DKW Munga

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2011 um 19:24 Uhr durch 80.142.214.72 (Diskussion) (Auf Version von Spezial:Beiträge/41.145.133.112 zurückgesetzt. Das ist keine spielwiese). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Auto Union GmbH
DKW Munga 8 (Fahrzeug aus dem Bestand des Militär Technik Museum Bad Oeynhausen)
DKW Munga 8 (Fahrzeug aus dem Bestand des Militär Technik Museum Bad Oeynhausen)
DKW Munga 8 (Fahrzeug aus dem Bestand des Militär Technik Museum Bad Oeynhausen)
Munga
Produktionszeitraum: Oktober 1956–Dezember 1968
Klasse: Geländewagen
Karosserieversionen: offener Kasten- bzw. Kübelwagen
Motoren: Dreizylinder-Zweitaktmotor
  • 0,9 l, 29 kW
  • 1,0 l, 32 kW (ab 1959)
Länge: je nach Ausführung mm
Breite: je nach Ausführung mm
Höhe: je nach Ausführung mm
Radstand:
Leergewicht: 1060–1885 kg
Nachfolgemodell VW Iltis (Typ 183)

Munga ist die Abkürzung für „Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb“. Der DKW Munga ist ein leichter allradangetriebener Geländewagen, der bei der Auto Union in Ingolstadt zwischen Oktober 1956 und Dezember 1968 in Serie gebaut wurde. Rund 46.750 Fahrzeuge verließen in drei Karosserievarianten das Werk; daneben wurde eine große Anzahl von CKD-Fahrzeugen produziert.[1]

Entwicklungsgeschichte

Ausschreibung Erprobung und Einführung

Die Entwicklungsgeschichte des Munga beginnt 1953, als Reaktion auf eine Ausschreibung der Bundeswehr unter der Ägide des damaligen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß für einen Kübelwagen. Technische Vorgaben entstammen unter anderem aus den Vorschriften der „militärischen Charakteristika für taktische Rad-Lastfahrzeuge“. Vorgegeben waren: Kübelaufbau mit offener Karosserie, Höhe (max. 1,37 m), Breite (max. 1,6 m) Wendekreis (max. 12 m), Überhangswinkel (vorn 45°, hinten 35°), mindestens vier Sitze, Höhe der Stoßstangen, standardisierte Windschutzscheibe, einheitliche Scheinwerfer, Blinker, Tarnbeleuchtung. An der Ausschreibung nahmen folgende Hersteller mit ersten Fahrzeugprototypen teil: DKW mit dem Fahrzeug: DKW F91/4, Porsche mit dem Fahrzeug: Porsche 597 und Borgward mit dem Fahrzeug: Typ 31. Anfang 1954 wurden durch den Bundesgrenzschutz Vergleichsfahrten durchgeführt und der Bundesgrenzschutz bestellte 78 Stück der Wagen von DKW. Im Frühjahr 1956 prüfte die Heereslehrkompanie in Andernach erneut Fahrzeuge im Vergleichstest. Die Fahrzeuge Porsche und Goliath wurden abgelehnt und der Auftrag an DKW vergeben wodurch zwischen 1955 und 1968 etwa 55.000 Einheiten hergestellt wurden. Borgward stellte 1957 der Bundeswehr ein überarbeitetes Fahrzeug vor, das statt Zweitaktmotor mit einem neu entwickelten Viertaktmotor ausgestattet war. Die Bundeswehr hielt jedoch an der Beschaffung des Munga fest.[2][3] Bemerkenswert ist, dass in der Zeit von 1958 bis 1964 die Auto-Union Tochtergesellschaft der Daimler-Benz AG war und ab Ende 1964 zum Volkswagen AG gehörte[4] der die Produktion des Munga fortführte.[5] Der Wankelmotor der NSU Motorenwerke wurde 1965 im Munga durch Testfahrer der Bundeswehr erprobt.[6]

Kritik und Nachfolger

Wegen der Abgase des Zweitaktmotors waren die Fahrzeuge für Kolonnenfahrten unbeliebt und in der Praxis hatten sich Probleme mit Kurbelwellenlagern und dem Getriebe gehäuft. Es wurde ab 1965 über ein Nachfolger für den Munga gesucht.[7] Ab 1969 wurde kam als Ersatz der "VW-Kurierwagen", dessen Bestelllose (2000 und 3000 Einheiten) seinerzeit den VW-Chef Nordhoff zu dem Ausspruch veranlasste: „Und was machen wir am Nachmittag?“.[3] Der VW 181 wurde daher ab August 1969 ebenfalls als Fahrzeug für den zivilen Bedarf gefertigt.[8]

Verwendung

Einführung

Während ein Großteil der Fahrzeuge ab November 1956 an die neue deutsche Bundeswehr ausgeliefert wurde, fanden weitere bei der Polizei, beim Bundesgrenzschutz, beim Technischen Hilfswerk und beim Luftschutzhilfsdienst Verwendung.

Über 2100 Fahrzeuge kaufte allein die Niederländische Armee, fast ausnahmslos den Typ 4. Bei diesen Fahrzeugen kam es 1964 zu Getriebezerstörungen, die auf Produktionsfehler zurückgeführt wurden. Die Fahrzeuge schalteten selbsttätig von den Vorwärts- in den Rückwärtsgang.[9]

Darüber hinaus fand der Geländewagen bei der britischen und der französischen Besatzungsmacht Verwendung und gehörte damit in Berlin bis zum Beginn der 1970er Jahre zum Alltag. Viele Fahrzeuge wurden in der zwölfjährigen Produktionszeit exportiert und fanden Abnehmer von Südafrika bis Nordamerika.

Nur ein kleiner Teil der produzierten Fahrzeuge fand auch private Käufer in Deutschland sowie gelegentlich Nutzer in der deutschen Land- und Forstwirtschaft. Immerhin beträgt der Anteil von zivilen Käufern im In- und Ausland rund 10 % der gefertigten Modelle.[10]

Verbleib

Seit Mitte der 60er-Jahre wurden die ersten Fahrzeuge aus Bundesbeständen ausgesondert und verkauft und damit dem zivilen Markt zugeführt, wo sie besonders in Land- und Forstwirtschaft Verwendung fanden. Vorrangig handelte es sich um verunfallte Fahrzeuge, die noch nicht die erste Hauptinstandsetzung durchlaufen hatten. Ab Anfang der 1970er-Jahre wurden verstärkt Fahrzeuge aus Bundesbeständen ausgesondert, da diese inzwischen rund 15 Jahre im Einsatz waren. Dies galt nicht nur für die Fahrzeuge der Bundeswehr, sondern auch für die bei der Polizei im Einsatz befindlichen Exemplare. Ebenfalls sonderten die Besatzungsmächte die Fahrzeuge aus.

Die Aussonderungswelle aus dem Behördenbereich endete fast ausnahmslos Mitte der 1980er-Jahre. Die Depot-Ersatzteilbestände der Bundeswehr wurden über die VEBEG ausgesondert und in den 1980e- Jahren bundesweit meist in großen Einzellosen verkauft. Auch die niederländische Armee veräußerte den gesamten Ersatzteilbestand nach der Aussonderung der Fahrzeuge.[11]

Bestand

Von rund 6000 privat zugelassenen Fahrzeugen im Jahre 1986 ergab sich zum 1. Januar 2009 noch ein Bestand von rund 1000 Fahrzeugen. Jährlich vermindert sich der Bestand zwischen ca. 5–10 %. 2007 waren noch 160 Fahrzeuge als Lkw im deutschen Straßenverkehr zugelassen. Nach den amtlichen Zulassungsstatistiken werden aktuell nur noch die „rollenden“ Fahrzeuge ermittelt. Kfz, die vorübergehend stillgelegt sind, werden bei den amtlichen Zählungen nicht mehr berücksichtigt. Aktuell sind damit weniger als 1000 Mungas in Deutschland zugelassen; die Anzahl der Fahrzeuge vom Typ 6 liegt bei knapp 30 Einheiten. Die Anzahl der mit rotem „07“-Kennzeichen betriebenen Fahrzeuge ist nicht feststellbar.

Größere Fahrzeugbestände sind in den Niederlanden und Italien mit jeweils knapp 100 zugelassenen Mungas zu finden. In Österreich sind immerhin noch rund 160 Fahrzeuge vom Typ Munga zugelassen. [12]

Varianten

Die ersten Fahrzeuge ab 1953 hatten die Bezeichnung DKW F91/4. Ab 1962 wurde die Bezeichnung Munga für „Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb“ genutzt. Aus den technischen Dokumentationen (s. Lit.) sind die Varianten Typ 91/4,900/1000 ccm und Typ 91/8, 1000 ccm bekannt.

Unter dem Begriff Candango wurde der Typ 4 in ähnlicher Ausführung und Ausstattung bei der Fa. Vemag in Brasilien gefertigt.[13]

Karosserievarianten

Der Munga war als viersitziger Wannenaufbau und als sechs- oder achtsitziger Pritschenaufbau lieferbar. Die Bezeichnung entspricht daher der Karosserievariante:

  • Wannenaufbau (Munga 4)
  • Pritschenaufbau (Munga 6)
  • verlängerte Pritsche (Munga 8)

Diese Bezeichnungen sind nicht mit der Typenbezeichnung F 91/ „x“ identisch. Sowohl für den Typ 6 als auch für den Typ 8 gab es von verschiedenen Karosseriebaufirmen Sonderaufbauten, die teilweise direkt über die Auto Union vertrieben wurden. Nachträglich wurden von einigen Eignern verschiedene Festaufbauten an allen 3 Fahrzeugtypen realisiert.

Technische Daten

Motor

Als Motor kam zunächst in der Serienfertigung der 40 PS leistende DKW-Dreizylinder-Zweitaktmotor mit rund 900 cm³ aus der PKW-Reihe zum Einsatz; er wurde dann 1959 von der „1000er“-Maschine mit einer Leistung von 44 PS angetrieben und erreichte je nach Karosserievariante eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 98 km/h. Die geringste Dauergeschwindigkeit beträgt mit eingelegter Getriebereduzierung 3 km/h. Lediglich in den Versuchsträgern bis Sommer 1956 waren Motoren mit 36 bzw. 38 PS im Einsatz. Die Kurbelwellenlager des Motor führten in der Praxis vermehrt zu Defekten.[7] 1965 wurden für den Munga Tests mit Wankelmotoren von NSU durchgeführt.[6]

Getriebe

Das Fahrzeug hat mit Vorgelege zehn Gänge (acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge) und einen permanenten Allradantrieb. Die Steigfähigkeit beträgt bis zu 70 %, die Wattiefe liegt bei ca. 50 cm. Das Getriebe erwies sich in der Praxis als störanfällig.[7]

Gewicht

Je nach Zulassung als Pkw oder Lkw unterscheiden sich die Leergewichtsangaben erheblich; diese variieren zwischen 1060 und 1315 kg, das Gesamtgewicht betrug je nach Typ zwischen 1450 und 1885 kg. Hieraus resultiert eine Zuladung von rund 400 bis 700 kg.

Elektrik

Während fast alle „Behördenfahrzeuge“ mit einer 24-Volt-Elektrik ausgestattet waren, erfolgte die Fertigung für den zivilen Markt und den Export in der Regel in der 12-Volt-Variante mit 160-Watt- oder 300-Watt-Lichtmaschine.

Preise

Die Verkaufspreise betrugen für den deutschen Markt von Ende 1956 bis 1968 je nach Typ, Ausstattung, Zubehör und Käuferkreis von rund 7.800 DM bis zuletzt maximal 12.500 DM. Die letzten Fahrzeuge (Produktionsende Dezember 1968) wurden bis März 1969 verkauft.[14]

Bildergalerie (Munga 8)

Literatur

  • Jörg Sprengelmeyer, DKW Munga - Auto Union Geländewagen aus Ingolstadt, Johann Kleine Vennekate, ISBN 978-3-935517-09-6
  • Gerhard Mirsching, Audi: vier Jahrzehnte Ingolstädter Automobilbau : der Weg von DKW und Audi nach 1945, Bleicher, 1988
  • Ferdinand Piëch, Auto.Biographie, Hoffmann und Campe, 2002, Seite 103, ISBN 978-3-455-09336-0
  • Peter Kurze, Liefer- und Lastwagen aus Bremen: Nutzfahrzeuge seit 1945 von Borgward, Hanomag und Mercedes, 2005, Kapitel "Behördenfahrzeuge", Seite 76 ff., ISBN 978-3-927485-46-4
  • DKW Munga, Werkstatt- Handbuch, Ausgabe 2/1962.
  • DKW Munga, Bedienungsanleitung, Munga LKW 0,25 to., (Typ 91/4,900/1000 ccm und 91/8, 1000 ccm) Gerätebeschreibung einschl. Pflege- und Sicherheitsmaßnahmen Ausgabe 5/1961

Einzelnachweise

  1. MUNGA IG
  2. Lit. Kurze, 2005, Seite 81 ff.
  3. a b Der Spiegel, Artikel Käfer für Kämpfer, Ausgabe 29/1969
  4. Der Spiegel, Artikel WAGEN UND WERK, Ausgabe 19/1967
  5. Der Spiegel, Artikel Harte Welle, Ausgabe 19/1967
  6. a b Der Spiegel, Artikel NSU-WANKEL, Ausgabe 36/1965
  7. a b c Der Spiegel, Artikel Aus dem Schlaf gerissen, Ausgabe 42/1965
  8. Der Spiegel, Artikel NACH 24 JAHREN, Ausgabe 33/1969
  9. Der Spiegel, Artikel Mungas im Rückwärtsgang, Ausgabe 48/1964
  10. Recherche Ullrich Märker
  11. MUNGA IG
  12. Recherche Ullrich Märker für MUNGA IG, aus Aufzeichnungen des Kraftfahrtbundesamtes und der Bundesanstalt Statistik Wien sowie europäische Fahrzeugbeobachtungen seit 1975.
  13. MUNGA IG, siehe auch MIG Info 2006/4 + 2007/1....the story of Candango
  14. Recherche Ullrich Märker.
Commons: Munga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien