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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Vorstellung als Bewusstsein. Für andere Bedeutungen des Begriffes, siehe [[Vorstellung (Begriffsklärung)]].}}
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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Vorstellung als Bewusstsein. Für andere Bedeutungen des Begriffes, siehe [[Vorstellung (Begriffsklärung)]].}}
 
Als '''Vorstellung''' wird eine [[Anschauung|anschauliche]] [[Repräsentation (Philosophie)|Repräsentation]] eines realen oder fiktiven Gegenstands im [[Bewusstsein]] eines [[Erkenntnis]]subjekts bezeichnet. Mit „anschaulich“ ist hierbei gemeint, dass eine Verbindung zu den Qualitäten der Sinneswahrnehmung besteht.
{{Überarbeiten|grund=Aufzählungen ohne System, keine bzw. keine vernünftigen Quellenangaben!}}
Eine '''Vorstellung''' oder '''Imagination''' ist ein [[Bewusstsein]]s­inhalt, der in verschiedenen Zusammenhängen vorkommen kann:
 
== Arten von Vorstellungen ==
# vergangenheitsbezogen als „innerliche“ Imitation ehemals realer [[Wahrnehmung]]en, also als (deswegen sogenannte) [[Erinnerungsvermögen|Erinnerungen]]. Diese sind meist [[visuell]]er oder bildhafter Art und können dabei auch zeitlich strukturiert sein, wenn man sie etwa dem tatsächlichen [[Erlebnis|Erleben]] analog wie vor einem „inneren Auge“ ablaufen lässt (''Kino im Kopf''); in verschiedenem Ausmaß können sie aber auch andere sinnliche [[Qualität]]en aufweisen, während abstrakte [[Gedanke]]n oder [[Idee]]n (siehe 3.) demgegenüber sprachlich oder als geometrische Figuren u. Ä. vorgestellt werden.
# zukunftsbezogen als [[Prognose|Erwartung]] oder Befürchtung. Beispielsweise kann man gedanklich Situationen, die einem wichtig sind oder die sich kritisch bis bedrohlich entwickeln könnten, simulieren oder durchspielen („sich ausmalen“). Insbesondere sind [[Planspiel]]e derartige [[Simulation]]en ebenso wie einfache „Gedankenspiele“. In konkreter Anwendung als [[Mentales Training]] werden auf diese Weise im Sport komplexe Bewegungsabläufe [[Antizipation (Sport)|antizipiert]].
# ohne zeitlichen oder anderen Bezug zur Realität als [[Abstraktion|abstrakte]] Idee, ein Begriff, der, abgeleitet vom griechischen Ursprungswort ''eidos'' für ''Bild'', eine bildhafte Vorstellung meint.
 
Die Bezeichnung ''Vorstellung'' wird für den Vorgang des Vorstellens sowie auch für dessen Gegenstand bzw. Inhalt verwendet (für eine reale oder fiktive [[Wahrnehmung]] oder abstrakte Bezugnahme auf den Gegenstand).<ref>Katja Crone, ''Vorstellung'', in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie'' Bd. 3, Meiner, Hamburg 2021, ISBN 978-3-7873-4079-8, S. 2918 </ref>
== Hintergrund ==
Die Quelle einer Vorstellung ist immer eine vorgängig sinnliche [[Erfahrung]], die denkend bzw. „im [[Denken]]“, „in der Vorstellung“, „geistig“ oder – wie die umgangssprachlichen Ausdrücke für das Gemeinte sonst noch lauten – als Erinnerung wiederholt oder in irgendeiner Hinsicht verändert wird.
 
Eine Vorstellung eines fiktiven Gegenstands wird auch als ''[[Imagination]]'' bezeichnet. Ebenso können Vorstellungen aber auch realistische zukunftsbezogene [[Erwartung (Psychologie)|Erwartungen]] darstellen, oder sie können auf Erinnerungen beruhen. Es kann sich ferner um anschaulichere Modelle zu einer abstrakt gegebenen Beschreibung handeln, also um eine Unterfütterung von abstrakten Inhalten mit wahrnehmungsbasierten Inhalten („sich unter einer Sache etwas vorstellen“). In diesem Zusammenhang ist die Frage diskutiert worden, ob Vorstellungen im Sprachverstehen für die [[Semantik|Bedeutung]] von Wörtern und Sätzen eine Rolle spielen (dies wurde zum Beispiel in der Sprachphilosophie [[Gottlob Frege|Freges]] bestritten, wird aber heute vielfach angenommen).<ref>Vgl. Prechtl & Burkard (eds., 2008) s.&nbsp;v. „Vorstellung“ (letzter Abschnitt).</ref> Im Unterschied zum ''[[Begriff]]'' oder ''Konzept,'' die dauerhaft im Geist angelegte Strukturen sind ([[Dispositionelle Eigenschaft|Dispositionen]]), handelt es sich bei Vorstellungen (jedenfalls im engeren Sinn) um konkret ablaufende Erscheinungen im Geist.
Vorstellungen werden in traditioneller Ausdrucksweise bezeichnet als bewusstseinsinterne [[Gegenstand|Gegenstände]] des vorstellend zu [[Einsicht]]en oder zu [[Erkenntnis]] von Zusammenhängen gelangenden Denkens. Real bildet der denkende Mensch aus seinem Erinnerungs- oder auch ''Vorstellungsmaterial'' sowohl einfache als auch komplexe, [[Sprache|sprachlich]] [[Nachricht|mitteilbare]] ''Gedankenformen'' oder eben Gedanken, über die er jemand anderen informieren kann, indem er ihm davon erzählt, so dass dieser wiederum seinerseits über das von jenem Gedachte informiert wird. (Eine [[Information]] stellt ein bestimmtes [[Wissen]] dar.)
 
Insofern den Vorstellungen frühere Wahrnehmungen zugrunde liegen, können sie bestimmten [[Sinnesmodalität]]en zugeordnet werden, eine besondere Rolle spielt hierbei die [[Bildliche Vorstellung|visuelle (bildliche) Vorstellung]] (die dem Wort „Imagination“ ihren Namen verleiht, von lateinisch ''imago'' „Bild“). Daneben sind Vorstellungen anderer Modalitäten möglich, so von Klängen oder Geschmäckern, von Bewegungsabläufen etc.<ref>Thomas: ''Mental Imagery'', Stanford Encyclopedia of Philosophy</ref> Vorstellungen können unwillkürlich auftreten, häufig ist von ihnen aber als Form der aktiven mentalen Simulation die Rede. Ein Beispiel einer solchen willentlichen Simulation ist die in der Psychologie viel untersuchte „[[mentale Rotation]]“ eines Gegenstandes, die auf visuellen und motorischen Vorstellungen beruht.
Ein mehr oder weniger kohärentes System von Vorstellungen fügt sich zu einer '''Vorstellungswelt''' es ist die Gesamtheit dessen, was sich eine Person vorstellen oder imaginieren kann, sich in seiner Gedankenwelt zurechtlegt.
 
== Vorstellung und Einstellung ==
== Vorstellungsarten ==
Die Vorstellung kann in Unterkategorien, in sogenannte Vorstellungsarten beziehungsweise Vorstellungstypen, differenziert werden. Dazu gehören:
 
Für eine Vorstellung ist charakteristisch, dass sie relativ unabhängig von [[Propositionale Einstellung|Einstellungen]] zur fraglichen Sache bestehen kann: Der Begriff der Vorstellung verhält sich neutral dazu, ob die betreffenden Inhalte gewünscht werden oder nicht. Im Gegensatz zu dem, [[Glauben|was man glaubt]], muss etwas Vorgestelltes nicht unbedingt eine Auswirkung darauf haben, was man für wahr hält oder wie man [[handeln]] wird.<ref>Liao & Gendler: ''Imagination'', Stanford Encyclopedia of Philosophy</ref>
* visuelle Vorstellung, siehe auch [[bildliche Vorstellung]], Gedankenbild
* akustische Vorstellung, vgl. [[Auditive Wahrnehmung]]
* Vorstellung von Geruch, vgl. [[Olfaktorische Wahrnehmung]],
* gustatorische Vorstellung, vgl. [[Gustatorische Wahrnehmung]] (Geschmack)
* taktile Vorstellung, vgl. [[Haptische Wahrnehmung]], [[Oberflächensensibilität]]
 
== Begriffe der Vorstellung in der Philosophiegeschichte ==
Analog dieser Differenzierung entsprechen Vorstellungsarten / Vorstellungstypen meist der Vorstellung eines Reizes der fünf Sinne.
 
In der Philosophie wurden seit [[Aristoteles]] (und seinem Begriff der ''[[Phantasie|phantasia]]'') viele verschiedene Varianten eines Begriffs der Vorstellung entwickelt. Bei [[Descartes]] erscheint Vorstellung als Geistesinhalt mit sinnlichen Qualitäten im Gegensatz zum [[Abstraktion|abstrakten Verstand]]. Kant betont die Rolle der [[Einbildungskraft]]. In der [[Phänomenologie]] Brentanos und Husserls wird ''Vorstellung'' als Gegensatz zum ''Urteil'' oder auch zu ''begrifflicher Bedeutung'' behandelt.<ref>Vgl. Prechtl & Burkard (eds., 2008) s.&nbsp;v. „Vorstellung“.</ref>
== Zitate ==
* „Der Mensch wird durch die Vorstellung eines vergangenen oder zukünftigen Dinges mit dem gleichen Affekt der Lust und Unlust affiziert wie durch die Vorstellung eines gegenwärtigen Dinges.“ ([[Spinoza]])
* „Durch den Verstand werden die Vorstellungen zur Einheit verknüpft.“ ([[Immanuel Kant]])
* „Die Welt ist meine Vorstellung.“ ([[Arthur Schopenhauer]])
* „Ursprünglich Chaos der Vorstellungen. Die Vorstellungen, die sich miteinander vertrugen, blieben übrig, die größte Zahl ging zugrunde – und geht zugrunde.“ ([[Friedrich Nietzsche]])
* „Eine Vorstellung ist kein Bild, aber ein Bild kann ihr entsprechen.“ ([[Ludwig Wittgenstein]]) [[Philosophische Untersuchungen]] § 310
 
Teilweise begegnet in der Philosophie „Vorstellung“ auch in Bedeutungen, die nicht der Alltagssprache entsprechen – zum Beispiel als Übersetzung des Begriffs der „idea“ in der Philosophie von [[John Locke]]. Locke befasst sich in seinem Werk ''[[An Essay Concerning Humane Understanding]]'' mit der Herkunft von „ideas“ aus der Erfahrung, und schließt auch direkte Wahrnehmungen in denselben Begriff der „Idee / Vorstellung“ mit ein. Der deutsche philosophische Begriff der „Vorstellung“ hat durch die Tradition als Übersetzung von Lockes ''idea'' eine seiner maßgeblichen Prägungen erfahren, jedoch nicht seine einzige.<ref>Mittelstraß (ed. 1996), s.&nbsp;v. „Vorstellung“.</ref>
== Siehe auch ==
* [[Repräsentation (Psychologie)]]
* [[Erkenntnistheorie]]
* [[Wahnvorstellung]]
* [[Affektbetrag]]
* [[Phantasie]], [[Phantasma]]
* [[Imagination]], [[Das Imaginäre]]
* [[Strukturierte Vorstellung]]
 
== Literatur ==
* Shen-yi Liao, Tamar Gendler: ''Imagination.'' In: Edward N. Zalta (ed.), ''The Stanford Encyclopedia of Philosophy.'' Summer 2020 Edition. [https://plato.stanford.edu/archives/sum2020/entries/imagination Online].
* [[Jürgen Mittelstraß]] (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Band 4: Sp–Z.'' J. B. Metzler, Stuttgart 1996. – Band 4: Sp–Z, Stichwort „Vorstellung“ S. &nbsp;570f.
* Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard (Hrsg.): ''Metzler Lexikon Philosophie.'' 3. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2008. — Stichwort: „Vorstellung“ S.&nbsp;664f.
* Nigel J.T. Thomas: ''Mental Imagery''. In: Edward N. Zalta (ed.), ''The Stanford Encyclopedia of Philosophy.'' Spring 2021 Edition. [https://plato.stanford.edu/archives/spr2021/entries/mental-imagery/ Online].
 
== Einzelnachweise ==
(Kurzverweise beziehen sich auf obige Literaturliste)
<references/>
 
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[[Kategorie:Allgemeine Psychologie]]
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