„Jungenschaftsjacke“ – Versionsunterschied

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Die '''Jungenschaftsjacke''' (kurz: Juja oder Juscha, ursprünglicher Name '''Jungenschaftsbluse''') ist eine [[Anorak|Schlupfjacke]] aus dunkelblauem [[Wolle|Wolltuch]] oder schwerem schwarzem [[Baumwolle|Baumwolltuch]] ([[Kohte]]nstoff), die von [[Jungenschaft]]ern, [[Pfadfinder]]n oder anderen [[Bündische Jugend|Bündischen]] getragen wird. Die Jacke hat hinten einen breiten Kragen, der zu einer Kapuze umgestülpt werden kann. Der Ausschnitt wird mit drei knöpfbaren Riegeln geschlossen.
Die '''Jungenschaftsjacke''' (kurz: Juja oder Juscha, ursprünglicher Name '''Jungenschaftsbluse''') ist eine [[Anorak|Schlupfjacke]] aus dunkelblauem [[Wolle|Wolltuch]] oder schwerem schwarzen [[Baumwolle|Baumwolltuch]] ([[Kohte]]nstoff), die von [[Jungenschaft]]ern, [[Pfadfinder]]n oder anderen [[Bündische Jugend|Bündischen]] getragen wird. Die Jacke hat hinten einen breiten Kragen, der zu einer Kapuze umgestülpt werden kann. Der Ausschnitt wird mit drei knöpfbaren Riegeln geschlossen.


Auf dem Kragen finden sich bei einigen Pfadfinderverbänden die Abzeichen der [[Sippe (Pfadfinder)|Sippe]] oder von [[Fahrt (Jugendbewegung)|Fahrten]]. Das Tragen der Jungenschaftsjacke soll Verbundenheit mit den [[Jugendbewegung|jugendbewegten]] Traditionen zeigen. Die Jacke wird aber auch aus praktischen Gründen benutzt, sowohl als Regenschutz als auch als warme Jacke. Sie ist leicht wasserabweisend, winddicht und strapazierfähig.
Auf dem Kragen finden sich bei einigen Pfadfinderverbänden die Abzeichen der [[Sippe (Pfadfinder)|Sippe]] oder von [[Fahrt (Jugendbewegung)|Fahrten]]. Das Tragen der Jungenschaftsjacke soll Verbundenheit mit den [[Jugendbewegung|jugendbewegten]] Traditionen zeigen. Die Jacke wird aber auch aus praktischen Gründen benutzt, sowohl als Regenschutz als auch als warme Jacke. Sie ist leicht wasserabweisend, winddicht und strapazierfähig.
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Bild:Jungenschaftsbluse3.jpg|thumb|Jungenschaftsjacke/-bluse]]
[[Bild:Jungenschaftsbluse3.jpg|thumb|Jungenschaftsjacke/-bluse]]
Die Jungenschaftsbluse, heute meist als ''Jungenschaftsjacke'' bekannt, wurde [[1928]] von [[Eberhard Koebel]] in Anlehnung an die Marineblusen der Roten Schwarzmeermatrosen entworfen und in der [[Jungenschaft|Deutschen (autonomen) Jungenschaft vom 1. November 1929]] (dj.1.11) als Teil der Bundeskluft eingeführt. Dieser Bund hat durch seine Kreativität und den eigenen Stil großen Einfluss auf die [[Bündische Jugend]] genommen. Von dj.1.11 stammen viele Lieder, die [[Kohte]], [[Jurte]] und die Jungenschaftsbluse.
Die Jungenschaftsbluse, heute meist als ''Jungenschaftsjacke'' bekannt, wurde 1928 von [[Eberhard Koebel]] in Anlehnung an die Marineblusen der Roten Schwarzmeermatrosen entworfen und in der [[Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929|Deutschen (autonomen) Jungenschaft vom 1. November 1929]] (dj.1.11) als Teil der Bundeskluft eingeführt. Dieser Bund hat durch seine Kreativität und den eigenen Stil großen Einfluss auf die [[Bündische Jugend]] genommen. Von dj.1.11 stammen viele Lieder, die [[Kohte]], [[Jurte]] und die Jungenschaftsbluse.


Von dj.1.11 ausgehend verbreitete sich die aus blauem Wolltuch gefertigte Jungenschaftbluse in breiten Kreisen der Bündischen Jugend. Bereits 1928 wurde sie serienmäßig gefertigt. Die Wirkung auf die Jungen war derart groß, dass auch die [[Hitler-Jugend]] sie in einer deutlich abgeänderten Version für das Jungvolk einführte. Um sich von der als kulturbolschewistisch abgelehnten dj.1.11 abzugrenzen wurde sie aus schwarzem Stoff gefertigt, der große Kragen verkleinert und ohne die drei Querriegel getragen. Der von der HJ eingeführte Name Jungenschaftsjacke wurde bei gleichzeitigem Rückgriff auf den ursprünglichen Schnitt von vielen Nachkriegsbünden übernommen und mit der Abkürzung Juja versehen. Daneben gibt es auch vor allem jungenschaftliche Gruppen, die an dem Namen Jungenschaftsbluse festhalten. Gefertigt werden heutige Jungenschaftsblusen/jacken entweder wie ursprünglich aus blauem Wollstoff oder aber aus schwarzem [[Kohte]]nstoff. Vereinzelt gibt es sie auch aus ungefärbtem, also weißem Kohtenstoff.
Als Koebel seine selbst entworfene Jacke in der Kunstschule trug und darauf angesprochen wurde, soll er seinem Lehrer prophezeit haben, dass diese Jacke einst von vielen Jungen getragen werden wird.<ref>Walter Z. Laqueur: ''Die Deutsche Jugendbewegung - Eine historische Studie'' . Köln 1962, S. 185 </ref> Von dj.1.11 ausgehend verbreitete sich die aus blauem Wolltuch gefertigte Jungenschaftbluse in breiten Kreisen der Bündischen Jugend. Bereits 1928 wurde sie serienmäßig gefertigt. Die Wirkung auf die Jungen war derart groß, dass auch die [[Hitler-Jugend]] sie in einer deutlich abgeänderten Version für das Jungvolk einführte. Um sich von der als [[Kulturbolschewismus|kulturbolschewistisch]] abgelehnten dj.1.11 abzugrenzen, wurde sie aus schwarzem Stoff gefertigt, der große Kragen verkleinert und ohne die drei Querriegel getragen. Der von der HJ eingeführte Name Jungenschaftsjacke wurde bei gleichzeitigem Rückgriff auf den ursprünglichen Schnitt von vielen Nachkriegsbünden übernommen und mit der Abkürzung ''Juja'' versehen. Daneben gibt es auch vor allem jungenschaftliche Gruppen, die an dem Namen Jungenschaftsbluse festhalten. Gefertigt werden heutige Jungenschaftsblusen/-jacken entweder wie ursprünglich aus blauem Wollstoff oder aber aus schwarzem Baumwollstoff. Vereinzelt gibt es sie auch in anderen Farben.


== Tragweise ==
== Trageweise ==
Traditionell wurde die blaue Wollbluse in die Hose geschoben; ursprünglich trug man darüber vielfach noch einen Schulterriemen. Heutige Gruppen tragen sie meist über der Hose oder dem Rock.
Traditionell wurde die blaue Wollbluse in die Hose geschoben; ursprünglich trug man darüber vielfach noch einen Schulterriemen. Heutige Gruppen tragen sie meist über der Hose oder dem Rock.


== Varianten ==
== Varianten ==
Seit den 1970er Jahren werden zahlreiche unterschiedliche Versionen der Jungenschaftsjacke angeboten, die sich beispielsweise durch aufgesetzte Taschen, einen veränderten Kapuzenschnitt oder Farb- und Stoffänderungen von der ursprüngliche Jungenschaftbluse unterscheiden.
Seit den 1970er Jahren werden zahlreiche unterschiedliche Versionen der Jungenschaftsjacke angeboten, die sich beispielsweise durch aufgesetzte Taschen, einen veränderten Kapuzenschnitt oder Farb- und Stoffänderungen von der ursprünglichen Jungenschaftbluse unterscheiden.


Im [[Bund deutscher Jungenschaften]] entstand 1963 unter dem Namen ''Stadtjacke'' eine Weiterentwicklung der Jungenschaftsbluse, in grau und mit verändertem Schnitt.
Im [[Bund deutscher Jungenschaften]] entstand 1963 unter dem Namen ''Stadtjacke'' eine Weiterentwicklung der Jungenschaftsbluse, in grau und mit verändertem Schnitt.


== Weblinks ==
[[Kategorie:Pfadfinderbewegung]]
{{Commonscat|Jungenschaftsjacken}}
[[Kategorie:Jugendbewegung]]

[[Kategorie:Kleidung]]
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Kultur der Pfadfinderbewegung]]
[[Kategorie:Kultur der Jugendbewegung]]
[[Kategorie:Jacke]]
[[Kategorie:Kostümkunde des 20. und 21. Jahrhunderts]]
[[Kategorie:Kleidung nach Verwendung]]
[[Kategorie:Herren- und Knabenbekleidung]]
[[Kategorie:Kostümkunde der 1920er]]

Aktuelle Version vom 13. April 2024, 14:22 Uhr

Jungenschaftsjacke/-bluse

Die Jungenschaftsjacke (kurz: Juja oder Juscha, ursprünglicher Name Jungenschaftsbluse) ist eine Schlupfjacke aus dunkelblauem Wolltuch oder schwerem schwarzen Baumwolltuch (Kohtenstoff), die von Jungenschaftern, Pfadfindern oder anderen Bündischen getragen wird. Die Jacke hat hinten einen breiten Kragen, der zu einer Kapuze umgestülpt werden kann. Der Ausschnitt wird mit drei knöpfbaren Riegeln geschlossen.

Auf dem Kragen finden sich bei einigen Pfadfinderverbänden die Abzeichen der Sippe oder von Fahrten. Das Tragen der Jungenschaftsjacke soll Verbundenheit mit den jugendbewegten Traditionen zeigen. Die Jacke wird aber auch aus praktischen Gründen benutzt, sowohl als Regenschutz als auch als warme Jacke. Sie ist leicht wasserabweisend, winddicht und strapazierfähig.

Jungenschaftsjacke/-bluse

Die Jungenschaftsbluse, heute meist als Jungenschaftsjacke bekannt, wurde 1928 von Eberhard Koebel in Anlehnung an die Marineblusen der Roten Schwarzmeermatrosen entworfen und in der Deutschen (autonomen) Jungenschaft vom 1. November 1929 (dj.1.11) als Teil der Bundeskluft eingeführt. Dieser Bund hat durch seine Kreativität und den eigenen Stil großen Einfluss auf die Bündische Jugend genommen. Von dj.1.11 stammen viele Lieder, die Kohte, Jurte und die Jungenschaftsbluse.

Als Koebel seine selbst entworfene Jacke in der Kunstschule trug und darauf angesprochen wurde, soll er seinem Lehrer prophezeit haben, dass diese Jacke einst von vielen Jungen getragen werden wird.[1] Von dj.1.11 ausgehend verbreitete sich die aus blauem Wolltuch gefertigte Jungenschaftbluse in breiten Kreisen der Bündischen Jugend. Bereits 1928 wurde sie serienmäßig gefertigt. Die Wirkung auf die Jungen war derart groß, dass auch die Hitler-Jugend sie in einer deutlich abgeänderten Version für das Jungvolk einführte. Um sich von der als kulturbolschewistisch abgelehnten dj.1.11 abzugrenzen, wurde sie aus schwarzem Stoff gefertigt, der große Kragen verkleinert und ohne die drei Querriegel getragen. Der von der HJ eingeführte Name Jungenschaftsjacke wurde bei gleichzeitigem Rückgriff auf den ursprünglichen Schnitt von vielen Nachkriegsbünden übernommen und mit der Abkürzung Juja versehen. Daneben gibt es auch vor allem jungenschaftliche Gruppen, die an dem Namen Jungenschaftsbluse festhalten. Gefertigt werden heutige Jungenschaftsblusen/-jacken entweder wie ursprünglich aus blauem Wollstoff oder aber aus schwarzem Baumwollstoff. Vereinzelt gibt es sie auch in anderen Farben.

Traditionell wurde die blaue Wollbluse in die Hose geschoben; ursprünglich trug man darüber vielfach noch einen Schulterriemen. Heutige Gruppen tragen sie meist über der Hose oder dem Rock.

Seit den 1970er Jahren werden zahlreiche unterschiedliche Versionen der Jungenschaftsjacke angeboten, die sich beispielsweise durch aufgesetzte Taschen, einen veränderten Kapuzenschnitt oder Farb- und Stoffänderungen von der ursprünglichen Jungenschaftbluse unterscheiden.

Im Bund deutscher Jungenschaften entstand 1963 unter dem Namen Stadtjacke eine Weiterentwicklung der Jungenschaftsbluse, in grau und mit verändertem Schnitt.

Commons: Jungenschaftsjacken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Walter Z. Laqueur: Die Deutsche Jugendbewegung - Eine historische Studie . Köln 1962, S. 185