Borussia Düsseldorf

deutscher Tischtennisverein
(Weitergeleitet von PSV Borussia Düsseldorf)

Borussia Düsseldorf ist ein Tischtennisbundesligist aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Er ist Deutschlands erfolgreichster Tischtennisverein und mit 74 Titeln nach den Wasserfreunden Spandau 04 der erfolgreichste deutsche Sportverein.

Logo

Geschichte

Bearbeiten
 
Gebäude von Borussia Düsseldorf am Staufenplatz in Düsseldorf

Borussia Düsseldorf ging als eigenständiger Tischtennisverein aus der Polizei-Sport-Vereinigung (PSV) hervor, die sich 1949 als Fusionsclub der Vereine SC Grafenberg 02 und Borussia-Concordia 05 gegründet hatte.[1] Mitbegründer und erster Abteilungsleiter war Theo Sommer († 1960), unter dessen Führung die Herrenmannschaft bis in die Oberliga aufstieg.[2] Am 2. Mai 1984 wurde diese Tischtennissparte als ein eigener Verein unter dem Namen Borussia Düsseldorf neu gegründet, weil man sich davon steuertechnische Vorteile versprach.[3]

Für die erste Bundesligasaison 1966/67 konnte sich Borussia Düsseldorf noch nicht qualifizieren. Aber bereits ein Jahr später stieg der Verein in die Bundesliga auf und gehört ihr seither ununterbrochen an. Der Aufstieg zum erfolgreichsten Tischtennisverein Deutschlands begann 1968, als Eberhard Schöler von „TT-Vereinsboss“ Karl Steinhausen auf Anraten von Hans Wilhelm Gäb vom Ortsrivalen DJK TuSA 06 Düsseldorf (der zwischen 1962 und 1967 fünfmal Deutscher Meister wurde und der seine Mannschaft 1974 auf Bezirksebene zurückzog[4]) sowie Wilfried Micke von Borussia Dortmund zur PSV Borussia wechselten.

Seit 1994 unterhält der Verein ein eigenes Tischtenniszentrum mit Halle (ARAG CenterCourt), Sporthotel und Tischtennisschule in Düsseldorf-Grafenberg, Ernst-Poensgen-Allee.

Nachdem der langjährige erfolgreiche Trainer Mario Amizic 1999 sein Amt niedergelegt hatte, erfolgte am Ende der Saison 1999/2000 ein Umbruch, als Jörg Roßkopf und Vladimir Samsonov den Verein verließen. Mit den Deutschen Lars Hielscher, Bastian Steger, Christian Süß sowie Magnus Molin (SWE), Michael Maze (DEN) und Xiao Han (CHN) bot Düsseldorf unter dem Trainer Andreas Preuß eine Mannschaft auf, die in der Saison ein Durchschnittsalter von etwa 20 Jahren aufwies.[5] In der Saison 2002/03 wurde diese „Boy Group“ (mit Zichao Tian für Xiao Han) völlig überraschend Deutscher Meister, nachdem sie am Ende der Vorrunde noch auf dem letzten Tabellenplatz gestanden hatte.

2007 verstärkte sich Düsseldorf mit Timo Boll und dominierte seitdem die Tischtennis-Bundesliga: Neun von zehn Meisterschaften gingen an die Borussia, genau wie neun der nächsten elf Pokalsiege. Außerdem konnte das Team 2009 die Champions League gewinnen und sowohl 2010 als auch 2011 das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League feiern. 2015 verpasste man das Triple knapp, als im Champions-League-Finale auf einen 3:1-Heimerfolg über Orenburg eine 0:3-Niederlage folgte. Dafür hatte das Team im Play-off-Halbfinale der Bundesliga eine 0:3-Niederlage gegen Saarbrücken im Rückspiel noch wettmachen können, gefolgt von einem Finalsieg über Fulda.

Die Erfolge basieren auf einer professionellen Vereinsführung. Als erster deutscher Tischtennisverein hatte die Borussia einen Manager (Wilfried Micke, seit 1994 Andreas Preuß) und einen Trainer (Johannes Dimmig 1977–1980[6], Mathias Gantner 1980–1986, Mario Amizic 1986–1999[7], Andreas Preuß 1999–2006, Dirk Wagner 2006–2010, seitdem Danny Heister).[8] Die Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die in den ersten Bundesligajahren von Hans Wilhelm Gäb, dem späteren Präsidenten des DTTB und Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe, geleitet wurde, bekam ab 1974 Unterstützung durch den Freien Düsseldorfer Sportjournalisten Joachim Breitbach, der drei Jahre später sein Amt an Bernd Stemmeler abtrat. Marcel Piwolinski übernahm diese Aufgabe von Stemmeler und seit 2005 leitet Alexander Schilling die Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Um die Jugendarbeit zu fördern veranstaltete der Verein 1988 die 1. Kinder-Olympiade, die bis heute regelmäßig – nun als „Kids Open“ – ausgetragen wird. Bei der ersten Auflage nahmen etwa 1400 Kinder aus Deutschland, Niederlande und Luxemburg teil.[9] Inzwischen kommen die Teilnehmer aus der ganzen Welt, u. a. China, Chile, Sri Lanka und Argentinien.

  • ETTU Cup (4): 1986/87, 1994/95, 2006/2007, 2011/12
    • 1986/87: Jörg Roßkopf, Ralf Wosik, Jörgen Persson gegen Levallois UTT (Frankreich) (5:2)
    • 1994/95: Jörg Roßkopf, Vladimir Samsonov, Christian Dreher, Sascha Köstner, David Daus gegen Super Donic Berlin (4:2)
    • 2006/07: Christian Süß, Petr Korbel, Jun Mizutani, Danny Heister, Bartosz Such gegen Müller Würzburger Hofbräu (3:1, 3:2)
    • 2011/12: Timo Boll, Christian Süß, Patrick Baum, Janos Jakab gegen Vaillante Sports Angers (FRA) (3:1, 3:0)

Mannschaft 2023/24

Bearbeiten
  1. Timo Boll Deutschland 
  2. Dang Qiu Deutschland 
  3. Anton Källberg Schweden 
  4. Kay Stumper Deutschland 
  5. Sharath Kamal Achanta Indien 
  6. Borgar Haug Norwegen 

Bekannte Spieler

Bearbeiten

Neben der Förderung des Nachwuchses verpflichtete der Verein auch Profis der Weltklasse. Eine Auswahl:

Behindertensport

Bearbeiten

Seit etwa 2005 gibt es auch eine Tischtennisabteilung für Behinderte. 2012 wurde Borussia Düsseldorf Mitglied im Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen, ein Jahr später im Deutschen Rollstuhl-Sportverband. Seitdem wurden viele Spitzenspieler mit Behinderung verpflichtet, die teilweise auch in Mannschaften von „Fußgängern“ (Spieler ohne Behinderung) antraten, aber auch eigene Behinderten-Mannschaften bildeten. Diese Behindertenteams nahmen am organisierten Spielbetrieb in Deutschland teil und arbeiteten sich hoch bis in die Bundesliga für Behinderte. Neben Rollstuhlfahrern und stehend Behinderten gibt es seit Februar 2015 auch eine Blindenmannschaft, bestehend aus vier Männern und vier Frauen.

Wichtige Erfolge:

  • Rollstuhlfahrermannschaft
    • 2013/14: Aufstieg der Mannschaft bestehend aus den Österreichern Oliver Teuffenbach und Heike Koller in die 1. Bundesliga
    • 2015/16: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek und Thomas Schmidberger
    • 2016/17: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus
    • 2017/18: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus
    • 2018/19: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus
    • 2019/20: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus
    • 2022/23: Deutscher Meister mit Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus
  • Fußgänger (stehend Behinderte)
    • 2013/14: Zweiter Platz in der Landesliga mit der Mannschaft Stephanie Grebe, Jürgen Kessler, Dominik Gresens, Sonja Scholten, Klaus Mewes, Julian Pagnotta und Thomas Altrogge
    • 2014/15: Zweiter Platz bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft mit Stephanie Grebe, Jochen Wollmert, Jürgen Kessler, Dominik Gresens, Sonja Scholten und Klaus Mewes
    • 2015/16: Zweiter Platz bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft
    • 2016/17: Deutscher Meister

Literatur

Bearbeiten
  • Düsseldorf-Report, Zeitschrift DTS, 1991/2, S. 46–51.
  • Friedhelm Körner: Das Phänomen Borussia Düsseldorf, DTS, 1995/8, S. 8 und 14.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Zeitschrift DTS, 1963/19 Ausgabe West, S. 1.
  2. Zeitschrift DTS, 1960/2 Ausgabe West, S. 11.
  3. Zeitschrift DTS, 1984/5 S. 29 + DTS 1985/11 S. 30.
  4. Zeitschrift DTS, 1974/19, S. 65
  5. Zeitschrift DTS, 2002/1 S. 44.
  6. Zeitschrift DTS, 1977/3, S. 6.
  7. Friedhelm Körner: Nicht nur Jörg Roßkopf sieht in Mario Amizic den Meistermacher – Er hat den größten Anteil, Zeitschrift DTS, 1992/6, S. 5.
  8. Zeitschrift tischtennis, 2006/8, S. 7.
  9. Elmar Schneider: Kinder, Kinder – das war eine runde Sache, Zeitschrift DTS, 1988/9, S. 2224.
  10. Manfred Schillings: Entzaubert: Nach 1:5 noch 5:0, Zeitschrift DTS, 1991/4, S. 50–52.
  11. Manfred Schillings: Borussia Düsseldorf zum dritten Mal Europapokalsieger – Roßkopf blieb unbesiegt, Zeitschrift DTS, 1992/4, S. 21.
  12. Zeitschrift DTS, 1993/4, S. 5–6.
  13. Zeitschrift DTS, 1997/4, S. 16+18.
  14. Bericht vom Endspiel: Zeitschrift DTS, 2009/6, S. 8–13.
  15. 1997 wurde Düsseldorf der Titel trotz verlorenem Endspiels nachträglich zugesprochen, Ausführlicheres dazu in TTC Zugbrücke Grenzau
  16. Bericht von der Endrunde Final Four: Zeitschrift tischtennis, 2008/1, S. 30–33.
  17. Bericht von der Endrunde Final Four: Zeitschrift tischtennis, 2011/1, S. 8–12.