„Binomial-Prozess“ – Versionsunterschied

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Als '''Binomial-Prozesse''' bezeichnet man eine spezielle Klasse von [[Punktprozess]]en in der Theorie der [[Stochastischer Prozess|stochastischen Prozesse]], einem Teilgebiet der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]. Binomial-Prozesse sind den [[Poisson-Prozess]]en ähnlich, jedoch ist die Anzahl der Events pro Intervall [[Binomialverteilung|Binomialverteilt]] und nicht [[Poisson-Verteilung|Poissonverteilt]].
Als '''Binomial-Prozesse''' bezeichnet man eine spezielle Klasse von [[Punktprozess]]en in der Theorie der [[Stochastischer Prozess|stochastischen Prozesse]], einem Teilgebiet der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]. Binomial-Prozesse sind den [[Poisson-Prozess]]en ähnlich, jedoch ist die Anzahl der Ereignisse pro Intervall [[Binomialverteilung|binomialverteilt]] und nicht [[Poisson-Verteilung|Poisson-verteilt]].


== Definition ==
== Definition ==
Gegeben sei eine ganze Zahl <math> n </math> und eine [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]] <math> P </math> auf einem [[Messraum (Mathematik)|Messraum]] <math> (X, \mathcal B) </math> sowie <math> n </math> [[Unabhängig und identisch verteilte Zufallsvariablen|unabhängig, identisch und gemäß <math> P</math> verteilte]] Zufallsvariablen <math> X_1, X_2, \dots, X_n </math>. Es gilt also <math> X_i \sim P </math> für alle <math> i </math>. Des weiteren bezeichen <math> \delta_x </math> das [[Dirac-Maß]] auf dem Punkt <math> x</math>, also
Gegeben sei eine ganze Zahl <math> n </math> und eine [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]] <math> P </math> auf einem [[Messraum (Mathematik)|Messraum]] <math> (X, \mathcal B) </math> sowie <math> n </math> [[Unabhängig und identisch verteilte Zufallsvariablen|unabhängig, identisch und gemäß <math> P</math> verteilte]] Zufallsvariablen <math> X_1, X_2, \dots, X_n </math>. Es gilt also <math> X_i \sim P </math> für alle <math> i </math>. Des Weiteren bezeichne <math> \delta_x </math> das [[Dirac-Maß]] auf dem Punkt <math> x</math>, also
:<math> \delta_x(A) :=
:<math> \delta_x(A) :=
\begin{cases}
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== Bemerkung ==
== Bemerkung ==
Für jede messbare Menge <math> A </math> gilt per Definition
Für jede [[messbare Menge]] <math> A </math> gilt per Definition
:<math> \zeta(A)= \# \{ i \mid X_i \in A \} </math>
:<math> \zeta(A)= \# \{ i \mid X_i \in A \} </math>


Hierbei bezeichnet <math> \# M</math> die Mächtigkeit der Menge <math> M </math>, also die Anzahl ihrer Elemente. Der Prozess zählt somit, wie viele der Zufallsvariablen Werte in der Menge <math> A </math> annehmen. Somit ist für jede messbare Menge <math> A </math> die Zufallsvariable <math> \zeta(A) </math> immer Binomialverteilt mit Parametern <math> n </math> und <math> P(A) </math>, es gilt also
Hierbei bezeichnet <math> \# M</math> die [[Mächtigkeit (Mathematik)|Mächtigkeit]] der Menge <math> M </math>, also die Anzahl ihrer Elemente. Der Prozess zählt somit, wie viele der <math> n </math> [[Zufallsvariable]]n Werte in der Menge <math> A </math> annehmen. Somit ist für jede messbare Menge <math> A </math> die Zufallsvariable <math> \zeta(A) </math> immer binomialverteilt mit Parametern <math> n </math> und <math> P(A) </math>, es gilt also
:<math> \zeta(A) \sim \operatorname{Bin}_{n,P(A)} </math>.
:<math> \zeta(A) \sim \operatorname{Bin}_{n,P(A)} </math>.


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:<math> X_t:=\zeta((-\infty, t])= \# \{i \mid X_i \leq t \} </math>.
:<math> X_t:=\zeta((-\infty, t])= \# \{i \mid X_i \leq t \} </math>.


Er gibt an, wieviele der Zufallsvariablen Werte kleinergleich <math> t </math> annehmen.
Er gibt an, wie viele der Zufallsvariablen Werte kleinergleich <math> t </math> annehmen.

=== Laplace-Transformierte ===
=== Laplace-Transformierte ===
Die [[Laplace-Transformation]] eines Binomial-Prozesses ist gegeben durch
Die [[Laplace-Transformation]] eines Binomial-Prozesses ist gegeben durch
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für alle messbaren positiven Funktionen <math> f </math>.
für alle messbaren positiven Funktionen <math> f </math>.

=== Intensitätsmaß ===
Das [[Intensitätsmaß]] <math> \operatorname{E\zeta} </math> eines Binomial-Prozesses <math> \zeta </math> ist gegeben durch
:<math> \operatorname{E\zeta} =n P</math>.

== Verallgemeinerungen ==
== Verallgemeinerungen ==
Eine Verallgemeinerung der Binomial-Prozesse sind [[gemischter Binomial-Prozess|gemischte Binomial-Prozesse]]. Dabei wird die bei Binomial-Prozessen deterministische Anzahl der Zufallsvariablen <math> n </math> durch eine Zufallsvariable ersetzt.
Eine Verallgemeinerung der Binomial-Prozesse sind [[gemischter Binomial-Prozess|gemischte Binomial-Prozesse]]. Dabei wird die bei Binomial-Prozessen deterministische Anzahl der Zufallsvariablen <math> n </math> durch eine Zufallsvariable ersetzt.

Aktuelle Version vom 3. Oktober 2019, 17:11 Uhr

Als Binomial-Prozesse bezeichnet man eine spezielle Klasse von Punktprozessen in der Theorie der stochastischen Prozesse, einem Teilgebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie. Binomial-Prozesse sind den Poisson-Prozessen ähnlich, jedoch ist die Anzahl der Ereignisse pro Intervall binomialverteilt und nicht Poisson-verteilt.

Gegeben sei eine ganze Zahl und eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf einem Messraum sowie unabhängig, identisch und gemäß verteilte Zufallsvariablen . Es gilt also für alle . Des Weiteren bezeichne das Dirac-Maß auf dem Punkt , also

für .

Dann heißt das durch

definierte zufällige Maß auf ein Binomial-Prozess.

Für jede messbare Menge gilt per Definition

Hierbei bezeichnet die Mächtigkeit der Menge , also die Anzahl ihrer Elemente. Der Prozess zählt somit, wie viele der Zufallsvariablen Werte in der Menge annehmen. Somit ist für jede messbare Menge die Zufallsvariable immer binomialverteilt mit Parametern und , es gilt also

.

Zugehöriger Sprungprozess

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Im reellen Fall, also für ist der zum Punktprozess gehörende Sprungprozess gegeben durch

.

Er gibt an, wie viele der Zufallsvariablen Werte kleinergleich annehmen.

Laplace-Transformierte

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Die Laplace-Transformation eines Binomial-Prozesses ist gegeben durch

für alle messbaren positiven Funktionen .

Intensitätsmaß

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Das Intensitätsmaß eines Binomial-Prozesses ist gegeben durch

.

Verallgemeinerungen

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Eine Verallgemeinerung der Binomial-Prozesse sind gemischte Binomial-Prozesse. Dabei wird die bei Binomial-Prozessen deterministische Anzahl der Zufallsvariablen durch eine Zufallsvariable ersetzt.