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Danach wandte er sich Strahltriebwerks-Lufteinlässen zu, ebenfalls mit Hinblick auf den Überschallflug. Bei den ersten Überschallflugzeugen traten starke Vibrationen an den Triebwerks-Lufteinlässen auf, wenn diese während des Überschallflugs einen größeren Anströmwinkel hatten. Ferri löste das Problem durch schräg geschnittene Lufteinlässe.<ref>{{Literatur |Autor=H.-J. Lee, I.-S. Jeung |Titel=Experimental and Numerical Investigation on the Supersonic Inlet Buzz With Angle of Attack |Hrsg=Klaus Hannemann, Friedrich Seiler |Sammelwerk=Shock Waves – 26th International Symposium on Shock Waves |Band=2 |Verlag=Springer Science & Business Media |Datum=2009 |ISBN=9783540851813 |Seiten=1111 |Online={{Google Buch|BuchID=AZ3WaMqzhmQC|Seite=1111}}}}</ref> Ein Beispiel hiefür waren die Lufteinlässe des Flugzeus [[Republic F-105]], die als nach vorn gerichtete Spitzen an den Flügelvorderkanten ausgebildet sind. Diese Form des Triebwerks-Lufteinlasses wird im Englischen auch als ''Ferri-Scoop'' bezeichnet. Weitere Fluggeräte mit Ferri-Scoop sind das Flugzeug das [[Vought XF8U-3 Crusader III|Vought XF8U-3]] und der Marschflugkörper SSM-N-9 Regulus II.
Danach wandte er sich Strahltriebwerks-Lufteinlässen zu, ebenfalls mit Hinblick auf den Überschallflug. Bei den ersten Überschallflugzeugen traten starke Vibrationen an den Triebwerks-Lufteinlässen auf, wenn diese während des Überschallflugs einen größeren Anströmwinkel hatten. Ferri löste das Problem durch schräg geschnittene Lufteinlässe.<ref>{{Literatur |Autor=H.-J. Lee, I.-S. Jeung |Titel=Experimental and Numerical Investigation on the Supersonic Inlet Buzz With Angle of Attack |Hrsg=Klaus Hannemann, Friedrich Seiler |Sammelwerk=Shock Waves – 26th International Symposium on Shock Waves |Band=2 |Verlag=Springer Science & Business Media |Datum=2009 |ISBN=9783540851813 |Seiten=1111 |Online={{Google Buch|BuchID=AZ3WaMqzhmQC|Seite=1111}}}}</ref> Ein Beispiel hiefür waren die Lufteinlässe des Flugzeus [[Republic F-105]], die als nach vorn gerichtete Spitzen an den Flügelvorderkanten ausgebildet sind. Diese Form des Triebwerks-Lufteinlasses wird im Englischen auch als ''Ferri-Scoop'' bezeichnet. Weitere Fluggeräte mit Ferri-Scoop sind das Flugzeug das [[Vought XF8U-3 Crusader III|Vought XF8U-3]] und der Marschflugkörper SSM-N-9 Regulus II.


Ferri entwickelte darüber hinaus eine Form des Triebwerk-Lufteinlasses, bei dem rumpfseitig direkt im Lufteinlass eine Ausbeulung platziert ist, wodurch die Überschall-Schockwellen im Triebwerk auch bei verschiedenen Fluggeschwindigkeiten an der richtigen Stelle bleiben. Im Flugzeug F-105 waren diese Beulen noch als bewegliche Elemente ausgeführt. Heute werden ähnliche Formen des Triebwerks-Lufteinlasses mit feststehenden Ausbeulungen gebaut, zum Beispiel beim Flugzeug [[Lockheed Martin F-35]].
Ferri entwickelte darüber hinaus eine Form des Triebwerk-Lufteinlasses, bei dem rumpfseitig direkt im Lufteinlass eine Ausbeulung platziert ist. Mit dieser Form des Lufteinlasses ist es nicht notwendig, den [[Laminare Strömung|Grenzschichtluftstrom]] vom Triebwerk des Flugzeugs wegzuleiten. Auch entfallen durch die Beule zusätzliche Klappen, Kegel und Rampen zur Platzierung der Schockelle, wenn der Luftstrom im Triebwerk von Überschall- auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst wird. Im Flugzeug F-105 waren diese Beulen noch als bewegliche Elemente ausgeführt. Heute werden ähnliche Formen des Triebwerks-Lufteinlasses mit feststehenden Ausbeulungen gebaut, zum Beispiel beim Flugzeug [[Lockheed Martin F-35]]. Die von Ferri entwickelte Form des Lufteinlasses mit rumpfseitiger Beule wird als ''Diverterless Supersonic Inlet'' (DSI) bezeichnet. Der DSI ersetzt heute Einlassrampen und Einlasskegel, die komplexer, schwerer und teurer sind.


Im weiteren Verlauf der 1950er Jahre erforschte Ferri Luftströmungen bei [[Hyperschallgeschwindigkeit]].<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Ferri |Titel=A Review of Some Recent Developments in Hypersonic Flow |Hrsg=United States Air Force |Sammelwerk=WADC Technical Note |Band=58 |Nummer=230 |Verlag=Wright Air Development Center, Air Research and Development Command |Datum=1958 |Online={{Google Buch|BuchID=DMap51GNq3IC|Seite=0}}}}</ref>
Im weiteren Verlauf der 1950er Jahre erforschte Ferri Luftströmungen bei [[Hyperschallgeschwindigkeit]].<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Ferri |Titel=A Review of Some Recent Developments in Hypersonic Flow |Hrsg=United States Air Force |Sammelwerk=WADC Technical Note |Band=58 |Nummer=230 |Verlag=Wright Air Development Center, Air Research and Development Command |Datum=1958 |Online={{Google Buch|BuchID=DMap51GNq3IC|Seite=0}}}}</ref>

Version vom 22. Februar 2024, 17:17 Uhr

Antonio Ferri

Antonio Ferri (* 5. April 1912 in Fiastra, Marken; † 28. Dezember 1975 in Long Island, USA) war ein italienischer Luft- und Raumfahrtingenieur. Er war einer der Pioniere des Über- und Hyperschallflugs.

Leben

Ferri studierte an der Universität Rom Luftfahrttechnik und trat 1935 als Oberleutnant in das Ingenieurkorps der italienischen Luftwaffe ein, die ihn an ihrem Forschungszentrum in Guidonia Montecelio bei Rom einsetzte. Hier arbeitete er mit Wissenschaftlern wie Gaetano Arturo Crocco und Luigi Broglio zusammen. Ferris Forschungstätigkeit konzentrierte sich auf Aerodynamik, für die er vier Windkanäle nutzen konnte. Er leitete den Bau eines Überschall-Windkanals, in dem er bis 1940 spektakuläre Experimente durchführte. Daneben arbeitete er auch an Strahltriebwerken und an mit Torpedos bewaffneten, ferngesteuerten Lastenseglern.

Nachdem im September 1943 ein Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten in Kraft getreten war, besetzte die deutsche Wehrmacht auch Rom. Ferri gelang es, aus dem kriegszerstörten Guidonia etliche wichtige Unterlagen zu retten und sich dann zu seinem mittelitalienischen Heimatort Fiastra durchzuschlagen. Dort schloss er sich dem italienischen Widerstand (Resistenza) an und wurde schließlich Führer einer Partisanenbrigade, die im Juni 1944 mit einer britischen Sondereinheit (Wladimir Popskys Privatarmee) bei Camerino operierte. Kurz danach lud ihn der US-Agent Moe Berg ein, an amerikanischen Forschungseinrichtungen zu arbeiten. Der Vorschlag hierzu kam von dem ungarisch-deutsch-amerikanischen Wissenschaftler Theodore von Kármán, der Ferris Experimente und Arbeiten über Aerodynamik kannte. Ferri folgte der Einladung und arbeitete in der Nachkriegszeit am Langley Research Center, an verschiedenen Hochschulen und für einige Unternehmen. Seit 1967 war er Mitglied der National Academy of Engineering.[1]

Ferri starb am 28. Dezember 1975 in den USA. Seine Urne wurde in seinem Heimatort Fiastra in den Marken beigesetzt.

Wissenschaftliche Beiträge im Bereich der Aerodynamik

In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre beschäftigte sich Ferri vor allem mit der Entwicklung von Flügelprofilen für Überschallflug.[2] Hierfür leistete er Beiträge bei der Weiterentwicklung der Schlierenfotografie.

Danach wandte er sich Strahltriebwerks-Lufteinlässen zu, ebenfalls mit Hinblick auf den Überschallflug. Bei den ersten Überschallflugzeugen traten starke Vibrationen an den Triebwerks-Lufteinlässen auf, wenn diese während des Überschallflugs einen größeren Anströmwinkel hatten. Ferri löste das Problem durch schräg geschnittene Lufteinlässe.[3] Ein Beispiel hiefür waren die Lufteinlässe des Flugzeus Republic F-105, die als nach vorn gerichtete Spitzen an den Flügelvorderkanten ausgebildet sind. Diese Form des Triebwerks-Lufteinlasses wird im Englischen auch als Ferri-Scoop bezeichnet. Weitere Fluggeräte mit Ferri-Scoop sind das Flugzeug das Vought XF8U-3 und der Marschflugkörper SSM-N-9 Regulus II.

Ferri entwickelte darüber hinaus eine Form des Triebwerk-Lufteinlasses, bei dem rumpfseitig direkt im Lufteinlass eine Ausbeulung platziert ist. Mit dieser Form des Lufteinlasses ist es nicht notwendig, den Grenzschichtluftstrom vom Triebwerk des Flugzeugs wegzuleiten. Auch entfallen durch die Beule zusätzliche Klappen, Kegel und Rampen zur Platzierung der Schockelle, wenn der Luftstrom im Triebwerk von Überschall- auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst wird. Im Flugzeug F-105 waren diese Beulen noch als bewegliche Elemente ausgeführt. Heute werden ähnliche Formen des Triebwerks-Lufteinlasses mit feststehenden Ausbeulungen gebaut, zum Beispiel beim Flugzeug Lockheed Martin F-35. Die von Ferri entwickelte Form des Lufteinlasses mit rumpfseitiger Beule wird als Diverterless Supersonic Inlet (DSI) bezeichnet. Der DSI ersetzt heute Einlassrampen und Einlasskegel, die komplexer, schwerer und teurer sind.

Im weiteren Verlauf der 1950er Jahre erforschte Ferri Luftströmungen bei Hyperschallgeschwindigkeit.[4]

In den 1960er versuchte Ferri Lösungen zu finden, ein Staustrahltriebwerk so zu gestalten, dass die Verbrennung des Kraftstoffs selbst dann noch stattfindet, wenn die Luft im Triebwerk nicht auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst wird, sondern stattdessen mit Überschallgeschwindigkeit durch die Brennkammer strömt.[5] Diese Überschallverbrennung in Staustrahltriebwerken wird auch als Scramjet (supersonic combustion ramjet) bezeichnet. Die Entwicklung von Scramjets, an der Ferri als einer der ersten mitgewirkt hat, ist auch heute noch nicht abgeschlossen.

Publikationen

  • Antonio Ferri: Elements of Aerodynamics of Supersonic Flows. Dover Publications 2005, ISBN 0486442802.
  • Antonio Ferri: Untersuchungen und Versuche im Überschallwindkanal zu Guidonia. Lilienthal-Gesellschaft, Berlin 1938.

Einzelnachweise

  1. Members Directory: Antonio Ferri. National Academy of Engineering, abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).
  2. United States National Advisory Committee for Aeronautics (Hrsg.): Report – National Advisory Committee for Aeronautics, Ausgaben 863–891. U.S. Government Printing Office, 1947, S. 61 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. H.-J. Lee, I.-S. Jeung: Experimental and Numerical Investigation on the Supersonic Inlet Buzz With Angle of Attack. In: Klaus Hannemann, Friedrich Seiler (Hrsg.): Shock Waves – 26th International Symposium on Shock Waves. Band 2. Springer Science & Business Media, 2009, ISBN 978-3-540-85181-3, S. 1111 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Antonio Ferri: A Review of Some Recent Developments in Hypersonic Flow. In: United States Air Force (Hrsg.): WADC Technical Note. Band 58, Nr. 230. Wright Air Development Center, Air Research and Development Command, 1958 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Paul A. Libby: Observations Concerning Supersonic Combustion. In: M. Champion, B. Deshaies (Hrsg.): IUTAM Symposium on Combustion in Supersonic Flows – Proceedings of the IUTAM Symposium held in Poitiers, France, 2–6 October 1995 (= Band 39 von Fluid Mechanics and Its Applications). Springer Science & Business Media, 1995, ISBN 978-94-011-5432-1, S. 1–3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).