„Vatikanisches Apostolisches Archiv“ – Versionsunterschied

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Die vereinzelten mittelalterlichen Nachrichten über päpstliche Archivalien lassen noch keine systematische Organisation erkennen, die von weltlichen Herrschern für die Päpste ausgestellten Urkunden wurden in Verbindung mit dem päpstlichen Schatz aufbewahrt.<ref>Franz Ehrle: ''Zur Geschichte des Schatzes, der Bibliothek und des Archivs der Päpste im vierzehnten Jahrhundert-'' In: ''Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters'' 1, 1885, S.&nbsp;1–48, 228 – 364, hier vor allem S.&nbsp;41–48, 286-364.</ref> Diese Privilegien und andere für die Rechte und Ansprüche des Heiligen Stuhls bedeutenden Dokumente ließ [[Sixtus IV.]], der auch als Gründer der [[Vatikanische Apostolische Bibliothek| Bibliothek]] gelten kann, im [[Engelsburg]]archiv zusammenfassen (''Archivum Arcis'', auch als ''Archivum vetus'' bezeichnet).<ref>Fink: ''Das Vatikanische Archiv'' S.&nbsp;2.</ref> Zwar hatte bereits [[Pius IV.]] Pläne für ein zentrales Archiv der Kurie, aber erst zu Beginn des 17.&nbsp;Jahrhunderts wurde das Archiv unter [[Paul V.]] aus der Vatikanischen Bibliothek als eigene Organisationseinheit herausgelöst und mit Beständen aus dem Archiv der Apostolischen Kammer, damals das umfangreichste einer päpstlichen Behörde, und aus dem Engelsburgarchiv erweitert. Die Leitung übertrug der Papst seinem Kardinalnepoten [[Scipione Caffarelli-Borghese|Scipione Borghese Caffarelli]], die organisatorische Arbeit erledigte [[Michele Lonigo]]. 1798 wurde das Engelsburgarchiv mit dem Vatikanischen Archiv vereinigt, nachdem es schon seit Jahrzehnten in Personalunion vom Archivpräfekten geleitet worden war.<ref>Fink: ''Das Vatikanische Archiv'' S.&nbsp;3.</ref>
 
1810 ordnete [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]] die Überführung des Archivs nach [[Paris]] an, nach dem Rücktransport 1815−1817 wurden schwerwiegende Verluste festgestellt. Die [[Römische Republik (1849)|Römische Republik]] von 1849 dagegen beeinträchtigte das Archiv dagegen kaum.<ref>Fink: ''Das Vatikanische Archiv'' S.&nbsp;3 mit Anmerkung 4.</ref>
 
Bis ins späte 19. Jahrhundert wurden die Bestände weitestgehend unter Verschluss gehalten, was wiederholt wilden Spekulationen über die dort eingelagerten Dokumente Vorschub leistete. Allerdings konnten auf Antrag schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts Wissenschaftler aus aller Welt einzelne Archivalien einsehen.
Eine umfassende Einsicht in die Bestände des Archivs wurde als erstemerstes dem deutschen Historiker [[Ludwig von Pastor]] gewährt. Er war für seine ''Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters'' darauf angewiesen, das Vatikanische Geheimarchiv zu konsultieren. Zwar hat schon unter [[Pius IX.]] der Kardinal [[Jean-Baptiste Pitra]] einen Plan vorgelegt, das Archiv für die Wissenschaft zu öffnen, die Liberalisierung des Zugangs ist aberallerdings das Verdienst [[Leovon XIII.|LeosLeo XIII.]], der 1879 [[Josef Hergenröther|Hergenröther]] zum Präfekten und Archivar des Apostolischen Stuhls (''praeses Vaticani tabularii sive archivista apostolicae sedis'') ernannte. Damit war die traditionelle Verbindung von Bibliothek und Archiv unterbrochen, erst mit Kardinal Gasquet, der 1917 zum ''Archivista della Santa Sede'', 1919 zum ''Bibliotecario di Santa Romana Chiesa'' und 1920 nochmals zum ''Archivista di S.R.C.'' ernannt wurde, wurden diese Ämter wiedervereinigt und auch künftig beibehalten. Im Januar 1881 erfolgte die Öffnung des Archivs für die Benutzer, 1884 wurde die Benutzungsordnung (''regolamento'') weiter liberalisiert.<ref>Fink: ''Das Vatikanische Archiv'' S.&nbsp;4–6.</ref> Wissenschaftlern wird heute bei Vorlage eines [[Empfehlungsschreiben]]s von einer Forschungseinrichtung (z.&nbsp;B. Universität oder wissenschaftliches Institut) der Zugang unbürokratisch ermöglicht.
 
Das Archiv legt ohne Einschränkung seine Akten bis 1922, dem Ende des [[Pontifikat]]s [[Benedikt XV.|Benedikts XV.]], vor. Am 20. Februar 2002 gab Papst [[Johannes Paul II.]] die Dokumente des [[Staatssekretariat (Vatikan)|Staatssekretariats]] aus der Zeit von 1922 bis 1939 – allerdings nur, soweit sie das Deutsche Reich betreffen – für die Forschung frei. Auf Beschluss Papst [[Benedikt XVI.|Benedikts XVI.]] sind seit dem 18. September 2006 schließlich alle Dokumente des Pontifikates von Papst [[Pius XI.]] bis zu seinem Tod 1939 für Wissenschaftler einsehbar.<ref>[http://www.nzz.ch/2006/09/02/li/articleEEOJK.html Der Heilige Stuhl in der Zeit des Totalitarismus] Neue Zürcher Zeitung, 2. September 2006 (abgerufen 21.Dezember 2009)</ref><ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49133247.html Vatikan – Engel und Dämonen] Der Spiegel, 9.Oktober 2006 (abgerufen 21.Dezember 2009)</ref> Es wird erwartet, dass die Katalogisierung der ca. 16 Millionen Seiten aus der Amtszeit Pius XII. 2014 oder 2015 abgeschlossen sein wird.<ref>[http://www.catholicnewsagency.com/news/secret_archives_from_pius_xiis_time_to_be_organized_by_2015/ Secret Archives from Pius XII’s time to be organized by 2015 – Catholic News Agency – 29. Januar 2010, abgerufen am 21.Oktober 2010].</ref>