„Kreis Rastenburg“ – Versionsunterschied

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https://books.google.de/books?id=GQoyAQAAMAAJ&q=%22von+der+trenck%22+%22landrath%22&dq=%22von+der+trenck%22+%22landrath%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjEvOu42IngAhVHKFAKHYohD-cQ6AEIPDAE
 
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[[Datei:Kreis Rastenburg 1819 bis 1945.jpg|mini|Der Kreis Rastenburg in den Grenzen von 1819 bis 1945]]
[[Datei:Kętrzyn - town hall (2008).jpg|mini|Ehemaliges Landratsamt in Rastenburg, heute Verwaltungssitz von [[Powiat Kętrzyński|Landkreis]] und [[Kętrzyn#Landgemeinde|Landgemeinde]]]]
Der '''Kreis Rastenburg''' war ein [[Landkreis]] in [[Ostpreußen]] und bestand von 1818 bis 1945.
Der '''Kreis Rastenburg''' war ein [[Landkreis]] in [[Ostpreußen]] und bestand von 1818 bis 1945. Seine Kreisstadt war die Stadt [[Rastenburg]]. Bereits von 1752 bis 1818 hatte es in Ostpreußen einen Kreis Rastenburg gegeben, der allerdings ein deutlich größeres Gebiet umfasste.<ref>[[:Datei:Toeppen Preussen 1772.jpg|Karte der ostpreußischen Kreiseinteilung von 1752 bis 1818]]</ref>


== Geschichte ==
Der Kreis Rastenburg umfasste am 1. Januar 1945 die drei Städte
* [[Barciany|Barten]]
* [[Srokowo|Drengfurth]]
* [[Kętrzyn|Rastenburg]]
sowie 76 weitere Gemeinden, von denen nur der Eisenbahnknotenpunkt [[Korsze|Korschen]] mehr als 2000 Einwohner zählte.

Ab September 1940 wurde unweit von Rastenburg im Görlitzer Forst nahe dem kleinen Ort Görlitz unter höchster Geheimhaltung die [[Wolfsschanze]], das Hauptquartier Hitlers während der Vorbereitung des Krieges im Osten, angelegt. Etwa 13&nbsp;km nordöstlich befand sich in [[Mamerki|Mauerwald]] (Mamerki) am [[Mamry|Mauersee]] das [[OKH Mauerwald|Oberkommando des Heeres]].

== Verwaltungsgeschichte ==
=== Königreich Preußen ===
=== Königreich Preußen ===
[[Datei:Kreis Rastenburg von 1752 bis 1818.jpg|mini|Der Kreis Rastenburg in den Grenzen von 1752 bis 1818]]
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts existierte ein ''landrätlicher Kreis Rastenburg'' mit einem Landrat an der Spitze und umfasste vor 1818 die Hauptämter Bartenstein, Rastenburg, Barten sowie das Erbamt Gerdauen.
1752 führte [[Königreich Preußen|Preußen]] eine [[Kreisreform]] durch, bei der aus den Hauptämtern Bartenstein, Rastenburg, Barten sowie dem Erbamt Gerdauen der ''[[Landkreis#Geschichte|landrätliche Kreis]] Rastenburg'' gebildet wurde und eine Fläche von ca. 2340 km² umfasste.<ref>[[Max Toeppen]]: ''Historisch-comparative Geographie von Preussen''. Gotha: Perthes 1858, [https://books.google.de/books?id=KMcBAAAAYAAJ&pg=PA320 Seite 320].</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ludwig von Baczko |Titel=Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2 |Verlag=Friedrich Nicolovius |Ort=Königsberg und Leipzig |Datum=1803 |Seiten=31 |Online=https://books.google.de/books?id=ddgAAAAAcAAJ&pg=RA1-PA31}}</ref><ref>{{Literatur |Hrsg=[[Friedrich Justin Bertuch]] |Titel=Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31 |Verlag=Landes-Industrie-Comptoir |Ort=Weimar |Datum=1810 |Online=https://books.google.de/books?id=GUtOAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA360#v=onepage&q&f=false}}</ref>


Mit den [[Preußische Reformen|preußischen Verwaltungsreformen]] nach dem [[Wiener Kongress]] entstand am 1. Februar 1818 der ''Kreis Rastenburg'' im [[Regierungsbezirk Königsberg]] in der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Rahmen der [[Preußische Reformen|preußischen Verwaltungsreformen]] ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30.&nbsp;April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im [[Regierungsbezirk Königsberg]] der preußischen Provinz Ostpreußen ein wesentlich kleinerer Kreis Rastenburg geschaffen.
[[Datei:Schloss Langheim Sammlung Duncker.jpg|mini|Schloss Langheim um 1860, Sammlung [[Alexander Duncker]]]]
[[Datei:Schloss Langheim Sammlung Duncker.jpg|mini|Schloss Langheim um 1860, Sammlung [[Alexander Duncker]]]]
Dieser umfasste zunächst die Kirchspiele Bartenstein, [[Kirche Bäslack|Bäslack]], Falkenau, Gallingen, Groß Schwansfeld, [[Kirche Gudnick|Gudnick]], [[Kirche Lamgarben|Lamgarben]], [[Kirche Langheim|Langheim]], [[Kirche Leunenburg|Leunenburg]], [[Kirche Paaris|Paaris]], Rastenburg, [[Kirche der Gottesmutter von Częstochowa (Kraskowo)|Schönfließ-]][[Kirche der Mutter Gottes vom Tor der Morgenröte (Tołkiny)|Tolksdorf]], [[Czerniki|Schwarzstein]] und [[Kirche der Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe (Winda)|Wenden]].
Dieser umfasste die Kirchspiele:
{{Mehrspaltige Liste |breite=3 |anzahl=3 |abstand= |liste=
:Bartenstein,
:[[Kirche Bäslack|Bäslack]],
:Falkenau,
:Gallingen,
:Groß Schwansfeld,
:[[Gudniki (Korsze)|Gudnicken]],
:Lamgarben,
:[[Kirche Langheim|Langheim]],
:[[Kirche Leunenburg|Leunenburg]]
:Paaris,
:Rastenburg,
:Schönfließ,
:[[Czerniki|Schwarzstein]],
:Wenden.
}}
Das Landratsamt war in Rastenburg.


Am 1. April 1819 wurden die Kreisgrenzen noch einmal korrigiert. Die Kirchspiele [[Kirche Barten|Barten]], [[Evangelische Pfarrkirche Drengfurth|Drengfurth]] und [[Kirche Groß Wolfsdorf|Groß Wolfsdorf]] wechselten aus dem neuen [[Kreis Gerdauen]] in den Kreis Rastenburg und die Kirchspiele Bartenstein, Falkenau, Gallingen und Groß Schwansfeld wechselten aus dem Kreis Rastenburg in den neuen [[Kreis Friedland]].<ref name="terri" /> Das Landratsamt war in Rastenburg.
Bereits am 1. April 1819 erfolgten folgende Änderungen von Kreisgrenzen:
*Eingliederung der Kirchspiele Barten, Drengfurth und ''Groß'' Wolfsdorf aus dem [[Kreis Gerdauen]] in den ''Kreis Rastenburg'',
*Eingliederung der Kirchspiele Bartenstein, Falkenau, Gallingen und Groß Schwansfeld aus dem ''Kreis Rastenburg'' in den [[Kreis Friedland]].


Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.
[[Datei:Kętrzyn - town hall (2008).jpg|mini|Ehemaliges Landratsamt in Rastenburg, heute Verwaltungssitz von [[Powiat Kętrzyński|Landkreis]] und [[Kętrzyn#Landgemeinde|Landgemeinde]]]]


=== Norddeutscher Bund und Deutsches Reich ===
=== Norddeutscher Bund und Deutsches Reich ===
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]] und ab 1. Januar 1871 zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen [[Provinz Ostpreußen|Ostpreußen]] und Westpreußen wurde der Kreis Rastenburg am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]] und ab dem 1. Januar 1871 zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen [[Provinz Ostpreußen|Ostpreußen]] und Westpreußen wurde der Kreis Rastenburg am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.


Am 4. März 1909 wurde die Landgemeinde Babziens aus dem ''Kreis Rastenburg'' in den [[Kreis Rößel]] eingegliedert. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Rastenburg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen [[Gutsbezirk]]e aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Um 1933 hatte der Kreis Rastenburg bei einer Gesamtfläche von 871 Quadratkilometern rund 52.360 Einwohner.<ref>''Der Große Brockhaus''. 15. Auflage, 15. Band, Leipzig 1933, S. 390.</ref> Zum 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Schwaden aus dem ''Kreis Rastenburg'' in den [[Kreis Bartenstein (Ostpr.)]] eingegliedert.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Rastenburg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle [[Gutsbezirk]]e aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Um 1933 hatte der Kreis Rastenburg bei einer Gesamtfläche von 871 Quadratkilometern rund 52.360 Einwohner.<ref>''Der Große Brockhaus.'' 15. Auflage. 15. Band, Leipzig 1933, S. 390.</ref> Zum 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Sawadden bzw. Schwaden aus dem Kreis Rastenburg in die Gemeinde Paßlack des [[Landkreis Bartenstein (Ostpr.)|Kreises Bartenstein]] eingegliedert.


Ab September 1940 wurde unweit von Rastenburg im ''Görlitzer Forst'' nahe dem kleinen Ort [[Gierłoż (Kętrzyn)|Görlitz]] unter höchster Geheimhaltung das [[Führerhauptquartier Wolfsschanze]], während der Vorbereitung des Krieges im Osten, angelegt. Etwa 13&nbsp;km nordöstlich befand sich in [[Mauerwald]] (Mamerki) am [[Mauersee]] das [[OKH Mauerwald|Oberkommando des Heeres]].
Gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde das Kreisgebiet im Januar 1945 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] besetzt. Im Sommer 1945 wurde der Kreis Rastenburg von der [[sowjetisch]]en Besatzungsmacht gemäß dem [[Potsdamer Abkommen]] zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens und ganz [[Westpreußen]] unter [[Volksrepublik Polen|polnische]] Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Bewohner des Kreisgebiets nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Kreis Rastenburg [[Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten|vertrieben]].


Gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde das Kreisgebiet im Januar 1945 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] besetzt. Im Sommer 1945 wurde der Kreis Rastenburg von der [[sowjetisch]]en Besatzungsmacht gemäß dem [[Potsdamer Abkommen]] zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter [[Volksrepublik Polen|polnische]] Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Bewohner des Kreisgebiets nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Kreis Rastenburg [[Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten|vertrieben]].
== Landräte ==

== Einwohnerentwicklung ==
{| class="wikitable"
! Jahr
! Einwohner
! Quelle
|-
| 1800 || align="right" | 71.281 || <ref>{{Literatur |Hrsg=[[Friedrich Justin Bertuch]] |Titel=Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31 |Verlag=Landes-Industrie-Comptoir |Ort=Weimar |Datum=1810 |Online=https://books.google.de/books?id=GUtOAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA360#v=onepage&q&f=false}}</ref>
|-
|
|-
| 1818 || align="right" | 27.112 || <ref>{{Literatur |Autor=Christian Gottfried Daniel Stein |Titel=Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats |Verlag=Vossische Buchhandlung |Ort=Berlin |Datum=1819 |Kapitel=Der Regierungsbezirk Königsberg |Online=[https://books.google.de/books?id=AdpLAAAAcAAJ&pg=PA279#v=onepage&f=false Digitalisat] |Abruf=2020-09-09}}</ref>
|-
| 1846 || align="right" | 38.002 || <ref>{{Literatur |Hrsg=Königliches Statistisches Bureau |Titel=Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2 |TitelErg=Einwohnerzahlen der Kreise |Seiten=304 |Online=[https://books.google.de/books?id=QgMpAQAAIAAJ&pg=PA304#v=onepage&f=false Digitalisat]}}</ref>
|-
| 1871 || align="right" | 42.497 || <ref>[https://kpbc.umk.pl/dlibra/publication/56322/edition/72304/content Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871]</ref>
|-
| 1890 || align="right" | 43.330 || <ref name="demand">{{Verwaltungsgeschichte.de|pfad=rastenburg.html}}</ref>
|-
| 1900 || align="right" | 46.142 || <ref name="demand" />
|-
| 1910 || align="right" | 47.197 || <ref name="demand" />
|-
| 1925 || align="right" | 52.277 || <ref name="demand" />
|-
| 1933 || align="right" | 52.640 || <ref name="demand" />
|-
| 1939 || align="right" | 53.860 || <ref name="demand" />
|}

== Politik ==
=== Landräte ===
{{Mehrspaltige Liste |breite=2 |anzahl=2 |abstand= |liste=
{{Mehrspaltige Liste |breite=2 |anzahl=2 |abstand= |liste=
* 1752–1756{{0|00}}[[Friedrich Gottfried von der Groeben]]<ref name="straubel">{{BibISBN|9783598232299}}</ref>
* 1818–1841: Friedrich Leopold von Stechow
* 1757–1777{{0|00}}[[Johann Georg von der Groeben]]<ref name="straubel" />
* 1841–1851: Graf zu Eulenburg
* 1777–1780{{0|00}}[[Friedrich Leopold von der Goltz]]<ref name="straubel" />
* 1851–1856: Ferdinand von der Trenck
* 1782–1789{{0|00}}[[Christoph Wilhelm von Boyen]]<ref name="straubel" />
* 1856–1867: [[Ehrhard von Queis]] (1804–1867)
* 1789–1806{{0|00}}[[August Leopold von der Goltz]]<ref name="straubel" />
* 1867–1885: von Queis
* 1810–1841{{0|00}}[[Friedrich Leopold von Stechow]]<ref>von Stechow war laut [https://archiv.preussische-allgemeine.de/2011/paz1211.pdf diesem Zeitungsartikel (S. 14)] schon spätestens 1810 Landrat des Kreises</ref>
* 1885–1887: [[Heinrich Maurach]] (1854–1904)
* 1841–1851{{0|00}}[[Went Botho Elimar zu Eulenburg]]
* 1887–1895: von der Trenck
* 1851–1856{{0|00}}[[Ferdinand von der Trenck]] (1803–1868)
* 1895–1912: [[Hilmar Schmidt von Schmidtseck]] (1863–1912)
* 1856–1867{{0|00}}[[Ehrhard von Queis]] (1804–1867)
* 1912–1934: [[Dodo zu Innhausen und Knyphausen (Landrat)|Dodo zu Innhausen und Knyphausen]] (1877–1967)
* 1867–1885{{0|00}}[[Ehrhard von Queis (1930)|Ehrhard von Queis]] (1830–)
* 1935–1939: Wilhelm Friedrich Schulz († 1945)
* 1885–1887{{0|00}}[[Heinrich Maurach]] (1854–1904)
* 1939–{{0}}{{0}}{{0}}{{0}}: Bourwieg (''vertretungsweise'')
* 1887–1895{{0|00}}[[Ferdinand von der Trenck]] (1841–1895)
* 1895–1912{{0|00}}[[Hilmar Schmidt von Schmidtseck]] (1863–1912)
* 1912–1934{{0|00}}[[Dodo zu Innhausen und Knyphausen (Landrat)|Dodo zu Innhausen und Knyphausen]] (1877–1967)
* 1935–1939{{0|00}}Wilhelm Friedrich Schulz († 1945)
* 1939–{{0|000000}}Bourwieg (''vertretungsweise'')
}}
}}


== Kommunalverfassung ==
=== Wahlen ===
Im [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] bildete der Kreis Rastenburg zusammen mit den Kreisen [[Kreis Gerdauen|Gerdauen]] und [[Kreis Friedland|Friedland]] den [[Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 10|Reichstagswahlkreis ''Königsberg 10'']].<ref>[https://www.digitale-sammlungen.de/index.html?c=kurzauswahl&l=de&adr=www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de Datenbank der Reichstagsabgeordneten]</ref>
Der Kreis Rastenburg gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.


=== Kommunalverfassung ===
Mit Einführung des [[Preußisches Gemeindeverfassungsgesetz|preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes]] vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Barten, Drengfurth und Rastenburg führten jetzt die Bezeichnung ''Stadt''.
Der Kreis Rastenburg gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und bis zu deren Wegfall im Jahre 1928 in Gutsbezirke. Mit Einführung des [[Preußisches Gemeindeverfassungsgesetz|preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes]] vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der [[Deutsche Gemeindeordnung|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen ''Land''gemeinden nun als ''Gemeinden'' bezeichnet wurden. Diese waren in [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirken]] zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die [[Kreisordnung (Preußen)|Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen]] vom 19. März 1881.


== Gemeinden ==
Mit Einführung der [[Deutsche Gemeindeordnung|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen ''Land''gemeinden nun als ''Gemeinden'' bezeichnet wurden. Diese waren in [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirken]] zusammengefasst.
Zum Ende seines Bestehens im Jahre 1945 gehörten zum Kreis Rastenburg drei Städte und 76 Landgemeinden:<ref name="terri">[http://www.territorial.de/ostp/rastb/rastb.htm territorial.de: Kreis Rastenburg]</ref><ref name="demand" />

{|
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die [[Kreisordnung (Preußen)|Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen]]
|valign=top |
vom 19. März 1881.
* [[Stara Różanka|Alt Rosenthal]]
* [[Babieniec|Babziens]]
* [[Banaszki|Bannaskeim]]
* [[Barciany|Barten]], Stadt
* [[Bezławki|Bäslack]]
* [[Ogródki|Baumgarten]]
* [[Siniec (Srokowo)|Blaustein]]
* [[Borszyny|Borschenen]]
* [[Poganowo|Bürgersdorf]]
* [[Drogosze|Dönhofstädt]]
* [[Srokowo|Drengfurth]], Stadt
* [[Radosze|Freudenberg]]
* [[Leśniewo (Srokowo)|Fürstenau]]
* [[Głowbity|Glaubitten]]
* [[Gudziki|Godocken]]
* [[Gałwuny|Groß Galbuhnen]]
* [[Kaskajmy|Groß Köskeim]]
* [[Biedaszki (Kętrzyn)|Groß Neuhof]]
* [[Wiklewo|Groß Winkeldorf]]
* [[Gudniki (Korsze)|Gudnick]]
|valign=top |
* [[Święta Lipka|Heiligelinde]]
* [[Jegławki|Jäglack]]
* [[Jankowice (Srokowo)|Jankenwalde]]
* [[Kałwągi|Kaltwangen]]
* [[Kąpławki|Kamplack]]
* [[Karszewo (Korsze)|Karschau]]
* [[Kemlack]]
* [[Korsze|Korschen]]
* [[Kotkowo (Kętrzyn)|Kotittlack]]
* [[Kruszewiec (Kętrzyn)|Krausendorf]]
* [[Krzemity|Kremitten]]
* [[Łabławki|Lablack]]
* [[Garbno (Korsze)|Lamgarben]]
* [[Łankiejmy|Langheim]]
* [[Łazdoje|Laxdoyen]]
* [[Kosakowo (Kętrzyn)|Marienthal]]
* [[Gęsiki|Meistersfelde]]
* [[Modgarby|Modgarben]]
* [[Muławki|Muhlack]]
* [[Nowa Różanka (Kętrzyn)|Neu Rosenthal]]
|valign=top |
* [[Nowa Wieś Kętrzyńska|Neuendorf]]
* [[Parys (Korsze)|Paaris]]
* [[Parcz|Partsch]]
* [[Pasterzewo|Pastern]]
* [[Plehnen]]
* [[Podławki|Podlacken]]
* [[Podlechy (Korsze)|Podlechen]]
* [[Pożarki|Pohiebels]]
* [[Pieckowo|Pötschendorf]]
* [[Pręgowo (Kętrzyn)|Prangenau]]
* [[Prosna (Korsze)|Prassen]]
* [[Pilec|Pülz]]
* [[Kętrzyn|Rastenburg]], Stadt
* [[Rodele|Rodehlen]]
* [[Solanka|Salzbach]]
* [[Gęsie Góry|Sansgarben]]
* [[Suchawa (Barciany)|Sausgörken]]
* [[Siemki|Scharfs]]
* [[Słępy|Schlömpen]]
* [[Kraskowo (Korsze)|Schönfließ]]
|valign=top |
* [[Sajna Wielka|Schrankheim]]
* [[Silec|Schülzen]]
* [[Czerniki|Schwarzstein]]
* [[Błogoszewo|Seeligenfeld]]
* [[Śpigiel|Spiegels]]
* [[Szczeciniak|Stettenbruch]]
* [[Suśnik|Sußnick]]
* [[Taborzec|Taberwiese]]
* [[Tołkiny|Tolksdorf]]
* [[Skierki (Barciany)|Wehlack]]
* [[Wajsznory|Weischnuren]]
* [[Grabno (Kętrzyn)|Weitzdorf]]
* [[Wandajny|Wendehnen]]
* [[Winda|Wenden]]
* [[Widryny|Widrinnen]]
* [[Wilkowo (Kętrzyn)|Wilkendorf]]
* [[Wilczyny|Wolfshagen]]
* [[Wopławki|Woplauken]]
* [[Swędrówka|Zandersdorf]]
|}
; Vor 1945 aufgelöste Gemeinden
* Adlig Rodehlen, 1894 zu Rodehlen
* [[Niedźwiedzi Kąt|Bärenwinkel]], am 30. September 1928 zu Laxdoyen
* [[Dębiany (Barciany)|Dombehnen]], am 30. September 1928 zu Rodehlen
* Drengfurth, Vorstadt, am 1. April 1938 zu Drengfurth
* [[Siniec (Srokowo)|Groß Blaustein]], am 30. September 1928 zu Blaustein
* [[Poganowo|Groß Bürgersdorf]], am 30. September 1928 zu Bürgersdorf
* [[Dłużec Wielki|Groß Langwalde]], am 30. September 1928 zu Glaubitten
* [[Sajna Wielka|Groß Schrankheim]], am 30. September 1928 zu Schrankheim
* [[Wilkowo Wielkie|Groß Wolfsdorf]], am 30. September 1928 zu Dönhofstädt
* [[Wygoda (Korsze)|Heinriettenhof]], am 30. September 1928 zu Wendehnen
* [[Kiemławki Małe|Klein Kemlack]], am 30. September 1928 zu Kemlack
* Köllmisch Rodehlen, 1894 zu Rodehlen
* [[Sątoczno|Leunenburg]], 1890 zum Gutsbezirk Prassen
* [[Stawnica (Korsze)|Oberteich]], am 30. September 1928 zu Prassen
* [[Pieszewo|Petermanns]], am 1. April 1939 zu Rodehlen
* Platlack, am 30. September 1928 zu Petersmanns
* [[Rowy (Barciany)|Rawlack]], am 1. April 1930 zu Wehlack
* [[Zawada (Sępopol)|Sawadden]], 1938 bis 1945 ''Schwaden'', am 1. Oktober 1938 zu [[Pasławki|Paßlack]], Landkreis Bartenstein (Ostpr.)
* [[Sarkajmy|Scharkeim]], am 30. September 1928 zu Kremitten
* [[Śpiglówka|Spieglowken]], am 30. September 1928 zu Spiegels
* [[Studzieniec (Korsze)|Wormen]], 1893 zum Gutsbezirk Wormen
* [[Kowalewo Małe|Wotterkeim]], am 1. April 1931 zu Langheim


== Ortsnamen ==
== Ortsnamen ==
Im Jahre 1938 wurden zahlreiche Orte in Ostpreußen aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen [[Umbenennung von Orten in Ostpreußen im Jahr 1938|umbenannt]]. Im Kreis Rastenburg sind es u.&nbsp;a.:
Im Jahre 1938 wurden zahlreiche Orte in Ostpreußen aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen [[Umbenennung von Orten in Ostpreußen im Jahr 1938|umbenannt]]:
* [[Zawada (Sępopol)|Sawadden]], ab 1938 ''Schwaden'' (1938 zum Kreis Bartenstein (Ostpr.))

* [[Wólka (Kętrzyn)|Wolka]], ab 1938 ''Spittel''.
*Sawadden: Schwaden
*[[Śpiglówka|Spieglowken]]: Spiegelswalde


== Persönlichkeiten ==
== Persönlichkeiten ==
*[[Arno Holz]]
* [[Arno Holz]]
*[[Adda von Königsegg]]
* [[Adda von Königsegg]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Gustav Neumann (Geograph)|Gustav Neumann]]: ''Geographie des Preußischen Staates''. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, [https://books.google.de/books?id=mx5fAAAAcAAJ&pg=PA15 S. 15–16, Ziffer 8.]
* [[Gustav Neumann (Geograph)|Gustav Neumann]]: ''Geographie des Preußischen Staates.'' 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, [https://books.google.de/books?id=mx5fAAAAcAAJ&pg=PA15 S. 15–16, Ziffer 8.]
* Adolf Schlott: ''Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen''. Hartung, Königsberg 1861, [https://books.google.de/books?id=IKRYAAAAcAAJ&pg=PA203 S.&nbsp;203–213.]
* Adolf Schlott: ''Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen''. Hartung, Königsberg 1861, [https://books.google.de/books?id=IKRYAAAAcAAJ&pg=PA203 S.&nbsp;203–213.]
* Preußisches Finanzministerium: ''Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg'': Berlin 1966, [https://books.google.de/books?id=peonAAAAYAAJ&pg=RA13-PA1 Kreis Rastenburg, S. 1–35.]
* Preußisches Finanzministerium: ''Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg'': Berlin 1966, [https://books.google.de/books?id=peonAAAAYAAJ&pg=RA13-PA1 Kreis Rastenburg, S. 1–35.]
* Rudolf Grenz (Kreisgemeinschaft Rastenburg): ''Der Kreis Rastenburg''. Marburg 1976
* Rudolf Grenz (Kreisgemeinschaft Rastenburg): ''Der Kreis Rastenburg''. Marburg 1976
* [[Leopold Krug (Ökonom)|Leopold Krug]]: ''Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt''. Teil 1: ''Provinz Ostpreußen'', Berlin 1833, [http://books.google.de/books?id=dMwAAAAAcAAJ&pg=PA417 S. 417–478].
* [[Leopold Krug (Ökonom)|Leopold Krug]]: ''Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt''. Teil 1: ''Provinz Ostpreußen'', Berlin 1833, [http://books.google.de/books?id=dMwAAAAAcAAJ&pg=PA417 S. 417–478.]
* Königliches Statistisches Bureau: ''Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt''. Berlin 1874, [https://books.google.de/books?id=sYlgAAAAcAAJ&pg=PA68 S. 68–77.]
* {{Verwaltungsgeschichte.de|pfad=rastenburg.html|name=Ostpreußen – Landkreis Rastenburg}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.ordensland.de/Rastenburg/rastenburg.html Aktuelle Bilder der Stadt Rastenburg im ehemaligen Ostpreußen]
* [http://www.ordensland.de/Rastenburg/rastenburg.html Aktuelle Bilder der Stadt Rastenburg im ehemaligen Ostpreußen]
* {{Verwaltungsgeschichte.de|pfad=rastenburg.html|name=Landkreis Rastenburg (poln. Ketrzyn)}}
* [http://www.territorial.de/ostp/rastb/landkrs.htm Landkreis Rastenburg] Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website [http://www.territorial.de/ territorial.de] (Rolf Jehke), Stand 6. Juli 2013.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 23. Juli 2023, 18:30 Uhr

Der Kreis Rastenburg in den Grenzen von 1819 bis 1945

Der Kreis Rastenburg war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand von 1818 bis 1945. Seine Kreisstadt war die Stadt Rastenburg. Bereits von 1752 bis 1818 hatte es in Ostpreußen einen Kreis Rastenburg gegeben, der allerdings ein deutlich größeres Gebiet umfasste.[1]

Königreich Preußen

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Der Kreis Rastenburg in den Grenzen von 1752 bis 1818

1752 führte Preußen eine Kreisreform durch, bei der aus den Hauptämtern Bartenstein, Rastenburg, Barten sowie dem Erbamt Gerdauen der landrätliche Kreis Rastenburg gebildet wurde und eine Fläche von ca. 2340 km² umfasste.[2][3][4]

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen ein wesentlich kleinerer Kreis Rastenburg geschaffen.

Schloss Langheim um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Dieser umfasste zunächst die Kirchspiele Bartenstein, Bäslack, Falkenau, Gallingen, Groß Schwansfeld, Gudnick, Lamgarben, Langheim, Leunenburg, Paaris, Rastenburg, Schönfließ-Tolksdorf, Schwarzstein und Wenden.

Am 1. April 1819 wurden die Kreisgrenzen noch einmal korrigiert. Die Kirchspiele Barten, Drengfurth und Groß Wolfsdorf wechselten aus dem neuen Kreis Gerdauen in den Kreis Rastenburg und die Kirchspiele Bartenstein, Falkenau, Gallingen und Groß Schwansfeld wechselten aus dem Kreis Rastenburg in den neuen Kreis Friedland.[5] Das Landratsamt war in Rastenburg.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Ehemaliges Landratsamt in Rastenburg, heute Verwaltungssitz von Landkreis und Landgemeinde

Norddeutscher Bund und Deutsches Reich

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Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Rastenburg am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Rastenburg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Um 1933 hatte der Kreis Rastenburg bei einer Gesamtfläche von 871 Quadratkilometern rund 52.360 Einwohner.[6] Zum 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Sawadden bzw. Schwaden aus dem Kreis Rastenburg in die Gemeinde Paßlack des Kreises Bartenstein eingegliedert.

Ab September 1940 wurde unweit von Rastenburg im Görlitzer Forst nahe dem kleinen Ort Görlitz unter höchster Geheimhaltung das Führerhauptquartier Wolfsschanze, während der Vorbereitung des Krieges im Osten, angelegt. Etwa 13 km nordöstlich befand sich in Mauerwald (Mamerki) am Mauersee das Oberkommando des Heeres.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Januar 1945 von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde der Kreis Rastenburg von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Bewohner des Kreisgebiets nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Kreis Rastenburg vertrieben.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1800 71.281 [7]
1818 27.112 [8]
1846 38.002 [9]
1871 42.497 [10]
1890 43.330 [11]
1900 46.142 [11]
1910 47.197 [11]
1925 52.277 [11]
1933 52.640 [11]
1939 53.860 [11]

Im Deutschen Kaiserreich bildete der Kreis Rastenburg zusammen mit den Kreisen Gerdauen und Friedland den Reichstagswahlkreis Königsberg 10.[14]

Kommunalverfassung

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Der Kreis Rastenburg gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und bis zu deren Wegfall im Jahre 1928 in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Zum Ende seines Bestehens im Jahre 1945 gehörten zum Kreis Rastenburg drei Städte und 76 Landgemeinden:[5][11]

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

Im Jahre 1938 wurden zahlreiche Orte in Ostpreußen aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen umbenannt:

  • Sawadden, ab 1938 Schwaden (1938 zum Kreis Bartenstein (Ostpr.))
  • Wolka, ab 1938 Spittel.

Persönlichkeiten

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  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 15–16, Ziffer 8.
  • Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 203–213.
  • Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Rastenburg, S. 1–35.
  • Rudolf Grenz (Kreisgemeinschaft Rastenburg): Der Kreis Rastenburg. Marburg 1976
  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 417–478.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 68–77.
  • Michael Rademacher: Ostpreußen – Landkreis Rastenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Commons: Kreis Rastenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karte der ostpreußischen Kreiseinteilung von 1752 bis 1818
  2. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 320.
  3. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 31 (google.de).
  4. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810 (google.de).
  5. a b territorial.de: Kreis Rastenburg
  6. Der Große Brockhaus. 15. Auflage. 15. Band, Leipzig 1933, S. 390.
  7. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810 (google.de).
  8. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
  9. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 304 (Digitalisat).
  10. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871
  11. a b c d e f g Michael Rademacher: Rastenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. a b c d e Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  13. von Stechow war laut diesem Zeitungsartikel (S. 14) schon spätestens 1810 Landrat des Kreises
  14. Datenbank der Reichstagsabgeordneten