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[[Datei:Aida Camp entrance.jpeg|mini|Symbolischer Schlüssel am Zugang zum Flüchtlingslager Aida ([[Bethlehem]])]]
 
Im Erinnerungsdiskurs vieler [[Palästinenser]] wurde Jaffa zum fernen [[Sehnsucht]]sort,<ref name=":175">{{Literatur |Autor=Lila Abu Lughod, Diana Keown Allan, Haim Bresheeth, Rochelle Davis, Samera Esmeir, Isabelle Humphries, Lena Jayyusi, Laleh Khalili, [[Omar al-Qattan]], Ahmad H. Sa'di, Rosemary Sayigh, Susan Slyomovics |Titel=Nakba – Palestine, 1948, and the Claims of Memory |Hrsg=Ahmad H. Sa'di, Lila Abu-Lughod |Verlag=Columbia University Press |Ort=New York |Datum=2007 |ISBN=978-0-231-13578-8 |Seiten=20, 85, 89, 98 f., 194, 297 |Kommentar=Ahmad H. Sa'di schreibt auf Seite 297: „The power struggle between the Husaynis and their arch rivals the Nashashibis was debilitating. And Palestinian notables indeed suffered from a failure of vision, unconnected to emerging social groups. Yet, these failures hardly justify the uprooting of this people from their patrimony or the destruction of their society.“}}</ref> der in einem Idealzustand nostalgisch<ref name=":159" /><ref name=":173">{{Literatur |Autor=Ted Swedenburg |Titel=Memories of Revolt – The 1936–1939 Rebellion and the Palestinian National Past |Auflage=2 |Verlag=The University of Arkansas Press |Ort=Fayetteville |Datum=2003 |ISBN=1-55728-763-5 |Seiten=65, 71, 177 |Kommentar=bezüglich ''Old Jaffa'' wird zitiert: Raja Shehadeh: ''The Third Way. A Journal of Life in the West Bank'', 1982, S. 21}}</ref><ref name=":365" /> konserviert wird. So schilderte der israelische Schriftsteller [[David Grossman]] 1988 ein Gespräch mit einem Flüchtlingsjungen der dritten Generation im Lager Dheischeh<ref name=":143">{{Literatur |Autor=[[David Grossman]] |Titel=Der gelbe Wind – Die israelisch-palästinensische Tragödie |Verlag=Kindler Verlag |Ort=München |Datum=1988 |ISBN=3-463-40102-9 |Seiten=10, 47, 55, 158, 220 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Haz-Zeman haṣ-ṣāhov''. 1988; die deutschsprachige Ausgabe ist basierend auf der englischsprachigen Ausgabe: ''The Yellow Wind''. 1988; übersetzt von Jürgen Benz; Anmerkung: Weitere Aussagen von Rabbi Levinger finden sich auf den Seiten 214 f.}}</ref> südlich von [[Bethlehem]]: ''„Ich frage einen fünfjährigen Jungen, woher er kommt. Er antwortet sofort: »Jaffa.« […] – »Warst du schon einmal in Jaffa?« – »Nein, aber mein Großvater hat es gekannt.« […] – »Und ist Jaffa schön?« – »Ja. Dort gibt es Obstgärten und Weinberge und das Meer.«“''<ref name=":143" /> Diese VorstellungVorstellungen bestehen fort, sie finden sich im Buch ''Yâfâ: ʿitr madîna''<ref name=":365" /> (1980) wie im Film ''[[Tel Aviv on Fire]]'' (2018) von [[Sameh Zoabi]], in dem Jaffa als unerreichbare Silhouette am Horizont erscheint. [[Salim Tamari]] und [[André Mazzawi]]<ref name=":365" /> sprechen [[Selbsterkenntnis|selbskritisch]]<ref name=":365" /> vom Ignorieren der Erinnerung ''einfacher'' Palästinenser, [[Musa Budayri]] gar von „Jaffamanie“.<ref name=":365" /> In seltenen Fällen konnten Häuser in Jaffa zurückgekauft werden,<ref name=":175" /> Palästinenser mit Reisepässen kommen als Touristen.<ref name=":175" /><ref name=":312">{{Literatur |Autor=[[Lina Meruane]] |Titel=Heimkehr ins Unbekannte – Unterwegs nach Palästina |Verlag=Berenberg Verlag |Ort=Berlin |Datum=2020 |ISBN=978-3-946334-68-2 |Seiten=48 f., 56 f. |Kommentar=Originalausgabe: ''Volverse Palestina'', Penguin (Random House), Santiago de Chile 2014, übersetzt von [[Susanne Lange]]}}</ref> Im krassen Gegensatz führen auch die extremsten Anhänger des [[Religiöser Zionismus|Religiösen Zionismus]], deren [[großisrael]]ische Ambitionen weit<ref name=":164" /><ref name=":354" /> über das Gebiet innerhalb der ''[[Grüne Linie|Grünen Linie]]'' und des [[Westjordanland]]s – den sogenannten ''„[[Israelisch besetzte Gebiete|Umstrittenen Gebieten]]“''<ref name=":146" /><ref name=":243" /><ref name=":343" /> – hinausgehen, den Namen ''Jaffa'' im Munde. So zitiert Grossman den Siedler-Rabbiner [[Mosche Levinger]] mit den Worten: ''„Vor fünfzig Jahren haben unsere Gegner mit uns über Jaffa gestritten; heute streiten sie mit uns über [[Alfe Menasche|Alfei Menasche]]; in fünfzig Jahren werden sie mit uns über [[Amman]] [die Hauptstadt [[Jordanien]]s] streiten. So ist das eben.“''<ref name=":143" />
 
Dass die palästinensische [[Nationenbildung]] erst mit der Nakba einsetzte ist eine Auffassung,<ref name=":127" /><ref name=":337" /> die, wie [[Elias Sanbar]] schreibt, ''„gewissen Israelis lieb“''<ref>{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=La Palestine expliquée à tout le monde |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2013 |ISBN=978-2-02-112068-4 |Seiten=11}}</ref> ist, der betont, dass ''„einen Blick in den Spiegel zu wagen“''<ref name=":280">{{Literatur |Autor=[[Elias Sanbar]] |Titel=Dictionnaire amoureux de la Palestine (Kapitel: Al-ʿAwda, le Retour) |Sammelwerk=Jean-Claude Simoën |Verlag=Éditions Plon |Ort=Paris |Datum=2010 |ISBN=978-2-259-20943-4 |Seiten=40–47, hier S. 47}}</ref> in Nichts die Anerkennung der leidvollen jüdischen Geschichte mindert.<ref name=":280" /> Ob die [[Arabische Israelis|arabischen Israelis]] (die ''48er-Araber''<ref name=":337">{{Literatur |Autor=Assaf Zeevi |Titel=Wie denn sonst, wenn nicht gemeinsam? – Eine hoffnungsvolle Reise durch den Nahostkonflikt |Verlag=SCM Hänssler |Ort=Holzgerlingen (Baden-Württemberg) |Datum=2022 |ISBN=978-3-7751-6116-9 |Seiten=32, 35 f., 40, 44, 54 f., 57 |Kommentar=der Autor zitiert für die Zahl von 26.000 Juden in Palästina vor der Ersten Alija (1881) aus Yaakov Schim'oni: ''Die Araber des Landes Israel'', Am Oved (Verlag), Tel Aviv 1947, S. 66; siehe S. 32 und Fußnote 4, S. 279}}</ref>) Palästinenser sind ist umstritten.<ref name=":129">{{Literatur |Autor=[[Tim Marshall]] |Titel=Abschottung – Die Macht der Mauern |Verlag=dtv Verlag |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-423-34974-1 |Seiten=106, 110, 113–116 |Kommentar=Originalausgabe: ''Divided. Why We're Living in an Age of Walls'', Elliot and Thompson Ltd., London 2018; übersetzt von Hans-Peter Remmler}}</ref><ref name=":135" /> In Jaffa befinden sie sich auf dem Rückzug,<ref name=":312" /> auch wenn sich Tel Avivs jüdische Bevölkerung, in ihrer [[Selbstwahrnehmung]] Bewohner einer „Villa im [[Dschungel]]“<ref name=":289" /> oder laut dem [[Musikvideo]] der Gruppe [[Static & Ben El Tavori]] eines ''Bałagan'',<ref>{{Internetquelle |url=https://de.m.wiktionary.org/wiki/ba%C5%82agan |titel=''bałagan'' |titelerg=(hebräisch: בלאגן) polnisch, von russisch, für ''Unordnung'', ''Durcheinander'', ''Wirrwarr'', ''Chaos'', in Israel auch als Bezeichnung für eine soziale Verhaltensweise |werk=[[Wiktionary]] |abruf=2022-11-27}}</ref><ref>Ariane Saadat Afsari, Jutta Conrad, Urszula Czerska et al.: ''Pons Kompaktwörterbuch für alle Fälle Polnisch-Deutsch Deutsch-Polnisch''. Hrsg.: Marzena Świrska, Redaktion. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-12-517016-8, S. 21 (Wörterbucheintrag: '''bałagan''' <''gen'' -u> ''m pot'' Unordnung ''f;'' '''w pokoju jest/ panuje''' ~ im Zimmer ist/ herrscht Unordnung; '''narobić ~u''' alles in Unordnung [''lub'' durcheinander] bringen '''bałaganiara''' ''f pot'' unordentliche Frau ''f'' '''bałaganiarstwo''' ''nt'' Unordentlichkeit ''f'' '''bałaganiarz''' ''m pot'' unordentlicher Mensch ''m'').</ref> ein wenig [[Arabische Sprache|Arabisch]] aneignet.<ref>{{Internetquelle |url=https://m.youtube.com/watch?v=lYfrKmEYpdA |titel=סטטיק ובן אל תבורי & נסרין קדרי - חביב אלבי (Prod. By Jordi) |werk=[[YouTube]] |datum=2020-06-23 |sprache=arabisch/englisch/hebräisch |abruf=2020-03-08 |kommentar=Sowohl das musikalische Einleitungsmotiv als auch die den Liedtext einleitende Grußformel ''Ahlan wa Sahlan'' sind in diesem die freie und gleiche Liebe von Homo- und Heterosexuellen feiernden Video arabisch. Das Video stellt im Übrigen jedoch keine weitere Beziehung zu der umgebenden arabischen Kultur her. Wie im Nachspann sichtbar ist, wurde die Produktion des Videos von der Stadt Tel Aviv-Jaffa offiziell gefördert.}}</ref> Kampagnen rechtsgerichteter Organisationen wie [[Yad L'Achim]]<ref name=":29" /> und [[Lehava]] bekämpfen die seltenen<ref name=":339" /> Mischehen zwischen jüdischen und arabischen Israelis, sowie alle weiteren gemischtreligiösen Ehen, womit sie Jüdinnen, welche in Tel Aviv so frei sind, Männer sogar „anzubaggern“,<ref>{{Literatur |Autor=Yvonne Eisenring |Titel=Ein Jahr für die Liebe – 1 Jahr, 12 Länder, 50 Dates |Verlag=Orell Füssli Verlag |Ort=Zürich |Datum=2016 |ISBN=978-3-280-05608-0 |Seiten=175}}</ref> davor „retten“<ref name=":29" /> wollen, „widernatürliche“<ref name=":29" /> Beziehungen einzugehen. Es gibt diese positiven Begegnungen: 1999 wurde mit [[Rana Raslan]]<ref name=":112" /> erstmals eine arabische Israelin zur [[Miss Israel]]<ref name=":135" /> gewählt und die Zahl arabischer Studierender steigt weiter.<ref name=":135" /><ref name=":339" /> Doch wurden ihre Arbeitslosigkeit,<ref name=":168">{{Internetquelle |autor=Judith Poppe |url=https://taz.de/Innerarabische-Gewalt-in-Israel/!5806267/ |titel=An Jaffas Promenade erschossen – Am Samstag ist ein arabischer Israeli am hellichten Tag getötet worden. Armee und Inlandsgeheimdienst wollen gegen illegalen Waffenbesitz vorgehen |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2021-10-25 |abruf=2020-10-25}}</ref><ref name=":339" /> die [[Kinderarmut in den Industrieländern|Kinderarmut]]<ref name=":135" /><ref name=":224" /> und verbreiteter illegaler Waffenbesitz<ref name=":254" /> zulange ignoriert. Die [[organisierte Kriminalität]] ist nach Gruppen getrennt, während die „Russen“ das Sexgeschäft<ref name=":325" /> und jüdische Israelis Geldspiel<ref name=":325" /> und kostenpflichtige ''protekzia''<ref name=":325" /> anbieten, sind [[Beduinen]] im Schmuggel<ref name=":325" /> und Araber in Drogen<ref name=":325" /> tätig. 2021 gab es einen Anstieg<ref name=":168" /> tödlicher innerarabischer Gewalt.<ref name=":254" /> Bandenabrechnungen erreichen inzwischen auch die arabische Gemeinschaft in Jaffa.<ref name=":168" />