„Götz Berger“ – Versionsunterschied

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Berger studierte Jura in Berlin und [[Freiburg im Breisgau|Freiburg i. Br.]] und wurde 1929 zum Dr.&nbsp;jur. promoviert. 1923 trat er einer Kommunistischen Studentengruppe, 1925 dem [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|KJVD]] und 1927 der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] bei. 1931 wurde er Sozius in der Anwaltskanzlei von [[Hilde Benjamin]] im [[Bezirk Wedding]].<ref name="Brentzel 1">Marianne Brentzel: ''Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989.'' 1997, S. 43.</ref> Seine kommunistische Aktivität, insbesondere sein Engagement für die [[Rote Hilfe Deutschlands|Rote Hilfe]]<ref name=www>{{WWW-DDR|217|Berger, Götz|Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs}}</ref>, führte 1933 zum Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft. Auf Seiten der Internationalen Brigaden war er 1936–1939 im [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgerkrieg]] als Dolmetscher aktiv. Er wurde gefangengenommen und in [[Argelès-sur-Mer]], [[Camp de Gurs]] und [[Le Vernet (Internierungslager)|Le Vernet]] interniert.<ref name=w>Konrad Weiß: ''Träumt von morgen.'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', Nr. 107, vom 10. Mai 1997, S. B4 (''Berliner Seiten'').</ref>
Berger studierte Jura in Berlin und [[Freiburg im Breisgau|Freiburg i. Br.]] und wurde 1929 zum Dr.&nbsp;jur. promoviert. 1923 trat er einer Kommunistischen Studentengruppe, 1925 dem [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|KJVD]] und 1927 der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] bei. 1931 wurde er Sozius in der Anwaltskanzlei von [[Hilde Benjamin]] im [[Bezirk Wedding]].<ref name="Brentzel 1">Marianne Brentzel: ''Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989.'' 1997, S. 43.</ref> Seine kommunistische Aktivität, insbesondere sein Engagement für die [[Rote Hilfe Deutschlands|Rote Hilfe]]<ref name=www>{{WWW-DDR|217|Berger, Götz|Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs}}</ref>, führte 1933 zum Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft. Auf Seiten der Internationalen Brigaden war er 1936–1939 im [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgerkrieg]] als Dolmetscher aktiv. Er wurde gefangengenommen und in [[Argelès-sur-Mer]], [[Camp de Gurs]] und [[Le Vernet (Internierungslager)|Le Vernet]] interniert.<ref name=w>Konrad Weiß: ''Träumt von morgen.'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', Nr. 107, vom 10. Mai 1997, S. B4 (''Berliner Seiten'').</ref>


Später wurde Berger mit einer Gruppe von etwa 30 Mann [[Französisch-Nordafrika im Zweiten Weltkrieg|nach Französisch-Nordafrika]] (heute Algerien) gebracht. Hier wurde er von britischen Truppen befreit. Im April 1943 trat er einem britischen Pioniercorps bei. Als die Briten Ende 1943 den Interbrigadisten die Möglichkeit gaben, in ein Land ihrer Wahl zu emigrieren, beantragte Berger die Emigration in die [[Sowjetunion]]. Berger und 27 andere Spanienkämpfer trafen am 29. Dezember 1943 nach
Später wurde Berger mit einer Gruppe von etwa 30 Mann [[Französisch-Nordafrika im Zweiten Weltkrieg|nach Französisch-Nordafrika]] (heute Algerien) gebracht. Hier wurde er von britischen Truppen befreit. Im April 1943 trat er dem [[Royal Pioneer Corps]] bei.<ref>zu Hintergründen siehe Peter Leighton-Langer: ''X steht für unbekannt. Deutsche und Österreicher in den britischen Streitkräften im Zweiten Weltkrieg''. Berlin Verlag (1999), ISBN 978-3870618650.</ref>
Als die Briten Ende 1943 den Interbrigadisten die Möglichkeit gaben, in ein Land ihrer Wahl zu emigrieren, beantragte Berger die Emigration in die [[Sowjetunion]]. Berger und 27 andere Spanienkämpfer trafen am 29. Dezember 1943 nach
einer abenteuerlichen Schiffsreise in [[Krasnowodsk]] ein. Nach Verhören durch den [[NKWD]] wies man ihm eine Fabrikarbeit in [[Turkmenien]] zu. Nach Kriegsende schrieb Berger an die Leitung des [[Nationalkomitee Freies Deutschland]] in Moskau, namentlich an [[Erich Weinert]] und [[Wilhelm Pieck]], und bat darum, seine Heimkehr zu ermöglichen. Monate später erhielt er einen Passierschein für eine Reise nach Moskau; dort erhielt er schließlich die erforderlichen Papiere für die Reise nach Berlin.<ref>Marcus Mollnau: [http://www.neue-justiz.nomos.de/fileadmin/neue-justiz/doc/NJ_05_02.pdf Götz Berger – ein streitbarer Jurist]. In: [[Neue Justiz]] 2/2005, S. 55.</ref>
einer abenteuerlichen Schiffsreise in [[Krasnowodsk]] ein. Nach Verhören durch den [[NKWD]] wies man ihm eine Fabrikarbeit in [[Turkmenien]] zu. Nach Kriegsende schrieb Berger an die Leitung des [[Nationalkomitee Freies Deutschland]] in Moskau, namentlich an [[Erich Weinert]] und [[Wilhelm Pieck]], und bat darum, seine Heimkehr zu ermöglichen. Monate später erhielt er einen Passierschein für eine Reise nach Moskau; dort erhielt er schließlich die erforderlichen Papiere für die Reise nach Berlin.<ref>Marcus Mollnau: [http://www.neue-justiz.nomos.de/fileadmin/neue-justiz/doc/NJ_05_02.pdf Götz Berger – ein streitbarer Jurist]. In: [[Neue Justiz]] 2/2005, S. 55.</ref>


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* Marcus Mollnau: [http://www.neue-justiz.nomos.de/fileadmin/neue-justiz/doc/NJ_05_02.pdf#page=15 Götz Berger – ein streitbarer Jurist]. In: [[Neue Justiz]] 2/2005, S. 55–58.
* Marcus Mollnau: [http://www.neue-justiz.nomos.de/fileadmin/neue-justiz/doc/NJ_05_02.pdf#page=15 Götz Berger – ein streitbarer Jurist]. In: [[Neue Justiz]] 2/2005, S. 55–58.


== Einzelnachweise ==
== Fußnoten ==
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Version vom 9. Mai 2016, 09:32 Uhr

Götz Berger (* 26. Januar 1905 in Berlin; † 6. März 1996 in Frankfurt (Oder)[1]) war ein deutscher Jurist. Als langjähriger kommunistischer Aktivist übernahm er zunächst hochrangige Posten in der DDR, geriet dann aber als Kritiker der Justiz, insbesondere als Verteidiger Robert Havemanns, mit der SED-Diktatur in Konflikt.

Berger studierte Jura in Berlin und Freiburg i. Br. und wurde 1929 zum Dr. jur. promoviert. 1923 trat er einer Kommunistischen Studentengruppe, 1925 dem KJVD und 1927 der KPD bei. 1931 wurde er Sozius in der Anwaltskanzlei von Hilde Benjamin im Bezirk Wedding.[2] Seine kommunistische Aktivität, insbesondere sein Engagement für die Rote Hilfe[3], führte 1933 zum Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft. Auf Seiten der Internationalen Brigaden war er 1936–1939 im spanischen Bürgerkrieg als Dolmetscher aktiv. Er wurde gefangengenommen und in Argelès-sur-Mer, Camp de Gurs und Le Vernet interniert.[4]

Später wurde Berger mit einer Gruppe von etwa 30 Mann nach Französisch-Nordafrika (heute Algerien) gebracht. Hier wurde er von britischen Truppen befreit. Im April 1943 trat er dem Royal Pioneer Corps bei.[5] Als die Briten Ende 1943 den Interbrigadisten die Möglichkeit gaben, in ein Land ihrer Wahl zu emigrieren, beantragte Berger die Emigration in die Sowjetunion. Berger und 27 andere Spanienkämpfer trafen am 29. Dezember 1943 nach einer abenteuerlichen Schiffsreise in Krasnowodsk ein. Nach Verhören durch den NKWD wies man ihm eine Fabrikarbeit in Turkmenien zu. Nach Kriegsende schrieb Berger an die Leitung des Nationalkomitee Freies Deutschland in Moskau, namentlich an Erich Weinert und Wilhelm Pieck, und bat darum, seine Heimkehr zu ermöglichen. Monate später erhielt er einen Passierschein für eine Reise nach Moskau; dort erhielt er schließlich die erforderlichen Papiere für die Reise nach Berlin.[6]

Beim Aufbau der DDR war er Abteilungsleiter für Justizfragen im Zentralkomitee der SED. Er wurde Dozent an der Deutschen Verwaltungsakademie in Forst Zinna.[3] Für kurze Zeit war er Sekretär der Vereinigung Demokratischer Juristen. Von 1951 bis 1957 war er Oberrichter in Berlin. 1959 war er im Sekretariat Ulbrichts beim ZK der SED aktiv.[3] Kurt Müller beschuldigte Berger, ihn 1950 im Auftrag Erich Mielkes in die DDR gelockt zu haben, wo er (Müller) verhaftet und 1953 zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde.[4]

Ab 1958 arbeitete Berger als Rechtsanwalt in Berlin. Er war Verteidiger Robert Havemanns und 1968 von dessen Söhnen. Als Berger gegen die Verurteilung Havemanns zu Hausarrest Berufung einlegte und gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns in einem Brief, den er persönlich seiner Partei, der SED, überbrachte, protestierte,[7] wurde ihm am 1. Dezember 1976 auf Beschluss des Ministers für Justiz der DDR und unter entscheidender Mitwirkung des Stellvertreters des Ministers, Staatssekretär Dr. Herbert Kern[8], die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen.[9][10] Überdies wurde ein Parteiverfahren gegen Berger eingeleitet und er mit einer Rüge gemaßregelt, was mit einem Veröffentlichungsverbot einherging.[11] Die Verteidigung Havemanns wurde später von Gregor Gysi übernommen. Nach der Wende wurde Berger rehabilitiert und war Zeuge im Verfahren gegen die Richter und Staatsanwälte, die Havemann verfolgt hatten. Nachdem er seine Zeugenaussage getätigt hatte, verstarb Berger, als 91-Jähriger, noch im Gerichtsgebäude.[12]

1965 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze[13] und 1975 in Silber.[14]

Literatur

Fußnoten

  1. Karin Flothmann: Havemanns Anwalt. In: die tageszeitung, vom 9. März 1996, S. 12.
  2. Marianne Brentzel: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989. 1997, S. 43.
  3. a b c Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs: Berger, Götz. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  4. a b Konrad Weiß: Träumt von morgen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 107, vom 10. Mai 1997, S. B4 (Berliner Seiten).
  5. zu Hintergründen siehe Peter Leighton-Langer: X steht für unbekannt. Deutsche und Österreicher in den britischen Streitkräften im Zweiten Weltkrieg. Berlin Verlag (1999), ISBN 978-3870618650.
  6. Marcus Mollnau: Götz Berger – ein streitbarer Jurist. In: Neue Justiz 2/2005, S. 55.
  7. NZ-Gespräch mit Dr. jur. Götz Berger in "Neue Zeit" vom 13. Dezember 1989
  8. Neue Zeit vom 13. Dezember 1989, S. 3
  9. Marianne Brentzel: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902–1989. 1997, S. 341–342.
  10. Mechthild Küpper: Havemanns Juristen wissen, was Rechtsbeugung bedeutet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 123 von 27. Mai 2000, S. 3
  11. Neue Zeit vom 13. Dezember 1989, S. 6 (Fortsetzung des NZ-Gesprächs)
  12. Mechthild Küpper: Blumen für die Angeklagten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 38, von 15. Februar 2000, S. BS1 (Berliner Seiten).
  13. Neues Deutschland, 25. März 1965, S. 2.
  14. Berliner Zeitung, 1. Mai 1975, S. 4