„Kollegiatstift Wurzen“ – Versionsunterschied

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→‎Vor der Reformation: "dem weltl. Besitz ..." - hier muss auf das alte Bistum verw. werden, nicht auf Dresden-Meißen
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Das '''Kollegiatstift Wurzen''' ist ein [[Kollegiatstift]] in der [[Sachsen|sächsischen]] Stadt [[Wurzen]]. Es wurde 1114 von Bischof [[Herwig von Meißen]] gegründet und besteht seit der [[Reformation]] außerhalb der katholischen Kirche als lutherisches Stift ([[Domkapitel]]). Mitglieder sind lutherische Laien und Geistliche. Bis zum Ende des [[Königreich Sachsen|Königreichs Sachsen]] 1918 entsandte das Stift Vertreter in die I. Kammer des [[Sächsischer Landtag (1831–1918)|Sächsischen Landtags]].
Das '''Kollegiatstift Wurzen''' ist ein [[Kollegiatstift]] in der [[Sachsen|sächsischen]] Stadt [[Wurzen]]. Es wurde 1114 von Bischof [[Herwig von Meißen]] gegründet und besteht seit der [[Reformation]] als lutherisches Stift ([[Domkapitel]]). Mitglieder sind lutherische Laien und Geistliche. Bis zum Ende des [[Königreich Sachsen|Königreichs Sachsen]] 1918 entsandte das Stift Vertreter in die I. Kammer des [[Sächsischer Landtag (1831–1918)|Sächsischen Landtags]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Die [[Wurzener Fehde]] nahm [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich]] im Jahr 1542 zum Anlass, in die Befugnisse des Stifts Wurzen einzugreifen, um die [[Reformation]] durchzusetzen. In der Fehde zwischen dem [[Ernestiner|ernestinischen]] und [[Albertiner|albertinischen]] Teil des [[Kurfürstentum Sachsen| Kurfürstentums Sachsen]] ging es vordergründig um die Eintreibung von Geldern für die Finanzierung der [[Türkenkriege]] ([[Reichstürkenhilfe|Türkensteuer]]) und um die Verwendung von Steuergeldern des gemeinsam verwalteten Stiftsgebiets. Das Stift wollte die von Johann Friedrich geforderte Türkensteuer nicht zahlen. Zwar rückte Herzog [[Moritz (Sachsen)|Moritz]], der selbst eine rigorose Machtpolitik betrieb und bereits mit der Kurwürde liebäugelte, dem ungeliebten Vetter mit einer Streitmacht entgegen, letztlich wurde der Konflikt jedoch durch die Schlichtung des Landgrafen [[Philipp I. (Hessen)|Philipp von Hessen]] mit Unterstützung [[Martin Luther|Luthers]] unblutig beigelegt. Im 16. Jahrhundert wurde das Stift protestantisch.<ref>Burkhardt: ''Die Wurzener Fehde'', in: Karl von Weber (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Band&nbsp;4, Heft&nbsp;1, Leipzig&nbsp;1865, S.&nbsp;57-81 [http://books.google.de/books/pdf/Archiv_f__r_die_s__chsische_Geschichte.pdf?id=qVwAAAAAcAAJ&output=pdf&sig=ACfU3U1koh0ZyyWrzlwjDb-L-3djDhe84Q Digitalisat der gesamten Ausgabe (pdf, 14.4MB)]</ref>
1542 nahm [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich]] die [[Wurzener Fehde]] zum Anlass, in die Befugnisse des Stifts Wurzen einzugreifen. Vordergründig ging es in dieser Auseinandersetzung zwischen dem [[Ernestiner|ernestinischen]] und [[Albertiner|albertinischen]] Teil des [[Kurfürstentum Sachsen|Sachsens]] um die Eintreibung der ([[Reichstürkenhilfe|Türkensteuer]]) und um die Verwendung von Steuergeldern des gemeinsam verwalteten Stiftsgebiets. Der Bischof wollte die von Johann Friedrich geforderte Türkensteuer nicht zahlen, weil er nicht mehr zum Landtag zugelassen wurde. Zwar rückte Herzog [[Moritz (Sachsen)|Moritz]], der selbst eine rigorose Machtpolitik betrieb, dem ungeliebten Vetter mit einer Streitmacht entgegen, letztlich wurde der Konflikt jedoch durch die Schlichtung des Landgrafen [[Philipp I. (Hessen)|Philipp von Hessen]] mit Unterstützung [[Martin Luther|Luthers]] unblutig beigelegt. Dabei wurde die [[Reformation]] durchgesetzt.<ref>Burkhardt: ''Die Wurzener Fehde'', in: Karl von Weber (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Band&nbsp;4, Heft&nbsp;1, Leipzig&nbsp;1865, S.&nbsp;57-81 [http://books.google.de/books/pdf/Archiv_f__r_die_s__chsische_Geschichte.pdf?id=qVwAAAAAcAAJ&output=pdf&sig=ACfU3U1koh0ZyyWrzlwjDb-L-3djDhe84Q Digitalisat der gesamten Ausgabe (pdf, 14.4MB)]</ref>


=== Nach der Reformation ===
=== Nach der Reformation ===
Nach der Reformation wurde das Stift als lutherisches [[Domkapitel]] geführt. Der Stifts-Regierungsrat, [[Naumburger Dom|Domherr in Naumburg]] und [[Dekan (Kirche)|Dechant]] des Stiftskapitels [[Immanuel Christian Leberecht von Ampach]] spendete dem Wurzener Dom 1820 als Auftragsarbeit das Altarbild ''Verkündigung'', gemalt von [[Julius Schnorr von Carolsfeld]]. Bis zum Ende des [[Königreich Sachsen|Königreichs Sachsen]] 1918 entsandte das Stift einen Vertreter in die I.&nbsp;Kammer des [[Sächsischer Landtag (1831–1918)|Sächsischen Landtags]].
Nach der Reformation wurde das Stift als lutherisches [[Domkapitel]] geführt. Der Stifts-Regierungsrat, [[Naumburger Dom|Domherr in Naumburg]] und [[Dekan (Kirche)|Dechant]] des Stiftskapitels [[Immanuel Christian Leberecht von Ampach]] spendete dem Wurzener Dom 1820 als Auftragsarbeit das Altarbild ''Verkündigung'', gemalt von [[Julius Schnorr von Carolsfeld]].


Zu den Deputierten des Stifts im Landtag zählten unter anderem
Zu den Deputierten des Stifts im Landtag zählten unter anderem

Version vom 2. August 2017, 18:25 Uhr

Stiftsdom St. Marien

Das Kollegiatstift Wurzen ist ein Kollegiatstift in der sächsischen Stadt Wurzen. Es wurde 1114 von Bischof Herwig von Meißen gegründet und besteht seit der Reformation als lutherisches Stift (Domkapitel). Mitglieder sind lutherische Laien und Geistliche. Bis zum Ende des Königreichs Sachsen 1918 entsandte das Stift Vertreter in die I. Kammer des Sächsischen Landtags.

Geschichte

Vor der Reformation

Herwig von Meißen stattete das Stift bei seiner Gründung 1114 mit Einkünften aus dem Burgwart Pouch, dem Zoll zu Wurzen und verschiedenen Grundstücken aus.[1] Das Stift gehörte dem Hochstift Meißen, dem weltlichen Besitz des Bistums Meißen. Zentrales Bauwerk der Gemeinschaft der Säkularkanoniker wurde der im gleichen Jahr geweihte Dom St. Marien Wurzen[2], der im Laufe der Jahre mehrfach erheblich umgebaut und durch Anbauten erweitert wurde.

Das Stift verwaltete bis 1581 das Archidiakonat Wurzen, das sich als westlicher Teil des Bistums Meißen von Jeßnitz und Pouch bei Bitterfeld im Norden bis Colditz und Geringswalde im Süden erstreckte. Die Grenze zwischen dem Bistum Meißen und dem benachbarten Bistum Merseburg bildete die Mulde.[3]

Altarbild im Dom, Auftragsarbeit von 1820 des Domdechanten Immanuel Christian Leberecht von Ampach

1542 nahm Johann Friedrich die Wurzener Fehde zum Anlass, in die Befugnisse des Stifts Wurzen einzugreifen. Vordergründig ging es in dieser Auseinandersetzung zwischen dem ernestinischen und albertinischen Teil des Sachsens um die Eintreibung der (Türkensteuer) und um die Verwendung von Steuergeldern des gemeinsam verwalteten Stiftsgebiets. Der Bischof wollte die von Johann Friedrich geforderte Türkensteuer nicht zahlen, weil er nicht mehr zum Landtag zugelassen wurde. Zwar rückte Herzog Moritz, der selbst eine rigorose Machtpolitik betrieb, dem ungeliebten Vetter mit einer Streitmacht entgegen, letztlich wurde der Konflikt jedoch durch die Schlichtung des Landgrafen Philipp von Hessen mit Unterstützung Luthers unblutig beigelegt. Dabei wurde die Reformation durchgesetzt.[4]

Nach der Reformation

Nach der Reformation wurde das Stift als lutherisches Domkapitel geführt. Der Stifts-Regierungsrat, Domherr in Naumburg und Dechant des Stiftskapitels Immanuel Christian Leberecht von Ampach spendete dem Wurzener Dom 1820 als Auftragsarbeit das Altarbild Verkündigung, gemalt von Julius Schnorr von Carolsfeld.

Zu den Deputierten des Stifts im Landtag zählten unter anderem

Gegenwart

Das Domstift St. Marien zu Wurzen (vertreten durch das Domkapitel) ist nach seiner Verfassung von 1997 ein evangelisch-lutherisches Stift der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Stiftsherr ist der Landesbischof. Es ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat seinen Sitz in Wurzen. Das Domstift dient der Erhaltung des Doms und der Sicherstellung des evangelisch-lutherischen Gottesdienstes im Dom [5].

Commons: Dom St. Marien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eduard Machatschek: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge […]. Dresden 1884, S. 94-103.
  2. Domkantorei Wurzen, Dom St. Marien
  3. Tourismus in Sachsen, Klöster in Sachsen.
  4. Burkhardt: Die Wurzener Fehde, in: Karl von Weber (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Band 4, Heft 1, Leipzig 1865, S. 57-81 Digitalisat der gesamten Ausgabe (pdf, 14.4MB)
  5. Dom zu Wurzen

Koordinaten: 51° 22′ 9,4″ N, 12° 43′ 58″ O