Fritz Gerstmann, „singender Kellner“, 1935]]
[[Datei:PikiWiki Israel 5189 Neve Tzedek in Tel-Aviv.jpg|mini|Links [[Bauhaus]]stil der 1930er und rechts Levantinischer [[Eklektizismus]] der 1920er Jahre in Newe Zedeq]]
[[Datei:Carl Lutz issued visa from his posting in British Palestine - 1938, Jaffa.jpg|mini|Von Konsul [[Carl Lutz]] am 21. Juli 1938 in Jaffa ausgestelltes Schweizer Transitvisum für K. Rajsfeld]]
 
Das [[Ha’avara-Abkommen|Haʿavara-Abkommen]]<ref name=":12" /><ref name=":134" /><ref name=":218" /> mit dem [[NS-Staat]] ermöglichte es Deutschen, welche den Großteil der 5. Alija (1932–1939) stellten, deutsches Baumaterial<ref name=":362" /> und Maschinen,<ref name=":299" /> die für den Neuanfang dienlich erschienen, zu importieren, die sie mit hinterlegten Guthaben bezahlten.<ref name=":299" /> Auf internationalen Direktüberweisungen lastete ab Dezember 1931 die „[[Reichsfluchtsteuer]]“,<ref name=":369" /> die die Nazis wiederholt erhöhten, um Inhaber in Deutschland, egal welcher Religion oder Nationalität, durch Besteuerung von der Ausfuhr ihrer Guthaben abzuschrecken, bzw. Guthaben per Steuer auszuplündern, wodurch Flüchtlinge mittellos ausreisten. Unter den neuen [[Alija|ʿOlim]] waren viele Angehörige des [[Assimilation (Soziologie)|assimilierten]] [[Bildungsbürgertum]]s, für die es nicht immer eine geeignete Arbeit gab, zudem eckten ''[[Jecke]]s'',<ref name=":4" /><ref name=":346" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Alfred Bodenheimer]] |Titel=Kains Opfer (Roman) |TitelErg=Glossar |Verlag=Nagel & Kimche |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-312-00628-1 |Seiten=223}}</ref> wie Deutsche, [[Deutschböhmen und Deutschmährer|Deutschböhmen]] und Österreicher spöttisch genannt wurden, mit ihrer Korrektheit<ref name=":346" /> an. Es hieß, man habe sich auf Baustellen mit „Bitte schön, Herr Doktor! – Danke schön, Herr Doktor!“<ref name=":58" /> Ziegelsteine gereicht. [[Shlomo Dov Goitein]] klagte: „Gute Manieren und Höflichkeit sind [dem [[Tzabar|Sabra]]] suspekt.“<ref name=":156">{{Literatur |Autor=Matti Friedman |Titel=Espions de nulle part – L’avant Mossad |Verlag=Éditions Liana Levi |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=979-10-349-0084-8 |Seiten=73, 81–85, 127, 143 ff., 257 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Spies of No Country. Secret Lives at the Birth of Israel''. Algonquin Books (Workman Publishing Company), New York, 2019; übersetzt von Anne Rabinovitch}}</ref> Auch von der Jacke mochten sich die ''Jeckes'' in der Hitze nicht trennen.<ref name=":217" /> Sie lebten im gesellschaftlichen ''Kanton Ivrit'' – „kein Ton [[Ivrit]]“.<ref>{{Literatur |Autor=[[Klaus Hillenbrand]] |Titel=Fremde im neuen Land – Deutsche Juden in Palästina und ihr Blick auf Deutschland nach 1945 |Verlag=S. Fischer Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2015 |ISBN=978-3-10-033850-1 |Seiten=27 |Kommentar=laut dem Autor wurde mit ''Kanton Ivrit'' im engeren Sinn die Wohngegend um die Ben-Jehuda-Straße in Tel Aviv bezeichnet}}</ref> Einige zionistische Politiker veranlasste dies, die Einwanderung der leichter zu integrierenden Polen<ref name=":82">{{Literatur |Autor=[[Saul Friedländer]] |Titel=Das Dritte Reich und die Juden – 1933–1945 (von Orna Kenan gekürzte Ausgabe) |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1965 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2010 |ISBN=978-3-406-60654-0 |Seiten=78, 205, 420 |Kommentar=Originalausgabe: ''Nazi Germany and the Jews. 1933–1945''. Harper Collins Publishers, New York 2009; übersetzt von Martin Pfeiffer}}</ref> zu fördern. Am 16. Juni 1933<ref name=":154" /> wurde der in Berlin ausgebildete Ökonom und Linkszionist [[Chaim Arlosoroff]]<ref name=":78">{{Literatur |Autor=Salomon Malka |Titel=70 jours qui ont fait l’histoire d’Israël (Kapitel: 7: Qui a tué Arlosoroff?; 49: Première visite du chef du Kremlin; 55: La nation start-up; 59: Kafka en procès; 68: Terre promise des Vegans) |Verlag=Éditions Armand Colin (Dunod Éditeur) |Ort=[[Malakoff]] |Datum=2018 |ISBN=978-2-200-62145-2 |Seiten=46 ff., 219 ff., 241–245, 260 ff., 294 ff.}}</ref><ref name=":154" /><ref name=":186" /> tödlich verletzt am Strand aufgefunden. Der Rechtszionismus galt als Bedrohung.<ref>{{Literatur |Autor=Eran Kaplan |Hrsg=Ivan Davidson Kalmar, Derek J. Penslar |Titel=Between East and West: Zionist Revisionism as a Mediterranean Ideology |Sammelwerk=Orientalism and the Jews |Reihe=Tauber Series for the Study of European Jewry at Brandeis University Press |HrsgReihe=[[Jehuda Reinharz]] |Verlag=University Press of New England |Ort=Hanover/London |Datum=2005 |ISBN=1-58465-411-2 |Kapitel=8 |Seiten=125, 136–141}}</ref><ref name=":328">{{Literatur |Autor=[[Shimon Peres]] |Hrsg=David Landau |Titel=Combat pour la paix : Mémoires |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=1995 |ISBN=2-213-59438-4 |Seiten=11, 30 |Kommentar=basierend auf der englischsprachigen Ausgabe: ''Battling for Peace'', Weidenfeld & Nicolson, London 1995; übersetzt von Denise Meunier}}</ref> Am 17. April 1933 kam es beim Aufmarsch der [[Betar]],<ref name=":154" /> welche zahlreich das Tel Aviver [[Geula Gymnasium]] besuchten, laut [[Schimon Peres|Shimon Peres]] die Schule der besitzenden Klasse,<ref name=":328" /> zu Zusammenstößen mit Arbeitern. Die [[Revisionistischer Zionismus|Revisionisten]] ihrerseits sahen im Arbeiterzionismus antidemokratische Tendenzen.<ref name=":240" />
 
Auch wenn im August 1937, bei der Annahme des [[Peel-Kommission|Peel-Teilungsplans]] am 20. [[Zionistenkongress]] in [[Zürich]], ihr „Transfer“<ref name=":134" /><ref name=":150" /><ref name=":177">{{Literatur |Autor=[[John A. Lynn]] |Titel=Une autre guerre – Histoire et nature du terrorisme |Verlag=Passés composés/Humensis/Ministère des Armées |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-37933-568-6 |Seiten=203 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Another Kind of War: An Introduction to the History of Terrorism'', Yale University Press, 2019; übersetzt von Antoine Bourguilleau}}</ref> gefordert wurde, blieb die arabische Bevölkerung von jeder Vertreibung unbehelligt. Bürgerliche jüdische Familien beschäftigten arabische [[Dienstbote|Hausangestellte]].<ref name=":134" /><ref name=":232" /> Doch brachten deutsche Einwanderer in ihrem geistigen Gepäck, neben dem 1901<ref name=":152" /><ref name=":205" /> von [[Israel Zangwill]]<ref name=":80" /><ref name=":152" /><ref name=":205">{{Literatur |Autor=Gregory Harms, Todd M. Ferry |Titel=The Palestine-Israel Conflict – A Basic Introduction |Auflage=4. |Verlag=Pluto Press |Ort=London |Datum=2017 |ISBN=978-0-7453-9926-3 |Seiten=60/227, 61 f., 75, 91 ff.}}</ref> in der ''New Liberal Review''<ref>{{Literatur |Autor=[[Omri Boehm]] |Titel=Haifa Republic – A Democratic Future for Israel |Verlag=The New York Review of Books |Ort=New York |Datum=2021 |ISBN=978-1-68137-393-5 |Seiten=99/178 |Kommentar=Boehm nennt den Artikel von Israel Zangwill: ''The Return to Palestine'' in der ''New Liberal Review'' 2, Nr. 11, Dezember 1901: 615}}</ref><ref>Der Historiker Eliezer Be'eri schreibt die Aussage laut Derek J. Penslar, ''Israel in History'' (2007), S. 52 und ''Notes'' S. 217, ebenfalls Israel Zangwill zu: Eliezer Be'eri: ''Reschit ha-Sichsuch Yisra'el-ʿArav 1882–1911''. Sifriyat Poʿalim, Tel Aviv 1985, S. 34.</ref> gegebenen Versprechen „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“,<ref name=":108" /><ref name=":146" /><ref name=":150" /> weitere Anschauungen mit, die ein Interesse an ihren neuen arabischen Nachbarn gar nicht erst aufkommen ließen.
 
Ab Februar 1939 betrieb die [[Reichszentrale für jüdische Auswanderung]] die forcierte Ausreise von etwa 30.000 Juden.<ref name=":25">{{Literatur |Autor=[[Heinrich August Winkler]] |Titel=Der lange Weg nach Westen – Deutsche Geschichte: Vom «Dritten Reich» bis zur Wiedervereinigung |Band=2 |Auflage=8. |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-406-66050-4 |Seiten=49 f.}}</ref> 66.848 Menschen flohen auf diese Weise bis Oktober 1941 aus Österreich.<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm J. Wagner |Titel=Geschichte Œsterreichs – Daten, Fakten, Karten |Verlag=Niederösterreichisches Pressehaus |Ort=St. Pölten |Datum=2002 |ISBN=3-85326-154-X |Seiten=313}}</ref> Insgesamt brachte die 5. [[Alija]] 197.235<ref name=":4" /> Flüchtlinge ins Land. Im Juli 1941 wurden in [[Sarona]] lebende nichtjüdische [[Palästinadeutsche]] als ''[[Enemy Alien]]'' zur [[Internierung]] nach Australien ausgeschifft.<ref name=":261" /> So erging es auch Italienern.<ref>{{Literatur |Autor=Saleem Ayoub Quna |Titel=Downtown Amman – A Social Tapestry (Kapitel: [[Ospedale italiano]]) |Verlag=B2BE |Ort=Amman |Datum=2008 |ISBNdefekt=3-600-10200-8 |Seiten=49–52}}</ref> In der Deutschen Schule Sarona, der späteren [[Joseph-Serlin-Klinik]], nahm die jüdische Hilfspolizei [[Notrim]] Quartier. Der spätere Budapester ''[[Gerechter unter den Völkern|Gerechte]]'' [[Carl Lutz]],<ref name=":295">{{Internetquelle |autor=Rolf Stücheli |url=https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014866/2018-02-06/ |titel=Carl Lutz |werk=[[Historisches Lexikon der Schweiz]] |hrsg=[[Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften]] |datum=2018-02-06 |abruf=2022-11-19}}</ref> 1935–1940 Schweizer Konsul in Jaffa, übernahm zuerst die [[Schutzmachttätigkeit der Schweiz im Zweiten Weltkrieg|Schutzmacht für deutsche Angelegenheiten]].<ref name=":295" /> Die Polizei beschäftigte sich auch mit jüdischen Delinquenten, die es zur großen Zufriedenheit des jüdischen ''Nationaldichters''<ref name=":308">{{Literatur |Autor=Jean-Christophe Attias, [[Esther Benbassa]] |Titel=Dictionnaire des mondes juifs |Sammelwerk=Collection à present |Verlag=Éditions Larousse |Ort=Paris |Datum=2008 |ISBN=978-2-03-583332-7 |Seiten=362, 533–536}}</ref><ref name=":332" /> [[Chaim Nachman Bialik]] schon seit längerer Zeit gab. Als nämlich in den 1920er Jahren ein gewisser Renzel,<ref name=":45" /> der erste in Tel Aviv verhaftete Dieb, gefasst wurde, meinte er zu dieser programmatisch angestrebten<ref name=":128" /> Normalisierung: „Wir werden erst ein normales Volk sein, wenn es endlich jüdische Polizisten, jüdische Prostituierte und jüdische Banditen in unseren Straßen geben wird.“<ref name=":45" /><ref>Die hier als angebliche Normalisierung dargestellte Forderung eines bürgerlichen Schriftstellers nach der Herausbildung eines jüdischen [[Lumpenproletariat|Subproletariats]] entsprach keineswegs einer Neuentwicklung, sondern bildete in der jüdischen Diaspora einen Teil der jüdischen Lebensrealität, siehe dazu die Beispiele [[Zwi Migdal]] und [[Kosher Nostra]].</ref> 1939 zählte Tel Aviv 700 jüdische Polizisten.<ref name=":157" /> Einwanderung von [[Prostitution|Prostituierten]] und in den 1930er Jahren Frauen im Allgemeinen (nur 20 % der [[Einwanderungszertifikat|legalen Einreisen]]), von Personen mit körperlichen und mentalen Gebrechen oder [[Alkoholkrankheit|Alkoholismus]] versuchte die Zionistische Kommission zu verhindern.<ref name=":232" /> Auch Kleinkinder nachziehen zu lassen war schwierig.<ref>{{Literatur |Autor=[[Simone Veil]], im Gespräch mit [[Catherine Bernstein]] |Titel=Seul l’espoir apaise la douleur (Kapitel: Un pays où ils auraient une patrie) |TitelErg=Récit |Sammelwerk=Collection Inédit INA |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-08-041527-1 |Seiten=205}}</ref>
 
[[Datei:WORLD WAR II IN TEL AVIV. IN THE PHOTO, WOMEN UNDERGOING A BUS DRIVERS COURSE IN TEL AVIV. מלחמת העולם השנייה בתל אביב. בצילום, נשים עוברות קורס נהיגהD838-034.jpg|mini|Frauen lernen Busfahren, Aufnahme von Zoltan Kluger (Oktober 1940)]]
[[Datei:Postkarte an den Sohn in Tel Aviv von 1947.jpg|mini|Postkarte aus Haifa nach Tel Aviv vom 27. März/Mai 1947: „Mein lieber Wolfi, Du hast wirklich eine schöne Erholungsstätte für uns ausgesucht und wir danken Dir nochmals dafür. Die Luft ist herrlich, das Wohnen sehr bequem und das Essen in Qualität und Quantität erstklassig. Hoffentlich können wir uns einmal bei Dir in gleicher Weise revanchieren. Innigst grüßen u. küssen Dich Papa & Mama.“]]
[[Datei:Dizengoff Square Tel Aviv3.jpg|mini|Der Dizengoff-Platz im Herzen der [[Weiße Stadt (Tel Aviv)|Weißen Stadt]] in den 1940er Jahren]]
[[Datei:Map Jaffa Tel Aviv Compiled, drawn and printed by the Survey of Palestine 1944 2366983.jpg|mini|Tel Avivs nördliches Umland (1944)]]
 
1939 lebte diese Gesellschaft mit Männerüberhang zu 90 % in den Städten, denn das Anfang der 1940er Jahre rund 20 %<ref name=":177" /> des Agrarlandes umfassende Gebiet, das vor allem der [[Jüdischer Nationalfonds|Jüdische Nationalfonds]] (KKL) arabischen [[Großgrundbesitzer|Latifundienbesitzern]] abgekauft hatte, konnte nicht mehr Menschen aufnehmen.<ref name=":23">{{Literatur |Autor=[[Albert Hourani]], von [[Malise Ruthven]] aktualisiert und erweitert |Titel=Die Geschichte der arabischen Völker |Auflage=2. |Verlag=Fischer Taschenbuch |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2017 |ISBN=978-3-596-29670-5 |Seiten=405 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''A History of the Arab People'', Faber and Faber, London 1991; übersetzt von Manfred Ohl, Hans Sartorius und Michael Bischoff}}</ref> Dennoch bestimmte das ländliche Leben in Kibbuz<ref name=":23" /> und [[Moschaw]] das Bild,<ref name=":150" /><ref name=":284" /> das der Zionismus von sich verbreitete. Verkäufer der insgesamt 681.978<ref name=":147" /> verkauften [[Dunam]] waren von 1878 bis 1936 zu 52,6 %<ref name=":113" /><ref name=":147" /> außerhalb Palästinas lebende osmanische Eigentümer, 13,4 %<ref name=":113" /><ref name=":147" /> des Landes hatten Kirchen, nichtarabische ausländische Eigentümer und Regierung verkauft, 24,6 %<ref name=":113" /><ref name=":147" /> gehörte zuvor lokalen Notabeln und ihren Familien, wie beispielsweise den Jaffaer Familien al-Dajani<ref name=":147" /> und [[Alfred Rock|Rock]].<ref name=":329" /> 1935 war mit 1225<ref name=":115" /> offiziellen Landgeschäften der Höhepunkt erreicht. Der Endbegünstigte eines Landkaufs war dem Verkäufer häufig unbekannt.<ref name=":224" /> Tel Aviv hatte, trotz umliegender ''Masserein''-Dörfer<ref name=":364" /> mit 6000<ref name=":323" /> Einwohnern um 1931 ([[Al-Mas'udiyya|Ṣummayl]] [al-Maṣʿudiyya],<ref name=":261" /><ref name=":294" /><ref name=":323" /> [[asch-Schaich Muwannis]],<ref name=":239" /><ref name=":323" /> [[Jammasin Al-Gharbi|Jammasin]],<ref name=":239" /><ref name=":221" /><ref name=":261" /> Salama,<ref name=":221" /><ref name=":323" /><ref name=":364" /> Arav Djamusin, Abu Kishaq ([[Beduinen]]) und Djerisha<ref name=":323" />), eine jüdische Bevölkerungsmehrheit. Die Stadt wuchs rasch, weil sie, neben [[Haifa]], zum wichtigsten Ankunftshafen des Landes wurde. 1926 hatte Tel Aviv 40.000 Einwohner, 1936 waren es 150.000 Einwohner.<ref name=":67">{{Literatur |Autor=[[Georges Bensoussan (Historiker)|Georges Bensoussan]], Mélanie Marie |Titel=Atlas de la Shoah – La mise à mort des Juifs d’Europe, 1939–1945 |Sammelwerk=Collection Atlas/Mémoires |Verlag=Éditions Autrement |Ort=Paris |Datum=2014 |ISBN=978-2-7467-3230-8 |Seiten=17 |Kommentar=dort zitiert nach: [[Elie Barnavi]]: ''Histoire universelle des Juifs''}}</ref> Indes wohnten in Djamusin am [[Yarkon]] Sudanesen.<ref name=":323" />
 
==== Zweiter Weltkrieg mit Folgezeit ====
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden Tel Aviv und Ṣummayl<ref name=":186" /> am 9. September 1940<ref name=":186" /><ref name=":130" /><ref name=":299" /> von auf [[Rhodos]] gestarteten italienischen ''[[CRDA Cant Z.1007|Alcione]]''<ref name=":186" /> bombardiert, 137<ref name=":186" /><ref name=":299" /> Menschen starben. Deutsche Luftangriffe forderten am 11. und 12. Juni 1941 mindestens zwölf Tote.<ref name=":130" /><ref name=":7" /> Getroffen hatten ihre Bomben ein Invaliden- und Altersheim.<ref name=":130" /> Im Gegensatz zum britischen Flottenstützpunkt<ref name=":130" /> [[Alexandria]], und zu Haifa,<ref name=":4" /> das wegen der irakischen [[Kirkuk-Haifa-Pipeline]]<ref name=":155" /><ref name=":187" /><ref>{{Literatur |Autor=Trevor Owen Lloyd |Hrsg=J. M. Roberts |Titel=The British Empire, 1558–1983 |Sammelwerk=The Short Oxford History of the Modern World |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=1985 |ISBN=0-19-873025-X |Seiten=290 (Map 14)}}</ref> der [[Turkish Petroleum Company|IPC]]<ref name=":284" /><ref name=":316" /> – der „''Halsschlagader des [[Britisches Weltreich|British Empire]]“'',<ref name=":155" /> so das ''[[Time]] Magazine'' vom 21. April 1941<ref name=":155" /> – seiner Treibstofflager<ref name=":130" /> und Raffinerien,<ref name=":130" /><ref>{{Literatur |Autor=Philippe Pétriat |Titel=Aux pays de l’or noir – Une histoire arabe du pétrole |Sammelwerk=Collection Folio histoire |Nummer=306 |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-07-282739-6 |Seiten=81}}</ref><ref name=":343">{{Literatur |Autor=[[Stéphane Hessel]] im Gespräch mit [[Elias Sanbar]], mit Beiträgen von Farouk Mardam-Bey |Titel=Israel und Palästina – Recht auf Frieden und Recht auf Land |Verlag=Verlagshaus Jacoby & Stuart |Ort=Berlin |Datum=2012 |ISBN=978-3-941787-83-4 |Seiten=14, 17, 21 f., 25, 50, 119, 151 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Le Rescapé et l’Exilé. Israël-Paléstine, une exigence de justice'', Don Quichotte éditions (Éditions du Seuil), Paris 2012; übersetzt von [[Edmund Jacoby]]}}</ref> als strategisch wichtig galt, hatten Tel Aviv und Jaffa keine Bodenluftabwehr.<ref name=":130" /> Die Angst, dass die [[Schutzstaffel|SS]] unter [[Walther Rauff|Walter Rauff]] mit dem bereits aufgestellten „[[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD|Einsatzkommando]] Ägypten“ bald da sein würde<ref name=":333" />, erfüllte den [[Jischuw]], als Deutsche und Italiener 1942 kurz vor Kairo standen und der dem [[Italienischer Faschismus|italienischen Faschismus]] zugeneigte ägyptische König [[Faruq|Faruk I.]] sich für neutral erklärte.<ref name=":335">{{Literatur |Autor=Walter Schicho |Titel=Handbuch Afrika – Nord- und Ostafrika |Band=3/3 |Verlag=Brandes & Apsel – Südwind |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2004 |ISBN=3-86099-122-1 |Seiten=154}}</ref> Ein Teil der zionistischen Führung wurde nach Großbritannien evakuiert.<ref name=":7" /> Manche Ägypter, zur unheiligen Allianz bereit,<ref name=":333" /><ref name=":336">{{Literatur |Autor=[[René Rémond]] |Titel=Introduction à l’histoire de notre temps – Le XX<sup>e</sup> siècle de 1914 à nos jours |Sammelwerk=Points Histoire |Band=3 |Nummer=H14 |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=1974 |ISBN=2-02-000659-6 |Seiten=257}}</ref> wähnten sich der ''Arabischen Einheit''<ref name=":336" /> und dem Ende der britischen Herrschaft nahe,<ref name=":333" /> doch die Bomben trafen unterschiedslos Juden wie Araber.<ref name=":130" /> Von den Italienern abgeworfene Flugblätter,<ref name=":130" /> die Jaffas Bevölkerung zum Aufstand gegen die Briten aufforderten, fanden keinen Widerhall,<ref name=":130" /> vielmehr prangerte Jaffas arabische Zeitung ''Filastin'', die bereits 1934<ref name=":186" /> gegen die Nazis Stellung bezogen hatte, die Luftangriffe auf Tel Aviv als „kriminelle Bombardierung“<ref name=":130" /> an. Bei Begräbnissen der jüdischen Opfer auf dem [[Nahalat-Yitzhak-Friedhof|Friedhof Nachalat Jitzchaq]] in [[Givʿatajim]]<ref name=":130" /> sprachen Jaffas Bürgermeister, [[Yussuf Haikal]],<ref name=":317" /><ref name=":329">{{Literatur |Autor=Nathan Weinstock |Hrsg=Alexandra Laignel-Lavastine |Titel=Terre promise, trop promise – Genèse du conflit israélo-palestinien (1882–1948) |Verlag=Éditions Odile Jacob |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-7381-2684-9 |Seiten=90, 152 f., 157, 172, 175, 191, 218, 306 f., 360, 366, 378, 403}}</ref><ref name=":361" /> und arabische Geistliche ihr Beileid<ref name=":186" /> aus. Zu Beginn der 1940er Jahre gab es jüdisch-arabische Hochzeiten, so der Familien Luria aus Tel Aviv oder al-Dajani, Badas und Shanti aus Jaffa.<ref name=":317" />
 
Tel Aviv wurde zum Anlaufpunkt alliierter Truppen auf Durchreise oder Erholungsurlaub, darunter Neuseeländer und Australier,<ref name=":68" /> geflüchtete Zivilisten aus Kairo<ref name=":333">{{Literatur |Autor=[[Peter Englund]] |Titel=Momentum: November 1942 – Wie sich das Schicksal der Welt entschied |Verlag=Rowohlt Berlin Verlag |Ort=Berlin |Datum=2022 |ISBN=978-3-7371-0015-1 |Seiten=513 f und Fußnoten 48 und 49, S. 635 |Kommentar=Originalausgabe: ''Onda nätters drömmar. November 1942 och andra världskrigets vändpunkt i 360 korta kapitel'', Stockholm 2022; übersetzt von Susanne Dahmann}}</ref> und [[Polnische Streitkräfte in der Sowjetunion|polnische Streitkräfte der Sowjetunion]],<ref name=":68" /> woran bis heute ein polnisches Gräberfeld<ref>{{Internetquelle |autor=Krzysztof Dawid Majus |url=http://2korpus.itgo.com/ |titel=Tel Awiw – Jafa (Jafa) Cmentarz Katolicki |werk=Polskie groby żołnierskie w Izraelu (dt.: Polnische Soldatengräber in Israel) |sprache=pl |abruf=2021-01-10}}</ref> in Jaffa erinnert. Auch Angehörige der [[Forces françaises libres|Armee des Freien Frankreichs]] und [[griechische Streitkräfte]] harrten auf ihren Einsatz.<ref name=":68" /> Bei [[El-Alamein]], 250<ref name=":155" /> km vor Kairo, konnte durch diese von den Briten kommandierten Verbände der deutsche Vormarsch aufgehalten werden.<ref name=":155" /> Trotz eines Stillhaltens<ref name=":177" /><ref name=":240">{{Literatur |Autor=Jonathan Mendilow |Titel=Ideology, Party Change, and Electoral Campaigns in Israel, 1965–2001 |Verlag=State University of New York Press |Ort=Albany |Datum=2003 |ISBN=0-7914-5587-4 |Seiten=33, 35 |Kommentar=die Aussage von David Ben-Gurion über Wladimir Ze'ev Jabotinsky wird zitiert in: [[Michael Bar-Zohar]]: ''Ben-Gurion: A Biography'', übersetzt von P. Kidron, Steimatzky Publisher, Jerusalem 1978, S. 73}}</ref> der bewaffneten jüdischen Bewegung [[Hagana]]<ref name=":4" /> gegenüber den Mandatstruppen, kam es seitens der 200–400 Leute zählenden Gruppierung [[Lechi]]<ref name=":4" /> und ab 1. Februar 1944<ref name=":255" /> des [[Irgun Zwai Leumi|Irgun]] (auch ''Etzel'') zu Angriffen gegen deren Sicherheitsorgane,<ref name=":27">{{Literatur |Autor=Ernest Edwin Reynolds, N. H. Brasher |Titel=Britain in the Twentieth Century 1900–1964 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=London/New York/Ibadan (Nigeria) |Datum=1966 |Seiten=186 f., 217 f.}}</ref> da die Briten auch nach Bekanntwerden erster Meldungen über den [[Holocaust]] an einer restriktiven Einwanderungspolitik für Juden nach Palästina festhielten.<ref name=":19" /><ref name=":49" /> So legte Lechi eine Bombe, die am 20. Januar 1942 in Tel Aviv drei (teils jüdische) Polizisten tötete.<ref name=":32" /> Am 6. November 1944<ref name=":255" /><ref name=":316" /> starb [[Walter Guinness, 1. Baron Moyne|Lord Moyne]] bei einem Mordanschlag des Lechi in Kairo.<ref>{{Literatur |Autor=[[Charles Enderlin]] |Titel=Par le feu et le sang – Le combat clandestin pour l'indépendance d'Israël, 1936–1948 |Verlag=Éditions Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2008 |ISBN=978-2-226-18084-1 |Seiten=330 (chronologie)}}</ref><ref name=":150" /><ref name=":218" /> Die Briten verlegten nach dem Irgun-Terror<ref name=":334" /><ref name=":338" /> gegen das Jerusalemer [[King David Hotel]] Ende Juli 1946 rund 20.000 Mann für die Fahndungsaktion ''Shark'' nach Tel Aviv.<ref name=":329" />
 
[[Datei:Altalena off Tel-Aviv beach.jpg|mini|1948: Die brennende [[Altalena]] vor Tel Aviv, Aufnahme von [[Hans Pinn]]]]
 
Dem [[Weißbuch von 1939]]<ref name=":255" /><ref name=":293" /> antwortete Tel Aviv mit Ausschreitungen.<ref name=":385" /> Die [[Struma (Schiff)|Struma]]<ref name=":49" /><ref name=":316" /> (1942), später die [[Exodus (Schiff)|Exodus]]<ref name=":146" /><ref name=":255" /> (1947), wurden zum Schutz der Araber von der Landung abgehalten.<ref name=":27" /> London fürchtete nicht nur wie seit 1921<ref name=":304" /> „ein zweites [[Geschichte Irlands|Irland]]“,<ref name=":27" /><ref name=":304" /> sondern ihr Abdriften zu den Achsenmächten.<ref name=":255" /><ref name=":82" /> [[Zeitgenössische Kenntnis vom Holocaust|Bestätigte Nachrichten]] über Massenmorde an Juden in Europa, so geschehen im ''Haaretz''-[[Editorial]] im März 1943,<ref name=":305">{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=The Seventh Million – The Israelis and the Holocaust |Verlag=Hill and Wang (a division of Farrar, Straus and Giroux) |Ort=New York |Datum=1993 |Seiten=77 f., 380 ff. |Kommentar=der vermutete [[Pfeilkreuzler]] war der in der BRD eingebürgerte Ungar [[Alexander Török]], er amtierte als Vize-Botschafter Deutschlands in Israel; Buch übersetzt von Chaim Watzman; hebräische Originalausgabe: ''Ha-milyon ha-shevii''}}</ref> führten in Tel Aviv zu Großdemonstrationen.<ref name=":82" /> Gleichzeitig liefen in Tel Aviv [[Pagliacci]] oder [[Pinocchio (1940)|Pinocchio]]. [[Purim]] wollte man aber etwas ruhiger angehen.<ref name=":305" /> Die Briten erlaubten nur die [[Kinder- und Jugend-Alijah|Youth Aliyah]].<ref name=":49" /> Die [[Alija Bet]]<ref name=":165" /><ref name=":380" /> erfolgte (nach britischer [[Diktion]]) illegal,<ref name=":315">{{Literatur |Autor=Uri Bialer |Titel=Israeli Foreign Policy – A People Shall Not Dwell Alone |Reihe=Perspectives on Israel Studies |HrsgReihe=S. Ilan Troen, Natan Aridan, Donna Divine, David Ellenson, Arieh Soposnik, Jonathan Sarna |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington |Datum=2020 |ISBN=978-0-253-04620-8 |Kapitel=Kapitel 2: The Foreign Relations of the Yishuv; 3: A State in the Making |Seiten=26 f., 41, 43 f. |Kommentar=die Aussage, wonach die Palästinenser „für die Sünden Europas zu bezahlen“ haben, formuliert Bialer so: „The Arab world as a whole staunchly opposed the establishment of a Jewish state on this basis. Why, it asked, should the people of Palestine pay for the Holocaust committed by the people of Europe?“}}</ref><ref name=":316" /><ref name=":357" /> ab 1945 auf Schiffen der [[Zim Integrated Shipping Services|ZIM]].<ref name=":112" /> Fast 50.000<ref>{{Literatur |Autor=Colin Jacobson et al. |Hrsg=Paul Lowe |Titel=1001 photographies qu’il faut avoir vues dans la vie |TitelErg=Réfugiés juifs avant leur déportation de Palestine (Fotografie von [[Cornelius Ryan]], Haifa 1946) |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-08-142221-6 |Seiten=366 |Kommentar=Originalausgabe: ''1001 Photographs You Must See In Your Lifetime'', Quintessence Editions, London 2017}}</ref><ref name=":49" /> Passagiere abgefangener Schiffe wurden auf [[Zypern]]<ref name=":49" /><ref name=":146" /><ref name=":4" /> oder in [[Atlit]]<ref name=":337" /> interniert. 1947, vor Ausbruch des [[Palästinakrieg]]s, lebten in Tel Aviv bereits 230.000<ref name=":67" /> Einwohner. Das Drama der Exodus wurde vom [[UNSCOP]]-Leiter [[Emil Sandström]]<ref name=":201" /> bezeugt<ref name=":146" /><ref name=":150" /><ref name=":62" /> und beeinflusste<ref name=":146" /> seine Empfehlung. Der [[UN-Teilungsplan für Palästina|UNO-Teilungsplan]] sah Tel Aviv Ende 1947 als Teil eines für verbindlich erklärten jüdischen Staatsgebiets vor. Die Radiomeldung aus New York fand in Tel Aviv jubelnden Zuspruch.<ref name=":334">{{Literatur |Autor=Hans-Joachim Löwer |Titel=Flucht über die Alpen – Wie jüdische Holocaust-Überlebende nach Palästina geschleust wurden |Verlag=Athesia Verlag/Tyrolia Verlag |Ort=Bozen |Datum=2021 |ISBN=978-88-6839-539-1 |Seiten=189, 203 ff., 251, 279 ff., 306 |Kommentar=diese Publikation wurde gefördert durch die Südtiroler Landesregierung, Abteilung Deutsche Kultur, und durch die ZukunftsFonds der Republik Österreich}}</ref> Es wurden [[Horo (Tanz)|Horo]] getanzt, etliche Male erhalte die [[haTikwa]] und der Ruf: „Wir haben einen Staat!“<ref name=":297" />
 
Überlebende des nationalsozialistischen [[Völkermord]]s, die [[Displaced Person]]s,<ref name=":10" /> konnten zwar nach dem Ende des britischen Mandats, nach häufig mehrjährigem Ausharren<ref name=":334" /> in deutschen [[DP-Lager]]n,<ref>{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Brenner]] |Titel=Zwischen Ende und Anfang – Nachkriegsjahre in Deutschland |Verlag=dtv Verlagsgesellschaft |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-423-28106-5 |Seiten=34 f.}}</ref><ref name=":22" /> nach [[Eretz Israel]] einreisen,<ref>{{Literatur |Autor=Bruno Cabanes |Titel=Un siècle de réfugiés – Photographier l’exil |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-02-142729-5 |Seiten=53}}</ref> doch hatte das Schicksal der über 250.000<ref name=":134" /> oft körperlich und seelisch gebrochenen<ref name=":334" /> Überlebenden, die zwischen 1946 und 1949 im Land eintrafen, nur einen sehr geringen Anteil am öffentlichen [[Diskurs]] im neuen Staat,<ref name=":22">{{Literatur |Autor=Hans-Peter Föhrding, Heinz Verfürth |Titel=Als die Juden nach Deutschland flohen – Ein vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte |Verlag=Kiepenheuer & Witsch |Ort=Köln |Datum=2017 |ISBN=978-3-462-04866-7 |Seiten=Monografie; zu David Ben-Gurions Aussage 172 ff.}}</ref><ref name=":80" /><ref name=":134" /> vielmehr dominierte das Ideal des wehrhaften, leistungsfähigen und von Zukunftsoptimismus getragenen (männlichen) Pioniers oder [[Tzabar]],<ref name=":99" /><ref name=":334" /> für das [[Max Nordau]] den Begriff „Muskeljudentum“<ref name=":189" /><ref name=":225" /><ref name=":228" /> erfand und mit ihm [[SC Hakoah Wien|Hakoah]]<ref>{{Literatur |Autor=Franklin Foer |Titel=How Soccer Explains the World – An Unlikely Theory of Globalization (Kapitel 3: How Soccer Explains the Jewish Question) |Verlag=HarperCollins Publishers |Ort=New York |Datum=2004 |ISBN=0-06-621234-0 |Seiten=65–88}}</ref> und [[Makkabiade]].<ref name=":112" /> Das Ideal konterkarierte das Selbstbild und das im westlichen wie im arabischen<ref name=":176" /> Raum verbreitete Zerrbild vom „verweiblichten“<ref name=":98">{{Literatur |Autor=[[Delphine Horvilleur]] |Titel=Überlegungen zur Frage des Antisemitismus |Auflage=2. |Verlag=Hanser Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-446-26596-7 |Seiten=73–94, 114 |Kommentar=Originalausgabe: ''Réflexions sur la question antisémite'', Éditions Grasset & Fasquelle, Paris 2019; übersetzt von Nicolas Denis}}</ref><ref name=":166">{{Literatur |Autor=Derek Jonathan Penslar |Titel=Israel in History – The Jewish State in Comparative Perspective |Verlag=Routledge (Taylor & Francis Group) |Ort=London and New York |Datum=2007 |ISBN=978-0-415-40036-7 |Seiten=40, 42, 76–82, 87 f., 124 ff.}}</ref><ref name=":176" /> Juden. Da der Zionismus auch eine Bewegung der jüdischen [[Selbsterkenntnis|Selbstkritik]]<ref name=":87" /><ref>{{Literatur |Autor=Elhanan Yakira, in |Hrsg=Yves Charles Zarka |Titel=Le Sionisme comme anti-antisionisme |TitelErg=Sionismes/Antisionismes – Un panorama complet pour mettre fin à la confusion |Sammelwerk=Cités: Philosophie, Politique, Histoire |Nummer=47–48 |Verlag=Presses Universitaires de France |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-13-058705-7 |Seiten=64}}</ref> war, ergab sich diese Überschneidung.<ref>{{Literatur |Autor=[[Michael Wolffsohn]] |Titel=Tacheles – Im Kampf um die Fakten in Geschichte und Politik |Verlag=Verlag Herder |Ort=Freiburg im Breisgau |Datum=2020 |ISBN=978-3-451-38603-9 |Seiten=224 |Kommentar=Wolffsohn schreibt über sich überschneidende Zerrbilder von Antisemiten und Juden: „Worin aber unterscheiden sich jüdische von nichtjüdischen Zerrbildern über Juden? Die jüdischen sind Aufforderung zur Umkehr, die nichtjüdischen zur Diskriminierung oder gar Liquidierung.“ [Umkehr ist als ''[[Buße (Religion)#Im Judentum|Teschuwa]]'' auch grundlegend für die jüdische Religion.]}}</ref> [[David Ben-Gurion]], [[Mapai]]-Politiker und Exekutivchef der [[Jewish Agency for Israel|Jewish Agency]], äußerte sich kritisch<ref name=":22" /><ref>{{Literatur |Autor=Stéphane Encel |Titel=L’Antisémitisme en questions (Kapitel 84: Quelle est l’importance de la Shoah dans la construction de l’identité israélienne?) |Verlag=Le Passeur Éditeur |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-36890-685-9 |Seiten=289 ff.}}</ref><ref name=":264" /> über die Eignung der Überlebenden, sich im Land zu integrieren. Zu der im [[Jischuv]] vorherrschenden Einstellung passte, dass am 22. März 1946 der Leiter der deutschen [[Templergesellschaft]] und Nazi-Propagandist Gotthilf Wagner in Tel Aviv aufgespürt und getötet wurde. Die Tat war eine der ersten sogenannten [[Gezielte Tötung|Gezielten Tötungen]] in Israel.<ref name=":32" /> Im Juni 1948 kam es zu einem Gewaltausbruch zwischen jüdischen Verbänden mit 18<ref name=":329" />/19<ref name=":113" /><ref name=":357" /> Toten bei der Entladung von Waffenlieferungen des Frachters [[Altalena]],<ref name=":62" /><ref name=":113" /> der dabei vor Tel Aviv versenkt wurde.<ref name=":357" /> Frankreich hatte der [[Irgun Zwai Leumi|Irgun]]<ref name=":150" /><ref name=":357" /> auf dem Schiff Waffen im Wert von 153 Millionen Francs geliefert und sicherte sich politische Einflussnahme<ref name=":62" /> und weitere Exportgeschäfte.<ref name=":146" /><ref>{{Literatur |Autor=Bertrand Badie, Dominique Vidal et al. |Titel=La France, une puissance contrariée – L’état du monde 2022 (Kapitel: France/Israël/Palestine : la loi du balancier) |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-348-06987-1 |Seiten=203–210}}</ref><ref name=":218" />
 
==== Im Staat Israel ====
Am 14. Mai 1948 wurde im [[Independence Hall (Israel)|Museum von Tel Aviv]]<ref name=":316" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Dominique Lapierre]], [[Larry Collins (Schriftsteller)|Larry Collins]] |Titel=Ô Jérusalem: L’épopée de la fondation d’Israël |Verlag=Éditions Pocket |Ort=Paris |Datum=2006 |ISBN=2-266-16111-3 |Seiten=590–595, 608 |Kommentar=Originaljahr: 1971}}</ref><ref name=":329" /> am [[Rothschild-Boulevard]] die [[israelische Unabhängigkeitserklärung]] verlesen. Seit Januar 1948<ref name=":255" /> war ''Bürgerkrieg'',<ref name=":205" /><ref name=":146" /><ref name=":215" /> die erste Kriegsphase. Der [[Zeitzeuge]] Yakov Keller erinnert sich: „1948 war ich noch in der Schule. Jeder um mich herum hatte gefeiert. Aber ich war nicht froh, ich hatte das Gefühl: Das bedeutet Krieg. Und ich lag richtig.“<ref name=":226" /> Nach durchfeierter<ref name=":226" /> Nacht bombardierte<ref name=":46" /><ref name=":140">{{Literatur |Autor=Amnon Cohen, préface de Michel Abitbol et Abdou Filali-Ansary |Hrsg=Jean-Claude Zylberstein |Titel=Juifs et musulmans en Palestine et en Israël – Des origines à nos jours |Sammelwerk=Collection texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=979-10-210-4776-1 |Seiten=52, 57 f., 63, 66, 87, 90, 93, 95, 96, 98, 102 ff., 113, 122 f., 127 ff., 160, 174 ff./261, 190, 195}}</ref><ref name=":154" /> [[Ägyptische Luftstreitkräfte|Ägyptens Luftwaffe]] Tel Aviv „vier oder fünf Mal“,<ref name=":151" /> rückte am Boden auf 33 km<ref name=":381" /> Nähe vor, beschädigte am 4. Juni 1948<ref name=":151" /> auch das [[Ben-Gurion-Haus|Haus David Ben-Gurions]]. Israel bombardierte arabische Großstädte.<ref name=":151" /> Ab Juni 1948 wurde Israel in [[Sarona]] regiert.<ref name=":347" /> Dann kam das [[Waffenstillstandsabkommen von 1949]].<ref name=":381" />
 
[[Datei:Israel Austerity.jpg|mini|Rationierung in Tel Aviv im Februar 1954, Aufnahme von Hans Pinn]]
 
Mit dringend benötigten ''Zahlungen'' (hebräisch ''Shilumim''<ref name=":373" />) aus dem umstrittenen<ref name=":185" /><ref name=":226" /><ref name=":249" /> [[Luxemburger Abkommen]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Werner Abelshauser]] |Titel=Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945 |Sammelwerk=Beck'sche Reihe |Nummer=1587 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2004 |ISBN=3-406-51094-9 |Seiten=232}}</ref> – dem sogenannten Wiedergutmachungsabkommen<ref name=":234">{{Literatur |Autor=[[Peter Heine (Islamwissenschaftler)|Peter Heine]] |Titel=Konflikt der Kulturen oder Feindbild Islam: Alte Vorurteile – neue Klischees – reale Gefahren |Sammelwerk=Spectrum |Nummer=4455 |Verlag=Verlag Herder |Ort=Freiburg im Breisgau |Datum=1996 |ISBN=3-451-04455-2 |Seiten=87, 111, 125}}</ref><ref name=":302" /> mit der Bundesrepublik Deutschland – wurde ab 1952 die Infrastruktur weiter ausgebaut, gleichzeitig profitierte<ref name=":107">{{Literatur |Autor=Daniel Marwecki |Hrsg=Barbara Bauer, Dorothee D’Aprile |Titel=Wiedergutmachung in explosiver Währung – Die Geschichte der westdeutschen Militärhilfe für Israel |Sammelwerk=[[Le Monde diplomatique]] |Nummer=04/26 |Verlag=[[Die Tageszeitung|TAZ]]/[[WOZ Die Wochenzeitung|WOZ]] |Ort=Berlin/Zürich |Datum=2020-04 |ISSN=1434-2561 |Seiten=22 |Kommentar=Daniel Marwecki ist Autor des Buches ''Germany and Israel. Whitewashing and Statebuilding''. Hurst Publishers, London 2020; Artikel übersetzt von Sigrid Ruschmeier |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5675078}}</ref> die deutsche Industrie. Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung, wie [[Strauss Group|Strauss]],<ref name=":8" /> erhielten Maschinen, was half, der [[Rationierung]]<ref name=":112">{{Literatur |Autor=Henrietta Singer, Sara Neuman et al. |Titel=70 Jahre Israel in 70 Plakaten |Verlag=Verlag Hermann Schmidt |Ort=Mainz |Datum=2018 |ISBN=978-3-87439-906-7 |Seiten=54–57, 58–61, 70–73, 74–77, 90–93, 102–105, 114–117, 248 f., 253}}</ref><ref name=":185">{{Literatur |Autor=Steve Jourdin, préface de [[Élie Barnavi]] |Hrsg=Jean-Luc Veyssy |Titel=Israël : autopsie d’une gauche (1905–1995) |Sammelwerk=Collection « Documents » |Verlag=Éditions le bord de l’eau |Ort=Lormont (Gironde) |Datum=2021 |ISBN=978-2-35687-802-1 |Seiten=31, 86, 95 f., 160, 168, 275, 283 f.}}</ref><ref name=":226" /> und dem [[Schwarzmarkt]]<ref name=":112" /><ref name=":185" /><ref name=":264" /> von Alltagsgütern entgegenzuwirken. 1949 war es zu Hungerunruhen und Angriffen auf die Knesset im alten Kessem-Kino gekommen.<ref name=":264" /> [[Konrad Adenauer]] begründete die Hilfen und Waffenlieferungen<ref name=":107" /> 1965 sowohl moralisch als auch mit der „Macht der Juden“,<ref name=":107" /> die es „auch heute noch“<ref>{{Internetquelle |autor=[[Konrad Adenauer]], im Gespräch mit [[Günter Gaus]] |url=https://archive.org/details/AdenauerInterview |titel=Adenauer Interview |werk=Internet Archive |datum=2017-08-07 |abruf=2020-11-03 |kommentar=die zitierte Aussage machte Konrad Adenauer im [[ZDF]] gegenüber Günter Gaus und lautet: „Die Macht der Juden auch heute noch, insbesondere in Amerika, soll man nicht unterschätzen.“ (zu finden in der Abschrift nach Gaus’ Frage ''De Gaulle und Sie?'' am Ende des Textes)}}</ref><ref name=":107" /> nicht zu unterschätzen gelte. Er berief Botschafter [[Rolf Friedemann Pauls|Rolf Pauls]],<ref name=":107" /> „taktvoll“<ref name=":305" /> aber intern ganz der Antisemit,<ref name=":107" /> in Begleitung eines vermuteten [[Pfeilkreuzler]]s<ref name=":305" /> nach Tel Aviv. [[Menachem Begin]], selbst ein Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung, rief „zur Hölle mit den [[Goi|Gojim]]“<ref name=":146" /> und Adenauer einen „Mörder“.<ref name=":357">{{Literatur |Autor=[[Erich Follath]] |Hrsg=Christian Staas, [[Volker Ullrich (Historiker)|Volker Ullrich]] |Titel=Die versuchte Versöhnung – Menachem Begin und Izchak Rabin reichten Israels Feinden die Hand. Einander aber blieben sie fremd. Ein Porträt zweier Untergrundkämpfer, Regierungschefs und Friedensstifter – und eines gespaltenen Landes |Sammelwerk=DIE ZEIT Geschichte |Nummer=2/2023 |Ort=Hamburg |Datum=2023 |Seiten=72–78}}</ref> Auf den Handel schlecht zu sprechen,<ref name=":302" /> ließ er das Verhältnis zur BRD deutlich abkühlen, sah er doch alle Deutschen in einer [[Kollektivschuld]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Martin Rupps]] |Titel=Helmut Schmidt – Ein Jahrhundertleben |Nummer=6682 |Auflage=2. |Verlag=Verlag Herder |Ort=Freiburg im Breisgau |Datum=2013 |ISBN=978-3-451-06682-5 |Seiten=301 |Kommentar=Rupps zitiert den israelischen Journalisten und Historiker [[Shlomo Shafir]]}}</ref>
 
Die Jahre 1955–1957 und 1961–1964<ref name=":4">{{Literatur |Autor=[[Angelika Timm]], [[Johannes Glasneck]] |Titel=Israel – Geschichte des Staates seit seiner Gründung |Auflage=3. |Verlag=Bouvier Verlag |Ort=Bonn |Datum=1998 |ISBN=3-416-02753-1 |Seiten=12, 27, 32, 40 f., 49, 208, 240, 263, 296, 340–347 (Zeittafel)}}</ref> brachten neue [[Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern|Einwanderungswellen aus arabischsprachigen Ländern]], wo bis 1939 nur 6 %<ref name=":176" /> der jüdischen Weltbevölkerung gelebt hatte. Eine Minderheit um den [[Knesset]]abgeordneten [[Peretz Bernstein]]<ref name=":112" /> stellte sich erfolglos dagegen. Die seit 1922<ref name=":176" /><ref name=":245" /> offizielle [[Semitische Sprachen|semitische]] Sprache [[Ivrit]],<ref name=":54">{{Literatur |Autor=Anne-Marie Thiesse |Hrsg=Richard Figuier |Titel=La création des identités nationales – Europe XVIII<sup>e</sup>–XX<sup>e</sup> siècle |Sammelwerk=Points Histoire |Nummer=H296 |Auflage=2. |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2001 |ISBN=2-02-041406-6 |Seiten=78 f.}}</ref> erlernt im [[Ulpan]],<ref name=":112" /><ref name=":113" /><ref name=":245">{{Literatur |Autor=Michel Bruneau, postface de Christian Grataloup |Titel=Peuples-monde de la longue durée – Chinois, Indiens, Iraniens, Grecs, Juifs, Arméniens |Verlag=CNRS Éditions du Centre national de la recherche scientifique |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-271-13121-8 |Seiten=92, 174 ff.}}</ref> und die Verdrängung des [[Jiddisch]]en aus der Gesellschaft,<ref name=":189" /> erleichterten zwar die sprachliche Integration der [[Mizrachim]], doch mussten 80 %<ref name=":95">{{Literatur |Autor=Jean-Claude Lescure |Titel=Le conflict israélo-palestinien en 100 questions (Kapitel 6: Pourquoi l’archéologie est-elle un enjeu entre Israéliens et Palestiniens?; Kapitel 12: Quelles différences entre nationalisme arabe et nationalisme palestinien?; Kapitel 31: Comment Israël accueille-t-il les migrants juifs?; Kapitel 51: Comment l’État organise-t-il les musées pour forger la mémoire israélienne?; Kapitel 80: Comment Israël accueille-t-il les migrants non juifs?) |Sammelwerk=Collection Texto |Auflage=2. |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=979-10-210-4253-7 |Seiten=29 ff., 46 ff., 107–110, 165 ff., 257 ff.}}</ref> [[Umschulung|umgeschult]]<ref name=":249" /> werden, da die meisten zuvor als Kaufleute gearbeitet hatten. Sie verfügten meist nicht über die gezielte [[Hachschara]]- oder [[World ORT|ORT]]-Vorbereitung auf das Leben in Israel, sprachen Synagogen-Hebräisch<ref name=":109">{{Literatur |Autor=Uri Dan, Yeshayahu Ben Porat |Titel=L’espion qui venait d’Israël |Verlag=Éditions Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-213-71285-7 |Kommentar=Monografie; zu den sozialen Umständen des bekannten Geheimagenten [[Eli Cohen]], eines gebürtigen Ägypters, bei seiner Aufnahme in den Geheimdienst das Kapitel 4 (''Difficile adaptation en Israël'') Seite 47 ff.; zu den Problemen mit literarischem Hebräisch Seiten 48 und 50}}</ref> (''lashon ha-kodesh''<ref name=":189" />) und das [[Schamgefühl|schambehaftete]]<ref name=":230">{{Literatur |Autor=[[Rosie Pinhas-Delpuech]] |Titel=Le typographe de Whitechapel – Comment Y. H. Brenner réinventa l’hébreu moderne |Verlag=Actes Sud |Ort=Arles |Datum=2021 |ISBN=978-2-330-15590-2 |Seiten=141 f.}}</ref> Arabisch. Akademiker fanden keine entsprechende Arbeit und erlebten einen [[Soziale Mobilität|sozialen Abstieg]].<ref name=":249" /> Sie lebten in Zelten<ref name=":249" /> und [[Ma'abarot (Übergangslager)|Ma'abarot]]-Baracken,<ref name=":113" /><ref name=":226">{{Literatur |Autor=[[Martin Schäuble]], [[Noach Flug]] |Titel=Die Geschichte der Israelis und Palästinenser |Sammelwerk=Reihe Hanser |Nummer=62631 |Auflage=2. |Verlag=dtv Verlagsgesellschaft |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-423-62631-6 |Seiten=48 f., 66–70 |Kommentar=darin die [[Oral History|Oral-History-Beiträge]] von Mohammed Hasan Scheich Yosef, Hava und Yakov Keller, Yosef Levi und Karla Pilpel, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen}}</ref><ref name=":249" /> die nach den Regen von 1950–1951 im Schlamm standen.<ref name=":297">{{Literatur |Autor=[[Rika Zaraï]] |Hrsg=Éric Portais |Titel=L’espérance a toujours raison : mémoires |Verlag=Éditions Michel Lafon |Ort=Neuilly-sur-Seine (Paris) |Datum=2006 |ISBN=2-7499-0548-6 |Seiten=82 f., 115, 122, 169 |Kommentar=die Autorin, die wie Amos Oz in Jerusalem aufwuchs, formuliert den [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]] der „gebräunten Juden“ in Unterscheidung zur ''Blässe'' der Jerusalemer auf Seite 169 so: „Sur la plage, je vois mes nouveaux amis tout bronzés s’ébattre comme des poissons dans l’eau et je me regarde, moi toute blanche, nageant comme une enclume.“ (dt.: ''Am Strand sehe ich meine neuen Freunde schön gebräunt, wie sie wie Fische im Wasser herumtollten, während ich, blass wie ich bin, wie ein Klotz im Wasser schwimme.''); zur Blässe und zum Fehlen eines Schwimmbades in Jerusalem siehe auch S. 137, 139; die mit Jerusalem in Verbindung gebrachte "Blässe" steht auch im Zusammenhang mit den Stundenplänen der dort häufigen [[Jeschiwa|Jeschiwot]], siehe zu den Unterrichtszeiten Salomon Malka: ''Monsieur Chouchani – L’énigme d’un maître du XX<sup>e</sup> siècle'', Paris 1994, S. 180}}</ref> Der schulische Werdegang der Kinder war steinig. So glaubte die jüdische Schweizer Schriftstellerin [[Salcia Landmann]] 1967 berichten zu müssen: „Lehrer und Erzieher in Israel klagen allgemein über die zum Teil schwache Begabung und den geringen Lerneifer der Kinder von Einwanderern aus arabischen Ländern.“<ref name=":73">{{Literatur |Autor=[[Salcia Landmann]] |Titel=Die Juden als Rasse – Das Volk unter den Völkern |Verlag=Walter-Verlag |Ort=Olten/Freiburg im Breisgau |Datum=1967 |Seiten=296}}</ref> Die [[Rechtspflege]] verfolgte Verfehlungen dieser Jugendlichen, sowie besonders auch junger Araber, wesentlich härter.<ref name=":108" /> Zu der zur Schau getragenen Mischung aus Strenge und [[Paternalismus]] der meist links-[[Laizismus|laizistischen]]<ref name=":245" /> Elite gehörte, dass sie, wie es auch Salcia Landmann gleich im Nachsatz zu diesem Zitat tut, durchaus „Mischehen“<ref name=":73" /><ref name=":68" /> zwischen Aschkenasim und den – oft rechts ([[Cherut]]<ref name=":264" />) wählenden – „Orientalen“<ref name=":252" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Israel Shahak]], Norton Mezvinsky |Titel=Jewish Fundamentalism in Israel |Verlag=Pluto Press |Ort=London/Sterling (Virginia) |Datum=1999 |ISBN=0-7453-1276-4 |Seiten=48}}</ref><ref name=":309">{{Literatur |Autor=[[Dan Bar-On]] |Titel=Die »Anderen« in uns: Dialog als Modell der interkulturellen Konfliktbewältigung – Sozialpsychologische Analysen zur kollektiven israelischen Identität |Auflage=2. |Verlag=Edition Körber-Stiftung |Ort=Hamburg |Datum=2003 |ISBN=3-89684-034-7 |Seiten=27, 30, 32 |Kommentar=aus dem Englischen übersetzt von Irmgard Hölscher; hebräischsprachige Originalausgabe bei Ben Gurion University Press, Be’er Scheva 2000}}</ref> (Mizrachim) befürworteten. 1967 gab es vorerst nur 15 %<ref name=":77">{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=1967 – Israels zweite Geburt |Verlag=Pantheon Verlag (Random House) |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-570-55062-5 |Seiten=76, 161 |Kommentar=Originalausgabe: ''1967''. Keter Publishing House, Jerusalem 2005; übersetzt aus dem Englischen von Helmut Dierlamm, Hans Freundl und Enrico Heinemann}}</ref> gemischte Eheschließungen. In den 1970er Jahren setzte sich die Überzeugung durch, dass es besser sei, Einwanderern einen Teil ihrer Herkunftskultur zu belassen.<ref name=":95" /> Dies nach der Radikalisierung empörter Mizrachim, die sich 1971 in der kommunistischen Gruppe [[Black Panthers (Israel)|Black Panthers]]<ref name=":375" /><ref name=":249">{{Literatur |Autor=[[Michael Krupp]] |Titel=Die Geschichte des Staates Israel – Von der Gründung bis heute |Sammelwerk=erschienen in der Reihe Nes Ammim |Auflage=3. |Verlag=Gütersloher Verlagshaus (Random House) |Ort=Gütersloh |Datum=2008 |ISBN=978-3-579-06401-7 |Seiten=22–25, 29 f., 32–35}}</ref><ref name=":358">{{Literatur |Autor=Maurice Konopnicki, Eliezer Ben Rafael |Titel=Jérusalem |Reihe=[[Que sais-je ?]] |NummerReihe=2366 |Auflage=2. |Verlag=Presses Universitaires de France |Ort=Paris |Datum=1997 |ISBN=2-13-048381-X |Seiten=12–15, 17, 20, 90 f.}}</ref> organisierten und auch in Tel Avivs südlichem Viertel HaTikwa<ref name=":134" /> Rückhalt fanden. Dieses Unverständnis gilt als ein Grund für die Erosion<ref name=":222" /> von [[Awoda]]<ref name=":118">{{Literatur |Autor=David M. Halbfinger |Titel=Explaining U.S. right-wing politics, via Israel – Netanyahu supporters and Trump voters have parallels, sociologist says |Sammelwerk=[[The New York Times]] International Edition |Nummer=42,862 |Ort=New York |Datum=2021-01-06 |Seiten=4}}</ref><ref name=":150" /><ref name=":158" /> und [[Meretz]].<ref>{{Literatur |Autor=Denis Bauchard |Titel=Le Moyen-Orient au défi du chaos – Un demi-siècle d’échecs et d’espoirs |Verlag=Maisonneuve & Larose-Nouvelles Éditions/Hémisphères Éditions |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-37701-112-4 |Seiten=271}}</ref> Der linksliberale [[Soziologe]] [[Nissim Mizrachi]] ortet Ausgrenzung bis in die letzte Linksregierung [[Ehud Barak]].<ref name=":118" /> Der Awoda-Parteitag hat im Juni 1997 in [[Netiwot]] um Entschuldigung gebeten.<ref name=":252">{{Literatur |Autor=Claudia De Martino |Titel=Israele – Prosperità senza pace |Auflage=2. |Verlag=Castelvecchi (Lit Edizioni) |Ort=Roma |Datum=2020 |ISBN=978-88-328-2970-9 |Seiten=40 f. |Kommentar=die Erstausgabe dieses Buches erschien 2017 unter dem Titel ''Il nuovo ordine israeliano'', die zweite Auflage wurde erweitert und aktualisiert}}</ref>
 
[[Datei:Tel Aviv op sabbathmorgen Wandelend publiek langs het strand met op de achtergr, Bestanddeelnr 255-1360.jpg|mini|Strandspaziergang an einem [[Sabbat|Schabbattag]] des Jahres 1948, Aufnahme von [[Willem van de Poll (Fotograf)|Willem van de Poll]]]]
 
Jiddisch galt als „[[Jargon]] der feigen [[Jüdische Diaspora|Diasporajuden]]“,<ref name=":39">{{Literatur |Autor=Edward van Voolen |Titel=50 jüdische Künstler, die man kennen sollte |Verlag=Prestel Verlag |Ort=München |Datum=2011 |ISBN=978-3-7913-4572-7 |Seiten=131 |Kommentar=übersetzt von Mechthild Barth}}</ref> um mit der Vergangenheit zu brechen, wurden Familiennamen hebräisiert.<ref name=":101">{{Literatur |Autor=Jean-Marie Montali |Titel=Nous sommes les voix des morts – Les derniers déportés témoignent |Verlag=Éditions le cherche midi |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-7491-6387-1 |Seiten=15–20, 65}}</ref><ref name=":113" /><ref name=":156" /> Die Verbindung zum christlichen Europa sollte gekappt<ref name=":142" /><ref name=":292" /> werden, der neue Jude war, wie [[Mosche Schamir|Mosche Shamir]] es schrieb, „aus dem Meer geboren“.<ref name=":113" /> Erst der politisch<ref name=":80" /> unterlegte Jerusalemer [[Eichmann-Prozess]] brachte in den 1960er Jahren eine Neubewertung<ref name=":49" /><ref name=":80" /><ref name=":113" /> der Diaspora. Bei Radio-<ref name=":362">{{Literatur |Autor=[[Gil Yaron]] |Titel=Israel – Party, Zwist und Klagemauer |Sammelwerk=Lesereise (Buchreihe) |Auflage=2. |Verlag=Picus Verlag |Ort=Wien |Datum=2020 |ISBN=978-3-7117-1102-1 |Seiten=28, 31 f., 53 |Kommentar=die Neuausgabe wurde umfassend überarbeitet; erste Auflage 2011}}</ref> und TV-Übertragungen<ref name=":310" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Nicholas Kulish]], [[Souad Mekhennet]] |Titel=On l’appelait Docteur La Mort – De Mauthausen au Caire, le récit haletant de la plus longue traque de l’histoire |Verlag=Éditions Flammarion |Ort=Paris |Datum=2015 |ISBN=978-2-08-133285-0 |Seiten=98 |Kommentar=Originalausgabe: ''The eternal Nazi: from Mauthausen to Cairo. The relentless pursuit of SS Doctor Aribert Heim'', Doubleday, New York 2014; übersetzt von Cécile Dutheil}}</ref> wurde 121<ref name=":362" /> Zeugen zum ersten Mal wirklich zugehört.<ref name=":39" /><ref name=":230" /><ref name=":310" /> David Ben-Gurion, der dem Prozess ein erzieherisches Ziel gab,<ref name=":302">{{Literatur |Autor=[[Shulamit Volkov]] |Titel=Deutschland aus jüdischer Sicht: Eine andere Geschichte – Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2022 |ISBN=978-3-406-78171-1 |Seiten=253 ff., 264 |Kommentar=übersetzt von Ulla Höber}}</ref><ref name=":362" /> versuchte zunächst nur, den Holocaust in die Kontinuität antisemitischer [[Pogrom]]e einzuschreiben.<ref name=":87">{{Literatur |Autor=[[Amos Elon]] |Titel=Das schlechthin Unfassbare: «Ein Bericht über die Banalität des Bösen» – der Sturm weltweiter Empörung, den ihr Buch über den Jerusalemer Eichmann-Prozess von 1961 auslöste, hat sich bis heute nicht ganz gelegt. Der Fall Arendt |Sammelwerk=[[Du (Zeitschrift)|Du]]: Hannah Arendt. Mut zum Politischen! |Nummer=710 |Verlag=[[Tamedia]] |Ort=Zürich |Datum=2000-10 |Seiten=28–32}}</ref> Unter [[Golda Meir]] und [[Menachem Begin]]<ref name=":166" /> wurde das ''Menschheitsverbrechen'' nachträglich zum zentralen Grundstein des [[Existenzrecht Israels|Existenzrechts Israels]] umgedeutet.<ref name=":87" /><ref name=":362" /> Bis heute wird diskutiert, ob Juden ''Lehren aus dem Holocaust''<ref name=":120">{{Literatur |Autor=Shelley Kästner |Titel=Jewish Roulette – Vom jüdischen Erzbischof bis zum atheistischen Orthodoxen – 21 Gespräche (Kapitel: Der frustrierende Konflikt, Gespräch mit Michal, Psychologin; Wir sind alle gemischt, Gespräch mit Joëlle Apter, Genetikerin und Anthropologin) |Verlag=Salis Verlag |Ort=Zürich |Datum=2018 |ISBN=978-3-906195-78-0 |Seiten=41, 45 ff., 170 ff.}}</ref><ref name=":125">{{Literatur |Autor=[[Ernest Goldberger]] |Hrsg=Chudi Bürgi, Martin Heule, [[Regula Renschler]] |Titel=Israels Verantwortung (Essay als Nachwort): erschienen in: Disteln im Weinberg – Tagebuch aus Palästina von [[Sumaya Farhat-Naser]] |Verlag=Lenos Verlag |Ort=Basel |Datum=2007 |ISBN=978-3-85787-386-7 |Seiten=272, 277, 279, 281 f., 285, 290–294, 302}}</ref><ref name=":200" /> ziehen müssen: Eine Mehrheit sieht es als erwiesen an, dass Stärke und militärische Überlegenheit<ref name=":120" /> vor einer befürchteten<ref>{{Literatur |Autor=Pascal Boniface, [[Hubert Védrine]] |Hrsg=Ronite Tubiana, Florian Boudinot |Titel=Atlas géopolitique du monde global – 100 cartes pour comprendre un monde chaotique |Verlag=Éditions Armand Colin/Fayard (Dunod Éditeur) |Ort=[[Malakoff]] |Datum=2020 |ISBN=978-2-200-62790-4 |Seiten=136}}</ref><ref name=":142" /><ref name=":166" /> erneuten Vernichtung schützen („Nie wieder ''wir''!“<ref name=":310" /><ref name=":374" />). Wie [[Chaim Potok]] 1978 mit Blick auf die ''[[Gaskammer (Massenmord)|Gaskammern]]'' schrieb, „Die meisten sanften Juden sind tot“.<ref name=":298" /> In Tel Aviv findet sich die ebenso jüdische Minderheitsposition, wonach daraus eine Pflicht zum menschlichen Respekt<ref name=":120" /><ref name=":218" /><ref name=":375" /> erwächst, was ein ''Negieren des [[Othering|Anderen]]''<ref name=":218" /> verbietet. [[Refusenik|Refuzniks]]<ref name=":120" /><ref name=":375" /> von [[Jesch Gvul]]<ref name=":375">{{Literatur |Hrsg=Dominique Natanson, Béatrice Orès |Titel=Parcours de Juifs antisionistes en France |TitelErg=(Kapitel: Annie Ohayon : ''Peau mate, cheveux noirs bouclés : Annie, Aziza, Aviva''; Simon Assoun : ''Comment je suis resté Juif''; Sonia Fayman : ''Mon parcours hors du Sionisme''; Michèle Sibony : ''Les yeux grand fermés''; Pierre Stambul : ''«&thinsp;Le Sionisme m’a quitter »'') |Verlag=Union juive française pour la paix/Editions Syllepse et Éditions de l’échelle du temple |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=979-10-399-0024-9 |Seiten=43, 54, 57, 62, 67 f.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Juliet J. Pope |Hrsg=Keith Kyle, Joel Peters |Titel=The Place of Women in Israeli Society |Sammelwerk=Whither Israel? – The Domestic Challenges |Verlag=The Royal Institute of International Affairs/I. B. Tauris Publishers |Ort=London/New York |Datum=1993 |ISBN=1-85043-643-6 |Kapitel=11 |Seiten=202–222, hier S. 218}}</ref> oder [[Ometz LeSarev]]<ref name=":134" /> haben [[Kriegsdienstverweigerung|Dienst verweigert]].<ref name=":134" />
 
In Armee<ref name=":200" /> und Schule sollen Reisen zu [[Yad Vashem]]<ref name=":196">{{Literatur |Autor=Raphaël Jerusalmy |Titel=Des Sex Pistols à l’Intifada – Confidences d’un officier israélien du renseignement |Verlag=Éditions Balland |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-940632-64-0 |Seiten=97 f., 101, 215 f.}}</ref><ref name=":95" /> und heute sogar ins polnische [[Oświęcim]]<ref name=":7" /> eine jüdisch-israelische Identität stärken,<ref name=":113" /><ref name=":189" /><ref name=":166" /> die, wie der Philosoph [[Raphael Zagury-Orly]] schreibt, bis heute stark auf der Erfahrung des „Wir sind allein in der Welt“<ref name=":142" /><ref name=":237" /> basiert. Auch für arabische Israelis werden solche Bildungsreisen organisiert,<ref name=":146" /> um für sie besser verständlich zu machen, wie sich diese „offene Wunde“<ref name=":146" /> auf das Verhalten ihrer Mitbürger auswirkt. In den 1970er Jahren entstand ein neues Interesse an der Kultur der Diaspora, was z.&nbsp;B. den Erfolg der Sängerin [[Chava Alberstein]] begründete.<ref>{{Literatur |Autor=Gerald Seligman |Titel=Chava Alberstein – Yiddish Songs (Begleittext zur CD) |Sammelwerk=Hemisphere Records |Nummer=7243-5-20514-2-7 |Verlag=EMI Group |Ort=London |Datum=1994}}</ref> Auch das judenspanische [[Judenspanisch|Ladino]]<ref name=":5" /> und Lieder in [[Haketia]]<ref>{{Internetquelle |autor=LALA Tamar (Tamar Bloch) |url=https://www.youtube.com/watch?v=lrRBccAR1nU |titel=Bellida – Sephardic Ladino – Moroccan Jews song in Haquetia – by LALA Tamar |werk=[[YouTube]] |datum=2019-10-28 |abruf=2022-03-18 |kommentar=siehe dazu den Liveact im ''The Slick'' in Florentin (הסליק, Rabi Hayyim Vital 17, Tel Aviv) vom 18. März 2019: https://www.youtube.com/watch?v=zZFuDRFcQF4}}</ref> wurden in Tel Aviv wiederbelebt. 1984<ref name=":14" /> brachte die von Michael Levin<ref name=":0" /><ref name=":260" /> kuratierte Ausstellung ''White City. International Style Architecture in Israel''<ref name=":261" /> im [[Tel Aviv Museum of Art]] die Neubewertung des architektonischen Erbes und die Bezeichnung ''[[Weiße Stadt (Tel Aviv)|Weiße Stadt]].'' Verschiedene Autoren haben argumentiert, dass dieser Stadtplanung [[Identitätspolitik|identitätspolitische]] Motive<ref>{{Literatur |Autor=Sharon Rotbard |Titel=White City, Black City – Architecture and War in Tel Aviv and Jaffa |Verlag=The MIT Press |Ort=Cambridge (Massachusetts) |Datum=2015 |ISBN=978-0-262-52772-9 |Seiten=(Monografie)}}</ref> zugrunde liegen. 1994 begann ein umfangreiches Sanierungsprogramm für die bröckelnden Bauten.<ref name=":0" /> Mittlerweile sinkt der Anteil der Israelis mit einer vom Holocaust geprägten Familiengeschichte. Nichtaschkenasische Juden, wie die Rabbiner [[Ovadja Josef]] und [[Mordechai Elijahu]],<ref name=":125" /> verhalten sich ihnen gegenüber auch unsensibel. Indes sind Holocaustüberlebende in Israel häufig armutsbetroffen.<ref name=":291" /><ref>{{Internetquelle |autor=Bar Peleg |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-04-16/ty-article/147-199-survivors-live-in-israel-a-third-struggle-to-make-ends-meet/00000187-8a2e-dc6c-a5ff-ef7f35f70000 |titel=Holocaust Remembrance Day: 147,199 Survivors Live in Israel. A Third Struggles to Make Ends Meet – Israel's youngest recognized Holocaust survivors are 76 years old, and over 1,000 are over age 100 |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-04-16 |abruf=2023-04-17}}</ref>
 
Die Stadt wurde zum Zentrum städtischen Lebens in Israel und wuchs weiter: Nachdem mit der Einwanderung von aus Deutschland vertriebenen Juden – den sogenannten ''[[Jecke]]s'' – bis 1936 das Siedlungsgebiet am Meer verbaut worden war, entstanden zwischen 1950 und 1960 Stadtteile im Osten. Hier siedelten sich später, hauptsächlich 1984 ([[Operation Moses]]<ref name=":223">{{Literatur |Autor=Raffi Berg |Titel=Red Sea Spies – The True Story of Mossad's Fake Diving Resort |Verlag=Icon Books |Ort=London |Datum=2020 |ISBN=978-1-78578-634-1 |Seiten=xviii, 27 f., 288 f.}}</ref><ref name=":282" /><ref name=":313" />) und 1991 ([[Operation Salomon]]<ref name=":223" /><ref name=":282" /><ref name=":313" />), meist weniger zahlungskräftige äthiopische Juden an, die [[Beta Israel]] – „echte Juden“, „deren Einwanderung nach Israel“,<ref name=":223" /> entschied Oberrabbiner Josef 1973 rechtsgültig, „zu beschleunigen“ war<ref name=":223" /><ref name=":339" /> – während ab 1975 wohlhabendere Familien nach [[Ramat Aviv]] im Norden und ins östliche und südliche Umland<ref name=":65" /> zogen. Es entstanden für den sozialen Zusammenhalt auch weniger geeignete Bauten mit viel [[Sichtbeton]], etwa im Stil des [[Brutalismus]].<ref>{{Literatur |Autor=Rémi Manesse |Titel=Tel Aviv l’essentiel – Guide de poche citadin |Verlag=Éditions Nomades |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=979-10-90163-66-9 |Seiten=32}}</ref> Eilig und unter Spardruck gebaute Stadtteile aus meist staatlich subventionierten Wohnungen, die ''Shikunim'',<ref name=":47">{{Literatur |Autor=Philippe Brandes, in |Hrsg=Jean-Paul Midant |Titel=Dictionnaire de l’architecture du XX<sup>e</sup> siècle |Verlag=Éditions Hazan/Institut français d'architecture |Ort=Paris |Datum=1996 |Seiten=431 f.}}</ref> entwickelten die Probleme einer großstädtischen [[Banlieue]]. Der häufig mit [[Stress]]<ref>{{Literatur |Autor=Sheerly Avni |Hrsg=[[Rebecca Solnit]] |Titel=Mein jiddischer Papa |Sammelwerk=Nonstop Metropolis – Ein Atlas in Worten |Verlag=Hoffmann und Campe Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2019 |ISBN=978-3-455-00414-4 |Kommentar=auf Seite 192 befindet sich in Bezug auf neue Olim und alteingesessene Juden die Aussage: „die ''[[Alija]]'' des einen ist die ''[[Nakba]]'' des anderen“; Originalausgabe bei University of California Press, Berkeley/Los Angeles 2016, als ''Nonstop Metropolis. A New York City Atlas''; übersetzt von Bettina Münch, Kathrin Razum und Kirsten Riesselmann}}</ref> verbundene [[Bevölkerungsdichte|Bevölkerungsdruck]], weitere Verdichtungen und [[Nachverdichtung (Städtebau)|Nachverdichtungen]]<ref name=":12" /> und eine wachsende Zahl von [[Hochhaus|Hochhäusern]]<ref name=":12" /><ref name=":65" /> haben seit den 1990er Jahren das Stadtbild erneut stark verändert und damit auch die [[Sozialstruktur]], durch die dabei einhergehende [[Gentrifizierung]]. Indes sind die dunkelhäutigen äthiopischen Juden im Leben der Innenstadt wenig sichtbar. Sie, die sich – trotz staatlicher [[Affirmative Action]]<ref name=":95" /> – oft ausgegrenzt und [[Diskriminierung|diskriminiert]]<ref name=":72">{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Agence France-Presse]] |url=https://taz.de/Protest-in-Israel/!5009749/ |titel=Äthiopische Juden gegen Polizeigewalt – Äthiopier in Israel protestieren gegen Polizeigewalt und werden mit Tränengas beschossen. Premier Netanjahu mahnt zur Ruhe, Präsident Rivlin räumt Fehler ein |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2015-05-04 |abruf=2020-07-12}}</ref><ref name=":95" /><ref name=":104">{{Literatur |Autor=Redaktion |Titel=Ethiopian Jews – From Gondar to Jerusalem. The Jews who confound Israel's law of return |Sammelwerk=[[The Economist]] |Band=437 |Nummer=9216 |Ort=London |Datum=2020-10-17 |Seiten=30}}</ref> fühlen, bleiben ihrerseits auf Distanz zur ''Weißen Stadt.'' 2015 und 2019 führten Polizeiübergriffe auf äthiopische Juden zu anhaltenden Protesten<ref name=":72" /><ref>{{Internetquelle |autor=Arianna Skibell |url=https://jewishcurrents.org/ethiopian-israelis-protest-police-violence-in-a-divided-israel/ |titel=Ethiopian-Israelis Protest Police Violence in a Divided Israel |werk=Jewish Currents |hrsg=Arielle Angel |datum=2019-07-12 |sprache=en |abruf=2021-06-29}}</ref><ref name=":113" /> in Tel Aviv.
 
[[Datei:Shalom Meir Tower. 1964.jpg|mini|1964: Der Schalom-Meir-Turm befindet sich im Bau, Aufnahme von [[Rudi Weissenstein]], dem Fotografen der [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|israelischen Unabhängigkeitserklärung]]]]
 
Der Umbau zur Hochhausstadt begann 1962.<ref name=":291" /> Die [[Histadrut]] ließ das architektonisch wertvolle<ref name=":12" /> [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Herzlia-Gymnasium]] abreißen, um Platz für den 120<ref name=":332" /> m hohen [[Schalom-Meir-Turm]]<ref name=":68" /> zu schaffen. Ein kultureller Verlust, der zur ersten Initiative für [[Denkmalschutz]] führte.<ref name=":12" /> In der sprudelnd „produktiven [[Ekstase]]“<ref name=":283" /> der späten ''sixties'' – so schrieb [[Leonard Sidney Woolf|Leonard Woolf]] – kam in der [[Dizengoffstraße]] das Verb ''dizengoffen''<ref name=":211">{{Literatur |Autor=Georges Ayache |Titel=Moshe Dayan: Héros de guerre et politicien maudit |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-262-08067-9 |Seiten=218 f.}}</ref><ref name=":5" /><ref name=":351">{{Literatur |Autor=[[Élie Barnavi]] |Titel=Confessions d’un bon à rien |Verlag=Éditions Grasset & Fasquelle |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-246-82907-2 |Seiten=53 f., 61}}</ref> auf. Hier öffnete der [[Hyperinflation]]<ref name=":313" /> trotzend 1984<ref name=":131" /> das [[Einkaufszentrum]] [[Dizengoff Center]]. 2006 gab es 385.000 Tel Avivis, 2015 schon 433.000. Israel versucht, die Bevölkerung im Land zu verteilen.<ref name=":282" /><ref name=":313" /> [[Israelische Entwicklungsstadt|Entwicklungsstädte]] wie [[Aschdod]] und [[Be’er Scheva]] im Süden werden laufend ausgebaut.<ref name=":282" /> Während Schule<ref name=":166" /><ref name=":313">{{Literatur |Autor=Dan Senor, Saul Singer, foreword by [[Schimon Peres|Shimon Peres]] |Titel=Start-up Nation – The Story of Israel's Economic Miracle |Auflage=2. |Verlag=Twelve (Hachette Book Group) |Ort=New York |Datum=2011 |ISBN=978-1-4555-0239-4 |Seiten=36, 38, 60 f., 132, 146, 151, 159 f}}</ref> und Militärdienst<ref name=":95" /><ref name=":166" /><ref name=":313" /> bei Jugendlichen zu einer raschen Anpassung führen, können die idealisierten Vorstellungen<ref name=":58" /><ref name=":153">{{Literatur |Autor=[[Sarah Stricker]] (Gastbeitrag) |Titel=Die Wunden der Kinder – Der israelische Autor Amos Oz vermochte es, Widersprüche auszuhalten. Das brachte ihm über den Tod hinaus Freunde und Feinde |Sammelwerk=Arte Magazin |Datum=2021-10 |ISSN=1288-3263 |Seiten=5, 18 f.}}</ref><ref name=":211" /> von Israel, die ihre Eltern mitbringen, meist nicht gegen die [[Realität]]<ref name=":153" /><ref name=":211" /><ref name=":226" /> bestehen. Sie erleben Israelis oft als rau,<ref name=":58" /><ref name=":125" /><ref name=":313" /> aggressiv,<ref name=":203">{{Literatur |Autor=[[David Baddiel]] |Titel=Jews don't count – How identity politics failed one particular identity |Verlag=The Times Literary Supplement (TLS Books)/HarperCollins |Ort=London |Datum=2021 |ISBN=978-0-00-839947-4 |Seiten=90–93}}</ref><ref name=":291" /> gleichgültig<ref name=":58" /><ref name=":264">{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=Die ersten Israelis – Die Anfänge des jüdischen Staates |Auflage=2. |Verlag=Pantheon Verlag (Random House) |Ort=München |Datum=2010 |ISBN=978-3-570-55113-4 |Seiten=26, 108–114, 116, 120, 170, 177, 190, 215, 286 f., 355–364 |Kommentar=englischsprachige Originalausgabe: ''1949. The First Israelis'', Free Press (Macmillian), New York 1986 und überarbeitete Ausgabe bei Owl Books (Henry Holt), New York 1998; übersetzt von Helmut Dierlamm und Hans Freundl}}</ref> und als bewundernswert<ref name=":291" /> ''angst-''<ref name=":203" /><ref name=":85" /> und ''respektfrei''.<ref name=":313" /> Ausländische Juden, an traditionelle ''[[Chuzpe|chuztpah]]'' gewöhnt, empfinden die historisch neuartige, auch authentische<ref name=":212">{{Literatur |Autor=[[Arthur Koestler]], préface de Gilles Lambert |Hrsg=Jean-Claude Zylberstein |Titel=La Treizième Tribu – L’Empire khazar et son héritage |Sammelwerk=Collection Texto |Nummer=3230 |Verlag=Éditions Tallandier |Ort=Paris |Datum=2008 |ISBN=978-2-84734-514-8 |Seiten=305–309 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Thirteenth Tribe'', 1976; übersetzt von Georges Fradier}}</ref> ''Israeliness'' oft als ''unjüdisch''.<ref name=":203" /><ref name=":375" /> Auch die Haltung der schon im Land lebenden ist [[Ambivalenz|ambivalent]],<ref name=":58" /><ref>{{Internetquelle |autor=[[Arik Einstein]], [[Uri Zohar]] |url=https://www.youtube.com/watch?v=MBNWHTipwEA |titel=Aliyah |werk=[[YouTube]] |datum=2013-11-28 |abruf=2020-07-01 |kommentar=Dieser [[Satire|satirische Film]] aus den 1970er Jahren behandelt die Ankunft neuer Einwanderer (hebräisch: olim chadaschim) und die Reaktion, die ihre Ankunft bei den im Land bereits ansässigen Menschen hervorruft, wobei diese Reaktion, in der Auflösung am Ende der Spielszene, als rein schematisches Handlungsmuster erscheint, in das sich die zuletzt ins Land eingereisten russischen Juden einpassen, ohne dieses Verhalten zu hinterfragen. Sprachen: englisch (untertitelt)/russisch/arabisch/polnisch/hebräisch/deutsch/französisch/georgisch}}</ref> da jeder neuen [[Alija]] bessere Startbedingungen geboten werden.
 
[[Datei:110594-Tel-Aviv (16066610737).jpg|mini|Die [[Hassan-Bek-Moschee (Tel Aviv-Jaffa)|Hassan-Bek-Moschee]] mit Hochhäusern für Hotels und Büros der 1990er und 2000er Jahre (2014)]]
 
Für [[Linksliberalismus|linksliberal]], ebenso wie für [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberal]] bis [[Neokonservatismus|neokonservativ]] gesinnte Juden, hauptsächlich in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], ist Tel Aviv ein wichtiger Referenzpunkt. Letztere haben sich für Privatisierungen<ref name=":7" /><ref name=":134" /><ref name=":206" /> staatlicher und [[Histadrut|gewerkschaftlicher Betriebe]] starkgemacht. Hochhäuser gelten ihnen als Erfolgsbeweis.<ref name=":383">{{Literatur |Autor=[[Benjamin Netanjahu|Benjamin Netanyahu]] |Titel=Bibi – My Story |Verlag=Threshold Editions (Simon & Schuster) |Ort=New York |Datum=2022 |ISBN=978-1-66800-844-7 |Seiten=25, 329 f., 385, 466 f., 509 ff.}}</ref> Da sie sich oft nur vorübergehend<ref name=":206" /> in Tel Aviv aufhalten, verstärkten sie die Freizeitorientierung der Menschen in der Stadt, deren Arbeitszeit, zumal in hochqualifizierten Bereichen, sich häufig nach den Bürozeiten<ref name=":68" /> von [[San Francisco]] oder [[Los Angeles]] richtet. Ein bekanntes Diktum besagt deshalb „Jerusalem betet, Haifa arbeitet – und Tel Aviv feiert“.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Henryk M. Broder]] |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/israels-metropole-tel-aviv-in-der-oase-der-verdraengung-a-599702.html |titel=Israels Metropole Tel Aviv – In der Oase der Verdrängung |werk=[[Der Spiegel]] |datum=2009-01-06 |abruf=2020-02-01}}</ref><ref name=":68" />
 
[[Datei:Tel Aviv 'Tent Protest' (8099715226).jpg|mini|2011: Der ''Tent Protest'' auf dem [[Rothschild-Boulevard|Rothschild]] gegen unbezahlbare Wohnungen. Die Aktion verwies auch auf die zunehmend sichtbare [[Obdachlosigkeit]]<ref name=":206">{{Literatur |Autor=[[Richard Ben Cramer]] |Titel=How Israel Lost – The Four Questions at the Heart of the Middle East Crisis |Auflage=2. |Verlag=The Free Press/Simon & Schuster |Ort=London |Datum=2005 |ISBN=0-7432-6798-2 |Seiten=26–30, 56 f., 66, 152 f., 154, 164, 190–193, 198 f.}}</ref> in Tel Aviv.]]
[[Datei:2019.06.13 Hilton Beach at Tel Aviv Pride, Tel Aviv Israel 1640019 (48087058567).jpg|mini|[[Regenbogenfahne]]n anlässlich der [[Tel Aviv Pride]] am Strand ''Hilton Beach'']]
 
Die auch für israelische Verhältnisse sehr hohen Lebenskosten<ref>{{Internetquelle |autor=Ami Sedghi (Data Blog) |url=https://www.theguardian.com/news/datablog/2012/jun/12/city-cost-of-living-2012-tokyo |titel=Which is the world's most expensive city? Cost of living survey 2012 |werk=[[The Guardian]] |datum=2012-06-12 |sprache=en |abruf=2020-07-02}}</ref> mit Abbau<ref name=":134" /><ref name=":384">{{Literatur |Autor=[[Eva Illouz]] |Titel=Israel: Soziologische Essays |Reihe=Edition Suhrkamp |NummerReihe=2683 |Auflage=2. |Verlag=Suhrkamp Verlag |Ort=Berlin |Datum=2015 |ISBN=978-3-518-12683-7 |Seiten=88 f., 93 f., 113 |Kommentar=übersetzt von Michael Adrian}}</ref> des [[Sozialstaat]]s verstärkt [[soziale Ungleichheit]].<ref name=":207">{{Literatur |Autor=Laura Raim |Hrsg=Barbara Bauer, Dorothee D'Aprile |Titel=Dienende in einem patriarchalischen Land – Über die Lage der Frauen in Israel |Sammelwerk=[[Le Monde diplomatique]] |Nummer=01/24 |Verlag=[[Die Tageszeitung|TAZ]]/[[WOZ Die Wochenzeitung|WOZ]] |Ort=Berlin/Zürich |Datum=2018-01 |ISSN=1434-2561 |Seiten=20 f. |Kommentar=übersetzt von Uta Rüenauver |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5473363}}</ref><ref name=":7" /><ref name=":129" /> Als bei stagnierenden Löhnen 2006 bis 2011 Durchschnittsmieten in Tel Aviv um 32 % stiegen,<ref name=":134" /> begannen friedliche [[Proteste in Israel 2011/2012|Proteste im Sommer 2011]].<ref name=":384" /> Teure Lebensmittel<ref name=":383" /> und Kinderkrippen<ref name=":383" /><ref name=":386" /> wurden ein Thema. [[Benjamin Netanjahu]] beschrieb die jungen Demonstranten in der [[Autobiografie]] ''Bibi – My Story'' als verwöhnte Kinder reicher Eltern,<ref name=":383" /> andere als „[[Sushi]]-Fresser“.<ref name=":384" /> Die [[COVID-19-Pandemie in Israel]] verschärfte<ref>{{Internetquelle |autor=[[Peter Münch (Journalist)|Peter Münch]] |url=https://www.tagesanzeiger.ch/annexionsplaene-statt-pandemiebekaempfung-544772127298 |titel=Premier Netanyahu in der Kritik: Annexionspläne statt Pandemiebekämpfung – Angesichts eines starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen ist Israel in eine Notstandslage geraten. Einen erneuten Lockdown kann sich das Land allerdings nicht leisten. |werk=[[Tages-Anzeiger]] |hrsg=[[Pietro Supino]] |datum=2020-07-05 |abruf=2020-07-06}}</ref> zeitweise das oft [[Prekariat|prekäre Einkommen]]<ref name=":63" /> der Haushalte. Tel Aviv pflegt aber ganz offiziell<ref name=":216" /> das Image der internationalen Party-Metropole<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Michael Rauch |Titel=Wo Gott ein DJ ist |Sammelwerk=DuMont Bildatlas |Nummer=27 |Auflage=3. |Verlag=DuMont Reiseverlag |Ort=Ostfildern |Datum=2017 |ISBN=978-3-7701-9459-9 |Seiten=42–43, 48–55}}</ref> mit [[Toleranz]] für [[Homosexualität in Israel|Homosexuelle]] ([[LGBT]]), ''gay bars''<ref name=":289" /> und seit 1998<ref name=":112" /><ref name=":300">{{Literatur |Autor=Valérie Pouzol ([[Centre national de la recherche scientifique|CNRS]]) |Hrsg=Stéphanie Latte Abdallah, Cédric Parizot |Titel=De l’Eden gay au front pionnier – Construction de la « frontière&thinsp;» dans les luttes et discours militants LGBTQ en Israël et en Palestine (1988–2012) |Sammelwerk=Israël / Palestine – L’illusion de la séparation |Reihe=Collection sociétés contemporaines |HrsgReihe=Noël Dutrait, Matthew Graves, Constance de Gourcy |Verlag=Presses Universitaires de Provence |Ort=Aix-en-Provence |Datum=2017 |ISBN=979-10-320-0121-9 |Seiten=219–234, hier S. 220, 222, 226}}</ref> der [[Tel Aviv Pride]].<ref name=":8" /><ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion |url=https://www.jpost.com/Breaking-News/Huldai-proud-of-Tel-Aviv-winning-best-gay-city-of-2011 |titel=Huldai proud of Tel Aviv winning best gay city of 2011 |werk=[[The Jerusalem Post]] |hrsg=Yaakov Katz |datum=2012-01-11 |sprache=en |abruf=2020-07-02}}</ref> Ihre Rechte vertritt seit 1975 die [[Agudah for Gays, Lesbians, Bisexuals, and Transgender in Israel|Agudah for Gays, Lesbians, Bisexuals, and Transgender]].<ref name=":300" /> [[Affirmation|Affirmativ]] besetzen besonders die als [[Trend (Soziologie)|Trendsetter]] umworbenen und in Tel Aviv allgemein akzeptierten<ref name=":8" /> [[Schwul|schwulen]] Männer die sonst meist negativ [[Konnotation|konnotierten]] Begriffe Hedonismus und [[Nihilismus]].<ref>{{Literatur |Autor=Itay Blaish (im Gespräch), David Durán, Jamie Tabberer (für das Kapitel Tel Aviv) [[et al.]] |Hrsg=Robert Klanten, Andrea Servert |Titel=Têtu – Les 20 villes préférées de Mr Hudson |Verlag=Hachette Livre |Ort=Vanves |Datum=2019 |ISBN=978-2-01-703262-5 |Seiten=255 ff. |Kommentar=Originalausgabe: ''Mr Hudson Explores.'' Gestalten Verlag, Berlin 2019; übersetzt von Tina Calogirou, Florence Paban und Marc Sigala}}</ref> Kontroversen um [[Pinkwashing]]<ref name=":134" /> nahmen mit den [[Homophobie|homophoben]] Morden<ref name=":300" /><ref>{{Internetquelle |autor=Ilan Sheinfeld |url=https://www.jpost.com/opinion/op-ed-contributors/a-black-day-for-israels-gay-community |titel=A black day for Israel's gay community – The most inflammatory statements against my community have come from the Knesset podium |titelerg=([[Kommentar (Journalismus)|Kommentar]]) |werk=[[The Jerusalem Post]] |datum=2009-08-02 |abruf=2022-11-30}}</ref> des 1. August 2009 zu.
 
Nichtjüdische Arbeitsimmigranten aus Osteuropa<ref name=":154" /> (Rumänien,<ref name=":191">{{Literatur |Autor=[[Noam Chomsky]], introduzione di Serena Marcenò e Salvo Vaccaro |Titel=Terrore infinito – La questione palestinese della guerra del golfo all’Intifada |Verlag=Edizioni Dedalo |Ort=Bari |Datum=2002 |ISBN=88-220-5328-1 |Seiten=204 f., 308 |Kommentar=übersetzt von Serena Marcenò und Salvo Vaccaro}}</ref><ref name=":206" /><ref name=":216" /> Moldawien,<ref name=":206" /> Polen<ref name=":339" />), [[Südasien|Süd-]] (Nepal), [[Südostasien|Südost]]-<ref name=":154" /> (Thailand,<ref name=":191" /><ref name=":206" /><ref name=":216">{{Literatur |Autor=[[Marko Martin]] (Essay zum Bildband ''Tel Aviv'' von Jan Windszus) |Hrsg=[[Nikolaus Gelpke]] |Titel=Diese Unwahrscheinlichkeit namens Tel Aviv – Eine Liebeserklärung |Verlag=Mareverlag |Ort=Hamburg |Datum=2020 |ISBN=978-3-86648-638-6 |Seiten=11 ff.}}</ref> Philippinen<ref name=":191" /><ref name=":206" /><ref name=":216" />) und [[Ostasien]] (China<ref name=":64">{{Literatur |Autor=Éric Chol, Gilles Fontaine |Titel=Il est midi à Pékin – Le monde à l’heure chinoise (Kapitel 8: Il est 7 heures à Tel Aviv – Les Israéliens confient leurs travaux à Pékin) |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=2019 |ISBN=978-2-213-71281-9 |Seiten=71–76}}</ref><ref name=":339">{{Literatur |Autor=Leslie Stein |Titel=Israel since the Six-Day War – Tears of Joy, Tears of Sorrow |Verlag=Polity Press |Ort=Cambridge |Datum=2014 |ISBN=978-0-7456-4726-5 |Seiten=161, 196 f., 221, 214, 228, 325, 331–335, 346, 350 f.}}</ref>) leben befristet<ref name=":245" /><ref name=":95" /><ref name=":339" /> in der Stadt. Die [[Zerfall der Sowjetunion|postsowjetische]] Einwanderung brachte viele Menschen ins Land, die nach [[Halacha|halachischer]] Auffassung nicht als Juden gelten,<ref name=":125" /><ref name=":166" /><ref name=":189" /> was regelmäßig zu Debatten über die Frage ''[[Wer ist Jude?]]''<ref name=":113" /><ref name=":4" /><ref name=":206" /> und der wissenschaftlich umstrittenen<ref>{{Literatur |Autor=Judith Hochstrasser |Titel=Stöbern nach Identität – „Entdecke deine Geschichte!“ So wirbt eine Firma um Kundschaft, deren Geschäft es ist, Menschen mittels DNA-Analyse zu sagen, woher sie eigentlich stammen. Worauf diese basiert und welche Geschichten wirklich erzählt werden können |Sammelwerk=Horizonte – Das Schweizer Forschungsmagazin |Nummer=33/126 |Verlag=[[Schweizerischer Nationalfonds]]/[[Akademien der Wissenschaften Schweiz]] |Ort=Bern |Datum=2020-09 |ISSN=1663-2710 |Seiten=32 f.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Noa Sophie Kohler im Gespräch mit [[Yves Kugelmann]] |Hrsg=Yves Kugelmann |Titel=Kann Judentum genetisch nachgewiesen werden? – Ethnien werden zusehends Teil eines Diskurses bei der Entschlüsselung der DNA – die Wissenschaftlerin Noa Sophie Kohler über Genetik, Judentum und Schawuot |Sammelwerk=[[tachles]] – Das jüdische Wochenmagazin |Nummer=22/22 |Verlag=JM Jüdische Medien |Ort=Zürich |Datum=2022-06-03 |Seiten=16 f.}}</ref> Forderung nach „jüdischer [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]“<ref name=":120" /><ref name=":20" /> führt. Die Forderung wird besonders von den „Russen“<ref name=":189" /><ref name=":206" /><ref name=":282" /> heftig kritisiert. 2019 waren in Israel rund 300.000<ref name=":20">{{Literatur |Autor=Ilan Ben Zion |Hrsg=[[Yves Kugelmann]] |Titel=Blut oder Glaube? – In Israel sorgen DNA-Analysen rabbinischer Gerichte für Aufregung. Dabei hat die Debatte um «jüdische Gene» gerade erst begonnen. |Sammelwerk=[[Aufbau (jüdische Zeitung)|aufbau – Das jüdische Magazin]] |Nummer=2/85 |Verlag=JM Jüdische Medien |Ort=Zürich |Datum=2019-04 |Seiten=12 f.}}</ref><ref name=":224" /> Personen betroffen. Sie stehen vor allem bei Eheschließungen,<ref name=":63">{{Literatur |Autor=[[Alain Gresh]], Dominique Vidal, Emmanuelle Pauly |Hrsg=Joël Roman |Titel=Les 100 clés du Proche-Orient |Auflage=5. |Verlag=Librairie Arthème Fayard |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-8185-0096-5 |Seiten=395 f., 398 f.}}</ref><ref name=":249" /> die nur unter Aufsicht des orthodoxen [[Beth Din|Rabbinats]] durchgeführt werden können,<ref name=":278" /> unter Legitimationsdruck,<ref name=":20" /><ref name=":206" /> viele ziehen deshalb eine Heirat im Ausland<ref name=":113" /> vor. Beliebtestes Hochzeitsziel ist Zypern.<ref name=":113" /><ref name=":128" /> In zweiter Generation gibt es in Tel Aviv [[Konversion (Judentum)|Konversionen]],<ref name=":200" /> meist von Frauen, zum Judentum. Sowjetische Juden waren 1989 zu 90,5 %<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans-Heinrich Nolte]] |Titel=Kleine Geschichte Rußlands |Sammelwerk=Universal-Bibliothek |Nummer=9696 |Auflage=2. |Verlag=Reclam Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=2003 |ISBN=3-15-009696-0 |Seiten=411 ff.}}</ref> [[Russische Sprache|russischsprachig]], was im Alltag bis heute bemerkbar ist. Russlands Regierung versucht, sich ihre Verbundenheit zu erhalten, sind doch beide Länder wirtschaftlich stark miteinander verflochten.<ref name=":78" /><ref>{{Literatur |Autor=Jean-Sylvestre Mongrenier |Titel=Le monde vu de Moscou – Dictionnaire géopolitique de la Russie et de l’Eurasie postsoviétique |Verlag=Presses Universitaires de France/Humensis/Institut Thomas-More |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-13-082515-9 |Seiten=497}}</ref> Auch im Tourismus- und Pilgergeschäft bestand ein starkes Interesse nichtjüdischer Russen an Israel.<ref name=":189">{{Literatur |Autor=Yakov M. Rabkin, prefazione di Diego Siragusa |Titel=Capire lo stato di Israele – Ideologia, religione e società |Verlag=Zambon Editore |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2018 |ISBN=978-88-98582-66-2 |Seiten=122, 127, 150 f., 183, 235 f., 254, 274 |Kommentar=Originalausgabe: ''Comprendre l’État d’Israël: idéologie, religion et société'', Les Éditions Écosociété, Montréal 2014; übersetzt von Cristiano Screm}}</ref>
 
Weitere Bevölkerungsgruppen sind sogenannte ''Neue Juden.''<ref name=":11" /> Das sind unterschiedliche Einwanderergruppen wie [[Falascha#Falascha Mura|Falascha Mura]]<ref name=":104" /> und [[Schwarze Hebräer|Hebrew Israelites]],<ref>{{Literatur |Autor=Edith Bruder |Titel=Histoire des relations entre Juifs et Noirs – De la Bible à Black Lives Matter (Kapitel: Les Hebrew Israelites) |Verlag=Éditions Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-226-46997-7 |Seiten=179 ff.}}</ref> die neu als Juden anerkannt werden.<ref name=":352">{{Literatur |Autor=Edith Bruder (dir.) et al. |Titel=Juifs d’ailleurs – Diasporas oubliées, identités singulières (Kapitel 5: Juifs d’Inde; 6: Juifs d’Afrique subsaharienne; 7: Juifs de Chine) |Nummer=17.4528.1 |Verlag=Éditions Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-226-32639-3 |Seiten=241–363 |Kommentar=mit Übersetzungen aus dem Englischen von Julien Darmon}}</ref> Die in Süd Tel Aviv<ref name=":383" /> lebenden nichtjüdischen Geflüchteten kommen seit 1990<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Melanie Feder |Hrsg=[[Yves Kugelmann]] |Titel=Zu Fuss nach Israel – Die afrikanische Migration nach Israel ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, dies wurde an einem Vortrag im Zentrum für Afrikastudien in Basel deutlich |Sammelwerk=[[tachles]] – Das jüdische Wochenmagazin |Nummer=37/14 |Verlag=JM Jüdische Medien |Ort=Zürich |Datum=2014-09-19 |Seiten=18}}</ref> meist „zufuß“<ref name=":383" /> aus [[Subsahara-Afrika|Ländern südlich der Sahara]], wie [[Südsudan]]<ref name=":339" />/[[Sudan]]<ref name=":95" /><ref name=":318" /><ref name=":383" /> [[Eritrea]],<ref name=":95" /><ref name=":383" /> [[Demokratische Republik Kongo|Kongo]], [[Nigeria]] und [[Somalia]].<ref name=":14" /><ref>{{Internetquelle |autor=Esther Cohen |url=https://archive.jewishcurrents.org/levinsky-park-on-african-refugees-in-tel-aviv/ |titel=Levinsky Park — On African refugees in Tel Aviv – An interview with director Beth Toni Kruvant and editor Cindy Kaplan Rooney about the film, LEVINSKY PARK (2016) |werk=Jewish Currents |hrsg=Arielle Angel |datum=2017-06-07 |sprache=en |abruf=2021-06-29}}</ref> 140.000<ref name=":15" /> Menschen wurden im Jahr 2000 ausgewiesen.<ref name=":15" /> 2000 bis 2012 gab es erneut fast 50.000<ref name=":129" /> illegale Einreisen aus Afrika. Ein bedeutender Teil der Geflüchteten verbleibt im Land, da Rückführungen oft nicht durchführbar sind.<ref name=":129" /> 2017 unterzeichnete Israel mit dem aufnahmewilligen Drittstaat [[Ruanda]] gegen Bezahlung ein Übernahmeabkommen.<ref name=":95" /> Ihr Aufenthaltsstatus der bleibt unsicher. Viele hoffen, Israel als [[Transitland]]<ref>{{Literatur |Autor=Raphaël Krafft |Titel=Journaliste à vélo – Un petit tour au Proche-Orient |Verlag=Éditions Bleu autour/[[France Inter]] |Ort=Saint-Pourçain-sur-Sioule |Datum=2009 |ISBN=978-2-912019-90-5 |Seiten=138–147}}</ref> nutzen zu können, wobei ihre Kinder teils in Israel aufgewachsen<ref name=":14" /><ref name=":383" /> sind. Die zeitweilige [[Ministerium für Kultur und Sport (Israel)|Kulturministerin]]<ref name=":222">{{Literatur |Autor=Jean-Paul Chagnollaud |Hrsg=Farouk Mardam-Bey |Titel=Israël/Palestine – la défaite du vainqueur |Sammelwerk=Collection Sindbad |Verlag=Éditions Actes Sud |Ort=Arles |Datum=2017 |ISBN=978-2-330-07837-9 |Seiten=68 ff, 72, 74}}</ref> [[Miri Regev]] ([[Likud]]) bezeichnete sie 2012 als „ein Krebs in Israels Körper“.<ref name=":100">{{Literatur |Autor=Antoine Pecqueur |Hrsg=Anne Lacambre |Titel=Atlas de la culture – Du soft power au hard power: Comment la culture prend le pouvoir |Verlag=Éditions Autrement (Flammarion) |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-7467-5425-6 |Seiten=62 ff.}}</ref><ref name=":14" />
 
Nachdem die großen Einwanderungswellen der russisch-postsowjetischen [[Alija]], nach einem Neuanstieg durch die [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Kriege in der Ukraine]] ab 2014,<ref name=":224" /> weitgehend verebbt sind, haben sich, wegen des zunehmend als Bedrohung<ref>{{Literatur |Autor=[[Delphine Horvilleur]] im Gespräch mit Michel Audétat |Hrsg=[[Pietro Supino]] |Titel=«La tolérance à la haine des juifs peut s’installer dans nos sociétés» – Pourquoi n’en a-t-on jamais fini avec la haine antijuive? Les explications de Delphine Horvilleur, rabbin française, qui publie «Réflexions sur la question antisémite» |Sammelwerk=[[Le Matin Dimanche]] |Verlag=[[Tamedia]] |Ort=Lausanne |Datum=2019-03-03 |Seiten=21}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jean-Christophe Attias, im Gespräch mit Christian Makarian |Titel=«Un rôle particulier est dévolu au judaïsme» – Penseur moderne d'une religion et d'une culture plusieurs fois millénaires, Jean-Christophe Attias, universitaire et chercheur, est l’auteur de nombreux livres. Il explique son ancrage dans une foi riche et exigeante. |Sammelwerk=[[L’Express]] |Nummer=3370 |Ort=Paris |Datum=2016-02-03 |Seiten=46 ff.}}</ref> erlebten [[Antisemitismus]]<ref>{{Literatur |Autor=Marc Zitzmann, Joachim Güntner |Titel=Der Hass zeigt seine Fratze – Eruptionen des Antisemitismus in Frankreich und Deutschland |Sammelwerk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |Nummer=172 |Ort=Zürich |Datum=2014-07-28 |Seiten=33}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Achim Bühl |Titel=Antisemitismus – Geschichte und Strukturen von 1848 bis heute |Band=2 |Verlag=Marix Verlag (Verlagshaus Römerweg) |Ort=Wiesbaden |Datum=2020 |ISBN=978-3-7374-1146-2 |Seiten=184 f.}}</ref> in [[Frankreich]], zuletzt vor allem französische<ref name=":43">{{Literatur |Autor=Daniel Krasa |Titel=City Trip Tel Aviv |Auflage=4. |Verlag=Reise-Know-How Verlag |Ort=Bielefeld |Datum=2018 |ISBN=978-3-8317-3033-9 |Seiten=31, 34 f., 53, 95, 98}}</ref><ref name=":224" /> Juden in Tel Aviv-Jaffa niedergelassen. Israel bietet ihnen eine Art „Sicherheitsgarantie“,<ref>{{Literatur |Hrsg=Willi Bühler, Benno Bühlmann, Andreas Kessler |Titel=Sachbuch Religionen |Auflage=5. |Verlag=DB-Verlag |Ort=Horw (Luzern) |Datum=2009 |ISBN=978-3-905388-48-0 |Seiten=174}}</ref><ref name=":125" /><ref name=":166" /> viele kauften für sich vorsorglich Wohnungen in Tel Aviv-Jaffa.<ref name=":43" /> Ausgelöst hat diese Fluchtbewegung hauptsächlich eine Serie äußerst brutaler Morde<ref>{{Literatur |Autor=[[Fiamma Nirenstein]] |Titel=Jewish Lives Matter – Diritti umani e antisemitismo |Verlag=Casa Editrice Giuntina |Ort=Firenze |Datum=2021 |ISBN=978-88-8057-917-5 |Seiten=55 |Kommentar=die Autorin äußert sich zum [[Mordfall Sarah Halimi|Mord an Sarah Halimi]]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jenny Raflik, in |Hrsg=Pierre Savy, unter Mitarbeit von K. Berthelot und A. Kichelewski |Titel=Storia mondiale degli Ebrei |Verlag=Editori Laterza |Ort=Roma e Bari |Datum=2021 |ISBN=978-88-581-4337-7 |Seiten=463–467 |Kommentar=die Autorin äußert sich im Kapitel ''2006: Il caso Ilan Halimi. Rapimento e assassinio di un giovane comune'' zum [[Ilan Halimi|Mord an Ilan Halimi]]; übersetzt von M. Sampaolo}}</ref><ref name=":218" /> an Jüdinnen und Juden in Frankreichs Ballungszentren. Die Opfer, wie die 85-jährige [[Mireille Knoll]],<ref name=":101" /> waren unauffällige Franzosen, was trotz der eigentlich stabilen Sicherheitslage, oft zu der Einschätzung führt, als jüdische Person Frankreich verlassen zu müssen,<ref>{{Literatur |Autor=Pierre Birnbaum |Titel=Les larmes de l’histoire – De Kichinev à Pittsburgh (Kapitel: Conclusion : Kichinev à l’américaine : la fin de l’espoir?) |Sammelwerk=nrf essais |Verlag=Éditions Gallimard |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-07-275764-8 |Seiten=162 f.}}</ref> um besonders die Kinder in Sicherheit zu wissen, und um nicht, wie [[Éliette Abécassis|Eliette Abécassis]] schreibt, ein Leben im Verborgenen, als „[[Marranen]]“,<ref>{{Literatur |Autor=[[Eliette Abécassis]] (Text), Olivier Martel (Fotografie) |Titel=L’âme juive |Verlag=Éditions Gmünd (un département d’Édi8) |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-324-02230-2 |Seiten=188}}</ref> führen zu müssen. Viele Franzosen arbeiten in Tel Aviv in [[Callcenter]]n für den [[Frankophonie|frankophonen Sprachraum]]. Eine [[Collège Français de Tel Aviv Marc Chagall|französische Schule in Newe Zedeq]] und zahlreiche Geschäfte werben mit Angeboten um diese als kaufkräftig geltenden Einwanderer.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.college-francais-telaviv.com/presentation |titel=Collège Français de Tel Aviv Marc Chagall |titelerg=Présentation |sprache=fr |abruf=2023-01-17}}</ref>
 
In Tel Aviv wurde bei einer Friedenskundgebung von [[Schalom Achschaw]]<ref name=":7" /> mit 100.000<ref name=":4" /> bis 150.000<ref name=":326">{{Literatur |Autor=Amnon Kapeliuk, mit einem Vorwort von [[Leah Rabin|Lea Rabin]] |Titel=Rabin – ein politischer Mord: Nationalismus und rechte Gewalt in Israel |Nummer=77417 |Verlag=Knaur Verlag |Ort=München |Datum=1999 |ISBN=3-426-77417-8 |Seiten=11, 92 |Kommentar=Originalausgabe: ''Rabin – Un assassinat politique'', Le Monde Éditions, Paris 1996; übersetzt von [[Miriam Magall]]}}</ref> Teilnehmern, die am 4. November 1995<ref name=":10" /><ref name=":318" /><ref name=":339" /> auf dem ''Platz der Könige Israels''<ref name=":59" /><ref name=":339" /> (heute Rabin-Platz<ref name=":339" />) stattfand, Ministerpräsident [[Jitzchak Rabin]] zum Opfer eines politischen Mordes. Erschüttert<ref name=":85">{{Literatur |Autor=Martin Wagner |Titel=Gebrauchsanweisung für Israel |Verlag=Piper Verlag |Ort=München |Datum=1996 |ISBN=3-492-04987-7 |Seiten=49 f.}}</ref><ref name=":154" /> nahm die Bevölkerung Tel Avivs zur Kenntnis, dass [[Jigal Amir|der Täter]] jüdisch war. Dieses [[Trauma (Psychologie)|Trauma]]<ref name=":84" /> brach bei Vielen den Glauben an die „Unschuld“<ref name=":85" /> Israels. Die Stadt ist die Hochburg [[Jüdischer Säkularismus|säkularer Juden]],<ref name=":11">{{Literatur |Autor=[[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]] |Titel=Israel –Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates – von Theodor Herzl bis heute |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-406-74768-7 |Seiten=220–226, 232–242}}</ref> den ''[[Masorti|Hiloni]]''<ref name=":380" /> (40 %<ref name=":99" /> der jüdischen Bevölkerung), in der, entgegen der Entwicklung im übrigen Land und insbesondere in Jerusalem, die [[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Partei [[Awoda]] und die ebenfalls säkularen Parteien [[Jesch Atid]] und [[Meretz]]<ref name=":11" /> weiterhin weitgehend allein die lokale Politik bestimmen. Als [[Orthodoxes Judentum|orthodox]] bzw. „[[Ultraorthodoxes Judentum|ultraorthodox]]“<ref>{{Literatur |Autor=Avi Shafran |Titel=Stop otherizing Haredi Jews |Sammelwerk=[[The New York Times]] International Edition |Nummer=42.592 |Ort=New York |Datum=2020-02-22 |Seiten=10 |Kommentar=Die Bezeichnung „ultraorthodox“ wird von der so bezeichneten Bevölkerungsgruppe abgelehnt, diese bezeichnet sich selbst als „Haredim“}}</ref><ref name=":245" /> geprägter Ort im Großraum Tel Aviv-Jaffa hat sich hingegen [[Bnei Berak]]<ref name=":11" /><ref>{{Literatur |Autor=Frédéric Encel, Alexandre Nicolas |Titel=Atlas géopolitique d’Israël |Sammelwerk=Collection Atlas/Monde |Auflage=5. |Verlag=Éditions Autrement |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-7467-5047-0 |Seiten=36 f.}}</ref><ref name=":166" /> etabliert. Ein Nebeneinander, das durch die Sympathie der politischen Linken für diese am „Alltag weitgehend desinteressierten“ und deshalb mithin oft auch „toleranten Bürger“ erleichtert wird.<ref name=":138">{{Literatur |Autor=[[Hans Ulrich Gumbrecht]] |Hrsg=[[René Scheu]] |Titel=Brüchige Gegenwart – Reflexionen und Reaktionen (Kapitel: Jerusalem oder: Über die existenzielle Schönheit politischer Spannung) |Sammelwerk=Was bedeutet das alles? |Nummer=19604 |Verlag=Reclam Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=2019 |ISBN=978-3-15-019604-5 |Seiten=28 f.}}</ref> Dennoch begegnen sich religiöse und weniger religiöse Juden zunehmend mit Unverständnis,<ref name=":124">{{Internetquelle |autor=[[Peter Münch (Journalist)|Peter Münch]] |url=https://www.tagesanzeiger.ch/corona-macht-die-bruchlinie-zwischen-saekularen-und-orthodoxen-juden-sichtbar-112716752629 |titel=Analyse zu Israel in der Pandemie: Corona macht die Bruchlinie zwischen säkularen und orthodoxen Juden sichtbar – Der Streit unter den Juden bedroht den israelischen Staat und seine Identität genauso wie der althergebrachte israelisch-arabische Konflikt |werk=[[Tages-Anzeiger]] |hrsg=[[Pietro Supino]] |datum=2021-01-27 |abruf=2021-01-29}}</ref><ref name=":128" /><ref name=":142" /> was sich an der Frage der Militärdienstpflicht,<ref name=":129" /><ref name=":120" /><ref name=":206" /> [[Profan|weltlicher]] Unterrichtsinhalte,<ref name=":125" /><ref name=":120" /><ref name=":373">{{Literatur |Autor=[[Meron Mendel]] |Titel=Über Israel reden – Eine deutsche Debatte |Auflage=3. |Verlag=Verlag Kiepenheuer & Witsch |Ort=Köln |Datum=2023 |ISBN=978-3-462-00351-2 |Seiten=21 ff., 41–46}}</ref> der Nichtteilnahme<ref name=":120" /><ref name=":282" /><ref name=":373" /> am Arbeitsmarkt, Bussen und Zügen am [[Schabbat]]<ref name=":272" /> (zumal Privatautos<ref name=":272" /> gleichzeitig benutzt werden dürfen), der [[Geschlechtertrennung]],<ref name=":206" /><ref name=":207" /><ref name=":282" /> Vandalismus gegen Abbildungen von Frauen,<ref name=":282" /><ref name=":339" /> [[Homophobie]]<ref name=":353">{{Literatur |Autor=[[Carlo Strenger]] |Titel=Le mépris civilisé |Sammelwerk=Collection L’Esprit d’ouverture |Verlag=Éditions Belfond (un département de Place des éditeurs) |Ort=Paris |Datum=2016 |ISBN=978-2-7144-7110-9 |Seiten=89, 125, 130 |Kommentar=Originalausgabe: ''Zivilisierte Verachtung. Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit'', Suhrkamp Verlag, Berlin 2015; übersetzt von Pierre Deshusses}}</ref> und an häufiger Nichteinhaltung<ref name=":124" /><ref name=":142" /><ref name=":243">{{Literatur |Hrsg=Glenn Riedel, Wiebke Hebold, Irmgard Sigg, Liana Steinborn, Annette Wrobel |Titel=Israel |Sammelwerk=Der neue Kosmos: Welt-Almanach und Atlas 2022 – Daten, Fakten, Karten |Verlag=Franckh-Kosmos Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=2021 |ISBN=978-3-440-17207-0 |Seiten=202–205}}</ref> der [[COVID-19]]-Maßnahmen entzündet, doch gibt der Soziologe [[Natan Sznaider]] zu bedenken, dass der eigentliche innere Konflikt zwischen jüdischen und arabischen Israelis ausgetragen werde. Und auf die Säkularen bezogen sagt er: „Wir sind alle religiös, sonst würden wir hier ja nicht leben.“<ref name=":123">{{Internetquelle |autor=[[Natan Sznaider]], im Gespräch mit Susanne Brunner |url=https://www.srf.ch/play/radio/international/audio/israel-hier-tut-mir-keiner-mehr-was?id=7701d5b9-5fe7-4ba0-987e-0d908e10f3af |titel=Israel: «Hier tut mir keiner mehr was» |werk=International ([[Podcast]]) |hrsg=[[Schweizer Radio und Fernsehen]] |datum=2019-06-01 |abruf=2021-01-29 |kommentar=zitiert nach Natan Sznaider bei den Sprechstellen Minute 8:32; 19:20; 26:49}}</ref> Ein Teil der weltlich orientierten Tel Avivis erwirbt erneut religiöses Wissen in den säkularen [[Jeschiwa|Jeschiwot]],<ref name=":11" /><ref name=":372" /> wie etwa [[BINA – The Jewish Movement for Social Change]]<ref>{{Internetquelle |autor=Zoe Jick |url=https://www.tabletmag.com/sections/news/articles/why-i-learn-in-a-secular-yeshiva-in-tel-aviv-and-you-should-too |titel=Why I Learn in a Secular Yeshiva in Tel Aviv – and You Should Too: How a staunch secularist found substantive Jewish study in the heart of Israel’s sin city |werk=Tablet |hrsg=Alana Newhouse (Hrsg.) |datum=2017-08-29 |abruf=2022-02-03}}</ref> in Tel Aviv/[[Ramat Gan]], Haifa und [[Be’er Scheva]]. Diese Schulen verbinden meist jüngere Menschen, welche die Erfahrung machen, dass die jüdische religiöse Lebensweise von der Orthodoxie vereinnahmt<ref>{{Literatur |Autor=[[Amos Oz]] |Titel=Liebe Fanatiker – Drei Plädoyers |Nummer=5032 |Verlag=Suhrkamp Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-518-47032-9 |Seiten=108 f. |Kommentar=übersetzt von [[Mirjam Pressler]]}}</ref><ref name=":125" /> wird, haben doch das [[Liberales Judentum|Liberale Judentum]] und das [[Konservatives Judentum|Konservative Judentum]] in Israel im Allgemeinen einen schweren Stand.<ref name=":80" /><ref name=":249" /><ref name=":278" /> Daneben machen auch christliche [[Freikirche]]n, wie [[Messianische Juden]], religiöse Angebote. [[Evangelikalismus|Evangelikale]] im Ausland nehmen Einfluss auf die politische Entwicklung, namentlich in Bezug auf das [[Westjordanland]].<ref>{{Internetquelle |autor=Marina Klimchuk |url=https://taz.de/Evangelikale-Christen-werben-fuer-Israel/!5720704/ |titel=Evangelikale Christen werben für Israel – Armageddon für Trump |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2020-10-26 |abruf=2020-10-26}}</ref><ref name=":218">{{Literatur |Autor=Pierre Stambul |Titel=Contre l’antisémitisme et pour les droits du peuple palestinien |Sammelwerk=Coup pour coup |Verlag=Éditions Syllepse |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-84950-973-9 |Seiten=32 f., 39 ff., 44–47, 54 f., 64, 69 |Kommentar=Der Autor äußert sich auf Seite 32 f. im Kapitel ''La guerre du proche-orient et l’antisémitisme'' zu den Morden an [[Ilan Halimi]] und der [[Anschlagsserie in Midi-Pyrénées]]. Wie der politisch entgegengesetzte, aber ebenfalls antizionistische [[Éric Zemmour]], kritisiert Stambul, dass die Opfer in Israel und nicht in Frankreich beerdigt worden sind, sowie dass die Zeitung ''[[Le Parisien]]'' die Überführung der Toten als „Repatriierung“ bezeichnet hat.}}</ref>
 
[[Datei:Tel Aviv-Yafo 16249 (11729761264).jpg|mini|[[Theodor Herzl]], postmodern (2013)]]
 
Die von den gescheiterten<ref name=":19" /><ref name=":133" /> Friedensbemühungen desillusionierte<ref>{{Literatur |Autor=Yali Sobol, im Gespräch mit Carmen Eller |Titel=Der Tag, an dem der Adler landete – Der israelische Autor Yali Sobol spricht über die Ängste und den Rechtsrutsch in seiner Heimat |Sammelwerk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |Nummer=148 |Ort=Zürich |Datum=2014-06-30 |Seiten=35}}</ref> Bevölkerung ist unter dem Schutz des [[Iron Dome]]<ref name=":164" /><ref name=":243" /> nach verbreiteter Auffassung [[Politikverdrossenheit|apolitisch]].<ref name=":50">{{Literatur |Autor=[[Hans Küng]] |Titel=Das Judentum – Die religiöse Situation der Zeit |Nummer=3490 |Verlag=Piper Verlag |Ort=München |Datum=1999 |ISBN=3-492-22827-5 |Seiten=644 (Zeittafel), 646 |Kommentar=Küng zitiert in Bezug auf das belegte Stichwort ''apolitisch'' den Soziologen [[Stanley Cohen (Soziologe)|Stanley Cohen]]}}</ref> „Zur Friedensskepsis kommt Politikverachtung“,<ref name=":237" /> meinte [[Tom Segev]] im August 2009 im ''[[Der Spiegel|Spiegel]]''. Die [[Resignation]]<ref name=":125" /><ref name=":237" /> resultiert aus dem Gefühl, Israel habe auf palästinensischer Seite „keinen Partner für Frieden“,<ref name=":19" /><ref name=":125" /><ref name=":318">{{Literatur |Autor=[[Moshe Zimmermann]] |Titel=Die Angst vor dem Frieden – Das israelische Dilemma |Verlag=Aufbau Verlag |Ort=Berlin |Datum=2010 |ISBN=978-3-351-02717-9 |Seiten=12 f., 23 ff., 29, 44, 64, 76, 78, 124 f.}}</ref> politisierter Angst vor dem „falschen Frieden“<ref name=":318" /> und aus der schmerzlich ins allgemeine Bewusstsein gerückten<ref name=":196" /> Fragmentierung<ref name=":125" /><ref name=":129" /><ref name=":138" /> unter den Juden, deren Erwartungen an sich selbst enttäuscht<ref name=":196" /> wurden. Dadurch wächst der Druck<ref name=":63" /> auf die [[Arabische Israelis|israelischen Araber]] in Jaffa. So erhob [[Jisra’el Beitenu]] 2014, wie bereits 1973<ref name=":171">{{Literatur |Autor=Nur Masalha |Titel=Imperial Israel and the Palestinians – The Politics of Expansion |Verlag=Pluto Press |Ort=London/Sterling (Virginia) |Datum=2000 |ISBN=0-7453-1615-8 |Seiten=146 f., 202 f. |Kommentar=Die Zahlen der Zeitung ''Jedi’ot Acharonot'' wurden von den Journalisten Elie Tabor, Nitza Aviram und Nehama Doek erhoben. Die Befragung der Zeitung bestätigte die Ergebnisse einer Studie des Van Leer Jerusalem Institute von 1984.}}</ref> von [[Meir Kahane]] gefordert,<ref name=":171" /><ref name=":339" /> die „freiwillige Umsiedlung“<ref name=":80" /> (= „Transfer“<ref name=":318" /><ref name=":381" />) der Araber aus „Jaffa oder Akkon“<ref name=":80" /> zum Parteiprogramm.<ref name=":237">{{Literatur |Autor=[[Henryk M. Broder]] und [[Erich Follath]] |Titel=Gebt den Juden Schleswig-Holstein! – Wenn Deutsche Israel kritisieren – Ein Streit |Auflage=2. |Verlag=Deutsche Verlags-Anstalt (Random House)/Spiegel-Buchverlag |Ort=München |Datum=2010 |ISBN=978-3-421-04482-2 |Seiten=25 f., 56, 61, 65, 158 f. |Kommentar=Mitautor Erich Follath formuliert den [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]] des „Wir sind allein in der Welt“ als: „[…] Haltung »uns ist die Welt egal, sie ist ja ohnehin gegen uns«“}}</ref> Ähnlich tönt es seitens der [[Religiöser Zionismus|religiös-zionistischen]] Partei [[HaTzionut HaDatit]] (ehemals ''Tkuma'') von [[Bezalel Smotrich]], die bei der [[Parlamentswahl in Israel 2021|Parlamentswahl 2021]] den Sprung in die [[Knesset]] schaffte.<ref name=":80" /> Die Zeitung ''[[Jedi’ot Acharonot]]'' berichtete am 28. Juni 1985, nach Befragungen an Schulen, über Zustimmung für Kahane bei 17- bis 18-jährigen Jugendlichen selbst im hochprivilegierten Nord Tel Aviv (dortige Stichprobe: 64 Schüler) von 27,7 %. 72,3 % lehnten diese Ideen ab.<ref name=":171" />
[[Datei:PikiWiki Israel 75135 demonstration defending democracy.jpg|mini|[[Demokratie]] verteidigen, notfalls am Autobahnkreuz Halacha-Brücke, 2020]]
Auch die loyalen<ref name=":135" /> [[Drusen]] fühlen sich vom fortgesetzten<ref name=":222" /> Rechtsruck<ref name=":237" /><ref name=":374" /> an den Rand gedrängt:<ref name=":132" /> 50.000 Drusen und ebenso viele Juden demonstrierten am 4. August 2018<ref>{{Literatur |Autor=[[Charles Enderlin]] |Hrsg=Barbara Bauer, Dorothee d’Aprile |Titel=Der Weg in die Ethnokratie – Israels neues Nationalstaatsgesetz diskriminiert die Minderheiten des Landes |Sammelwerk=[[Le Monde diplomatique]] |Nummer=09/24 |Verlag=[[Die Tageszeitung|TAZ]]/[[WOZ Die Wochenzeitung|WOZ]] |Ort=Berlin/Zürich |Datum=2018-09 |Seiten=5 |Kommentar=übersetzt von Claudia Steinitz |Online=https://monde-diplomatique.de/artikel/!5532857}}</ref> in Tel Aviv gegen das [[Nationalstaatsgesetz (Israel)|Nationalstaatsgesetz]]. Härteste Gegner „außenpolitischer“ Zugeständnisse im Sinne der von der Linken erhobenen Forderung „Land für Frieden“<ref name=":50" /><ref name=":146" /><ref name=":150" /> sind [[Religiöser Zionismus|nationalreligiöse]] Siedler.<ref name=":37">{{Literatur |Autor=Wolfram Eberhardt |Titel=Nahostkonflikt – 33 Fragen und Antworten (Kapitel 6: Findet der israelisch-palästinensische Konflikt denn nie ein Ende?; Kapitel 7: Warum sind Israels nationalreligiöse Juden und die radikalislamischen Palästinenser nicht zum Frieden bereit?) |Nummer=31589 |Verlag=Piper Verlag |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-492-31589-0 |Seiten=28 f., 33 ff.}}</ref> Derweil wird in Tel Aviv offen über postideologische Ansätze<ref>{{Internetquelle |autor=Itay Mashiach |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-05-05/ty-article-magazine/.highlight/a-federation-cantons-autonomous-regions-everyone-is-talking-about-dividing-israel/00000187-e823-d230-abc7-ff3be4c80000 |titel=A Federation, Cantons, Autonomous Regions? Suddenly Everyone Is Talking About Dividing Israel – Israel and Judah? Swiss-style autonomous provinces? As the protest movement surges, some think it’s impossible to continue in the same way as before. New initiatives to partition the country abound |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-05-05 |abruf=2023-05-07}}</ref> diskutiert. Tel Aviv ist aus ihrer Sicht, im Gegensatz zu den über ''bypass roads''<ref name=":191" /> schnell erreichbaren [[Israelische Siedlung|Siedlungen]] im Westjordanland, legitimes<ref name=":123" /><ref name=":260" /> [[Kernland]],<ref name=":4" /> während der Gedanke der zionistischen Landnahme neu nationalreligiös und [[Messianische Bewegungen|messianisch]]<ref name=":125" /><ref name=":150" /> besetzt ist. Die Tatsache, dass Tel Aviv früher ebenfalls durch diese Landnahme für die Juden angeeignet wurde, führt rechte Kommentatoren zu der Schlussfolgerung, dass auch die rücksichtslose<ref name=":354" /> Siedlungsexpansion im Westjordanland legitim sei.<ref name=":150" /><ref name=":260" /><ref name=":354" /> So meinte [[Benjamin Netanjahu]]: „Wenn wir nicht das Recht haben in [[Hebron]] zu leben, dürfen wir in diesem Land nirgendwo leben; nicht in Jaffa, nicht in [[Akkon]], nicht in Jerusalem und schon gar nicht in Tel Aviv.“<ref>{{Literatur |Autor=[[Charles Enderlin]], avant-propos de [[Michel Wieviorka]] |Titel=De notre correspondant à Jérusalem – Le journalisme comme identité |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-02-147337-7 |Seiten=104}}</ref> Und der Soziologe [[Natan Sznaider]] fasst ein häufiges Gegenargument an die Adresse der Friedensaktivisten so zusammen: „Und was ist an deinem Aufenthalt in Tel Aviv legitim?“<ref name=":123" />
 
Zahlreiche Kommentatoren beschreiben den Werteverlust,<ref name=":125" /><ref name=":206" /><ref name=":216" /> verursacht durch die [[Israelisch besetzte Gebiete|Besatzung]], der das moralische Fundament von Staat und Gesellschaft angreift:<ref name=":143" /><ref name=":134" /><ref name=":120" /> Von zunehmender sexueller und [[Häusliche Gewalt|häuslicher Gewalt]],<ref name=":206" /><ref name=":207" /> selbst bei Staatspräsident [[Mosche Katzav]]<ref name=":339" /> (2006), bis zur Angst vor „[[Bürgerkrieg]]“.<ref>{{Internetquelle |autor=Anshel Pfeffer |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-01-12/ty-article/.premium/democracy-in-israel-will-end-before-a-civil-war-erupts/00000185-a6e6-d948-a1bd-eee7e8200000 |titel=Democracy in Israel Will End Before a Civil War Erupts – Losing what is left of Israel’s fragile democracy will be a terrible blow for many Israelis – but they will not see it as worth going to war for |titelerg=[[Kommentar (Journalismus)|Opinion]] |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-01-12 |abruf=2023-01-15}}</ref><ref name=":354">{{Literatur |Autor=[[Zeev Sternhell]] |Hrsg=Marion Chatizel |Titel=Préface: Les briseurs de glace |Sammelwerk=Le livre noir de l’occupation israélienne – Les soldates racontent |Verlag=Éditions Autrement |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-7467-3507-1 |Seiten=5–17, hier S. 8, 10, 13 ff., 16 |Kommentar=Originalausgabe: ''Kibush HaShtachim'', [[Schovrim Schtika]], Jerusalem 2010; übersetzt durch Samuel Sfez von der englischsprachigen Ausgabe ''Our Harsh Logic. Soldiers' Testimonies from the Occupied Territories 2000–2010'', Metropolitan Books, New York 2012}}</ref><ref name=":374">{{Literatur |Autor=[[Richard C. Schneider]] |Titel=Die Sache mit Israel: Fünf Fragen zu einem komplizierten Land |TitelErg=Prolog zum Werk von Anfang März 2023 |Verlag=Deutsche Verlags-Anstalt (Penguin Random House)/Spiegel-Verlag |Ort=München |Datum=2023 |ISBN=978-3-421-07010-4 |Fundstelle=S. 7–31, hier S. 8 f., 13, 20}}</ref> Die wöchentlichen [[Proteste in Israel 2023|Proteste von 2023]] gegen die Entmachtung von [[Oberstes Gericht (Israel)|Israels Oberstem Gericht]] brachten bis zu 500.000<ref>{{Internetquelle |autor=Bar Peleg, Allison Kaplan Sommer, Dina Kraft, Nati Yefet, Adi Hashmonai, Amir Tibon, Josh Breiner |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-03-11/ty-article/.premium/biggest-in-israeli-history-organizers-claim-half-a-million-protesters-in-tenth-week/00000186-d261-dfef-a3ef-d26d9bbc0000 |titel=‘Biggest in Israeli History': Organizers Claim Half a Million Protesters Against Netanyahu's Constitutional Coup |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-03-11 |abruf=2023-03-11}}</ref> Menschen auf die Straßen. Vorbei ist die Zeit, als sich die Tel Avivis oft nur mit [[Veganismus]]<ref name=":78" /><ref name=":185" /> engagierten und selbst das liberale Leitmedium ''[[The New York Times|New York Times]]'' die Stadt im Mai 2021 eine Blase (englisch ''bubble''<ref name=":139">{{Literatur |Autor=Isabel Kershner |Titel=Rockets pierce, but don't burst, Tel Aviv's bubble – Residents pledge resilience as Israel's party city and financial hub is bombarded |Sammelwerk=[[The New York Times]] International Edition |Nummer=42.975 |Datum=2021-05-19 |Seiten=5}}</ref><ref name=":200">{{Literatur |Autor=Elazar Stern |Titel=Struggling over Israel’s Soul – An IDF General Speaks of His Controversial Moral Decisions |Verlag=Gefen Publishing House |Ort=Jerusalem/New York |Datum=2012 |ISBN=978-965-229-576-7 |Seiten=106–109, 121–124, 207 ff., 280 |Kommentar=Originalausgabe:משא כומתה [Masa Kumta], Yediot Ahronoth Books/Chemed Books, 2009; übersetzt von Yoram Kislev}}</ref><ref name=":207" />) nannte. Die Menschen im „Staat Tel Aviv“<ref name=":139" /><ref>{{Internetquelle |autor=Aluf Benn |url=https://www.haaretz.com/opinion/2023-01-05/ty-article-opinion/.premium/yair-lapid-head-of-the-state-of-tel-aviv/00000185-8359-d8fc-abf7-a3db86a00000 |titel=Yair Lapid, Head of the State of Tel Aviv |titelerg=[[Kommentar (Journalismus)|Opinion]] |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-01-05 |abruf=2023-01-07}}</ref><ref name=":373" /> stellen sich gegen den demokratiefeindlichen ''[[Putsch|Coup]]''<ref name=":374" /> im „Jerusalem-Staat“.<ref name=":373" /> Am 24. April 2023 versammelte [[Combatants for Peace]] zwar 15.000<ref>{{Literatur |Autor=Lorène Mesot |Hrsg=Tibère Adler |Titel=Des geôles israéliennes aux Combattants pour la paix, l’étonnant parcours de Sulaiman Khatib |Sammelwerk=La Revue des Explorations: Palestine, terre d’humiliation – Israël, terre de promesses |Nummer=19 |Verlag=Heidi.news |Ort=Genève |Datum=2023 |ISBN=978-2-940660-22-3 |Seiten=94–99, hier S. 95}}</ref> Israelis, doch bleibt die [[Zivilgesellschaft]], so ein Vorwurf, von der Realität des Nahen Ostens und der Palästinenser abgeschottet.<ref>{{Literatur |Autor=[[Edward Said|Edward W. Said]] |Titel=Kultur und Widerstand – [[David Barsamian]] spricht mit Edward W. Said über den Nahen Osten |Verlag=Edition 8 |Ort=Zürich |Datum=2006 |ISBN=3-85990-109-5 |Seiten=69 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Culture and Resistance'', South End Press, Cambridge (Massachusetts) 2003; übersetzt von Michael Schiffmann}}</ref> Die politische Linke – die Israel aufgebaut, mehrere Kriege geführt hat, und das „zionistische Projekt“<ref name=":123" /><ref name=":215" /> oder gar die „zionistische Revolution“<ref name=":123" /><ref name=":121">{{Literatur |Autor=Shany Littman |Titel=Ces Israéliens de gauche qui quittent leur pays – Ils sont universitaires, artistes, directeurs d’ONG, tous bien marqués à gauche. Ils ont milité pour la paix et ont payé le prix de leur engagement. À présent, désespérés par l’évolution d’Israël, ils prennent le chemin de l’étranger |Sammelwerk=[[Courrier international]] Hors-série – Best of 2020: Les articles de la presse étrangère qui ont marqué l’année |Verlag=Groupe Le Monde/[[France Culture]] |Ort=Paris |Datum=2020-12 |ISSN=1169-114X |Seiten=22–26 |Kommentar=Ersterscheinung dieses Artikels in ''Haaretz'' am 23. Mai 2020; die Aussage Rabins steht in einer redaktionellen Ergänzung von ''Courrier international'' zitiert aus der Zeitung ''[[The Times of Israel]]'', in Sharon Rotbard: ''White City Black City'', London 2015, S. 30 lautet sie auf Englisch: ''waste of weaklings''; [[Noam Zadoff]] übersetzt die Aussage in ''Geschichte Israels'', C. H. Beck, München 2020, S. 63, mit: ''Abfall von Schwächlingen''}}</ref><ref name=":134" /> in den [[Grüne Linie|Grenzen von 1949]]<ref name=":354" /> verwirklicht hat – wird hierfür regelmäßig als „linke Feiglinge“<ref name=":84">{{Literatur |Autor=[[Peter Münch (Journalist)|Peter Münch]] |Hrsg=[[Pietro Supino]] |Titel=Schlägertrupps gegen Demonstranten – Gewalteskalation in Israel: Teilnehmer der landesweiten Proteste gegen Regierungschef Benjamin Netanyahu werden äusserst brutal zusammengeschlagen. Die Opposition spricht von einem Bürgerkrieg. |Sammelwerk=[[Tages-Anzeiger]] |Nummer=176 |Verlag=[[Tamedia]] |Ort=Zürich |Datum=2020-07-31 |Seiten=7}}</ref> oder „Verräter“<ref name=":118" /><ref name=":135">{{Literatur |Autor=Samy Cohen |Titel=Israël – Une démocratie fragile |Verlag=Librairie Arthème Fayard/Centre de recherches internationales de Sciences Po |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-213-71672-5 |Seiten=69 f., 74 f., 217 f., 225 ff., 230 ff., 239 f., 270}}</ref><ref name=":272">{{Literatur |Autor=Ouri Weber |Titel=La gauche en Israël – Conversation entre générations |Verlag=Éditions de l’Aube/Fondation Jean-Jaurès |Ort=La Tour-d’Aigues (Vaucluse) |Datum=2022 |ISBN=978-2-8159-4607-0 |Seiten=11 f., 86, 99, 101, 129, 139 |Kommentar=übersetzt von Avner Lahav}}</ref> bezeichnet.<ref name=":142" /> Der gehässige Diskurs<ref name=":154" /><ref name=":135" /> der extremen Rechten<ref name=":154" /> wanderte von [[Facebook]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Carlo Strenger]] |Titel=Morgenland ([[Kolumne]]): Ethik in Extremsituationen |Sammelwerk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |Nummer=183 |Ort=Zürich |Datum=2014-08-11 |Seiten=12 (Seite: ''Meinung & Debatte'')}}</ref> auf die Straßen und Plätze, so bedrohten rechte Aktivisten und die [[Hooligan]]-Gruppe [[La Familia (Jerusalem)|La Familia]]<ref name=":84" /><ref name=":318" /> von [[Beitar Jerusalem]] regierungskritische Demonstrationen in Tel Aviv.<ref name=":289">{{Literatur |Autor=[[Noam Chomsky]], [[Ilan Pappe|Ilan Pappé]] |Hrsg=Frank Barat |Titel=On Palestine |Sammelwerk=Penguin Special |Verlag=Penguin Books |Ort=London |Datum=2015 |ISBN=978-0-241-97352-3 |Seiten=100, 140, 152}}</ref> Indes wendet sich ein Teil der Bevölkerung von ideologischen [[Prämisse]]n ab.<ref name=":148">{{Literatur |Autor=Moni Ovadia |Titel=Un ebreo contro – Intervista a cura di Livio Pepino (Kapitel 5: Palestina e altre polemiche) |Verlag=Edizioni Gruppo Abele |Ort=Torino |Datum=2021 |ISBN=978-88-6579-241-4 |Seiten=108 ff., 111 f.}}</ref><ref name=":166" /> Ironisch<ref name=":330">{{Literatur |Autor=Derek Jonathan Penslar |Titel=Theodor Herzl, Staatsmann ohne Staat – Eine Biographie |Reihe=Israel Studien: Kultur – Geschichte – Politik |BandReihe=5 |HrsgReihe=[[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]], Johannes Becke, Daniel Mahla |Verlag=Wallstein Verlag/ZIS (Zentrum für Israel-Studien an der Ludwig-Maximilians-Universität München) |Ort=Göttingen |Datum=2022 |ISBN=978-3-8353-5204-9 |Seiten=234 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Theodor Herzl. The Charismatic Leader'', Yale University Press, New Haven (Connecticut) 2020; übersetzt von Norbert Juraschitz}}</ref> verfremdete [[Versatzstück]]e<ref>{{Internetquelle |autor=Aram Lintzel |url=https://taz.de/Israelische-Band-The-White-Screen/!5694527/ |titel=Mit latenter Sexyness – Die fluide Band The White Screen baut Brücken zwischen Israelis und Palästinensern. Ein Abend in Tel Aviv mit Mastermind Gabriel Broid. |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2020-07-12 |abruf=2020-07-12}}</ref> des Zionismus und das Konterfei [[Theodor Herzl]]s werden in Tel Avivs Straßen zu [[postmoderne]]n [[Medienikone|Ikonen]].<ref name=":14" /><ref name=":330" /> In Worte fasst dies ein berühmt gewordenes [[Graffiti|Graffito]] in Florentin, das in Umkehrung des herzlschen „Wenn ihr wollt, ist es kein Traum“<ref name=":163">{{Literatur |Autor=Andrea Livnat |Hrsg=[[Samuel Salzborn]] |Titel=Theodor Herzl: Staatstheorie zwischen Pragmatismus und Utopie |Sammelwerk=Zionismus – Theorien des jüdischen Staates |Reihe=Staatsverständnisse |Band=76 |Verlag=Nomos Verlag |Ort=Baden-Baden |Datum=2015 |ISBN=978-3-8487-1699-9 |Seiten=75–90, hier S. 87 |Kommentar=Das bekannte Motto lautet im deutschsprachigen Original: „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.“ (''[[Altneuland]]'' von Theodor Herzl)}}</ref> den Vorbeigehenden verheißt: „Wenn ihr nicht träumen wollt, dann müsst ihr es nicht.“<ref name=":131">{{Literatur |Autor=Susanne Asal |Titel=Tel Aviv on tour – Der Guide für individuelles Reisen |Sammelwerk=Polyglott |Verlag=Gräfe und Unzer Verlag |Ort=München |Datum=2021 |ISBN=978-3-8464-0761-5 |Seiten=8, 10 f., 25, 46 f., 55, 80}}</ref><ref name=":14" /> Was ans Schlusswort zu ''[[Altneuland]]'' erinnert: „Wenn ihr aber nicht wollt, so ist es und bleibt es ein Märchen, was ich euch erzählt habe.“<ref name=":163" /><ref name=":330" />
 
=== Terroranschläge ===
* Am 4.–5. März 1975 nahmen acht per Boot am Strand gelandete Terroristen der [[Palästinensische Befreiungsorganisation|Palästinensischen Befreiungs-Organisation]] ([[Fatah]]<ref name=":339" />) alle Gäste des Tel Aviver Savoy-Hotels<ref name=":311" /> als [[Geiselnahme|Geiseln]]. Drei Zivilisten und drei Angehörige der Einsatzgruppe [[Sajeret Matkal|Sayeret Matkal]], darunter der Kommandant Uzi Yairi, starben bei der Befreiung, sieben Geiselnehmer wurden getötet.<ref name=":339" />
 
* Am 19. Oktober 1994 (21 Tote)<ref name=":7" /><ref name=":4" /> und im Juli 1995<ref name=":4" /> waren öffentliche Einrichtungen in Tel Aviv das Ziel von Terroranschlägen. Am 4. März 1996 ereignete sich vor dem Dizengoff Center ein weiterer Anschlag mit 13 Toten.<ref name=":307">{{Literatur |Autor=Uri Savir |Titel=The Process – 1,100 Days That Changed the Middle East |Auflage=2. |Verlag=Vintage Books (Random House) |Ort=New York |Datum=1999 |ISBN=0-679-74561-0 |Fundstelle=nicht paginierter Bildteil ab S. 180 |Kommentar=Ersterscheinung bei Random House, New York 1998}}</ref> Diese Anschläge begleiteten und untergruben den damaligen [[Friedensprozess im Nahen Osten|Friedensprozess]].<ref>{{Literatur |Autor=Pascal Boniface |Titel=Géopolitique illustrée – Les relations internationales depuis 1945 |Verlag=Éditions Eyrolles |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-212-57027-4 |Seiten=264–267}}</ref><ref name=":37" /><ref name=":135" />
 
* Am 1. Juni 2000 wurden am Strand von Tel Aviv 21 Jugendliche ermordet und Dutzende weitere schwer verletzt, als sich ein Selbstmordtäter mit einer mit Metallteilen gefüllten Bombe in die Luft sprengte.<ref>Andreas Dippel: [https://www.israelnetz.com/kommentar-analyse/2001/12/01/themenhinweis-3sat-film-ueber-die-selbstmordattentaeter-der-hisbollah/ ''Themenhinweis: 3sat-Film über die Selbstmordattentäter der Hisbollah''] In: ''[[Israelnetz]].com'', 1. Dezember 2001, abgerufen am 31. Juli 2018.</ref>
 
* Am 23. Januar 2001 wurden die beiden Besitzer des Sushi-Lokals Yuppies in der Tel Aviver Sheinkin-Straße, Motti Dayan (27) und Etgar Zeitouny (34), von Palästinensern entführt und ermordet.<ref>[https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/01/14/erschossener-palaestinenser-war-der-moerder-von-nur-shams/ ''Erschossener Palästinenser war der „Mörder von Nur Shams“''] In: ''[[Israelnetz]].com'', 14. Januar 2002, abgerufen am 13. August 2018.</ref> Die Jahre 2000 bis 2005 waren die Jahre der [[Zweite Intifada|Zweiten Intifada]].<ref>{{Literatur |Autor=Michael Sfard |Hrsg=Néhémy Pierre-Dahomey |Titel=Le mur et la porte – Israël, Palestine, 50 ans de bataille judiciaire pour les droits de l'homme |Verlag=Éditions Zulma Essais |Ort=Paris |Datum=2020 |ISBN=978-2-84304-933-0 |Seiten=41, 178, 200, 209, 347 ff., 352, 368, 371, 450, 491, 510, 514, 523, 542 f., 551, 561, 589 |Kommentar=Originalausgabe: ''The Wall and the Gate: Israel, Palestine, and the Legal Battle for Human Rights'', Metropolitan Books, New York 2018; übersetzt von Bee Formentelli}}</ref>
 
* Am 14. Februar 2001 raste ein Palästinenser mit einem Bus nahe Tel Aviv in eine Menschenmenge und tötete acht Personen.<ref name=":29" />
 
* Am 1. Juni 2001<ref name=":10" /> sprengte sich ein 22-jähriger Palästinenser vor der Diskothek Dolphinarium<ref name=":10" /> in Tel Aviv selbst in die Luft. Bei dem Selbstmordanschlag kamen 21<ref name=":200" /><ref name=":325">{{Literatur |Autor=[[Linda Grant]] |Titel=The People on the Street – A Writer's view of Israel |Auflage=6. |Verlag=Virago Press (Little, Brown Book Group) |Ort=London |Datum=2009 |ISBN=978-1-84408-254-4 |Seiten=47, 119}}</ref><ref name=":372" /> Personen ums Leben, die meisten waren junge Mädchen russischer<ref name=":325" /><ref name=":372" /> Herkunft, über 100<ref name=":372" /> wurden verletzt. [[Datei:DolphinariumNightClub.2012.04.16.jpg|mini|Die ausgebombte Diskothek Dolphinarium (2012)]]
 
* Am 5. März 2002 tötete ein palästinensischer Täter in zwei Restaurants im Zentrum von Tel Aviv drei Menschen und verletzte mehr als 30. Die Todesopfer waren der Polizist Salim Barakat, der 52-jährige Yosef Haybi und der 53-jährige Eli Dahan.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/03/05/drei-weitere-anschlaege-erschuettern-israel-5-tote-50-verletzte-2-update/ |titel=Drei weitere Anschläge – Erschütterung in Israel |werk=[[Israelnetz]].com |datum=2002-03-05 |abruf=2019-07-26}}</ref>
 
* Am 30. März 2002 sprengte sich ein Selbstmordtäter in dem Cafe Bialik an der Kreuzung Allenbystraße/King George- und Tschermichowskystraße in die Luft. Dabei wurden mehr als 30 Menschen zum Teil schwer verletzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/03/30/selbstmord-bomber-sprengt-sich-in-tel-aviver-cafe-in-die-luft/ |titel=Selbstmord-Bomber sprengt sich in Tel Aviver Café in die Luft |werk=[[Israelnetz]].com |datum=2002-03-30 |abruf=2019-10-05}}</ref>
 
* Am 5. Januar 2003 sprengten sich zwei Täter bei der [[Tel Aviv Central Bus Station]] nahezu gleichzeitig und nur wenige hundert Meter voneinander entfernt in die Luft. Sie rissen 23 Menschen mit in den Tod und verletzten 100 weitere, mehrere Gebäude wurden beschädigt. Zu den Anschlägen bekannten sich der sogenannte [[Islamischer Dschihad in Palästina|Islamische Dschihad in Palästina]] und die [[Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden|Al Aksa-Brigaden]].<ref>{{Internetquelle |autor=[[Handelsblatt]]/[[Deutsche Presse-Agentur]] |url=https://www.wiwo.de/unternehmen/raketenangriff-auf-gaza-stadt-24-tote-bei-anschlaegen-in-tel-aviv/4762130.html |titel=Raketenangriff auf Gaza-Stadt: 24 Tote bei Anschlägen in Tel Aviv |werk=[[Wirtschaftswoche]] |datum=2003-01-06 |abruf=2020-03-22}}</ref>
 
* Am 1. November 2004 zündete ein Selbstmordtäter auf dem [[Carmel-Markt]] eine Bombe, durch die drei Personen getötet und rund 30 verletzt wurden. Die [[Volksfront für die Befreiung Palästinas]] bekannte sich zur Tat.<ref>{{Internetquelle |autor=Jean-Luc Allouche |url=http://www.liberation.fr/monde/0101507431-tel-aviv-frappe-par-un-attentat-suicide |titel=Tel-Aviv frappé par un attentat-suicide |werk=[[Libération]] |datum=2004-11-02 |sprache=fr |offline=1 |abruf=2018-10-18}}</ref>
 
* Am 25. Februar 2005 wurden fünf Personen getötet und 50 verwundet, als sich ein Selbstmordtäter vor dem Stage Club in die Luft sprengte. Zu der Tat bekannte sich der Islamische Dschihad.<ref name=":136">{{Internetquelle |autor=Conal Urquhart |url=https://www.theguardian.com/world/2006/apr/18/israel |titel=Suicide bomber strikes Tel Aviv |werk=[[The Guardian]] |datum=2006-04-18 |sprache=en |abruf=2021-05-09}}</ref>
 
* Am 19. Januar 2006 brachte ein im Namen des Islamischen Dschihad handelnder Selbstmordtäter bei einem Sandwich-Stand nahe der Central Bus Station einen Sprengsatz zur Explosion, 30 Personen wurden verletzt.<ref name=":136" />
 
* Am 17. April 2006 war das Fast-food-Restaurant Shawarma das Ziel eines Selbstmordtäters des Islamischen Dschihad. Sieben Tote und mindestens 50 Verletzte fielen der Tat zum Opfer.<ref name=":136" />
* Am 21. November 2012 starben 29 Menschen bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in Tel Aviv. Zur Tat bekannten sich der sogenannte Islamische Dschihad in Palästina und die Hamas.<ref name=":165" />
 
* Am 10. November 2014 wurde beim Bahnhof HaHagana ein 20-jähriger Soldat von einem mutmaßlich aus „nationalistischen Motiven“ handelnden Täter aus [[Nablus]] mit einem Messer schwer verletzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Agence France Presse]]/[[Reuters]]/[[Associated Press]] |url=https://taz.de/Messerattacken-auf-Israelis/!5029064/ |titel=Messerattacken auf Israelis: Frau getötet, drei Männer verletzt – Durch zwei Messerangriffen wurden eine israelische Frau getötet und drei Männer verletzt. Dies verschärft die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern weiter |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2014-11-10 |abruf=2020-07-12}}</ref>
 
* Am 21. Januar 2015 wurden bei einem Anschlag in einem Bus der städtischen Verkehrsbetriebe mehrere Menschen verletzt, fünf von ihnen mittel bis schwer. Bei dem Täter, der mit einem Messer auf die Fahrgäste losging, handelte es sich um einen 23-jährigen Palästinenser aus [[Tulkarem]], der keine Aufenthaltsgenehmigung für Israel besaß. Er wurde in der Nähe des Tatortes angeschossen und festgenommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Deutsche Presse-Agentur]] |url=https://taz.de/Vorfall-in-Tel-Aviv/!5023089/ |titel=Mann sticht in Bus auf Passagiere ein – Ein Palästinenser verletzt in einem Linienbus in Tel Aviv mehrere Menschen. Die Polizei schießt ihn an und überwältigt ihn. Die Hamas findet die Tat „heldenhaft“ |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2015-01-21 |abruf=2020-07-12}}</ref>
 
* Am 19. November 2015 erstach ein palästinensischer Täter in einem Bürogebäude im Süden von Tel Aviv zwei Menschen und verletzte eine weitere Person.<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Deutsche Presse-Agentur]] |url=https://taz.de/Angriff-in-Tel-Aviv/!5254406/ |titel=Zwei Tote bei Messerattacke – Ein Palästinenser ersticht zwei Männer vor einem jüdischen Gebetsraum. Es ist der zweite Übergriff in der Stadt seit Beginn der jüngsten Anschlagswelle |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2015-11-19 |abruf=2020-07-12}}</ref>
 
* Am 1. Januar 2016 erschoss im Zentrum von Tel Aviv ein Palästinenser in der Bar Simta zwei Menschen und verletzte sieben weitere.<ref>{{Literatur |Autor=Zeit Online |Titel=Israel: Zwei Tote bei Schießerei in Tel Aviv |Sammelwerk=[[Die Zeit]] |Ort=Hamburg |Datum=2016-01-01 |ISSN=0044-2070 |Online=[https://www.zeit.de/politik/ausland/2016-01/israel-tel-aviv-anschlag-bar Online] |Abruf=2020-02-23}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Tötete IS-Sympathisant die Barbesucher in Tel Aviv? |Sammelwerk=[[Die Welt]] |Datum=2016-01-01 |Online=[https://www.welt.de/politik/ausland/article150528131/Toetete-IS-Sympathisant-die-Barbesucher-in-Tel-Aviv.html Online] |Abruf=2020-02-23}}</ref>
 
* Am 8. Juni 2016 erschossen zwei palästinensische Täter vier Menschen, sieben weitere wurden schwer verletzt. Die Tat ereignete sich im [[Sarona]]-Viertel im Stadtzentrum.<ref>{{Literatur |Autor=Zeit Online |Titel=Israel: Vier Tote bei Anschlag in Tel Aviv |Sammelwerk=[[Die Zeit]] |Ort=Hamburg |Datum=2016-06-08 |ISSN=0044-2070 |Online=[https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-06/israel-attentat-tel-aviv-tote-verletzte Online] |Abruf=2020-03-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/sicherheit/2016/06/09/vier-tote-bei-anschlag-in-tel-aviv/ |titel=Vier Tote bei Anschlag in Tel Aviv |werk=[[Israelnetz]].com |datum=2016-06-09 |abruf=2020-03-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Pierre Heumann |url=https://www.handelsblatt.com/politik/international/israel-leben-mitten-im-terror/13716468.html |titel=Israel: Leben mitten im Terror |werk=[[Handelsblatt]] |datum=2016-06-10 |abruf=2020-06-18}}</ref>
 
* Am 9. Februar 2017 eröffnete im Vorort [[Petach Tikwa]] ein 19-jähriger Palästinenser das Feuer auf die Besucher eines Marktes und stach mit einem Messer auf sie ein. Sechs Personen wurden leicht verletzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Agence France-Presse]]/[[Associated Press]] |url=https://taz.de/Palaestinensischer-Terror-in-Israel/!5383101/ |titel=Sechs Menschen in Tel Aviv verletzt. Die Polizei spricht von Terror: Auf einem Markt bei Tel Aviv hat ein Palästinenser am Donnerstagnachmittag das Feuer eröffnet |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2017-02-09 |abruf=2020-07-12}}</ref>
 
* Am 7. April 2022 erschoss ein Täter aus [[Dschenin]]<ref name=":254">{{Literatur |Autor=Edo Konrad |Titel=La falsa sicurezza promessa da Israele – Gli attentati delle ultime settimane dimostrono che il sistema israeliano serve solo a mantenere il dominio sui palestinesi, e non a proteggere i cittadini |Sammelwerk=[[Internazionale (Zeitschrift)|Internazionale]] |Nummer=1456 |Ort=Roma |Datum=2022-04-15 |ISSN=1122-2832 |Seiten=30 f. |Kommentar=Ersterscheinung dieses Artikels in ''[[+972 Magazine]]''}}</ref> drei Personen in einer Bar im Zentrum von Tel Aviv und verletzte zehn Personen. Der zunächst flüchtige Täter wurde von der Polizei erschossen.<ref>{{Internetquelle |autor=Ido Efrati, Bar Peleg, Jonathan Lis, Josh Breiner and Ran Shimoni |url=https://www.haaretz.com/israel-news/at-least-five-wounded-in-tel-aviv-shooting-manhunt-underway-1.10728376 |titel=4th Terror Attack in Two Weeks: Two Killed, Ten Wounded in Tel Aviv Shooting Attack, Assailant Shot Dead |werk=[[Haaretz]] |datum=2022-04-07 |abruf=2022-04-08}}</ref> Am 9. April 2022 drangen israelische Einsatzkräfte nach Dschenin vor. In [[Husan]] erschossen Soldaten am folgenden Tag eine unbewaffnete Mutter von sechs Kindern.<ref name=":254" />
 
* Am 9. März 2023 eröffnete ein Täter das Feuer auf Personen am Rande einer Protestveranstaltung. Drei Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Die Hamas bekannte sich zur Tat.<ref>{{Internetquelle |autor=Bar Peleg, Michael Hauser Tov, Josh Breiner, Jack Khoury, Deiaa Haj Yahia, Ben Samuels |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-03-09/ty-article/.premium/two-wounded-in-shooting-in-central-tel-aviv/00000186-c7b4-dc44-abe6-c7be63c40000 |titel=Hamas Claims Responsibility for Tel Aviv Terror Shooting That Wounded Three Israelis |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-03-09 |abruf=2023-03-12}}</ref>
 
* Am 7. April 2023 überfuhr ein Automobilist aus der israelischen Stadt [[Kafr Qasim]] auf der Strandpromenade von Tel Aviv einen italienischen Touristen und verletzte sieben weitere Personen. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Es kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass der tödliche Angriff ein Unfall war.<ref>{{Internetquelle |autor=Ido Efrati, Josh Breiner, Ran Shimoni, Deiaa Haj Yahia, Ben Samuels |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-04-07/ty-article/two-people-seriously-wounded-in-suspected-shooting-attack-in-tel-aviv/00000187-5d0a-dcdb-a9af-dd2bc99a0000 |titel=One Tourist Killed, Seven Wounded in Tel Aviv Terror Attack, Assailant Shot Dead – The attack comes hours after two Israeli sisters were killed in a West Bank shooting attack that also left their mother critically wounded |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-04-07 |abruf=2023-04-09}}</ref>
 
* Am 4. Juli 2023 überfuhr ein 20-jähriger Palästinenser aus dem Westjordanland in Nord Tel Aviv mit einem Auto mehrere Personen am Straßenrand, entstieg danach dem Fahrzeug und verletzte weitere Personen mit einem Messer. Ein bewaffneter Zivilist erschoss den Angreifer. Acht Personen wurden verletzt. [[Hamas]] beansprucht die Tat als Rache für Ereignisse in [[Dschenin]].<ref>{{Internetquelle |autor=Josh Breiner, Ran Shimoni, Hagar Shezaf |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-07-04/ty-article/five-wounded-in-suspected-car-ramming-in-tel-aviv/00000189-2063-d145-a1e9-337756930000 |titel=Tel Aviv Car Ramming and Stabbing Attack: Eight Wounded, Palestinian Assailant Shot Dead – Israeli police head said security forces ‘expect an increase in motivations’ for attacks amid the West Bank operation; Hamas spokesperson hails attack as a ‘first response to Israel’s crimes against our people in Jenin’ |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-07-04 |abruf=2023-07-04}}</ref>
 
=== Gewalttätige Ausschreitungen im Mai 2021 ===
Im Zuge der Eskalation des [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt|Nahostkonflikts]] im Mai 2021, dem [[Israel-Gaza-Konflikt 2021]], kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen in Tel Aviv-Jaffa und anderen Orten im israelischen Kernland, hauptsächlich in der Stadt [[Lod]].<ref name=":243" /> Dem Gewaltausbruch vorausgegangen war die von [[Israelische Siedlung|Siedlern]] juristisch betriebene Zwangsräumung<ref name=":243" /> palästinensischer Familien in [[Sheikh Jarrah]] in [[Ostjerusalem]], Polizeisperren am [[Damaskustor]] am 12. April während des [[Ramadan]], das Eindringen der Polizei in die [[al-Aqsa-Moschee]] am 13. April, Aufmärsche rechtsradikaler Israelis, darunter die Mitglieder der ultranationalistischen Gruppe [[Lehava]],<ref name=":137">{{Literatur |Autor=Rami Nazzal |Titel=Mosque raid lit a fuse in the Mideast |Sammelwerk=[[The New York Times]] International Edition |Nummer=42,973 |Ort=New York |Datum=2021-05-17 |Seiten=1, 4}}</ref> am 22. April und am [[Jerusalemtag]]<ref name=":137" /><ref name=":243" /> am 10. Mai und schwere Zusammenstöße auf dem Haram al-Scharif ([[Tempelberg]]) am 7. Mai 2021 mit Hunderten verletzten Palästinensern.<ref>''From TikTok to Temple Mount Clashes: 28 Days of Violence in Jerusalem''. In: Haaretz, 10. Mai 2021; Sam Sokol: ''Violence Between Arabs and Jews Inside Israel Further Inflame Gaza Conflict''. In: [[Haaretz]], 12. Mai 2021; [[Agence France-Presse|AFP]]: [https://www.france24.com/en/live-news/20210511-timeline-deadly-gaza-and-jerusalem-clashes Timeline: Deadly Gaza and Jerusalem clashes] [[France24]], 11. Mai 2021.</ref> Raketenbeschuss der radikalislamischen Terrororganisation [[Hamas]] auf den [[Jerusalem|Großraum Jerusalem]] am 10. Mai<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion/[[Deutsche Presse-Agentur|dpa]] |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/raketenangriffe-jerusalem-tempelberg-1.5290742 |titel=Raketenangriffe auf Großraum Jerusalem |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2021-05-10 |abruf=2021-05-13}}</ref> und andere Orte in Israel und israelische Luftangriffe auf [[Gaza (Stadt)|Gaza]] folgten.
 
* Am 12. Mai 2021 marschierten Dutzende rechtsradikale Israelis durch Tel Aviv und griffen eine Reihe von Geschäften im Besitz von Palästinensern (bzw. arabischen Israelis) an. Die Randalierer schlugen Scheiben ein, warfen Gegenstände und riefen [[Rassismus|rassistische]] Parolen.<ref>Bar Peleg: ''Attempted Lynching and Smashed Stores as Jewish-Arab Clashes Spread Across Israel''. In: ''[[Haaretz]]'', 12. Mai 2021.</ref> Danach zerrte der rechtsextreme [[Mob]] nahe der Strandpromenade von [[Bat Jam]] den Automobilisten Said Moussa,<ref>{{Internetquelle |autor=Ran Shimoni |url=https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-two-more-suspects-arrested-after-attack-on-israeli-arab-driver-during-may-s-unrest-1.10014782 |titel=Two More Suspects Arrested After Attack on Israeli Arab Driver During May's Unrest – Video footage of the incident in Bat Yam shows that around 20 people involved in the attack on Said Moussa could be identified |werk=[[Haaretz]] |datum=2021-07-20 |sprache=en |abruf=2021-07-20}}</ref> den sie für einen Araber hielten, aus seinem Auto und prügelten auf ihn ein, bis er reglos und blutig auf der Straße lag. Der Vorfall wurde im Fernsehen live übertragen. Polizei und Rettung trafen erst fünfzehn Minuten später ein, während das [[Lynchen|Lynchopfer]] reglos dalag.<ref>Redaktion: [https://www.theguardian.com/world/2021/may/13/live-tv-shows-israeli-mob-lynch-motorist-in-tel-aviv-suburb ''Live TV shows Israeli mob attack motorist they believed to be an Arab''] In: ''[[The Guardian]]'', 13. Mai 2021; [https://news.yahoo.com/mob-lynching-arab-aired-live-205205552.html Mob ‘lynching of Arab’ aired live on Israeli TV] [[Yahoo News]] / [[Agence France-Presse|AFP]], 12. Mai 2021.</ref>
 
* Am 13. Mai 2021 marschierte ein rechtsextremer jüdischer Mob durch das Viertel HaTikwa, skandierte „Tod den Arabern!“ und attackierte arabische Einwohner des Viertels sowie einen Journalisten und Kameramann des Fernsehsenders [[Israeli Public Broadcasting Corporation|Kan]]. Rechtsradikale hatten im Internet zu bewaffneten Demonstrationen und zum Mord an arabischen Bewohnern aufgerufen.<ref>Nir Hasson, Bar Peleg, Jonathan Lis, Josh Breiner: ''Israel Braces for More Jewish-Arab Clashes as TV Crew, Soldier Attacked''. In: ''[[Haaretz]]'', 13. Mai 2021.</ref>
 
* Am 14. Mai 2021 wurde in Jaffa ein 12-jähriger arabischer Junge durch zwei in ein Wohnhaus geworfene Brandflaschen im Gesicht schwer verletzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Noa Shpigel, Bar Peleg, Jonathan Lis, Netael Bandel, Josh Breiner |url=https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-suspects-arrested-in-ethnic-attacks-in-jewish-arab-cities-police-say-1.9809727 |titel=Twelve-year-old Boy Wounded by Firebomb in Serious Condition, Hospital Says – Boy in an induced coma after being hit by a firebomb in Jaffa as Jewish-Arab riots spread across Israel … |werk=[[Haaretz]] |datum=2021-05-15 |sprache=en |abruf=2021-05-15}}</ref> Am folgenden Tag kam es in Jaffa zu Protestkundgebungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Bar Peleg |url=https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-hundreds-protest-in-jaffa-after-12-year-old-arab-boy-seriously-wounded-by-firebomb-1.9811545 |titel=Hundreds Protest in Jaffa After 12-year-old Arab Boy Seriously Wounded by Firebomb – Tensions run high in Jaffa after attack, with residents saying police fail to protect them while also preventing them from protecting themselves |werk=[[Haaretz]] |datum=2021-05-15 |sprache=en |abruf=2021-05-15}}</ref> Polizeiquellen sprachen zuletzt von mutmaßlich arabischen Tätern, die die Bewohner des Hauses für Juden gehalten hätten.<ref>{{Internetquelle |autor=Josh Breiner |url=https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-police-believe-arab-assailants-behind-firebomb-that-wounded-12-year-old-in-jaffa-1.9811863 |titel=Police Believe Arab Assailants Responsible for Firebomb That Wounded 12-year-old in Jaffa Police believe Arab assailants mistakenly believed the house was owned by Jews … |werk=[[Haaretz]] |datum=2021-05-15 |abruf=2021-05-15}}</ref>
 
== Klima ==
Tel Aviv weist ein mediterranes Klima auf.
{{Klimatabelle
| TABELLE =
Zeile 349 ⟶ 124:
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE = 200
| QUELLE = [httpshttp://worldweather.wmo.int/013/c00044.htm Israel Meteorological Service]
| Überschrift =
| Ort = Tel Aviv
Zeile 378 ⟶ 153:
| lmnov = 14.6
| lmdez = 11.2
<!-- durchschnittliche NiederschlagmengeNiederschlagsmenge für den jeweiligen Monat in mm -->
| nbjan = 126.9
| nbfeb = 90.1
Zeile 406 ⟶ 181:
}}
<div style="clear:both;"></div>
 
== Bürgermeister ==
Bürgermeister von Tel-Aviv-Jaffa (bis 1950 Tel Aviv) sind:
 
{| class="wikitable"
|-
! !! Name !! Amtszeit !! Partei
|-
| 1 || [[Meir Dizengoff]]<ref>Schon 1911 wählten ihn die Grundeigentümer des politisch noch nicht selbständigen Tel Avivs zum Vorsitzenden ihres Verbandes.</ref> || 1920–1925 || [[Allgemeine Zionisten]]
|-
| 2 || [[David Bloch-Blumenfeld]]|| 1925–1928 || [[Achdut haAwoda (1919)|Achdut haAwoda]]
|-
| 3 || Meir Dizengoff || 1928–1936 || Allgemeine Zionisten
|-
| 4 || [[Mosche Chelouche]]|| 1936–1936 || unabhängig
|-
| 5 || [[Jisra’el Rokach]] || 1936–1953 || Allgemeine Zionisten
|-
| 6 || Chaim Levanon || 1953–1959 || Allgemeine Zionisten
|-
| 7 || [[Mordechai Namir]] || 1959–1969 || [[Mapai]]
|-
| 8 || [[Jehoschua Rabinowitz]] || 1969–1974 || [[Awoda]]
|-
| 9 || [[Schlomo Lahat]] || 1974–1993 || [[Likud]]
|-
| 10 || [[Roni Milo]] || 1993–1998 || Likud
|-
| 11 || [[Ron Huldai]] || seit 1998 || Awoda
|}
 
== Städtepartnerschaften ==
[[Datei:Tel-Aviv - Yafo - twin town with Sofia - symbolic key.jpg|mini|Der symbolische Schlüssel für Tel Aviv, der 1992 zum Anlass der Gründung der [[Gemeindepartnerschaft|Städtepartnerschaft]] mit Sofia übergeben wurde|132x132px]]Die Stadt Tel Aviv hat mit den folgenden Städten der Welt einen Partnerschaftsvertrag unterschrieben (zeitlich geordnet):<ref>{{Literatur |Titel=ערים שותפות |Sammelwerk=אתר עיריית תל-אביב-יפו |Datum= |Online=[https://www.tel-aviv.gov.il/About/Pages/Partnerships.aspx Online] |Abruf=2018-09-15}}</ref>
{| stylewidth="width:80%"
| valign="top" stylewidth="width:33%" |
* {{FRA|#}} [[Toulouse]] (1962)
* {{USA|#}} [[Philadelphia]] (1967)
* {{DEU|#}} [[Köln]] (offiziell 1979; Jugendaustausch seit 1960)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/internationales/staedtepartnerschaften/tel-aviv-yafo-israel |titel=Tel Aviv-Yafo – Israel |werk=www.stadt-koeln.de |abrufzugriff=2016-12-27}}</ref>
* {{DEU|#}} [[Frankfurt am Main]] (1980)<ref>{{Internetquelle |titel=Städtepartnerscahften Tel Aviv - Yafo |werk=Stadt Frankfurt am Main |url=https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/referat-fuer-internationale-angelegenheiten/partnerstaedte/tel-aviv---yafo |titel=Frankfurt am Main: Tel Aviv-Yafo |werk=www.frankfurt.de |abruf=20232024-1105-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.dig-frankfurt.de/telaviv/pvertrag.htm |titel=Partnerschaftsvertrag zwischen Frankfurt am Main und Tel Avivi |werk=www.dig-frankfurt.de |abrufzugriff=2016-12-27}}</ref>
* {{DEU|#}} [[Bonn]] (1983)<ref>{{Internetquelle |autortitel=Tel Aviv-Jaffa |werk=Bundesstadt Bonn |url=https://www.bonn.de/themen-entdecken/uno-internationales/tel-aviv.php |titel=Tel Aviv |werk=www.bonn.de |abruf=20232024-1105-26}}</ref>
* {{ARG|#}} [[Buenos Aires]] (1988)
* {{HUN|#}} [[Budapest]] (1989)
* {{SRB|#}} [[Belgrad]] (1990)
* {{DEU|#}} [[Essen]] (1992)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.essen.de/rathaus/aemter/ordner_0116/partnerstaedte/essen_de_basisvorlage_zweispaltig_302.de.html |titel=Partnerstadt Tel Aviv-Yafo |werk=www.essen.deStadt |offline=1Essen |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161227215450/https://www.essen.de/rathausdasistessen/aemter/ordner_0116international/partnerstaedte/essen_de_basisvorlage_zweispaltig_302tel_aviv-yafo.de.html |archiv-datum=2016-12-27 |abruf=20162024-1205-2726}}</ref>
| valign="top" width="33%" |
* {{BGR|#}} [[Sofia]] (1992)
* {{POL|#}} [[Warschau]] (1992)
| valign="top" style="width:33%" |
* {{FRA|#}} [[Cannes]] (1993)
* {{POL|#}} [[Łódź]] (1994)
Zeile 461 ⟶ 206:
* {{USA|#}} [[New York City]] (1996)
* {{ESP|#}} [[Barcelona]] (1998)
| valign="top" width="33%" |
* {{PSE|#}} [[Gaza-Stadt]] (1998)
* {{TUR|#}} [[Izmir]] (1998)
| valign="top" style="width:33%" |
* {{KAZ|#}} [[Almaty]] (1999)
* {{MDA|#}} [[Chișinău]] (2000)
Zeile 471 ⟶ 216:
* {{AUT|#}} [[Wien]] (2005)
* {{FRA|#}} [[Paris]] (2010)
* {{DEU|#}} [[Freiburg im Breisgau]] (2015)<ref>{{Literatur |Titel=Gemeinderat entscheidet über neue Städtepartnerschaften |Datum= |Online=[httpshttp://www.freiburg.de/pb/site/freiburg_mundenhof/node/834859/Lde/gemeinderat_entscheidet_ber_neue_st_dtepartnerschaften.html Online] |Abruf=2016-12-27 }} {{Webarchiv|url=http://www.freiburg.de/pb/site/freiburg_mundenhof/node/834859/Lde/gemeinderat_entscheidet_ber_neue_st_dtepartnerschaften.html |wayback=20171115203000 |text=Gemeinderat entscheidet über neue Städtepartnerschaften }}</ref>
|}
 
== Sehenswürdigkeiten ==
=== Kontroverse in Barcelona ===
Wenige Monate vor den Bürgermeisterwahlen in Barcelona erklärte die Bürgermeisterin [[Ada Colau]] im Februar 2023 per Dekret eine Aussetzung der Städtepartnerschaft mit Tel Aviv während ein entsprechendes Abkommen mit [[Gaza (Stadt)|Gaza]] unberührt blieb. In einem Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begründete sie den Schritt – wie es heißt „in [[Boycott, Divestment and Sanctions|BDS]]-Manier“ – mit einer „eklatanten und systematische Verletzung der [[Menschenrechte]]“ sowie „[[Apartheid]] und Verfolgung“. Der Plan, die Partnerschaft mit Tel Aviv zu beenden, geht auf eine Initiative der linken Organisation Coalición Basta Complicidad con Israel zurück. Unterstützt wurde er von spanischen Gewerkschaften und der katalonischen NGO Observatori DESC. Die jüdische Gemeinde in Barcelona hielt Colau „ausgeklügelten Antisemitismus“ vor. Der Bürgermeister von [[Madrid]], [[José Luis Martínez-Almeida]], will mit einer neuen Städtepartnerschaft mit Tel Aviv „den Schaden wieder gut machen“.<ref>Redaktion: [https://www.juedische-allgemeine.de/israel/barcelona-kundigt-partnerschaft-mit-tel-aviv-auf-jetzt-springt-madrid-ein/ ''Barcelona kündigt Partnerschaft mit Tel Aviv auf. Jetzt springt Madrid ein'']. In: ''[[Jüdische Allgemeine]]'', 13. Februar 2023. Abgerufen am 16. Februar 2023.</ref><ref>Imanuel Marcus: [https://www.juedische-allgemeine.de/politik/buergermeisterin-kuendigt-aussetzung-aller-beziehungen-zu-israel-an/?q=Calau ''Bürgermeisterin kündigt Aussetzung aller Beziehungen zu Israel an'']. In: ''Jüdische Allgemeine'', 9. Februar 2023. Abgerufen am 16. Februar 2023.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Sandra Vincente |url=https://www.eldiario.es/catalunya/barcelona-rompe-hermanamiento-tel-aviv-no-quedarnos-inmoviles-violacion-derechos_1_9934697.amp.html |titel=Barcelona suspende el hermanamiento con Tel-Aviv: “No podemos quedarnos inmóviles ante la violación de derechos” |werk=[[ElDiario.es]] |datum=2023-02-08 |abruf=2023-02-09}}</ref> Colaus Nachfolger [[Jaume Collboni]] vom [[Partit dels Socialistes de Catalunya|PSC]] will hingegen an der Partnerschaft festhalten, Antisemitismus bekämpfen und solidarisch mit [[Proteste in Israel gegen die geplante Justizreform 2023|Tel Avivs Protestbewegung]] und mit den Palästinensern sein.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Jewish Telegraphic Agency]]/Orge Castellano |url=https://www.haaretz.com/israel-news/2023-09-05/ty-article/barcelona-resumes-sister-city-relationship-with-tel-aviv/0000018a-6639-d8b9-affe-7e3da3270000 |titel=Barcelona Resumes 'Sister City' Relationship With Tel Aviv – This comes just six months after Barcelona’s then-mayor severed the Spanish city’s relationship with Tel Aviv over what she said were Israel’s 'apartheid' practices |werk=[[Haaretz]] |datum=2023-09-05 |abruf=2023-09-07}}</ref>
 
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
=== Tel Aviv ===
[[Datei:Beit dfus haaretz.jpg|mini|DieEhemaliges 1996Druckhaus rekonstruierteder FassadeTageszeitung der ''[[Haaretz]]''-Redaktion der Architekten [[Joseph Berlin|JosephHaʾaretz]] und [[Zeev Berlin]] von 1933<ref name=":12" />]]
[[Datei:PikiWiki Israel 15282 Tel Aviv Museum of Art.jpg|mini|DasDie Herta-und-Paul-Amir-GebäudeErweiterung imdes [[Tel Aviv MuseumMuseums of Art]], das Herta und Paul Amir Gebäude]]
[[Datei:Florentin0013.JPG|mini|Ein Straßencafé im [[Bauhaus]]-Stil in Florentin, einer bei [[Hipster (21. Jahrhundert)|szenebewussten Personen]]<ref>{{Literatur |Autor=Reuven Rubin (Text), Arnold Pöschl (Fotografie) |Titel=Tel Aviv |Sammelwerk=Die Kulturrezepte |Verlag=Christian Verlag |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-95961-254-8 |Seiten=178 f.}}</ref> angesagten Gegend]]
 
Herausragend und seit 2003 als [[UNESCO-Welterbe]] bekannt ist die so genannte [[Weiße Stadt (Tel Aviv)|Weiße Stadt]] ({{heS|הָעִיר הַלְּבָנָה&lrm;|ha-ʿīr ha-lɘvanah}}), eine Sammlung von über 4.000 Gebäuden in Tel Aviv, die überwiegend in [[Bauhaus]]- und [[Internationaler Stil|Internationalem Stil]] errichtet wurde. Sie wurden in den 1930er Jahren von zahlreichen Architekten erbaut, die aus [[Dessau]] und [[Berlin]] vor dem [[Nationalsozialismus]] geflohen waren. Die verschiedenen Viertel im Herzen der Stadt (Lev Tel Aviv), wo die meisten Gebäude besagter Stilformen sich konzentrieren, werden als ''Weiße Stadt'' zusammengefasst.<ref>[https://www.azw.at/event.php?event_id=773 ''The White City of Tel Aviv''.] azw.at; abgerufen am 21. März 2009</ref> Auf der [[Dizengoffstraße]] befindet sich das neue [[Bauhaus Center Tel Aviv|Bauhaus Center]].<ref>[http://www.bauhaus-center.com/ Bauhaus Center Webseite]</ref> Hier beginnen die Führungen zu Bauhausgebäuden, und hier befindet sich ein Laden mit historischen und kunstgeschichtlichen Bauhaus-Artikeln. Das Bauerbe präsentiert seit 2008 das [[Bauhaus Museum Tel Aviv]] und seit 2019 dient der [[Beit Liebling]] als Welterbezentrum. Im gleichen Museumsdistrikt widmet sich Leben und Werk des hebräischen Nationaldichters [[Chaim Nachman Bialik]] der [[Beit Bialik]], seine ehemalige Villa mit originalem Intérieur im Herzen der Stadt.
Tel Aviv sei keine gewöhnliche Stadt der Sehenswürdigkeiten, sagt der ''Polyglott''-Reiseführer (2021) und führt aus: „Dass die Stadt an sich existiert, ist die Sehenswürdigkeit.“<ref name=":131" /> Tatsächlich bietet sich ein farblich und architektonisch heterogenes Bild,<ref name=":65" /><ref name=":0" /> wie [[Jean Nouvel]]<ref name=":260" /> 1995 über die [[Weiße Stadt (Tel Aviv)|Weiße Stadt]], dieses Inventar von etwa 4000<ref name=":261" /> Gebäuden, errichtet überwiegend im [[Internationaler Stil|Internationalen Stil]] und [[Bauhaus]], konsterniert<ref name=":260" /> feststellte. Entworfen haben sie Architekten, die nach ihrem Studium in [[Wien]], [[Rom]], [[Brüssel]], [[Paris]] oder Osteuropa vor dem [[Nationalsozialismus]] geflohen waren. Nur vier von ihnen hatten am Bauhaus studiert ([[Arieh Sharon]], [[Shmuel Mestechkin]], [[Munio Gitai Weinraub|Munio Gitai-Weinraub]], [[Shlomo Bernstein]]).<ref name=":261" /> Die Bauten konzentrieren sich in den Stadtteilen ''Kerem ha-Temanim'' und ''Merkaz ha-ir'' und gehören seit 2003<ref name=":70">{{Literatur |Autor=[[UNESCO]] |Titel=Le Patrimoine mondial de l'Unesco – Le guide complet des lieux les plus extraordinaires |Verlag=Éditions UNESCO/Éditions Ouest-France |Ort=Paris/Rennes |Datum=2009 |ISBN=978-2-7373-4779-5 |Seiten=694, 800 f. |Kommentar=übersetzt von Jean Roby und Christiane Laramée}}</ref> zum [[UNESCO-Welterbe]], da sie zwei der zehn möglichen Auswahlkriterien der UNESCO erfüllen.<ref name=":70" /> In der [[Dizengoffstraße]] befindet sich das [[Bauhaus Center Tel Aviv|Bauhaus Center]].<ref>[http://www.bauhaus-center.com/ Bauhaus Center Webseite]</ref> Hier beginnen Führungen zu den Gebäuden.<ref name=":17" /> Auch das von der Bundesrepublik Deutschland mitfinanzierte<ref name=":261" /> [[Beit Liebling]] (Baujahr 1936/1937<ref name=":3" />) und die [[Bauhaus Foundation Tel Aviv]] befassen sich mit dem Bauhaus. Wenige Meter davon entfernt befinden sich [[Beit Bialik]] und [[Beit Rubin]], die ehemaligen Wohnungen [[Chaim Nachman Bialik]]s und [[Reuven Rubin]]s, sowie das ''Felicja Blumental Music Center and Library'' im Andenken an [[Felicja Blumental]] und das ehemalige Rathaus, [[Beit Skora]],<ref name=":21" /> heute ebenfalls ein Museum. Das [[Scholem-Alejchem-Museum (Tel Aviv)|Scholem-Alejchem-Museum]]<ref name=":3" /> informiert über das Leben und Werk [[Scholem Alejchem]]s, eines bedeutenden Schriftstellers der [[Jiddische Literatur|jiddischen Literatur]]. Die Werke seines Berufskollegen [[Achad Ha'am]]<ref name=":68" /> erschienen hingegen auf Hebräisch. Kultur war in Tel Aviv laut [[Robert Byron]]s Aussage 1937 „vollendete Tatsache“.<ref name=":283">{{Literatur |Autor=Peter Yapp |Hrsg=P. Yapp |Titel=The Travellers Dictionary of Quotation – Who Said What, About Where? |Auflage=2. |Verlag=Routledge (Routledge, Chapman and Hall) |Ort=London/New York |Datum=1988 |ISBN=0-415-90119-7 |Seiten=523 |Kommentar=die Aussage von Robert Byron stammt aus ''The Road to Oxiana. Visiting Persia and Afghanistan'' (1937) und lautet: „If Tel Aviv were in Russia, the world would be raving over its planning and architecture, its smiling communal life, its intellectual pursuits, and its air of youth enthroned. But the difference from Russia is, that instead of being still only a goal for the future, these things are all an accomplished fact.“; die Aussage von Leonard Woolf stammt aus ''The Journey Not the Arrival Matters: An Autobiography of the Years 1939–1969'' (1969) und lautet: „The physical and mental effervescence in the streets of Tel Aviv is something unlike anything I have ever felt in any other country. It remindet me of the busy buzz of productive ecstasy on the running-board of a hive on a perfect summer day and hundreds of happy bees stream in and out of the hive on the communal business of finding nectar and storing honey.“}}</ref>
 
[[Datei:Tel Aviv at night cityscape.jpg|alternativtext=Tel Aviv Nacht|mini|Blick von Jaffa auf Tel Aviv bei Nacht.]]
Tel Aviv ist Ort zahlreicher Verlage und Zeitungen, deren bekanntestes [[Liberalismus|liberales]] Aushängeschild die von [[Salman Schocken]] gegründete, auf Hebräisch und Englisch erscheinende Tageszeitung ''[[Haaretz]]'' ist.<ref name=":5" /> Die Redaktion war 1923<ref name=":232" /><ref name=":227" /> von Jerusalem nach Tel Aviv umgezogen. Auch das monatlich erscheinende Politmagazin ''[[Liberal (israelische Zeitschrift)|Liberal]]''<ref>{{Internetquelle |url=https://theliberal.co.il/ |titel=Liberal Magazine |werk=ליברל |hrsg=Inbal Zaltzman (Hrsg.) |sprache=hebräisch |abruf=2022-11-05}}</ref> (ליברל) ist liberal eingestellt. Einen festen Platz im Kulturkalender hat seit 1959 die [[Hebräische Buchwoche]].<ref name=":112" /> Buchläden sind in Tel Aviv-Jaffa selten, wozu die Aufhebung der [[Buchpreisbindung]]<ref name=":100" /> im Jahr 2016 beiträgt. Häufigster Anbieter ist die Ladenkette [[Steimatzky]]. An der [[Allenby Street|Allenby-Straße]], früher ''New Society Road'',<ref name=":232" /> einer einst renommierten Einkaufsstraße im Stadtzentrum, finden sich [[Antiquariat]]e. Tel Avivs häufig als links geltende Verlagshäuser, das [[Israelischer Film|israelische Filmschaffen]]<ref name=":272" /> mit Produktionen wie ''[[Die Band von nebenan|The Band's Visit]]'' und ''[[Tel Aviv on Fire]]'' sowie die deutsch geprägte klassische Musik stehen von rechter Seite in der Kritik.<ref name=":100" /> Unbeirrt betrieben Kulturschaffende weiterhin der Tabubruch, etwa in der Satireserie ''[[The Jews Are Coming]]'',<ref>{{Literatur |Autor=Redaktion |Hrsg=Joël Burri |Titel=Face au coronavirus, elles ont choisi l'espoir – Elles œuvrent chacune à leur manière pour améliorer la société dans laquelle elles vivent. Dans un Israël fortement touché par la pandémie, Valentina, Khadra, Natalie, Samah et Evi racontent ce qui les a aidées à tenir le coup cette année, malgré des mesures sanitaires draconiennes. |Sammelwerk=Réformés – Journal des Eglises réformées romandes |Nummer=42 |Verlag=CER Médias Réformés |Ort=Lausanne |Datum=2020-12 |Seiten=4 f.}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Assaf Beiser, Natalie Marcus, Yoav Gross, Kobi Havia |url=https://m.youtube.com/watch?v=rgm1CEWOBcE |titel=The Jews Are Coming |werk=[[YouTube]] |hrsg=Yoav Gross Productions |datum=2018-02-15 |sprache=hebräisch |abruf=2021-05-24}}</ref> oder im Werk von [[Adi Nes]],<ref name=":113" /> der sich mit [[Dekonstruktion]]<ref name=":113" /> dem Thema des [[Militarismus]]<ref name=":166" /><ref name=":134" /> einer Gesellschaft zwischen ''Belagerungsmentalität''<ref name=":278" /><ref name=":309" /> und ''Normalitätssehnsucht''<ref name=":291">{{Literatur |Autor=Denise Epstein, im Gespräch mit Clémence Boulouque |Titel=Survivre et vivre – La fille d’Irène Némirovsky témoigne |Verlag=Éditions Denoël |Ort=Paris |Datum=2008 |ISBN=978-2-207-26011-1 |Seiten=149, 152 ff.}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=William L. Cleveland, Martin Bunton |Titel=A History of the Modern Middle East |Auflage=5. |Verlag=Westview Press (Perseus Books Group) |Ort=Boulder (Colorado) |Datum=2013 |ISBN=978-0-8133-4833-9 |Seiten=486}}</ref> stellt. Wo Eltern, nach der Anzahl ihrer Kinder gefragt, früher antworteten: „Wir ziehen drei Soldaten auf“,<ref name=":278" /> wie der Friedensaktivist [[Jossi Beilin]] schreibt. Die innere und äußere Spannung halten [[Rutu Modan]] und [[Asaf Hanuka]] in ihren [[Graphic Novel]]s aus. [[Assaf Gavron]]s Krimi ''Achtzehn Hiebe'' (2017) durchforscht Erinnerung.<ref name=":258">{{Internetquelle |autor=Petra Maier, Marcus Lenz, Tom Weichenhein, M. Roseffeldt, P. Waldmann |url=https://www.youtube.com/watch?v=gXZAqYyMdIE |titel=Metropolis: Tel Aviv |werk=[[Arte]]/[[YouTube]] |abruf=2022-04-26 |kommentar=Spielminute: Assaf Gavron 13:10–18:07, Asaf Hanuka 25:35–29:13, Rutu Modan 38:00–42:15}}</ref>
Am [[Rothschild-Boulevard]] liegt die [[Independence Hall (Israel)|Independence Hall]] (Beit ha-ʿAzmaʾut). Am 14. Mai 1948 beschloss am Standort des heutigen Museums der am 12.&nbsp;April 1948 gebildete ''Volksrat'' ({{heS|מוֹעֶצֶת הָעָם&lrm;|Mōʿetzet ha-ʿAm}}), das 37-köpfige Übergangsparlament des [[Jischuv|Jischuvs (jüdische Palästinenser)]] mit Vertretern aller in der gewählten [[Repräsentantenversammlung (Palästina)|Repräsentantenversammlung des Jischuvs]] vertretenen Parteien, die Unabhängigkeit Israels und verfasste dazu die entsprechende Erklärung, die die Mitglieder des Volksrats unterschrieben. Eine Stunde später verlas David Ben Gurion diese Erklärung öffentlich, womit die Gründung des Staates Israel bekannt gegeben war. Vor dem Museum befindet sich ein Gedenkstein zum Aufbau Tel Avivs mit einem Bibelzitat aus dem Buch Jeremia {{Bibel|Jer|31|4}}.<ref>[http://israelorte.christ2020.de/#c Weitere Informationen über das Museum findet man durch Weiterklicken in diesem Israelreiseführer, der die biblischen Bezüge einschließt.]</ref>
 
Die Hauptsynagogen, die sephardische [[Große Synagoge Stiftszelt (Tel Aviv)|Große Synagoge Stiftszelt]] und die aschkenasische [[Große Synagoge (Tel Aviv)|Große Synagoge]], finden sich in den Seitenstraßen des Rothschild-Boulevards. Am Nordende des Boulevards stehen das Theatergebäude [[Habimah]]s und das [[Charles Bronfman Auditorium]], Heimat des [[Israel Philharmonic Orchestra]] und mit 2.482 Plätzen größter Konzertsaal der Stadt.
[[Datei:Tel Aviv Promenade panoramics.jpg|mini|Das Dan Hotel mit der von [[Yaacov Agam]] in den 1980er Jahren gestalteten Regenbogenfassade<ref name=":332">{{Literatur |Autor=Sabine Brandes |Titel=Tel Aviv: Abenteuer – Eine Stadt in Erlebnissen |Verlag=Michael Müller Verlag |Ort=Erlangen |Datum=2023 |ISBN=978-3-96685-003-2 |Seiten=38, 62, 64, 91, 122, 137, 142, 149, 172–175, 220–223}}</ref> ]]
Das [[Tel Aviv Museum of Art]] im Kulturforum der Stadt zeigt klassische und zeitgenössische Kunst mit dem [[Lola Beer Ebner Sculpture Garden|Skulpturengarten Lola Beer Ebners]], benachbart im Bauensemble der ''Beit Ariela'' der ''Stadtbibliothek Schaʿar Zion'' und die Bühnen von Theatron Kameri und [[Israeli Opera]]h. Am ehemaligen Zweitwohnsitz des Politikers befindet sich das [[Ben-Gurion-Haus|Ben-Gurion Museum]].<ref>{{Webarchiv|url=http://ilmuseums.com/museum_eng.asp?id=66 | wayback=20160311051419 | text=Ben-Gurion Museum}}</ref>
 
Nördlich des [[yarkon|Jarqons]] dokumentiert das als [[Landesmuseum]] konzipierte [[Eretz Israel Museum]] Landeskunde, Geschichte und Archäologie des Landes, wie das ebenfalls im Norden gelegene [[ANU – Museum des Jüdischen Volkes]] auf dem Campus der Universität Tel Aviv die Geschichte der Juden in der [[Jüdische Diaspora|Diaspora]] thematisiert.<ref>{{Webarchiv|url=http://ilmuseums.com/museum_eng.asp?id=56 | wayback=20150906023616 | text=Beit Hatfutsot, The Museum of the Jewish People}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.museumsinisrael.gov.il/en/museums/pages/beit-hatfutsot.aspx/ |titel=Beit Hatfutsot – Museums in Israel |autor= |hrsg=Ministry of Culture and Sport |werk=Museums in Israel |datum= |sprache=en |zugriff=2016-12-21}}</ref> Das [[Hagana-Museum]] ist ein Museum der Geschichte der jüdischen [[Hagana|Untergrundorganisation]], Vorläufer der israelischen Armee.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ilmuseums.com/museum_eng.asp?id=61 | wayback=20150906031946 | text=Hagana Museum}}</ref> Das [[Palmach-Museum]] ist einer Spezialeinheit der Hagana gewidmet.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.palmach.org.il/show_item.asp?itemId=8096&levelId=42798&itemType=0 |wayback=20110608024352 |text=Palmach-Museum }}</ref> Es liegt beim Eretz-Israel-Museum im Norden. Es liegt zwischen dem Eretz-Israel-Museum und dem Museum der Palmach, zu der Rabin in jungen Jahren gehörte. Sehenswert ist auch die lutherische [[Immanuelkirche (Tel Aviv-Jaffa)|Immanuelkirche]] in der ''American-German Colony'' ({{he|המושבה האמריקאית&lrm;|ha-Mōschavah ha-ʾAmerīqaʾīt-Germanīt}}). Amt Südende der wichtigen Nord-Süd-Achse [[HaYarkon-Straße|Rəchov ha-Jarqōn]] findet sich die spätosmanische [[Hassan-Bek-Moschee (Tel Aviv-Jaffa)|Hassan-Bek-Moschee]], eines der wenigen freistehenden Bethäuser der Stadt.
Sehenswert ist auch das weiter südlich liegende [[Newe Zedeq]]. Am 22. August 1914 eröffneten hier Moshe Abarbanell und Mordechai Weisser<ref name=":217">{{Internetquelle |autor=Janna Gur |url=https://www.tabletmag.com/sections/food/articles/tel-aviv-original-culinary-scene |titel=Tel Aviv’s Original Culinary Scene – A century before the city became the trendy ‘bubble’ that it is today, pioneering restaurants and cafes set a cosmopolitan tone |werk=Tablet |hrsg=Alana Newhouse (Hrsg.) |datum=2020-09-11 |abruf=2020-01-26}}</ref> das ''Eden'',<ref name=":34" /> Tel Avivs erstes Kino. Vier Jahre später gab hier der Tänzer [[Baruch Agadati]]<ref name=":45" /> seinen triumphalen Auftritt. Die beiden Kinounternehmer übernahmen das 1922 eröffnete Strandlokal [[Casino Galey Aviv]],<ref name=":217" /><ref name=":232" /><ref name=":323" /> das jedoch kein Geldspiel anbot, und führten es, trotz dieses Mangels, „in der besten europäischen Tradition“.<ref name=":217" /> Das Haus wurde 1939<ref name=":323" /> abgerissen. Seinetwegen<ref name=":217" /><ref name=":323" /> macht die Allenby-Straße noch heute eine abrupte Biegung zum ''Jerusalem Beach''. Auch [[Samuel Agnon]],<ref name=":131" /><ref name=":188" /> der sein Tel Aviv im Roman ''Gestern, Vorgestern''<ref name=":149" /> (1945) verewigte, lebte in Newe Zedeq. Im heute von Boutiquen<ref name=":332" /> und Szenecafés geprägten verkehrsberuhigten Stadtteil befinden sich in einem Kernbau von 1887<ref name=":332" /> ein Museum über den in Jaffa aufgewachsenen<ref name=":7" /> Maler [[Nachum Gutman]],<ref name=":43" /> das [[Suzanne Dellal Center for Dance and Theater]],<ref name=":13" /><ref name=":332" /> das lokalgeschichtliche [[Beit Rokach]]<ref name=":43" /> sowie das Kulturzentrum [[Schechter Institute for Jewish Studies|Neve Schechter]]<ref name=":3" /><ref name=":261" /> im ''Lorenz-Haus'' (Baujahr 1886<ref name=":3" />) mit einer [[Synagoge]] der [[Konservatives Judentum|Masorti-Bewegung]].
 
Unweit davon liegt das lange vernachlässigte Viertel [[Florentin (Tel Aviv)|Florentin]], eine Gründung des griechischen Unternehmers David Florentin.<ref name=":43" /> Ab 1933 lebten hier einige der bis 18.000 jüdischen Flüchtlinge des [[Campbell Pogrom]]s der [[Ethniki Enosis Ellados|EEE]] in [[Thessaloniki]].<ref name=":360" /> Ende der 1990er Jahre<ref>{{Literatur |Autor=Nicole Adami, Andrea Lammert, Annika Voigt |Hrsg=Jennifer Künkler |Titel=Exciting World City Trips – 52 Metropolen rund um die Welt |Verlag=Knuth Verlag |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-95504-885-3 |Seiten=237}}</ref> begannen junge Kreative, Garagen und leere Bauten zu Bars und Ateliers umzufunktionieren.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=[[Peter Münch (Journalist)|Peter Münch]] und Beryl Schennen |Titel=Lieblingsorte – Tel Aviv und Jerusalem |Auflage=2. |Verlag=Insel Verlag |Ort=Berlin |Datum=2018 |ISBN=978-3-458-36331-6 |Seiten=86 ff.}}</ref> Alternativkultur und [[Gentrifizierung]]<ref name=":2" /> verdrängen zunehmend Wenigverdiener und die angestammten Möbelgeschäfte. Florentin ist für seine [[Streetart]]<ref name=":9" /> bekannt, dazu zählen die melancholischen Arbeiten des 1981 in Tel Aviv geborenen Künstlers [[Addam Yekutieli|Know Hope]].<ref>{{Literatur |Autor=Marie Maertens, Paul Ardenne, Timothée Chaillou |Titel=100 artistes du Street Art |Verlag=Éditions de la Martinière |Ort=Paris |Datum=2011 |ISBN=978-2-7324-4581-6 |Seiten=47 f.}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Geej Ower, Simon Oxley, Jo Steingold |url=https://www.youtube.com/watch?v=3bKrdoZiEOY |titel=Know Hope |werk=''[[Youtube]]'' |hrsg=Crane.tv Contemporary Culture Video Magazine |datum=2013-09-26 |sprache=en |abruf=2020-09-20}}</ref> Manches gibt sich weniger politisch als das ''Hal'a HaKibbush!'' (Nieder mit der Besatzung!), das [[Shimon Tzabar]] in Begleitung des Diamantenhändlers [[David Ehrenfeld]] 1967 sprayte.<ref name=":322" /> Die Galerie-Szene expandiert längst ins südlich an Florentin anschließende Industriegebiet Kiryat Hamelacha.<ref name=":52">{{Literatur |Autor=Marianne von Waldenfels |Titel=Tel Aviv & Jerusalem – Lufthansa City Guide |Verlag=Callwey Verlag |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-7667-2463-2 |Seiten=53 f., 71}}</ref> Weiter südlich bildet das Viertel Abu Kabir eine grüne Lunge mit Altem Botanischen Garten der [[Universität Tel Aviv]], die hier am ''Rechov Herzl'' Nr. 155 ab 1952 mit dem Institut für Biowissenschaften ihre Keimzelle hatte. Nach Fortzug des Gründungsinstituts 1981 auf den neuen Campus in [[Ramat Aviv]] entwickelte sich der alte Universitätsstandort ab 1986 mit dem ''Beit Sefer lɘṬeva, Svīvah wɘChevrah'' ({{he|בית ספר לטבע, סביבה וחברה&lrm;|de=Schule für Natur, Umwelt und Gesellschaft}}) zu einem Zentrum der Umwelterziehung, woran die jüdische Bildungs- und Bürgerbewegung BINA sich beteiligt. Gleich südlich benachbart zum Alten Botanischen Garten findet sich der ''Migrasch ha-Russim'' mit der [[Apostel-Petrus-Kirche (Tel Aviv-Jaffa)|Apostel-Petrus-Kirche]], 1888 bis 1894 erbaut, sehenswert und wichtiger Anlaufpunkt für russischsprachige christliche orthodoxe Tel Avivis. Südlich davon bietet der ''Park ha-Chorschot'' Erholung, der an die das [[Nationales Zentrum für Forensische Medizin|Nationale Zentrum für Forensische Medizin]] angrenzt, einzig im Viertel verbliebene wissenschaftliche Einrichtung. Von der Forensik 450 Meter nordwestwärts findet sich eine von Tel Avivs wichtigsten Landmarken osmanischer Baukunst, der ''[[Sabil]] Abu Nabbut''.
 
[[Datei:Tel Aviv at night cityscape.jpg|alt=Tel Aviv Nacht|mini|Blick von Jaffa auf Tel Avivs [[Skyline]] bei Nacht]]
[[Datei:PikiWiki Israel 6485 music library in tel aviv.jpg|mini|Das ''[[Felicja Blumental]] Music Center and Library'' an der [[Chaim Nachman Bialik|Bialik]]-Straße]]
 
Am Rothschild-Boulevard liegt die [[Independence Hall (Israel)|Independence Hall]]. Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Gurion hier den Staat Israel aus. Vor dem Museum befindet sich das [[Tel-Aviv-Gründer-Monument]] für Achusat Bajit von 1951 mit einem Bibelzitat {{Bibel|Jer|31|4}}.<ref name=":261" /> Das [[Tel Aviv Museum of Art]] zeigt klassische und zeitgenössische Kunst.<ref name=":17">{{Literatur |Autor=Nellu Cohn |Hrsg=David Gary |Titel=Tel Aviv Live |Verlag=Melting Art/MPLS |Ort=Paris |Datum=2012 |ISBN=978-2-84828-219-0 |Seiten=42, 93, 150 f., 158, 170 |Kommentar=zweisprachig englisch-französisch}}</ref> Im Foyer gelang [[Anna Halprin]]<ref>{{Literatur |Autor=Gabriele Wittmann, Ursula Schorn, Ronit Land |Titel=Anna Halprin: Tanz – Prozesse – Gestalten |Verlag=K. Kieser Verlag |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-935456-24-1 |Seiten=151 f.}}</ref> in den 1970er Jahren der internationale Durchbruch. Das [[Eretz Israel Museum]] dokumentiert Geschichte und Archäologie. Die Geschichte der Juden in der [[Jüdische Diaspora|Diaspora]] dokumentiert das Museum [[ANU – Museum des Jüdischen Volkes|ANU]] (dt. „Wir“).<ref>{{Internetquelle |autor=Izabella Tabarovsky |url=https://www.tabletmag.com/sections/arts-letters/articles/anu-museum-jewish-people-tel-aviv |titel=ANU, a New Museum of the Jewish People, Opens in Tel Aviv – At a time when the Jewish world feels more divided than ever, the museum offers a vision of radical togetherness |werk=Tablet |hrsg=Alana Newhouse (Hrsg.) |datum=2021-07-22 |abruf=2022-01-26}}</ref> Am ehemaligen Zweitwohnsitz des Politikers befindet sich das [[Ben-Gurion-Haus|Ben-Gurion Museum]].<ref>{{Webarchiv |url=http://ilmuseums.com/museum_eng.asp?id=66 |text=Ben-Gurion Museum |wayback=20160311051419}}</ref> Das [[Hagana-Museum]] ist ein Museum der Geschichte der jüdischen Untergrundorganisation, Vorläufer der israelischen Armee [[Israelische Verteidigungsstreitkräfte|IDF]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ilmuseums.com/museum_eng.asp?id=61 |text=Hagana Museum |wayback=20150906031946}}</ref> Das [[Palmach-Museum]]<ref name=":21">{{Literatur |Autor=Gili Merin, Ross Ari Belfer, David Kaufman, Jenny Schweber, Gili Yuval |Hrsg=Jeremy Case |Titel=Wallpaper City Guide Tel Aviv |Auflage=3. |Verlag=Phaidon Press |Ort=London/New York |Datum=2016 |ISBN=978-0-7148-7136-3 |Seiten=78, 82}}</ref> in [[Ramat Aviv]] ist einer Spezialeinheit der [[Hagana]] gewidmet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.palmach.org.il/show_item.asp?itemId=8096&levelId=42798&itemType=0 |text=Palmach-Museum |wayback=20110608024352}}</ref> Es liegt beim Eretz-Israel-Museum im ''Neuen Norden''. Der Person Jitzchak Rabin widmet sich das [[Jitzchak-Rabin-Zentrum]].<ref name=":332" /> Es liegt zwischen dem Eretz-Israel-Museum und dem Museum der Palmach, zu der Rabin in jungen Jahren gehörte. Auf dem Rabin-Platz erinnert ein Denkmal der Bildhauerin Yael Artsi an seine Ermordung.<ref name=":34" />
 
Auch die lutherische [[Immanuelkirche (Tel Aviv-Jaffa)|Immanuelkirche]] ist sehenswert. 1898–1904 entstand sie in der ''American Colony'', einer Schindelhaussiedlung, die 1866<ref name=":261" /><ref name=":332" /> 150<ref name=":332" />/170<ref name=":319" /> christlich motivierte Aussteiger aus [[Maine]]<ref name=":332" /><ref name=":359" /> hochzogen. Nebenan liegt das Viertel Noga.<ref name=":332" /> Weiter im Norden ist das [[Charles Bronfman Auditorium]] die Heimat des [[Israel Philharmonic Orchestra]] und mit 2482 Plätzen größter Konzertsaal der Stadt. Daran schließt sich das 1931<ref name=":42" /> in [[Moskau]] gegründete Nationaltheater [[Habimah]] an, Arbeitsstätte von [[Max Brod]],<ref>{{Literatur |Autor=Martin Dreyfus |Titel=Das Jüdische an Mr. Bloom – Bücher, Menschen, Städte (Ausstellungskatalog) |Verlag=[[Strauhof|Museum Strauhof]] |Ort=Zürich |Datum=2018-08 |Seiten=16}}</ref> der neben [[Arnold Zweig]]<ref name=":369">{{Literatur |Autor=[[Amos Elon]] |Titel=Zu einer anderen Zeit – Porträt der jüdisch-deutschen Epoche (1743–1933) |Verlag=Carl Hanser Verlag |Ort=München/Wien |Datum=2003 |ISBN=3-446-20283-8 |Seiten=385 f., 388 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''The Pity of It All. A History of the Jews in Germany, 1743–1933'', Metropolitan Books/ Henry, Holt and Company, New York 2002; übersetzt von Matthias Fienbork; der Autor nennt als Mindestkapital sogenannter „Kapitalisten“ für eine Einreise nach Palästina den Betrag 1000 Pfund Sterling, der später auf 500 Pfund Sterling reduziert wurde}}</ref> fast als einziger<ref name=":369" /> jüdischer Schriftsteller deutscher Sprache das [[Exil]] in Israel wählte. Während [[Franz Kafka]], dessen Manuskripte Brod nach Tel Aviv mitbrachte,<ref name=":78" /> sich hier schon als Kellner<ref>{{Literatur |Autor=Niels&nbsp;Bokhove |Hrsg=[[Mark H. Gelber]] |Titel=»The Entrance to the More Important.« Kafka’s Personal Zionism |Sammelwerk=Kafka, Zionism, and Beyond |Reihe=Conditio Judaica |HrsgReihe=[[Hans Otto Horch]] |NummerReihe=50 |Verlag=Max Niemeyer Verlag |Ort=Tübingen |Datum=2004 |ISBN=3-484-65150-4 |Seiten=23–58, hier S. 56 und Fußnote 171, ebd. |Kommentar=dort zitiert in: [[Dora Diamant]]: ''Mein Leben mit Franz Kafka''. In: ''Als Kafka mir entgegenkam...'', Fußnote 2, S. 174–185, hier S. 180}}</ref> sah und mit schwankendem Entschluss [[Ivrit]] lernte,<ref>{{Literatur |Autor=Daniel Rothenbühler |Titel=Textanalyse und Interpretation zu Franz Kafka: Der Verschollene (Amerika) |Sammelwerk=Königs Erläuterungen |Band=497 |Verlag=Bange Verlag |Ort=Hollfeld (Bayern) |Datum=2014 |ISBN=978-3-8044-2017-5 |Seiten=17, 28 |Kommentar=dort zu den deutschsprachigen Prager Juden und dem Zionismus zitiert nach: [[Wilma Iggers]]: ''Die Prager Juden zwischen Assimilation und Zionismus''. In: Margarita Pazi, [[Hans Dieter Zimmermann]] (Hrsg.): ''Berlin und der Prager Kreis'', Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1991, S. 19–29}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Gershon Shaked]] |Hrsg=[[Mark H. Gelber]] |Titel=Kafka and Agnon: Their Relationship to Judaism and Zionism |Sammelwerk=Kafka, Zionism, and Beyond |Reihe=Conditio Judaica |HrsgReihe=[[Hans Otto Horch]] |NummerReihe=50 |Verlag=Max Niemeyer Verlag |Ort=Tübingen |Datum=2004 |ISBN=3-484-65150-4 |Seiten=239–257, hier S. 245}}</ref> war Palästina für den ihm nahestehenden [[Franz Werfel]] keine Option, seine Flucht führte ihn über Portugal in die USA. Noch ablehnender<ref name=":53">{{Literatur |Autor=Peter Jacobs |Titel=Victor Klemperer – Im Kern ein deutsches Gewächs: Eine Biographie |Nummer=1655 |Auflage=3. |Verlag=Aufbau Verlag |Ort=Berlin |Datum=2010 |ISBN=978-3-7466-1655-1 |Seiten=213 ff.}}</ref><ref name=":369" /> war die Haltung des Dresdner Professors [[Victor Klemperer]], der schrieb: „[Ich kann] nur Geistesgeschichte vortragen, und nur in deutscher Sprache und in völlig deutschem Sinn. Ich muß hier leben und hier sterben.“<ref name=":53" /> Entsprechend erfolgte der Aufbau der Kultur im „[[Krieg der Sprachen]]“<ref name=":245" /><ref name=":46" /><ref>{{Literatur |Autor=Mireille Hadas-Lebel |Titel=L’Hébreu, trois mille ans d’histoire |Sammelwerk=Collection Espaces libres |Auflage=2. |Verlag=Éditions Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-226-47736-1 |Seiten=145 ff. |Kommentar=erste Auflage unter gleichem Titel in der Reihe ''Présences du judaïsme'', Éditions Albin Michel, Paris 1992}}</ref> (1913–1914<ref name=":245" />) gegen den das Deutsche propagierenden [[Hilfsverein der deutschen Juden]]<ref name=":246">{{Internetquelle |autor=Arndt Kremer |url=https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/199904/brisante-sprache/?p=all |titel=Brisante Sprache? Deutsch in Palästina und Israel |werk=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |datum=2015-01-30 |abruf=2022-03-30}}</ref> und den deutschsprachigen Lehrbetrieb am [[Technion]]<ref name=":246" /> zu Haifa nach dem Grundsatz „Jude, sprich Hebräisch“<ref name=":232" /> in häufig militanter<ref name=":54" /><ref name=":232" /><ref name=":246" /> Abgrenzung zur Diaspora, etwa durch die von Schülern des [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Herzlia-Gymnasiums]] gegründete [[Bataillon der Verteidiger der Sprache|Brigade der Verteidiger der hebräischen Sprache]].<ref name=":232" /><ref name=":323" /> Gelebt wurde das am seit 1944 bestehenden [[Tmu-na-Theater]]<ref name=":13" /> und am [[Cameri-Theater]].<ref name=":17" /> Das [[Yiddishpiel Theater]] pflegt hingegen seit 1988 die Tradition des [[Jiddisches Theater|jiddischen Theaters]].<ref name=":17" /> Das [[Tel Aviv LGBTQ Memorial]] im Me'ir Park gedenkt allen Menschen, die [[Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus|ihrer sexuellen Orientierung wegen von den Nazis verfolgt]] wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Ofer Aderet |url=https://www.haaretz.com/gay-shoah-victims-memorial-in-ta-1.5298605 |titel=Memorial to Gay Holocaust Victims Inaugurated in Tel Aviv Park – Tel Aviv joins Berlin, Amsterdam, Sydney and San Francisco in building memorial to the thousands persecuted by the Nazis for their sexual orientation |werk=[[Haaretz]] |datum=2013-12-11 |abruf=2021-12-12}}</ref>
 
Im Mai 2019 war Tel Aviv Veranstaltungsort des [[Eurovision Song Contest 2019|64. Eurovision Song Contest]], da [[Netta Barzilai|Netta]] mit ''[[Toy (Lied)|Toy]]'' den Contest [[Eurovision Song Contest 2018|2018 in Lissabon]] gewonnen hatte. Aktuelle Hauptrichtung<ref name=":156" /> der israelischen Popmusik ist die griechisch-arabisch beeinflusste [[Mizrahi-Musik]]. Westlich geprägte Musikstile beginnen beim Sänger [[Arik Einstein]], einer unumstrittenen Identifikationsfigur des ''Neuen Israel'',<ref name=":11" /><ref name=":185" /> und reichen von hebräischem [[Reggae]] über [[Rap]] zu [[Independent]]. Zum demonstrativen Optimismus eines Klassikers wie ''Shafshafs Lied'' (שירו של שפשף, ''Shiro Shel Shafshaf''<ref>{{Internetquelle |autor=Yair Nitzani, Meir Banai |url=https://m.youtube.com/watch?v=o7zTbziFGlw |titel=שירו של שפשף |werk=[[YouTube]] |abruf=2021-07-13 |kommentar=hebräisch, englische Übersetzung bei https://www.hebrewsongs.com/song-shiroshelshafshaf.htm}}</ref>) und einem leichten [[Mainstream]] gesellt sich manchmal ein grimmiger [[Fatalismus]]: So kontrastiert der Rapper [[Tuna (Rapper)|Tuna]] im Video zum Erfolgssong ''Rock 30'' (''Rock schloschim''<ref>{{Internetquelle |autor=Tuna |url=https://m.youtube.com/watch?v=GIRbXNousaI |titel=30 Rock –רוק 30 |werk=[[YouTube]] |datum=2015-05-25 |sprache=hebräisch |abruf=2020-10-15 |kommentar=englische Übersetzung bei https://lyricstranslate.com/en/30-rock-%D7%A8%D7%95%D7%A7-30-30-rock.html}}</ref>) private Kindheitserinnerungen aus dem [[Hoffnung|hoffnungsvollen]]<ref name=":146" /><ref>{{Literatur |Autor=[[Amin Maalouf]] |Hrsg=Michel Le Bris, [[Jean-Claude Izzo]] |Titel=Construire la Méditerranée |Sammelwerk=Méditerranées – Une anthologie |Reihe=Librio |NummerReihe=219 |Verlag=Éditions EJL (diffusion chez Éditions Flammarion) |Ort=Paris |Datum=1998 |ISBN=2-277-30219-8 |Seiten=89–93, hier S. 91 |Kommentar=Erstveröffentlichung dieses Textes durch das Ente teatrale italiano des [[Kulturministerium (Italien)|italienischen Kulturministeriums]] in Rom, 1997}}</ref> „Friedensjahrzehnt“ ab 1991<ref name=":350" /> mit dem Weltbild des desillusionierten 30-jährigen ohne berufliche und persönliche Perspektiven, der aus purem Überlebenstrieb Party macht.<ref name=":196" />
 
=== Jaffa ===
[[Datei:Jaffa BW 3.JPG|mini|[[Sankt Peter (Jaffa)|Peterskirche]]]]
[[Datei:OLDJaffa JAFFATel PORTAviv Israel (34970524461).jpg|mini|AltBlick Jaffaauf mit dem FischerhafenJaffa]]
 
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem die [[Immanuelkirche (Tel Aviv-Jaffa)|Immanuelkirche]] (erbaut 1904, lutherisch), der Uhrturm (erbaut 1906), die Ausgrabungsstätte ''Kikkar Qedumim'', ''Al-Saray al-ʿAtīqa'' ({{arS|السراي العتيقة&lrm;|d=Altes Serail}}, {{heS|הַסָּרָאיָה הַיְּשָׁנָה&lrm;|ha-Sarājah ha-Jəschanah|en=Old Saray/Seraglio}}) und das [[Neues Serail (Tel Aviv-Jaffa)|Neue Serail]] ({{heS|הַסָּרָאיָה הַחֲדָשָׁה&lrm;|ha-Sarājah ha-Chadaschah|en=Governor’s New Palace}}), der Leuchtturm ''Jaffa Light'' von 1865 ({{heS|מגדלור יפו&lrm;}}), die ''Moschee [[Muhamidiya (Moschee, Jaffa)|Muhamidiya]]'', der Andromedafelsen, das ''Jaffa Museum of Antiquities'', das ''[[Ilana-Goor-Museum]]'' und das katholische Kirchengebäude [[Sankt Peter (Jaffa)|Sankt Peter]]. Der Person Jitzchak Rabin widmet sich das [[Jitzchak-Rabin-Zentrum]].<ref>[http://www.rabincenter.org.il/english/aboutthecenter/pages/default.aspx Rabincenter]</ref>
Zu den Sehenswürdigkeiten von ''Old Jaffa'' und ''South Jaffa'' gehören der Uhrenturm,<ref name=":6">{{Literatur |Autor=[[Erhard Gorys]] |Titel=Heiliges Land – Ein 10.000 Jahre altes Kulturland zwischen Mittelmeer, rotem Meer und Jordan |Sammelwerk=DuMont Kunstreiseführer |Auflage=3. |Verlag=DuMont Buchverlag |Ort=Köln |Datum=2000 |ISBN=3-7701-3860-0 |Seiten=323 f., 327, 330 ff.}}</ref> welcher 1901 zum 25. Thronjubiläum des Sultans [[Abdülhamid II.]]<ref name=":332" /> in Betrieb ging, ebenso wie die Ausgrabungsstätte ''Kikar Kedumim'', der Al-Saraya al-'Atika-Palast (''Governor’s New Palace''), der Leuchtturm ''Jaffa Light'' von 1865 (hebräisch: מגדלור יפו), die Moschee ''[[Muhamidiya (Moschee, Jaffa)|Muhamidiya]]'', die Libysche Synagoge ''Khan Zunana'',<ref name=":13" /> der [[Andromeda (Mythologie)|Andromeda]]-Felsen,<ref name=":6" /> das ''Jaffa Museum of Antiquities'', das Haus des ehemaligen [[Palästinaamt]]es<ref name=":96" /> in der Rechov Resi'el 17, das [[Ilana-Goor-Museum]], das ''Grüne Haus''<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Andrea Livnat, photographs by Angelika Baumgartner |Titel=111 Places in Tel Aviv That You Shouldn't Miss |Auflage=1. |Verlag=Emos Verlag |Ort=Köln |Datum=2018 |ISBN=978-3-7408-0263-9 |Seiten=84 f., 148 f., 176 f., 216 f.}}</ref> im Stil des arabischen [[Eklektizismus]] (erbaut 1934) und das katholische [[Sankt Peter (Jaffa)|Kirchengebäude Sankt Peter]].<ref name=":6" /> Am Strand von Jaffa befindet sich das [[Peres Center for Peace and Innovation]].<ref name=":68" /><ref name=":175" /> Weitere Sehenswürdigkeiten, die meist nicht öffentlich zugänglich sind, liegen in Jaffas Stadtteil Ajami. Dazu zählen die Schule ''Collège des frères des écoles chrétiennes'',<ref name=":43" /><ref name=":351" /> die 1882 von [[Brüder der christlichen Schulen|Lasallien-Mönchen]] gegründet wurde, die [[Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien|maronitische]] Terra Santa High School<ref name=":43" /><ref name=":96" /> und die 1932 erbaute katholische Kirche St. Antonius von Padua.<ref name=":43" /> Im Süden Jaffas liegen die Friedhöfe der Muslime<ref name=":175" /> und von vier christlichen<ref>{{Internetquelle |url=https://de.findagrave.com/cemetery/2721972/jaffa-catholic-cemetery |titel=Jaffa Catholic Cemetery |werk=[[Find a Grave]] |datum=2021-01-04 |abruf=2021-11-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://de.findagrave.com/cemetery/2486807/jaffa-christan-orthodox-cemetery |titel=Jaffa Christan Orthodox Cemetery |werk=[[Find a Grave]] |datum=2013-03-02 |abruf=2021-11-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://de.findagrave.com/cemetery/2738490/jaffa-new-protestant-cemetery |titel=Jaffa New Protestant Cemetery |werk=[[Find a Grave]] |datum=2021-09-21 |abruf=2021-11-06}}</ref> Gemeinden beieinander.
 
== Sport ==
Tel Aviv ist die Heimat von Israels größtem Sportverein, [[Maccabi Tel Aviv]]. Das Basketballteam von Maccabi gehört seit Jahrzehnten zu den besten in Europa. Die Fußballabteilung des Vereins ist die älteste und erfolgreichste des Landes. Weitere größere Sportvereine aus Tel Aviv sind [[Hapoel Tel Aviv]] und [[Bnei Yehuda Tel Aviv]].
Tel Aviv ist die Heimat der Fußballvereine [[Maccabi Tel Aviv]], [[Hapoel Tel Aviv]] und [[Bne Jehuda Tel Aviv]]. Basketball auf internationalem Niveau spielen der [[Hapoel Tel Aviv (Basketball)|Hapoel Tel Aviv Basketball Club]] und die Basketball-Abteilung von [[Maccabi Tel Aviv (Basketball)|Maccabi Tel Aviv.]] 2009 wurde der [[Tel-Aviv-Marathon]] nach 15-jähriger Pause wiederbelebt und wird seitdem wieder jährlich veranstaltet.<ref>{{Internetquelle |autor=Ilan Lior |url=https://www.haaretz.com/1.5149177 |titel=Thousands Sport Sneakers for Tel Aviv Marathon |titelerg=18,254 runners turn out for Tel Aviv's annual marathon […] |werk=[[Haaretz]] |datum=2011-04-08 |sprache=en |abruf=2020-07-06}}</ref> Im Mai 2018 wurde das [[Sylvan Adams Velodrome]] eingeweiht.<ref name="israel21-211">{{Internetquelle |autor=Abigail Klein Leichman |url=https://www.israel21c.org/tel-aviv-building-1st-olympic-velodrome-in-the-middle-east/ |titel=Tel Aviv building 1st Olympic velodrome in the Middle East |werk=israel21c.org |datum=2018-05-02 |sprache=en |abruf=2019-11-15}}</ref> Am Stadtgebiet führt der Wanderweg [[Israel National Trail]] vorbei.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Seebauer |Titel=Israel Trail mit Herz – Das Heilige Land zu Fuß, allein und ohne Geld |Auflage=2. |Verlag=Malik Verlag/National Geographic |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-492-40496-9 |Seiten=144 ff.}}</ref>
 
2009 wurde der [[Tel-Aviv-Marathon]] nach 15-jähriger Pause wiederbelebt und wird seitdem wieder jährlich veranstaltet.<ref>{{Haaretz online |id=1.5149177<!--früher:1.354898--> |autor=Ilan Lior |titel=Thousands sport sneakers for Tel Aviv marathon |datum=2011-04-08 |abruf=2019-11-04}}</ref>
 
Im Mai 2018 wurde das [[Sylvan Adams Velodrome]] eingeweiht.<ref name="israel21-211">{{Internetquelle|url=https://www.israel21c.org/tel-aviv-building-1st-olympic-velodrome-in-the-middle-east/ |titel=Tel Aviv building 1st Olympic velodrome in the Middle East |autor=Abigail Klein Leichman |werk=israel21c.org | sprache=en |datum=2018-05-02 |abruf=2019-11-15}}</ref>
 
== Wirtschaft ==
[[Datei:AzrieliAzriely Sarona Tower, almost finished - December 2016Sarona5.jpg|mini|Im Vordergrund der220x220px|Das [[Azrieli Sarona Tower]] (2016) im Stadtteil [[Sarona]]Geschäftshaus]]
Tel Aviv ist stark durch den Dienstleistungssektor bestimmt. Es ist Sitz der einzigen [[Tel Aviv Stock Exchange|Börse]] des Landes und mehrerer großer Banken wie der [[Bank Leumi]] oder der [[Bank Hapoalim]]. Die israelischen Ausgaben für [[Forschung und Entwicklung]] sind hoch, und vieles wird im Gebiet zwischen Tel Aviv und Jerusalem, dem ''Silicon Wadi'' des Landes investiert. Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2011 wurden 1,5&nbsp;Milliarden US-Dollar [[Risikokapital]] für zahlreiche [[Unternehmensgründung|Start-ups]] eingeworben.<ref>[http://www.theglobeandmail.com/report-on-business/rob-magazine/the-worlds-most-creative-cities/article2286363/ Bericht auf theglobeandmail.com vom 29. Dezember 2011], abgerufen am 4. Januar 2012</ref>
Tel Aviv-Jaffa ist stark durch den Dienstleistungssektor bestimmt. Dazu zählen 1748 Bars, Restaurants und Cafés im Jahr 2021. Arbeitsstellen in Handel und Dienstleistung generieren auch rund 36.000> Hunde, die in der Stadt gehalten werden.<ref name=":131" /> Ein bedeutender Bereich ist auch die [[Diamant]]enverarbeitung mit der [[Israel Diamond Exchange]] im Vorort [[Ramat Gan]].<ref name=":13" /> Die Stadt ist Sitz der Börse [[Tel Aviv Stock Exchange]] und mehrerer großer Banken wie der [[Bank Leumi]] oder der [[Bank Hapoalim]]. Die israelischen Ausgaben für [[Forschung und Entwicklung]] lagen 2019 bei 4,3 % des [[Bruttoinlandsprodukt|BIP]].<ref name=":167">{{Literatur |Autor=[[Émilie Aubry (Journalistin)|Émilie Aubry]], Frank Tétart, Thomas Ansart |Hrsg=Maëva Duclos, Alexandre Maujean, Isabelle Pailler |Titel=Le dessous des cartes – Le monde mis à nu |Verlag=Éditions Tallandier/Arte éditions |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=979-10-210-4163-9 |Seiten=219}}</ref> Davon wird viel im Gebiet zwischen [[Kfar Saba]], Tel Aviv und [[Rechovot]], dem ''Silicon Wadi'' des Landes, in [[Start-up-Unternehmen]] investiert.<ref name=":131" /><ref name=":167" /> 2013 zählte die Stadt über 700 Start-up-Unternehmen und wurde vom ''[[The Wall Street Journal|Wall Street Journal]]'' als zweitinnovativste Stadt der Welt nach [[Medellín]] und vor New York City bewertet.<ref>{{Internetquelle |autor=Ofer Petersburg |url=https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4352010,00.html |titel=Tel Aviv ranks 2nd in innovation – Colombia's Medellin beats Israeli metropolis, NYC as world's Innovative City of the Year in competition organized by non-profit Urban Land Institute in collaboration with Wall Street Journal, Citibank |werk=[[Ynetnews]] |datum=2013-04-03 |sprache=en |abruf=2020-07-06}}</ref> In einer Rangliste der wichtigsten Finanzzentren weltweit belegte Tel Aviv 2018 den Platz 34.<ref>{{Internetquelle |url=http://passthrough.fw-notify.net/download/487024/http://www.longfinance.net/Publications/GFCI23.pdf |titel=The Global Financial Centres Index 23 |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180327144825/http://www.longfinance.net/Publications/GFCI23.pdf |archiv-datum=2018-03-27 |abruf=2018-07-13}}</ref> Als Ausdruck für dieses politisch-wirtschaftliche Selbstverständnis, hat sich die Bezeichnung ''[[Start-up-Nation Israel]]'' verbreitet<ref>{{Internetquelle |autor=Sarah Amandolare |url=https://www.nytimes.com/2020/02/14/travel/14TelAviv-israel-technology.html |titel=In the Heart of Israel’s 'Start-up Nation,' an Exclusive Scene Opens Up – Tel Aviv’s flourishing tech sector is expanding and diversifying, offering travelers a surprising new lens on the city |werk=[[The New York Times]] |datum=2020-02-15 |sprache=en |abruf=2020-02-20}}</ref>, ein Begriff, der von den Buchautoren [[Dan Senor]] und [[Saul Singer]] 2009 für die [[Wirtschaft Israels]] geprägt wurde.<ref name=":78" />
 
Insgesamt erzielen die ökonomischen Aktivitäten der Kernstadt Tel Aviv rund 17 Prozent des nationalen BIP, während die Arbeitslosenquote im Jahr 2011 bei 4,4 Prozent lag.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tel-aviv.gov.il/english/engineering/strategy/pdf/profile-main-issues.pdf |titel=Wayback Machine |datum=2007-03-06 |zugriff=2018-01-31 |format=PDF |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070306032523/http://www.tel-aviv.gov.il/english/engineering/strategy/pdf/profile-main-issues.pdf |archiv-datum=2007-03-06 |offline= |archiv-bot=2024-05-26 08:56:54 InternetArchiveBot }}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.globes.co.il/en/article-1000728750 |titel=Unemployment rate at historic low in Q4 2011 – Globes English |zugriff=2018-01-31 |sprache=he}}</ref> Im Jahr 2013 zählte die Stadt mehr als 700 Start-up Unternehmen und wurde vom [[The Wall Street Journal|Wall Street Journal]] als zweitinnovativste Stadt der Welt nach [[Medellín]] und vor New York City bewertet.<ref>{{Literatur |Titel=Tel Aviv ranks 2nd in innovation |Sammelwerk=Ynetnews |Datum=2013-04-03 |Online=https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4352010,00.html |Abruf=2018-01-31}}</ref>
 
In einer Rangliste der wichtigsten Finanzzentren weltweit belegte Tel Aviv Platz 34 (Stand: 2018).<ref>{{Internetquelle|autor=|url=http://passthrough.fw-notify.net/download/487024/http://www.longfinance.net/Publications/GFCI23.pdf|titel=The Global Financial Centres Index 23|werk=|hrsg=|datum=|zugriff=2018-07-13|format=PDF|archiv-url=https://web.archive.org/web/20180327144825/http://www.longfinance.net/Publications/GFCI23.pdf|archiv-datum=2018-03-27 }}</ref>
In den 2000er Jahren erzielten die ökonomischen Aktivitäten der Kernstadt Tel Aviv Anteile im Bereich von 17 % am nationalen [[Bruttoinlandsprodukt]]. Während die Arbeitslosenquote im Jahr 2011 noch bei 4,4 % lag,<ref>{{Internetquelle |autor=Adrian Filut |url=https://www.globes.co.il/en/article-1000728750 |titel=Unemployment rate at historic low in Q4 2011 – The unemployment rate fell to 5.4% of the civilian labor force in the fourth quarter of 2011 from 5.6% in the preceding quarter |werk=Globes |hrsg=Globes Publisher Itonut (1983) Ltd. |datum=2012-02-28 |sprache=en |abruf=2018-01-31}}</ref> stieg sie im Zusammenhang mit der weltweiten [[COVID-19-Pandemie]] bis im Juli 2020 auf vorübergehende 21 %.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Peter Münch (Journalist)|Peter Münch]] |url=https://www.tagesanzeiger.ch/die-wut-auf-benjamin-netanyahu-waechst-436219155119 |titel=Die Wut auf Benjamin Netanyahu wächst: Die zweite Corona-Welle trifft Israel unvorbereitet. Der Premier steht in der Kritik – auch seitens des Koalitionspartners |werk=[[Tagesanzeiger]] |hrsg=[[Pietro Supino]] |datum=2020-07-12 |abruf=2020-07-12}}</ref> Im 3. Trimester 2020 lag die Quote erneut bei 4,7 %, Ende 2021 bei 5,1 %. Der [[Internationaler Währungsfonds|Internationale Währungsfonds]] rechnete für 2020 mit einer Reduktion des realen Bruttoinlandsprodukts um −5,9 %. Das Land erzielte 2021 ein [[Wirtschaftswachstum]] von 7,1 %.<ref>{{Literatur |Autor=Louis Imbert (für den Artikel Israel/Palästina) et al. |Titel=Le bilan du monde – géopolitique, environnement, économie: Atlas de 198 pays |Sammelwerk=Le Monde Hors-Série |Verlag=[[Le Monde]] |Ort=Paris |Datum=2021 |ISBN=978-2-36804-118-5 |ISSN=0395-2037 |Seiten=173}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Louis Imbert (für den Artikel Israel/Palästina) et al. |Titel=Le bilan du monde – géopolitique, environnement, économie: Atlas de 198 pays |Sammelwerk=Le Monde Hors-Série |Verlag=Le Monde |Ort=Paris |Datum=2022 |ISBN=978-2-36804-132-1 |ISSN=0395-2037 |Seiten=173}}</ref>
 
== Verkehr ==
=== Luftverkehr ===
[[Datei:Ayalon Highway, which runs through Tel Aviv.jpg|216x216px|mini|Der Ayalon Highway, dazwischen der [[Ajalon]], ein Zufluss des [[Yarkon]]]]
 
Im UmlandNahe der Stadt befindet sich in [[Lod]] mit dem [[Flughafen Ben Gurion]] der größte Flughafen des Landes, welcher im Jahr 2017 mehr als 20 Millionen Passagiere zählte. Der Betrieb des stadtnahen [[Flughafen Sde-Dov|Flughafens Sde-Dov]]<ref name=":386" /> wurde eingestellt.
 
=== Straßenverkehr ===
Als großes Problem gilt der motorisierte Individualverkehr auf den Einfallstraßen. Staus sind an der Tagesordnung, viele Zufahrtsstraßen sind chronisch verstopft. Im Bereich der Stadt laufen mehrere Autobahnen[[Autobahn]]en zusammen. Zum höchsten jüdischen Feiertag [[Jom Kippur]], entfällt jedoch – als Brauch, den auch weniger streng Gläubige einhalten, und ohne ein staatliches Gesetz – der Autoverkehr bis auf wenige Notdienste von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang für 25 Stunden, sodass Kinder und Erwachsene zu Fuß und auf Fahrrädern in dieser Zeit den leeren Raum der größten mehrspurigen Stadtstraßen einnehmen.<ref>Transforming Urban: Tel Aviv. Hans-Dieter Edler, Martin Grabner: ''Transforming Urban: Tel Aviv.'' Österreich 2016, Film, Länge: 46 min. (englisch). – Gespielt am 24. Juni 2016, Sommerkino, Haus der Architektur, Graz.</ref><ref>[{{Webarchiv|url=http://www.hda-graz.at/event.php?item=10039 |wayback=20160624104149 |text=hda-graz.at] }} Sommerkino: Camera Austria, Haus der Architektur, Kunsthaus Graz. hda-graz.at > Kalender > 2016. 23. Juni – 6. Juli 2016, abgerufen am 24. Juni 2016.</ref> Im Mai 2020 wurden elf Straßenabschnitte in der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt und zu Fußgänger- und Radfahrerzonen umgestaltet. [[E-Tretroller|E-Scooter]]<ref name=":131" /> erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
 
Den öffentlichen [[ÖPNV|Nahverkehr]] im Großraum Tel Aviv-Jaffa betreibt die BusgesellschaftBusverkehrsgesellschaft ''Dan'' mit 192 Linien. Im Großraum Tel Aviv nutzen etwa 700.000 Menschen täglich die Busse von ''Dan''.<ref>{{Literatur |Autor=[[Alexandra Föderl-Schmid]] |Titel=Autofahrer sind in Tel Aviv fast so langsam wie Fußgänger |Sammelwerk=[[Süddeutsche Zeitung]]sueddeutsche.de |Datum=2018 |Online=[httpshttp://www.sueddeutsche.de/auto/sz-serie-nahverkehr-weltweit-autofahrer-sind-in-tel-aviv-fast-so-langsam-wie-fussgaenger-1.3914105 Online] |Abruf=2018-03-26}}</ref> Ergänzt wird das Angebot durch ein engmaschiges Netz an [[Scherut]] genannten Sammeltaxis.<ref name=":131" /> Die Stadt ist zentraler Knotenpunkt für die Busverbindungen der Busgesellschaft [[Egged]]. Der Busbahnhof [[Tel Aviv Central Bus Station]] war lange Zeit der größte der Welt.
 
Die Stadt ist zentraler Knotenpunkt für die Busverbindungen der Busgesellschaft [[Egged]]. Der Busbahnhof [[Tel Aviv Central Bus Station]] war lange Zeit der größte der Welt.
2020 wurde ein Pilotprojekt gestartet bei dem Elektrobusse während der Fahrt über unter der Asphaltdecke verlegte „elektronischer Infrastruktur“ aufgeladen werden. Dazu wurde ein 600 Meter langes Teilstück einer Straße nahe der Universität ausgestattet.<ref>{{Internetquelle |autor=Redaktion |url=https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/gesellschaft/2020/09/24/tel-aviv-startet-pilotprojekt-fuer-elektromobilitaet/ |titel=Tel Aviv startet Pilotprojekt für Elektromobilität |werk=Israelnetz |datum=2020-09-24 |abruf=2020-10-18}}</ref>
 
=== Schienenverkehr ===
[[Datei:PikiWiki Israel 3991 railway station in jaffa.jpg|mini|HaTachanah (dt.Ehemaliger ''derBahnhof BahnhofJaffa''): Historisches Empfangsgebäude der [[Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem|Eisenbahn Jaffa–Jerusalem]]]]
Im StadtteilIn Jaffa, fungierteseit der1950 [[BahnhofStadtteil Jaffa]]Tel bisAvivs, 1948befand alssich der eine Endbahnhof der ersten [[Eisenbahnstrecke]] auf heutigem israelischen Gebiet. Es war Teil der [[Osmanische Militärbahn in Palästina|Osmanischen Militärbahn in Palästina]]: 1891/1892 wurde die [[Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem]] (J&J-Linie) in Betrieb genommen., Dasdie Empfangsgebäudeseit und2021 diebis umliegendenauf Bautenweiteres in [[Bet Schemesch|Beit Schemesch]] endet. Das [[Empfangsgebäude]] des Bahnhofs Jaffa sindging im Januar 1948 außer Betrieb und ist museal erhalten., Derder 1917 ersteentstandene [[Bahnhof Tel Aviv]] bestandauf vonder 1917gleichen bisLinie wich 1970 dem ausufernden Individualverkehr, auch sein Nachfolger [[Bahnhof Tel Aviv Darom]] dient seit 1993 nur noch als Betriebsbahnhof. Den im Hebräischen für Hauptbahnhof üblichen Namenszusatz ''Merkaz'' (Zentrum) führt der 1954 eröffnete [[Bahnhof Tel Aviv Savidor Merkaz]], jahrzehntelang der meist frequentierte im Lande, aber seit 2017 zweitplatziert hinter dem [[Bahnhof Tel Aviv haSchalom]], dem nächsten Halt in südlicher Richtung.
 
==== IsraelAusbau Railwaysseit 1986 ====
Der überhandnehmende Individualverkehr in Tel Avivs Ballungsraum [[Gusch Dan]] bewog die Regierung Israels 1986, das staatliche Bahnunternehmen [[Israel Railways|Rakkevet Israel (RI)]] auf den Bahnstrecken des Großraums (J&J-Linie, [[Jarqonbahn]], Küstenbahn, [[Bahnstrecke Lod–Chadera Mizrach|Ostbahn]] und Sinai-Bahn) [[Schienenpersonennahverkehr|Vorortlinien]] planen zu lassen.<ref>Gabbi Kessler ({{he|גַּבִּי קֶסְלֶר&lrm;}}), [https://www.nli.org.il/he/newspapers/mar/1986/04/14/01/article/107?&dliv=none&e=-------he-20--1--img-txIN%7ctxTI--------------1&utm “{{he|הרכבת תחל עוד השנה בתיכנון רכבת פרברים בגוש דן וחיפה&lrm;}}”], in: ''[[Maariw (Zeitung)|מַעֲרִיב]]'', 14.&nbsp;April 1986, S.&nbsp;16.</ref> Erster Schritt war die Verbindung der im Norden endenden Küstenbahn und der nach Südosten laufenden J&J-Linie im Stadtgebiet durch den [[Ajjalonkorridor]] ({{heS|פְּרוֹזְדּוֹר אַיָּלוֹן&lrm;|Prō[[Stimmhafter alveolarer Frikativ|s]]<nowiki>dōr</nowiki> Ajjalōn}}, 1993 eröffnet) zur [[Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva|Eisenbahn-Magistrale Naharija–Beʾer Scheva]].
Der zunehmende Individualverkehr ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass in den zurückliegenden Jahren der Regionalverkehr auf der Schiene durch die [[Israel Railways]] erheblich verbessert und ausgeweitet wurde. Tel Aviv liegt an der Eisenbahn-Magistrale des Landes, der [[Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva]] mit mehreren Bahnhöfen Universitah, [[Bahnhof Tel Aviv Savidor Merkaz|Savidor Merkaz]], haSchalom und haHagannah. Die weiteren Strecken sind [[Jarqonbahn|Jarqon-]] und [[Scharonbahn]] nach [[Petach Tikwa|Petach Tiqwah]], [[Hod haScharon]] und [[Raʿanana|Raʿanannah]], die [[Bahnstrecke Tel Aviv–Jerusalem|Schnellfahrstrecke via Ben-Gurion-Flughafen]] nach [[Modi’in]] und Jerusalem und die [[Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet|südliche Vorortstrecke]] nach [[Cholon]], [[Bat Jam]] und [[Aschkelon|Aschqelon]].
 
In den zurückliegenden Jahren hat die Rakkevet Israel den Vorort- und Regionalverkehr auf der Schiene erheblich verbessert und ausgeweitet. Weitere Strecken wie die Jarqonbahn und [[Scharonbahn]] (schrittweise 2003 bis 2020 eröffnet) führen nach [[Hod haScharon]], die [[Bahnstrecke Tel Aviv–Jerusalem]] (2018 eröffnet) für höhere Geschwindigkeit über den ''Flughafen Ben Gurion'' nach [[Modiʿin]] und Jerusalem und die [[Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet]] (2011 in Betrieb) nach [[Javne (Stadt)|Javne]] und weiter auf der [[Sinai-Bahn]] bis [[Aschkelon]]. Der seit 1972 bestehende Pendlerverkehr über J&J-Linie und Sinai-Bahn bis [[Ghaza-Stadt]] wurde nach dem [[Jom-Kippur-Krieg]] 1973 nicht wieder aufgenommen.
 
==== Stadtbahn ====
Das [[Stadtbahn Tel Aviv |Danqal-Stadtbahn-System des Großraums Tel AvivDanqal]] (Telist Avivmit LRT),sechs dasStadtbahnlinien teilweiseund imeiner Tunnelavisierten geführtGesamtlänge werdenvon soll, ist mit mehreren Strecken90&nbsp;Kilometern seit vielenAugust&nbsp;2015 Jahren in Planung. Zuletzt wurde derim Bau; einemdie chinesischen<referste name=":64"Strecke />und KonsortiumHauptlinie, indie Auftrag gegeben. Die Bauarbeiten an der ersten Strecke (''[[Rote Linie (Stadtbahn Tel Aviv)|Rote Linie]])'' mit 2324&nbsp;kmKilometern Länge, begannenführt imvom August&nbsp;2015.Zentralen ImOmnibusbahnhof August(ZOB) 2023in wurde[[Petach dieTikwa]] Streckenach eröffnet[[Bat Jam]].<ref>{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |urlname="israelmagazin">[https://www.juedische-allgemeineisraelmagazin.de/israel-info/telstrassenbahn-avivsisrael/light-ersterail-stadtbahntrain-gehttel-in-betrieb/aviv “Light Rail Train |titel=Tel AvivsAviv”]. ersteIn: Stadtbahn''[[Israelmagazin]]'', geht3. inDez. Betrieb2021, |datum=2023-08-18abgerufen |sprache=deam |abruf=2023-08-19}}6. April 2024.</ref> Sie führtnahm vomim [[Busbahnhof|ZentralenAugust Omnibusbahnhof]]2023 ''Tachanahden Merkasit''Betrieb inauf.<ref>Udi Etzion: [[Petachhttps://www.jpost.com/breaking-news/article-755253 Tikwa]]“Tel überAviv denRed [[BahnhofLine Tellight Avivrail Savidorleaves Merkaz]the station”]. nachIn: ''[[BatThe JamJerusalem Post]]'', 18. August 2023, abgerufen am 6. April 2024.</ref> Im Februar 2017 begannen in der Ibn-Gavirol-Straße erste Vorbereitungsarbeiten zum Bau der ''Grünen Linie'', die Tel&nbsp;Aviv nach Norden hin mitdurch den Stadtteil [[Ramat Aviv]] und nach [[Herzlia]] verbinden wird. Problematisch sind vor allem die Kosten: Zum einen waren zuletzt bei der ''Roten Linie'' erhebliche Kostenüberschreitungen abzusehen, zum anderen dieDie Planungen für die weiteren Liniensind aufgrund des enormen Wachstums des Verkehrs in Tel Aviv inzwischen für eine zu geringe Kapazität ausgelegt.<ref>“Tel Aviv LRT Growth Debate”. In: ''Ha RakevetHaRakevet'', Nr.&nbsp;111, Dezember 2015, S. 8 ff.</ref> Ab 2025 ist der Bau eines 150&nbsp;Kilometer langen [[U-Bahn]]-Netzes mit 109 Stationen und einer Beförderungskapazität von geschätzt zwei Millionen Personen pro Tag geplant.<ref name="israelmagazin" />
 
=== Hafen ===
Siehe dazu [[Stadtbahn Tel Aviv]].
Bis 1965 war der Ort eine Hafenstadt (siehe: [[Hafen von Tel Aviv]])
 
=== Häfen ===
Jaffa erfüllte seit der Antike die Funktion eines Hafens für Jerusalem. Zwischen 1917 und 1928 war er durch die [[Britische Militärbahnen in Palästina#Hafen Jaffa – Jenkin’s Hill|Schmalspurbahn Hafen–Jaffa Bahnhof]] ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Bis heute befindet sich dort ein kleiner Fischereihafen sowie eine [[Marina (Hafen)|Marina]]. Zwischen 1938 und 1965, bis zur Fertigstellung des Hafens von [[Aschdod]], gab es auch im [[Hafen von Tel Aviv]] Seeverkehr.
[[Datei:Life Sciences Building in Tel Aviv University.jpg|mini|211x211px|Campus der [[Universität Tel Aviv]] im Norden der Stadt]]
 
== Bildung ==
In Tel Aviv befand sich das erste hebräischsprachige Gymnasium des Landes, welches 1905 an der Herzl-Straße im Zentrum der Stadt zu Ehren von Theodor Herzl als [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Hebräisches Herzliya-Gymnasium]] benannt wurde. Die 1956<ref name=":332" /> gegründete [[Universität Tel Aviv]], mitdie imgrößte JahrUniversität 2023in mehr als 30.000<ref name=":332" /> StudierendenIsrael, liegt im Viertel [[Ramat Aviv]] im Norden der Stadt, wo sich zuvor das Dorf [[asch-Schaich Muwannis]] befand.<ref name=":151" /> Die zweite Universität im Großraum ist die [[Bar-Ilan-Universität]] in [[Ramat Gan]]. Zusammen haben beide mehr als 50.000&nbsp;Studierende. Südlich der Stadt, in [[Rechovot]], befindet sich zudem das [[Weizmann-Institut für Wissenschaften]], welches wiederum mehr als 1000 Studierende, vornehmlich auf der Doktoratsstufe, zählt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.weizmann.ac.il/pages/about-institute |titel=About the Institute {{!}} Weizmann Institute of Science |sprache=en |abrufzugriff=2018-01-31 |sprache=en}}</ref> Die [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]] eröffnete am 22. Oktober 2018 in Tel Aviv ihr viertes Auslandsbüro. Ziel sei es, die Zusammenarbeit mit israelischen Partnern weiter zu stärken.<ref>Redaktion: [https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/wissenschaft/2018/10/23/helmholtz-gemeinschaft-eroeffnet-israel-buero/ ''Helmholtz-Gemeinschaft eröffnet Israel-Büro''] In: ''[[Israelnetz]].com'', 23. Oktober 2018, abgerufen am 10. November 2018.</ref> Auch die [[International Union of Microbiological Societies]] und das [[Stephen Roth Institute]] haben ihren Sitz in Tel Aviv-Jaffa. Weiter gibt es die [[Buchmann-Mehta-Musikschule]].
 
In Tel Aviv befindet sich außerdem das erste hebräischsprachige Gymnasium des Landes, welches im Jahr 1905 an der Herzl-Straße im Zentrum der Stadt wiederum zu Ehren von Theodor Herzl als [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Hebräisches Herzliya-Gymnasium]] benannt wurde.
 
== Persönlichkeiten ==
{{Hauptartikel|Liste von Persönlichkeiten der Stadt Tel Aviv-Jaffa}}
 
Berühmte Persönlichkeiten aus Tel Aviv-Jaffa sind unter anderem der ehemalige israelische Staatspräsident [[Ezer Weizman]], der ehemalige israelische Ministerpräsident [[Jair Lapid]], die Schauspielerin [[Ayelet Zurer]], das Model [[Esti Ginzburg]], die Sängerin [[Ofra Haza]], der Schauspieler [[Chaim Topol]], der Astronaut [[Ilan Ramon]], der Bühnenmagier [[Uri Geller]] sowie die frühere israelische Außen- und Justizministerin [[Tzipi Livni]].
 
== Literatur ==
'''=== Sachbücher''' ===
* Maoz Azaryahu: ''Tel Aviv. Mythography of a City''. Syracuse University Press, Syracuse NY 2006, ISBN 0-8156-3129-4.<ref name="Sammelrez">Cornelia Siebeck: {{Webarchiv |url=http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2009-4-202 |wayback=20100110004200 |text=''Sammelrez: 100 Jahre Tel Aviv''. |wayback=20100110004200 }} In: [[H-Soz-u-Kult]], 7. Dezember 2009</ref>
* {{RE|IX,2|1901|1902|Joppe|[[Georg Beer (Theologe)|Georg Beer]]|RE:Joppe}}
* [[Stefan Boness]]: ''Tel Aviv The White City.'', Hrsg. Jochen Visscher (Hrsg.), JOVIS-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-939633-75-4.
* Ejal Jakob Eisler ({{he|אֱיָל יַעֲקֹב אַיְזְלֶר&lrm;}}): ''Der deutsche Beitrag zum Aufstieg Jaffas 1850–1914: Zur Geschichte Palästinas im 19. Jahrhundert'' (= Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins; Band 22). Wiesbaden: Harrassowitz, 1997, ISBN 3-447-03928-0.
* Barbara E. Mann: ''A Place in History. Modernism, Tel Aviv, and the Creation of Jewish Urban Space''. Stanford University Press, Stanford 2006, ISBN 0-8047-5018-1, (Stanford Studies in Jewish History & Culture).<ref name="Sammelrez" />
* MarkBarbara LeVineE. Mann: ''OverthrowingA Place in GeographyHistory. JaffaModernism, Tel Aviv, and the StruggleCreation forof Palestine,Jewish 1880–1948Urban Space''. Stanford University of California Press, BerkeleyStanford 2005CA 2006, ISBN 0-5208047-243715018-41, (= Stanford Studies in Jewish History & Culture).<ref name="Sammelrez" />
* Mark LeVine: ''Overthrowing Geography. Jaffa, Tel Aviv, and the Struggle for Palestine, 1880–1948''. University of California Press, Berkeley CA 2005, ISBN 0-520-24371-4.<ref name="Sammelrez" />
* Martin Peilstöcker, Jürgen Schefzyk, Aaron A. Burke (Hrsg.): ''Jaffa – Tor zum Heiligen Land''. Nünnerich-Asmus, Mainz 2013, ISBN 978-3-943904-13-0.
* [[Joachim Schlör]], ''Tel Aviv – vom Traum zur Stadt: Reise durch Kultur und Geschichte'', Frankfurt am Main: Insel, 1999, (= Insel Taschenbuch; Band 2514), ISBN 978-3-458-34214-4.
* [[Christian Reder]]: ''Tel Aviv–Jaffa''. In: ders.: ''Mediterrane Urbanität. Perioden vitaler Vielfalt als Grundlagen Europas''. Mandelbaum, Wien 2020, ISBN 978-3-85476-878-4, S. 289–316.
* [http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2009/3460/pdf/pardes15.pdf ''100jähriges Jubiläum Tel Avivs''.] (PDF; 5,4&nbsp;MB) PARDeS. Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien, 2009, Heft 15.
* Catherine Weill-Rochant: ''L'Atlas de Tel-Aviv''. Les cahiers du CRFJ-CNRS/[[Centre de recherche français à Jérusalem]], Paris/Jerusalem 2008. ISBN 978-2-271-06658-9.
 
'''Belletristik'''
* [[Michael Guggenheimer]]: ''Tel Aviv.'' ''Hafuch Gadol und Warten im Mersand''. Edition Clandestin, Biel/Bienne 2013, ISBN 978-3-905297-42-3.
* [[Etgar Keret]], [[Assaf Gavron]] (Hrsg.): mit Beiträgen von Etgar Keret, [[Gadi Taub]], Lavie Tidhar, Deakla Keydar, Matan Hermoni, Julia Fermentto, Gon Ben Ari, [[Shimon Adaf]], [[Alek Epstein|Alex Epstein]], [[Antonio Ungar]], Gai Ad, Assaf Gavron, Silje Bekeng, Yoav Katz: ''Tel Aviv Noir'', übersetzt von Yardenne Greenspan, Akashic Books, New York 2014, ISBN 978-1-61775-154-7.
* Yaakov Shabtai: ''Erinnerungen an Goldmann''. Dvorah-Verlag, Frankfurt am Main 1990. ISBN 978-3-927926-03-5.
 
=== Belletristik ===
'''Erlebnisberichte'''
* Yaakov Shabtai: ''Erinnerungen an Goldmann''. Dvorah-Verlag, Frankfurt am Main 1990
* [[Katharina Höftmann]]: ''Guten Morgen, Tel Aviv! – Geschichten aus dem Holy Land''. Heyne, München 2011, ISBN 978-3-453-60209-0.
* [[MarkoMichael Martin]]Guggenheimer: ''TelHafuch Aviv: SchatzkästchenGadol und Nussschale,Warten darinim die ganze WeltMersand''. CorsoEdition VerlagClandestin, Biel/Bienne (Verlagshaus RömerwegCH), Wiesbaden 20202013, ISBN 978-3-7374905297-076142-83.
* [[Christiane Wirtz]]: ''Ein Jahr in Tel Aviv – Reise in den Alltag''. Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-05928-5.
 
== Weblinks ==
{{CommonscatCommons|Tel Aviv-Yafo|audio=1|video=1}}
{{Wikivoyage}}
* [httpshttp://www.tel-aviv.gov.il/en/Pages/HomePage.aspx Offizielle Website von Tel-Aviv] (englisch)
* {{Weblink Welterbe |Nummer=1096}}
* Norman Ali Bassam Khalaf: {{Webarchiv|url=http://hometown.aol.de/jaffacity/homepage/reisen.html | wayback=20080203131448 | text=Jaffa City: Geschichte und soziale Situation}} (englisch).
* [http://www.fromoldbooks.org/SewardTravels/pages/626-Jaffa/626-Jaffa-1670x1073.jpg Historische Darstellung des alten Jaffa]
* [http://www.koelntelaviv.de/ Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln–Tel Aviv-Yafo e.&nbsp;V.]
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Normdaten|TYP=g|GND=4059353-8|LCCN=n81120618n/81/120618|VIAF=148709451}}
 
[[Kategorie:Tel Aviv-Jaffa| ]]
[[Kategorie:Ort in Israel]]
[[Kategorie:Ort mit Seehafen]]
[[Kategorie:Antike israelische Stadt]]