„Huff-Duff“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Yayan (Diskussion | Beiträge)
 
(46 dazwischenliegende Versionen von 33 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:HMS Belfast - Huff Duff.jpg|mini|250px|„Huff-duff“ Funkpeilgerät auf dem Museumsschiff [[HMS Belfast (C35)|HMS ''Belfast'']]]]
'''Huff-Duff''' ist ein Funkpeilgerät, welches im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eingesetzt wurde. Der Name leitet sich ab von der Abkürzung HFDF für High-Frequency Direction Finding, deutsch: Kurzwellenpeilung. Das Gerät wurde von den beiden französischen Ingenieuren [[Maurice Deloraine]] und [[Henri Busignies]] entwickelt. Sie begannen ihre Arbeit daran in Paris und beendeten sie, nach ihrer Emigration, in den [[USA]].
'''Huff-Duff''' ist ein [[Funkpeilung|Funkpeilgerät]], das im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] vor allem von der [[Royal Navy]] zum Aufspüren von deutschen [[U-Boot]]en eingesetzt wurde, wenn diese Funksprüche absetzten. Der Name leitet sich ab von der Abkürzung HF/DF für ''High-Frequency Direction Finding'', deutsch: Kurzwellenpeilung. Das Gerät wurde von den französischen Ingenieuren [[Maurice Deloraine]] und [[Henri Busignies]] entwickelt. Sie begannen die Entwicklung in Paris und beendeten sie nach ihrer Emigration in die [[Vereinigte Staaten|USA]].

== Funktionsweise ==
Mittels einer Richtantenne wurde ein feindlicher Funksender angepeilt. Die entsprechende Ausrichtung der Antenne wurde notiert und weitergegeben. Durch mehrere, räumlich getrennte Antennen konnte mittels [[Triangulation (Messtechnik)|Dreieckspeilung]] die Position des gegnerischen Senders recht präzise bestimmt werden.


== Einsatz auf alliierter Seite ==
== Einsatz auf alliierter Seite ==
Dieses Peilgerät wurde im Zweiten Weltkrieg ab etwa 1941 auf zahlreichen Schiffen der [[Alliierte]]n eingesetzt. Ab 1943 wurde es auf sämtlichen Schiffen der Alliierten eingebaut.
Dieses Peilgerät wurde im Zweiten Weltkrieg ab etwa 1941 auf zahlreichen Schiffen der [[Alliierte]]n eingesetzt. Ab 1943 wurde es auf sämtlichen Schiffen der Alliierten eingebaut, außerdem in Küstenstationen.


== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
In den Anfangsjahren des zweiten Weltkrieges erzielten die deutschen [[U-Boot]]e teils erhebliche Erfolge. Kurz vor ihren Angriffen auf die alliierten Konvois waren die Boote darauf angewiesen, sich jeweils per Funk untereinander abzustimmen, um unter den Konvois den größtmöglichen Schaden erzielen zu können. Die Funksprüche wurden dabei möglichst kurz gehalten um eine herkömmliche, manuelle Funkpeilung zu verhindern.
In den Anfangsjahren des Zweiten Weltkriegs erzielten die deutschen [[U-Boot]]e teils erhebliche Erfolge. Die [[Rudeltaktik]] sah vor, dass ein U-Boot nach Sichtung eines Geleitzugs Fühlung hielt und dessen Position an andere Boote durchgab. Boote in der Nähe versuchten dann, sich dem Geleitzug ebenfalls zu nähern. Der Angriff erfolgte später in der Gruppe, häufig bei Nacht. Durch die vom Rudel gebildeten [[Rudeltaktik#Weiteres Vorgehen|Suchstreifen]] wurde es möglich, mit wenigen Booten einen großen Seeraum zu überwachen.


== Auswirkungen ==
== Auswirkungen ==
Anfangs wurden die Geräte hauptsächlich von Land eingesetzt, um U-Boote aufgrund ihrer Funksprüche einzupeilen. Auf diese Weise konnten alliierte Konvois um bekannte Standpunkte deutscher U-Boote herumdirigiert werden. Ab 1942 wurde das ''Huff-Duff'' auch auf den alliierten Geleitschiffen eingebaut. Dies ermöglichte eine wesentlich genauere Positionsbestimmung der deutschen U-Boote. Sobald das verfolgende U-Boot einen Funkspruch absetzte, konnte es geortet und vom Konvoi abgedrängt oder versenkt werden. Diese Technik wurde unter anderem mit Radarortung gegen aufgetauchte und mit [[Anti Submarine Detection Investigation Committee|ASDIC]] gegen getauchte Boote kombiniert.
Das Huff-Duff wurde auf den alliierten Zerstörern eingebaut. Wenn diese als Begleitschutz die Konvois begleiteten, ermöglichte es die automatische Funkpeilung der deutschen U-Boote. Das wichtige Überraschungsmoment für deren Angriffe ging verloren. Vielmehr konnten die alliierten Zerstörer nun gezielt die bis dahin quasi unsichtbaren U-Boote angreifen und versenken.


== Literatur ==
== Literatur ==


* {{Literatur
* Arthur O. Bauer: ''Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945''. Selbstverlag, Diemen Niederlande 1997. ISBN 3-00-002142-6
|Autor=[[Arthur O. Bauer]], [[Ralph Erskine (Kryptologe)|Ralph Erskine]], Klaus Herold

|Titel=Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945
[[Kategorie:Militärtechnik]]
|TitelErg=Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U-Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben
|Verlag=Liebich Funk
|Ort=Rheinberg
|Datum=1997
|ISBN=3-00-002142-6
|Kommentar=Augenzeugenberichten von Alfred T. Collett, Oliver Nelson, Derekek Wellman, die deutsche Übersetzung aus dem niederländischen Original wurde vom Verfasser autorisiert, Erstausgabe im Selbstverlag Arthur O. Bauer, Diemen NL 1997
|Übersetzer=Heinz Lissok}}
** {{Internetquelle |autor=Arthur O. Bauer |url=https://aobauer.home.xs4all.nl/HFDF1998.pdf |titel=HF/DF An Allied Weapon against German U-Boats 1939–1945 |abruf=2016-10-25 |format=PDF; 327 kB |kommentar=englisch: a paper on the technology and practice of the HF/DF systems used by the Royal Navy against U-Boats in World War II}}
* {{Literatur
|Autor=Kathleen Broome Williams
|Titel=Secret Weapon: U.S. High-Frequency Direction Finding in the Battle of the Atlantic
|Verlag=Naval Institute Press
|Ort=Annapolis MD
|Datum=1996
|ISBN=1-55750-935-2
|Sprache=en}}
* {{Literatur
|Autor=Patrick Beesly
|Titel=Very Special Intelligence
|TitelErg=The Story of the Admiralty’s Operational Intelligence Center in World War II
|Verlag=Chatham
|Ort=London
|Datum=2006
|ISBN=978-1-86176-277-1
|Sprache=en
|Kommentar=W. J. R. Gardner (introduction), Ralph Erskine (afterword)}}
* {{Literatur
|Autor=J. A. Biyd, D. B. Harris, D. D. King, H. W. Welch, Jr.
|Hrsg=University of Michigan. Institute of Science and Technology, United States. Army. Signal Corps.; et al
|Titel=Electronic Countermeasures
|TitelErg=Prepared for the Institute of Science and Technology of the University of Michigan for the US Army Signal Corps.
|Verlag=Peninsula Publishing
|Ort=Los Altos CA
|Datum=1978
|ISBN=0-932146-00-7
|Sprache=en}}


[[en:Huff-Duff]]
[[Kategorie:Deckname]]
[[Kategorie:Militärtechnik (Zweiter Weltkrieg)]]
[[sv:Huff-Duff]]
[[Kategorie:Seekrieg im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:U-Jagd]]
[[Kategorie:Geschichte der Funktechnik]]
[[Kategorie:Wissenschaft und Technologie im Zweiten Weltkrieg]]

Aktuelle Version vom 25. Dezember 2022, 19:12 Uhr

„Huff-duff“ Funkpeilgerät auf dem Museumsschiff HMS Belfast

Huff-Duff ist ein Funkpeilgerät, das im Zweiten Weltkrieg vor allem von der Royal Navy zum Aufspüren von deutschen U-Booten eingesetzt wurde, wenn diese Funksprüche absetzten. Der Name leitet sich ab von der Abkürzung HF/DF für High-Frequency Direction Finding, deutsch: Kurzwellenpeilung. Das Gerät wurde von den französischen Ingenieuren Maurice Deloraine und Henri Busignies entwickelt. Sie begannen die Entwicklung in Paris und beendeten sie nach ihrer Emigration in die USA.

Mittels einer Richtantenne wurde ein feindlicher Funksender angepeilt. Die entsprechende Ausrichtung der Antenne wurde notiert und weitergegeben. Durch mehrere, räumlich getrennte Antennen konnte mittels Dreieckspeilung die Position des gegnerischen Senders recht präzise bestimmt werden.

Einsatz auf alliierter Seite

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Peilgerät wurde im Zweiten Weltkrieg ab etwa 1941 auf zahlreichen Schiffen der Alliierten eingesetzt. Ab 1943 wurde es auf sämtlichen Schiffen der Alliierten eingebaut, außerdem in Küstenstationen.

In den Anfangsjahren des Zweiten Weltkriegs erzielten die deutschen U-Boote teils erhebliche Erfolge. Die Rudeltaktik sah vor, dass ein U-Boot nach Sichtung eines Geleitzugs Fühlung hielt und dessen Position an andere Boote durchgab. Boote in der Nähe versuchten dann, sich dem Geleitzug ebenfalls zu nähern. Der Angriff erfolgte später in der Gruppe, häufig bei Nacht. Durch die vom Rudel gebildeten Suchstreifen wurde es möglich, mit wenigen Booten einen großen Seeraum zu überwachen.

Anfangs wurden die Geräte hauptsächlich von Land eingesetzt, um U-Boote aufgrund ihrer Funksprüche einzupeilen. Auf diese Weise konnten alliierte Konvois um bekannte Standpunkte deutscher U-Boote herumdirigiert werden. Ab 1942 wurde das Huff-Duff auch auf den alliierten Geleitschiffen eingebaut. Dies ermöglichte eine wesentlich genauere Positionsbestimmung der deutschen U-Boote. Sobald das verfolgende U-Boot einen Funkspruch absetzte, konnte es geortet und vom Konvoi abgedrängt oder versenkt werden. Diese Technik wurde unter anderem mit Radarortung gegen aufgetauchte und mit ASDIC gegen getauchte Boote kombiniert.

  • Arthur O. Bauer, Ralph Erskine, Klaus Herold: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U-Boote zum Ausgang der „Schlacht im Atlantik“ beigetragen haben. Liebich Funk, Rheinberg 1997, ISBN 3-00-002142-6 (Augenzeugenberichten von Alfred T. Collett, Oliver Nelson, Derekek Wellman, die deutsche Übersetzung aus dem niederländischen Original wurde vom Verfasser autorisiert, Erstausgabe im Selbstverlag Arthur O. Bauer, Diemen NL 1997).
  • Kathleen Broome Williams: Secret Weapon: U.S. High-Frequency Direction Finding in the Battle of the Atlantic. Naval Institute Press, Annapolis MD 1996, ISBN 1-55750-935-2 (englisch).
  • Patrick Beesly: Very Special Intelligence. The Story of the Admiralty’s Operational Intelligence Center in World War II. Chatham, London 2006, ISBN 978-1-86176-277-1 (englisch, W. J. R. Gardner (introduction), Ralph Erskine (afterword)).
  • J. A. Biyd, D. B. Harris, D. D. King, H. W. Welch, Jr.: Electronic Countermeasures. Prepared for the Institute of Science and Technology of the University of Michigan for the US Army Signal Corps. Hrsg.: University of Michigan. Institute of Science and Technology, United States. Army. Signal Corps.; et al. Peninsula Publishing, Los Altos CA 1978, ISBN 0-932146-00-7 (englisch).