Vorstellung

im Geist repräsentierter Inhalt, der auf eine Wahrnehmung zurückgeht oder in einer geistigen Weiterverarbeitung von wahrgenommenen Inhalten besteht
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Eine Vorstellung ist ein im Geist repräsentierter Inhalt, der auf eine Wahrnehmung zurückgeht oder in einer geistigen Weiterverarbeitung von wahrgenommenen Inhalten besteht. Eine Vorstellung kann hierbei auch etwas ergeben, was in der Realität nicht vorliegt oder sogar nie vorliegen könnte, sie wird dann auch als Imagination bezeichnet. Daneben können Vorstellungen realistische zukunftsbezogene Erwartungen darstellen, oder sie können auf Erinnerungen beruhen. Insofern Vorstellungen aus dem Material von früheren Wahrnehmungen bestehen, können sie bestimmten Sinnesmodalitäten zugeordnet werden, eine besondere Rolle spielt hierbei die visuelle (bildliche) Vorstellung (die dem Wort „Imagination“ ihren Namen verleiht, von lateinisch imago „Bild“). Daneben sind Vorstellungen anderer Modalitäten möglich, so von Gerüchen oder Geschmäckern, von Bewegungsabläufen, etc. Vorstellungen können unwillkürlich auftreten, häufig ist von ihnen aber als Form der aktiven mentalen Simulation die Rede.

In der Philosophie wurden seit Aristoteles (und seinem Begriff der phantasia) viele verschiedene Varianten eines Begriffs der Vorstellung entwickelt. Bei Descartes erscheint Vorstellung als Geistesinhalt mit sinnlichen Qualitäten im Gegensatz zum abstrakten Verstand. In der Phänomenologie Brentanos und Husserls wird Vorstellung als Gegensatz zum Urteil oder auch zu begriflicher Bedeutung behandelt.[1] Teilweise begegnet in der Philosophie „Vorstellung“ auch in Bedeutungen, die nicht der Alltagssprache entsprechen – zum Beispiel schließt John Locke, der sich in seinem Essay on Human Understanding mit der Herkunft von „ideas“ aus der Erfahrung befasst, auch direkte Wahrnehmungen in denselben Begriff mit ein. Der deutsche philosophische Begriff der „Vorstellung“ hat duch die Tradition als Übersetzung von Lockes idea eine seiner maßgeblichen Prägungen erfahren, jedoch nicht seine einzige.[2]

Literatur

  • Shen-yi Liao, Tamar Gendler: Imagination. In: Edward N. Zalta (ed.), The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Summer 2020 Edition. Online.
  • Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Band 4: Sp–Z. J. B. Metzler, Stuttgart 1996. — Stichwort „Vorstellung“ S. 570f.
  • Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard (Hrsg.): Metzler Lexikon Philosophie. 3. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2008. — Stichwort: „Vorstellung“ S. 664f.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Prechtl & Burkard (eds., 2008) s.v. „Vorstellung“.
  2. Mittelstraß (ed. 1996), s.v. „Vorstellung.